Seite 1 von 5 Dipl.-Ing. (FH) Patrick Wortner Stv. Leiter Nachhaltigkeit, Zertifizierungs- und Überwachungsstelle, ift Rosenheim Dipl.-Ing. (FH) Florian Stich Projektingenieur Zertifizierungs- & Überwachungsstelle Fenster und Türen für nachhaltige Gebäude Was tun wenn in Ausschreibungen Nachweise und Kennwerte für nachhaltige Gebäude gefordert werden Um dem Ziel einer nachhaltigen Bauwirtschaft näherzukommen, wurden verschiedene Bewertungssysteme für nachhaltiges Bauen entwickelt, die unter dem Dachverband des World-GBC (GBC-Green Building Council) gebündelt werden und nachhaltiges Bauen international fördern. Die wichtigsten anerkannten Bewertungssysteme sind international LEED, BREEAM sowie BNB- und DGNB-System in Deutschland. Weltweit gibt es eine Vielzahl weitere Zertifizierungssysteme. Allen Systemen ist gemeinsam, dass neben ökologischen Betrachtungen weitere Kriterien und Anforderungen definiert werden, die einen Einfluss auf die Nachhaltigkeit der Gebäude haben. Auf Basis einer Bewertung wird dann ein Zertifikat für das Bauwerk vergeben. Bild 1 Zertifizierte Gebäude in Europa Sanierung und Neubau ( Quelle: Europäische Nachhaltigkeitsstatistik Mai 2012 RICS The Royal Institution of Chartered Surveyors Frankfurt am Main, www.ricseurope.eu/de)
Seite 2 von 5 Die Zertifizierung von Gebäuden wird aus Imagegründen, aus Überzeugung aber immer stärker auch aus wirtschaftlichen Gründen durchgeführt, weil durch die Betrachtung des gesamten Lebenszyklus die tatsächlichen Gesamtkosten transparent werden. Eine Nachhaltigkeitszertifizierung steigert zudem den Immobilienwert. Bauherren können damit besser entscheiden, welche Mehrkosten sich beim Bauen und Renovieren schnell rechnen. Fenster, Fassaden und Türen haben dabei einen erheblichen Einfluss auf die Nutzungsqualität, denn nachhaltige Gebäude sollen nicht nur energieeffizient und ökologisch sein, sondern das Wohnen auch sozialer, gesünder und komfortabler machen. Außerdem gilt es, den Ressourcenverbrauch über alle Nutzungsphasen zu minimieren, also für die Herstellung der Bauprodukte, das Baustadium, die Nutzung bis zum Rückbau. Doch welche Kenndaten und Informationen braucht der Bauherr, der Architekt oder der Auditor für die unterschiedlichen Zertifizierungssysteme? Mit dieser Frage sind auch Hersteller von Bauelementen konfrontiert, wenn die Daten im Rahmen einer Ausschreibung gefordert werden. Je nach Zertifizierungssystem sind deutlich mehr Daten gefordert, die nicht in einer Umweltproduktdeklaration enthalten sind; beim DGNB-System sind dies über 60 Kriterien. Oft haben die verwendeten Bauelemente einen großen Einfluss auf das gesamte Gebäude, beispielsweise wenn es um die Barrierefreiheit geht und Türen ohne Schwellen und mit niedrigen Bedienkräften punkten können. Hersteller, die sich auskennen, können mit Kompetenz überzeugen und Planer und Bauherr bei der Wahl ihrer Produkte behilflich sein. Tabelle 1 Vergleich von gängigen Zertifizierungssystemen in Deutschland
Seite 3 von 5 Produktbewertung Gerade bei der Gebäudehülle sind die Einflüsse auf die Nutzungsphase für den Bauherren und auch den Gebäudezertifizierer wesentlich bedeutsamer, beispielsweise wenn es um die Abschätzung der Energie- oder Reinigungskosten geht. Architekten, Planer und Gebäudezertifizierer fordern deshalb vom Bauprodukthersteller neben einer Umweltproduktdeklaration mit den Pflichtangaben zu den Umweltwirkungen auch Nachweise und Kenndaten für weitere Kriterien, beispielsweise zum Wärme-/Schallschutz, zur Barrierefreiheit oder zu Wartungsintervallen. So werden im BNB-/DGNB-System Angaben zur Barrierefreiheit verlangt. Im Kriteriensteckbrief 3.2.1 Barrierefreiheit heißt es Ein Gebäude, das nicht grundsätzlich barrierefrei zugänglich ist..., ist von der Nachhaltigkeitsbewertung auszuschließen. Deshalb werden schwellenlose und automatisch betriebene Türen einen besonders hohen Stellenwert erhalten. Bild 2 Einfluss einzelner Kriterien auf das gesamte Gebäude am Beispiel der Barrierfreiheit Auch bei LEED werden besondere Informationen und Angaben gefordert, beispielsweise zur Light Pollution Reduction, bei der die Belastung der natürlichen Nachtdunkelheit durch künstliche Beleuchtung von Gebäuden, Garagen oder Wegebeleuchtung bewertet wird.
Seite 4 von 5 Bild 3 Übersicht von Fenster relevanten Kriterien nach BNB-System Damit Bauherren und Investoren die Vorteile einer höheren Produktqualität und besserer technischer Werte erkennen und nachhaltigkeitsrelevante Kriterien einfacher bewerten können, hat das ift Rosenheim einen Kompass zur Produktbewertung entwickelt. Die notwendigen Kennwerte und Nachweise orientieren sich an den Anforderungen des jeweiligen Gebäudebewertungssystems. Basis sind die Bewertungskriterien der jeweiligen Gebäudezertifizierungssysteme (BNB/BREEAM/DGNB/LEED). Hierbei werden die Kriterien identifiziert und beschrieben, die durch die Bauprodukte unmittelbar beeinflusst werden können und einen Beitrag zum Ergebnis der Gebäudezertifizierung leisten können. Die Beschreibung der Qualitäten erfolgt in Form eines Kenndatenblatts. Die notwendigen Daten lassen sich in der Regel aus den Angaben der CE-Kennzeichnung oder einem ift- Produktpass entnehmen, so dass hier keine weiteren Prüfungen notwendig sind. Durch eine Orientierung an den jeweiligen Kriteriensteckbriefen der Gebäudebewertungssysteme (BNB/BREEAM/DGNB/LEED) werden mit den Kenndatenblättern die notwendigen Informationen an die Gebäudezertifizierer (Auditoren) geliefert, die die Informationen unmittelbar für die Gebäudebewertung verwenden können.
Seite 5 von 5 Bild 4 ift-kennblatt für Kriterien nach DGNB Das Konformitätszertifikat des ift Rosenheim ist eine objektive und akzeptierte Bestätigung, dass der Hersteller von Bauprodukten, die für den Gebäudezertifizierer notwendigen Angaben macht. Diese werden als ift-kenndatenblätter für die jeweiligen Gebäude- Zertifizierungssysteme ausgestellt. Mit dem Konformitätszertifikat können die Bauprodukthersteller ihre Produkte mit allen notwendigen Nachweisen für die Gebäudezertifizierungssysteme ausstatten und so auch von der großen Akzeptanz und Glaubwürdigkeit der ift- Zertifikate bei Planern, Architekten und Genehmigungsbehörden profitieren. Bild 5 ift-kompass Produktbewertung DGNB