Einheitspatent und Einheitliches Patentgericht: Stand und Aussichten



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Transkript:

Einheitspatent und Einheitliches Patentgericht: Stand und Aussichten Welttag des Geistigen Eigentums 2014, Chemnitz, 29. April 2014 Stefan Luginbühl Jurist Europäisches Patentamt, München Internationale Rechtsangelegenheiten, PCT (Dir 522)

Das europäische Patentsystem Seit 1977 erfolgreiches zentralisiertes europäisches Patenterteilungsverfahren beim Europäischen Patentamt Unzulänglichkeiten in der Nacherteilungsphase Hohe Kosten für Patentinhaber aufgrund diverser Validierungserfordernisse und fälligen Jahresgebühren in den einzelnen Vertragsstaaten Kein optimales Streitregelungssystem aufgrund Mehrfachstreitigkeiten, hohen Kosten, Risiko von unterschiedlichen Entscheidungen und Rechtsunsicherheit Patentpaket der Europäischen Union 1. Einheitspatent 2. Einheitliches Patentgericht

Vom Gemeinschaftspatent zum Einheitspatent 1989: Gemeinschaftspatentübereinkommen 2000: Vorschlag für eine EU-Ratsverordnung zum Gemeinschaftspatent Dezember 2010 EU-Ministerrat bestätigt, dass ein einstimmiger Beschluss zu den Übersetzungsregeln aufgrund unüberwindbarer Hindernisse in absehbarer Zukunft nicht möglich sein wird 12 EU-Mitgliedstaaten stellen einen formellen Antrag an die Europäische Kommission (KOM) zur Begründung einer "Verstärkten Zusammenarbeit" nach Art. 20 EUV/Art. 326 ff AEUV.

Vom Gemeinschaftspatent zum Einheitspatent März 2011: Der EU-Ministerrat nimmt den Beschluss über die Ermächtigung zu einer Verstärkten Zusammenarbeit im Bereich der Schaffung eines einheitlichen Patentschutzes nach einem positiven Votum im Europäischen Parlament an 25 EU-Mitgliedstaaten nehmen an der Verstärkten Zusammenarbeit teil (alle EU-Mitgliedstaaten ausser ES, HR, IT) 13. April 2011: KOM präsentiert zwei Verordnungsvorschläge Verordnung zur Schaffung eines einheitlichen Patentschutzes Verordnung über die anzuwendenden Übersetzungsregelungen 17. Dezember 2012: Die beiden Verordnungen werden formell angenommen und unterzeichnet

Europäisches Patent mit einheitlicher Wirkung (Einheitspatent) 20. Januar 2013: Inkrafttreten der Verordnung (EU) Nr. 1257/2012 vom 17. Dezember 2012 über die Umsetzung der Verstärkten Zusammenarbeit im Bereich der Schaffung eines einheitlichen Patentschutzes (ABl EPA 2/2013, 111-131) Verordnung (EU) Nr. 1260/2012 vom 17. Dezember 2012 über die Umsetzung der Verstärkten Zusammenarbeit bei der Schaffung eines einheitlichen Patentschutzes im Hinblick auf die anzuwenden Übersetzungsregelungen (ABl EPA 2/2013, 132-142) für die 25 an der Verstärkten Zusammenarbeit beteiligten EU-Mitgliedstaaten (Italien, Kroatien und Spanien nehmen bisher nicht teil) Die Verordnungen sind anwendbar ab dem Tag des Inkrafttretens des Übereinkommens über ein Einheitliches Patentgericht (EPG-Übereinkommen)

