Anosmie. Von Finja Kollorz & Kim Gaida WS 18/19

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Transkript:

Anosmie Von Finja Kollorz & Kim Gaida WS 18/19

Übersicht Allgemein Aufbau Riechepithel Reizweiterleitung Ursachen Diagnostik Konsequenzen/Bedeutung Therapie

Allgemeines

Allgemeines

Anosmie bezeichnet das Fehlen des Geruchsinns oder den Verlust des Geruchsinns

ca. 5% der Bevölkerung leiden an Anosmie Ab dem 50. Lebensjahr : 25 % der Bevölkerung In Deutschland mehr als 79.000 Patienten jährlich behandelt (Stand 2000)

Olfaktorische Wahrnehmung Olfaktorische System = Geruchsreize Nasal-trigeminale System = chemische Reize Gustatorische System = Geschmacksreize Sinneszellen des Geruchs mit spezifischen Geruchsrezeptoren ausgestattet

Olfaktorische Wahrnehmung Olfaktorische System = Geruchsreize Nasal-trigeminale System = chemische Reize Gustatorische System = Geschmacksreize

Rezeptionszone in der Nase etwa 2 5 cm² groß olfaktorische Gebiet auf die Schleimhaut beschränkt die Riechschleimhaut (Regio olfactoria) Spezialisierte Sinneszellen/Riechzellen 20-30 Millionen mit etwa 400 Rezeptoren Chemische Strukturmerkmale zur Erkennung Mensch: 100.000 versch. Gerüche

Geruchswahrnehmung Duftstoffmoleküle müssen Kriterien erfüllen Wahrnehmungsschwelle : Konzentration ab der ein Duft bemerkt wird (zw. 10 7 und 10 14 Moleküle/ml Luft) Erkennungsschwelle : (10 x höher) ab der ein Duft identifiziert werden kann

Olfaktorische Wahrnehmung Olfaktorische System = Geruchsreize Nasal-trigeminale System = chemische Reize Gustatorische System = Geschmacksreize

Sinnesreizwahrnehmung über Trigeminus- Nerv Schmerz, Temperatur und Berührung Empfindung irrititativer Eigenschaften brennend, scharf, beißend etc. An Wahrnehmung von Gerüchen beteiligt: trigeminal vermittelte Empfindung

trigeminale System kann Reize lokalisieren Olfaktorische Reize bei geringer Konzentration als trigeminale Reize wahrgenommen Verbindung von olfaktorischem und trigeminalen System anatomisch, physiologisch

Aufbau Riechschleimhaut

Kontinuierliche Schicht von Sinnesepithelzellen Bei Erwachsenen zunehmend von nicht-olfaktorischen respiratorischen Epithelzellen durchsetzt mit zunehmendem Alter Verlust der Riechfunktion olfaktorischen Rezeptorneuronen = bipolare Nervenzellen, Axone im Bulbus olfactorius (vordere Gehirnbasis) Einzelne Riechzelle trägt am Ende 20 Zilien 20 fache Vergrößerung der Oberfläche

Zilien von proteinhaltiger Schicht umgeben Schleim von Bowman-Drüsen produziert Ionengehalt des Schleims wichtig für Signaltransduktion

Auf Zellmembran der Zilien befinden sich olfaktorischen Rezeptoren, an welche die Duftstoffe binden. Menschliches Genom: 400 Gensequenzen für Rezeptoren olfaktorischen Rezeptoren Klasse der G-Proteingekoppelten Rezeptoren bestehend aus 7 Transmembrandomänen mit einer Bindungsstelle für Duftstoffe Bindungsstelle nicht selektiv unterschiedliche Affinitäten

Reizweiterleitung Mensch riecht Duft Glomerulus aktiviert Mischung aus Düften mehrere Glomeruli aktiviert reproduzierbare, komplexe Aktivierungsmuster Axone gebündelt Fila olfactoria durch Löcher der Lamina cribrosa zum Bulbus olfactoris In Glomeruli synaptische Umschaltung auf Dendriten der Mitral- und Büschelzellen

Axone der Mitral- und Büschelzellen bilden den Tractus olfactorius Im orbitofrontalen und insulären Cortex entsteht die Geruchswahrnehmung direkte Umschaltung auf den Cortex, Umgehung des Thalamus = Besonderheit des olfaktorischen Systems

Unterteilung Quantitativ : Hyperosmie Normosmie Hyposmie Anosmie Funktionelle Anosmie Partielle Anosmie

Unterteilung Qualitativ: Paraosmie (Euosmie &Kakosmie) Phantosmie Pseudomie

Ursachen Unterscheidung : sinunasal und nicht-sinunasal verursachte Riechstörungen

