Stand und Entwicklung der Verbrennungstechnik



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Realisierung", ISBN 3-18-0913 19-3, VDI Verlag GmbH, Düsseldorf, Deutschland 1 Stand und Entwicklung der Verbrennungstechnik Dr.-Ing. Ingwald Obernberger Institut für Verfahrenstechnik, Technische Universität Graz, Österreich Ingenieurbüro BIOS, Graz, Österreich Zusammenfassung Obwohl die Verbrennung die älteste und ausgereifteste Technologie zur thermischen Nutzung fester Biomasse darstellt (im Vergleich zur Vergasung und Pyrolyse), sind dennoch große An- und Herausforderungen hinsichtlich der Entwicklung neuer, energetisch effizienterer und umweltverträglicherer Anlagen vorhanden. Die treibenden Kräfte dafür sind der Einsatz neuer Brennstoffe (Stroh, Getreide-Ganzpflanzen, Gräser), die spezielle Feuerungs- und Regelungstechnologien erfordern, sowie neue Prozesse und Entwicklungen, die höhere Anlagenwirkungsgrade und niedrigere Emissionen ermöglichen. In dieser Arbeit wird daher auf die für die Verbrennung fester Biomasse eingesetzten Anlagensysteme hinsichtlich technologischer, ökologischer und auch wirtschaftlicher Aspekte näher eingegangen. Betrachtet werden dabei Feuerungsanlagen mit einer Kesselnennleistung größer 0,5 MW th. Es erfolgt ein Überblick über die in Biomassefeuerungen eingesetzten Brennstoffe, deren Eigenschaften und deren Einfluß auf die Verbrennungstechnik. Anschließend werden die einzelnen Feuerungstechnologien genauer beschrieben und untereinander verglichen, um sinnvolle Einsatzbereiche definieren zu können. Weiters wird auf die Wirkungsgrade der Wärmeproduktion und deren Einflußfaktoren genauer eingegangen, mit dem Ziel die bestehenden und in Entwicklung befindlichen Möglichkeiten einer energetischen Anlagenoptimierung aufzuzeigen. Hinsichtlich der ökologischen Bewertung der Verbrennung fester Biomasse erfolgt ein Überblick über die freiwerdenden vermeidbaren und nicht vermeidbaren Emissionen sowie Möglichkeiten diese zu minimieren. In Hinblick auf zukünftige Entwicklungen werden die noch bestehenden technologischen Schwachpunkte von Biomassefeuerungsanlagen diskutiert und innovative Verbesserungsansätze aufgezeigt. 1. Bedeutung und zukünftige Entwicklungspotentiale der Biomasse-verbrennung in Europa Die derzeitige Bedeutung der thermischen Biomassenutzung in Europa ist in Abbildung 1 veranschaulicht, die den Anteil der Biomasse am Primärenergieeinsatz verschiedener europäischer Staaten gegenübergestellt. Daraus ist ersichtlich, daß die skandinavischen Länder Finnland und Schweden eine führende Position einnehmen, gefolgt von Österreich. Wesentlich ist es, bei derartigen Vergleichen immer anzugeben, worauf sich die angegebenen Zahlen genau beziehen, um sie direkt vergleichbar zu machen. Dies ist für die dargestellten Daten gewährleistet und auch spezifiziert. Bei den weiteren verfügbaren

Realisierung", ISBN 3-18-0913 19-3, VDI Verlag GmbH, Düsseldorf, Deutschland 2 Kennzahlen europäischer Länder war diese Datensicherheit nicht gegeben, weshalb sie in diesem Abschnitt auch nicht explizit berücksichtigt sind. Mit Schweden, Finnland, Österreich und Dänemark sind aber bezüglich der thermischen Biomassenutzung die derzeit führenden Staaten Europas erfaßt. Abbildung 1: Prozentueller Anteil der Biomasse am Primärenergieeinsatz verschiedener europäischer Länder Erläuterungen: Datenquellen [1,3,4,5,6,7,8]; der Begriff Biomasse beinhaltet dabei folgende Sortimente: Brennholz, Sägenebenprodukte, landwirtschaftliche Reststoffe, Energiepflanzen, Ablaugen aus der Papier- und Zellstoffindustrie, Alt- und Restholz. 