Aufbaukurs 4 Thema: Hormone / Stress ZOP-Fortbildungen Udo Bargfeldt 1
Hormone 1) Was sind Hormone? Woraus bestehen sie? Hormone sind Botenstoffe! Sie gelangen mit Hilfe von Transportproteinen über den Blutweg zu ihren Zielzellen, deren Rezeptoren die Botschaft des Hormons versteht. Es gibt hydrophile Hormone: Aminosäureabkömmlinge und die Peptidhormone Und es gibt lipophile Hormone: Steroidhormone, die sich von Cholesterin ableiten 2) Was bewirken Hormone? Hormone haben Einfluss auf Stressreaktionen, auf Entwicklungsprozesse wie Wachstum und Pubertät, auf Ess-, Trink- und Schlafverhalten, auf die Sexualität, auf die Psyche und auf die Reaktionen auf Krankheiten. 2
3) Welche Arten von Hormonen gibt es? A) Glanduläre Hormone: sie werden von endokrinen Drüsen gebildet. Abgabe > interstitieller Raum > Kapillare B) Gewebshormone: sie werden von speziellen Zellen gebildet, z.b.: Histamin, Serotonin, Substanz P, Interleukine C) Mediatoren (Botenstoffe): Neurotransmitter, z.b. Noradrenalin 4) Wie ist die Hierachie in der Hormonproduktion? Hypothalamus > Hypophyse > Schilddrüse, Nebennierenrinde, Eierstöcke, Hoden > Zielzellen in den Organen A) Hypothalamus: > oberstes Zentrum des Hormonsystems > Regelung des inneren Milieus > Verbindungsstelle zwischen Nerven- und Hormonsystem Beispiel: Stress > Hormonsystem 3
> produziert Releasing-Hormone und Inhibiting-Hormone >> Releasing: stimuliert Hypophysenvorderlappenhormone >>> TRH (Thyroidea), CRH (Nebenniere), Gn-RH (Eierstöcke,Hoden), GH-RH (Wachstum), PRL-RH (Brustdrüse) >> Inhibiting: hemmt Hypophysenvorderlappenhormone >>> GH-IH (Wachstum), PRL-IH (Brustdrüse) > produziert Oxytocin und Adiuretin >> Oxytocin: bewirkt Wehenauslösung / Milcheinschuss (Stillperiode) >> Adiuretin: antidiuretisches Hormon, Wasserrückresorption über Osmosezeptoren im Hypothalamus: osmotischer Druck steigt > vermehrte Abgabe Adiuretin B) Hypophyse: Hypophysenvorderlappen: produziert Hormone > Hypophysenhinterlappen: speichert Oxytocin und Adiuretin 4
> steuert untergeordnete Hormondrüsen über: TSH (Glandula thyroidea), ACTH (Cortisol, Nebenniere), FSH (Östrogenbildung, Spermienentwicklung), LH (Progesteron, Testosteron) > wirkt direkt auf Zielzellen: Prolaktin (Brustdrüse), Wachstumshormon (Zellwachstum), MSH (Melanozyten, Hautpigmentierung) C) Die Schilddrüse (Glandula thyreoidea) > produziert Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3) Braucht dafür Jod! > Wirkung: >> Steigerung: Energieumsatz, Wärmeproduktion des Körpers, Sauerstoffbedarf, Abbau von Fetten und Glykogen, Herzfrequenz und Schlagkraft, Aktivität des Nervensystems >> eiweißaufbauend (anabol) >> Förderung geistige Entwicklung >> Förderung Längenwachstum >> gibt z.b. bei Kälte oder Schwangerschaft vermehrt T3/T4 ab 5
Hyperthyreose: > Gewichtsabnahme, Erhöhung der Körpertemperatur > Herzfrequenz und Schlagkraft erhöht > Schlaflosigkeit / innere Unruhe / dezentes Händezittern > Durchfall? Hypothyreose: > Gewichtszunahme, Verstopfung > Kälteempfindlichkeit > Haut teigig und geschwollen, struppige, trockene Haare > geistige Verlangsamung, Libido- und Potenzverlust Die Nebenschilddrüsen (4): > produzieren Parathormon > Parathormon erhöht den Kalzium- und senkt den Phosphatspiegel im Blut. >> Dafür braucht es das Vitamin-D-Hormon! Mangel? > Rachitis > aktiviert Knochenabbau > Kalziumfreisetzung > aktiviert Phosphatausscheidung/vermindert Kalziumausscheidung über die Niere 6
