rhein Kinder- und Jugendhilfe Positionierung der AWO Niederrhein zur Armutsbekämpfung Arbeiterwohlfahrt November 2003



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Transkript:

Niederrhein rhein Positionierung der AWO Niederrhein zur Armutsbekämpfung November 2003 11 / 1 / 04 Arbeiterwohlfahrt Lützowstraße 32 45141 Essen Tel.: 02 01 / 31 05-0 FAX: 02 01 / 31 05-276 info@awo-niederrhein.de www.awo-nr.de

Armutsbekämpfung bei Kindern und Jugendlichen durch präventive Maßnahmen der und der Schule I. Grundsätzliches Jedes 7. Kind ist arm. Die AWO-ISS-Studie zur Kinderarmut macht deutlich, dass eine weitere Verfestigung von Armutsstrukturen nicht nur für die betroffenen Kinder, sondern auch für die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft verheerende Folgen hat. Das verstärkte Engagement der Fachkräfte der AWO in dem Bereich der seit dem Jahr 2000 verdeutlichte, dass die Bekämpfung von Armutsfolgen eine veränderte Weichenstellung in der Kinder-, Jugend- und Bildungspolitik erfordert. Es gilt besonders die Lebenslagen der 0- bis 10-jährigen Kinder zu fokussieren. Vor allem für die Ausrichtung der Angebote der Familien- und Kinderhilfe in der frühen Phase der Kindheit besteht ein erheblicher Gestaltungs- und Veränderungsbedarf. Der Schwerpunkt der Kinder- und Jugendhilfe muss umgeleitet werden von der Krisenintervention, die in der Regel bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 12 bis 17 Jahren ansetzt, in einen prophylaktischen Ansatz, der arme Kinder und ihre Eltern in den prägenden ersten Lebensjahren oder noch besser vor der Geburt des Kindes erreicht. Eine Politik, die über den Tag hinausplant, kann damit langfristig auch eine erhebliche finanzielle Entlastung erreichen. II. Zur Situation in der frühen Kindheitsphase Frühe Versäumnisse haben langfristige Konsequenzen Obwohl bekannt ist, dass die Altersspanne von 0 bis 6 Jahren für die Entwicklung eines Menschen entscheidend ist, geht unser Erziehungs- und Bildungssystem mit dieser Tatsache geradezu fahrlässig um. 2 / 6

Für 0- bis 3-jährige Kinder liegt der Versorgungsgrad mit Krippenplätzen in NRW bei 2,8 Prozent. Ansonsten kümmert sich unser System der Jugend-, Familien- und Gesundheitshilfe nur im Falle einer augenfälligen Krise - oder bestenfalls auf freiwilliger Basis - um diese Altersgruppe. Generell ist festzustellen, dass die Jugend-, Familien- und Gesundheitshilfe - von der Kindertagesstätte abgesehen - nicht in angemessener Weise auf die Problemlagen von Kindern im Alter von 0 bis 6 Jahren reagiert. Die AWO-ISS-Studie zur Armut im Vorschulalter, nahm nicht nur die materielle Lage armer Familien in den Blick, sondern vor allem auch die Lebenssituation und Lebenslage des Kindes selbst. Diese werden in den vier für die Lebenslage entscheidenden Bereichen erfasst: 1. Die materielle Versorgung des Kindes Grundversorgung, d.h. Wohnen, Nahrung, Kleidung, materielle Partizipationsmöglichkeiten 2. Die 'Versorgung' im kulturellen Bereich z.b. kognitive Entwicklung, sprachliche und kulturelle Kompetenzen, Bildung 3. Die Situation im sozialen Bereich soziale Kontakte, soziale Kompetenzen 4. Die psychische und physische Lage Gesundheitszustand, körperliche Entwicklung Ein Ergebnis der Studie: 36 Prozent der untersuchten armen Kinder sind multipel depriviert. Das bedeutet es bestehen Defizite in 3 oder 4 der o. a. Bereiche; damit verbunden ist eine erhebliche Belastung für die Gegenwart und Zukunft der betroffenen Kinder. Zur konkreten Lebenslage dieser multipel deprivierten Kinder stellt die Studie fest: 43 Prozent dieser Kinder erhalten außer der Arbeit der Kindertagesstätte keinerlei professionelle Unterstützung durch Angebote der Jugend-, Familien- und Gesundheitshilfe. Die Vertiefungsstudie des ISS vom Frühjahr 2003 'Armut im frühen Grundschulalter' bestätigt, dass sich die Situation der multipel deprivierten Kinder in der Schule noch verschärft. Es zeigt sich, dass 19 Prozent der Kinder aus armen Familien später eingeschult werden als nicht arme Kinder. Sie haben mehr Probleme mit ihren schulischen Leistungen und werden zunehmend stärker ausgegrenzt. Die Ausgaben für die Jugendhilfe steigen kontinuierlich an (in NRW von 4,2 Mrd. 2000 auf 4,5 Mrd. 2001). Im besonderen Maße müssen die Mittel für die Fremdplatzierung für Kinder und Jugendliche im 3 / 6

