Resultate der Segmentierungsanalyse

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Transkript:

Eidgenössisches Departement des Innern EDI Bundesamt für Gesundheit BAG Direktionsbereich Gesundheitspolitik Palliative Care Bevölkerungsbefragung Resultate der Segmentierungsanalyse Mai 2010 Ausgangslage Im Auftrag des BAG hat die GfK Switzerland AG Ende 2009 eine repräsentative Telefonstudie zum Thema Palliative Care durchgeführt. Ziel war die Erfassung der Bekanntheit von Palliative Care und deren Angeboten. Im Weiteren wurde die Sensibilisierung der Bevölkerung zum Thema Lebensende, Sterben etc. eruiert sowie Bedürfnisse am Lebensende erhoben. Die «Nationale Strategie Palliative Care 2010-2012» möchte der Bevölkerung mit Hilfe dieser Daten den Nutzen und die Angebote von Palliative Care näher bringen. Um aufgrund der Ergebnisse möglichst effiziente und zielorientierte Strategien ableiten zu können, wurde GfK Switzerland mit der Durchführung einer Segmentierungsanalyse beauftragt. Zielsetzung Unter anderem soll die Segmentierungsanalyse folgende Fragen beantworten: Wie sehen die jeweiligen Segmente aus, wie setzen sie sich zusammen? Wie gross sind die jeweiligen Segmente? Welche Kommunikationskanäle funktionieren beim jeweiligen Segment am besten? Vorgehen Um diese Informationen zu gewinnen, wurden zwei Segmentierungsansätze durchgeführt. 1. Variante: Gleichzeitige Suche nach demographischen und thematischen Segmenten Demographische Kriterien wie auch Kriterien zum Thema Palliative Care/Gesundheit/ Sterben sollen gleichzeitig eigenständige Cluster bilden. Vorteil: Die gefundenen Segmente können zielgerichtet angesprochen werden. Nachteil: Es ist nicht klar, ob die Segmente eher durch die Einstellungen bezüglich Palliative Care/Gesundheit/Sterben gebildet worden sind oder hauptsächlich durch die demographischen Grössen. 2. Variante: Rein thematische Segmente Einzig die Kriterien zum Thema Palliative Care/Gesundheit/Sterben sollen eigenständige Cluster bilden. Danach schaut man, ob sich diese Cluster auch mit demographischen Grössen beschreiben lassen. Vorteil: Die gefundenen Segmente beziehen sich einzig auf das Thema Palliative Care/ Gesundheit/ Sterben. Nachteil: Lassen sich die Segmente nicht gut auch mit den demographischen Variablen (Alter, Geschlecht etc.) beschreiben, wird es schwieriger daraus Strategien zur Ansprache einzelner Gruppen abzuleiten. Beide Auswertungen ergaben eine 3-Segment-Lösung.

1. Demografische und thematische Segmentierung Bei diesen Ansatz können drei Segmente definiert werden: Das rote Segment besteht nur aus Frauen, die mehrheitlich aus dem West- und Ostmittelland stammen und über ein mässiges bis tiefes Ausbildungsniveau verfügen. Das grüne Segment beinhaltet ebenfalls nur Frauen, davon viele aus der Westschweiz und dem Tessin. Die meisten gehören der Altersgruppe der 15-34-jährigen an und verfügen über eher hohe Bildungsabschlüsse. Das blaue Segment besteht ausschliesslich aus Männern. Mehr als die Hälfte ist im Besitz des obligatorischen Schulabschlusses, einer Anlehre oder einer Berufslehre. Offensichtlich gibt es grosse Unterschiede zwischen Frauen und Männern. Die Männer (blaues Segment) informieren sich generell deutlich weniger über Gesundheitsthemen als die beiden Frauen- Segmente. Auch hat nur knapp die Hälfte von ihnen schon einmal mit Verwandten, Freunden oder der Partnerin übers Sterben gesprochen. Bei den Frauen sind es rund drei Viertel. Männer kennen den Begriff «Palliative Care» weniger häufig als Frauen und nicht mal die Hälfte dieses Segments weiss, was eine Patientenverfügung ist. Auch der Anteil derer, die es im Falle einer unheilbaren Krankheit in Betracht ziehen würden, Palliative Care zu nutzen, ist bei den Männern deutlich kleiner als bei den Frauen-Segmenten. Die eher jüngeren, gut ausgebildeten Frauen des grünen Segments haben im Vergleich mit den anderen Segmenten am häufigsten schon mit jemandem über das Sterben gesprochen. Sie kennen den Begriff «Palliative Care» weitaus am besten (fast 75% bei den anderen Segmenten weniger als die Hälfte). Auch gehört der grösste Anteil derer, welche würden, zum grünen Segment (über 80%). Übersicht: Rote Gruppe (33,5%) Grüne Gruppe (17,6%) Blaue Gruppe (48,9%) Frauen mehrheitlich Westund Ostmittelland Mässiges bis tiefes Ausbildungsniveau Frauen Altersgruppe 15-34 Westschweiz und Tessin Eher hohes Ausbildungsniveau Männer informieren sich über Gesundheitsthemen reden über das Sterben kennen Palliative Care würden Palliative Care nutzen JA (100%) 75% 50% 25% NEIN (0%) VWL, 5.5.2010 2/8

