Agenda Persönlichkeitsstörungen



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Transkript:

Umgang mit persönlichkeitsgestörten Patienten Hausärztenachmittag Psychiatrie 26. August 2010 Dr. med. Beat Nick Chefarzt-Stv. psychiatrische Dienste Spitäler AG Solothurn Agenda Persönlichkeitsstörungen Fallbeispiel Probleme in der Allgemeinpraxis Diagnose Epidemiologie Therapie Beispiel Boderlinepersönlichkeitsstörung Diskussion Fallbeispiel Fr. M., geb. 1990 Zuweisung am 20.10.2008 vom behandelnden Psychiater aufgrund von Suizidalität Die Patientin ist in einem Therapiezentrum plaziert, leide unter den strengen Regeln, habe sich in einem Brief suizidal geäussert, dies aus familiären Gründen Diagnostisch wurde bei Eintritt eine Anpassungsstörung mit gemischter Störung von Gefühlen und Sozialverhalten (ICD-10 F43.25), anamnestisch eine Adoleszenzkrise sowie ein ADS ohne Hyperaktivität erwähnt

Anamnese Fr. M., geb. 1990 Frau M. sei gemeinsam mit zwei älteren Brüdern aufgewachsen. Die Eltern lebten getrennt, seit die Patientin 15 Jahre alt war. In der Schule habe sie zunächst Probleme gehabt, in der Oberschulzeit seien ihre Leistungen besser geworden. Nachdem sie ein Hauswirtschaftslehrjahr abgebrochen habe, sei sie zur Mutter zurückgekehrt. Sie habe sich zunehmend schlechter gefühlt und viel über Suizid nachgedacht. Die Mutter habe sie in einem Therapiezentrum angemeldet. Dort gefalle es ihr insgesamt gut, die aktuelle Betreuerin sei jedoch sehr streng, sie höre ihr auch nicht zu, daher fühle sich Frau M. oftmals nicht ernst genommen. Insgesamt falle es ihr manchmal schwer, im direkten Kontakt ihre Bedürfnisse zum Ausdruck zu bringen. Als Behandlungsziel des aktuellen Aufenthaltes wurde eine kurzzeitige Krisenintervention mit frühzeitiger Rückverlegung ins Therapiezentrum nach Stabilisierung und Remission der Suizidalität vereinbart. Psychostatus bei Eintritt: 18-jährige, gepflegte junge Frau in gutem Allgemeinzustand. Im Kontakt ängstlich und verschlossen wirkend. Wach, allseits orientiert. Aufmerksamkeit und Gedächtnis klinisch nicht beeinträchtigt. Formales Denken geringgradig gehemmt und verlangsamt. Keine Anhaltspunkte für inhaltliche Denkstörungen, Sinnestäuschungen, Ich-Störungen. Affektiv niedergestimmt bei verminderter Affektmodulation. Psychomotorik gehemmt. Suizidale Gedanken werden angegeben bei verlässlich wirkender, mündlicher Non-Suizidvereinbarung. Verlauf Fr. M., geb. 1990 Frau M. wurde zur Krisenintervention auf eine allgemeinpsychiatrische Akutstation aufgenommen. Es gelang der Patientin rasch, sich in den Stationsablauf zu integrieren. Sie suchte Kontakt zu Mitpatienten und Mitarbeitern des Pflegeteams, erschien andererseits zeitweise auch nachdenklich und zurückgezogen. Frau M. konnte sich bereits nach kurzer Zeit von Suizidalität distanzieren und gab an, nun aus dem Abstand zur aktuellen Problematik heraus bereit zu sein, in weiteren Gesprächen mit ihrer Bezugsperson im Therapiezentrum ihre Probleme zu bearbeiten. Wir entliessen Frau M. in stabilisiertem, zukunftsorientiertem Zustand zurück in das Therapiezentrum. Weitere insgesamt 5 Hospitalisationen unter ähnlichen Umständen Zwischenzeitlich wurde sie in einer Spezialklinik für Patienten mit Borderlinestörungen (Meisenberg) während dreier Monate hospitalisiert Diagnostisch wurde bald die Diagnose einer emotional-instabile Persönlichkeitsstörung vom Borderline-Typ (ICD-10 F60.31) mit unreifen Persönlichkeitszügen gestellt, die vorgängige Medikation mit Concerta auf eine symptomatische Therapie mit Seroquel und Cipralex umgestellt Zur Suizidalität kamen Symptome im Sinne einer Selbstverletzungstendenz sowie ein provokatives Verhalten hinzu und ein erhebliches Agierpotenzial, indem sie ihre verschiedenen Bezugspersonen gegeneinander ausspielte Therapieziele und Schwierigkeiten Fr. M., geb. 1990 Persönlichkeitszüge: innere Zerrissenheit, Beziehungsprobleme, mangelnde Perspektive Suizidalität Impulsives Verhalten, Depression Agierverhalten Langfristig angelegte Psychotherapie Kriseninterventionen Psychotherapie, Pharmakotherapie Klare äussere Strukturen

