Einflussanalyse Erneuerbare Energien und Tourismus in Schleswig-Holstein. Kurzfassung der Ergebnisse

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Transkript:

Einflussanalyse Erneuerbare Energien und Tourismus in Schleswig-Holstein Kurzfassung der Ergebnisse 0.07.01

Einflussanalyse Erneuerbare Energien und Tourismus in Schleswig- Holstein Kurzfassung NIT Institut für Tourismus- und Bäderforschung in Nordeuropa GmbH Fleethörn D 10 Kiel www.nit-kiel.de Projektleitung: Projektmitarbeit: Kai Ziesemer, Dirk Schmücker Bente Grimm (NIT), Prof. Dr. Martin Lohmann (NIT), Dr. Imke Meinken (NIT) sowie Frank Heinrich (MSM, Hamburg) 0.07.01 (Rev. -0-07-1-1-7-KZ) 01 NIT Seite /1

1 Anlass, Ziele und Träger der Untersuchung Die zunehmende Nutzung Erneuerbarer Energiequellen impliziert vorhandene oder zukünftig mögliche Berührungspunkte zwischen den entsprechenden Produktionsanlagen und Nutzungsflächen im Bereich der Wind-, Solar- und der Biogasanlagen sowie den komplementären Stromtrassen einerseits und den Urlaubern andererseits. Ob diese Berührungspunkte als Risiken oder als Chancen gesehen werden müssen, wird nicht nur in Schleswig-Holstein, sondern auch bundesweit heftig diskutiert. Insbesondere die Frage, ob die Veränderung des Landschaftsbildes durch Produktionsanlagen und den Anbau von Biomasse die Landschaftsbildwahrnehmung der Touristen so negativ beeinflusst könnte, dass touristische Nachfrage verdrängt wird, steht bei diesen Diskussionen im Vordergrund. Basierend auf dem Wissen, dass in diesen Diskussionen zahlreiche Sachfragen nicht hinreichend mit bestehenden Studien zu beantworten waren, legte das NIT im Jahr 01 einen Untersuchungsvorschlag vor, der beschrieb, wie die Einflüsse der Produktion Erneuerbarer Energien auf den Tourismus in Schleswig-Holstein untersucht werden könnten. Zielsetzung der Studie ist einerseits den Einfluss der Produktion erneuerbarer Energien auf die touristische Nachfrage zu quantifizieren und andererseits Möglichkeiten aufzuzeigen, wie die Berührungspunkte möglichst zuträglich zu gestalten sind. Unter Federführung der IHK Schleswig-Holstein gelang es im Rahmen einer Auftraggebergemeinschaft unter der Federführung der Industrie- und Handelskammer Flensburg mit den Partnern Bundesverband Windenergie, TenneT TSO, Bauernverband Schleswig-Holstein, Wirtschaftsförderungsgesellschaft Nordfriesland, Dithmarschen-Tourismus und Tourismusverband Schleswig-Holstein den Untersuchungsvorschlag ohne öffentliche Förderung umzusetzen. Wir danken den Projektpartnern für die engagierte und stets konstruktive Begleitung der Studien. 01 NIT Seite /1

Arbeitsschritte und Methoden Basierend auf einem Funktionalmodell wurden Ergebnisse aus drei Befragungen von Gästen in Schleswig-Holstein ausgewertet. Im Rahmen der Reiseanalyse 01 der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR)wurden bundesweit mehr als siebentausend persönliche Interviews im Januar 01 durchgeführt. Die Ergebnisse sind repräsentativ für die deutschsprachige Wohnbevölkerung ab 1 Jahre in Deutschland. Ergänzend zum Standardfragenprogramm der Reiseanalyse wurde eine Sonderfrage zur Wahrnehmung von Landschaftsbildmerkmalen bei der Urlaubsreise 01 in das Fragenprogramm aufgenommen. Die Ergebnisse sind in einer Sonderstudie des NIT dokumentiert. Die Gästebefragung Schleswig-Holstein wird im zweijährlichen Rhythmus beim NIT erarbeitet. Befragt werden im Zeitraum April bis Oktober Gäste in gewerblichen und privaten Unterkunftsbetrieben. Die Befragung erfolgt schriftlich in der Unterkunft. Im Jahr 011 wurde eine Sonderfrage zu möglichen Gründen, das Reiseziel nicht wieder zu besuchen, gestellt und hier reanalysiert. Im April 01 wurden drei Fokusgruppen mit Gästen in Büsum, Schleswig und Grömitz durchgeführt. Insgesamt wurden 0 aktuelle Gäste im Rahmen langer Gruppeninterviews vor allem zu den Wirkzusammenhängen und zur Bewertung von Landschaftsbildern befragt. Die Arbeitsschritte wurden mit den Projektpartnern abgestimmt und diskutiert. Die Autoren danken den Projektpartnern für die engagierte und sehr konstruktive Diskussion. Ergebnisüberblick Die vorliegende Kurzfassung resümiert die Ergebnisse aller Untersuchungsteile für die Landesebene Schleswig-Holsteins. Weitere Differenzierungen dieser Kernergebnisse, u. a. regional für die Reisegebiete Schleswig-Holsteins, sind im Gesamtbericht dargestellt. Gleiches gilt für das sog. Funktionalmodell, das als Grundlage des methodischen Gesamtansatzes vom NIT entwickelt wurde. Dies Funktionalmodell des Einflusses der Erneuerbaren Energien auf den Tourismus in Schleswig- Holstein beschreibt die wesentlichen hypothetischen Wirkpfade, die im Rahmen der Studie untersucht und quantifiziert wurde. 01 NIT Seite /1

