NATIONALPARK FRANKENWALD? HINTERGRÜNDE ZAHLEN FAKTEN SPRECHER DES CLUSTERS FORST UND HOLZ IN BAYERN STEINWIESEN / NEUFANG 26. JUNI 2017
EINFÜHRUNG Der folgende Vortrag dient zur sachlichen Diskussion über einen möglichen 3. Nationalpark in Bayern im Frankenwald. Als Grundlage dient der Ministerratsbeschluss der Landesregierung, die Möglichkeiten für einen dritten Nationalpark in Bayern umfassend zu prüfen. Entsprechend wurde vom Umweltministerium ein Fachgutachten beauftragt, dass sich vorwiegend mit den sozioökonomischen Effekte eines 3. Nationalparks in Bayern fokussiert. Dieser Vortrag soll dieses Gutachten in wesentlichen Punkten ergänzen, wenn es um die Nachhaltigkeit eines möglichen Nationalparks in Bayern geht und soll als ergänzende Entscheidungsgrundlage für den Dialogprozess mit der Landesregierung dienen. INFORMATIONSVERANSTALTUNG FRANKENWALD 2
DIE NACHHALTIGKEIT EINES NATIONALPARKS Ökologie: Naturschutz und Artenvielfalt Ökonomie: Wirtschaftliche Bedeutung Gesellschaft: Klimaschutz INFORMATIONSVERANSTALTUNG FRANKENWALD 3
NATURSCHUTZ UND FRANKENWALD Die ausgewählte Zielkulisse im Frankenwald ist naturschutzfachlich für einen Nationalpark wenig geeignet: Vorgaben aus Bundes- und Bayerischem Naturschutzgesetz weitgehend unzerschnitten und von besonderer Eigenart mindestens 10.000 Hektar in überwiegenden Teil des Gebiets Voraussetzungen eines Naturschutzgebiets erfüllen Prozessschutz auf mindestens 75 % der Fläche (IUCN-Richtlinien) Quelle: www.np3.bayern.de/ Frankenwald: Fichtendominierte Wirtschaftswälder Zerschnittene Teilflächen Sehr hohes Borkenkäferpotenzial = mittelfristig keine Kernzone INFORMATIONSVERANSTALTUNG FRANKENWALD 4
FRANKENWALD - WALDGEBIET DES JAHRES (BDF, 2017) Der Frankenwald verbindet Forstwirtschaft und Naturschutz Dem Schutz und der Erhaltung des Schwarzstorches dienen eine naturnahe Waldbewirtschaftung und gezielte Maßnahmen: Gezieltes Belassen möglicher Horstbäume (breitkronige Laubhölzer, kronengebrochene Nadelbäume) Foto: Andreas Ebert Horstschutzzonen um bekannte Horste Naturnahe Erhaltung von Quellen, Bächen, Floßteichen als Nahrungsbiotope Schulung und Sensibilisierung aller im Wald Beschäftigten. Quelle: www.waldgebiet-des-jahres.de. BDF. 2017 INFORMATIONSVERANSTALTUNG FRANKENWALD 5
NATURSCHUTZ: BAYERISCHE STAATSFORSTEN Zentrales Ziel des Naturschutzes bei den Bayerischen Staatsforsten ist es, die natürlichen Lebensräume, vor allem der an den Wald gebundenen Tier- und Pflanzenarten, zu erhalten und zu verbessern. Quelle: BaySF INFORMATIONSVERANSTALTUNG FRANKENWALD 6
NATURSCHUTZ: TOTHOLZ IN BAYERN Der Vorrat an Totholz liegt bei ca. 23 m³/ha Wald in Bayern. Insbesondere die BaySF (durchschnittlich 35 m³/ha) leistet damit einen wesentlichen Beitrag zum Schutz gefährdeter Vögel, Insekten und Pilze. Quelle: BWI III (http://www.lwf.bayern.de/mam/cms04/service/dateien/lwfspezial_240914_lay.pdf vom 10.10.2014) INFORMATIONSVERANSTALTUNG FRANKENWALD 7
