DIE SCHULDTITEL DER KONVERSIONSKASSE FÜR DEUTSCHE AUSLANDSSCHULDEN 1933 1945



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Transkript:

HANS-GEORG GLASEMANN DIE SCHULDTITEL DER KONVERSIONSKASSE FÜR DEUTSCHE AUSLANDSSCHULDEN 1933 1945 finanzgeschichte und katalog EDITION MS & Münzen & Sammeln

Hans-Georg Glasemann Die Schuldtitel der Konversionskasse für deutsche Auslandsschulden 1933 1945 Finanzgeschichte und Katalog

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation als in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. ISBN 978-3-86646-801-6 1. Auflage 2009 2009 H. Gietl Verlag & Publikationsservice GmbH (www.gietl-verlag.de) Alle Rechte vorbehalten! ISBN 978-3-86646-801-6

Hans-Georg Glasemann Die Schuldtitel der Konversionskasse für deutsche Auslandsschulden 1933 1945 Finanzgeschichte und Katalog

Die Schuldtitel der Konversionskasse für deutsche Auslandschulden 1933-1945 Vorwort Historische Wertpapiere sind Zeugnisse der Finanzgeschichte und begehrtes Sammelobjekt. Die von 1933 bis 1945 ausgegebenen Schuldtitel der Konversionskasse für deutsche Auslandsschulden sind besondere Relikte der deutschen Finanzgeschichte. Die Schuldtitel dokumentieren die zunehmende Zahlungsunfähigkeit des Deutschen Reichs bei den Auslandsschulden ab 1933 sowie das deutsche Transfermoratorium und die wiedererlangte internationale Kreditfähigkeit der jungen Bundesrepublik Deutschland nach Übernahme der Schulden der Konversionskasse für deutsche Auslandsschulden ab 1953. Das Buch beschreibt finanzhistorisch die Emission der Schuldtitel der Konversionskasse ab 1933 sowie die Regelung dieser Auslandsschulden ab 1953 in der Bundesrepublik Deutschland. In einem Katalogteil werden die ausgegebenen Schuldtitel (Schuldscheine, Schuldverschreibungen, Teilgutscheine und Separat-Zinsscheine) mit Abbildungen - soweit verfügbar - dokumentiert und als Sammelgebiet systematisch erschlossen. Dass diese Wertpapiere heute noch erhalten sind, verdanken wir dem Reichsbankschatz. Der Reichsbankschatz gelangte nach der deutschen Wiedervereinigung mit rund 28,5 Millionen Historischen Wertpapiere aus der Zeit vor 1945 in den Besitz des Bundesfinanzministeriums. Die in der Reichsbank lagernden Wertpapiere überdauerten im Ostteil Berlins die Nachkriegszeit und die frühere Deutsche Demokratische Republik. Heutiger Eigentümer ist, nach Klärung aller offenen Ansprüche aus diesen Papieren, das Bundesamt für zentrale Dienste und offene Vermögensfragen (BADV). Das BADV hat die Firma Dr. Busso Peus Nachfolger in Frankfurt/Main mit der öffentlichen Versteigerung dieser Wertpapiere beauftragt. Die Auktionen stießen auf reges Interesse bei Medien und Sammlern. 2006 und 2008 wurden von der Firma Peus auf Reichsmark und auf ausländische Währungen ausgestellte Schuldtitel der Konversionskasse für deutsche Auslandsschulden versteigert. Die Firma Peus stellte einen Großteil der im Katalogteil gezeigten Abbildungen zur Verfügung. Für die dabei gezeigte Unterstützung meiner Arbeit möchte ich mich bei den Herren Bogon und Stoess von der Firma Peus herzlich bedanken. Weiterhin bedanken möchte ich mich bei Herrn Professor Dr. Eckhardt Wanner aus Pfinztal, Herrn Hans-Werner Speck aus Berlin, Herrn Klaus Wallek aus Mannheim, Herrn James A. Downey aus Sturgeon Bay in Wisconsin/USA und Herrn Harold Kroll aus Semmes in Alabama/USA für ihre tatkräftige und engagierte Unterstützung bei den Katalogisierungsarbeiten. Diessen am Ammersee im Juli 2008 Hans-Georg Glasemann III

Die Schuldtitel der Konversionskasse für deutsche Auslandschulden 1933-1945 Über den Autor Hans-Georg Glasemann ist Sachverständiger für Historische Wertpapiere. Er publiziert seit 1983 Bücher und Fachbeiträge auf diesem Sammelgebiet, das in den letzten Jahrzehnten einen beispielslosen Boom erlebt hat. Bekannt sind seine nach der Wiedervereinigung erschienenen Nachschlagewerke Deutschlands Auslandsanleihen 1924-1945, Rückzahlungen nach der Wiedervereinigung von 1990 und Deutsche Wertpapiere aus der Reichsmarkzeit, Ablösung der Ostwerte nach der Wiedervereinigung. Seit 2005 baut er ein historisches Archiv über Deutsche Auslandsanleihen auf. Aus diesem Fundus entstand das vorliegende Werk über die Schuldtitel der Konversionskasse für deutsche Auslandsschulden. Das Werk wendet sich an den Sammler alter Wertpapiere, ob er Anfänger oder Fortgeschrittener ist, und an jeden, der sich für die historischen Hintergründe dieses Teils der deutschen Finanzgeschichte interessiert. Im Katalogteil gibt es eine systematische und vollständige Übersicht aller Schuldtitel mit detaillierten Informationen und farbigen Abbildungen der Wertschriften. Der Autor, selbst Sammler, trägt seit vielen Jahren systematisch Sammlungen alter Wertpapiere zusammen. Er ist jederzeit am Ankauf derartiger Wertpapiere interessiert und ist gern bereit, Besitzer solcher Wertpapiere bezüglich der Verwertung zu beraten. Hans-Georg Glasemann Bahnhofstrasse 35d 86911 Diessen am Ammersee Telefon: 08807/ 206 505 email: nonvaleurs.de@googlemail.com Web: www.nonvaleurs.de IV

Die Schuldtitel der Konversionskasse für deutsche Auslandsschulden 1933-1945 Finanzgeschichte und Katalog Inhaltsverzeichnis Finanzgeschichte Seite 1. Einführung.... 1 2. Weltwirtschaftskrise und deutsche Auslandsschulden.. 3 3. Bankenkrise, Devisenbewirtschaftung und Stillhalteabkommen...... 3 4. Zweiter Weltkrieg........ 8 5. Rückzahlung der Schuldtitel 1953-1989.... 8 6. Schuldtitel der Konversionskasse - heute...... 12 6.1 Verjährung und Werthaltigkeit. 12 6.2 Klarstellungen... 15 Katalog 7. Katalogteil... 16 7.1 Begriffe.. 16 7.2 Schuldtitel der Konversionskasse 1933-1945... 16 7.3 Schuldtitel der Konversionskasse 1953-1989....... 26 7.4 Erläuterungen zum Katalog... 28 8. Schuldscheine in Reichsmark von 1933 und 1934.... 29 9. Schuldverschreibungen in Reichsmark 1935-1937........ 32 10. Schuldverschreibungen in Dollar 1936-1939..... 47 11. Schuldverschreibungen in Pfund Sterling 1935-1938...... 56 12. Schuldverschreibungen in Französischen Franken 1936-1937... 67 13. Schuldverschreibungen in Holländischen Gulden 1935-1937... 70 14. Schuldverschreibungen in Schwedischen Kronen 1936-1938....... 77 15. Schuldverschreibungen in Schweizer Franken 1935-1937... 84 16. Kurzübersicht der Schuldtitel der Konversionskasse 1933-1945... 98 17. Fachliteratur.......... 101 18. Anhang.. 104 V

Die Schuldtitel der Konversionskasse für deutsche Auslandschulden 1933-1945 1. Einführung Mit der Überwindung der großen Inflation und der Stabilisierung der Mark 1924 war die Grundlage für die Gesundung der deutschen Wirtschaft gelegt. Der Kapitalbedarf Deutschlands war immens und konnte nur vom Ausland befriedigt werden. Zwischen 1924 und 1930 nahmen eine große Zahl deutscher Unternehmen, aber auch die Öffentliche Hand Fremdwährungsanleihen auf, die natürlich in ausländischer Valuta bedient und getilgt werden mussten. Deutschland erlebte seine größte Depression im Verlauf der 1929 entstandenen Weltwirtschaftskrise. Ab 1933 wurde der Transfer der deutschen Auslandsschulden per Reichsgesetz unter Aufsicht der Reichsbank gestellt. Alle Zins- und Tilgungsbeträge aus deutschen Auslandsanleihen und Erträge aus sonstigen ausländischen Vermögensanlagen mussten nach dem Gesetz über Zahlungsverbindlichkeiten gegenüber dem Ausland vom 9.9.1933 über die Berliner Konversionskasse für deutsche Auslandsschulden abgewickelt werden. Die Konversionskasse wurde als Körperschaft des öffentlichen Rechts in Verbindung mit der Reichsbank errichtet. In der Folge zahlten die deutschen Schuldner von 1933 bis 1945 die Zins- und Tilgungsbeträge aus ihren Auslandsanleihen Schuld befreiend umgerechnet in Reichsmark an die Konversionskasse für deutsche Auslandsschulden. Die Konversionskasse versuchte die Zins- und Tilgungsansprüche der ausländischen Anleihegläubiger in Abhängigkeit von den Devisenreserven der Reichsbank zu befriedigen. Dies erfolgte relativ willkürlich durch quotalen Bartransfer in Fremdwährungen, aber überwiegend durch Hingabe von eigenen Schuldtiteln der Konversionskasse. Die Schuldtitel der Kasse wurden ausgegeben als unverzinsliche Schuldscheine in Reichsmark und verzinsliche Fundierungsschuldverschreibungen in Reichsmark oder in verschiedenen Fremdwährungen. Für die Bedienung der Schuldtitel der Konversionskasse hatte die Reichsregierung zwar die Gewährleistung übernommen, eine volle Bedienung der Schuldtitel erfolgte allerdings bis 1945 nicht. Später, im Londoner Schuldenabkommen von 1953, hat sich die Bundesrepublik Deutschland zur Verzinsung und Tilgung aller Schuldtitel der Konversionskasse verpflichtet. Für alle bis 1945 ausgegeben Emissionen der Konversionskasse hat die Bundesrepublik Deutschland im Rahmen des Londoner Schuldenabkommens und zweier Wertpapierbereinigungsgesetze von 1953 bis 1960 Regelungsangebote gemacht. Die Regelung der Altschulden der Konversionskasse erfolgte bis 1989 durch Barrückzahlung der alten Schuldtitel oder Umtausch in neue Schuldtitel der Bundesrepublik Deutschland. Das Ablösungsverfahren ist bis heute nicht abgeschlossen. Das heißt, auch heute können unter bestimmten Umständen noch alte Schuldtitel der Konversionskasse zurückgezahlt werden. 1

Die Schuldtitel der Konversionskasse für deutsche Auslandschulden 1933-1945 Namens-Anteilschein der Deutschen Reichsbank über 100 Reichsmark von 1925 2

