Ein Werkzeug ist nicht alles,... aber ohne Werkzeug ist Enterprise Architecture Management unrealistisch ein Erfahrungsbericht der SBB. Berner Architektentreffen 16.11.2007 Bernhard Rytz, Leiter IT Architekturmanagement mit Unterstützung von Ugur Asuroglu, Gina Faccio, Silke Adam, Nicolas Perna bernhard.rytz@sbb.ch SBB IT-AQ-EA Bernhard Rytz 2007 1
Inhalt Ausgangslage Enterprise Architecture Management bei SBB EA DB - Ziele und Aufbau Anforderungen, Werkzeug-Evaluation Metamodelldefinition und Ersterfassung EA DB - heute Publikationen, Inhaltlicher Stand Bewirtschaftung / Nachführung / Qualitätssicherung Nutzung Fazit und Ausblick was haben wir erreicht? lessons learned? welche Erweiterungen sind geplant? SBB IT-AQ-EA Bernhard Rytz 2007 2
Das Unternehmen SBB Die SBB ein komplexes Dienstleistungsunternehmen. Rund 28 000 engagierte und kompetente Mitarbeitende sorgen dafür, dass pro Tag 8 000 9 000 Züge mit rund 860 000 Reisende tagtäglich sicher und komfortabel an ihr Ziel gelangen. Dazu transportiert die SBB auf ihrem Netz von 3000 km Länge pro Tag rund 220 000 Tonnen Güter. SBB IT-AQ-EA Bernhard Rytz 2007 3
Weitere Zunahme der Verkehrsdichte......bei gleicher oder besserer Zuverlässigkeit bedeutet eine grosse Herausforderung. Verkehrsdichte: Tägliche Zugkilometer pro Kilometer Geleise 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 SBB JR ÖBB DB FS SNCF Train_km 2000 Train_km 2002 Train_km 2005 SBB IT-AQ-EA Bernhard Rytz 2007 4
Wo steht die Informatiklandschaft der SBB? Ausschnitt Anwendungslandschaft einer Division 1000 Anwendungen starker Einzelprojektfokus: 1 Bedarf = 1 Projekt = 1 neue Anwendung Stärken Technologiekatalog (ABC-Liste) wurde gemanaged In gewissen Bereichen wurde projektübergreifend koordiniert (SAP, MCS,...) Schwächen grosse Datenredundanzen erhebliche Funktionsredundanzen viele unsystematische Schnittstellen end-to-end Service Levels z.t. fragwürdig mässiger Dokumentationsstand viele Abhängigkeiten sind unbekannt SBB IT-AQ-EA Bernhard Rytz 2007 5
Inhalt Ausgangslage Enterprise Architecture Management bei SBB EA DB - Ziele und Aufbau Anforderungen, Werkzeug-Evaluation Metamodelldefinition und Ersterfassung EA DB - heute Publikationen, Inhaltlicher Stand Bewirtschaftung / Nachführung / Qualitätssicherung Nutzung Fazit und Ausblick was haben wir erreicht? lessons learned? welche Erweiterungen sind geplant? SBB IT-AQ-EA Bernhard Rytz 2007 6
Was ist Enterprise Architecture Management (EA) bei der SBB? EA unterstützt den Kunden, das Account Management und die Builder in der Projektbildung: vom IT-Bedarf zum richtigen Projekt (Ziele, Scope, Architekturprinzipien) Kunde (Demand) Alle EA Aufgaben stützen sich auf ein gemeinsames konsistentes Modell in der EA Datenbank (SW- Kartographie) Das Vorgabenportal gibt systematischen Zugriff auf die gültigen Vorgaben SBB IT (Supply) Account Management Projekte bilden Projekt Management Operations Management EA Bebauungspläne erstellen IT-Lösungen definieren Beraten & informieren Kartographie nachführen Vorgaben durchsetzen Vorgaben entwickeln EA Datenbank Vorgabenportal SBB IT-AQ-EA Bernhard Rytz 2007 7
