Lasten- und Pflichtenhefte für IT-Projekte



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2. Psychologische Fragen. Nicht genannt.

Transkript:

Lasten- und Pflichtenhefte für IT-Projekte Nutzen und inhaltliche Gestaltung 26.03.2015 doctima GmbH Johannes Dreikorn

Agenda Das Wichtigste in sieben Fragen Wovon reden wir eigentlich? Warum lohnt sich das? Was muss geklärt sein? Was muss rein, in welcher Struktur, mit welcher Darstellung? Wie verwalten Sie Ihre Dokumente? und das Fazit. Seite 4

Zur Person Johannes Dreikorn Redaktionsleiter bei doctima/fürth (Dienstleistungsunternehmen für Technische Kommunikation) Schwerpunkte: Beratung, Coaching, Standardisierung, Textkonzeption, Prozessoptimierung Fachlicher Hintergrund: Diplomierter Sprachwissenschaftler, Journalismus, 15 Jahre Branchenerfahrung in IT-Projekten & Geräte/Maschinen/Anlagenbau doctima GmbH Angebot: Technische Dokumentation; Kunden- und Servicekommunikation; Seminare & Schulungen Branchen Industrie: IT, Medizintechnik, Maschinenbau; Institutionen: Banken, Krankenkassen, Versicherungen Seite 2

Wovon reden wir eigentlich? Kurze Begriffsklärung Seite 5

Dokumente Lastenheft Was? Wofür? Auftraggeber Requirement Anforderung arroyo outdoor Feature Lösung Was? Womit? Auftragnehmer digital pioneers Pflichtenheft Seite 6

Definitionen nach DIN 69905 Lastenheft Vom Auftraggeber festgelegte Gesamtheit der Forderungen an die Lieferungen und Leistungen eines Auftragnehmers innerhalb eines Auftrags. Pflichtenheft Vom Auftragnehmer erarbeitete Realisierungsvorgaben aufgrund der Umsetzung des vom Auftraggeber vorgegebenen Lastenheftes. Seite 7

Warum lohnt sich das? Nutzenaspekte Seite 8

Nutzenaspekte Lastenheft Pflichtenheft AG Zwang zur Konkretisierung bei Entwicklungsvorhaben (neue Erkenntnisse durch Versprachlichung von Ideen) Matrix zur Auswahl von Entwicklungspartnern (Ausschreibungen) Rechtssicherheit Imageaspekt (Nachweis von Professionalität) fachliche Spiegelung eines Entwicklungsvorhabens (Sicherheit zu realistisch erreichbaren Entwicklungsergebnissen) Know-how-Gewinn durch lösungsbezogene Strukturierung Einblick in Leistungsfähigkeit des AN AN Klarheit über Bedürfnisse des Kunden (Lastenheft = Festlegung) Einblick in Strukturiertheit und Professionalität des Kunden Plattform zum Nachweis von Kompetenz und Leistungsfähigkeit (Marketingfunktion) teilweise einzige Möglichkeit, um Entwicklungsvorhaben zu akquirieren (Ausschreibungen). Vorlage für weitere Entwicklungs-schritte (je besser das Pflichtenheft, desto leichter die Umsetzung) Einnahmequelle Rechtssicherheit Seite 10

Was muss geklärt sein? Bedingungen, dass das Dokument überhaupt funktionieren kann Seite 11

Das muss geklärt sein Fragen, die das beste Dokument nicht beantworten kann: Wissen Sie, was Sie inhaltlich wollen? Requirements-Engineering findet zu einem großen Teil außerhalb des Dokuments statt. Das Lasten/Pflichtenheft ist streng genommen nur das Ergebnis davon. Wie ist die Rollenverteilung zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer? Von wem kommt die eigentliche Engineering-Leistung? Gibt es eine solide kaufmännisch-vertragliche Einbettung? Ein Lastenheft oder Pflichtenheft ist kein Vertrag, sondern (hoffentlich) Vertragsbestandteil. Was wollen Sie strategisch? Manchmal kommt man nur weiter, wenn man einfach loslegt Seite 12

Was muss rein? Inhalte von Lasten- und Pflichtenheften Seite 13

Hintergrund Spezifikations-Pyramide Level 1 Level 2 Pflicht Last Level 3 Level 4 Level 5 Seite 14

Inhalte Der große Rahmen: Was muss für ein Produkt und Projekt alles geregelt werden? Checkliste Stellgrößen Bei wem (AG/AN) liegt die Engineering-Leistung? Was möchte man aus seiner Rolle heraus (AG/AN) festlegen? Was aus einem LH/PH ein echtes Dokument macht Seite 15

in welcher Struktur? Gliederung Seite 16

Mustergliederung (IEEE) Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/software_requirements_specification Seite 17