Die Schuldtitel der Konversionskasse für deutsche Auslandschulden 1933-1945 2. Weltwirtschaftskrise und deutsche Auslandsschulden Mit dem Ausbruch der Weltwirtschaftskrise in den Vereinigten Staaten von Amerika im Spätherbst 1929 und dem anschließenden Zusammenbruch des Weltwährungssystems versiegte der Strom amerikanischen Kapitals nach Europa. Die anschließende Wirtschaftsdepression in den Vereinigten Staaten griff rasch auf die europäischen Industrienationen über und sollte sich besonders verhängnisvoll in Deutschland und Österreich auswirken. Die Depression beendete eine mit der Einführung der Rentenmark bzw. Reichsmark 1924 begonnene Blüte der deutschen Wirtschaft. In Deutschland führte die Weltwirtschaftskrise zum Verfall der Börsenkurse und damit zu einem Wertschwund der Kreditsicherheiten. Die daraufhin erfolgten umfangreichen Kreditkündigungen, insbesondere amerikanischer Gläubiger, führten zu einem massiven Abzug kurzfristiger Auslandsgelder aus Deutschland. Der Kapitalentzug traf die deutsche Wirtschaft in labiler Lage, da der Ausgleich der deutschen Zahlungsbilanz seit 1924 nicht durch Ausfuhrüberschüsse erwirtschaftet, sondern fast ausschließlich durch das Einströmen von neuen kurz- und langfristigen Auslandskrediten erfolgt war. Die kurzfristigen Auslandskredite waren in der Hoffnung aufgenommen worden, sie jeweils bei Fälligkeit verlängert zu bekommen oder durch andere Schulden ersetzen zu können. Hinzu kam, dass das von 1924 bis 1929 nach Deutschland eingeströmte Auslandskapital zum großen Teil in unproduktiven Investitionen, beispielsweise im Wohnungsbau, angelegt wurde. Hjalmar Schacht, zu dieser Zeit Reichsbank-Präsident, schätzte die kurzfristige Auslandsverschuldung des Deutschen Reichs im September 1930 noch auf rund 11,3 Milliarden Reichsmark und die langfristige Verschuldung auf 9,3 Milliarden Reichsmark. Bereits Ende 1930 hatten die deutschen Auslandsschulden einen Stand von rund 25 Milliarden Reichsmark erreicht, davon waren rund 15 Milliarden Reichsmark kurzfristige Kredite. Die Währungsreserven der Reichsbank betrugen dagegen zu diesem Zeitpunkt nur 2,7 Milliarden Reichsmark. 3. Bankenkrise, Devisenbewirtschaftung und Stillhalteabkommen Der endgültige Zusammenbruch der Goldwährungen, der Rückgang der Ausfuhr, die Abwertung einzelner Währungen und die Bankenkrise 1931 im Gefolge des Zusammenbruchs der Darmstädter und Nationalbank stellte die Reichsbank beim Transfer der deutschen Auslandsschuld zunehmend vor äußerst schwierige Probleme. Die drohende Erschöpfung der Gold- und Devisenreserven zwang Reichsbank und Reichsregierung 1931 zur Wiedereinführung der erst 1927 aufgehobenen Devisenbewirtschaftung. Der freie Devisenverkehr gehörte von da an für fast ein Vierteljahrhundert der Vergangenheit an; erst 1958 wurde die deutsche Währung - nunmehr die Deutsche Mark - wieder voll konvertibel. 3

Die Schuldtitel der Konversionskasse für deutsche Auslandschulden 1933-1945 Die Devisenzwangswirtschaft bewirkte, dass die Reichsmark durch Einbüßung der freien Konvertierbarkeit zu einer reinen Binnenwährung wurde. Alle Devisenzahlungen an Ausländer wurden genehmigungspflichtig. Reichsmark-Zahlungen an Ausländer durften nur noch auf Sperrkonten geleistet werden. Sehr bald wurde auch der Wertpapierverkehr mit dem Ausland einer entsprechenden Kontrolle unterzogen und genehmigungspflichtig gemacht. In den Folgejahren entstand eine umfängliche Devisenbürokratie mit zahlreichen, unübersichtlichen Devisengesetzen und -vorschriften. Ausgelöst durch die historisch neue Erfahrung von Massenarbeitslosigkeit und die Veränderung der politischen Machtverhältnisse in Deutschland (Machtübernahme durch die Nationalsozialisten), wurde das System der Devisenkontrollen ab 1932 durch Stillhalteabkommen und ab Juni 1933 durch ein Transfermoratorium weiter verschärft. Die jährlich neu abgeschlossenen Stillhalteabkommen zwangen die ausländischen Banken, ihre kurzfristigen Kredite an deutsche Banken und Industrieschuldner aufrechtzuerhalten. 3% Schuldverschreibung der Konversionskasse von 1935 über 500 Dollar Das Transfermoratorium wurde über die Konversionskasse für deutsche Auslandsschulden abgewickelt. Die Konversionskasse wurde als Körperschaft des öffentlichen Rechts in Berlin unter Aufsicht der Reichsbank errichtet. 4

Die Schuldtitel der Konversionskasse für deutsche Auslandschulden 1933-1945 Aktie der Deutschen Golddiskontbank von 1924 über 10 Pfund Sterling 5

