Case Study: Fußball-Europameisterschaft 2008



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Transkript:

Kurzfasssung Case Study: Fußball-Europameisterschaft 2008 Daniela Grozea-Helmenstein, Ursula Hauser-Rethaller, Christian Helmenstein, Andrea Weber Studie im Auftrag des Österreichischen Fussballbundes und der Wirtschaftskammer Österreich März 2002 Institut für Höhere Studien (IHS), Wien Institute for Advanced Studies, Vienna

Kontakt: Dr. Christian Helmenstein : +43/1/599 91-143 e-mail: helmen@ihs.ac.at Dr. Daniela Grozea-Helmenstein : +43/1/599 91-226 e-mail: grozea@ihs.ac.at D.I. Andrea Weber : +43/1/599 91-147 e-mail: webera@ihs.ac.at Mag. Ursula Hauser-Rethaller : +43/1/599 91-261 e-mail: hauser@ihs.ac.at

I H S Fussball EM 2008 1 Einleitung Aufgrund der Bedeutung der Fußballs im Breitensport ist die Fußball-Europameisterschaft nach den Olympischen Spielen und der Fußball-Weltmeisterschaft weltweit die drittgrößte Sportveranstaltung. Im Erfolgsfall betritt Österreich mit der Bewerbung um die Spiele 2008 zum ersten Mal in seiner Geschichte als Ausrichter den Boden dieses internationalen Fußballparketts. Die Fußball-Europameisterschaft stellt für Österreich ein Großereignis dar sowohl auf sportlicher als auch auf wirtschaftlicher Ebene. Österreich bekommt die Gelegenheit, sich als Veranstalter von Großereignissen zu profilieren, bestehende oder neu geschaffene Infrastruktur optimal zu nutzen, Innovationstätigkeiten anzuregen, diese auf internationaler Ebene zu zeigen und die touristischen Reize des Landes sowie der vier Austragungsorte ins Zentrum des internationalen Interesses zu rücken. Bei der Vorbereitung und Durchführung des sportlichen Großereignisses entstehen verschiedene Einnahmen- und Ausgabenströme, die einer nähren Analyse unterzogen werden. Die gesamtwirtschaftlichen Effekte der Fußball-Europameisterschaft können in folgende Kategorien eingeteilt werden: (1) Wertschöpfungseffekte, (2) Beschäftigungseffekte, (3) Effekte am Werbe- und Medienmarkt, (4) Reiseverkehrseinnahmen (5) Steueraufkommen, (6) Umsatzsteigerung bei Fußballwetten sowie (7) Effekte am Telekommunikationsmarkt. 1 Wertschöpfungseffekte Zur Vorbereitung der Spiele bedarf es einer Adaptierung der Fußballinfrastruktur in Österreich. Durch die Neubauten und Erweiterungen der Fußballstadien entsteht der erste große Impuls für die Österreichische Wirtschaft. Die von der EM 2008 ausgelöste Investitionstätigkeit ist auf den Baubereich (Hochbau) konzentriert, die Hauptbauphase liegt annahmegemäß in den Jahren 2003 bis 2005. Das gesamte Investitionsvolumen ohne Grundstückskosten von knapp 162 Mio. EUR resultiert in einer zusätzlichen nominellen Wertschöpfung von 87 Mio. EUR. Bei der Austragung der Spiele ergibt sich aus der touristischen Nachfrage der zweite wesentliche Impuls. Auf der Basis zweier unterschiedlicher Szenarien geschätzter Besucherzahlen werden die EM-induzierten touristischen Ausgaben zwischen 149 und 210 Mio. EUR liegen. Die Nachfrage im Tourismusbereich führt zu einer Wertschöpfung in der Höhe von 108 bis 152 Mio. EUR in diesem Bereich.