Wahrnehmung von Landschaftsmerkmalen (Basis: Reiseanalyse 01) In Schleswig-Holstein ist im Rahmen der Listenabfrage von Landschaftsmerkmalen aus den Bereichen EE (Windkraft, Solar, Biogas) wie auch aus den Bereichen monotoner landwirtschaftlicher Nutzungen, Überland-Stromleitungen, industriellen und verkehrlichen Merkmalen sowie Hochhäusern, die Wahrnehmung von Landschaftsmerkmalen vor allem durch die Erneuerbaren Energien geprägt. Sie werden häufiger wahrgenommen als die übrigen abgefragten Landschaftsmerkmale. Unter den EE ist die Wahrnehmung von Landschaftsmerkmalen vor allem durch die Windkraft geprägt (65% der Urlauber haben bei ihrem Urlaub in Schleswig-Holstein Windkraftanlagen wahrgenommen). Die relative Stärke dieser Wahrnehmung der Windkraftanlagen ist in Schleswig-Holstein darüber hinaus ausgeprägter als im Durchschnitt der norddeutschen Bundesländer (6%) und im Durchschnitt aller deutschen Bundesländer (5%). Solaranlagen (7%) wie auch Biogasanlagen (9%) werden in Schleswig-Holstein hingegen weniger häufig wahrgenommen als in Referenzzielgebieten. In der Urlaubsregion wahrgenommen 80 70 70 7 65 6 65 60 50 0 5 5 9 9 7 0 7 8 9 9 5 0 0 10 7 11 1 9 0 Erneuerbare Energien darin Windkraft darin Solar darin Biogasanlagen EE/Non-EE-Gruppe Non-EE-Gruppe Alle Urlaubsreiseziele Urlaubsreiseziel Norddeutschland Urlaubsreiseziel Deutschland Urlaubsreiseziel Schleswig-Holstein Frage: Welche dieser Dinge haben Sie in Ihrer Urlaubsregion wahrgenommen? Basis: Urlaubsreisende der deutschsprachigen Wohnbevölkerung ab 1 Jahre (5,8 Mio.; n=6.070) Angaben in %; Quelle: RA 01 face-to-face 01 NIT Seite 5/1

Störungswirkung von Landschaftsmerkmalen (Basis: Reiseanalyse 01 Die Störungswirkungen der abgefragten Landschaftsmerkmale liegen deutlich unter den Intensitäten der Wahrnehmung dieser Merkmale. Dies gilt für alle abgefragten Landschaftsmerkmale aus den genannten Bereichen. Die höchsten Werte bei der Störungswirkung finden sich in Schleswig-Holstein bei den Windkraftanlagen (6%). Die relative Stärke dieser Störungswirkung liegt im norddeutschen Vergleich in Schleswig- Holstein allerdings unterhalb der entsprechenden Werte in Mecklenburg-Vorpommern (8%) und in Niedersachsen (1%). Die Störungswirkungen anderer EE-Merkmale (Biogas und Solar, jeweils ca. 1%) liegt in einem zu vernachlässigenden niedrigen Wertebereich. In der Urlaubsregion als störend empfunden 1 10 8 6 0 5,1 8, 10, Erneuerbare Energien 7,1 6, 6,, 8,8 5,8,8,0,9,9,,,0 1,6 1,8 1,8,0 1, 1,1 1, 0,0 darin Windkraft darin Solar darin Biogasanlagen EE/Non-EE-Gruppe Non-EE-Gruppe Alle Urlaubsreiseziele Urlaubsreiseziel Norddeutschland Urlaubsreiseziel Deutschland Urlaubsreiseziel Schleswig-Holstein Frage: Welche dieser Dinge haben Sie in Ihrer Urlaubsregion als störend empfunden? Basis: Urlaubsreisende der deutschsprachigen Wohnbevölkerung ab 1 Jahre (5,8 Mio.; n=6.070) Angaben in %; Quelle: RA 01 face-to-face 01 NIT Seite 6/1