Mögliche Berührungspunkte des Hausarztes mit Patienten mit Persönlichkeitsstörungen im normalen Praxisalltag mit somatischen Beschwerden Schwierigkeiten bei Diagnose und Therapie häufige Konsultationen mit Strapazierung der Nerven des Praxisteams im Notfall Beurteilung der Suizidalität (chron. Suizidalität) Alkohol- und Drogenkonsum psychotische Symptome emotional aufgeladene Situationen in der kleinen Psychotherapie Möglichkeiten? Setting? Supervision? Persönlichkeitsstörung - Definition ICD 10 Eine Persönlichkeitsstörung ist gekennzeichnet durch rigide und wenig angepasste Verhaltensweisen, die eine hohe zeitliche Stabilität aufweisen, die situationsübergreifend auftreten,die zu persönlichem Leid oder gestörter sozialer Funktionsfähigkeit führen. Es handelt sich um ein tief verwurzeltes, anhaltendes Verhaltensmuster mit starren Reaktionen auf unterschiedliche persönliche und soziale Lebenslagen. Betroffen sind Wahrnehmen, Denken, Fühlen und Beziehungen zu anderen. Die Störung beginnt in der Kindheit oder Adoleszenz und dauert bis ins Erwachsenenalter an. Das Stellen der Diagnose einer Persönlichkeitsstörung vor dem Alter von 16 oder 17 Jahren ist wahrscheinlich unangemessen. Häufigkeit

Ursachen genetische Ursachen (Zwillingsstudien) (Torgersen et al., 2000) Störungen im kortiko-limbischen Regelkreis (Affektregulation) bei Borderline PS Störungen im Bereich der Schmerzwahrnehmung bei Borderline PS (Schmahl et al., 2006) Ungünstige frühe psychosoziale Lebensumstände wie körperliche Misshandlung oder sexueller Missbrauch (Johnson et al., 1999), Vernachlässigung oder dysfunktionale familiäre Kommunikationsstrukturen (James et al., 1996) Angeboren Temperamentsfaktoren pränatale Alkohol- und Drogenexposition (Mick et al., 2002) Therapie Probleme in der Beziehungsgestaltung und beim Aufrechterhalten von Beziehungen: Tragfähige therapeutische Beziehung Tiefgreifende Problematik, viele Bereiche umfassend: Langfristig angelegte Behandlung Oft bunte, wechselnde Symptomatik: Klarer Behandlungsfokus Neigung zu Krisen, erhebliche Widerstände, Identitätsdiffusion: Aktiver und strukturierender Ansatz

Therapie Dialektisch-behaviorale Therapie (DBT) (Linehan, 1989) Übertragungsfokussierte Psychotherapie (TFP) (Clarkin et al., 2008) Mentalisierungsgestützte Therapie (MBT) (Bateman & Fonagy, 2000) Schemafokussierte Therapie (SFT) (Young et al., 2005) Strukturbezogene psychodynamische Psychotherapie (Rudolf, 2004) Psychoanalytisch interaktionelle Psychotherapie (Heigl- Evers & Ott, 2002) Prognose

Zeit zum Erreichen von Recovery und die Stabilität von Recovery bei Patienten mit einer Borderline- Persönlichkeitsstörung: eine prospektive 10-Jahres-Verlaufsstudie 290 Pat. wurden eingeschlossen, die die Kriterien einer Borderlinestörung nach DSM-III-R erfüllten alle 2 Jahre wurden mit dem selben halbstrukturierten Interview eine Nachuntersuchung gemacht 50% der Patienten erreichten eine Recovery (Symptomremission und gute soziale Funktion); 34%, die die Kriterien von Recovery erreichten, verloren diese wieder 93% erreichten eine 2 jährige symptomatische Remission, 86% eine 4 jährige Remission; 30% von diesen Patienten erlebten Rückfälle Zusammenfassung: es scheint für eine beträchtliche Anzahl von Borderline-Patienten schwierig, die Kriterien von Recovery zu erreichen; falls dies gelingt, war die Stabilität beträchtlich

