Politik der Finanzmärkte Krisenerscheinungen, politische Regulierung und der Grüne New Deal
Aufgaben der Finanzmärkte Devisen für internationalen Zahlungsverkehr Devisenmarkt (Währungsmarkt) Kapital für Investitionen Kreditmarkt Primärer Wertpapiermarkt Anlagen zur Kapitalsteigerung/ Preissicherung Sekundärer Wertpapiermarkt Derivatemarkt (Kreditmarkt)
Einfluss der Politik auf Finanzmärkte hoch niedrig 20er 40er 60er 80er 2000er
Weltwirtschaftskrise 1929ff. Finanziell vernetzte Weltwirtschaft Krise begegnet durch beggar thy neighbor künstliche Abwertung der Währungen Protektionistische Blockbildung (Sterling- Block, Yen-Block, Smoot- Hawley-Tarrif (US)) => Folge: Krise verschärft
Finanzsystem von Bretton Woods Ab 1944 Start IWF & Weltbank Fixe Wechselkurse Umtauschgarantie Dollar in Gold durch die USA Dollar Welthandels- und reservewährung Daneben geringe internationale Kapitalströme wegen nationaler Kapitalverkehrskontrollen Kaum riskante Spekulationen keine Krisen
Ende von Bretton Woods 1971 Ende Umtauschgarantie Dollar-Gold 1973 Freigabe der Wechselkurse Grund: US-Handelsbilanzdefizit
Finanzmärkte nach Bretton Woods Frei handelbare Währungen, floatende Kurse Währungen sollen so (vermeintlich) Leistungsfähigkeit der Volkswirtschaften besser widerspiegeln Aufgabe von Kapitalverkehrskontrollen vorangetrieben von USA/GB; zwangen andere Staaten nachzuziehen, um Kapitalabzug zu verhindern Virtualisierung der Finanzmärkte (IT) Liberalisierung gefördert durch: Lobbyinteressen der Kapitalfraktion, politischen Willen und technische Entwicklung
Konsequenzen der Liberalisierungen Politische Interventionen in Währungen möglich Finanzspekulationen werden attraktiv Internationale Kapitalströme steigen stark an Unregulierte Off-Shore Finanzplätze entstehen Neue wichtige Finanzmarktakteure entstehen Institutionelle Investoren (Versicherungen, Fonds) Alternative Anleger (Hedge Fonds, Private Equity) Rating-Agenturen (z.b. Moody's, Standard & Poor's) Neue Finanzinstrumente entstehen (Derivate) stark steigendes Volumen auf Devisen-, Wertpapier- und Derivatemärkten
Bewertung Positive Folgen Höhere Gewinne möglich Bessere Ausnutzung des Produktionsfaktors Kapital Bessere Voraussetzung für Investitionen und Wachstum Negative Folgen Kapital fließt dahin, wo hohe Gewinne erwartet werden Instabilität durch kurzfristige Renditeerwartung (schnell rein und wieder raus) Staaten geraten unter Deregulierungsdruck ( race to the bottom ), v.a. zu Lasten der sozialen Sicherung Finanzmärkte von Realökonomie entkoppelt
Bewertung Preise für Finanztitel Aktien, Anleihen, Derivate, Währungen bilden sich nicht [...] über die langfristige Werthaltigkeit der zugrunde liegenden Güter [...], sondern über die kurzfristig erwartete Preisentwicklung [des Finanztitels]. (Huffschmid 2004) Der Marktwert dieser Papiere ist zum Teil spekulativ, da er nicht durch eine wirkliche Einnahme, sondern durch die erwartete bestimmt ist (Marx 1867ff.)
Periodische Finanzkrisen Wenn es nur noch um die erwartete Preisentwicklung geht, löst jedes halbwegs aussichtsreiche Produkt Herdenverhalten von Banken und institutionellen Anlegern aus. Alle Anleger haben die gleichen Informationen, Rating-Agenturen verstärken den Eindruck etc. Folge: Spekulationsblasen entstehen und platzen Regionale Ansteckungseffekte oder sogar negative Folgen für Weltwirtschaft möglich
Krisenverlauf Gerüchte gehen um in schneller Folge steigen alle aus, um Verluste zu begrenzen Während immer mehr mit hohem Risiko einsteigen, steigen erste Anleger wg. Zweifel an der Werthaltigkeit/Gerüchten/Insider-Infos aus. Anleger verschulden sich Anleger gehen immer höheres Risiko ein Renditeerwartung steigt Kontinuierlich steigen mehr Anleger ein Stabil steigende Werte
Finanzkrisen Beispiele: Schuldenkrise Lateinamerika (Anfang 80er) O-/SO-Asien, Russland (1997/98) Brasilien (1999) Dotcom-Blase (2000) Türkei, Indonesien, Argentinien (2001) Immobilien-/Finanzmarktkrise (2007/08) Ausweitung: Entwicklungsländer Schwellenländer Industrieländer Kreditmarkt Devisenmarkt Wertpapiermarkt Derivatemarkt
Subprime-Krise In den USA gab es 2003 niedrige Zinsen (1%), viele bauten Häuser, der US-Immobilienmarkt boomte. Nun wurden im großen Maßstab (Subprime-)Baukredite (mit variablem Zinssatz) auch an Gläubiger mit geringer Bonität und wenig Sicherheiten vergeben. Die Rückzahlungs- und Zinsansprüche gegen die Gläubiger wurden als Derivate am Markt verkauft Sicherheit der Derivate waren dabei nicht nur die Zahlungs-ansprüche gegen die Gläubiger, sondern wenn die nicht mehr zahlen konnten letztlich die Immobilie. Deshalb wurden die Derivate von Rating-Agenturen hoch bewertet der Markt für Immobilien war am boomen, Gewinne mit den Derivaten stiegen.
