Modul 5: Mediation Brücke der Verständigung im Trennungsprozess Wenn sich die Geister scheiden, die Verständigung miteinander nicht gelingt, eine Einigung unmöglich erscheint und am Ende gar teure Gerichtsverfahren drohen, bietet die Mediation eine gute Alternative. Vor allem, wenn es sich um eine Liebesbeziehung handelt, werden nicht selten tief unter der Gürtellinie Grenzen überschritten, die heftige Gegenreaktionen auslösen. Das führt nicht selten zu emotionalen Verletzungen und Vertrauensbrüchen auf beiden Seiten. Eine Fülle verschiedenster Emotionen und/ oder Verhaltensweisen, die das Vertrauensverhältnis auf der Beziehungsebene stark belasten, werden aktiviert. Wenn durch eine Mediation einvernehmliche Lösungen zwischen Eltern hergestellt werden, lassen sich die Folgen für die Kinder reduzieren. 1. Grundsätzliches zum Mediationsverfahren Definition Die Mediation ist ein klar strukturiertes freiwilliges Verfahren, indem Konfliktpartner mit der Unterstützung eines Mediators eigene tragfähige Lösungen erarbeiten. Die Konfliktpartner bringen selbst ihre Themen ein und entscheiden darüber, welche davon sie zukünftig regeln wollen. Ziel Auf der Grundlage persönlicher Interessen entwickeln Parteien einvernehmlich individuelle, mitunter auch ungewöhnliche Lösungen für die Zukunft. Wichtig ist dabei, dass beide Fraktionen das Ergebnis für sich als fair und stimmig erleben. Dabei wird immer von einer Ergebnisoffenheit ausgegangen, selbst wenn bereits eine Lösung favorisiert wird. Zeitrahmen Eine einzelne Sitzung dauert ein bis anderthalb Stunden. Je nach dem wie umfangreich die, von den Betroffenen, zu regelnden Angelegenheiten sind, werden 3 bis 8 Sitzungen benötigt. Bei eingegrenzten Themen oder weiten Anfahrten besteht die Möglichkeit an einer Kurzzeitmediation teilzunehmen, die zwischen 2 bis 8 Stunden dauern kann. Kosten Die Kosten für eine Mediation sind frei verhandelbar. Auf dem Markt bewegen sich Honorarsätze für eine Zeitstunde zwischen 50,- und 350,-. Beteiligte Zu Beginn einer Mediation werden die Medianten darüber informiert, wie Beteiligte (Kinder, Großeltern, neue Partner, Beratungsanwälte, andere Experten) gegebenenfalls eingebunden werden können 2. Grundsätze der Mediation Freiwilligkeit Grundsätzlich ist die Teilnahme an einer Mediation freiwillig. Zu jedem Zeitpunkt kann der Mediationsprozess von jedem, einschließlich des Mediators beendet werden.
