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Starke Gefühle: Ratlosigkeit Unterrichtsbausteine zu Schatten und Licht, Heft 1/2019 Pfarrerin Teresa Nieser Ratlos sein ein unangenehmer Zustand. Ratlosigkeit klingt nach Scheitern, nach Versagen, nach Ohnmacht. Lauter Assoziationen, die schlecht zu einer Gesellschaft passen, in der Masterpläne, einfache Lösungen und schnelle Antworten immer beliebter werden. Wer ratlos ist, keinen Plan hat, nicht weiß, wo es lang geht der steht schnell im Verdacht, schwach zu sein oder der Falsche für eine Aufgabe. Dabei steckt im Zulassen von Ratlosigkeit eine große Chance. Wenn ich es mir erlaube, meine Ratlosigkeit einzugestehen, gewinne ich Raum und Zeit, mir eine Situation genauer klarzumachen. Schnelle Antworten und einfache Lösungen werden oft der Komplexität einer Situation nicht gerecht. Manchmal verhindert eine schnelle Antwort auch eine gute Antwort, weil letztere Zeit zum Reifen gebraucht hätte. Und manchmal gibt es einfach keine Lösung für eine Situation, zumindest keine, die alle Probleme beseitigen würde. Dann gehört zum Eingeständnis von Ratlosigkeit, diese auch ertragen zu können. Das ist schwer. Trotzdem ist es oft besser, als durch irgendwelche Maßnahmen den Anschein zu erwecken, etwas ändern zu können und damit nur weitere Frustration zu provozieren. In allem sind wir bedrängt, aber nicht in die Enge getrieben, ratlos, aber nicht verzweifelt, verfolgt, aber nicht verlassen, zu Boden geworfen, aber nicht am Boden zerstört heißt es im 2. Korintherbrief (4,8-9). Ratlosigkeit muss nicht zur Verzweiflung führen. Christinnen und Christen vertrauen darauf, dass sie nicht alles aus sich selber schöpfen müssen, auch nicht Lösungen für jede Situation. Ratlosigkeit ist möglich, erlaubt und sie hat einen Ort: Das Gebet. Hier ist Raum, die eigene Ratlosigkeit vor Gott zu bringen. Ihm können Glaubende ihre Ratlosigkeit anvertrauen und sich erinnern, dass Gott alle Macht im Himmel und auf Erden hat. Wir sind aber Menschen und müssen auch nicht für alles eine Lösung haben. Wir dürfen ratlos sein vor Gott. Das Gebet ist ein Raum, in dem die Ratlosigkeit stehen bleiben darf, denn Gott erträgt diesen Zustand besser als manch menschlicher Gesprächspartner. Er hält es auch aus, nicht (immer) sofort mit Ratschlägen zu kommen. Das schließt freilich keineswegs aus, dass dem Beter oder der Beterin im Gebet oder aus dem Gebet heraus neue Wege aufscheinen. 1

Die Mitarbeitenden des Johannes-Falk-Hauses kennen sich mit dem Aushalten von Ratlosigkeit aus. Die stationäre Einrichtung der eva ist eine Anlaufstelle für junge Menschen zwischen 16 und 27 Jahren, bei denen keiner mehr einen Rat weiß, weil sie immer wieder straffällig werden, Drogen nehmen oder auf andere Weise nicht mit ihrem Leben zurechtkommen. Einen Masterplan, der alle Probleme lösen würde, gibt es nicht für diese Jugendlichen. Trotzdem hören die Mitarbeitenden des Johannes-Falk- Hauses nicht auf, an sie zu glauben. Sie ertragen Rückschläge und Enttäuschungen. Sie versuchen, den Jugendlichen einen Lebensmittelpunkt zu geben, an dem sie erleben, dass sie mehr sind als ihre Taten. Man könnte sagen, dass sie im Johannes-Falk-Haus mit den Augen Gottes gesehen werden, der mehr in einem Menschen sieht als dieser Mensch selbst. Die Zentrale Anlaufstelle für neuzugewanderte Unionsbürger*innen bietet Rat und Hilfe für Menschen, die vor allem aus osteuropäischen Ländern nach Deutschland gekommen sind, weil sie zu Hause keine Möglichkeiten mehr für sich sahen. Hier angekommen stellt sich die Lage oft als viel komplizierter als erhofft heraus und stürzt die Betroffenen in große Ratlosigkeit, die schnell in eine Spirale von Armut und Verelendung führt. Oft geht es um kleine oder um erste Schritte Essensmarken, eine Unterkunft für die nächste Zeit. Und vor allem um Klarheit über die Möglichkeiten in der konkreten Lebenssituation. Für Anne Schmid und ihren an Demenz erkrankten Mann ist Ratlosigkeit nicht das Ende. Mit ihr begann die Krankheit bei Hans Schmid, als die Erinnerungslücken größer wurden und der Alltag schwieriger. Die Angebote des Gerontopsychatrischen Dienstes der eva (GerBera) helfen den beiden, Wege für ein Leben mit der Demenz zu führen. Hans Schmid schätzt die Gemeinschaft der Ergotherapie-Gruppe von GerBera, er fühlt sich wohl und wird entsprechend seiner Situation gefördert. Seine Frau bekommt durch die Angebote Zeit für sich selbst, in der sie die Verantwortung für ihren Mann für eine Weile abgeben kann. Sie kann, wohl nicht zuletzt durch die Erfahrung, dass sie Hilfe bekommen hat, sagen: In mir ist viel Ratlosigkeit. Und trotzdem ist sie nicht verzweifelt, sondern vertraut darauf, dass sie zur gegebenen Zeit Lösungen finden wird. 2

