Praktikumsbericht In der Zeit vom 01.09.2012 bis zum 31.01.2013 habe ich einen Teil meines Praxissemesters an der Deutschen Schule Las Palmas de Gran Canaria absolviert. Während dieser Zeit hatte ich die Möglichkeit selbständig zu unterrichten, neue Menschen und das Leben auf der Kanareninsel kennen zu lernen. Gelebt habe ich in einer Achter-WG zusammen mit Spaniern, Italienern und einer Chinesin. Die Deutsche Schule Las Palmas de Gran Canaria ist eine von der Bundesrepublik anerkannte Deutsche Auslandsschule, an welcher es möglich ist das Schulpraxissemester abzuleisten. Ihr Angebot umfasst Vorschule, Grundschule/ Primaria (1.- 4. Klasse) und die Secundaria (5. -12. Klasse). Den Schülern wird es ermöglicht alle deutschen Abschlüsse allgemeinbildender Schulen zu erreichen, sowie mit dem spanischen Bachillerato abzuschließen. Während meiner fünf Monate auf Gran Canaria verbrachte ich die meiste Zeit an der Schule. Außer mir waren noch acht weitere Praktikanten in der Secundaria, mit denen ich viel Zeit verbrachte. Das Kollegium war freundlich und sehr offen gegenüber uns Praktikanten: Es ist nie vorgekommen, dass uns ein Lehrer verbat ihren oder seinen Unterricht zu besuchen oder man nicht eine oder mehrere Stunden halten durfte. Auch unsere Stundenplangestaltung oblag 1
zum größten Teil unserer eigenen Planung. So hatte ich die Möglichkeit selber zu entscheiden in welcher Klassenstufe ich bei welcher Lehrkraft den Unterricht besuchen möchte. Außerdem konnte ich so auch eigenständig Änderungen an meinem Stundenplan vornehmen, was es mir ermöglichte den Unterricht von mehreren Lehrkräften kennen zu lernen, die zum Teil auch nicht mein Fachgebiet unterrichteten. Auch die meist spanischen Schüler waren bereits vertraut im Umgang mit Praktikanten und nahmen mich sehr offen an ihrer Schule auf. Da ich Spanisch und Geschichte auf Lehramt studiere, war es meine Hauptaufgabe, zusammen mit zwei weiteren Praktikanten, den Unterricht Spanisch als Fremdsprache Niveau A1 (SaF) zu halten. Da wir sehr selbstständig arbeiteten, ermöglichte mir diese Tätigkeit mich frei als Lehrerin auszuprobieren. Der Spanischunterricht umfasste zwischen 10 und 14 meiner Wochenstunden, da abgesehen vom Gruppenunterricht am Nachmittag mit insgesamt fünf Schülern jeder Schüler vormittags aus dem spanischsprachigen Mutterspracheunterricht geholt wurde und Einzelunterricht erhielt. Diesen erhielten sie, da sie dem eigentlichen Unterricht aufgrund der fehlenden Sprachkenntnisse nicht folgen konnten. Ich unterrichtete eine Fünftklässlerin und eine Neuntklässlerin. Für diese bereitete ich zusätzliche Arbeitsblätter und Spiele vor, um mit ihnen den Stoff der Gruppenstunden zu üben und zu vertiefen. Mit der älteren Schülerin konnte ich außerdem auch schon vorarbeiten, da sie ein sehr gutes Sprachgefühl hatte und bereits Italienisch sprach und deshalb schneller als die anderen Schüler die neue Sprache lernte. Die SaF-Schüler waren vom Alter und der Entwicklung her sehr unterschiedlich, da sie die Klassen 5-9 besuchten. Dies erschwerte es teilweise sehr den Unterricht gemäß den Fähigkeiten und Interessen aller zu gestalten, jedoch war es auch eine Herausforderung, der ich mich gerne gestellt habe. Dieser Umstand ist darauf zurückzuführen, dass die Gruppengröße und zusammensetzung von der Anzahl der neuen deutschen Schüler abhängt, weshalb sich diese jedes Schuljahr ändern kann. Abgesehen vom Unterricht Spanisch als Fremdsprache habe ich auch den deutschen Geschichts- und den spanischen Mutterspracheunterricht ( Historia/ Spanische Geschichte und Lengua y Literatura Castellana/ Spanische Literatur und Geschichte ) besucht und einzelne Themen selbstständig vorbereitet und unterrichtet. Besonders im Geschichtsunterricht habe ich sehr oft eine Klasse allein unterrichtet, zum Beispiel im Falle von Vertretungsstunden. Meine Vorgabe war meist ein Thema, zu welchem ich mir Materialien und Aufgaben, sowie die Art und Weise der Unterrichtsdurchführung überlegen sollte. Im Unterschied zum Geschichtsunterricht in Deutschland, erhalten die Schüler an der DS zum ersten Mal in der neun- 2