30 20 19,6 16,6 [%] 10 9,2 3,8 3,6 0,8 0 FIN SWE AUT DK ITA BRD Der Gesamtdurchschnitt des Anteils der Biomasse an der Primärenergiebereitstellung der 15 EU-Staaten liegt derzeit bei knapp über 3,0 %, wobei in diesem Anteil auch die thermische Müllverwertung inkludiert ist [1, 3]. Erklärtes Ziel der Europäischen Union ist es, diesen Anteil bis zum Jahr 2010 auf 5,5 % und bis zum Jahr 2025 auf rund 8,0 % durch eine entsprechende Forschungs-, Entwicklungs-, Agrarund Förderungspolitik zu steigern [1, 2, 4]. Dieses Ziel könnte durch die Vorbildwirkung der drei seit 1995 neuen Mitgliedsstaaten Schweden, Finnland und Österreich sowie die Energiepolitik Dänemarks positiv beeinflußt werden (siehe Abbildung 2). Insbesondere wird es dabei von großer Bedeutung sein, auch die großen EU-Staaten Deutschland, Frankreich und Großbritannien auf dieses Ziel einzuschwören. Hinsichtlich der Forcierung einzelnen Sektoren bei der in Zukunft verstärkten thermischen Biomassenutzung wird in Finnland und Schweden insbesondere verstärkt auf den Bau großer Kraft-Wärme- Kopplungsanlagen gesetzt, in Schweden weiters auch auf die starke Forcierung von Einzelfeuerungen auf Pelletbasis. In Österreich legt man besonders Wert auf die weitere Forcierung dezentraler Biomassefernheizwerke und Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen sowie auf die Forcierung moderner Biomasse-Einzelofenfeuerungen auf Pellet-, Brikett und Brennholzbasis. In Dänemark wird neben einem verstärkten Ausbau größerer dezentraler Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen insbesondere auf die weitere Ausweitung der Biomassezufeuerung in Kohlekraftwerken gesetzt.

Realisierung", ISBN 3-18-0913 19-3, VDI Verlag GmbH, Düsseldorf, Deutschland 3 Abbildung 2: Erwarteter Anteil der Biomasse am Primärenergieeinsatz verschiedener europäischer Länder im Jahr 2010 im Vergleich zum Anteil im Jahr 1994 Erläuterungen: Datenquellen [1,3,4,5,6,7,8]; der Begriff Biomasse beinhaltet dabei folgende Sortimente: Brennholz, Sägenebenprodukte, landwirtschaftliche Reststoffe, Energiepflanzen, Ablaugen aus der Papier- und Zellstoffindustrie, Alt- und Restholz. 1994 2010 400 360 335 300 251 265 [PJ/a] 200 175 100 103 31 66 0 FIN SWE AUT DK Während die Biomasseverbrennung bereits dem europäischen Stand der Technik entspricht und auch großtechnisch im Einsatz ist, befinden sich die Biomassepyrolyse und Biomassevergasung noch im Forschungs- und Entwicklungsstadium. Die in diesem Abschnitt präsentierten Ist-Potentiale der thermischen Nutzung fester Biomasse sind somit fast zur Gänze der Biomasseverbrennung zuzuordnen. Es gibt zwar in mehreren europäischen Ländern großtechnische Biomassevergasungsanlagen (darunter auch eine Rindenvergasungsanlage in Österreich), jedoch wird in diesen Anlagen das erzeugte Gas einer nachgeschalteten Verbrennung zugeführt. Die Biomassevergasung mit nachgeschalteter gasmotorischer Nutzung bzw. nachgeschaltetem Gasturbinenbetrieb befindet sich seit langem im Entwicklungsstadium, ein technologischer Durchbruch ist jedoch bisher nicht gelungen. Aus diesen Ausführung wird die derzeitige und auch zukünftige Bedeutung der Biomasseverbrennung klar.