2 Fussball EM 2008 I H S Tabelle 1: Kumulierte Wertschöpfung (2002 bis 2008): EUR Ausgaben Wertschöpfung Bauinvestitionen 161.697.056 87.470.854 Tourismusnachfrage (maximal) 210.398.516 152.046.946 Tourismusnachfrage (minimal) 149.168.652 107.835.117 gesamt (maximal) 372.095.572 239.517.800 gesamt (minimal) 310.865.708 195.305.971 Quelle: IHS Die kumulierte Wertschöpfung beider Bereiche (Bauinvestitionen und Tourismusnachfrage), die in den Jahren 2002 bis 2008 entstehen wird, liegt zwischen 195 und 239 Mio. EUR. 2 Beschäftigungseffekte In den Bereichen Bauwirtschaft und Tourismus werden signifikante Beschäftigungseffekte erwartet. Hingegen wurden in den untersuchten Gebieten der Medien- und Werbeindustrie keine Beschäftigungseffekte festgestellt, da hier die steigenden Umsätze von den bestehenden Beschäftigungskapazitäten getragen werden können. Bei der Beschäftigung ist zwischen primären und sekundären Effekten zu unterscheiden. Durch die Vorleistungsverflechtungen entstehen neben Arbeitsplätzen in der Baubranche (direkter Effekt) auch zusätzliche Arbeitsplätze in den Zulieferindustrien (indirekter Effekt). Beide Effekte zusammen werden als primärer Beschäftigungseffekt bezeichnet. Durch diese zusätzliche Beschäftigung und das daraus entstehende zusätzliche Einkommen der Arbeitskräfte erhöht sich die Konsumnachfrage im Bereich der gesamten Wirtschaft (sekundärer Beschäftigungseffekt). Tabelle 2: Beschäftigungseffekte Bauinvestitionen 2003 2004 2005 2008 Gesamt Primärer Beschäftigungseffekt 585 572 562 1.719 Sekundärer Beschäftigungseffekt 185 181 177 543 Gesamteffekt, Bau 770 753 739 2.262 Tourismus Maximaler Beschäftigungseffekt 4.339 Minimaler Beschäftigungseffekt 3.048 Beschäftigung Tourismus 4.339 3.048 Gesamtbeschäftigungseffekt 6.601 5.310 Quelle: IHS

I H S Fussball EM 2008 3 Die Anzahl der Jahresarbeitsplätze, die durch die Bauinvestitionen entstehen, belaufen sich auf rund 750. Insgesamt finden in den Jahren 2003 bis 2005 rund 2.260 Personen durch die Errichtung der Sportinfrastruktur eine Beschäftigung. Zusätzliche positive Beschäftigungseffekte werden im Jahr 2008 durch die zusätzliche touristische Nachfrage erreicht. Diese Nachfrage wird sich auf die Monate Juni und Juli konzentrieren. Umgelegt auf Jahresarbeitsplätze beträgt der zusätzliche Arbeitskräftebedarf im Tourismus zwischen 3.048 (minimale Besucherinnenanzahl) und 4.339 (maximale Besucheranzahl). In den Jahren 2003 bis 2008 werden durch die EM 2008 insgesamt zwischen 5.310 und 6.601 Jahresarbeitsplätze entstehen, das entspricht durchschnittlich 885 bis 1.100 zusätzlichen Jahresarbeitsplätzen. 3 Effekte am Werbe- und Medienmarkt Die internationale Größe einer Sportveranstaltung ist zu einem bestimmten Ausmaß vom Interesse der Medien bestimmt. Einerseits verbreiten Medien das sportliche Ereignis, andererseits dienen Medien auch als Träger der Werbung. Diese beiden Märkte sind naturgemäß stark miteinander verbunden, da Werbung vom verbreitenden Medium abhängt und Medienunternehmen sich zu einem großen Teil bzw. zur Gänze aus Werbeeinnahmen finanzieren. Die Einnahmen für heimische Medienunternehmungen aufgrund der Ausstrahlung der Europameisterschaft 2008 werden in der vorliegenden Prognose auf 53 bis 92 Millionen EUR geschätzt. Über die Hälfte der induzierten Maßnahmen entfallen auf den Bereich des Sportsponsorings, ein etwas kleinerer Teil auf den Werbemarkt. Tabelle 3: Einnahmen aus Sportsponsoring und Werbung in Millionen EUR Einnahmen Werbung: 26-38 Sportsponsoring (inkl. Sachwerte) 27-55 Summe: Werbung + Sportsponsoring 53-92 Quelle: IHS 4 Reiseverkehrseinnahmen und Nächtigungsziffern Die Anzahl der Europameisterschaftsgäste in Österreich wird zu einem Großteil von den Kapazitäten der Austragungsstadien, aber auch der Aufnahmefähigkeit in Beherbergungsbetrieben determiniert. Alle Gäste (Mannschaften, Begleitpersonen, offizielle Gäste, Medienvertreterinnen, Spielbesucher sowie sonstige Besucher) verursachen zwischen 618.900 und 929.210 zusätzliche Nächtigungen in den Austragungsmonaten Juni und Juli 2008.