Die Projektbildung als Schlüssel zur Reduktion der Komplexität der Anwendungslandschaft Vorher 1 Bedarf = 1 Projekt = 1 neue Anwendung Komplexität explodiert Mit EA Wiederverwendung von Anwendungen Konsolidierungen / Ablösungen Komplexität besser im Griff Bedarfe Projekte Anwendungen Bedarfe Projekte Anwendungen N X Wiederverwendung N Erweiterung N N N N X Ablösung als Projektauftrag X Projekte fusionieren SBB IT-AQ-EA Bernhard Rytz 2007 8
Bei welchen konkreten Fragen hilft uns die EA Datenbank? Abhängigkeitsanalysen Welche Anwendungen laufen aktuell auf <WAS 6>? Anwendung <X> muss ablöst oder modifiziert werden: welche Organisationseinheiten sind davon betroffen? welche Schnittstellen und Umsysteme sind betroffen? Welchen Einfluss kann ein Ausfall der Anwendung <X> auf die Anwendung <Y> haben (SLA)? Schwachstellenanalysen und Bebauungspläne Welche Systeme sind im Bereich <Rollmaterialbewirtschaftung> im Einsatz? Welche funktionalen oder datenmässigen Überlappungen gibt es? Für welche Anwendungen besteht aus fachlicher oder technischer Sicht Handlungsbedarf? Wie sehen wir die zukünftige Informatiklandschaft im Bereich <Instandhaltung>? Bedarfs- und Projektkontext Ein neuer IT-Bedarf <elektronische Trassenbestellung> wird gemeldet: Soll eine neue Anwendung gebaut oder kann dieser Bedarf in eine bestehende Anwendung integriert werden? Gibt es andere Bedarfe (Synergien) in diesem Umfeld? Eine neues Projekt wird lanciert: Wir benötigen Daten zum <aktuellen Zugstandort>. Werden diese schon in einem bestehenden System gehalten? Über welche Schnittstellen sind sie zugänglich? Wir benötigen eine Funktion <Fahrzeitrechnung>. Ist diese schon in einem bestehendem System implementiert? Gibt es andere Projekte, mit welchen eine Abstimmung nötig ist? Welche Anwendungen, Schnittstellen, Technologien sind wann von diesem Projekt betroffen (Erstellung, Modifikation, Ablösung)? SBB IT-AQ-EA Bernhard Rytz 2007 9
Inhalt Ausgangslage Enterprise Architecture Management bei SBB EA DB - Ziele und Aufbau Anforderungen, Werkzeug-Evaluation Metamodelldefinition und Ersterfassung EA DB - heute Publikationen, Inhaltlicher Stand Bewirtschaftung / Nachführung / Qualitätssicherung Nutzung Fazit und Ausblick was haben wir erreicht? lessons learned? welche Erweiterungen sind geplant? SBB IT-AQ-EA Bernhard Rytz 2007 10
Anforderungen an EA DB EA DB muss 3 Grundziele erfüllen Pflege: effiziente, konsistente Erfassung und Nachführung stark verknüpfter Daten Auswertung: Statistiken, Abhängigkeitsanalyse Kommunikation (für ganzen Konzern): Graphische, textuelle und tabellarische Darstellung, volle Navigierbarkeit, Freitextsuche Datenvolumen: 10 000e Objekte, 100 000 Verknüpfungen, täglich 100 changes wir brauchen ein Werkzeug mit echter Datenbank und Kopplung zwischen graphische Darstellungen und Datenhaltung. Visio oder Excel alleine sind zu limitiert. Weitere Ziele Grösste Flexibilität in der Modellierung und Darstellung/Publikation, um in kurzen Iterationen lernen zu können und Kundenbedürfnisse abdecken zu können. Optisch ansprechende Darstellungen Integriertes Werkzeug Usability (für späteren Einsatz durch Geschäftsbereiche) SBB IT-AQ-EA Bernhard Rytz 2007 11