Realisierung", ISBN 3-18-0913 19-3, VDI Verlag GmbH, Düsseldorf, Deutschland 4 2. Überblick über die Eigenschaften von Biomasse-Brennstoffen und deren Einfluß auf den Verbrennungsprozeß Die physikalischen und chemischen Eigenschaften von Biomasse-Brennstoffen haben wesentlichen Einfluß auf die Lagerdimensionierung, die Brennstofförderung, die Feuerungs- und Rauchgasreinigungstechnologie, die erforderliche Anlagenregelung und die Ascheverwertungsmöglichkeiten. Die Qualität der verfahrenstechnischen Abstimmung der Biomassefeuerung an das zu verwendende Brennstoffsortiment bestimmt somit die Lebensdauer und Eignung der Anlage bzw. wichtiger Anlagenkomponenten. Aus den genannten Gründen kommt der Beachtung der folgenden Punkte besondere Bedeutung zu: a) Die zu verwendenden Biomasse-Brennstoffe müssen bereits zu Beginn der Anlagenplanung genau definiert werden, da sie eine wichtige Ausgangsbasis für die Planung der Gesamtanlage darstellen. b) Wenn nicht konventionelle Biomasse-Brennstoffe verwendet werden sollen, ist eine genaue Untersuchung deren physikalischer und chemischer Brennstoffeigenschaften bereits im Zuge der Vorplanung notwendig, unter Umständen können auch Feuerungsversuche erforderlich sein. c) Zur Absicherung bezüglich der festgelegten Qualitätsanforderungen sind langfristige und genau definierte Lieferverträge zwischen dem Anlagenbetreiber und den Brennstofflieferanten empfehlenswert. Tabelle 1: Der Einfluß des Aschegehaltes sowie der Korngröße und Partikeldichte der Flugasche auf die Feuerungstechnik und daraus abzuleitende Empfehlungen Erläuterungen: Datenquelle: [1]. Verwendete Abkürzungen: GP...Ganzpflanzen; Submikronteilchen...Teilchen kleiner 1,0 µm. Parameter Limitierende Faktoren Technologische Empfehlungen Aschereiche Brennstoffe (Rinde, Stroh, GP, Heu) Aschearme Brennstoffe (Hackgut, Späne) Grobkörnige Flugasche mit hohen Partikeldichten: hoher mineralischer Anteil, Anteil an Submikronteilchen mäßig (Rinde, Hackgut, Späne) Feinkörnige Flugasche mit niedrigen Partikeldichten: hoher Salzanteil; Anteil an Submikronteilchen groß (Stroh, GP, Heu) Aschenaustragung aus dem Feuerraum -- Mäßige Deposition von Flugasche im Wärmetauscher Deposition von Flugasche im Wärmetauscher; Korrosionsgefahr; Fliehkraftabscheidung nicht effizient; geeignete Feuerungstechnologien: Rostfeuerungen, Wirbelschichtfeuerungen geeignete Feuerungstechnologien: keine Einschränkungen Automatische Wärmetauscherreinigung: optional Wärmetauscherkonzeption: keine Einschränkungen Flugaschenabscheidung: keine technologischen Einschränkungen Automatische Wärmetauscherreinigung: dringend empfohlen Wärmetauscherkonzeption: senkrechte Bauweise empfohlen Flugaschenabscheidung: Multizyklone nicht geeignet, Elektrofilter nur bedingt geeignet Die wichtigsten physikalischen Kriterien, die bei der Bewertung eines Biomasse-Brennstoffes eine Rolle spielen sind dessen Form und Partikelgröße. Weiters sind der Wassergehalt und dessen Energiedichte