Beispiel Borderline- Persönlichkeitsstörung Borderline-Persönlichkeitsstörung (DSM IV) Ein tiefgreifendes Muster von Instabilität in zwischenmenschlichen Beziehungen, im Selbstbild und in den Affekten sowie von deutlicher Impulsivität. 5 der folgenden 9 Kriterien müssen erfüllt werden: 1. Verzweifeltes Bemühen, tatsächliches oder vermutetes Verlassenwerden zu vermeiden 2. Ein Muster instabiler, aber intensiver zwischenmenschlicher Beziehungen, das durch einen Wechsel zwischen den Extremen Idealisierung und Entwertung gekennzeichnet ist 3. Identitätsstörung: ausgeprägte und andauernde Instabilität des Selbstbildes oder der Selbstwahrnehmung 4. Impulsivität in mindest zwei potenziell selbstschädigenden Bereichen (Geldausgaben, Sexualität, Substanzmissbrauch, rücksichtloses Fahren, Fressanfälle) 5. Wiederholte suizidale Handlungen, Selbstmordandeutungen oder -drohungen oder Selbstverletzungsverhalten 6. Affektive Instabilität infolge einer ausgeprägten Reaktivität der Stimmung (z. B. hochgradige episodische Dysphorie, Reizbarkeit oder Angst, wobei diese Verstimmung gewöhnlich einige Stunden und nur selten mehr als einige Tage andauern) 7. Chronisches Gefühle von Leere 8. Unangemessene, heftige Wut oder Schwierigkeiten, die Wut zu kontrollieren (z. B. häufige Wutausbrüche, andauernde Wut, wiederholte körperliche Auseinandersetzungen) 9. Vorübergehende, durch Belastungen ausgelöste paranoide Vorstellungen oder schwere dissoziative Symptome Borderline-Persönlichkeit: Symptomatik Beginn typischerweise im Jugendalter mit unzureichender Affektkontrolle mit ausgeprägten Stimmungsschwankungen und überschiessenden, situationsunangemessenen affektiven Reaktionen sowie mangelnder Differenzierungsfähigkeit zwischen Affekten Konflikten zwischen Bedürfnis nach Autonomie und Wünschen nach Nähe (Wechsel zwischen extremen Bindungswünschen und abrupten Beziehungsabbrüchen) Impulsivität (promiskuitives Verhalten, suizidale und selbstverletzende Handlungen, exzessiver Alkohol- und Drogenkonsum) Dissoziativer Symptomatik, Identitätsdiffusion / Störungen der Geschlechtsidentität

Borderline-Persönlichkeit: Erklärungsmodelle Genetische Disposition (Torgersen, 2000) Störungen der emotionalen Informationsverarbeitung (Herpertz, 2003) mit gesteigerter Sensibilität für internale und externale Ereignisse und einer verzögerten Löschung negativer Affekte psychosoziale Faktoren, insbesondere Vernachlässigung, sexueller Missbrauch und körperliche Misshandlung, feindselige und chaotische Familienatmosphäre sowie entwürdigender Erziehungsstil

Borderline-Persönlichkeit: Therapieziele Verbesserung der Emotionsregulation und Spannungstoleranz Verarbeitung traumatischer Beziehungserfahrung Alltagsbewältigung (stationär) Borderline-Persönlichkeit: Therapieansätze Behaviorale Ansätze (z. B. Dialektisch-behaviorale Therapie DBT) (Linehan, 1989) Vermittlung von Fertigkeiten zur Stresstoleranz und Spannungsreduktion, zur Affektreduktion, zur Verbesserung der sozialen Kompetenz und der inneren Achtsamkeit (frühzeitiges Wahrnehmen inneren Erlebens) Mentalisierungs-basierte Therapie MBT (Fonagy & Target, 2006) Die MBT zielt in ihren Interventionen primär auf Affekte, weniger auf das Verhalten, die möglichst bewusstseinsnah sind. Der Patient soll dabei unterstützt werden, eigene und damit auch fremde Affekte besser wahrzunehmen. Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit!