Fehlerkultur in der Medizin Wirtschaftlicher Nutzen bei besserer Fehlerkultur 19. und 20.11.2010, Wien Dr. Wolfgang Kuntzl Fehlerkultur in der Medizin - 11/2010 1
1) Fehlerdefinition 2) Der wirtschaftlich messbare Output 3) Zusammenhang Fehlerkultur, Haftung, Qualitätsmanagement Fehlerkultur in der Medizin - 11/2010 2
1) Das Fehlerverständnis in der Medizin - ein sehr breites Spektrum Jedes unerwünschte Ereignis (allenfalls geschärft durch eine first pass success rate-betrachtung) Jedes haftungsrelevante Ereignis (der juristische Ansatz) Jedes Ereignis im Behandlungsablauf, das ungeplante Mehrkosten verursacht (betriebswirtschaftlich relevanter Ansatz) Fehlerkultur in der Medizin - 11/2010 3
2) Die Output-Betrachtung A) Die juristische/haftungsrechtliche Dimension a) Ein Fehler ist ein Ereignis, dass zu einem Entschädigungsanspruch aus einer Haftung führt b) Zahlen aus der Praxis (stationärer Bereich) Fehlerkultur in der Medizin - 11/2010 4
b1) Verhältnis Behandlungsleistungen zu gestellten Ansprüchen: 1000:1 davon als berechtigt reguliert 1000:0,5 (Quelle: Ecclesia-Gruppe Deutschland; Manfred Klocke Wie schlimm geht es in deutschen Krankenhäusern zu?, publiziert in Arzt und Krankenhaus, 1/2006) Fehlerkultur in der Medizin - 11/2010 5
b2) Hochrechnung Gesamtschadenaufwand stationärer Bereich für Österreich durchschnittlicher Schadenaufwand pro Bett 1.000,-- gesamt rund 65.000 Betten ergibt Gesamtschadenaufwand rund 65 Mio. Fehlerkultur in der Medizin - 11/2010 6
b3) Vergleich mit den gesamten Gesundheitsausgaben stationärer Bereich aktuelles Gesamtvolumen rund 12 Mrd. ergibt als Größenordnung rund 0,5 % (65 Mio. zu Gesamtausgaben) Fehlerkultur in der Medizin - 11/2010 7
B) Das Problem der unbezahlbaren Prämien Warum? Die Prämiengrößen aus der Vergangenheit waren bei weitem nicht risikogerecht, daraus folgt ein extremer Rückstellungsnachhang bei den Haftpflichtversicherern, das führt zu einem starken Sanierungsdruck. Nach wie vor besteht ein negatives Verhältnis (aus Sicht der Versicherer) zwischen den Prämieneinnahmen und dem Schaden- Gesamtaufwand in der Krankenhaushaftpflicht Fehlerkultur in der Medizin - 11/2010 8
Deshalb besteht in der Praxis ein massives Interesse der Versicherer an Risk- und Qualitätsmanagement-Maßnahmen in den Spitälern (Stichwort: Es kann nur besser werden ) Die nun schon Jahre dauernde Prämiendiskussion mit Sanierungsdruck führt auch auf Trägerseite zu einem gewachsenen Verständnis, dass es überhaupt einen Fehleraufwand gibt. Fehlerkultur in der Medizin - 11/2010 9
Schlussfolgerung: Die Haftung/der Versicherungsaufwand ist ein/der entscheidende/r Treiber zu Qualitäts bzw. Risk- Management-Implementierung und damit auch zur Investition in eine Verbesserung der Fehlerkultur Fehlerkultur in der Medizin - 11/2010 10
C) Investitionen in Risk-Management und Fehlerkultur messbare Auswirkungen im Haftungsaufwand? Nein, auf seriöse Weise nicht messbar. Warum? Die Haftungsfälle bewegen sich (vgl. 2) A) b) in zu geringem Anteilsbereich (1 0,5 Promille) Fehlerkultur in der Medizin - 11/2010 11
Daher: Verbesserungen in der juristisch relevanten Fehlerkultur bringen keinen dort wirtschaftlich messbaren Output. Fehlerkultur in der Medizin - 11/2010 12
3) Warum dann das alles? Die Unternehmensgruppe Ecclesia/GrECo investiert erhebliche Ressourcen in die Bereiche RM, QM und Zertifizierung, weil eine Messbarkeit der Verbesserung an soft facts sehr wohl möglich ist o Mitarbeiterzufriedenheit o Optimierung der Abläufe o Patientensicherheit und -zufriedenheit Fehlerkultur in der Medizin - 11/2010 13
damit letztendlich ein Einfluss auf die Ergebnisqualität gegeben ist. als Teil des QM Fehlerkultur ein Management-Tool ist und daher top down implementiert gehört. Fehlerkultur in der Medizin - 11/2010 14
über Verbesserung der Ergebnisqualität mittelfristig eine Verbesserung des Betriebsergebnisses erreicht wird. Fehlerkultur in der Medizin - 11/2010 15
Die Aussage Verbesserung der Fehlerkultur bringt wirtschaftlichen Nutzen ist also über diesen Ansatz von Ergebnisqualität schlüssig. Fehlerkultur in der Medizin - 11/2010 16
Ergebnis: Fehlerkultur ist Teil des Qualitätsmanagements und als solcher ein Management-Tool. Für eine funktionierende Fehlerkultur ist es daher zwingend notwendig, dass die Implementierung top down erfolgt und gelebt wird. Fehlerkultur in der Medizin - 11/2010 17
Der wirtschaftliche Nutzen lässt sich nicht direkt an den hard facts messen, gelebte Fehlerkultur führt nicht unmittelbar zu einem besseren Betriebsergebnis, auch nicht zu einer signifikanten Senkung des Haftungsaufwandes. Fehlerkultur in der Medizin - 11/2010 18
Wohl feststell- und messbar ist eine gelebte Fehlerkultur in den soft facts wie MA- und Patientenzufriedenheit. Damit beeinflusst sie aber die Ergebnisqualität und so indirekt und langfristig das Betriebsergebnis selbst. Fehlerkultur in der Medizin - 11/2010 19
Letztendlich geht es bei der Frage des Wirkungsgrades der Fehlerkultur wieder um die Kernfrage der Messbarkeit von (Ergebnis)Qualität in der Medizin. Fehlerkultur in der Medizin - 11/2010 20
Als den größten Treiber zur Verbesserung der Fehlerkultur stellen wir die Haftungs-Sorge fest. Auf der Haftungsebene kann allerdings eine solche Verbesserung nicht messbar durchschlagen. Fehlerkultur in der Medizin - 11/2010 21
Ein Umdenken von der (defensiven) Haftungssorge auf (offensive) Maßnahmen zur Struktur- und Ergebnisqualitätsverbesserung muss sich in der Trägerschaft unserer Krankenhäuser nachhaltig durchsetzen. Fehlerkultur in der Medizin - 11/2010 22