Rotes Segment Ein Drittel der Befragten (33,5%) lässt sich diesem Segment zuordnen Das Segment besteht nur aus Frauen Mehrheitlich aus dem West- und Ostmittelland Mässiges bis tiefes Ausbildungsniveau (maximal obligatorische Schulzeit, Anlehre oder Berufslehre/-schule) Kenntnis Patientenverfügung Rund 75% informieren sich über Gesundheitsthemen, vorwiegend in Zeitschriften, Fernsehsendungen, im privaten Umfeld oder beim Arzt. Knapp 70% dieses Segments haben schon über den Tod gesprochen, am häufigsten mit Freunden und Verwandten oder mit dem Partner. Knapp die Hälfte kennt Palliative Care. Die Frauen des roten Segments sind besser als die Männer, aber weniger gut als die Frauen des grünen Segments über Palliative Care und ihre Nutzung informiert. Deutlich mehr als die Hälfte weiss, was eine Patientenverfügung ist. Rund 75% gibt an, am liebsten zuhause sterben zu wollen. Eine deutliche Mehrheit gibt an, im Falle einer unheilbaren Krankheit die Nutzung von Palliative Care in Betracht zu ziehen (81%). Die Frauen des roten Segments wissen weniger gut als die Frauen des roten Segments, aber besser als die Männer, an wen sie sich wenden müssen, wenn sie möchten. Grünes Segment Knapp ein Fünftel der Befragten (17,6%) lässt sich diesem Segment zuordnen Das Segment beinhaltet nur Frauen, Sie gehören überdurchschnittlich oft der Altersgruppe 15-34 Jahre an Die Befragten kommen zu einem Drittel aus der Westschweiz. Anteilsmässig hat es die meisten Tessiner in diesem Segment. Dieses Segment hat eher höhere Schulabschlüsse: 66% besuchen eine höhere Fachschule, eine höhere Berufsschule, eine Fachhochschule oder die Universität. Kenntnis Patientenverfügung Rund 75% informieren sich über Gesundheitsthemen, am ehesten in Zeitschriften, Fernsehsendungen, im privaten Umfeld oder beim Arzt. Benutzen das Internet über 10% häufiger als das rote Segment. Mehr als drei Viertel (grösster Anteil aller Segmente) haben schon über das Sterben gesprochen, am häufigsten mit Freunden und Verwandten oder dem Partner. Fast drei Viertel des Segments kennt Palliative Care (bei den übrigen zwei Segmenten nicht mal die Hälfte), mehrheitlich aufgrund von Hinweisen aus dem Arbeitsumfeld (18%). Bei diesem Segment sind anteilsmässig die verschiedenen Angebote am stärksten bekannt. Deutlich mehr als die Hälfte weiss, was eine Patientenverfügung ist. 75% möchten zuhause sterben. Das Sterbehospiz ist zwar nur bei 4% eine Option, bei anderen Segmenten aber fast gar keine (unter 1%). Der grösste Anteil über alle drei Segmente hinweg, welche Palliative Care nutzen würde, gehört zum grünen Segment (über 80%). Diese Frauen wissen von allen Befragten am ehesten, an wen sie sich wenden müssen, wenn sie nun Palliative Care beanspruchen möchten. Dabei werden vor allem Ärzte genannt. VWL, 5.5.2010 3/8

