Kreative Lösungen für Leerstand Veranstaltung in der Sparkasse 9. Juli 2018 Meine sehr geehrten Damen und Herren, verehrte Referenten des heutigen Abends, verehrte Gäste ich darf Sie alle herzlich zu unserer Veranstaltung Zwischennutzung als Chance für Leerstände begrüßen. Die Stadt Bayreuth hat sich in den vergangenen Jahren in vielen Bereichen positiv entwickelt. Nur als Stichworte seien genannt: seit dem Jahr 2012 ist die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze von rund 42.700 auf inzwischen rund 47.500 gestiegen, in der Kinder- und Familienfreundlichkeit macht die Stadt deutliche Fortschritte und erreicht in Rankings zum Thema Lebensqualität oder Dynamik gute bis hervorragende Platzierung, entgegen aller Prognosen steigen die Einwohnerzahlen, inzwischen liegen wir bei rund 74.700 Einwohnern, die Touristenzahlen steigen, spätestens seit der Wiedereröffnung des Markgräflichen Opernhauses ist dies auch deutlich im Stadtbild zu bemerken. Dies wird sich unter anderem positiv auf Einzelhandel und Gastronomie auswirken, aber wir müssen wie fast alle Kommunen und da macht es keinen Unterschied, ob es sich um große, mittlerer oder kleinere Städte handelt fast alle Kommunen unseres Landes müssen sich mit dem Thema Leerstände auseinandersetzen.
Die Ursachen hierfür sind unterschiedlich, als Stichworte seien genannt: geändertes Einkaufsverhalten, Beispiel immer mehr Einkauf im Internet, Nachteile kleinerer Unternehmen im Einkauf, neue oder andere Anforderungen an den Zuschnitt von Flächen, Sanierungsbedarf der vorhandenen Bausubstanz, Konzentrationsprozesse im Einzelhandel, fehlende Nachfolger und vieles andere mehr. Jeder dieser Punkte kann zu Leerstand führen und für das Erlebnis Innenstadt wie auch für Aufenthaltsqualität in einer Stadt ist jeder Leerstand problematisch. Mit unserer Veranstaltung heute wollen wir zum einen Ansätze aufzeigen, was möglich ist, um Leerstände beispielsweise über Zwischenlösungen attraktiver zu machen und wir wollen auch Fördermöglichkeiten informieren. Wir befinden uns ja hier in einem sehr prominenten Leerstand in unmittelbarer Nähe zum Weltkulturerbe Opernhaus. Das Haus eigentlich sind es drei miteinander verbundene Häuser- hat eine lange und reiche Geschichte, war bereits vor dem Jahr 1684 im Besitz der fränkischen Adelsfamilie Schützen von Laineck, bis Markgraf Christian Ernst das Anwesen erwarb und anschließend seinem Nachfolger Markgraf Georg Wilhelm überließ. Die Fassade ist sogar älter als das benachbarte Opernhaus. Nach dem Tod des Markgrafen ging das Gebäude an den Oberstallmeister von Korff. Bis 1968 die Kreissparkasse Bayreuth das Gebäude erwarb, hatte es 13 verschiedene Besitzer. Die beiden Gebäude Opernstraße 8 und 10 erwarb die Sparkasse in den 1990er Jahren.