Gliederung: Beispiele Seite 18

Wichtige Frage: Mit oder ohne IDs Seite 19

mit welcher Darstellung? Die ganzen Details in Prosa, als Grafik oder als Modell Seite 20

Die Qual der Wahl Die Detail-Informationen in natürlicher Sprache (Prosa) in Form von Abbildungen in modellbasierter Form Ablaufdiagramm Seite 21

So bitte nicht: Entwickler-Prosa Ausdrücklich nicht empfohlen! Quelle: Musterlastenheft zum V-Modell XT (http://ftp.uni-kl.de) Seite 22

Wie verwalten Sie Ihre Dokumente? Word, Excel oder ein Expertensystem Seite 25

Texteditoren Programm Eigenschaften Microsoft Word Auch bei Lasten- und Pflichtenheften das am meisten verwendete Tool. Vorteile: hohe Verbreitung, wenig Anwendungsprobleme bei Basisfunktionen, viele sinnvolle Automatisierungsfunktionen Achtung: Manche Funktionen bereiten hartnäckig Probleme (nummerierte Listen); die Kompatibilität zwischen Programmversionen ist teilweise sehr eingeschränkt. Open Office Freeware-Konkurrent zu Microsoft Word Writer weitestgehend funktionsgleich FrameMaker Nischenprodukt aus der Technischen Dokumentation Wer das Tool besitzt, kann es für Lasten- und Pflichtenhefte problemlos mitverwenden. Wer es nicht hat: hohe Lizenzkosten bei geringer Verbreitung Praxis-Tipp Wenn Sie Ihre Dokumente als Dateien weitergeben (müssen): Wandeln Sie die editierbare Quelldatei (z. B. Word-Datei) in ein PDF-Dokument um. Geben Sie diese Datei weiter, nicht die Quelldatei. Seite 26

Experten-Software für RE Programm DOORS Polarion REQUIREMENTS RequisitePro RTM Hersteller Telelogic Polarion IBM Serena Seite 27

Fazit Zusammengefasst & zugespitzt Seite 28

Fazit (1) Trotz (teilweise) anerkannter Standards: Lasten- und Pflichtenhefte sind hochgradig (unternehmens-)individuelle Dokumente. Es lohnt sich diese Dokumente gezielt (als Team) zu konzipieren, Als Entwickler-Team gemeinsam ein Dokument entwickeln. mit Augenmaß zu standardisieren, Die eigentliche Schreibarbeit ist dann nicht mehr das Problem. Und man kann sich auf das konzentrieren, was außerhalb des Dokuments passieren muss. Seite 29

Fazit (2) Ein Dokument funktioniert dann gut, wenn es leicht zu erstellen ist, Auch in Etappen und von Mehreren gleichzeitig gut zu überarbeiten ist, Interessant: Auch Dokumente haben eine "Wartbarkeit" inhaltlich vollständig und korrekt und prüfbar ist, leicht zu lesen und zu verstehen ist, Das hat auch mit den Zielgruppen zu tun! den Arbeitsprozess optimal unterstützt. Mit inhaltlicher Korrektheit alleine ist nichts gewonnen! Ein Lasten- und Pflichtenheft, das so gestaltet ist, leistet automatisch den höchst Möglichen Beitrag zum Aspekt Rechtssicherheit. Seite 30

Literatur Seite 31

Literatur Fachbücher (Vorsicht! Sehr akademisch ) Pohl, Klaus (2008): Requirements Engineering Rupp, Chris und Sophisten, die (2007): Requirements-Engineering und Management Praxisliteratur VDA (2007): Automotive VDA Component Requirement- Specification Standard Structure. Fachartikel Dreikorn, Johannes (2008): Pflichtenhefte professionell getextet ein Gewinn für alle. Erschienen in: ProductGlobal 05/2008, S. 30 31 Kösler, Bertram (2009): Lasten- und Pflichtenhefte. Erschienen in: Arbeits- und Gestaltungsempfehlungen für Technische Dokumentation. Eine kritische Bestandsaufnahme. Schmidt/Römhild, S. 63 79. Seite 32

Literatur (2) stefan-baur.de: Rubrik "Informatik Software-Engineering" (zitiert als BAUR, Stand: 05/2013) Wikipedia: Beitrag "Lastenheft" Wikipedia: Beitrag "Pflichtenheft" Seite 33

Johannes Dreikorn doctima GmbH Melli-Beese-Str. 19 D - 90768 Fürth Tel.: +49 911 975670-0 Fax: +49 911 975670-188 johannes.dreikorn@doctima.de www.doctima.de Twitter @doctima Seite 34