Die Schuldtitel der Konversionskasse für deutsche Auslandschulden 1933-1945 Nach Maßgabe des Gesetzes über Zahlungsverbindlichkeiten gegenüber dem Ausland vom 9. Juni 1933 hatten die inländischen Schuldner die fälligen Zins- und Tilgungsbeträge aus deutschen Auslandsanleihen und aus sonstigen Forderungen (Gewinnanteile, Miet- und Pachtzinsen, etc.) ausländischer Gläubiger nicht mehr direkt in den jeweiligen Fremdwährungen an die ausländischen Zahlstellen zu leisten, sondern, zum amtlichen Kurs umgerechnet, in Reichsmark, an die Konversionskasse. Dadurch ging die Zahlungsverpflichtung der Auslandsforderung rechtlich vom Schuldner auf die Konversionskasse für deutsche Auslandsschulden über. Die Reichsregierung hatte damit die Gewährleistung der Zahlungsverpflichtung übernommen. Die Reichsbank bestimmte fortan, ob und in welchem Umfang ein Bartransfer an die ausländischen Gläubiger stattfand. Zunächst wurde ab Mitte 1933 der Transfer von Tilgungsbeträgen eingestellt. Die im zweiten Halbjahr 1933 fällig werdenden Zins- und Dividendenzahlungen wurden nur zur Hälfte, aber nicht über 4% jährlich hinaus, ins Ausland überwiesen. Für die beiden Reparationsanleihen (Dawes- und Younganleihe) galten Sonderregelungen, die weiterhin vollen Transfer vorsahen. Für den nicht transferierten Teil von 50% ihrer Erträgnisse erhielten die ausländischen Gläubiger auf Reichsmark lautende, unverzinsliche Schuldscheine der Konversionskasse (so genannte Scrips ). Die Schuldscheine waren nicht für den Zahlungsverkehr bestimmt, also kein gesetzliches Zahlungsmittel im Deutschen Reich. Die ausländischen Inhaber dieser Schuldscheine konnten ihre Scheine weder zu Reisen nach Deutschland, noch zum Kauf deutscher Güter verwenden. Ein Rückzahlungstermin war für die Schuldscheine nicht festgelegt, er sollte durch die Deutsche Reichsbank bestimmt werden. Ein Handel mit den Schuldscheinen war nur mit behördlicher Genehmigung erlaubt, was in der Regel verweigert wurde. Um den Besitzern der Schuldscheine eine Verwertung zu bieten und gleichzeitig die deutsche Ausfuhr in Länder mit entwerteter Währung zu fördern, wurde der Handel mit den Scrips bei der Deutschen Golddiskontbank, einer Tochtergesellschaft der Reichsbank, zentralisiert. Die Golddiskontbank kaufte 1933 die Scrips aus ausländischem Besitz zu 50% des Nennwerts gegen Fremdwährung an (1934 dann zu 67% des Nennwerts) und gab sie - zum billigen Ankaufspreis im Umtausch gegen die erlöste Fremdwährung - an deutsche Exporteure weiter. Die Exporteure konnten die Scrips im Rahmen ihrer Exportgeschäfte zum vollen Nennwert bei der Konversionskasse einlösen. Der entstandene Sondergewinn verminderte den durch Abwertung fremder Währungen bedingten Preisnachteil der deutschen Exporteure im Außenhandel wenigstens teilweise. Ein Ankauf der Schuldscheine im Ausland bei 50% bedeutete demnach im Ergebnis, dass der Gläubiger immerhin noch 75% seiner Zinsforderung bar transferiert bekam. Im ersten Halbjahr 1934 erhielten die ausländischen Gläubiger nur noch 30% ihrer Erträgnisse in Fremdwährung und 70% in Form von Schuldscheinen (76,9% der Forderung). 6