Meidungsabsicht in Bezug auf Schleswig-Holstein (Basis: Reiseanalyse 01) Die hier gemessenen Meidungsabsichten der Schleswig-Holstein-Urlauber aufgrund der wahrgenommenen und als störend bewerteten Landschaftsbildmerkmale durch die EE sind in der landesweiten Perspektive ausgesprochen niedrig. Die Meidungsabsicht ist in Schleswig-Holstein insgesamt nur für die Windkraft überhaupt relevant. Sie schwankt in den Flächenreisegebieten Ostsee SH und Nordsee SH zwischen 1% und %. Diese Werte liegen auf einer Höhe mit den Messungen für Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen. Ca. 98% der Befragten äußern keinerlei landschaftsbezogene Gründe für ein künftiges Fernbleiben von der Destination in Schleswig-Holstein. Wertdifferenzen für unterschiedliche Urlaubertypen wie z. B. Natururlauber sind nicht in signifikantem Maß vorhanden. Region deshalb nicht wieder besuchen 1,0 10,0 8,0 6,0,0,0 0,0 1,0 1, 1, 1,1 0,8 1,1 1,0 1,1 Erneuerbare Energien 0,5 0,6 0,8 1,1 0,6 0,6 0,8 0,9 1,0 0, 0,6 0,8 0,9 0,0 0, 0,0 darin Windkraft darin Solar darin Biogasanlagen EE/Non-EE-Gruppe Non-EE-Gruppe Alle Urlaubsreiseziele Urlaubsreiseziel Norddeutschland Urlaubsreiseziel Deutschland Urlaubsreiseziel Schleswig-Holstein Frage: Welche dieser Dinge führen dazu, dass Sie diese Region nicht wieder besuchen möchten? Basis: Urlaubsreisende der deutschsprachigen Wohnbevölkerung ab 1 Jahre (5,8 Mio.; n=6.070) Angaben in %; Quelle: RA 01 face-to-face 01 NIT Seite 7/1

Ablehnungsgründe für die Rückkehr nach Schleswig-Holstein (Basis: Gästebefragung Schleswig-Holstein 011) Die Gästebefragung Schleswig-Holstein zeigt, dass die Landschaft landesweit der wichtigste Reiseentscheidungsgrund der Gäste ist. Die Zustimmungsraten zu dem Ablehnungsgrund gestörtes Landschaftsbild (Energieanlagen, Monokulturen etc.) liegen landesweit bei %. Sie schwanken zwischen Nord- und Ostsee zwischen % und %. Diese Zustimmungsraten liegen deutlich unterhalb anderer möglicher Ablehnungsgründe für die Wiederkehr nach Schleswig-Holstein, wie z.b. dem Wunsch andere Ziele zu bereisen (1%), Wetter (11%) oder Preis-Leistungs-Verhältnis (6%). Gestörtes Landschaftsbild ist nur in Ausnahmefällen ein Meidungsgrund 1. Lieber woanders hin 7. Wetter. Preis-Leistung 5. Ortsbild 6. Verkehrssituation. Qualität Unterkunft 10. Gastfreundlichkeit. Qualität Gastronomie 8. Landschaftsbild 9. Freizeitangebot Sonstiges 0 1 1 6 6 6 5 6 6 5 5 5 7 7 8 9 9 11 11 1 1 15 Gesamt Nordsee Ostsee (ohne Großstädte) Binnenland Frage 5: Aus welchen Gründen würden Sie nicht noch einmal eine Reise in Ihr gegenwärtiges Reiseziel unternehmen? (Mehrere Antworten möglich) Basis: Alle Befragten, Ziffern = Reihenfolge der Abfrage im Fragebogen, kann ich nicht sagen und k.a. nicht ausgewiesen, n (Gesamt) = 1.5 Angaben in %; Quelle: Gästebefragung Schleswig-Holstein 011 01 NIT Seite 8/1