Realisierung", ISBN 3-18-0913 19-3, VDI Verlag GmbH, Düsseldorf, Deutschland 5 sowie die möglichen auftretenden Schwankungsbreiten dieser Größen wesentlich. Diese Parameter wirken sich insbesondere auf die Auswahl und Dimensionierung der Feuerung sowie auf die erforderliche Regelungstechnik aus (näheres siehe Abschnitt 3). Hinsichtlich der richtigen Auswahl und Dimensionierung von Wärmetauscherreinigungsanlagen und Staubabscheidern ist es außerdem zu empfehlen, Kenntnisse über die zu erwartende Korngrößenverteilung und Partikeldichte der Flugasche einzuholen (siehe Tabelle 1). Tabelle 2: Vorgeschlagene Richtwerte bzw. Richtbereiche für Qualitätsparameter von Biomasse-Brennstoffen und Biomasse-Aschen hinsichtlich deren unproblematischer thermischer Nutzung Erläuterungen: Datenquellen: [1, 2]; die Richtkonzentrationen in der Asche beziehen sich auf die Zusammensetzung des Verbrennungsrückstandes des laut ISO1171-1981 bei 550 C veraschten Brennstoffes bzw. auf die tatsächlich in einer Feuerungsanlage anfallende Asche (Mischung aus Grob- und Zyklonflugasche); empfohlene Brennstoff- und Aschenanalyse: Säuredruckaufschluß mit anschließender ICP- bzw. GAAS-Messung. Verwendete Abkürzungen: HG...Hackgut; GP...Ganzpflanzen Element Richtkonzentration Limitierender Probleme können Technologische Möglichkeiten im Brennstoff Parameter auftreten bei bei Nichteinhaltung des Richtbereiches [Gew% d. TS] N < 0,6 NO x -Emissionen Stroh, GP, Heu Primärmaßnahmen (Luftstufung, Reduktionskammer) Restholz, Altholz Sekundärmaßnahmen (SNCR- oder SCR-Verfahren) Cl < 0,1 Korrosion, Stroh, GP, Heu gegen Korrosion: FR-Temperaturregelung, HCl-Emissionen Wärmetauscherreinigung, Rohrbeschichtung; gegen HCl-Emissionen: Trockensorption, Wäscher S < 0,1 Korrosion Stroh, GP, Heu siehe Cl Element Richtkonzentration Limitierender Probleme können Technologische Möglichkeiten in der Asche Parameter auftreten bei bei Nichteinhaltung des Richtbereiches [Gew% d. TS] Ca 15-35 Aschenschmelzpunkt Stroh, GP, Heu Rost- und Feuerraumtemperaturkontrolle Mg > 2,5 Aschenschmelzpunkt Rost- und Feuerraumtemperaturkontrolle K < 7,0 Aschenschmelzpunkt, Stroh, GP, Heu gegen Korrosion: siehe Cl Ablagerungen, Korrosion gegen Aschenschmelze: siehe Ca Na < 0,6 Aschenschmelzpunkt, gegen Korrosion: siehe Cl Ablagerungen, Korrosion gegen Aschenschmelze: siehe Ca Zn < 0.08 Rezyklierbarkeit der Asche Rinde, HG, Spänen fraktionierte Schwermetallabscheidung Cd < 0.0005 Rezyklierbarkeit der Asche Rinde, HG, Spänen fraktionierte Schwermetallabscheidung Aus chemischer Sicht sind die Konzentrationen an N, S, Cl und der Gesamtaschengehalt im Biomasse- Brennstoff von Relevanz. Weiters sollten die durchschnittlich auftretenden Konzentrationen an Ca, Mg, K und Na sowie der Schwermetalle Cd und Zn in der Asche des einzusetzenden Biomasse-Brennstoffs bekannt sein. Zur Absicherung der gewonnenen Ergebnisse und aufgrund der möglichen natürlichen Zu-

Realisierung", ISBN 3-18-0913 19-3, VDI Verlag GmbH, Düsseldorf, Deutschland 6 sammensetzungsschwankungen sind bezüglich dieser anorganischen Parameter Untersuchungen mehrerer Brennstoffproben zu empfehlen. Für diese Parameter und Elemente wurde versucht, aufbauend auf den bereits vorliegenden Erfahrungen aus Forschungsarbeiten und dem praktischen Anlagenbetrieb, Grenzkonzentrationen zu definieren, bei deren Überschreitung spezielle technologische Maßnahmen erforderlich werden bzw. besondere Vorsicht geboten ist (siehe Tabelle 2). Bei Einhaltung dieser Richtwerte bzw. Richtbereiche sollten dem Stand der Technik entsprechende Anlagentechniken für den betrachteten Brennstofftyp ausreichen. Bei Überschreitung dieser Werte bzw. Bereiche muß mit speziellen Problemen gerechnet werden, für deren Hintanhaltung zusätzliche feuerungs- bzw. regelungstechnische Anforderungen erfüllt werden müssen, die in Tabelle 2 stichwortartig angegeben sind und auf die in Abschnitt 3 und 5 noch genauer eingegangen wird. Diese Aufstellung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und