GVO-Kennzeichnung tierischer Lebensmittel: Transparenz oder Täuschung? Parlamentarischer Abend des Grain Club am 13. November 2007 in Berlin Dr. Claudia Döring Deutscher Raiffeisenverband e. V., Berlin Dr. Claudia Döring 1
Raiffeisen-Verbund Milchwirtschaft Futtermittelwirtschaft Vieh- und Fleischwirtschaft Dr. Claudia Döring 2
Ohne Gentechnik Neuartige Lebensmittel- und Lebensmittelzutaten-Verordnung (NLV): - Futtermittel, Zusatzstoffe - Lebensmittel, Zutaten, Enzyme, tech. Hilfsstoffe - Tierarzneimittel Im Einklang mit Ökoverordnung (EG) Nr. 834/2007? Nein. Erzeugnisse, die mit gentechnisch veränderten Mikroorganismen hergestellt wurden, sind nur mit der Einschränkung erlaubt, dass keine konventionell hergestellten Produkte auf dem Markt verfügbar sind. Dr. Claudia Döring 3
Ohne Gentechnik ökologisch/biologisch ohne Gentechnik - Prüfung der Zutaten- und Zusatzstoffherstellung - gentechnisch hergestellte Tierarzneimittel sind uneingeschränkt erlaubt - 0,9 Prozent Schwellenwert Dr. Claudia Döring 4
Kritik des DRV - Suggestion, andere Lebensmittel sind mit Gentechnik ; Unterwanderung der Intention der EU-Kennzeichnung - Gentechnik wird einseitig mit der Futterwirtschaft in Verbindung gebracht - Diskriminierung tierischer Lebensmittel (Butter vs. Margarine) - Verbrauchern wird eine vollständige Abwesenheit von Gentechnik im Bereich der Lebensmittelverarbeitung vorgetäuscht; keine Kommunikation von Gentechnik- Anwendungen - Emnid-Umfrage des DRV im Januar 2005: 60 Prozent der Konsumenten erwarten eine vollständige Gentechnikfreiheit; Täuschung und Irreführung des Verbrauchers Dr. Claudia Döring 5
Siegel gentechnikfrei gefüttert? Denkbar: 1. Alte ohne Gentechnik -Regelung bleibt bestehen 2. gentechnikfrei gefüttert wird an die Abwesenheit einer EU- Kennzeichnung gekoppelt 3. ökologische/biologische Lebensmittel sind dann auch gentechnikfrei gefüttert EU-Kennzeichnung liefert keine Informationen über eine Gentechnikfreiheit von Futtermitteln. Korrekt: kennzeichnungsfrei gefüttert Dr. Claudia Döring 6
Transparenz und Wahlfreiheit? - EU-Gentechnik-Kennzeichnung (Kennzeichnung unabhängig vom analytischen Nachweis) - ohne Gentechnik (kennzeichnungsfrei bedeutet nicht ohne Gentechnik ) - gentechnikfrei gefüttert ( gentechnikfrei gefüttert bedeutet gefüttert mit gentechnisch hergestellten Zusatzstoffen) - gentechnikfrei in Österreich (entspricht nicht ohne Gentechnik oder gentechnikfrei gefüttert) - ökologisch/biologisch (Produkte sind ggf. gentechnikfrei gefüttert, aber nicht ohne Gentechnik ) Dr. Claudia Döring 7
Transparenz und Wahlfreiheit? ohne gentechnisch veränderte Futterpflanzen ohne gentechnisch verändertes Soja Dr. Claudia Döring 8
Eigenschaften gentechnikfreier Lebensmittel DRV-EMNID-Umfrage 2005 90 80 Das Lebensmittel enthält keine Gene ja 70 68,5 67,0 66,3 nein 60 59,0 57,6 51,2 50 40 36,8 38,6 43,4 30 28,4 29,1 29,0 20 10 0 Das Lebensmittel ist nicht aus gentechnisch veränderten Pflanzen oder Tieren gewonnen worden Das Lebensmittel ist nicht gentechnisch verändert Das Lebensmittel ist nicht unter Verwendung gen-technisch veränderter Futtermittel produziert worden Das Lebensmittel ist während der Herstellung nicht mit Gentechnik in Berührung gekommen Tierische Lebensmittel sind nicht unter Verwendung gentechnisch hergestellter Tierarzneimittel produziert worden Das Lebensmittel enthält keine Gene Dr. Claudia Döring Dr. Claudia Döring 9
Interesse an Kennzeichnungen? - 70 bis 80 % der Verbraucher lehnen Gentechnik ab, aber: Einstellung ist inaktiv und wird bei Befragung lediglich abgerufen; einstellungskonformes Verhalten ist nicht zwingend - ob der Verbraucher gekennzeichnete Produkte im Handel tatsächlich ablehnen würde, bleibt zunächst hypothetisch - Erfahrungen mit gentechnikfreien Milchprodukten und Lebensmitteln, die ohne gentechnisch veränderte Futtermittel erzeugt wurden, haben in Österreich gezeigt, dass der Absatz hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist - Nischen sind erfolgreich Dr. Claudia Döring 10
Kosten-Nutzen-Relation? - das Angebot kennzeichnungsfreier Futtermittel bleibt begrenzt - je größer der Anteil transgener Rohstoffe auf dem Weltmarkt wird, desto teurer wird die Trennung der Warenströme - angespannte Situation auf dem Rohstoffmarkt; Konkurrenz Lebensmittel, Futtermittel, Energie - Kosten für Kontrollen auf den Erzeugerbetrieben und die Trennung von Produktionsschienen und deren Kontrolle in den Lebensmittelunternehmen - Kontrollaufwand massiv, da keine analytische Kontrolle am Lebensmittel möglich ist - Imageverlust bei Fehlern in der Produktion oder Betrug Dr. Claudia Döring 11
Zusammenfassung und Schlussfolgerungen - Gentechnik ist Bestandteil der Land- und Ernährungswirtschaft - Wahlfreiheit muss möglich bleiben; echte Wahlfreiheit setzt Verständnis der Verbraucher und Transparenz von Produktion und Kennzeichnung voraus - nationale Kennzeichnungen, die eine Gentechnikfreiheit vortäuschen, unterbinden Information und Transparenz - Produktionsumstellungen sind weitreichende unternehmerische Entscheidungen mit einer Vielzahl von Risiken - Nischenprodukte können nur in der Nische erfolgreich sein Dr. Claudia Döring 12