ten Klasse deutschen Geschichtsunterricht. Besonders in den ersten Wochen muss deshalb zunächst sehr stark auf die sprachliche Ebene der Materialien eingegangen werden. Das Niveau ist ein anderes als im spanischen Geschichtsunterricht. In der zwölften Klasse ist dieser Unterschied jedoch nicht mehr vorhanden gewesen. Im Mutterspracheunterricht bestand die Schwierigkeit für mich nicht unbedingt darin, die Thematik zu verstehen und zu vermitteln, sondern das angemessene Vokabular zu verwenden, da besonders das Fach Geschichte spezielles Vokabular beinhaltete, das mir zuvor unbekannt gewesen ist. Außerdem konnte ich selber viel über die spanische Geschichte dazu lernen. Außerhalb des Unterrichts habe ich an diversen Veranstaltungen der Schule teilgenommen, wie zum Beispiel einer Weihnachtsfeier mit Konzert und Adventsständen. In meiner letzten Woche an der Schule fand eine Projektwoche statt unter dem Thema des Umweltschutzes. Zusammen mit einer weiteren Lehrerin habe ich ein Projekt zum Thema Waldbrände und Waldschutz geleitet, ausgerichtet auf die Schüler der 6. und 7. Klasse. Es hatten alle sehr viel Spaß und wir haben interessante Ausflüge gemacht, jedoch merkt man auch, dass so eine Projektwoche doch anstrengender ist als eine normale Schulwoche. Insgesamt war ich sehr zufrieden mit meinem Praktikum an der DS Las Palmas. Ich wurde von allen sehr offen und freundlich aufgenommen. Man gab mir die Möglichkeit unterschied- 3
liche Klassenstufen kennen zu lernen und in ihnen zu unterrichten. Mir wurden einerseits viele Freiheiten gelassen, andererseits hatte ich natürlich auch viele Verpflichtungen mir, der Schule und den Schülern gegenüber. Trotzdem hatte ich zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass die Schule zu viel oder zu wenig von mir fordern würde. Besonders die kleinen Klassengrößen habe ich als sehr angenehm empfunden um mich in der Rolle der Lehrerin auszuprobieren. Meine Freizeit habe ich oft mit den anderen Praktiktanten zusammen verbracht. Wir lebten alle direkt in Las Palmas, teilweise sogar in ein und derselben WG. Gemeinsam haben wir viele Ausflüge unternommen und die Insel erkundet: Wir sind in den Bergen gewesen um zu Wandern, an den Stränden Gran Canarias und auf verschiedenen Volksfesten, z.b. auf der Feier zur Ehren der Inselheiligen, La Fiesta de la Virgen del Pino. An längeren Wochenenden reisten wir auch auf die Nachbarinsel Teneriffa oder bis auf das spanische Festland, nach Sevilla. Besonders Reisen auf die Nachbarinseln bieten sich von Gran Canaria aus an, da es sehr günstige Fährverbindungen zwischen den Inseln gibt. Ansonsten habe ich einen Tanzkurs gemacht, um Kanarier kennen zu lernen und auch mit Menschen außerhalb meiner Praktikumstätigkeit in Kontakt zu kommen. Ich habe die Kanarier, die im Tanzkurs genauso wie die in meiner WG, als sehr offene und freundliche Menschen kennengelernt. Auch mit meinen Mitbewohnern konnte ich viel unter- 4
nehmen. Meine eine kanarische Mitbewohnerin hatte besonderes Interesse daran, dass wir ihre schöne Heimatinsel kennen lernen und so hatte ich zugleich einen Insider, der mir Tipps geben oder bei Fragen helfen konnte. Auf der Insel konnte ich auch die spanische Lebensweise und Küche kennen lernen. Meine kanarischen Mitbewohner haben den Italienerinnen und mir Kochkurse gegeben und uns gezeigt, wie man z.b. das spanische Omelett oder die kanarischen Papas Arrugadas, eine Kartoffelspezialität, zubereitet. Außerdem brachten sie mir auch den spanischen Lebensrhythmus näher: Kein richtiges Frühstück, mittags Siesta und Abendessen um 23:00 Uhr. Da ich jedoch jeden Vormittag früh aufstehen musste um zur Schule zu gehen, konnte ich mich in diesem Bereich nicht kulturell anpassen. Meine Sprachkenntnisse habe ich auf Gran Canaria verbessert, vor allem da in meiner WG immer nur Spanisch gesprochen wurde. Wenn man jedoch an der DS Las Palmas ein Praktikum macht, sollte man sich von Beginn an darum bemühen auch mit Kanariern in Kontakt zu treten, da die Versuchung sonst zu groß sein könnte den einfachen Weg zu gehen und sich ein deutsches Umfeld auf Gran Canaria aufzubauen. Insgesamt habe ich die Zeit auf Gran Canaria sehr genossen. Ich habe mein Praxissemester an einer Schule abgeleistet, die sehr offen gegenüber Praktikanten ist und diesen sehr viele Möglichkeiten gibt sich auszuprobieren. Auch in der freien Zeit hat man viele Angebote, die man wahrnehmen kann: Sowohl zum Strand als auch in die Berge ist es von keinem Punkt der Insel aus weit und auch die Kanarier unternehmen immer gerne etwas. Deshalb kann ich es weiterempfehlen, ein Praktikum an der DS Las Palmas zu machen. Besonders für noch unerfahrene Praktikanten des Faches Spanisch bietet sie eine gute Möglichkeit sich an das selbstständige Unterrichten heranzutasten. 5