Sinunasale Störung Folge einer Erkrankung der Nase oder der Nasennebenhöhlen Veränderung im oberen Respirationstrakt Olfaktorische System primär nicht betroffen

Sinunasale Störung Schwellung der Nasenschleimhaut Anatomische Verlegung Entzündliche Schädigung (Virusinfektionen) Allergien

Nicht-sinunasale Störung = Störung im olfaktorischen oder nasaltrigeminalen System :

Nervus olfaktorius = 1. Hirnnerv = Geruchsnerv

Oder nervus trigeminus = 5.Hirnnerv

nicht-sinunasale Störung Schädigung des olfaktorischen Systems Postinfektiöse Ursache Posttraumatische Ursache Toxische Ursache Idiopathische Ursache Angeboren

Ursachen Beispiele Schädel-Hirn-Traumata: Axone der Rezeptorneurone reißen ab Quetschungen und Blutungen im orbitifrontalen Cortex Meist dauerhafte Riechstörung Narbenbildung; kein Anschluss für neue Axone

Virale Infekte: Schädigung Rezeptorneurone durch Toxine Immunreaktion Verzögerte Parosmien; Verbesserung nach ca. 6 Monaten

Neurodegenerative Krankheiten Morbus Alzheimer, Morbus Parkinson Zentraler Nervenzelluntergang Funktionale Störung des Cortex

Intoxikationen: Pestizide, Herbizide, Zigarettenrauch etc. Abhängig von Konzentration und Dauer der Aussetzung

Diagnostik Sehr unerforschter Bereich wenige diagnostische Methoden Anamnese: auslösende Ereignisse, Dauer der Erkrankung, Begleitsymptome, Ess-,Trink-,Rauchverhalten, Unfälle, Operationen HNO ärztliche Untersuchung

Diagnostik Orthonasal : Screening-Tests mit Duftstiften Cross-Cultural smell identification test (CCSIT)

Diagnostik Retronasal : Geruchswahrnehmung beim Essen, Schlucken, Gurgeln Schmeckpulvertest

Diagnostik Elektrophysiologische Untersuchung anhand Olfaktometer

Diagnostik MRT : Volumen des Bulbus olfactoris Biopsien der Riechschleimhaut

Konsequenzen / Bedeutung Riechsinn sehr unterschätzt daher: oft erst spät/zu spät erkannt Geruchssinn wirkt sich positiv auf Wohlbefinden aus

Verdorbenen Speisen werden nicht erkannt Fehl- oder Unterernährung Berufseinschränkung : Koch, Parfümeur, Chemiker Fehlender Warnung vor Brandrauch Unsicherheit im Alltag Depressionen

Therapie Olfaktorische Rezeptorneurone sind lebenslang regenerationsfähig selbstständige Heilung in Wochen/Monaten Operationen Riechtraining Medikamente

Quellen https://www.biologie-seite.de/biologie/anosmie https://de.wikipedia.org/wiki/parosmie https://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=2&ved=2ahukewjfrsxksivfahwfqhuihclwa cuqfjabegqibrac&url=https%3a%2f%2fwww.uniklinikum-dresden.de%2fde%2fdas-klinikum%2fklinikenpolikliniken-institute%2fhno%2fforschung%2finterdisziplinaeres-zentrum-fuer-riechen-undschmecken%2fdownloads%2fdoktorarbeiten%2fbettina_gewald_2015.pdf&usg=aovvaw0cgilpuk8_okiqgsidqy h5 https://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=1&ved=2ahukewjvgc6dsyvfahv- RBUIHfhCBI0QFjAAegQIChAC&url=https%3A%2F%2Fwww.uniklinikum-dresden.de%2Fde%2Fdasklinikum%2Fkliniken-polikliniken-institute%2Fhno%2Fforschung%2Finterdisziplinaeres-zentrum-fuer-riechen-undschmecken%2Fdownloads%2Fdownloads%2Friech-und-schmeckstoerungen.pdf&usg=AOvVaw23BWyg- 58509i30ZkQIpyX https://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=2&ved=2ahukewimjjpep5xfahvjb1akhuw4 B2AQFjABegQICRAC&url=https%3A%2F%2Fwww.uniklinikum-dresden.de%2Fde%2Fdas-klinikum%2Fklinikenpolikliniken-institute%2Fhno%2Fforschung%2Finterdisziplinaeres-zentrum-fuer-riechen-undschmecken%2Fdownloads%2Fdoktorarbeiten%2FAndrea_Karoline_Rissom_2011.pdf&usg=AOvVaw3B12e9rv4qoz aski09y8f3 https://www.pharmazeutische-zeitung.de/ausgabe-312008/wenn-die-nase-irrt/