4 Fussball EM 2008 I H S Bezogen auf das Jahr 1998 bedeutet die berechnete zusätzliche touristische Auslandsnachfrage eine Erhöhung der realen Reiseverkehrseinnahmen von 2,1 Prozent in der Maximalvariante bzw. 1,5 Prozent in der Minimalvariante. Werden die prognostizierten Reiseverkehrseinnahmen also die Ausgaben der ausländischen Gäste in Österreich des Jahres 2005 herangezogen, erhöht die EM-induzierte touristische Auslandsnachfrage die Reiseverkehrseinnahmen um 1,8 bzw. 1,3 Prozent. 5 Steueraufkommen Die Nachfrage der Gäste, die zu den Spielen aus dem In- und Ausland erwartet werden, wurde auf die damit verbundene Mehrwertsteuer hin untersucht. Durch die Konsumausgaben während der Meisterschaftsspiele wird im Jahr 2008 ein zusätzliches Aufkommen an Mehrwertsteuern in der Höhe von 19 bis 27 Millionen EUR anfallen. Im Bereich des Werbe- und Medienmarktes ist mit einem zusätzlichen Steuervolumen von 13 bis 22 Millionen EUR (Mehrwertsteuer und Ankündigungsabgabe) zu rechnen. Tabelle 4: Steueraufkommen im Jahre 2008 in Millionen EUR Einnahmen Tourismus 19-27 Werbe- und Medienmarkt (MwSt + Ankündigungsabgabe) 13-22 (Mehrwert)Steueraufkommen 32-49 Quelle: IHS 6 Umsatzsteigerung bei Fußballwetten Aufgrund der Austragung der EM 2008 in Österreich/Schweiz ist bei Fußballwetten mit signifikanten Umsatzsteigerungen zu rechnen. Grundsätzlich ist festzuhalten, dass das Ausmaß der Nachfragesteigerung nach Fußballwetten sehr stark von der österreichweiten Fußballbegeisterung abhängt, die ein Ergebnis der Spielleistung der Teams, im Besonderen des österreichischen, der Werbeanstrengungen und einer geglückten Öffentlichkeitsarbeit ist. Falls diese erfolgreich sind, ist vom optimistischeren Szenario auszugehen, das eine Steigerung des Jahresumsatzes der österreichischen Buchmacher um ca. 10 Prozent (18 Mio. EUR) prognostiziert. Allerdings fließt der größte Teil des zusätzlichen Wettumsatzes in Form ausbezahlter Gewinne wieder an die Spieler zurück, so dass die Buchmacher einen zusätzlichen Wettrohertrag von 3,1-3,5 Mio. EUR zu erwarten haben. Die zusätzlichen direkten Steuereinnahmen aus der Wettgebühr und der Gewinstgebühr liegen im optimistischen Szenario zwischen 0,66 und 1,5 Mio. EUR. Diese hohe Schwankungsbreite ergibt sich daraus, dass die Gewinstgebühr umso höher ist, je höher die Gewinnquote ist, was bedeutet, dass, wenn unwahrscheinliche Spielergebnisse eintreten, die Steuereinnahmen bis zu 25 Prozent der Gewinne betragen können, während, wenn ein

