Flucht weltweit: Perspektiven durch Entwicklung Fluchtursachen bekämpfen, Aufnahmeregionen stabilisieren, Flüchtlinge unterstützen
Menschen auf der Flucht 59,5 Mio. Menschen auf der Flucht weltweit 1,8 Mio. Asylsuchende 19,5 Mio. Flüchtlinge 38,2 Mio. Binnenvertriebene UNHCR 2015, Stand Dez. 2014
In den letzten 5 Jahren sind 15 Konflikte ausgebrochen oder neu aufgeflammt, Millionen mussten fliehen. 11.598.000 Syrien 4.104.000 Irak 4.039.000 DR Kongo 2.465.000 Südsudan 1.832.000 Pakistan 1.491.000 Zentralafr. Rep 1.379.000 Nigeria 1.076.000 Ukraine 907.000 Myanmar 427.000 Mali 425.000 Jemen 371.000 Libyen 335.000 Burundi 122.000 Côte dˈivoire 4.000 Kirgistan UNHCR, Stand 18. Juni 2015 Zahlen auf volle Tausender gerundet = proportional zu obigen Zahlen
Länder mit den höchsten Flüchtlingszahlen weltweit Die Zahlen beinhalten Flüchtlinge, Binnenvertriebene, Rückkehrer und Asylsuchende aus den jeweiligen Ländern. Hinzu kommen etwa 5 Millionen palästinensische Flüchtlinge, die dem Mandat des UN-Hilfswerks für Palästinaflüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) und nicht dem UNHCR unterliegen.
Hauptaufnahmeländer von Flüchtlingen 2014 Top 5 weltweit Türkei 2,2 Mio. Libanon 1,1 Mio. Iran 1 Mio. Äthiopien 0,7 Mio. Pakistan 1,5 Mio. UNHCR, Pakistan, Iran + Äthiopien Stand Dez. 2014, Türkei + Libanon Stand Nov. 2015 (Zahlen beziehen sich nur auf syrische Flüchtlinge)
Fluchtursachen Akute Ursachen: z.b. Krieg, Gewalt, Menschenrechtsverletzungen, Verfolgung (nach Art. 1 Genfer Flüchtlingskonvention) Strukturelle Ursachen: z.b. schlechte Regierungsführung, Armut, Ungleichheit, Ressourcenknappheit können zu Eskalation von Gewaltkonflikten beitragen, die wiederum Flucht auslösen.
Fakten zum Thema Flucht Die Mehrheit der Flüchtlinge finden in Nachbarländern Schutz. 90 % der Aufnahmeländer sind Entwicklungsländer. Im Durchschnitt sind Flüchtlinge 17 Jahre auf der Flucht. 50 % der Flüchtlinge sind Kinder.
Handlungsfelder der deutschen Entwicklungspolitik 1. Fluchtursachen bekämpfen 2. Aufnahmeregionen stabilisieren 3. Flüchtlinge unterstützen: Integration und Reintegration von Flüchtlingen
1. Fluchtursachen bekämpfen Kriege und Konflikte haben in den vergangenen Jahren viele Menschen zur Flucht gezwungen. Entwicklungspolitik schafft Perspektiven für die Menschen vor Ort, um den sozialen Zusammenhalt zu fördern. Entwicklungspolitik unterstützt Krisenländer dabei, die politische und wirtschaftliche Situation zu stabilisieren und zerstörte Strukturen wieder aufzubauen. Entwicklungspolitik fördert regionale und internationale Friedensprozesse.
1. Fluchtursachen bekämpfen So wirkt die deutsche Entwicklungszusammenarbeit* Über 2,4 Mio. Menschen wurden nach Katastrophen, Krisen und Konflikten unterstützt, z.b. mit Saatgut, Nahrungsmitteln, Unterkünften und Schulen und Krankenstationen (2011 2014). 105 Mio. Menschen profitieren von Trinkwasserver- und Abwasserentsorgung (seit 2004). Rund 1 Mio. Bauern konnten ihr Einkommen erhöhen (seit 2010). 500.000 Arbeiter konnten Arbeitsbedingungen verbessern (2012/2013). * Das ist eine Auswahl.