EA DB - Ziele und Abgrenzung Ziele EA DB basiert in erster Linie auf Aggregation und Verknüpfungen Beschränkung auf Daten des EA Kerngeschäfts (= Steuerung der Umbauten am Gesamtsystem) EA DB Vermeidung von unkontrollierten Redundanzen Pointers/Links auf bestehende Daten Definition Datenmaster + Nachführungsprozesse Daten zu Projekten (Portfolio) Geschäftsprozessdefinitionen Daten aus dem Betrieb Daten zu Produkten/Anwendungen Geschäft SBB SBB IT-AQ-EA Bernhard Rytz 2007 12
Vorgehen und Termine (aus dem Projektantrag) Tool- Setup 1: Bestandsaufnahme + Top50 2: Groberfassung 3: Detailerfassung + Nachführungsprozess 10 Wochen 10 Wochen 12 Wochen 1.10.06 15.12.06 28.02.07 30.05.07 Kont. Verbesserung Hauptinhalt Metamodell definiert Tool konfiguriert und Teamintern einsetzbar bestehende Daten (EAM- I, P-IT Audit) übernehmen erste Visualisierung definiert und implementiert Publikation Intranet Alle Datenquellen und Stakeholder bekannt 80% der Business- Anwendungen sind grob erfasst die Detailerfassung ist lanciert der Nachführprozess ist definiert und lanciert Verknüpfung SDB geklärt regelmässige Publikation Intranet Betriebsorganisation für Tool steht 95% der Business- Anwendungen sind grob erfasst 25% der Business- Anwendungen sind detailliert erfasst Nachführprozesse etabliert, Nachführschnittstellen implementiert Metamodell erweitert (Komponenten, Releases) Kennzahlen/Statistiken SBB IT-AQ-EA Bernhard Rytz 2007 13
EA Metamodell (vereinfachte) Toplevel Struktur SBB IT-AQ-EA Bernhard Rytz 2007 14
Einsatzszenario des Werkzeugs Datenmodifikationen laufen über die EA Organisation Benutzermengen Lesen 1000 Benutzer (50 concurrent) Nachführen/Auswerten 20 10 Admin 3 1 Intranet EA Organisation EA- Tool Publikation Datenbank Auswertung Datenpflege Import/Export SBB IT-AQ-EA Bernhard Rytz 2007 15
Vorgehen Werkzeugevaluation Wichtigste Grundlagen Studie TUM eigene Erfahrung mit Corporate Modeller (Casewise) und handgestrickten grafischen Publikationen Vorgehen 1. Festlegen Kriterienkatalog (eigene Gewichtung der TUM Kriterien) 2. Shortlist aufgrund der Kriterien (3 Produkte) 3. Definition Proof-of-Concept (PoC) Migration eines Subset der bestehenden Daten Beschreibung von 30 für uns relevanten Szenarien/Testfällen Live-Vorführung der Szenarien auf den migrierten Daten 4. Durchführung der PoCs mit 3 Produkten (2-3 Tage, 1-2 Berater des Herstellers) 5. Entscheid basierend auf Resultaten PoC, Kompatibilität SBB Architekturrichtlinien und finanziellem Angebot SBB IT-AQ-EA Bernhard Rytz 2007 16
Screenshots MEGA (www.mega.com) SBB IT-AQ-EA Bernhard Rytz 2007 17
Darstellungstypen SBB IT-AQ-EA Bernhard Rytz 2007 18
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Stand SW-Kartographie Wöchentliche Publikation Statistik EA DB > 1000 Anwendungen > 1700 Schnittstellen > 250 Technologien > 400 Prozesse > 700 Organisationen > 900 Personen Statistik Publikation > 14000 Hits pro Monat > 500 Grafiken > 6000 HTML Seiten 8 Reports ~ 200 MB Demo SBB IT-AQ-EA Bernhard Rytz 2007 20