Die Schuldtitel der Konversionskasse für deutsche Auslandschulden 1933-1945 Die Ausgabe der Schuldscheine wurde Ende 1934 ganz eingestellt, als die Reichsbank selbst genehmigte Devisenzuteilungen nicht mehr ausführen konnte, da ihr Gold- und Devisenbestand von 2,98 Milliarden Reichsmark (1930) auf 223 Millionen Reichsmark gesunken war. Notgedrungen verkündete die Reichsbank im gleichen Jahr ein völliges Transfermoratorium (Transferkonferenz vom Mai 1934). Das bedeutete, dass ab Mitte 1934 der Kapitaldienst für die mittel- und langfristigen Auslandsschulden - Zinsen und Tilgung - ganz eingestellt wurde, da von der Reichsbank keine Devisenbeträge mehr zur Verfügung gestellt werden konnten. Die Auslandsgläubiger konnten nunmehr nach Maßgabe der Reichsmarkeinzahlungen der Schuldner bei der Konversionskasse für Zins und Tilgung fundierte Schuldverschreibungen der Konversionskasse erhalten. Zur Fundierung der Schulden wurden ab Mitte 1934 auf ausländische Währung lautende 3%-ige und 4%-ige Schuldverschreibungen (so genannte Fundierungsschuldverschreibungen), Teilgutscheine und Separat- Zinsscheine der Konversionskasse ausgegeben. Ein kleiner Teil der Fundierungsschuldverschreibungen lautete auf Reichsmark. Die Schuldverschreibungen wurden bis Juni 1936 mit festem Fälligkeitstermin nach zehn Jahren ausgegeben, danach wurden sie nicht mehr auf einen bestimmten Fälligkeitszeitpunkt ausgestellt. In den Folgejahren haben sich die Auslandsgläubiger in zunehmenden Maße für ihre fälligen Zinsen Fundierungsschuldverschreibungen geben lassen, denn sie erhielten auf diese Weise für die bei der Konversionskasse eingefrorenen Zins- und Tilgungsbeiträge wenigstens 3% bzw. 4% Zinsen transferiert und konnten die Schuldverschreibungen bei Bedarf allerdings weit unter Nominalwert - verkaufen. Später wurden seitens der Reichsbank in Regierungsabkommen (mit England und Schweden) und Transferabkommen (im Wesentlichen mit der Niederlande, der Schweiz und Frankreich) zusätzliche Abmachungen mit den Gläubigerländern getroffen, die seinerzeit durchaus Verständnis für die prekäre Devisenlage des Deutschen Reiches aufbrachten. Der Grundgedanke dieser Abkommen bestand darin, einen gewissen Teil der deutschen Ausführerlöse nach dem betreffenden Land für den Transfer von Zinsen zu verwenden. Nach den am 8. Juli 1935 erlassenen Vorschriften über die Verwendung der bei der Konversionskasse eingezahlten Tilgungsbeträge, kaufte die Konversionskasse die für Tilgungszwecke gebrauchten deutschen Auslandsanleihen gegen Reichsmark-Zahlung von der Deutschen Golddiskontbank. Die Golddiskontbank erwarb von 1935 bis 1939 zu diesem Zweck mittels ihr zugeteilter Devisen die durch die eingeschränkten Zinsund Kapitalrückzahlungen stark im Kurs gefallenen deutschen Auslandsbonds preisgünstig an den ausländischen Börsen. Die dabei erzielten Kursgewinne wurden auch zur Förderung der deutschen Ausfuhr verwendet. 7

Hans-Georg Glasemann ist Sachverständiger für Historische Wertpapiere. Er publiziert seit 1983 Bücher und Fachbeiträge auf diesem jungen Sammelgebiet, das in den letzten Jahrzehnten einen beispiellosen Aufschwung erlebt hat. Bekannt sind seine nach der Wiedervereinigung erschienenen Nachschlagewerke Deutschlands Auslandsanleihen 1924-1945, Rückzahlungen nach der Wiedervereinigung von 1990 und Deutsche Wertpapiere aus der Reichsmarkzeit, Ablösung der Ostwerte nach der Wiedervereinigung. Seit 2005 baut er ein historisches Archiv Deutsche Auslandsanleihen auf. Aus diesem Fundus entstand das vorliegende Werk über die zur Zeit der Weimarer Republik ausgegebenen Auslandsanleihen des Deutschen Reichs und Preußens. Das Werk wendet sich an den Sammler alter Wertpapiere, ob er Anfänger oder Fortgeschrittener ist, und an jeden, der sich für die Hintergründe dieses Teils der deutschen Finanzgeschichte interessiert. Im Katalogteil gibt es eine systematische und vollständige Übersicht aller Anleihezertifikate mit detaillierten Informationen zu den verschiedenen Emissionen und farbigen Abbildungen. Der Autor, selbst Sammler, trägt seit vielen Jahren systematisch Sammlungen alter Wertpapiere zusammen. Er ist stets am Ankauf alter Wertpapiere interessiert und ist gern bereit, Besitzer solcher Wertpapiere bezüglich der Verwertung zu beraten. Preis: 19, EUR EDITION MS & Münzen & Sammeln