I H S Fussball EM 2008 5 Favorit gewinnt, keine Gewinstgebühr fällig ist. Zusätzliche indirekte Steuereffekte sind in der Höhe von ca. 1,1 Mio. EUR zu erwarten. Beschäftigungseffekte sind in der Wettbranche nicht zu erwarten, da diese kurzfristige Nachfragespitze von den bestehenden Arbeitskräften gedeckt werden kann. Die Höhe der indirekten Wertschöpfungseffekte in der Werbewirtschaft ist wahrscheinlich erst ex-post zu beziffern. Die genannten Zahlen sind konservative Schätzungen. Falls die dynamische Entwicklung des Wettmarktes, die auch wesentlich durch die Nutzung des Internet determiniert wird, anhält, können die berechneten Werte bis zu 50 Prozent höher ausfallen. 7 Telekommunikationsentgelte Auch für den Telekommunikationssektor sind stimulierende Effekte zu erwarten. Bei den Telekommunikationsentgelten können wir aufgrund des sich rapide verändernden Marktes und aufgrund der Tatsache, dass die Preise auch von endogenen Faktoren abhängig sind, nur zu Mengenschätzungen kommen. Die in Österreich anwesenden Medienvertreter werden verteilt über die 23 Tage der EM Endrunde ca. 43.200 Stunden telefonieren und 30.000 bis 57.000 Stunden das Internet/Fax nutzen. Die Investitionen in Hardware sind mit weniger als einer Million Euro vernachlässigbar gering. Aufgrund des rapiden technologischen Wandels ist jede Prognose, die den IKT-Sektor betrifft, über einen Zeitraum von sieben Jahren allerdings besonders schwierig. Die Steigerung der Nachfrage der privaten Netzkunden wird primär von Angebotseffekten und vom Grad der allgemeinen Fußballbegeisterung determiniert, deren Ausmaß heute noch nicht abzuschätzen ist. Die Abhaltung der Fußball-Europameisterschaft stellt die Möglichkeit für einen großen Innovationsschub in der modernen Freizeitgesellschaft sowie einen kräftigen Stimulus für die Wirtschaft dar. Die Zusammenschau der Bereiche Wertschöpfungs-, Beschäftigungs- und Einnahmenaspekte lässt die große wirtschaftliche Bedeutung der Fußball-Europameisterschaft erkennen. Die Beschäftigungseffekte sind in den Bereichen Bau und Tourismus angesiedelt, zwei Kernbereiche in der österreichischen Wirtschaftsstruktur, die gegenwärtig mit strukturellen, aber auch konjunkturellen Problemen zu kämpfen haben. Die EM-induzierten Impulse für diese Bereiche sind daher als äußerst positiv zu qualifizieren. Die Fußball-Europameisterschaft bietet die Chance für Österreich, sein Tourismusimage zu erweitern, um neue und sportinteressierte Gästetypen anzuziehen, darüber hinaus ist eine einmalige Gelegenheit für die einzelnen Austragungsorte gegeben, ihren internationalen Bekanntheitsgrad zu erhöhen. Neben der quantifizierten Wertschöpfung, die mittelfristig durch die Meisterschaft erzeugt wird, ist daher die Imageverbesserung der Tourismusdestination Österreich ein wirtschaftlicher Impuls, der weit über das Jahr 2008 hinausgehen wird.

Authors: Daniela Grozea-Helmenstein, Ursula Hauser-Rethaller, Christian Helmenstein, Andrea Weber Case Study: Fußball-Europameisterschaft 2008 Zusammenfassung 2001 Institute for Advanced Studies (IHS), Stumpergasse 56, A-1060 Vienna +43 1 59991-0 Fax +43 1 5970635 http://www.ihs.ac.at