Die Nachführung der EA Datenbank ist ein kritischer Faktor und muss im daily business integriert sein. Wissensträger Betrieber Service Manager ergänzen Modell Änderungen / Ergänzungen 3 Application Manager Abnahmecheck 7 Gemeinsamer Eingangscheck freigeben 8 4 einpflegen Modell-Auszug (Draft) Modell- Auszug 6 5 2 1 EA DB generieren EA SBB IT-AQ-EA Bernhard Rytz 2007 23
Gemeinsames Arbeiten am Repository Tool-Mechanismen Explizite Transaktionen Detailliertes Change-Log auf jeder Entität Syntaktische / Semantische Einheitlichkeit Metamodell- Definition Diverse Leitfäden SBB IT-AQ-EA Bernhard Rytz 2007 24
Qualitätssicherung selber definierte Modellierungsregeln Verletzungen werden direkt angezeigt periodisch durchgeführte Reports mit ToDo -Listen... Check Rule VII: A Person linked to an Application has no role defined... Check Rule IX: The Ownership of an Applicaton is exactly one Organisation Unit... SBB IT-AQ-EA Bernhard Rytz 2007 25
Inhalt Ausgangslage Enterprise Architecture Management bei SBB EA DB Ziele und Aufbau Anforderungen, Werkzeug-Evaluation Metamodelldefinition und Ersterfassung EA DB heute Publikationen, Inhaltlicher Stand Bewirtschaftung / Nachführung / Qualitätssicherung Nutzung Fazit und Ausblick was haben wir erreicht? lessons learned? welche Erweiterungen sind geplant? SBB IT-AQ-EA Bernhard Rytz 2007 26
Lessons Learned Falsche Erwartungen... Alle Wissensträger können (und sollen) direkt im Werkzeug erfassen Es ist wohl allen klar, was eine Anwendung (ein Geschäftsprozess,...) ist wir sollten keine Zeit mit Definitionen verschwenden Da alle von der Sinnhaftigkeit überzeugt sind, wird die Nachführung spontan erfolgen Alles was man weiss, sollten wir im Modell ablegen können Sobald wir das big picture haben, werden uns Erkenntnisse wie Schuppen von den Augen fallen... Was geholfen hat... wir nehmen nur Infos auf, für welche die Nachführung sichergestellt ist Viel kommunizieren früh publizieren - dazu stehen, dass nicht alles stimmt - Feedback suchen Rasch korrigieren und wieder publizieren (1/Woche) SBB IT-AQ-EA Bernhard Rytz 2007 27
Ausblick - für 2008 geplante Erweiterungen Technologie vertiefen (Versionen, Referenzarchitekturen, Deploymentaspekte) Bebauungspläne & Roadmaps (zeitliche Veränderung, Varianten) Geschäftsseite (Demand): Geschäftsprozessmodellierung Daten / Datennutzung A B C D A B E D A B E F D X Z X+ Z X++ Z Y P2 P1 Y P2 P1 P2 SBB IT-AQ-EA Bernhard Rytz 2007 28
Zusammenfassung Die EA Datenbank hat dem Architekturmanagement bei der SBB nicht nur inhaltlich geholfen, sondern ist auch attraktives Aushängeschild. Ohne Werkzeugunterstützung wäre die EA Datenbank nicht denkbar. Auch das beste Werkzeug nimmt einem bestenfalls 5% der Arbeit für ein effektives Architekturmanagement ab. EA Bebauungspläne erstellen IT-Lösungen definieren Beraten & informieren Kartographie nachführen Vorgaben entwickeln Vorgaben durchsetzen EA Datenbank EA Tool (MEGA) Vorgabenportal SBB IT-AQ-EA Bernhard Rytz 2007 29
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Fragen? ArchitektIn bei SBB. Interessiert? SBB IT-AQ-EA Bernhard Rytz 2007 30