NATURSCHUTZ: STARKHOLZ IN BAYERN Durch die bevorzugte Nutzung mittelstarker Stämme nehmen die Vorräte stärkerer BHD-Klassen sowohl im Nadel- als auch im Laubholz deutlich zu. Durch die Zunahme an Laubholz und Starkholz hat der Zuwachs (2002-2012) von 13,4 auf 11,9 m³/ha*a abgenommen (-11%). Quelle Knauf et al. 2016. Clusterstudie Forst, Holz und Papier in Bayern 2015. LWF (Hrsg) www.lwf.bayern.de. INFORMATIONSVERANSTALTUNG FRANKENWALD 8
EXTERNE NATURSCHUTZEFFEKTE Ein Verzicht auf die Holznutzung in den Wäldern Bayerns steigert Holzimporte (z.b. aus Osteuropa). Dort sind wesentlich größere Flächen zur Bereitstellung vergleichbarer Holzmengen notwendig bei deutlich niedrigeren Umweltstandards (z.b. Kahlschläge). Notwendige Fläche zur Kompensation des Holzaufkommens in Russland: - 2,5 Mio. ha (bei 200 Vfm/ha) - 5,0 Mio. ha (bei 100 Vfm/ha) 2,5 Mio. ha 5 Mio. ha 5% der Waldfläche Bayerns (130.000 ha) Quelle BFH. Institut für Ökonomie. Hamburg. 1997 und Eigene Berechnungen. INFORMATIONSVERANSTALTUNG FRANKENWALD 9
ZUSAMMENFASSUNG ÖKOLOGIE Der Frankenwald ist naturschutzfachlich für einen Nationalpark wenig geeignet. Durch eine nachhaltige Bewirtschaftung hat sich der Frankenwald zum Wald des Jahres 2017 entwickelt. Ohne Bewirtschaftung werden in der Kernzone eines Nationalparks seltene Arten gefährdet. Durch Holzimporte aus Regionen mit geringeren Umweltstandards werden Umweltprobleme exportiert. Nur durch eine Bewirtschaftung mit integrierten Naturschutzkonzepten und ökologischer Begleitforschung kann sich der im Frankenwald naturschutzfachlich nachhaltig positiv entwickeln INFORMATIONSVERANSTALTUNG FRANKENWALD 10
GLIEDERUNG Wald und Naturschutz Volkswirtschaftliche Bedeutung Wald und Klimaschutz INFORMATIONSVERANSTALTUNG FRANKENWALD 11
CLUSTER FORST UND HOLZ IN BAYERN Der Cluster Forst und Holz stellt in Bayern den wichtigsten Arbeitsmarkt im ländlichen Raum dar. Alle anderen Wirtschaftsbereiche konzentrieren sich in den Metropolregionen Quelle Knauf et al. 2016. Clusterstudie Forst, Holz und Papier in Bayern 2015. LWF (Hrsg) www.lwf.bayern.de. INFORMATIONSVERANSTALTUNG FRANKENWALD 12
HOLZAUFKOMMEN IN BAYERN Das Aufkommen von Stamm- und Industrieholz hat in den letzten zehn Jahren stark abgenommen (- 30%) und erholt sich nur langsam. Das Energieholzaufkommen hat dagegen stark zugenommen. Die aktuelle Zunahme besteht vorwiegend aus Schadholz (+4 Mio. m³). Mio. Efm o. R. Nutzungspotenzial 2013-2027 Schadholz INFORMATIONSVERANSTALTUNG FRANKENWALD 13 Quelle Bayrisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung. Verarbeitendes Gewerbe in Bayern sowie Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden. München, 2000-2015
HOLZAUFKOMMEN NACH BESITZARTEN Im Durchschnitt 2002 2012 lag die Nutzung im Privatwald deutlich unter dem Zuwachs. Im Staats- und Körperschaftswald erfolgt eine ausgeglichene Nutzung des nachhaltigen Holzaufkommens. Quelle: BWI III (http://www.lwf.bayern.de/mam/cms04/service/dateien/lwfspezial_240914_lay.pdf vom 10.10.2014) WBV SCHIERLING 14 26.2.2016
