DER PRÄSIDENT Norbert Kartmann 60 Jahre HLZ Grußwort P 08. Mai 2014 - Es gilt das gesprochene Wort - Sehr geehrter Herr stellvertretender Ministerpräsident Al-Wazir, sehr geehrter Herr Wissenschaftsminister Rhein, sehr geehrter Herr Kuratoriumsvorsitzender Siebel, sehr geehrter Herr Direktor Dr. Heidenreich, sehr geehrter Herr Professor Rödder, liebe Kolleginnen und Kollegen, meine sehr geehrten Damen und Herren, 60 Jahre Hessische Landeszentrale für Politische Bildung - meine sehr geehrten Damen und Herren, ich begrüße Sie ganz herzlich im Hessischen Landtag, also am Ort der parlamentarischen Kontrolle auch dieser so wichtigen Institution im Lande Hessen. Zunächst gratuliere ich der Landeszentrale im Namen des Hessischen Landtags, aber auch sehr persönlich als freundschaftlicher Partner besonders im letzten Jahrzehnt. Ich richte diese Gratulation an Sie, Herr Direktor Dr. Heidenreich, der Sie die Landeszentrale seit 11 Jahren leiten. Sie sind somit der dienstälteste Leiter der Landeszentrale für politische Bildung in Hessen auch herzlichen Glückwunsch dazu! Norbert Kartmann Präsident des Hessischen Landtags Telefon: 0611 350 200 Hessischer Landtag Fax: 0611 350 434 Schlossplatz 1-3 email: praesident@ltg.hessen.de 65183 Wiesbaden www: http://www.hessischer-landtag.de
2 Der Dank und die Glückwünsche gelten natürlich zudem Ihrem Team, also den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die Sie bei Ihrer Arbeit unterstützen. Es ist dies eine sehr kompetente Mannschaft. Und daher gilt, wie der Volksmund salopp sagt - im positiven Sinne: 'Wie de Herr, so's Gescherr'. Politische Bildung, meine Damen und Herren, ist zweifelsohne eine zentrale Aufgabe in einem Land, in dem die Bildungsdebatte so alt ist wie der demokratische Staat selbst. Sie ist zentrale Aufgabe in einem Land, mit einer besonderen historischen Geschichte und besonderer historischen Verantwortung. Sie ist von besonderer Bedeutung in einem Land mitten in Europa und damit auf einem Kontinent, der sich in einer Phase einer fundamentalen Neuordnung befindet, wie sie nie zuvor in seiner Geschichte oder in irgendeinem Teil dieser Welt unternommen wurde. Dies wird aber nur gelingen, wenn wir mündige, tolerante und demokratisch überzeugte, standhafte Bürgerinnen und Bürger ausbilden. Dies öffnet den Blick auf die Arbeit der HLZ. Herr Professor Dr. Rödder wird sich damit grundsätzlich beschäftigen. Ich erlaube mir nur kurz aus meiner "Schulmeistersicht" einige Anmerkungen zu machen. 2
3 Grundsätzlich waren die Anfänge der politischen Bildung in Deutschland durch den Fokus der Politik geprägt, das die politische Bildung die Demokratie im Bewusstsein der Menschen verfestigen sollte. Während zuerst die Auseinandersetzung mit dem nationalsozialistischen Terrorregime im Vordergrund stand, rückte sodann Ende der 50er Jahre die Abwehr der kommunistischen Ideologie ins Zentrum. Im Zuge der voranschreitenden Demokratisierung der Gesellschaft hat sich die politische Bildung weitere Perspektiven eröffnet. Im Laufe der drängenden Diskussionen der Verantwortlichen in der politischen Bildung kristallisierte sich der Anspruch heraus, dass das Erziehungsziel der politischen Bildung der, wie bereits von mir erwähnt, mündige Bürger und die mündige Bürgerin sein müsse. Zwischen diesen Achsen bewegt sich die politische Bildung in der Demokratie. Sie ist einerseits unparteiisch, aber nicht wertfrei, und darum bemüht, die Bandbreite der Politik und ihrer Entscheidungsprozesse darzustellen und dem Einzelnen seine Entscheidung zu überlassen. Gleichzeitig beruht sie aber auf Werten der Demokratie, der Toleranz und Menschenrechte. Bildung muss auch Werte vermitteln, so steht es auf der Homepage der HLZ. 3
