Das offizielle Einweihungsfest der Geigenbauschule wird mit lobenden Ansprachen eröffnet. 130 Gäste feiern in dem frisch sanierten Gebäude. «Herzlich willkommen, wir sind überwältigt», begrüsst Hans Rudolf Hösli, Schulleiter der Geigenbauschule, in der neuen Dachkammer die zahlreichen Gäste. Patrick und Thomas Demenga, die international renommierten Cellisten, eröffnen die Feierlichkeiten und ernten für ihr Spiel grossen Applaus.
Mario Aeberhard vom Amt für Berufsbildung überbringt stellvertretend die besten Grüsse und Wünsche der Erziehungsdirektorin Christine Häsler und dem Amtsleiter Theo Ninck. «Der Kanton Bern ist stolz, dass er der Standortkanton der Geigenbauschule ist», verkündet Eberhard und informiert weiter: «Mit dem neuen Bildungsplan und diesem neuen Gebäude wurden in den letzten Jahren beste Voraussetzungen geschaffen für die Ausbildung dieses grossartigen Berufes.»
Auf die einmalige Schule spricht auch Gemeinderatspräsident Peter Zumbrunn den Stolz der Gemeinde Brienz aus. «Ich gratuliere herzlich zu diesem Bau und möchte daran erinnern, dass Brienz ein Dorfbild von nationaler Bedeutung hat, genau hier im alten Brienz, im Aenderdorf. Ihr habt aufgezeigt, wie man Altes mit Neuem kombiniert. Die Lernenden, die hierher kommen, sind uns sehr wichtig, denn ein Dorf, das keine Ausbildungsplätze hat, ist ein Dorf, das ausstirbt», referiert der Gemeinderatspräsident weiter und freut sich, dass damit der Name Brienz auch hinausgetragen werde: «Jedes Mal, wenn das Instrument in die Hand genommen wird, werden Erinnerungen und Emotionen wach, und wenn dann der Geigenbogen, der auch hier hergestellt wurde, die Geige erklingen lässt, wird dies 'das Erlebnis Brienz' in den Köpfen erhalten.»
Nachdem Stephan Glaus stellvertretend für das Architektenteam ausführlich über den Bau informiert, veranschaulicht der Kantonsarchäologe Volker Hermann ein Stück der Geschichte des Hauses. Bildhaft zeigt er auf, wie das Haus vor 523 Jahren ausgesehen habe, es sei etwas Besonderes, lässt er die Spannung steigen. Das Hinterhaus wurde komplett bis zum Gibel hinauf aus Stein errichtet, das Vorderhaus als Blockhaus, so wie es traditionellerweise zu jener Zeit hier üblich war. «Brienz liegt an einer Säumerroute, es war eine Umladestation mit dem See und dem Brünigpass, und es kamen viele Leute vorbei, und die wollten versorgt sein. Im Haus hinten, mit den vielen Öfen und Herdstellen, hat man Brot gebacken, Schnaps gebrannt, Trockenobst als Proviant hergestellt, er wurde als Taverne genutzt, und wahrscheinlich konnte man hier wie in einer Herberge auch übernachten», informiert der Kantonsarchäologe. Weitere Erläuterungen zur Geschichte können auf der Informationstafel vor der Geigenbauschule gelesen werden.
Es folgt der eigentliche Festakt mit der Schlüsselübergabe. An der Dachkammerdecke hängt die goldene Geige mit Flügel, an ihr befestigt an einem roten Stoffband ein Schlüssel. Langsam schwebt sie hinab, sodass der Baupräsident den symbolischen Schlüssel vom Geigenhals nehmen und dem stellvertretenen Präsidenten der Stiftung Geigenbauschule Brienz, Adrian Glatthard, übergeben kann.
Bevor Glatthard ihn an die Lernenden weiterreicht, verdankt er alle Beteiligten: «Ohne Hans Rudolf Hösli, ohne sein Engagement, wäre die Schule heute nicht da, wo sie jetzt ist», seine Worte werden von lange andauerndem Beifall unterbrochen. Schliesslich meint Glatthard: «Wenn ein Musiker so viel Applaus bekommt, muss er noch einmal spielen. Ich hoffe, er bleibt uns und dieser Schule immer erhalten. Er hat sich mit Leib und Seele für die Geigenbauschule eingesetzt und für diesen Beruf Grossartiges geleistet.» Damit spricht Glatthard auf die bevorstehende Pensionierung des Schulleiters im kommenden Jahr an. Bei schönstem Wetter wird im Innenhof weitergefeiert.