Vortrag IKT-Forum an der FH-Ansbach 8. Mai 2003 Stefan Distel Dipl. Betriebswirt (FH), M.B.A. (Western Illinois University) Seite 1 Die Konsumgüterindustrie - einige Hintergrundinformationen und was ist ECR? Konzepte zur Prozeßgestaltung in der Beschaffung... und warum das Ganze? Seite 2
Entwicklungstendenzen in der Konsumgüterkette - eine Kette ist unter Druck! Nachfrageseite Steigende Spontaneität der Verbraucher Grundlegende Demographische Veränderungen Konsumflaute... Angebotsseite Globalisierung der Märkte und der Versorgungsketten Neue Vertriebswege und Produkte : E-commerce und MP3 Starke Konzentration (Top 5-64% und Top 10-82%)... Seite 3 Fazit: Der Kessel dampft Erhöhter Druck führt zu... Sortimentveränderungen: Bedürfnisse müssen in der Breite und Tiefe abgedeckt werden! Preisdruck: Der Preis ist alles! Erhöhten Servicleistungen: Service als neuer Wettbewerbsfaktor! Verfügbarkeitsdruck: Nur was im Regal steht wird gekauft!... neuen und gestiegenen Anforderungen in der Logistik! Auftrags- statt Lagerfertigung Schnellere und kürzere Versorgungszyklen Logistik wird zu einem Servicefaktor Schneller Verteilung und Dezentralisierung Seite 4
Was ist Efficient Consumer Response (ECR) und ECR Europe? ein Sammelbegriff für Management-Methoden und Techniken Unternehmens übergreifend und kooperativ Ziel ist die Beseitigung von Ineffizienzen (Zeit, Kosten, Qualität) Klare Ausrichtung an den Kundenbedürfnissen und nutzen Branchenspezifisches Supply Chain Management! Seite 5 ECR-Score Card: Übersicht der ECR-Concepts Seite 6
Fokus auf upstream: Die Beziehung zwischen Herstellern von Konsumgütern und deren Lieferanten upstream downstream Lieferant Hersteller Großhandel Einzelhandel Konsument Seite 7 Was wird betrachtet: Der Order to Payment -Prozess zwischen Hersteller und Zulieferer Materialbed. erfassen. Nachfrage identifizieren Produktion Zulieferer Lieferplanung Entnahme Lager Produktion Hersteller Zahlungsfluss Zahlung Verbindl. festlegen Zulieferer Hersteller Seite 8
Die Konsumgüterindustrie - einige Hintergrundinformationen und was ist ECR? Konzepte zur Prozeßgestaltung in der Beschaffung... und warum das Ganze? Seite 9 ECR-Kooperationsmodell Konzepte upstream Demand Communication & Management Efficient Product Change Management Synchronised Production Supplier Managed Inventory Reliable & Efficient Supply Zahlungsfluss Self Billing Zulieferer Hersteller Seite 10
Demand Communication and Management Der Hersteller ermittelt auf Basis aktueller Abverkaufsdaten und zuverlässiger Nachfrageprognosen die zukünftige Nachfrage. Die zukünftigen Materialbedarfe (Forec ast) und der aktuelle Lagerbestand werden regelmäßig an den Lieferanten kommuniziert. Die Informationen an den Lieferanten... Forecast: Artikelnummer Menge und Zeitpunkt des Produktionsbedarfs Lagerbestand: aktuelle Bestandsmenge - Verfügbarer Lagerbestand - Min. und max. Bestand - (WE-Bestand) - (Bestand Eingang Produktion) -...... sind für den Lieferanten die Informationsbasis für: Einkauf der (Vor)-Materialien Produktionsplanung Bestandsplanung Disposition Transportplanung Seite 11 Problem: Unverbindlichkeit der Forecast Problemstellung Abnahmegarantie als Lösung Traditionelle Bestellungen werden durch die Kommunikation unverbindlicher Bedarfsmengen ersetzt Risiko der Unverkäuflichkeit von Produkten steigt signifikant, insbesondere bei kundenspezifischen Produkten Tendenz zu kleinen Losgrößen Steigende Stückkosten Lieferanten erhält Abnahmegarantie für eine definierte Menge Repräsentiert durch einen Zeitraum der Forecast Umfang und Dimension hängt ab von der einzelnen Beziehung, bzw. den Prozessanforderungen ab Seite 12
Beispiel für Bedarfsvorschau und mögliche Zeitfenster Art. Nr.: 4711 5.000 4.000 3.000 2.000 1.000 Mindesteindeckung Lieferfenster Produktionsfenster Einkaufsfenster KW 07 KW 08 KW 09 KW 10 KW 11 KW 12 KW 13 KW 14 KW 15 KW 16 KW 17 Seite 13 Grad der Unsicherheit Unterschiedliche Zeitfenster und Abnahmegarantien Mindesteindeckung (z.b. 1 Woche) Anlieferfenster (z.b. 3 Wochen) Produktionsfenster (z.b. 8 Wochen) Lagerbestand muss mindestens den Bedarf dieser Periode der Forecast abdecken (Sicherheitsbestand oder minimaler Lagerbestand) Der Hersteller garantiert die Annahme von Lieferungen des Lieferanten (maximaler Lagerbestand) Der Hersteller garantiert die Abnahme produzierter Ware Einkaufsfenster (z.b. 11 Wochen) Der Hersteller garantiert die Abnahme von eingekauftem (Vor- )Material des Lieferanten Seite 14