muß dem jeweiligen Forschungs- und Entwicklungsstand entsprechend aktualisiert werden. Sie soll aber dem Planer bzw. Betreiber von Biomasseanlagen als Hilfestellung dienen eventuelle potentielle Probleme bereits frühzeitig zu erkennen und entsprechend darauf reagieren zu können. Dabei sollten insbesondere Primärmaßnahmen im Bereich Brennstoffbereitstellung (landwirtschaftlich-verfahrenstechnische Maßnahmen wie Düngereinsatz, Erntezeitpunkt, Erntetechnik, Pflanzenart) und im Bereich Energieumwandlung (hinsichtlich feuerungs- und regelungstechnischer Eingriffsmöglichkeiten) ins Auge gefaßt werden. 3. Feuerungsanlagen für feste Biomasse und deren Anwendung Die derzeit hauptsächlich verwendeten Feuerungssysteme zur thermischen Nutzung fester Biomasse sind Unterschubfeuerungen, Rostfeuerungen sowie stationäre und zirkulierende Wirbelschichtfeuerungen. In Abschnitt 2 wurde bereits kurz auf den Einfluß der Art, Form und Korngröße des Biomasse-Brennstoffes hinsichtlich der Wahl der Feuerungstechnologie eingegangen. Diesem Punkt kommt große Bedeutung zu, da dadurch eine Vorselektion geeigneter Verbrennungssysteme erfolgt und die Art der erforderlichen Brennstoffaufbereitung bzw. Brennstoffzufuhr für eine bestimmte Feuerungstechnologie definiert wird. Unterschubfeuerungen (siehe Abbildung 3) werden normalerweise nur bis zu einer Feuerungsnennleistung von rund 6 MW th gebaut und sind nur für Brennstoffe mit niedrigen Aschegehalten geeignet (Hackgut, Holzspäne). Den limitierenden Faktor bezüglich der Anlagengröße stellt die Brennstoffzufuhr über Förderschnecken dar, die die Biomasse von unten in den Feuerraum schieben. Bei aschereichen Brennstoffen treten Probleme bezüglich der Aschenaustragung aus dem heißen Feuerraum auf. Weiters können Ascheschichten an der Brennstoffoberfläche das Entweichen der Verbrennungsgase aus dem Glutbett kurzzeitig blockieren, was instationäre Verbrennungszustände bei jedem Gasdurchbruch zur Folge hat. Abbildung 3: Schematische Darstellung einer Unterschubfeuerung für Hackgut und Sägespäne Erläuterungen: Datenquelle [9]; 1...Aschenaustragsschnecke; 2...Verbrennungsretorte mit Primärluftzufuhr; 3...schamottierte Strahlungsdecke; 4...gestufte Verbrennungsluftzuführung (die Sekundärluft

Realisierung", ISBN 3-18-0913 19-3, VDI Verlag GmbH, Düsseldorf, Deutschland 7 wird in der Nachbrennzone zugeführt); 5...Isolation zur Reduktion von Strahlungsverlusten; 6...Rauchrohrkessel; 7...Multizyklon zur Rauchgasentstaubung; 8...Rauchgasventilator. Rostfeuerungen sind in verschiedenen Ausführungen verfügbar und für Biomasse-Brennstoffe sehr universell einsetzbar. Für Feuerungsnennleistungen kleiner 1,0 MW th können nicht bewegliche Schrägroste verwendet werden. Die am meisten verwendete Rostfeuerungsvariante ist der Vorschubrost (siehe Abbildung 4). Dabei erfolgt der Brennstoff-Vorschub durch periodische Vor- und Zurückbewegungen jedes zweiten Rostelementes. Rostfeuerungen sind für Biomasse-Brennstoffe mit hohen Wassergehalten, mit variierenden Korngrößen (mit einer Limitierung nach unten, was den Feinanteil in der Brennstoffmischung betrifft) und für Biomasse-Brennstoffe mit hohen Aschegehalten geeignet. Mischungen holzartiger Biomasse-Brennstoffe können ebenfalls verwendet werden. Die derzeit verfügbaren Rostfeuerungstechnologien sind aber nicht geeignet Mischungen aus holzartiger Biomasse und halmartiger Biomasse (Stroh, Ganzpflanzen oder Gräsern) zu verbrennen, da das Verbrennungsverhalten, der Wassergehalt und das Ascheschmelzverhalten dieser Brennstoffarten zu unterschiedlich sind und Rostfeuerungen keine homogene Durchmischung des Brennstoffes während des Abbrandes gewährleisten, sondern sogar lokale Entmischungen der eingesetzten Brennstoffarten auf dem Rost möglich sind. Gut konzipierte und geregelte Roste gewährleisten eine relativ gleichmäßige Verteilung des Brennstoffes bzw.