astrid schobert Diabetes im Griff in 12 Wochen Das Selbsthilfeprogramm Schritt für Schritt zum Ziel



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Transkript:

astrid schobert Diabetes im Griff in 12 Wochen Das Selbsthilfeprogramm Schritt für Schritt zum Ziel

2 Inhalt 6 Vorwort 9 Bevor Sie starten wichtig zu wissen 10 Wie Sie mit diesem Buch Ihren Diabetes in den Griff bekommen 11 Was passiert in den nächsten zwölf Wochen? 15 Ihr 12-Wochen-Plan 16 1. Woche: Was Sie über Diabetes wissen sollten 16 Diabetes ist nicht gleich Diabetes 27 So kommen Sie Ihrem Diabetes auf die Spur 30 Ihre Aufgaben für diese Woche 31 Rezepte 32 2. Woche: Warum Diabetes Typ 2 Ihre Gesundheit bedroht 32 Wie das Insulin Ihre Fettzellen mästet 34 Folgeerkrankungen sind tückisch 35 Das Metabolische Syndrom ein tödliches Quartett 44 Ihre Aufgaben für diese Woche 45 Rezepte 46 3. Woche: Übergewicht abbauen bei Diabetes 46 Wann müssen Sie abnehmen? 50 Warum sich Übergewicht überhaupt entwickelt 53 Was bewirkt eine Gewichtsabnahme bei Diabetes? 54 Ihre Aufgaben für diese Woche 55 Rezepte 56 4. Woche: Abnehmen, aber ohne zu hungern 56 Vergessen Sie radikale Diäten 60 Kleine Tricks, die Ihnen beim Abnehmen helfen 70 Ihre Aufgaben für diese Woche 71 Rezepte

Inhalt 3 72 5. Woche: Wie viel Eiweiß braucht Ihr Körper? 72 Welche Aufgaben hat Eiweiß? 73 Zu viel Eiweiß kann den Nieren schaden 76 Beeinflusst Eiweiß den Blutzuckerspiegel? 77 So schützen Sie sich vor Übersäuerung 79 Ihre Aufgaben für diese Woche 80 Rezepte 81 6. Woche: Gibt es gute und böse Kohlenhydrate? 81 Wie Kohlenhydrate auf Ihren Blutzucker wirken 89 Ist Zucker für Diabetiker verboten? 94 Ihre Aufgaben für diese Woche 95 Rezepte 96 7. Woche: Was macht Ballaststoffe für Diabetiker so wertvoll? 96 Die Vorteile von Ballaststoffen 99 Ballaststoffreiche Ernährung leicht gemacht 104 Ihre Aufgaben für diese Woche 105 Rezepte 106 8. Woche: 5 am Tag Obst und Gemüse 107 Das steckt wirklich in Obst und Gemüse 108 Antioxidantien für Diabetiker besonders kostbar 111 So steigern Sie Ihren Verzehr von Obst und Gemüse 112 So leicht schaffen Sie fünf Portionen 114 Ihre Aufgaben für diese Woche 114 Rezepte 116 9. Woche: Fette hier zählt Klasse statt Masse 116 Auch Diabetiker brauchen Fett 117 So greifen Sie in die guten Fetttöpfchen 125 Spüren Sie versteckte Fette auf 130 Ihre Aufgaben für diese Woche 131 Rezepte

4 Inhalt 132 10. Woche: Die idealen Getränke für Diabetiker 132 So löschen Sie Ihren Durst 136 Richtiges Trinken beim Sport 137 Welche Rolle spielen Kaffee und Tee? 140 Ein Gläschen in Ehren? 141 Trainieren Sie das Trinken 143 Ihre Aufgaben für diese Woche 144 Rezepte 145 11. Woche: Das beste Medikament für Diabetiker heißt Bewegung! 145 Körperliche Bewegung ist ein Schlüssel zur Gesundheit 147 Welche Dosis Bewegung brauchen Sie als Diabetiker? 153 Passen Sie gut auf Ihre Füße auf 156 Ihre Aufgaben für diese Woche 157 Rezepte 158 12. Woche: Befreien Sie Ihren Körper von Stresshormonen 158 Was Stress in Ihrem Körper auslöst 161 So werden Sie Stresshormone los 164 Ihre Aufgaben für diese Woche 165 Rezepte 166 Wichtige Adressen 167 Register