C-Zellen der Schilddrüse: > produzieren Kalzitonin > Kalzitonin hemmt die Freisetzung von Kalzium und Phosphat aus den Knochen > fördert deren Einbau in die Knochenmatrix > es senkt den Kalziumspiegel im Blut Die Nebennieren: > bestehen aus Nebennierenmark und Nebennierenrinde > Nebennierenrinde: produziert Aldosteron, Kortisol und Testosteron >> diese Hormone werden aus Cholesterin hergestellt >> Aldosteron wird durch niedrigen Blutdruck und geringen Natriumspiegel in der Niere durch das Hormon Renin stimuliert >> Kortisol sorgt für die Bereitstellung von Glukose/Fettsäuren in Stresssituationen >>> Kortisol hat einen antientzündlichen, immunsuppressiven, antiallergischen und osteoporotischen Effekt 7
>>> Hypothalamus > CRH > Hypophyse > ACTH > Nebennierenrinde > Nebennierenmark: >> entspricht eher einem sympathischen Ganglion >> gibt in Stresssituationen Adrenalin und Noradrenalin ins Blut ab >>> sie steigern die Energiebereitstellung über die Leber und haben eine unmittelbare Wirkung auf das Herz-Kreislaufsystem Reaktionen auf Stress: > Stressauslöser: Angst, Ärger, Zeit- und Leistungsdruck, Freude, Infektion, Schmerz, Verletzungen. >> Stressauslöser setzen in der Großhirnrinde und im Limbischen System zwei parallel laufende Reaktionsketten in Gang: >>> Aktivierung Hypothalamus > CRH und Vasopressin > Hypophyse > ACTH > Nebennierenrinde > Kortisol >>> Aktivierung Sympathikus > Nebennierenmark > Adrenalin und Noradrenalin 8
Zeitlicher Ablauf der Stressreaktionen: > kurzfristig ist die sympathische Reaktion dominant! >> Herzschlag und Herzfrequenz nehmen zu, die Durchblutung von Lunge, Herz und Skelettmuskeln wird gesteigert und die Bronchien weiten sich. Über die Leber wird mehr Glukose ins Blut freigesetzt und das Gehirn spult erst mal programmierte Reflexhandlungen ab! Denkblockade?! > langfristig (Dauerstress?) dominiert das Kortisol >> bedeutet: Schwächung des Immunsystems, Schlafstörungen, Spannungskopfschmerz und Lern- und Konzentrationsstörungen, Burnout oder Depression, Kopfschmerz, Tinnitus oder Bluthochdruck Osteopathische Beziehungen: Bei gestressten Patienten den Parasympathikus stimulieren! craniosakrale Techniken, OAA und Sacrum Bewährt sich auch die Pumptechnik am Kopf mit Schub Richtung Becken/Beine über mehrere Minuten 9
Endokrine Störungen: Da die Hypophyse in der Sella turcica des Sphenoids liegt, findet man tendenziell: > Seitneigungs- und/oder Torsionsläsionen > eher SSB-Flexionsläsionen > abnorme durale Spannungen > Spannungen im lateralen Bereich des Sinus cavernosus (Stau?) Also achte auf: > starke Torsionen der beiden Os temporalia > laterale Kompressionsläsion vertikale Links-Rechtsverschiebungen, meist in Verbindungen mit starken faszialen Restriktionen einer Seite 10
Zusammenfassung: Osteopathische Behandlungen können Einfluss auf folgende Systeme nehmen: A) Stresssystem ( autonomes Nervensystem, Stressachse) B) Immunsytem C) Neurotransmittersystem A) Stresssystem: Techniken: OAA-Release, OAA > Side of ease/barrier, Entspannung der Sutura occipitomastoidea, Behandlung der Halsfaszien und der Rippen. B) Immunsystem: Techniken: lymphatische Pumptechniken (auch am Kopf), Pumptechniken an der Milz und fasziale/muskuläre im Bereich der oberen Thoraxaperatur. C) Neurotransmittersystem: Techniken: siehe A und B. Einfluss auf Serotonin und Noradrenalin. 11