- Glutbettes über die Rostflächen pro Rostzone. Dies ist sehr wichtig, um eine gleichmäßige Primärluftverteilung über das Glutbett zu erreichen. Die Primärluftzufuhr erfolgt über kleine Einkerbungen an den Seitenflächen der einzelnen Rostelemente von unten. Eine inhomogene Verteilung des Brennstoffes über die Rostfläche kann lokale Aschenschmelze, erhöhte Flugaschemengen und größere erforderliche Luftüberschüsse nach sich ziehen. Da Vorschubroste normalerweise den Brennstoff nur vertikal transportieren können, ist es wichtig bereits bei der Brennstoffaufgabe auf den Rost eine horizontal möglichst gleichmäßige Verteilung zu erreichen. Neu entwickelte Rosttechnologien zielen auf einen in vertikaler und horizontaler Richtung beweglichen Rost ab, um dadurch eine möglichst gleichmäßige Rostbelegung zu erreichen [13].

Realisierung", ISBN 3-18-0913 19-3, VDI Verlag GmbH, Düsseldorf, Deutschland 8 Abbildung 4: Schematische Darstellung einer modernen Biomasse-Vorschubrostfeuerung mit Infrarot- Glutbetthöhenkontrolle, dreigeteiltem Rostbereich und sektionsweise regelbarer Primärluftzufuhr Erläuterungen: Datenquellen [9, 12]. Fernwärme Vorlauf Fernwärme Rücklauf Rauchgasrezirkulation Sekundärluftventilatoren 1 Trocknung 2 Vergasung Primärluftventilatoren 1 2 3 Infrarot Glutbettkontrolle 3 Holzkohlen- Ausbrand Rost Moderne Vorschubroste sind weiters in mehrere Rostzonen unterteilt, deren Vorschubtakt und Primärluftzufuhr getrennt regelbar sind (siehe Abbildung 4). Dies ist erforderlich um eine dem Verlauf der Verbrennung angepaßte Regelung gewährleisten zu können. In der obersten Rostzone erfolgt eine Trocknung und Vorwärmung des Brennstoffes. Bei Verwendung sehr trockener Brennstoffe kann dieser Bereich entfallen, bei sehr feuchten Brennstoffen sollte der Rost so konzipiert sein, daß die heißen Rauchgase im Gegenstrom zum Brennstoffvorschub in die Sekundärverbrennungszone strömen, um die Brennstofftrocknung noch zu unterstützen. In der mittleren Rostzone, die normalerweise auch die heißeste ist, erfolgt die Entgasung des Brennstoffes und im untersten Rostbereich, die Verbrennung der Holzkohle. Durch die Möglichkeit der Luftmengenregelung für die einzelnen Rostbereiche ist es auch möglich die Rostfeuerung bis rund 25% der Feuerungsnennwärmeleistung kontinuierlich zu betreiben und die zugeführte Gesamtprimärluftmenge zu kontrollieren, was für die Realisierung einer NO x -Reduktion durch Luftstufung eine Grundvoraussetzung darstellt [14]. Weiters ist es sehr wichtig, daß der Brennstofftransport über den Rost so ruhig wie möglich vor sich geht, um das Glutbett möglichst wenig zu stören und die Bildung von Löchern sowie die Aufwirbelung unverbrannter Partikel nach Möglichkeit zu vermeiden. Diese Anforderungen können durch kontinuierlich bewegte Roste, die jeweils nur kleine und langsame Vorschübe ausführen, durch die Verwendung möglichst schmaler einzelner Rostsegmente über den Querschnitt, durch eine frequenzgeregelte sektionsweise Primärluftzufuhr und eine Infrarot-Glutbetthöhenkontrolle für die einzelnen Rostabschnitte annähernd erfüllt werden.