Verordnungen zum einheitlichen Patentschutz Das EPG-Übereinkommen wurde am 19. Februar 2013 von 25 EU-Mitgliedstaaten unterzeichnet (nicht von(kroatien), Polen und Spanien, aber einschliesslich Italiens), (ABl EPA 5/2013, 287-364) Es tritt in Kraft nach Hinterlegung der dreizehnten Ratifikations- oder Beitrittsurkunde einschließlich der Hinterlegung durch Deutschland, Frankreich und dem Vereinigten Königreich oder nach dem Inkrafttreten der Änderungen der bereits revidierten Brüssel I Verordnung Österreich hat am 7. August 2013 als erster und Frankreich am 14. März 2014 als zweiter Vertragsstaat die Ratifikationsurkunde hinterlegt Malta hat den parlamentarischen Ratifikationsprozess abgeschlossen

Das Einheitspatent: Grundkonzept Das Einheitspatent ist ein "europäisches Patent mit einheitlicher Wirkung" erteilt durch das EPA nach den Regeln und Verfahren des Europäischen Patentübereinkommens das bestehende Anmelde- und Prüfungsverfahren bleiben unverändert dem, nach der Erteilung, einheitliche Wirkung zukommt, für das Territorium der 25 teilnehmenden EU-Mitgliedstaaten, auf Antrag des Patentinhabers

Das Einheitspatent als europäisches Patent Erteilungsverfahren wie beim klassischen europäischen Patent Beschränkungs-/ Widerrufs-/ Einspruchsverfahren Beschwerdeverfahren europäische Patentanmeldung Zurückweisung oder Zurücknahme der Anmeldung Einreichung und Formalprüfung Recherchenbericht mit vorläufigem Bescheid über die Patentierbarkeit Sachprüfung Erteilung des europäischen Patents auf Antrag des Patentinhabers europäisches Patent mit einheitlicher Wirkung in den Hoheitsgebieten der 25 teilnehmenden Mitgliedstaaten Die Wirkung des europäischen Patents als nationales Patent gilt in den 25 teilnehmenden Mitgliedstaaten als nicht eingetreten. 8/17

Das Einheitspatent: Grundkonzept Das Einheitspatent ist eine zusätzliche Option neben den nationalen Patenten, und den klassischen europäischen Patenten Das Einheitspatent kann mit einem klassischen europäischen Patent kombiniert werden: Einheitspatent für die 25 teilnehmenden EU-Mitgliedstaaten zusammen mit klassischem europäischen Patent, das in einem oder mehreren EPÜ- Vertragsstaaten Wirkung entfaltet, die sich nicht an der Verstärkten Zusammenarbeit beteiligen (ES, IT, CH, NO, TR, usw.) Aber: kein Dopppelschutz durch ein Einheitspatent und ein klassisches europäisches Patent auf dem Gebiet der 25 teilnehmenden EU-Mitgliedstaaten. Die Frage des Doppelschutzes durch ein Einheitspatent und einem nationalen Patent ist Sache des nationalen Gesetzgebers

Das Einheitspatent: Übersetzungsregelung Grundsätzlich keine Übersetzungen, die über Art. 14(6) EPÜ hinausgehen Qualitativ hochstehende Maschinenübersetzungen sollen zur Verfügung gestellt werden Übersetzungen im Falle eines Streitfalls vor Gericht Übergangsregelung

Das Einheitspatent: Eine zentrale Anlaufstelle Entgegennahme/Bearbeitung von Anträgen auf einheitliche Wirkung, Erstellen/Verwaltung eines zentralen "Registers für den einheitlichen Patentschutz", Entgegennahme/Eintragung von Lizenzbereitschaftserklärungen Erhebung/Verteilung der Jahresgebühren für einheitliche Patente Entgegennahme/Veröffentlichung von Übersetzungen während der Übergangszeit Verwaltung des Kompensationssystems für Übersetzungskosten Abteilung für den einheitlichen Patentschutz des Europäischen Patentamts (EPA)

Das Einheitspatent: Eintragung Materielle Erfordernisse Das Einheitspatent kann nur beantragt werden für europäische Patente, das für die 25 teilnehmenden EU-Mitgliedstaaten mit den gleichen Ansprüchen für alle diese Staaten erteilt worden ist