Zielgruppe: Schülerinnen und Schüler, Konfirmandinnen und Konfirmanden; Sek. I, Klasse 7-9 Hauptmedium: schatten und licht 1/2019: Starke Gefühle: Ratlosigkeit Methoden: Textarbeit, Unterrichtsgespräch und Diskussion, Präsentation, Rollenspiele und kreatives Textentwickeln Sozialformen: Einzel- und Partnerarbeit, Gruppenarbeit und Plenum Zeitbedarf: Ca. 2 bis 4 Schulstunden bzw. 1 bis 2 mal 90 Minuten Konfirmanden-Unterrichtszeit Materialien: M1 bis M6 Lernziele: Die Jugendlichen - lernen drei verschiedene Einrichtungen der eva und ihre Angebote für Menschen in besonderen Lebenslagen kennen, - setzen sich mit dem Gefühl der Ratlosigkeit und möglicher Reaktionen darauf auseinander, - setzen heutige und eigene Erfahrungen von Ratlosigkeit ins Verhältnis zu biblischen Erfahrungen und loten das Gebet als Ort aus, in dem Ratlosigkeit ihren Platz haben darf, - bestimmen ihr persönliches Verhältnis zum Gefühl der Ratlosigkeit. I. Didaktischer Kommentar Ratlosigkeit oder das Gefühl, keinen Plan zu haben, sind für die meisten Jugendlichen in der Pubertät keine Unbekannten. Das negative Erleben von Ratlosigkeit ist in dieser Lebensphase vertrauter als die positive Wahrnehmung von Ratlosigkeit als Ausgangspunkt, eine Situation neu zu bewerten, und als Startpunkt, die Lage unbefangen zu betrachten. Die Auseinandersetzung mit Ratlosigkeit soll an Beispielen stattfinden, um den Jugendlichen leichter den Zugang zu den verschiedenen Dimensionen zwischen Ohnmacht, Gelassenheit und vielleicht sogar Hoffnung zu ermöglichen. Beim Einstieg versetzen sich die Jugendlichen in die Lage verschiedener Personen, die ratlos sind. Sie überlegen zum einen, wie sich die Person fühlt, zum anderen, welche Handlungsoptionen sie für die Person sehen. Bei der Auseinandersetzung mit den Texten erweitern und vertiefen die Jugendlichen ihr Verständnis von Ratlosigkeit und lernen gleichzeitig einen Arbeitsbereich der eva genauer kennen; durch die Präsentation der anderen Gruppen erfahren sie auch von den anderen beiden Arbeitsbereichen. 3