Blaues Segment Knapp die Hälfte der Befragten (48,9%) gehört zu diesem Segment Das Segment besteht nur aus Männern Mehr als die Hälfte ist im Besitz des obligatorischen Schulabschlusses, einer Anlehre oder einer Berufslehre. Kenntnis Patientenverfügung Die Männer (60%) informieren sich anteilsmässig weniger über Gesundheitsthemen als die beiden Frauen-Segmente. Sie informieren sich am ehesten in Zeitschriften, Fernsehsendungen, im privaten Umfeld oder beim Arzt. Nur knapp die Hälfte hat schon mal über das Sterben gesprochen, dabei hauptsächlich mit den Verwandten/Freunden und dem Partner. Nur knapp 40% kennen Palliative Care. Das sind deutlich weniger als die beiden Frauen-Segmente. Nicht mal die Hälfte dieses Segments weiss, was eine Patientenverfügung ist. Knapp drei Viertel wünschen sich, zuhause zu sterben. Je ein Drittel würde Palliative Care sicher oder eher sicher nutzen. Damit ist der Anteil über die drei Segmente hinweg am niedrigsten. Die Männer wissen weniger gut als die beiden Frauen-Segmente, an wen sie sich wenden müssten, wenn sie Palliative Care in Anspruch nehmen möchten. VWL, 5.5.2010 4/8

2. Rein thematische Segmentierung Bei der rein thematischen Segmentierung können ebenfalls drei Segmente differenziert werden. Sie unterscheiden sich vor allem im Bezug auf die Frage, ob sie im Falle einer unheilbaren Krankheit Suizidhilfe (Sterbehilfe) in Anspruch nehmen würden. Für alle Personen im Segment der «Interessierten/Informierten» kommt es in Frage, Suizidhilfe beanspruchen. Das Segment der «Jungen» ist bezüglich der Frage nach Suizidhilfe zweigeteilt. Das dritte Segment der «Konservativen» lehnen die Suizidbeihilfe strikte ab. Das Segment der «Interessierten/Informierten» besteht aus Männern und Frauen der Altersgruppe von 45-54 Jahren. Offensichtlich setzen sie sich mit dem Thema «Lebensende» auseinander. Drei Viertel von ihnen haben schon über das Sterben gesprochen und über die Hälfte kennt den Begriff «Palliative Care». Auch würde ein Grossteil dieses Segments es in Betracht ziehen, Palliative Care zu nutzen. Ein Viertel der «Interessierten/Informierten» ist konfessionslos und der Anteil Romands ist in diesem Segment am grössten. Das Segment der «Jungen» besteht mehrheitlich aus Frauen und ist vor allem in der Deutschschweiz vertreten. Knapp zwei Drittel haben bereits mit jemandem über das Thema «Sterben» gesprochen. Der Begriff «Palliative Care» ist bei knapp der Hälfte bekannt, die Akzeptanz mit rund 80% aber hoch. Das Segment der «Konservativen» besteht zu gleichen Anteilen aus Frauen und Männern und weist das höchste Durchschnittsalter auf über ein Drittel ist älter als 55 Jahre. Über 40% dieses Segments sind römisch-katholisch. Im Vergleich zu den anderen Segmenten ist der Anteil derer, die über das Thema «Sterben» schon gesprochen haben, eher gering. Das gleiche gilt für den Bekanntheitsgrad von Palliative Care. Übersicht: Die Interessierten (23%) Die Jungen (40%) Die Konservativen (37%) Wenig mehr Männer als Frauen ein Drittel 45-54 Jahre Westschweiz konfessionslos mehrheitlich Frauen tiefstes Durchschnittsalter (ein Drittel 15-24 Jahre) vor allem Deutschschweiz Frauen und Männer ein Drittel über 55 Jahre römisch-katholisch informieren sich über Gesundheitsthemen reden über das Sterben kennen Palliative Care würden Palliative Care nutzen würden Suizidhilfe nutzen JA (100%) 75% 50% 25% NEIN (0%) VWL, 5.5.2010 5/8