Gästebewertung von Landschaftsbildveränderungen in Schleswig-Holstein (Basis: Gruppendiskussionen in Zielgebieten 01) Die Landschaft bzw. das typische Landschaftsbild ist, wie schon die Gästebefragung zeigte, der Hauptgrund für die Wahl des Urlaubsziels. Je naturbelassener und ursprünglicher das Landschaftsbild, desto besser für das perfekte Urlaubserlebnis. Non-EE Bauwerke (9%), also Hochhäuser, Industrieanlagen in Hafenbereichen etc., werden spontan wesentlich häufiger als Störfaktoren genannt als EE-Bauwerke (7%). Vereinzelte, integrierte oder versteckte EE-Bauwerke wirken weniger störend als gehäuftes Auftreten (Windkraftparks, Solarfelder). EE-Bauwerke werden umso stärker akzeptiert, je weiter entfernt vom Urlaubsort sie sind (Hinterland, andere Seite der Bucht, Off-Shore). Die Mehrheit der Befragten akzeptiert EE-Bauwerke, da sie notwendig und sinnvoll erscheinen. Sie sollten aber möglichst entfernt von touristischen Hauptrouten oder Aufenthalts- Schwerpunkten (Strand, Spazier-, Radwege) liegen. Eine Information der Urlauber zu Nutzen und Effizienz der vorhandenen Anlagen kann zumindest für einen Teil der Gäste die Akzeptanz deutlich erhöhen. Speziell Windkraftanlagen haben auch positiven Symbolcharakter, sie stehen für eine umweltfreundliche, ungefährliche (ohne Emission, ohne Strahlung) Stromerzeugung. Biogasanlagen werden baulich zwar als wenig störend empfunden, das Prinzip der Energieerzeugung durch den Anbau von Nahrungsmitteln (Mais) wird aber vielfach pauschal abgelehnt. Hochspannungsleitungen werden wahrgenommen, als Landschaftsbildbeeinträchtigung bewertet, stören allerdings kaum und führen kaum zur Meidungsabsicht. Sie werden zwar nicht als schön, aber als nötig erachtet, dabei allerdings mit der Sicherheit des Öko-Strom- Transports positiver beurteilt. Ängste der Gäste beziehen sich auf mögliche Gesundheitsschäden bei zu großer Nähe zu den Anlagen. Keiner der Teilnehmer würde aufgrund wahrgenommener EE-Bauwerke nicht wieder nach Schleswig-Holstein reisen. Wesentlich größeren Abschreckungsfaktor haben Non-EE Bauwerke wie z. B. die Hochhäuser. 01 NIT Seite 9/1

Fokusgruppen: Von der Wahrnehmung zur Akzeptanz Wenn mal am Deich oder dahinter einzelne Windkrafträder stehen, stört mich das nicht, aber die Parks sollten schon weiter im Hinterland oder auf See sein, oder dort, wo man als Tourist nicht hinkommt, nicht langgeht oder fährt. Vor allem: Nähe / Größe + Alles, was im Hinterland ist, ist mir egal, das sehe ich ja nicht! und Windräder nicht direkt auf oder am Deich: Off- Shore ist die bessere Lösung. Wahrnehmung Ich muss ja auch nicht direkt dahin, wo ein riesiger Windpark steht! Auch: Einstellung zu Erneuerbaren Energien und Situation zu Hause + Störgefühl (latent oder bewusst) Zwischen unserem Ort und dem Nachbarort wird auf dem Berg ein Windkraftpark gebaut, auf den wir die ganze Zeit drauf gucken müssen diese Windräder will ich im Urlaub nicht sehen, möglichst kein einziges. Irgendetwas muss man ja akzeptieren, wenn man sauberen Strom haben möchte mir ist ein Urlaub in der Nähe von Windrädern wesentlich lieber als in der Nähe vom Atomkraftwerk! Störgefühl (latent oder bewusst) Akzeptanz Wenn ich morgens aus dem Fenster sehe, blicke ich lieber auf hundert Windkrafträder als auf ein Braunkohlekraftwerk! Meidungsabsicht Der Wind ist ja nun mal hier an der Nordseeküste, wo sollte man die Windräder denn sonst aufstellen? Wenn wir keine Atomkraft mehr wollen und auch keine Kohlekraftwerke, dann bleiben uns ja nur Wind, Wasser und Sonne und irgendwie muss man die Energie ja einfangen. Einstellung zu Erneuerbaren Energien Ein Windrad sagt auch immer: hier wird sauberer Strom produziert, ohne Abgase, ohne Umweltbelastung. 01 NIT Seite 10/1