Beispiel Ägypten Arbeitsplätze für Jugendliche 8.000 Jugendliche werden auf den Beruf vorbereitet. 5.000 Jugendliche werden in dauerhafte, formelle Arbeitsverhältnisse vermittelt. Die Situation von 6.000 Beschäftigten soll verbessert werden (z.b. durch Sozialleistungen und Arbeitsplatzsicherheit).
2. Aufnahmeregionen stabilisieren Die meisten Flüchtlinge finden in Ländern nahe ihrer Heimat Schutz. Die meisten Aufnahmeländer sind Entwicklungsländer. Der kurzfristige Zuzug vieler Menschen stellt diese Länder vor große Herausforderungen. Entwicklungspolitik setzt sich dafür ein, die Situation zu stabilisieren, Perspektiven für Flüchtlinge zu schaffen und die Lebensgrundlagen für alle zu sichern.
2. Aufnahmeregionen stabilisieren Das tun wir konkret vor Ort einige Beispiele 60.000 syrische Kinder im Libanon eingeschult 400.000 Menschen in Mali mit Wasser versorgt 15.000 Menschen im Irak in Beschäftigung gebracht 25.000 Menschen in Ägypten beruflich gebildet 800.000 Menschen in Jordanien mit Wasser und 200.000 Menschen mit Strom versorgt
2. Aufnahmeregionen stabilisieren Beispiel Libanon Syrienkrise hat zu großen Flüchtlingsbewegungen in den Libanon geführt 1,1 Mio. syrische Flüchtlinge bei 4,5 Mio. Einwohnern -> höchste Flüchtlingsquote pro Kopf weltweit Auswirkungen auf: Wohnungsmarkt, Arbeitsmarkt, Bildungssystem, Gesundheitssystem, Versorgungsinfrastruktur, Verlust ausländischer Investitionen
Beispiel Libanon Sicherung der Lebensgrundlagen 42.000 syrische und palästinensische Flüchtlinge bekommen Zuschüsse für Nahrungsmittel und Miete.
Beispiel Libanon Bildung 60.000 syrischen Kindern wird die Wiederaufnahme des Schulunterrichts im Libanon ermöglicht. 18.000 Kinder bekommen Zugang zu psychosozialer Betreuung.
Beispiel Libanon Infrastruktur 350.000 Flüchtlinge profitieren von verbessertem Abfall- und Abwassermanagement.
2. Aufnahmeregionen stabilisieren Beispiel Äthiopien Äthiopien ist größtes Aufnahmeland Afrikas (700.000 Flüchtlinge aus Südsudan, Somalia, Eritrea und Kenia). Angespannte Sicherheitslage aufgrund intraethnischer Auseinandersetzungen. Schlechte Gesundheitsdienstleistungen und Mangel an Bildungsangeboten für Flüchtlinge. Wenig Siedlungsraum für Flüchtlinge aufgrund von Überschwemmungen und Weidewirtschaft.
Beispiel Äthiopien Sicherung der Lebensgrundlagen 28 Wasserversorgungssysteme sind etabliert und werden von Wasserkomitees organisiert. 250.000 Flüchtlinge und Einheimische profitieren von Rehabilitierung von Latrinen und Hygieneschulungen. Ernährungssituation von 10.000 schwangeren und stillenden Frauen sowie 55.000 Kindern ist verbessert.
Beispiel Äthiopien Bildung 116 Lernorte in Flüchtlingslagern und 24 Lernorte in aufnehmenden Gemeinden errichtet
Beispiel Äthiopien Gesundheit Einrichtung von drei Impfstationen für Flüchtlinge und Einheimische 110 medizinische Kräfte im Bereich Kinderkrankheiten geschult 8 Gesundheitszentren gestärkt
2. Aufnahmeregionen stabilisieren Beispiel Pakistan Der Afghanistankonflikt hat zur Flucht von 5,2 Mio. Afghanen geführt. Pakistan ist Hauptaufnahmeland: 1,5 Mio. registrierte / 1 Mio. nicht-registrierte afghanische Flüchtlinge. Zusätzlich ca. 1,2 Mio. Pakistaner auf der Flucht vor Militäroperation gegen Extremisten im eigenen Land. Große Armut und wenig Perspektiven für afghanische Flüchtlinge in Pakistan. Hoher Druck auf bereits benachteiligte Grenzregionen Afghanistan / Pakistan.