16 Ihr 12-Wochen-Plan 1. Woche Was Sie über Diabetes wissen sollten Diabetes mellitus heißt wörtlich übersetzt honigsüßer Durchfluss. Diabetes mellitus das heißt wörtlich übersetzt honigsüßer Durchfluss und steht für die ursprüngliche Diagnosemethode der Krankheit. Wollte ein Arzt im Altertum Diabetes nachweisen, so musste er wohl oder übel den Urin seines Patienten verkosten. Denn der Urin eines unbehandelten Diabetikers enthält Zucker und schmeckt daher süß. Bei hohen Zuckerwerten müssen die Patienten häufig urinieren, was für den Begriff Durchfluss steht. Diabetes ist nicht gleich Diabetes Rund 10 Prozent der Bevölkerung der Deutschen leiden an Diabetes. Wenn Sie an Diabetes erkrankt sind, haben Sie bei der Diagnose einen krankhaft erhöhten Blutzuckerspiegel. Entweder fehlt Ihrem Körper das Hormon Insulin, oder Ihre Körperzellen sind gegen das Hormon regelrecht abgestumpft (Insulinresistenz). In beiden Fällen kann der Zucker aus Ihrer Nahrung nicht mehr in die Körperzellen eingeschleust werden. Stattdessen kreist er als gelöster Zucker in Ihrem Blut. Das klingt zunächst ganz harmlos, hat aber enorme Auswirkungen auf Ihre Gesundheit. Ist der Blutzuckerspiegel zeitweise oder dauerhaft erhöht, kann dies Ihre Nerven oder die kleinen und großen Blutgefäße (Mikroangiopathie und Makroangiopathie) schädigen, was zu den gefürchteten Spätschäden der Zuckererkrankung führen kann. In Deutschland leiden rund zehn Prozent der Bevölkerung an Diabetes. Die Dunkelziffer ist enorm hoch, denn viele Menschen wissen gar nicht, dass sie von der Erkrankung betroffen sind. Es gibt verschiedene Arten von Diabetes: Diabetes mellitus Typ 1 Diabetes mellitus Typ 2 Schwangerschaftsdiabetes

1. Woche 17 Jeder Mensch hat Zucker im Blut Der Zucker Glukose (Traubenzucker) ist die zentrale Energiequelle für jede einzelne Zelle in Ihrem Körper. Es ist also lebensnotwendig, dass sich genügend Zucker in Ihrem Blut befindet, der mit Hilfe des Hormons Insulin auf die Körperzellen verteilt wird. Bei Diabetikern liegt hier eine Verwertungsstörung vor: Die Glukose kann nicht mehr in die Körperzellen eingeschleust werden und bleibt im Blut. Als Folge ist Ihr Blutzuckerspiegel erhöht. Bei den Messungen können Ihre Blutzuckerwerte ganz unterschiedlich angegeben werden: mg % = Milligramm Prozent mg/dl = Milligramm pro Deziliter (100 ml) mmol/l = Millimol pro Liter Bei gesunden Menschen liegt der Blutzucker nüchtern zwischen 60 und 110 mg/dl (3,3 und 6,1 mmol/l) und kann nach dem Essen auf 140 mg/dl (7,8 mmol/l) ansteigen. Diabetes mellitus Typ 1 Dieser Typ wurde früher auch als Jugendlicher Diabetes bezeichnet, da er oft vor dem 40. Lebensjahr auftritt. Meist erkranken junge, schlanke Menschen, die von der Diagnose an lebenslang Insulin spritzen müssen, weil die Bauchspeicheldrüse das Hormon in zu geringen Mengen oder gar nicht mehr herstellt. Tatsächlich leiden aber nur etwa fünf Prozent aller Diabetiker an einem Typ-1-Diabetes. Typische Anzeichen sind beispielsweise: Quälender Durst, große Trinkmengen Häufiges Wasserlassen Gewichtsverlust Müdigkeit Die Anzeichen für Typ-1-Diabetes sind gut zu erkennen.

18 Ihr 12-Wochen-Plan Blutzuckerschwankungen können fatale Folgen haben Fällt Ihr Blutzucker unter den normalen Bereich, kann sich eine Unterzuckerung entwickeln, die sich durch Schweißausbrüche, Zittern oder Sehstörungen ankündigt. Schwere Unterzuckerungen können zur Bewusstlosigkeit und manchmal auch zu Krampfanfällen führen. Eine Unterzuckerung können Sie nur bekommen, wenn Sie blutzuckersenkende Medikamente (z. B. Sulfonylharnstoffe) einnehmen oder Insulin spritzen. Steigen Ihre Blutzuckerwerte hingegen zu stark an, kann das zur Bewusstlosigkeit führen, was Mediziner als diabetisches Koma bezeichnen Die Rolle von Umwelteinflüssen ist nicht belegt. Ursachen In den meisten Fällen ist diese Form des Diabetes die Folge einer gestörten Immunreaktion. Die Gründe für den Ausbruch eines Typ-1-Diabetes sind von der Wissenschaft jedoch noch nicht völlig geklärt. Möglicherweise kommen Virusinfekte wie Mumps, Masern oder Röteln als Auslöser infrage. Bei einer Virusinfektion bekämpft das Immunsystem die Erreger. Dabei richtet sich die Abwehr in seltenen Fällen nicht nur gegen die Viren, sondern greift auch die Zellen (Beta-Zellen) der Bauchspeicheldrüse an, die das Insulin produzieren, und zerstört diese nach und nach. Sind rund 80 Prozent dieser Zellen zerstört, kann der Körper kein Insulin mehr produzieren und der Diabetes bricht aus. Als verantwortlich für die Entstehung eines Typ-1-Diabetes werden auch Umwelteinflüsse diskutiert, die aber nicht wissenschaftlich belegt sind: Zu kurze Stilldauer nach der Geburt Zu frühe Gabe von Kuhmilch an Kinder Zu frühe Verwendung von glutenhaltiger Kost Giftstoffe, wie z. B. Nitrosamine