Das Einheitspatent: Eintragung Formelle Erfordernisse Der Antrag ist innerhalb eines Monats nach der Erteilung des europäischen Patents an das EPA zu stellen Er muss schriftlich und in der Verfahrenssprache gestellt werden und muss enthalten: Formalangaben (Antragstellender Patentinhaber, Nummer des europäischen Patents, Angaben zum Vertreter) Übersetzung des europäischen Patents während der Übergangszeit englische Übersetzung der Patentschrift, wenn das Patent in Deutsch oder Französisch erteilt worden ist, Übersetzung der Patentschrift in einer offiziellen EU-Sprache nach Wahl, wenn das Patent in Englisch erteilt worden ist

Das Einheitspatent: Eintragung Sind die materiellen und formellen Erfordernisse erfüllt, trägt das EPA die einheitliche Wirkung in das Register für den einheitlichen Patentschutz ein und informiert den Antragsteller Sind die materiellen Erfordernisse nicht erfüllt, oder ist der Antrag zu spät eingereicht worden, so weist das EPA den Antrag zurück Möglichkeit der Wiedereinsetzung innerhalb von zwei Monaten nach Ablauf der Einmonatsfrist in letzterem Fall Ist die Einmonatsfrist eingehalten, aber ist mindestens eines der weiteren formellen Erfordernisse nicht erfüllt, wird der Antragsteller aufgefordert, den Mangel innerhalb einer nicht verlängerbaren Frist zu beheben Wird der Mangel nicht innert Frist behoben, wird der Antrag abgewiesen Gegen die Entscheidungen des EPA kann Beschwerde beim künftigen Einheitlichen Patentgericht eingereicht werden

Das Einheitspatent: Wirkung der Eintragung Das Einheitspatent wird mit der Eintragung im Register retroaktiv am Tag der Erteilung des europäischen Patents wirksam Territorial beschränkt sich die Wirkung des Einheitspatent auf diejenigen Staaten, die das EPG-Übereinkommen ratifiziert haben

Das Einheitspatent: Jahresgebühren Jahresgebühren für das Einheitspatent sind an das EPA zu zahlen: EPA behält 50%, der restliche Betrag wird in Übereinstimmung mit Art. 146 EPÜ nach einem vordefinierten Verteilschlüssel an die teilnehmenden EU- Mitgliedstaaten verteilt Festlegung der Höhe der Jahresgebühren: nur generelle Prinzipien in den Verordnungen Reduktionen für bestimmte Patentinhaber, z.b. KMUs möglich Jahresgebühren müssen tief genug sein, um attraktiv für die Nutzer zu sein und hoch genug sein, um die finanzielle Nachhaltigkeit des EPA zu sichern durch den Engeren Ausschuss festzulegen

Das Einheitspatent: Engerer Ausschuss Konstituierende Sitzung des Engeren Ausschusses am 20. März 2013 Zusammensetzung: Vertreter der 25 teilnehmenden EU-Mitgliedstaaten und der Europäischen Kommission, sowie epi und BusinessEurope und andere an der Verstärkten Zusammenarbeit nicht teilnehmende EPÜ-Vertragsstaaten, als Beobachter Zuständigkeit: Verabschiedung der Durchführungsvorschriften Festlegung der Höhe der Jahresgebühren und des Verteilschlüssels Aufsicht über die Ausführung der übertragenen Aufgaben Bis heute wurden 7 Sitzungen durch den Ausschuss abgehalten

Das Einheitspatent: Risiken Klagen von Spanien gegen die Verordnung (EU) Nr. 1257/2012 und die Verordnung (EU) Nr. 1260/2012 beim EuGH eingereicht (C-146/13 und C-147/13) Die Verordnungen sind nur vollständig anwendbar, wenn das Übereinkommen zum Einheitlchen Patentgericht in Kraft tritt