Beispiel Pakistan Direkte Flüchtlingshilfe 40.000 afghanische Flüchtlinge profitieren von Sanitär- und Wasserprojekten (148 Abwassersysteme; 70 Bewässerungskanäle). 1.100 Basisgesundheitsstationen stehen in den Grenzregionen zur Verfügung. 60 mobile Gesundheitsstationen bieten Basisdienste für abgelegenste Regionen.
Beispiel Pakistan Infrastruktur 300.000 Menschen in der Grenzregion zu Afghanistan profitieren von kleinen Infrastrukturprojekten (210 Wasser/ Abwasseranlagen; 21 Straßen; 1 Brücke). 761 Schulen wurden in der Grenzregion in Stand gesetzt.
Beispiel Pakistan Bildung / Berufsbildung 9 Mio. pakistanische Kinder besuchen eine von Deutschland geförderte Schule. 76.000 Lehrerinnen und Lehrer werden fortgebildet. 50.000 Jugendliche schlossen bislang eine zertifizierte Berufsausbildung ab. 4.000 Berufsschullehrer wurden ausgebildet. 102 Zentren für Berufsberatung- und Arbeitsvermittlung wurden ausgestattet.
3. Integration und Reintegration von Flüchtlingen Flüchtlinge können oft jahrelang nicht in ihr Heimatland zurückkehren. Die Integration der Flüchtlinge im Aufnahmeland ist häufig schwierig. Bei Rückkehr ins Heimatland sind die Voraussetzungen oft grundlegend anders als zuvor. Entwicklungspolitik schafft neue Perspektiven für Flüchtlinge im Aufnahmeland und für Rückkehrer im Heimatland.
Beispiel Südsudan Bauernfeldschulen Vermittlung von landwirtschaftlichen Fähigkeiten zur Verbesserung der Ernährungssituation und zur Einkommensschaffung Erträge stiegen um bis zu 20% 290 Bauerngruppen (mit ca. 7.000 Bauern) gegründet; zusammen mit ihren Familienmitgliedern profitieren ca. 45.000 von den Maßnahmen dieser Gruppen
Zusammenfassung: Was tut die deutsche Entwicklungspolitik Mehr als 1 Mrd. für laufende Vorhaben der direkten Flüchtlingshilfe. Drei Sonderinitiativen: Fluchtursachen bekämpfen, Flüchtlinge reintegrieren Stabilisierung und Entwicklung in Nordafrika und Nahost Eine Welt ohne Hunger Infrastrukturprogramm für Flüchtlingsgebiete in Nahost, Nordafrika, Westafrika und der Ukraine. Hoher Anteil der direkten Zusammenarbeit mit Partnerländern dient Fluchtursachenbekämpfung und Unterstützung von Aufnahmeländern.
Die Flüchtlingskrise erfordert gemeinsame Lösungen Europäische Union: alle Mitgliedsstaaten müssen ihren Beitrag in der aktuellen Krise leisten. Internationale Gemeinschaft: Akute Kriege und Konflikte wie in Syrien, Irak und Libyen bedürfen einer politischen Lösung. Die diplomatischen Bemühungen müssen verstärkt werden. Aufnahmeländer in Entwicklungsregionen müssen solidarisch unterstützt werden.
Die Afrikanische Union und arabische Staaten müssen ihre regionale Verantwortung wahrnehmen und dazu beitragen, friedliche Lösungen für Gewaltkonflikte zu entwickeln. Der Migrationsgipfel von La Valletta ist ein erster Schritt, um zusammen mit der Afrikanischen Union Lösungen für den afrikanischen Kontinent zu suchen und die vielschichtigen Probleme anzugehen.
Persönliches Engagement Was können Sie tun? Über das Thema Flucht sprechen und über Hintergründe informieren www./flucht www.unhcr.de Engagieren Sie sich Kontaktieren Sie Ihre Kommune, wo Unterstützung benötigt wird und welche Organisationen sich engagieren. Nehmen Sie Kontakt mit Flüchtlingen auf.
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