Alter von 13 bis 21 Jahren erhöht werden. Für die meisten Kinder und Jugendlichen kommen die Maßnahmen allerdings viel zu spät, um sie noch aus dem Teufelskreis der Armut herauszuholen. Vor diesem Hintergrund ist eine Umverteilung der Mittel der Jugendhilfe dringend geboten. Eine verstärkte Finanzierung einer frühen präventiven Förderung des Kindes wird zu einer erheblichen Entlastung bei den Hilfen für die Erziehung führen. Dies setzt allerdings eine langfristige Planung über mehrere Jahre voraus. III. Handlungsansätze Präventive Angebote für Kinder: Betreuung und frühe Förderung Frühförderung von Kindern zur Verhinderung von sozialer Ausgrenzung ernst zu nehmen heißt, den qualitativen wie quantitativen Ausbau außerhäuslicher Kinderbetreuung voranzutreiben. Notwendig sind insbesondere der Ausbau der Betreuungskapazitäten für 0- bis 12-jährige, flexiblere Öffnungszeiten und ein höherer Personalschlüssel für Einrichtungen mit einem hohen Anteil an armen und sozial benachteiligten Kindern. Damit einhergehend sollten systematisch Strukturen entwickelt werden, die verschiedene Förderangebote in den Tagesstätten garantieren. Kindertageseinrichtungen sind für Eltern und Kinder die wichtigste außerfamiliäre Anlaufstelle. Sie müssen insbesondere in sozial benachteiligten Stadtteilen als Knotenpunkt für Angebote der Kinder-, Jugend-, Familien- und Gesundheitshilfe für in Armut lebende Kindern weiterentwickelt werden. Regelmäßige Sprechstunden der Erziehungs- und Schuldnerberatung, Kurse der Familienbildung für Eltern und Kinder etc. müssen einen festen Platz in der Kindertagesstätte erhalten; Eltern haben geringere Berührungsängste, wenn Beratungen im Kindergarten stattfinden. Neue Ausrichtung der schulischen Bildung und Erziehung In der Schule muss die Möglichkeit arme Kinder sozial zu integrieren, noch stärker entwickelt werden. Die vorherrschende selektive Ausrichtung der Schule ist durch eine neue Gestaltung der schulischen Bildung zu überwinden. Dabei soll verhindert werden, dass bereits beim Übergang von der Elementarstufe in die Sekundarstufe - nach 4 Grundschuljahren - eine weitgehende Selektion erfolgt, die die bestehende soziale Chancenungleichheit verfestigt. Die individuelle Förderung, die Entwicklung von Lernfähigkeit und das soziale Lernen müssen zukünftig zentrale Inhalte von schulischer Bildung sein. Jugendhilfe und Schule müssen einen kooperativen Ansatz zur ganzheitlichen Förderung der Kinder und Jugendlichen entwickeln. 4 / 6