ORGANISATIONSGRAD PRIVATWALD Forstwirtschaftliche Zusammenschlüsse (FBG/WBV) erfüllen in Bayern eine wichtige Aufgabe bei der Überwindung der Strukturnachteile im Kleinprivatwald. Dennoch ist der Organisationsgrad im Kleinstprivatwald (< 5ha) nach wie vor sehr gering. Organisationsgrad Waldfläche Waldbesitzer 120 100 80 Prozent 60 40 20 0 bis 1 1 5 5 10 10 20 20 50 50 100 100 200 200 500 500 1000 über 1000 Größenklassen [ha] Quelle: Engelhardt, K.: STMELF 2016 Quelle: StMELF. 2016 WBV SCHIERLING 15 26.2.2016
KENNZAHLEN ÜBER DEN FRANKENWALD (1) Das Holzaufkommen aus 10.000 ha im Frankenwald liegt ca. bei 113.000 m³ Nadelholz (93%) und bei 9.000 m³ Laubholzholz (7%) (Wuchsgebiet 8: Frankenwald/Fichtelgebirge). 10.000 ha entsprechen 11% der Waldfläche der Landkreise Kronach, Kulmbach und Hof (93.807 ha) Damit fehlen in der Zielregion 122.000 m³ Holz (11% des Holzaufkommens in der Region) zur Versorgung der lokalen Betriebe des Clusters Forst und Holz Zum Vergleich: Summe der Vermarktungsmenge der 5 WBV en in der Zielregion: 115.000 130.000 m³ Quelle Bayrisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, BWI III und pers. Mitteilungen der WBV-Geschäftsführer INFORMATIONSVERANSTALTUNG FRANKENWALD 16
KENNZAHLEN ÜBER DEN FRANKENWALD (2) Die Betriebe des Clusters Forst und Holz erwirtschaften (nachhaltig) einen Umsatz von 704 Mio. EUR in den Landkreisen Kronach, Kulmbach und Hof und tragen damit 4,7% zur Wirtschaftsleistung in dieser Region bei. Der Cluster Forst und Holz bietet in den Landkreisen Kronach, Kulmbach und Hof 4.750 sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten einen Arbeitsplatz (4,2 %). Durch höhere Rohstoffkosten sinkt die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe in der Region und damit wären die Umsätze, das Steueraufkommen und die Arbeitsplätze dieser Betriebe gefährdet. INFORMATIONSVERANSTALTUNG FRANKENWALD 17
ZUSAMMENFASSUNG ÖKONOMIE Der Cluster Forst und Holz ist in Bayern der wichtigste Arbeitgeber im ländlichen Raum Der Rückgang der Waldnutzung hat in Bayern bereits zu einem Verlust von Arbeitsplätzen und Wertschöpfung im ländlichen Raum geführt Eine Stilllegung von 10.000 ha Staatswald im Frankenwald führt in der Region zu einem Verlust von Wertschöpfung, Arbeitsplätzen und Steueraufkommen. Eine Kompensation des fehlenden Holzaufkommens aus dem Klein(st)privatwald erscheint illusorisch. Ein wirtschaftlicher Ausgleich durch Nationalpark- Tourismus und einer Nationalpark-Verwaltung (aus Steuermitteln) erscheint fraglich. INFORMATIONSVERANSTALTUNG FRANKENWALD 18
GLIEDERUNG Wald und Naturschutz Volkswirtschaftliche Bedeutung Wald und Klimaschutz INFORMATIONSVERANSTALTUNG FRANKENWALD 19
KLIMASCHUTZEFFEKTE - BEISPIEL FICHTE Den größten Klimaschutzeffekt leistet die stoffliche Nutzung (67%) vor dem Waldvorrat (19%) und der Brennholz-Nutzung (14%). CO 2 -Effekte im Alter 180: Energie aus Altholz 14% Brennholz Nutzung 14% Direkte stoffliche Nutzung ca. 53% Waldvorrat ca. 19% Quelle LWF 2012 (Hrsg.). Die Kohlenstoffbilanz der Bayerischen Forst- und Holzwirtschaft INFORMATIONSVERANSTALTUNG FRANKENWALD 20