Subprime-Krise An dieser Stelle setzt das beschriebene Herdenverhalten und die Blasenbildung ein, inkl. der Verschuldung von immer mehr Finanzakteuren, um an diesem Markt teilzuhaben. Mitte 2006 steigt nun der Zinssatz auf 5,25% (US- Wirtschaftsboom). Viele Subprime-Gläubiger können sich die Rückzahlungen nicht mehr leisten gleichzeitig fallen die Immobilienpreise. Als die Investoren merken, dass die Derivate immer weniger wert sind (keine Zahlungen und Aussicht auf nur sehr geringe Erlöse der Immobilien) gehen sie massiv aus dem Derivatemarkt und die Blase platzt. Folge war die Schließung von Hedge-Fonds und massive Verluste von Investmentfonds und Banken
Finanzkrise 2008 An dieser Stelle wird aus der Subprime-Krise eine globale Finanz- und Wirtschaftskrise. Die Verluste und Pleiten ziehen einen massiven Vertrauensverlust nach sich Private und institutionelle Anleger ziehen Gelder aus dem Kapitalmarkt ab und investieren weniger Banken leihen sich untereinander kaum noch Geld und können die Außenstände der vorangehenden Verschuldung nicht begleichen. Erste Banken gehen Pleite (Lehman Bros.) oder werden mit Staatsgeldern gerettet (IKB). Etc.
Internationale Regulierungen Eigenkapitalrichtlinien Basel I (1988) und II (2008) Regelt Rücklagen als Gegenwert für Risiken, gilt aber nur für international tätige Banken! Von OECD-Staaten und anderen Länder übernommen Krisenmanagement für Länder mit akuten Verschuldungsproblemen durch den IWF Stabilisierung des Haushalts und der Währung Daneben nur Empfehlungen und Standards (z.b. des Financial Stability Forums)
G20-Gipfel Nov. 2008 G20 (Kooperationsnetzwerk zur int. Finanzpolitik) gegründet 1999 von 20 Industrie- und Schwellenländern Gemeinsame Prinzipien zur Finanzmarktreform Mehr Transparenz & Informationsaustausch untereinander Mehr Kooperation und Stärkung internationaler Standards Rating Agenturen sollen beaufsichtigt werden Hedge Fonds sollen stärker reguliert werden Höhere Eigenkapitalausstattung bei Risikoprodukten Steueroasen sollen zur Kooperation genötigt werden Reform der Bretton-Woods-Institutionen (bessere Mitsprache ärmerer Länder, angepasste Reaktionen) Besserer Schutz für Konsumenten und Investoren
Kritik? Viel Rhetorik, viele Empfehlungen, wenig konkrete Umsetzung Ungelöst: Hochriskante Anlagen immer noch zu attraktiv/zu hohe Gewinnaussichten Mögliche Lösung: Transaktionssteuern Währungsspekulationen Mögliche Lösung: Neues Bretton-Woods- Abkommen mit flexiblen Wechselkurszielzonen und/oder wenigen regionalen Währungssystemen
Green New Deal Teil-Verstaatlichung in Not geratener Banken Sonderabgabge für den Finanzsektor nach Krise Investitionen in Klimaschutz, Energieeffizienz, Erneuerbare Energien, Bildung, Soziales, Stromnetze, Schienenwege und den ÖPNV Höhere Besteuerung der Kapitaleinkünfte Modifizierung der Managerbesteuerung Aufgabe der EZB nicht nur Geldwertstabilität, sondern auch gesamtwirtschaftliche Entwicklung Bankenaufsicht muss Allfinanzaufsicht werden Eigenkapitalvorschriften sollen für alle gelten.
Green New Deal Europäische Finanzumsatzsteuer für kurzfristige Spekulationen auf allen Finanzmärkten Stabilisierung der Wechselkurse Kurzfr.: Spahn-Steuer Langfr.: Stabilisierte Kurse (Bretton Woods II) Demokratisierung der Finanz-IO's Austrocknung der Steueroasen Stärkung des Verbraucherschutzes im Finanzsektor Bessere Ratings Trennung von Beratung und Bewertung Schaffung eigenständiger europ. Ratingagentur