Maria Giovanna Tassinari Prüfen und Evaluieren: Ein Curriculum für die produktiven Kompetenzen für Italienisch (B1-C1) 1
Übersicht 1. Fragestellung 2. Der Zusammenhang: das Sprachenzentrum an der FU Berlin 3. Prüfen und Testen: Die Entwicklung am Sprachenzentrum der FU Berlin a. die Progression der Module b. die Progression der Prüfungsaufgaben c. die Beurteilungsbögen 5. Fazit und Einleitung in die Diskussion 2
1. Fragestellung g Welche handlungsorientierten und kompetenzorientierten Prüfungs- und Evaluationsformen können sinnvoll in einem universitären fremdsprachlichen Curriculum eingesetzt werden? Wie kann eine Progression von Prüfungsaufgaben für die produktiven Kompetenzen festgelegt werden, die an den Niveaustufen des GeR orientiert ist? Nach welchen Kriterien evaluiert man diese Prüfungsaufgaben? 3
2. Der Zusammenhang Das Sprachenzentrum an der FU Berlin Sprachpraxis für die philologischen Studiengänge Sprachpraxis für die Lehramtsstudiengänge Sprachpraxis für die Allgemeine Berufsvorbereitung Sprachpraxismodule: - Integrierte Fertigkeiten - Handlungs- und Kompetenzorientierung - GeR - akademisch-relevante Kompetenzen - Präsenzanteil + außerunterrichtliche Arbeitsleistung (6 LP, 60 Stunden Präsenz, bis 120 Stunden außerunt. Arbeitsleistung) Sprachenübergreifende Arbeit 4
2. Der Zusammenhang Das Sprachenzentrum an der FU Berlin Studien- und Prüfungsordnungen BM I, FU-Mitteilungen, S. 6 www.sprachenzentrum.fu-berlin.de 5
3. Prüfen und Testen Die Entwicklung am Sprachenzentrum der FU Berlin im Rahmen der Einführung der neuen Studiengängen 2004 Modularisierung 2007 Sprachenübergreifende Arbeitsgruppe Battaggion, Bianca, Burghoff, Claudia, Leder, Gabriela, Tayefeh, Elisabeth, Walton, Alan (2007) Kriterien zur Erstellung von Tests und Prüfungen. Hinweise, Tests und Prüfungen auf den GeR zu beziehen. Berlin: Freie Universität. 2007, 2009 Weiterbildung mit Ari Hutha und Neus Figueras ab 2009 interne sprachenübergreifende Workshops zur Aufgabenstellung und Beurteilungskriterien Sprachenspezifische Kalibrierungen 6
Wie gehen wir im Italienischbereich mit den oben genannten Fragestellungen g um? Beispiel: schriftliche Produktion Wie sieht das Curriculum für Italienisch aus? a. die Progression der Module Modul Basismodul I Basismodul II Basismodul III Aufbaumodul Qualifikationsziele im Bereich B1.2-B2.1 B2.1-B2.2 B2.2-C1.1 C1.1-C1.2 7
a. die Progression der Module Was? BM II B2.1-B2.2 Domäne Aktivitäten Strategien Privat- und Bildungsbereich Informationen aus verschiedenen Texten nutzen, um einen kohärenten Text zu verfassen Strategien zur Selbstkorrektur einsetzen Sprachliche Felder Interkulturelles Weitgehend der Textsorte angemessene sprachliche Realisierung Aushandeln von Umgangsweisen mit kulturell ll geprägten Differenzen 8
b. die Progression der Prüfungsaufgaben Kriterien für die Prüfungsaufgaben Prüfungsaufgaben sollen - handlungsorientiert und studienrelevant sein - exemplarisch Textsorten, Aufgaben und Kompetenzen widerspiegeln, die im Laufe des Moduls eingeführt und geübt wurden - der in den Qualifikationszielen festgelegten Niveaustufe entsprechen und GeR-orientiert sein - Zwänge der Prüfungsordnung einhalten 9
