Die EU-Dientsleistungsrichtlinie. Bernd Lange Abteilungsleiter Wirtschaft und Europa DGB Niedersachsen Bremen Sachsen-Anhalt

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Transkript:

Die EU-Dientsleistungsrichtlinie Abteilungsleiter Wirtschaft und Europa DGB Niedersachsen Bremen Sachsen-Anhalt

I Die EU und der marktradikale Wind II Dienstleistungsfreiheit in der EU III Der schlechte Vorschlag der EU-Kommission IV Stand der Gesetzgebung V gewerkschaftliche Anforderungen

Aber: In den letzten Jahren weht ein neuer marktradikaler Wind I Die EU und der marktradikale Wind Europa hat einige wichtige Schritte nach vorn getan, um seine politische, wirtschaftliche und soziale Position im Zeichen der Globalisierung auszubauen und zu festigen. (u.a. Arbeitsschutzgesetzgebung, EBR-RL, Umweltschutzgesetzgebung, Antidiskriminierungsrichtlinien) Ohne eine starke EU werden Europa und die Mitgliedsländer und ihre Bewohner zum Spielball der Globalisierung Veränderte Politik in der EU Die politischen Kräfte in der EU scheinen aber diesen Kurs nicht mehr weitergehen zu wollen. Wir haben mehrheitlich konservativ regierte Länder in der EU, eine konservativ dominierte EU- Kommission und leider auch eine Stärkung marktradikaler Kräfte im EP. In der EU weht ein veränderter Wind: z.b. Hafengesetzgebung z.b Liberalisierungsbestrebungen im öffentlichen Sektor und bei dem Vorschlag für eine Dienstleistungsrichtlinie

II Dienstleistungsfreiheit in der EU Die Dienstleistungsfreiheit ist schon lange in den europäischen Verträgen festgeschrieben Der Vertrag beschreibt und erlaubt die grenzüberschreitenden Dienstleistungen und sagt klar, dass die Dienstleistungen zu den Regeln des aufnehmenden Staates zu erfolgen haben. Artikel 49 (ex Artikel 59) Die Beschränkungen des freien Dienstleistungsverkehrs innerhalb der Gemeinschaft für Angehörige der Mitgliedstaaten, die in einem anderen Staat der Gemeinschaft als demjenigen des Leistungsempfängers ansässig sind, sind nach Maßgabe der folgenden Bestimmungen verboten. Artikel 50 (ex Artikel 60) Dienstleistungen im Sinne dieses Vertrags sind Leistungen, die in der Regel gegen Entgelt erbracht werden,... Als Dienstleistungen gelten insbesondere: a) gewerbliche Tätigkeiten, b) kaufmännische Tätigkeiten, c) handwerkliche Tätigkeiten, d) freiberufliche Tätigkeiten. der Leistende kann zwecks Erbringung seiner Leistungen seine Tätigkeit vorübergehend in dem Staat ausüben, in dem die Leistung erbracht wird, und zwar unter den Voraussetzungen, welche dieser Staat für seine eigenen Angehörigen vorschreibt.

II Dienstleistungsfreiheit in der EU Obwohl die Dienstleistungsfreiheit vertraglich festgelegt ist, gibt es bisher wenig gesetzliche Regelungen wie z.b. für Postdienste, Elektrizitätsversorgung, Gasversorgung; Entsenderichtlinie; Freier Dienstleistungsverkehr der Rechtsanwälte Anerkennung von Berufsqualifikationen Es gibt aber keine Regelungen - für den deutschen Reiseführer in Rom, - für den niederländischen PC-Händler, der die Anlage in Deutschland aufstellen möchte, - für das deutsche Ingenieurbüro, das Arbeiten in Italien durchführen will, - für den französischen Handwerker, der in Belgien schafft, - für den deutschen Alarmanlagenwartungsdienst, der in Belgien Anlagen warten will. Konsequenzen: - Behinderungen im Dienstleistungssektor - Einzelfallentscheidung des Europäischen Gerichtshof in der Regel zugunsten des freien Wettbewerbes.

II Dienstleistungsfreiheit in der EU Um eine Entwicklung des Dienstleistungssektors zu ermöglichen, abzusichern (Dienstleistungen, machen ca. 70 % des BIP aus) und nicht von unberechenbaren Einzelfallentscheidungen des Europäischen Gerichtshofes abhängig zu sein ist eine vernünftige EU-Gesetzgebung sinnvoll, aber nicht der marktradikale und schlechte Vorschlag der EU-Kommission.

III Der schlechte Vorschlag der EU-Kommission a) Ausweitung des Dienstleistungsbereiches Es werden fast alle wirtschaftlichen Bereiche erfasst, auch z.b. die Automobilindustrie Freizeit (Sportzentren, Gebäudemanagement, Freizeitparks), Handelsvertreter, Rechts- und Steuerberatung, Veranstaltung von Gesundheitsdienstleistungen, Messen, Immobilienmakler, Vermietung von Häusliche bzw. Pflegedienste, Kraftfahrzeugen, Baugewerbe und Architekten, Reisebüros, Reglem. Berufe (Medizin, Rechts- Fremdenverkehr, /Steuerberatung), Werbung, Handel, Sicherheitsdienste, Fernabsatz, Personalagenturen inkl. Glücksspiel, Zeitarbeitsvermittlungen, Geldtransporte, Audiovisuelle Dienste, + unternehmensbezogenen Dienstleistungen (Zertifizierung, Prüfung, Wartung, Werbung, Unternehmensberatung, IT- Dienstleistungen) bis hin zu Zuliefer- und Montagetätigkeiten und Vorproduktion.