CO 2 AUSSTOß UND HOLZNUTZUNG IN BAYERN Der CO 2 Speicher- und Vermeidungseffekt der Holznutzung liegt höher als die gesamten CO 2 Emissionen aus dem Verkehr in Bayern. 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 CO 2 Emissionen und Holznutzung in Bayern Mio.t CO 2 Speicherung/Vermeidung* von CO 2 Emissionen durch Holznutzung in Bayern 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 CO2 Emissionen Bayern davon Verkehr Klimaeffekt Holznutzung 2003 2013 * Speicherung (Brutto-Eintrag) von 13 Mio. t CO 2 /a in Holzprodukten und Substitution von 22 Mio. t CO 2 /a durch die Vermeidung fossiler Ressourcen. INFORMATIONSVERANSTALTUNG FRANKENWALD 21 Quellen: Eigene Berechnungen nach LWF KLIP (2012), LWF 2014 (unveröffentlicht) und Landesamt für Umwelt in Bayern (http://www.lfu.bayern.de/umweltqualitaet/umweltbewertung/klima/co2_emissionen/index.htm vom 10.05.2014)
KLIMASCHUTZPOTENZIAL DURCH HOLZNUTZUNG Der Holzbau bietet eine sehr wirksame Möglichkeit für eine weitere Steigerung der positiven Klimaschutzeffekte in Bayern. CO 2 Klimaschutzpotenzial durch Holzbau in Bayern * Reduktion CO 2 Emissionen Bayern entsprechend Trend 2000 2010 ** Steigerung Holzbau entsprechend Trend 2008 2013 INFORMATIONSVERANSTALTUNG FRANKENWALD 22 Quellen: Eigene Berechnungen nach LWF KLIP (2012), LWF 2014 (unveröffentlicht) und Landesamt für Umwelt in Bayern (http://www.lfu.bayern.de/umweltqualitaet/umweltbewertung/klima/co2_emissionen/index.htm vom 10.05.2014)
WALD UND HOLZ IM KLIMASCHUTZPLAN 2050 Beitrag der Forst- und Holzwirtschaft: Nachhaltige, multifunktionale Forstwirtschaft (Holzproduktspeicher + Substitution) In Bayern: großes Potenzial, steigend! CO2-Senke durch Forstwirtschaft (Senke Wald) In Bayern: auf hohem Niveau, nachhaltig stabil INFORMATIONSVERANSTALTUNG FRANKENWALD 23
ZUSAMMENFASSUNG KLIMASCHUTZ Nachhaltige Waldnutzung und langlebige Holzprodukte führen zum besten Klimaschutz (aktiver Entzug von CO 2 aus der Atmosphäre) Eine Stilllegung der Waldbewirtschaftung im Frankenwald leistet einen wesentlich geringeren Beitrag zum Klimaschutz in der Region Eine Stilllegung der Waldbewirtschaftung in Bayern entzieht der aktuell entstehenden Bioökonomie eine wichtige Ressource zur Substitution fossiler Ressourcen INFORMATIONSVERANSTALTUNG FRANKENWALD 24
ZUSAMMENFASSUNG Naturschutz: Nachhaltige naturnahe Forstwirtschaft mit integriertem Naturschutz schützt und schafft multifunktionelle Vielfalt auf der gesamten Waldfläche in Bayern Geeignete Konzepte bieten das Naturschutzkonzept der BaySF, Biosphärenreservate, Naturparks (aber KEIN Nationalpark) mit zusätzlichen Infrastrukturmaßnahmen zur Steigerung des Tourismus Wirtschaft und Gesellschaft: Eine nachhaltige Waldnutzung mit gesteigerter Holzverwendung führt zum besten Klimaschutz und Wertschöpfung im ländlichen Raum. Dies könnte durch Kompetenzzentren zur Steigerung des Holzbaus in Bayern weiter ausgebaut werden! INFORMATIONSVERANSTALTUNG FRANKENWALD 25
KONTAKT Prof. Dr. Hubert Röder Betriebswirtschaftslehre Nachwachsender Rohstoffe Sprecher des Clusters Forst und Holz in Bayern Hochschule Weihenstephan Triesdorf HSWT Wissenschaftszentrum Straubing WZS Petersgasse 18 94315 Straubing Telefon +49 9421 187 260 Fax +49 9421 187 211 Email h.roeder@wz-straubing.de Internet www.wz-straubing.de INFORMATIONSVERANSTALTUNG FRANKENWALD 26