Der Umbau damals erfolgte unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes. Vorne im Eingang hinter der Toreinfahrt, sind noch das Original-Kopfsteinpflaster sowie die Treppe und die Steinfassade erhalten. Der Amboss (Hinweis: links oben vom Rednerpult zu sehen) zeugt noch heute davon, dass sich hier einmal die alte Schmiede befand. Die Pferde wurden zum Beschlag durch das Tor in die Schmiede geführt. Ein gut gepflegtes Haus, in bester Lage in einer dynamischen Stadt und doch ist es alles andere als einfach für ein solches Haus eine neue Nutzung zu finden. Im Frühjahr dieses Jahres hatten wir eine Zwischennutzung eines Teils der Räumlichkeiten durch die Dreharbeiten für den Tatort, für das Drehteam war es der ideale Standort, mitten in der Innenstadt und mit ausreichend Parkplätzen direkt hinter dem Haus. Was wir aber anstreben ist eine dauerhafte Lösung und hier bietet sich gastronomische Nutzung an. Geplant sind die Aufteilung in zwei gastronomische Einrichtungen, die Sparkasse führt hier intensive Gespräche mit Mietinteressenten, ich bitte um Verständnis, dass über Namen und detaillierte Konzepte erst gesprochen werden kann, wenn die entsprechenden Verträge unterschrieben sind. Was die Zeitschiene angeht, hoffen wir, dass die Verhandlungen dazu führen, dass nach den Sommerferien mit den erforderlichen Innenumbauarbeiten begonnen werden kann. Was weitere Leerstände in der Innenstadt angeht, ist anzumerken, dass zunächst einmal eine Fluktuation grundsätzlich nichts Ungewöhnliches ist und in den Hauptgeschäftslagen am Markt sich in der Regel schnell neue Nutzer aus Handel oder Gastronomie finden. Schwieriger ist es, etwas weiter weg vom Markt.
In der Richard-Wagner-Straße beispielsweise, hat es schon eine erhebliche Zeit gedauert, bis eine Lösung für das ehemalige C & A- Haus gefunden worden ist, obwohl hier seit der Ansiedlung der Stadtbibliothek ein wirklicher Frequenzbringer vorhanden ist. Die Stadtbibliothek in einem ehemaligen Modehaus und ein B&B Hotel in den Obergeschossen und Einzelhandelsflächen im Erdgeschoß im ehemaligen C & A sind Beispiele für neue Nutzungen. Doch solche Lösungen sind Einzellösungen und kein Rezept für einen Leerstand in einer der Seitengassen oder in einer unserer Passagen. Es ist übrigens auch keine ideale Lösung, wenn in jeder Einzelhandelsfläche im Erdgeschosse Wohnungen entstehen. Eine zentrale Wohnung ist zweifellos immer attraktiv, aber historische Seitenstraßen, die keine Angebote beispielsweise in den Bereichen Gastronomie, Handel oder Kultur haben, solche Seitenstraßen verlieren schrittweise Frequenz und gehen dem Erlebnis einer lebendigen Innenstadt mit Handel, mit Gastronomie oder Kultur schrittweise, aber auf Dauer verloren. Dies zu verhindern, ist Ziel verschiedener Maßnahmen und Angebote von Stadtplanung, Städtebauförderung, Wirtschaftsförderung und der Bayreuth Marketing und Tourismus GmbH, mit denen Einzelhändler und Hauseigentümer unterstützt werden sollen. Dazu gehören unter anderem: Seitengassenbeschilderung, um auf Geschäfte und Einrichtungen in den Nebenlagen aufmerksam zumachen Geförderte Storechecks für die Einzelhändler in der Sophienstraße Förderfibel für Hauseigentümerin Sanierungsgebieten Veranstaltungen wie die Fashion Show auch in den Seitenstraßen
Auch Zwischennutzung gab es in Bayreuth, so beispielsweise die Aktion Kunst Füllt Leere oder Zwischennutzungen zur Festspielzeit wie auch während der Landesgartenschau, es gab Nutzungen von Schaufenstern oder Ausstellungsräumen durch Künstler oder Handwerker, es gab eine Pop-Up Bar in der Eysserhauspassage und Lebkuchenverkauf in der Markgrafenbuchhandlung. Natürlich geht Zwischennutzung nur wenn die Eigentümer hierzu bereit sind und die jeweilige Zwischennutzung mit tragen. Oft besteht ja die Sorge, dass ausgerechnet dann, wenn ein Zwischennutzer da ist, ein eventuell dauerhafter Mieter vor der Tür steht und genau in diesem Moment ist dann die Fläche von einem Zwischennutzer blockiert. Zudem sind Haftungs- und Versicherungsfragen zu klären. Auch über diese Themen und Fragen möchten wir heute informieren und diskutieren. Ich wünsche gute Gespräche und neue Erkenntnisse sowie einen interessanten Abend. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.