Veränderungen im Zeitvergleich über 15 Jahre (000 / 01) Im Wesentlichen zeigt sich im Vergleich mit einer früheren Studie des NIT im Zeitraum zwischen 000 und 01 eine hohe Stabilität des Anspruchs der SH-Gäste an die ideale Urlaubslandschaft vor Ort. Nach wie vor dominieren die Windkraftanlagen unter den wahrgenommenen Landschaftsbildveränderungen, heute wie früher neben Non-EE-Einflüssen wie Hochhäusern usw. Die Störgefühle hinsichtlich der Windkraftanlagen sind in der Tendenz eher gesunken. Die Meidungsabsicht von Schleswig-Holstein als Reiseziel infolge der Landschaftsbildveränderungen durch EE ist heute wie vor 15 Jahren äußerst gering und reduziert sich in Befragungen auf wenige Einzelnennungen. Handlungsoptionen Aus den im Rahmen der Studie analysierten Daten ergibt sich kein akuter und dringend zu behebender Konflikt. Das gilt jedenfalls für die Betrachtung größerer Regionen. Im konkreten Fall, also beim einzelnen Ort oder Betrieb, kann es aber durchaus zu relevanten Störungen des Urlaubserlebnisses kommen immer dann, wenn dem Urlauber die technische Infrastruktur zu nahe rückt oder sich Monotonie im Landschaftsbild einstellt. Gleichwohl ergeben sich aber einige Handlungsoptionen auf unterschiedlichen Ebenen der räumlichen Planung wie auch des tourismusstrategischen Handelns. Was die Landes- und Regionalplanung betrifft, ist vor dem Hintergrund der hohen Bedeutung der Landschaft und deren Gestaltung der Dialog zwischen der Tourismuswirtschaft, der Energiewirtschaft und der Landesplanung auf der Basis der vorliegenden Kundendaten sinnvoll. In laufenden Planungen und Genehmigungsverfahren ist stetig zu erwägen, wie diesem Bedarf der Erhaltung der touristischen Attraktivität des Landschaftsbildes angemessen Rechnung getragen werden kann. Kleinräumliche Analysen möglicher Effekte der EE auf den Tourismus, die sich von den hier untersuchten großräumigen Bewertungen unterscheiden, erscheinen aus gutachterlicher Sicht notwendig. Aus tourismuswirtschaftlicher Sicht ist u. a. der Dialog mit den touristischen Akteuren zu überdenken. Die touristischen Leistungsträger prägen mit ihrem Kenntnisstand zu den touristischen Effekten der EE maßgeblich die Kommunikation mit dem Gast. Sie sind Multiplikatoren positiver Botschaften wie auch möglicher Befürchtungen hinsichtlich kleinräumlicher Nutzungen durch EE. Die Vertiefung des Dialogs mit den Leistungsträgern im Tourismus erscheint aus gutachterlicher Sicht unverzichtbar. 01 NIT Seite 11/1

Weiterhin ist aus tourismuswirtschaftlicher Sicht die Kommunikation des EE- wie auch Urlaubslandes Schleswig-Holstein mit dem Gast zu deutlich wahrnehmbaren Landschaftsbildveränderungen durch EE-Nutzung wichtig. Pate dafür können entsprechende Kommunikationsmaßnahmen sein, wie sie bei anderen landschaftsbildprägenden Maßnahmen wie Deicherhöhungen o. ä. eingesetzt wurden. Aus tourismusstrategischer Sicht wird empfohlen, die Verankerung des Themas EE in den Tourismusmarketingkonzeptionen des Landes und der Destinationen zu prüfen. Konkrete Umsetzungsschritte sind im Fortgang der Bearbeitung des Themas EE und Tourismus in Schleswig-Holstein zu ergreifen. Dazu müsste aus gutachterlicher Sicht die kleinräumliche Differenzierung der hier vorgelegten Basisanalysen, die Entwicklung kleinräumlicher Handlungsoptionen, sowie die kommunale Diskussion anhand der vorliegenden Ergebnisse gehören. 01 NIT Seite 1/1