4 Meine Damen und Herren, dies sind zentrale Aufgaben, die wir gerade in den Wochen vor einer Europawahl noch stärker als sonst in den Vordergrund stellen müssen. Dazu gehört immer auch der historische Diskurs. Denn nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart verstehen und weiß, ihren Wert zu schätzen und dafür offen einzustehen. Die Hessische Landeszentrale leistet hierfür einen wichtigen Beitrag, deswegen wird Europa auch in einem eigenen Referat bei Ihnen abgedeckt. Die Europawahl wird uns ein neues Signal geben. Dies werden wir nicht nur an der voraussichtlich geringen Wahlbeteiligung ablesen, sondern auch am Ausgang der Wahl erkennen können. Europa ist zuvörderst eine Wertegemeinschaft, die Frieden und Stabilität gewährleistet. Wir dürfen keine Reduktion auf die Staatsschuldenkrise und auf ökonomische Fragen generell oder gar populistische Ressentiments zulassen. Das eine wäre zu wenig und das andere sehr gefährlich. Gerade wenn heutzutage drei von vier Bürgern aufgrund des Ukrainekonflikts Angst vor einem erneuten Kalten Krieg, und immer mehr auch vor einem "Heißen Krieg" haben, ist es unsere Aufgabe. 4
5 Und damit meine ich alle, die mit Politik und politischer Bildung befasst sind, zu erklären, dass Demokratie und Freiheit Werte sind, die als selbstverständlich angesehen werden - aber nicht selbstverständlich sind! Dieses Jahr wird in seinen Erinnerungsdaten nicht einfach werden. Wir gedenken in diesem Jahr im Juli dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges vor einhundert Jahren, im September dem 75. Jahrestag des 2. Weltkrieges und im November jährt sich zum 25. Mal der Mauerfall. Alleine diese Daten, sollen uns erinnern, was zu unserer Geschichte gehört. Wir sollten sowohl Freude dafür haben, ohne Krieg und Unterdrückung aufgewachsen zu sein, wir müssen aber auch im Rahmen von politischer Bildung erläutern, wie es dazu gekommen ist. Meine sehr geehrten Damen und Herren, heute denke ich natürlich auch an die erfolgreichen Kooperationen der HLZ mit dem Hessischen Landtag, insbesondere dem Schülerwettbewerb, den wir in den letzten Jahren gemeinsam durchgeführt haben. Die Themen waren vielfältig und spannend und reichten über unsere Partnerregion die Emilia-Romagna, über Johann-Wolfgang von Goethe, die Zuwanderungsproblematik bis zum Thema Israel in diesem Jahr. Ich danke Ihnen auch ganz ausdrücklich für die gute Zusammenarbeit! 5
6 Bevor ich zum Schluss komme, möchte ich die Vielfalt der politischen Bildungsarbeit noch hervorheben. Die pädagogische und methodische Vielfalt und Modernität ist allezeit sichtbar und spürbar. Wenn bei mir ab und an mein erlernter Beruf durchbricht, verweise ich auf einen einfachen aber ergiebigen Bildungsansatz basierend auf einem Zitat des Schweizer Staatsrechtlers und Laientheologen Carl Hilty: Die Bildung kommt nicht vom Lesen, sondern vom Nachdenken über das Gelesene. Dies ist auch für die politische Bildung in unserem Land ein angemessener Leitfaden. Ohnehin empfinde ich nach 45 Jahren im beruflichen und politischen Leben, dass die politische Bildung vor allem in unseren schulischen und hochschulischen Bildungseinrichtungen eine Auffrischung ihres Stellenwertes dringend benötigt. In diesem Sinne wünsche ich Ihrer vielfältigen Arbeit weiterhin viel Erfolg und freue mich, dass nunmehr der stellvertretende Ministerpräsident Tarek Al-Wazir zu uns spricht. 6