Das Einheitliche Patentgericht (EPG) Struktur EuGH Vorabentscheidungsersuchen Berufungsgericht Luxemburg Lokalkammern Zentralkammer Paris (allgemein) London (Chemie/Pharma) München (Maschinenbau) Regionalkammern Gericht erster Instanz Richterausbildungszentrum - Budapest Mediations- und Schiedsgerichtszentrum für Patentsachen - Lissabon und Ljubljana

Zuständigkeit des EPG Ausschliessliche Zuständigkeit des EPG betreffend klassische europäische Patente und Einheitspatente für inter alia Klagen wegen tatsächlicher oder drohender Verletzung von Patenten, Ergänzenden Schutzzertifikaten (ESZ) und dazugehöriger Klageerwiderung, inkl. Widerklagen betreffend Lizenzvereinbarungen, Klagen auf Erlass von einstweiligen Massnahmen und Sicherungsmassnahmen, Klagen und Widerklagen auf Nichtigerklärung von Patenten und ESZ, Klagen auf Schadensersatz und Unterlassung, Klagen gegen Entscheidungen des EPA im Zusammenhang mit der Ausführung der ihm übertragenen besonderen Aufgaben

Zuständigkeit der nationalen Gerichte Alle Klagen betreffend klassische europäische Patente und Einheitspatente, die nicht in den ausschliesslichen Zuständigkeitsbereich des EPG fallen, z.b. für Klagen auf Übertragung des Rechts auf das Patent, oder des Patents Parallele Zuständigkeit von nationalen Gerichten und EPG in Streitfällen betreffend klassische europäische Patente während einer Übergangszeit von mindestens 7 Jahren Möglichkeit des opt-outs der Patentanmelder/Patentinhaber vom Anwendungsbereich des EPG-Übereinkommens mit Bezug auf Streitigkeiten betreffend klassische europäische Patente

EPG Gericht erster Instanz: Zuständigkeit der Kammern Lokale und Regionale Kammern Kammer am Ort der tatsächlichen oder drohenden Patentverletzung, Kammer am Sitz des Beklagten, Möglichkeit, im Patentverletzungsverfahren bei Erhebung einer Widerklage zur Feststellung der Nichtigkeit beide Klagen in einem Verfahren zu beurteilen oder das Verfahren zu trennen Zentrale Kammer Alle Klagen, die in den Zuständigkeitsbereich eines EPG-Vertragsstaats fallen wo keine Lokale oder Regionale Kammern bestehen Isolierte Nichtigkeitsklagen Klagen auf Feststellung der Nichtverletzung Klagen (Beschwerden) gegen Entscheidungen des EPA mit Bezug auf die ihm übertragenen zusätzlichen Aufgaben in Zusammenhang mit dem Einheitspatent

Gerichtsgebühren/Vertretung/Verfahrensordnung Gerichtsgebühren: Zusammengesetzt aus fix- und streitwertabhängigen Gebühren Vertretung: Zwingend (mit der Ausnahme von Beschwerden gegen Entscheidungen des EPA) Rechtsanwälte (aus den Vertragsstaaten) & Mitglieder des epi mit der notwendigen Qualifikation zur Führung europäischer Patentstreitigkeiten Die Vertreter der Parteien können sich von Patentanwälten unterstützen lassen, die in Verhandlungen vor Gericht das Wort ergreifen können Verfahrensordnung

Der Vorbereitende Ausschuss (Preparatory Committee) Der Ausschuss wurde am 26. März 2013 konstituiert Bis heute wurden 5 Sitzungen durch den Ausschuss abgehalten Fünft Projektgruppen: Recht Finanzen Gebäude IT Personal http://www.unified-patent-court.org/

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Dr. iur. Stefan Luginbühl, Rechtsanwalt Jurist, Internationale Rechtsangelegenheiten Europäisches Patentamt, München Tel: +49-89-2399 5290 Fax: +49-89-2399 5219 E-mail: sluginbuehl@epo.org www.epo.org