Eigenverantwortung und Selbstbestimmung Die Konfliktparteien werden darin unterstützt, dass sie eigenverantwortlich und selbst bestimmt ihre Interessen vertreten können. Fairness Während des Mediationsprozesses werden Fairnesskriterien erarbeitet, die für die Konfliktgegner subjektiv als fair empfunden werden. Keine Rechtsberatung Mediatoren geben keine juristischen Auskünfte und entscheiden nicht. Für die Rechtsberatung werden externe Beratungsanwälte eingebunden. Keine Therapie Mediatoren arbeiten nicht therapeutisch und lassen die Vergangenheit unberührt. Sie richten ihren Blick nach vorne auf zukünftige Möglichkeiten und achten auf eine ausgewogene Machtbalance zwischen den Konfliktpartnern. Rolle des Mediators Der Mediator ist unabhängig, allparteilich und verpflichtet sich der Neutralität. Er ist für den Mediationsprozesses verantwortlich, beachtet die Prinzipien und schafft geeignete Rahmenbedingungen. 3. Phasen eines Mediationsprozesses Phase 1: Auftragsklärung Im Erstkontakt werden allgemeine Informationen zu einer Mediation vermittelt. Wenn sich die Betroffenen für eine Mediation entscheiden, erfolgt eine umfassende Einführung in das Verfahren der Mediation. Die Rahmenbedingungen für einen Mediationsvertrag werden geklärt. Sollten Sie sich dann für eine Mediation entscheiden, mündet das in einem Mediationsvertrag zwischen den Konfliktparteien und der Mediatorin. Phase 2: Themensammlung Bei der Themensammlung wird alles zusammen getragen, was die Konfliktpartner geregelt haben möchten. Gemeinsam wird eine Rangfolge festgelegt und eine Entscheidung getroffen mit welchen Anliegen begonnen werden soll. Darüber hinaus werden zeitgleich schon relevante Daten und Dokumente zusammengetragen. Phase 3: Interessensammlung In dieser Phase geht es darum, die Interessen, Bedeutungen und Beweggründe heraus zu arbeiten, die sich hinter den verschiedenen Positionen verbergen. Dabei wird die eigene Haltung deutlicher und es entsteht ein größeres Verständnis sich selbst, aber auch dem Konfliktpartner gegenüber. Das schafft eine ideale Grundlage für das spätere Verhandeln. Phase 4: Optionsentwicklung Für die Stufe der Optionen kann jeder sein gesamtes kreatives Potential nutzen. In dieser Phase können alle Ideen und Möglichkeiten, die im Hinblick auf Lösungen einfallen, auf den Tisch bringen. Inwieweit die Vorschläge hinsichtlich ihrer realistischen Umsetzbarkeit und Rentabilität in Frage kommen wird am Ende bewertet und überprüft. Phase 5: Verhandeln Beim Verhandeln werden von beiden Parteien auf der Grundlage der bereits erarbeiteten Erkenntnisse erste vorläufige Vereinbarungen ausgehandelt.
Phase 6: Abschlussvereinbarung Die Mediation findet ihren Abschluss in einem Memorandum, in dem die gefundenen Lösungen, nach dem sie überprüft wurden, dokumentiert werden und durch Protokollierung bei Gericht oder notarielle Beurkundung rechtsverbindlich abgeschlossen werden können. 4. Besonderheiten während einer Mediation Fairnesskriterien Menschen haben, je nach Prägung, sehr individuelle Vorstellungen, was sie persönlich als fair empfinden. Während des Prozesses werden die Unterschiede heraus gearbeitet, damit das eigene Verständnis von Fairness im Ergebnis berücksichtigt werden kann und als fair erlebt wird. Wertebild In der Phase der Auseinandersetzung verlieren die Betroffenen, die, im Laufe der gemeinsamen Zeit, geschaffenen Werte ihrer Familie aus dem Blick. Das Wertebild hilft den Betroffenen, auf ihre gemeinsam verbrachten Leistungen zu schauen und würdigt ihre Vergangenheit. Konflikte Konflikte sind bei Trennung und Scheidung fast immer mit tiefen emotionalen Kränkungen und Verletzungen verbunden. Diese werden in der Mediation sichtbar und erzwingen einen Umgang damit. Sie finden im Prozess insofern Beachtung, als dass sie mit bestimmten Methoden, und in Würdigung ihrer Berechtigung, einen Raum erhalten, ohne sie zu bearbeiten. Sitzung mit den Kindern Sind Kinder mit im Spiel, werden sie in einer Mediation mit berücksichtigt, auch dann, wenn sie nicht anwesend sind. Unter Umständen macht es Sinn Kinder direkt mit an den Tisch zu holen. Das geschieht, wenn sie selbst ihre Interessen vertreten können, sollen und die Eltern damit einverstanden sind. Sollte es dazu kommen, wird diese Sitzung gemeinsam mit den Eltern vorbereitet. Rolle des Rechts Bei Trennung und Scheidung spielen die rechtlichen Fragen im Hinblick auf Sorgerecht, Umgangsrecht, Aufenthaltbestimmungsrecht und Unterhalt eine wesentliche Rolle. Insofern ist eine juristische Beratung in diesen Fragen unerlässlich. Beide Parteien müssen ihre Rechte kennen, damit sie sich bei der Verhandlung frei entscheiden können und genau wissen, auf was sie am Ende verzichten. 5. Vor- und Nachteile einer Mediation Alternative Die Mediation stellt in Konfliktsituationen eine kostengünstigere Alternative zum gerichtlichen Verfahren dar. Fristen Laufende juristische Verfahren werden unterbrochen und ruhen während der Mediation. Fristen bleiben gewahrt. Rolle des Anwaltes Der Anwalt bleibt auch während der Mediation für seinen Mandanten zuständig für die rechtliche Beratung und Interessenwahrnehmung.