III Der schlechte Vorschlag der EU-Kommission Herkunftslandprinzip und sehr begrenzte Auflagen Sitz in einem anderen EU-Staat Bedingungen des Herkunftslandes Dienstleistungen Weinig Auflagen bei Niederlassung + Erbringung Kontrolle durch das Herkunftsland

Die äußerst geringen Anforderungen bedeuten einen Wettbewerbsvorteil. Im Gegensatz zum EU-Vertrag wird ein völlig neues Prinzip. der Deregulierung eingeführt, was es vorher noch nicht gegeben hat und ganz bewusst Hand an angestammte Regeln legen soll. III Der schlechte Vorschlag der EU-Kommission Deregulierungssäbel: Das Herkunftslandprinzip Kommt ein portugiesischer Dienstleister heute nach Deutschland, muss er weitestgehend deutsche Vorschriften einhalten. Nach dem Vorschlag der EU- Kommission wird der Spieß umgedreht. Der portugiesische Dienstleister hat für seine Tätigkeit in Deutschland portugiesisches Recht einzuhalten - in fast allen Rechtsbereichen. Und es darf keine zusätzlichen Auflagen geben ( z.b. Dokumentenpflicht). Die Kontrolle über den portugiesischen Dienstleister in Deutschland obliegt den portugiesischen Behörden. Wenn Dienstleister aus 24 Ländern in Deutschland nach dem Recht ihres Herkunftslandes arbeiten dürfen, bedeutet dies, dass 24 Rechtsordnungen in Deutschland gelten. Kein Mensch kennt sich in 24 plus der heimatlichen Rechtsordnungen aus und somit kann sich keiner mehr sicher sein, was nun Recht oder Unrecht ist

III Der schlechte Vorschlag der EU-Kommission -Drittstaatenangehörige sollen von einem Dienstleister entsandt werden können und in einem anderen Mitgliedstaat arbeiten. So könnte ein britischer Dienstleister mit Arbeitnehmern aus Ländern von außerhalb der EU in Deutschland arbeiten und die Deutschen Behörden müssten sich blind darauf verlassen, dass diese Arbeitnehmer auch korrekt gemeldet und entlohnt werden. -Lediglich die Entsende-Richtlinie soll vom Herkunftslandprinzip ausgenommen werden, allerdings mit wenig Kontrollmöglichkeiten (Bei uns nur der Baubereich). Wird ein Arbeitnehmer in Deutschland nach britischem oder spanischem Recht angestellt, dann richtet sich sein Krankengeld, Kündigungsschutz etc. nach britischem oder spanischem Recht. -Es soll die Möglichkeit der Mitgliedsstaaten geben, bestimmte Anforderungen zum Schutz der öffentlichen Sicherheit und Ordnung, der Volksgesundheit oder der Umwelt zu stellen. Im Einzelfall wird diese schwache Regelung wieder beim Europäische Gerichtshof überprüft.

III Der schlechte Vorschlag der EU-Kommission Ausflaggen Hauptsitz in einem anderen EU-Staat Werkvertrags- Unternehmen in einem anderen EU-Staat Dienstleister verlagert Sitz Dienstleistungen Auftrag Dienstleistungen Unternehmensteil wird zum Dienstleister Dienstleistungen Sitz in einem anderen EU-Staat

III Der schlechte Vorschlag der EU-Kommission Das Herkunftslandprinzip heizt den Standort- Wettbewerb an und zerstört unsere Arbeits- und Sozialbeziehungen Der Wettlauf um die niedrigste Unternehmensbesteuerung ist zur Zeit voll im Gange. Durch solch eine Dienstleistungs-Richtlinie würde auch ein Wettlauf um die niedrigsten Schutz-Standards entstehen. Der Druck auf die Löhne hier steigt. Moderne Sklavenarbeit wird legalisiert Es gibt verschärften Druck auf Zulieferer Viele kleine Handwerker und Dienstleister hier werden niederkonkurriert. Es wird ein Konzentrationsprozess bei den Dienstleistern sein, der zu mehr Oligo- und Monopolen führt. Die Ausflaggung wird erleichtert: Unternehmen bleibt zwar auf Inlandsmarkt tätig, im Inlandsbesitz und beschäftigt Inländer weiter, gilt aber als Auslandsunternehmen. Oder ein Unternehmen beauftragt ein ausländisches Werkvertragsunternehmen. Oder ein Unternehmen lässt Unternehmensteile als ausländischen Dienstleister fungieren. Das Unternehmen wird kleiner und der Betriebsrat auch.