Die «Interessierten/Informierten» 23% der Befragten gehört zu diesem Segment Zu diesem Segment gehören wenig mehr Männer als Frauen Ein Drittel ist im Alter von 45-54 Jahren Der Anteil an Westschweizern ist sowohl innerhalb des Segments, als auch über die drei Segmente hinweg am grössten (31%) Fast ein Viertel dieses Segments ist konfessionslos Gesundheitszustand Suizidhilfe nutzen Mittelmässig bis guter Gesundheitszustand. 71% (der grösste Anteil der drei Segmente) informieren sich über das Thema Gesundheit, am ehesten in Fernsehsendungen, durch Gespräche mit dem privaten Umfeld und mit Ärzten. Fast drei Viertel der Befragten haben schon über Sterben gesprochen, am häufigsten mit Verwandten, Freunden oder dem Partner. Die Bekanntheit von Palliative Care ist in diesem Segment am grössten: Über die Hälfte weiss, was Palliative Care ist. Die Mehrheit möchte zuhause sterben. Drei Viertel des Segments würde das Angebot. 40% wissen, an wen sie sich diesbezüglich wenden müssten: Die meisten würden sich an den Hausarzt wenden. Alle, die eine Antwort gegeben haben, würden Sterbehilfe in Anspruch nehmen. Die «Jungen» 40% der Befragten gehören zu diesem Segment Das Segment hat das tiefste Durchschnittsalter (32% sind zwischen 15-24 Jahren) Die Mehrheit der Befragten in diesem Segment sind Frauen. Dieses Segment ist im Vergleich zu den anderen Segmenten am stärksten in der Deutschschweiz vertreten. Überdurchschnittlich viele leben noch bei den Eltern. Gesundheitszustand Suizidhilfe nutzen 100% geben an, einen sehr guten Gesundheitszustand zu haben. 66% dieses Segments informiert sich über Gesundheitsthemen, hauptsächlich in Zeitungen/Zeitschriften und im Gespräch mit Freunden/Verwandten. Knapp zwei Drittel sprachen bereits über Sterben. Dies taten sie am häufigsten mit Freunden/Verwandten, häufiger als die anderen Segmente auch mit den Eltern. Nicht ganz die Hälfte kennt den Begriff Palliative Care. Dieses Segment kann es sich - im Vergleich zu den anderen Segmenten - am wenigsten vorstellen im Spital zu sterben. Die Mehrheit präferiert das eigene Zuhause als. Rund 80% würden, wenn sie unheilbar krank wären. 47% wissen, an wen sie sich wenden könnten. Die meisten würden sich an den Hausarzt wenden. Dieses Segment ist zweigeteilt bei der Frage, ob sie Sterbehilfe in Anspruch nehmen würden. VWL, 5.5.2010 6/8

Die «Konservativen» 37% der Befragten gehören zu diesem Segment Die Verteilung von Mann und Frau ist identisch Das Segment hat das höchste Durchschnittsalter (über ein Drittel ist älter als 55 Jahre) Über 40% dieses Segments sind römisch-katholisch Gesundheitszustand Mittelmässig bis guter Gesundheitszustand. Zwei Drittel des Segments informiert sich über Gesundheitsthemen, dies vor allem in Zeitungen/Zeitschriften, in Fernseh-Sendungen, im privaten Umfeld und via Arztgespräche. Mit gut der Hälfte des Segments spricht dieses Segment am wenigsten über Sterben. Wenn doch, dann am ehesten mit Verwandten/Freunden oder dem Partner (aber deutlich weniger als bei den übrigen Segmenten). Dieses Segment kennt Palliative Care am wenigsten (45%). Suizidhilfe nutzen Die Mehrheit möchte am liebsten zuhause sterben. 76% würden Palliative nutzen, wenn sie unheilbar krank wären. 41% wissen, an wen sie sich wenden könnten, wenn sie Palliative Care in Anspruch nehmen möchten. Die meisten würden sich an den Hausarzt wenden. Dieses Segment lehnt die Sterbehilfe strikte ab. Nur 5% ziehen es in Betracht, dieses Angebot in Anspruch zu nehmen. VWL, 5.5.2010 7/8