b. die Progression der Prüfungsaufgaben Schriftliche Prüfung Klausur (90 Minuten) BM I B1.2-B2.1 angeleitete Zusammenfassung (durch Fragen) eines kurzen Artikels bzw. eines literarischen Textes und Stellungnahme (250 Wörter) + Beschreibung eines Fotos bzw. narrativer Text (150 Wörter) BM III B2.2-C1.1 Argumentativer Text über ein der im Modul behandelten Themen (z. B. sprachliche Vielfalt in Italien, aktuelle Themen) (400 Wörter) BM II B2.1-B2.2 Komplexe Zusammenfassung von und Stellungnahme zu einem komplexeren Sachtext alternativ Leserbrief, Rezension, Kurzbericht (400 Wörter) AM C1.1-C1.2 C1.2 Hausarbeit (6-8 Seiten) zu literarischen bzw. kulturellen Themen 10
b. die Progression der Prüfungsaufgaben Schreiben B2 PLIDA CILS CELI BM I FU Teil 1 Teil 1 Teil 1 Teil 1 Bewerbungsschreiben (150 Wörter) + Auszüge aus einem CV Teil 2 Leserbrief (150 Wörter) Lebenswünsche beschreiben (120-140 Wörter) Teil 2 Bewerbungsschreiben (80-100 Wörter) Beschreibung einer persönlichen Erfahrung / eines El Erlebnisses (120-180 Wörter) Teil 2 Kontextualisierter Brief (Ratschläge geben oder erfragen, Stellung nehmen ) (80-100 Wörter) angel. Zusammenfassung eines Textes (z. B. eines Zeitungsartikels zu persönlichen bzw. gesellsch. Themen) + Stellungnahme (250 Wörter) Teil 2 Bildbeschreibung oder Erzählung (150 Wörter) 11
b. die Progression der Prüfungsaufgaben - Leseverstehen indirekt getestet - bestimmte Textsorten: Zusammenfassung und Stellungnahme (sehr wichtig im akademischen Bereich) - Inhalte bzw. Themen und sprachliche Anforderungen - Grammatik und Wortschatz werden nicht direkt getestet, sprachliche Korrektheit, Angemessenheit und Wortschatz sind jedoch Teil der Kriterien in den Beurteilungsbögen - Zwischen achievement und proficiency - Prüfungsformen und Autonomie 12
c. die Beurteilungsbögen Kriterien für Beurteilungsbögen - Auswahl von GeR-bezogenen Deskriptoren (ggf. auch Deskriptoren für einzelne Noten) - Angemessene Auswahl und Gewichtung der Kriterien z. B. für die schriftliche Produktion: - Angemessenes Verhältnis von Inhalt und Sprachlichem (der Inhalt beeinflusst die sprachliche Realisierung) - Textualitätsmerkmale, Kohärenz und Kohäsion - Sprachliche Korrektheit - Sprachliche Angemessenheit - Wortschatz - Rechtschreibung, Zeichensetzung 13
c. Die Beurteilungsbögen Fragestellungen bei Beurteilungsbögen - Akademisch relevante Deskriptoren und GeR-Deskriptoren - Deskriptoren für einzelne Noten bzw. Punkte (niveaustufenspezifisch?) - Gewichtung der Kriterien - Welches Verhältnis zwischen Inhalt und sprachlicher Realisierung ist in den höheren Niveaus angemessen? - sprachenübergreifende und sprachenspezifische Merkmale - Festlegung einer sprachenübergreifenden Bestehensgrenze - Bepunktung und Benotung - Rolle und Gewicht der Strategien 14
5. Fazit - Prüfungsaufgaben und Beurteilungsbögen für die schriftliche Produktion funktionieren gut Weitere Aspekte in der Diskussion: - Welche Prüfungsformen eignen sich für die Förderung von Lernerautonomie? - Welche Formen des Feedbacks zu dem Lernfortschritt können im Lernprozess verwendet werden? - Kann die Selbsteinschätzung bei der Beurteilung eine Rolle spielen? Wenn ja, welche? 15
5. Fazit L idée vient en parlant Ich mische inartikulierte Töne ein, ziehe die Verbindungswörter in die Länge, gebrauche auch wohl eine Apposition, i wo sie nicht nötig wäre, und bediene mich anderer, die Rede ausdehnender Kunstgriffe, zur Fabrikation meiner Idee auf der Werkstätte der Vernunft, die gehörige Zeit zu gewinnen. ( ) Ein solches Reden ist ein wahrhaftes lautes Denken. (H. von Kleist) Vielen Dank! tassinar@zedat.fu-berlin.de www.sprachenzentrum.fu-berlin.de/slz 16