III Der schlechte Vorschlag der EU-Kommission Die Gefahr des schlechten Vorschlages wurde auch von der neuen Regierungskoalition gesehen: Aus dem Koalitionsvertrag: Die Mitgliedstaaten müssen die Möglichkeit bewahren, im Rahmen der allgemeinen Grundsätze des EG-Vertrages auch weiterhin hohe Standards für die Sicherheit und Qualität von Dienstleistungen (z. B. zum Schutz der Gesundheit, der Umwelt und der öffentlichen Sicherheit) durchzusetzen. Das Herkunftslandprinzip in der bisherigen Ausgestaltung führt uns nicht in geeigneter Weise zu diesem Ziel. Deshalb muss die Dienstleistungsrichtlinie überarbeitet werden. Wir werden ihr auf europäischer Ebene nur zustimmen, wenn sie sozial ausgewogen ist, jedem Bürger den Zugang zu öffentlichen Gütern hoher Qualität zu angemessenen Preisen sichert und Verstöße gegen die Ordnung auf dem Arbeitsmarkt nicht zulässt.

IV Stand der Gesetzgebung Richtlinien sind europäische Gesetzgebungen und müssen von den Mitgliedstaaten in nationales Recht umgesetzt werden. Etappe 1: Erarbeitung eines Kommissionsvorschlages Etappe 2: Erste Lesung im Europäischen Parlament Etappe 3: Erste Lesung im Rat und Festlegung des Gemeinsamen Standpunktes Etappe 4: Zweite Lesung im Europäischen Parlament Etappe 5: Zweite Lesung im Rat Etappe 6: Vermittlungsausschuss und dritte Lesung in beiden Kammern Anschließend muss eine Richtlinie innerhalb von zwei Jahren in deutsches Recht umgesetzt werden

IV Stand der Gesetzgebung Der Binnenmarktausschuss des EP hat eine Empfehlung erarbeitet. Es gab bescheidene Fortschritte aber das Herkunftslandprinzip bleibt. Allerdings wurde die Kontrolle über die Dienstleister vom Herkunftsland zum Zielland gegeben. Das europäische Gesetz soll keinen Einfluss auf das Arbeitsrecht haben, allgemeingültige Mindestlöhne, Arbeitszeitregelungen, Sicherheitsvorschriften, Hygiene- und Sicherheitsstandards, Streikrecht, Tarifverträge sowie soziale Sicherungssysteme sollen ausgenommen werden. Ausgenommen wurden Dienstleistungen im allgemeinen Interesse (gemeinnützige soziale, kulturelle und bildungspolitische Dienstleistleistungen, das Gesundheitswesen u.a.) Gestrichen wurden die Einschränkungen des Entsenderechts und die erleichterte Drittstaatenregelung. Interessant ist das Abstimmungsverhalten der CDU/CSU Mitglieder, sie haben sich klar für das Herkunftslandprinzip ausgesprochen.

V Gewerkschaftliche Anforderungen Die leichten Fortschritte des Binnenmarktausschusses müssen weiterentwickelt und durch unsere zentralen Forderungen ergänzt werden: Erstens muss das Herkunftslandprinzip durch das Ziellandprinzip ersetzt werden, so dass die Dienstleistungen den Regeln des Landes unterliegen, wo sie erbracht werden. Nur so haben die Mitgliedsstaaten die nötigen Instrumente an der Hand, um zu gewährleisten, dass die vor Ort geltenden Regeln auch tatsächlich eingehalten werden. Alle Regelungen, die das Verhältnis zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber betreffen, insbesondere das Arbeitsrecht, einschließlich der Mitbestimmung im kollektiven Arbeitsrecht, des Tarifvertragsrechts, des Streikrechts und der sozialen Sicherung müssen von der Richtlinie unberührt bleiben.

V Gewerkschaftliche Anforderungen Zweitens müssen Leiharbeitsfirmen von der Richtlinie ausgenommen werden, da es derzeit keine einheitliche Gesetzgebung für Leiharbeiter in Europa gibt. Drittens muss der Bereich der der gesamte Bereich der Daseinsvorsorge, unmissverständlich von der Dienstleistungsrichtlinie ausgenommen werden. Hintertüren darf es nicht geben. Viertens muss klar geregelt werden, wer für die Kontrolle der Dienstleister zuständig ist und wie die Kunden im Fall von Schäden oder Qualitätsmängeln zu ihrem Recht kommen. Fünftens muss klargestellt werden, dass eine wirtschaftliche Tätigkeit auch im Herkunftsland erfolgt und es sich nicht nur um eine Briefkastenfirma handelt.

V Gewerkschaftliche Anforderungen Die leichten Fortschritte im EP- Binnenmarktausschuss und die sehr knappen Abstimmungsergebnisse (19/18) beim Herkunftslandprinzip machen deutlich, dass die Mehrheiten nicht zementiert sind. Die Entscheidung des EP zur Hafenrichtlinie zeigt, dass durchaus Entscheidungen im Interesse der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer möglich sind. Es gilt, das soziale Europa zu verteidigen und auszubauen und Sozialdumping die rote Karte zu zeigen!

11. Februar Berlin 14. Februar Straßburg