Das Gebet als Ort, an dem Ratlosigkeit ausgesprochen werden kann und stehen bleiben darf, ohne sofort an Lösungsstrategien arbeiten zu müssen, ist den Jugendlichen in sehr unterschiedlichem Maße vertraut je nachdem, welche Prägung von zu Hause sie mitbringen und ob das Gebet schon Thema im Unterricht war. Insofern ist es je nach Gruppe sinnvoll, das Thema Gebet ausführlicher oder knapper einzuführen. Am Ende der Einheit steht eine Reflexion, wie sich die eigene Wahrnehmung zum Begriff der Ratlosigkeit durch die Auseinandersetzung mit konkreten Menschen und Arbeitsbereichen der eva verändert und ob sie sich im besten Falle erweitert und vertieft hat. II. Unterrichtsbausteine Allen Schülerinnen und Schülern bzw. Konfirmandinnen und Konfirmanden steht das Heft Schatten und Licht 1/2019 Starke Gefühle: Ratlosigkeit zur Verfügung. Überblick über den Gesamtablauf Einstieg: Baustein 1 (Plenum und Gruppenarbeit), ca. 25 min Erarbeitung 1: Baustein 2 (Plenum), ca. 15 min (oder länger, je nach Bedarf) Erarbeitung 2 und Vertiefung: Baustein 3 (Gruppenarbeit), ca. 25 min Präsentation, Austausch und Abschluss: Baustein 4 (Plenum und Einzelarbeit), ca. 25 min Baustein 1 Einstieg ins Thema (Plenum und Partner- oder Gruppenarbeit) Mit einem stummen Impuls (M1) an der Tafel oder im Stuhlkreis wird das Thema Ratlosigkeit in den Raum gestellt, erste Assoziationen der Jugendlichen werden gesammelt. Erfahrungen mit Ratlosigkeit und erste Differenzierungen können schon hier zur Sprache kommen. Dann arbeiten die Jugendlichen paarweise oder in Dreiergruppen zusammen. Jede Gruppe bekommt eine Rollenkarte mit einer Person, die ratlos vor einer Situation steht. Die Gruppe entwickelt eine kurze Szene, wie die Person auf ihre Ratlosigkeit reagiert, und einen inneren Monolog der Person, der der Szene vorausgeht und die möglichen Überlegungen der Person abbildet. Im Austausch im Plenum über die möglichen Reaktionen werden positive und negative Aspekte der Ratlosigkeit herausgearbeitet; je nach Diskussionsverlauf werden die positiven Aspekte vom Lehrer oder der Pfarrerin in die Diskussion miteingebracht. 4

Baustein 2 Erarbeitung 1: Das Gebet als Ort für Ratlosigkeit Je nachdem, ob und inwiefern das Thema Gebet schon im Gespräch in Baustein 1 auftauchte (vielleicht erinnern sich manche Jugendlichen an die Mosegeschichte und daran, dass Mose häufiger mit Gott im Gespräch war), kann im Anschluss das Gebet breiter oder knapper thematisiert werden. Als Brücke kann an die inneren Monologe der Personen angeknüpft werden und das Gebet als inneres Gespräch mit Gott eingeführt werden, also gleichsam ein innerer Dialog. Zu dieser Art der Kommunikation gehört das Hören und Schweigen genauso wie das eigene Reden. Klage, Angst, Sorge hat ihren Platz genauso wie Freude und Dank. Gott als Gegenüber des Gesprächs ist insofern ein besonderer Gesprächspartner, als er zum einen viel aushält und hören kann. Zum anderen ist das Gebet eine Gesprächsform, in der wenig Gefahr droht, gleich selbst Lösungen wissen zu müssen oder von guten (oder gutgemeinten) Ratschlägen überschüttet zu werden. Manchmal haben Ratschläge ja mehr Schlag als Rat an sich Soll diese Dimension vertieft werden, kann dies mithilfe von Bibelstellen geschehen, in denen Jesus, Propheten oder auch Mose das Gespräch mit Gott suchten und ihm ihre Ratlosigkeit darbrachten. 1 Auch das Zitat aus dem 2. Korintherbrief kann hier als Impuls gut eingesetzt werden. In diesem Falle wäre entsprechend mehr Zeit einzuplanen und die Einheit auf zwei Doppelstunden zu verteilen. Baustein 3 Erarbeitung 2 und Vertiefung: Ratlosigkeit und die verschiedenen Angebote der eva (Gruppenarbeit) Die Jugendlichen erarbeiten anhand von M3 bis M5 in Gruppen à 3 bis 5 Personen die drei Texte in Schatten und Licht. Sie lernen je einen Bereich der eva kennen und loten die Dimensionen von Ratlosigkeit aus, die in den Berichten über Menschen und Einrichtungen zur Sprache kommen. 1 z.b. Jesus in Gethsemane (Mk 14,32-42 parr.), Elia am Horeb (1. Kön 19), Mose angesichts der Unzufriedenheit der Israeliten (Ex 16 und 17). 5

Baustein 4 Präsentation, Austausch und Abschluss (Plenum und Einzelarbeit) Die Gruppen informieren sich gegenseitig im Plenum über ihre Ergebnisse zu den Einrichtungen und den von ihnen entdeckten Formen von Ratlosigkeit. Im Anschluss daran findet ein Austausch über mögliche Ratschläge und über die Gebete statt, der die in Baustein 1 und 2 angesprochenen Dimensionen von Ratlosigkeit und des Gebetes aufnimmt und bündelt. Zum Abschluss vervollständigt jede(r) Jugendliche in Einzelarbeit den Satz: Ratlosigkeit bedeutet für mich (Alternativ kann M6 eingesetzt werden, mit dem in positive und negative Aspekte differenziert wird.) Diese Überlegungen können im Plenum mitgeteilt werden oder auch als persönliche Bilanz belassen werden, ohne sie in der Gruppe weiter zu besprechen. Teresa Nieser ist Pfarrerin in der Steigkirchengemeinde in Stuttgart Bad Cannstatt. 6