ECR-Kooperationsmodell Konzepte upstream Demand Communication & Management Efficient Product Change Management Synchronised Production Supplier Managed Inventory Reliable & Efficient Supply Zahlungsfluss Self Billing Zulieferer Hersteller Seite 15 Supplier Managed Inventory Der Lieferant ist für die Bestände seiner Produkte beim Kunden verantwortlich. Er steuert und plant die Bestandshöhen. Er bestimmt Zeitpunkt und Menge der Wiederbef üllung. push pull Der Lieferant verwaltet den gesamten Lagerbestand seiner Produkte in der Kette Nur ein Sicherheitsbestand Die Nachlieferung wird durch den tatsächlichen (und geplanten) Verbrauch gesteuert und nicht durch Bestellungen des Kunden (welche andere Einflussgrößen enthalten können) Die Steuerung des es in der Versorgungskette wechselt von push zu pull (Grundidee der Kanban-Steuerung) Verringerung der Bestände Lieferant bestimmt Zeitpunkt und menge(n) der Lieferung Senkung der Transportkosten durch optimale Auslastung Seite 16
Konsignationslager Wann sollte der Eigentumsübergang stattfinden? Problem Wer trägt die Kapitalbindungskosten und die geringere Liquidität Konsignationslager pro & contra Entscheidung, Verantwortung und Eigentum in einer Hand (beim Lieferanten) Kein finanzieller Nutzen für den Lieferanten den Hersteller frühzeitig zu beliefern Gefahr, dass der Hersteller die Lagerbestände aus den Augen verliert Der Hersteller zahlt nicht für unnötige Sicherheitsbestände Seite 17 ECR-Kooperationsmodell Konzepte upstream Demand Communication & Management Efficient Product Change Management Synchronised Production Supplier Managed Inventory Reliable & Efficient Supply Zahlungsfluss Self Billing Zulieferer Hersteller Seite 18
Self Billing Der Empfänger einer Warenlieferung veranlasst die Bezahlung der Leistung ohne dass zuvor eine Rechnung vom Lieferanten ausgestellt wurde. Prozessschritte Lieferschein ausstellen WE-Prüfung und Erf. Rechnungslauf Rechnungsstellung Rechnungsprüfen Traditionell L H Self Billing L H Zahlung basiert nicht auf einem Liefervorhaben sondern auf dem tatsächlichen Empfang bzw. Verbrauch Differenzen zwischen empfangener Ware und bezahlter Ware werden unwahrscheinlicher Reduzierter Klärungsaufwand Pünktlicher Zahlungseingang Zahlung ZE-Prüfung Reduzierte Anzahl von Transaktionen mit entsprechender Kostensenkung Klärung Differenzen Seite 19 ECR-Kooperationsmodell Effiziente Gestaltung der Kommunikation Demand Communication & Management Efficient Product Change Management Synchronised Production Supplier Managed Inventory Reliable & Efficient Supply Zahlungsfluss Self Billing Zulieferer Effiziente Gestaltung der Kommunikation Hersteller Seite 20
Auswahl des richtigen Kommunikationsmittels Welcher Grad der Standardisierung ist optimal? Die Wahl des richtigen Kommunikationsmittels hängt ab von Kommunikationsmittel EDI-VANInternet E-Mail... Know -how und Verfügbarkeit von IT-Ressourcen hoch gering... der Häufigkeit der Kommunikation... dem Bedarf an unstrukturierter Kommunikation... den Sicherheitsanforderungen... der vermuteten Dauer der Beziehung... das Datenvolumen... dem Bedarf an flexiblen Zugangsmöglichkeiten hoch gering wichtig langfristig groß gering niedrig hoch unwichtig kurz gering groß Seite 21 Die Konsumgüterindustrie - einige Hintergrundinformationen und was ist ECR? Konzepte zur Prozeßgestaltung in der Beschaffung... und warum das Ganze? Seite 22
Beobachtet Verbesserungen durch die Konzepte -40% Bestände -20% -5% Verwaltungsaufwand Hersteller Verwaltungsaufwand Lieferant -40% Lieferzeiten -6% Produktionskosten Fast 100 % Service Level (4Rs) Seite 23 Quellen und Literaturhinweise Literatur ECR Europe (Hrsg.) Integrated Suppliers - ECR is also for Suppliers of Ingredients, Raw Materials and Packaging, 2000 von der Heydt Andreas (Hrsg.): Handbuch Efficient Consumer Response: Konzepte, Erfahrungen, Herausforderungen, Vahlen 1999 von Tucher, Friedrich; Wiezorek, Heinz: Efficient Consumer Response, in: Klaus, P. und W. Krieger (Hrsg.): Gabler Lexikon Logistik, Wiesbaden: Gabler, 1998. Links ECR-Initiative Deutschland www.ecr.de ECR-Initiative Europa www.ecr-europe.com EAN International www.ean-international.com CCG GmbH (Centrale für Coorganisation GmbH) www.ccg.de GCI Global Commerce Initiative www.gci.com ECR-Scorecard www.ecrscorecard.com Seite 24
Kontaktadresse Fraunhofer- Arbeitsgruppe Technologien der Logistikwirtschaft Stefan Distel (stellv. Leiter) Dipl. Betriebswirt (FH), M.B.A. (Western Illinois University) Nordostpark 93 90411 Nürnberg Telefon +49 (0) 911 / 58 06-526 Telefax +49 (0) 911 / 58 06-599 e-mail: distel@avk.fhg.de Internet: http://atl.fraunhofer.de Seite 25