1. Woche 19 Neueste Forschungsergebnisse deuten außerdem darauf hin, dass geschädigte Nervenzellen in der Bauchspeicheldrüse am Ausbruch der Erkrankung beteiligt sein können. Behandlung Typ-1-Diabetiker leiden unter einem echten Insulinmangel, sodass ein lebenslanger Insulinersatz notwendig ist. Daher müssen sie regelmäßig ihren Blutzucker messen und die Insulindosis daran anpassen, wie viele Kohlenhydrate sie aufnehmen. Verabreicht wird das Insulin durch Spritzen, Pens oder eine Insulinpumpe. Konventionelle Insulintherapie Bei der konventionellen Insulintherapie spritzen Sie ein- bis zweimal pro Tag eine Mischung aus einem schnell sowie einem lang wirkenden Insulinpräparat. Zeitpunkt und Größe Ihrer Mahlzeiten richten sich hier nach der Insulinwirkung und sind fest vorgegeben. Die vom Arzt festgelegte Dosis müssen Sie Tag für Tag einhalten. Nachteil: Sie können auf hohe Blutzuckerwerte nur sehr eingeschränkt reagieren. Viele Patienten wünschen sich mehr Flexibilität und stoßen hier schnell an ihre Grenzen. Daher wird diese starre konventionelle Therapie in der Regel nur noch eingesetzt, wenn jemand nicht in der Lage ist, eine aufwändigere Therapie umzusetzen. Intensivierte Insulintherapie Die intensivierte Insulintherapie bietet Ihnen als Typ-1-Diabetiker mehr Freiheiten. Ihren Grundbedarf an Insulin decken Sie durch ein oder zwei Injektionen eines lang wirkenden Insulins. Zu Ihren Mahlzeiten spritzen Sie dann das schnell und kurz wirkende Insulin (Bolus). So können Sie den Zeitpunkt Ihrer Mahlzeiten frei wählen oder auch mal auf das Essen verzichten. Die Dosis stimmen Sie selbst ab: auf die Portionsgröße (besonders Kohlenhydrate), Ihre körperliche Betätigung und die aktuelle Blutzuckerhöhe. Ein wichtiger Bestandteil der intensivierten Therapie ist daher die Selbstkontrolle des Blutzuckers vor jeder Injektion eines Bolus. Sinnvoll sind

20 Ihr 12-Wochen-Plan Heute wird die intensivierte Insulintherapie bevorzugt. auch weitere Tests etwa ein bis zwei Stunden nach einer Mahlzeit, um zu prüfen, ob die gespritzte Dosis richtig war. Bei Sport, bei Verdacht auf Unterzucker, bei Infekten sowie vor der Nachtruhe sind zum Schutz vor Unterzuckerung weitere Messungen sinnvoll. Tipp In einer Diabetesschulung erlernen Sie den richtigen Umgang mit Ihrer Insulintherapie. Nach der Diagnose wird Ihr Arzt Ihnen entsprechende Anlaufstellen nennen. Was steckt hinter dem Bolus? Als Bolus bezeichnet man den mahlzeitenabhängigen Insulinbedarf. Entscheidend für die Berechnung des Bolus sind die Kohlenhydrate, die in Ihrer Mahlzeit stecken. Als eine Broteinheit (BE) bzw. eine Kohlenhydrateinheit (KE oder KHE) gilt dabei die Menge eines Lebensmittels, die 10 bis 12 g Kohlenhydrate enthält. Es ist egal, ob Sie mit 10 g oder mit 12 g als eine Einheit rechnen verwenden Sie aber immer die gleiche Menge als Grundlage. Jeder Mensch hat ein individuelles Verhältnis zwischen Kohlenhydraten und benötigtem Insulin (Internationale Einheit/I.E.). Daraus ergeben sich BE-/KE-Faktoren, die in Zusammenarbeit mit dem Arzt, der Sie betreut, festgelegt werden. Der BE-/KE-Faktor gibt an, wie viele I.E. pro BE/KE abgegeben werden müssen. Die Menge des benötigten Bolus-Insulins ist von der Tageszeit abhängig, zu der Sie essen. Meistens benötigen Sie morgens am meisten Insulin, mittags am wenigsten. Ob Sie den richtigen Bolus gewählt haben, erkennen Sie daran, dass bei einem guten Ausgangswert Ihr Blutzucker ein bis zwei Stunden nach der Mahlzeit um etwa 30 bis 40 mg/dl (1,7 bis 2,2 mmol/l) höher liegt als vorher. Nach etwa vier Stunden sollte Ihr Blutzucker wieder beim Ausgangswert liegen.