Optional können Anwälte zur Mediation hin zu gezogen werden. Die Vereinbarung kann als Vergleich Verfahrens gebend vor Gericht protokolliert werden. Rolle des Mediators Der Mediator verhält sich neutral und achtet während des Prozesses auf Ausgewogenheit zwischen den Verhandlungspartnern. Das wirkt sich entspannend auf die Parteien aus, da sie nicht darum kämpfen müssen. Sicherheit Der Mediator unterliegt der Schweigepflicht. Konfliktparteien können sich während des laufenden Prozesses zur gegenseitigen Verschwiegenheit verpflichten, was das Vertrauen stärkt und den Prozess positiv beeinflusst. Transparenz Während der gesamten Mediation wird der Prozess stets für alle sichtbar und nachvollziehbar protokolliert. Ziel Erklärtes Ziel in einer Mediation ist im Ergebnis eine win- win- Situation, bei der beide Seiten profitieren und keiner verliert. Zukunftsorientierung In der Mediation richtet sich der Focus ausschließlich auf eine Lösung für die Zukunft. Ungelöste Konflikte aus der Vergangenheit bleiben als Erfahrung unberührt stehen. Die Versachlichung im Umgang mit diesen Emotionen führt bei den Betroffenen meist dazu ihren Ärger zu reduzieren. Förderung von Eigenverantwortung und Eigenständigkeit Die Autonomie wird gestärkt, indem Konfliktparteien ihre eigenen tragfähigen Lösungen entwickeln, die sie subjektiv als fair und gerecht empfinden. Die Dialogfähigkeit wird angeregt, indem Kommunikation nicht direkt, sondern indirekt über den Mediator geleitet, erfolgt und somit eingefahrene Kommunikationsstrukturen unterbricht. Die Kooperationsfähigkeit wird gefördert, indem beide Parteien erleben, wie scheinbar unbedeutende Regelungen getroffen und von allen Seiten verbindlich eingehalten werden. Das schafft eine Vertrauensgrundlage. Die Gestaltungsfähigkeit wird frei gesetzt, indem Konfliktparteien sich auf diesen Prozess einlassen, sich ihrer eigentlichen Interessen bewusst werden und dafür selbstbewusst eintreten. Der Focus richtet sich damit auf die eigene Person und führt weg von dem Kampf gegen den Konfliktpartner. Dringlichkeit In dringenden Angelegenheiten können kurzfristig Übergangslösungen gefunden werden. Risiko Das Risiko ist in sofern gering, als das eine Mediation jederzeit von allen Parteien sofort beendet werden. Beratungsanwälte In der Mediation findet keine Rechtsberatung statt. Beteiligte müssen zusätzlich Beratungsanwälte aufsuchen, um sich über ihre Rechtslage zu informieren.
Therapeuten In der Mediation findet keine Aufarbeitung der gescheiterten Beziehung statt. Beteiligte müssen zusätzlich Therapeuten aufsuchen, um den Abschiedsprozess leichter zu bewältigen. Selbstbehauptung Beteiligte, die während des Mediationsprozesses an ihre Grenzen stoßen, für sich einzutreten, gewinnen damit eine wichtige Erkenntnis. Es birgt die Chance sich besser zu verstehen und gut für sich zu sorgen.