3. Zusammenfassung Die Segmentierungsanalyse zeigt auf, dass Männer gegenüber dem Thema «Sterben» sowie «Gesundheit» allgemein weniger aufgeschlossen sind als Frauen. Sie informieren sich weniger als Frauen über Gesundheitsthemen, sprechen seltener über das Sterben und kennen auch die Angebote weniger gut. Dies lässt den Schluss zu, dass sich Frauen offensichtlich mehr mit dem Thema auseinandersetzen. Es lässt sich aber auch eine Gruppe identifizieren von eher älteren Personen, Männern und Frauen, die eine ähnlich ablehnende Einstellung aufweisen. Rund 40% dieser Gruppe sind römischkatholisch. Hingegen sind vor allem jüngere und gut ausgebildete Frauen sowie Westschweizerinnen und Westschweizer generell besser informiert und aufgeschlossener. Sie interessieren sich mehr für Gesundheitsthemen und geben häufiger an, schon mit jemandem über das Thema «Sterben» gesprochen zu haben. Der Begriff «Palliative Care» ist bei diesen Personen deutlich bekannter. Für die meisten kommt es in Frage, Palliative Care zu nutzen. Auch die Suizidhilfe wird als Möglichkeit in Betracht gezogen. Das zeigt, dass sich diese Personen mit dem Thema Lebensende und Sterben auseinandersetzen. Männer informieren sich weniger über Gesundheitsthemen als Frauen. Alle Segmente geben an, sich vorwiegend über Zeitschriften, Fernsehsendungen, Gespräche mit Freunden/ Verwandten sowie mit dem Arzt/der Ärztin zu informieren. Das Internet als Informationskanal wird von jüngeren Personen häufiger benutzt als von älteren. Frauen geben deutlich häufiger an als Männer, schon mit jemandem über das Sterben gesprochen zu haben. Gesprächspartner sind meistens Freunde, Verwandte, die Partnerin oder der Partner. Für jüngere Personen sind die Eltern wichtige Gesprächspartner. Tendenziell sprechen Menschen der Altersgruppe über 55 Jahre weniger oft über das Thema als Jüngere. Es zeichnet sich ab, dass das Thema in der Westschweiz öfters angesprochen wird als in der Deutschschweiz. Rund die Hälfte aller Befragten hat den Begriff «Palliative Care» schon gehört. Deutlich unter diesem Durchschnitt liegen die Männer, bei denen der Begriff weniger bekannt ist. Auch ältere, eher konservativ eingestellte Menschen, kennen den Begriff weniger gut. Überdurchschnittlich bekannt ist der Begriff Palliative Care bei jüngeren, gut ausgebildeten Frauen und bei den Segmenten mit dem grössten Anteil Personen aus der Westschweiz. Patientenverfügung Männer wissen deutlich weniger als Frauen, was eine Patientenverfügung ist. Drei Viertel aller Befragten geben an, am liebsten zuhause sterben zu wollen. Dieses Bedürfnis ist unabhängig von allen demografischen Faktoren, Kenntnissen oder Einstellungen. Frauen geben deutlicher häufiger an als Männer, dass sie würden, wenn sie unheilbar krank wären. Männer und ältere Menschen scheinen Palliative Care gegenüber skeptischer eingestellt. Frauen und jüngere Personen wissen am ehesten, an wen sie sich wenden können, wenn sie Palliative Care in Anspruch nehmen möchten. Bei allen Befragten ist der Arzt/die Ärztin die wichtigste Ansprechperson. Suizidhilfe nutzen Offensichtlich gibt es einen Zusammenhang zwischen der Konfession und der möglichen Nutzung von Suizidhilfe. Bei denjenigen, für die es in Frage kommt, Suizidhilfe zu nutzen, ist der Anteil der Konfessionslosen am höchsten. Hingegen ist ein grosser Teil der Personen, für die eine Inanspruchnahme von Suizidhilfe ausgeschlossen ist, römisch-katholisch. Es zeichnet sich auch ab, dass ältere Menschen der Suizidhilfe gegenüber skeptischer eingestellt sind. VWL, 5.5.2010 8/8