Als neues Fundament einer an den o.g. Zielen orientierten schulischen Bildung ist eine 9-jährige Elementarstufe für alle Schüler einzurichten. Für arme Kinder ist bevorzugt eine Ganztagesbetreuung in der Schule vorzuhalten. Diese hat sich an der erforderlichen ganzheitlichen Förderung der Kinder auszurichten. Vernetzung Die Vernetzung und der Ausbau bereits existierender Angebote muss zum Aufbau von nachhaltigen Strukturen frühen, in denen frühzeitig interveniert werden kann, bevor Probleme größere Ausmaße annehmen. Ziel ist der Aufbau einer Präventionskette von der Geburt bis zur Berufsausbildung, die dem Alltag armer Familien gerecht wird, sie über die verschiedenen institutionellen Übergänge hinweg begleitet und die Bildungs- und Entwicklungschancen vergrößert. IV. Umsetzung Zur Umsetzung eines präventiven Ansatzes Die Umsetzung eines präventiven Ansatzes vernetzen, heißt vor allem, die Angebote der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe sowie der Schule um- bzw. neu zu gestalten. Angebote der Beratung, Förderung und Begleitung sind grundsätzlich aus einer Hand als Gehstrukturen anzubieten. Im Rahmen dieses Reformprozesses ist das Recht des Kindes auf Erziehung grundlegend zu diskutieren. Dabei sind aus Sicht der AWO Veränderungen in folgenden Lebensbereichen von besonderer Bedeutung: Die Schule in ihrer Bedeutung für Eltern von morgen - Die Schule muss Werte vermitteln. Soziale Kompetenz muss ein Leitmotiv des schulischen Lernens werden. - Das Unterrichtsfach 'Eltern' und 'Erziehung' ist als Pflichtfach in den Schulen einzurichten. - Ab dem 13./14. Lebensjahr müssen Kinderrechte ein Thema sein. - Eine spezielle Didaktik für das soziale Lernen muss den Lehrern angeboten und vermittelt werden. - Ein Ansatz der Schule, der vor allem eine individuelle Förderung des einzelnen Kindes vorsieht, muss die Integration stärken und die Selektion abbauen. Vor und nach der Geburt des Kindes - Die Angebote von Geburtsvorbereitungskursen sind mit dem Erwerb eines Elternführerscheines vor der Geburt des ersten Kindes für die Eltern obligatorisch zu verbinden. 5 / 6

- Eine Einbeziehung der Geburtshelferinnen (Hebammen) sowie von Familienpflegerinnen in der ersten Phase der Kindheit soll eine Früherkennung von Problemen des Säuglings sicherstellen und rasche Hilfe gewährleisten. - Für die gesundheitliche Versorgung armer Kinder muss wieder eine Struktur aufgebaut werden, die auch unabhängig von der Mitwirkung der Eltern sicherstellt, dass gesundheitliche Probleme von Kindern frühzeitig erkannt und behandelt werden. - Kinderreiche arme Familien sind durch Hilfen zur Haushaltsführung zu unterstützen. - Es ist eine lebendige adressatenbezogene Familienbildung im wichtigen Lebensabschnitt 0 bis 3 Jahre für alle Familien nach der Geburt des Kindes anzubieten. - Für eine regelmäßige Teilnahme an Elternbildungsangeboten müssen Anreize in den verschiedenen Phasen der Kindheit geschaffen werden. Tagesstätten für Kinder - Kinderkrippen sind als Regelangebote anzubieten - Familiengruppen sind auszubauen - Der Besuch im Kindergarten von 3 bis 6 Jahren ist verpflichtend - Die Wahrnehmung des Auftrages zur Erziehung und Bildung in der Kindertagesstätte muss durch eine bessere Ausbildung und Qualifizierung der Fachkräfte sowie durch die Aufstockung des Stellenschlüssels verbessert werden. - In sozialen Brennpunkten ist die personellen Ausstattung der Einrichtungen zu verbessern. Hilfen für Kinder und Eltern, die mit bestehenden Instrumentarien nicht erreicht werden - In belasteten Stadtteilen muss das Angebot eines 24-Stunden-Notdienstes für Kinder und Eltern vorgehalten werden, mit dem Angebot einer anonymen Telefonberatung bei Familienstress. Für Kinder muss ein direkter Zugang gewährleistet sein. - Einrichtungen von Familientreffpunkten dort, wo Plätze von Eltern und Kindern sind. In der Arbeitswelt - Die Faktoren 'Familie/Kind', müssen verpflichtend vorrangig bei einer möglichen Arbeitsplatzsuche oder einem Wechsel berücksichtigt werden. - Flexible Arbeitszeiten und ein verbesserter Arbeitsschutz sollen - insbesondere für Alleinerziehende - geschaffen werden. 6 / 6