Realisierung", ISBN 3-18-0913 19-3, VDI Verlag GmbH, Düsseldorf, Deutschland 9 Die stationären Rostelemente moderner Biomasse-Vorschubrostfeuerungen sind wassergekühlt ausgeführt, um einer Aschenschmelze vorzubeugen und das Rostmaterial zu schonen. Dies ist insbesondere bei der Verwendung sehr trockener Biomasse-Brennstoffe von Bedeutung. Abbildung 5: Schematische Darstellung einer modernen Biomasse-Wanderrostfeuerung Erläuterungen: Datenquelle [11]. Eine interessante Variante der Rostfeuerung in diesem Zusammenhang ist der sogenannte Wanderrost (siehe Abbildung 5). Sein Vorteil besteht darin, daß das Brennstoffbett während des Abbrandes völlig in Ruhe bleibt, da sich der Rost selbst, über Ketten angetrieben, vorwärts bewegt. Nach Erreichen des Rostendes klappen die Rostglieder bei der Umlenkung nach unten auseinander und können so während der Rückbewegung gut gekühlt werden bevor sie sich bei der Umlenkung nach oben wieder schließen. Die Primärluftzufuhr erfolgt über Schlitze zwischen den einzelnen Rostgliedern. Die Gleichmäßigkeit der Brennstoffverteilung über den Rost hängt in diesem Fall von der Qualität der Brennstoffaufgabe ab und muß auf die Korngröße des Materials abgestimmt werden. Die bisher vorliegenden Erfahrungen mit dieser Rosttechnologie für Biomasse-Brennstoffe sind vielversprechend, da das ruhende Brennstoffbett prinzipiell einen homogeneren Abbrand und eine einfachere Verbrennungsregelung ermöglicht, entsprechende Feinabstimmungen sind jedoch noch notwendig. Eine Einschränkung für den Einsatz von Wanderrostfeuerungen stellt die Notwendigkeit relativ gleichmäßiger Korngrößen des Brennstoffes dar, was eine Vorzerkleinerung von inhomogenen Materialien erforderlich macht, da ansonsten das Abbrandverhalten der Brennstoffpartikel zu unterschiedlich ist und somit zu ungleichmäßigen Rostbelegungen führt. Zur Verbrennung von Stroh und Ganzpflanzen werden vorwiegend Zigarrenfeuerungen eingesetzt (siehe Abbildung 6). Bei dieser in Dänemark entwickelten Technologie werden mittels hydraulischem Stößel der Feuerung kontinuierlich Ballen bzw. Ballenscheiben zugeführt. Beim Eintritt in die Brennkammer setzt die Vergasung des Brennstoffes ein. Während des erfolgenden Materialvorschubes auf dem Rost erfolgt dann der vollständige Ausbrand der Biomassekohle. Die strikte Kontrolle der Rost- und Feuerraumtemperatur bei der Verbrennung von Stroh und Getreide-Ganzpflanzen spielt aufgrund deren nied-

Realisierung", ISBN 3-18-0913 19-3, VDI Verlag GmbH, Düsseldorf, Deutschland 10 riger Ascheschmelzpunkte und wegen der hohen, durch den geringen Brennstoff-Wasserhalt bedingten, adiabaten Feuerraumtemperatur eine wesentliche Rolle. Deswegen werden die Feuerräume mittels wasserdurchfluteter Wände oder mittels Rauchgasrezirkulation gekühlt (eine Kombination dieser beiden Verfahren ist ebenfalls möglich). Die Feuerraumtemperatur sollte 900 C nicht überschreiten. Abbildung 6: Schematische Darstellung eines Zigarrenbrenners zur thermischen Stroh- und Getreide- Ganzpflanzennutzung Erläuterungen: Datenquellen [18, 19]. Weiters ist mit der Verbrennung von Stroh und Ganzpflanzen aufgrund deren erhöhter Gehalte an K, Cl und S die Bildung sehr feiner und relativ leichter Flugaschepartikel verbunden, die durch Kondensation der gasförmigen Alkalidämpfe bei beginnender Abkühlung der Rauchgase gebildet werden. Zur Vermeidung fester Ablagerungen und zur Hintanhaltung von Korrosion an den Wänden der Wärmetauscherrohre ist daher eine effiziente und automatische Abreinigung der Wärmetauscherrohre erforderlich. Weiters sollte die Eintrittstemperatur der Rauchgase in den Kessel möglichst niedrig liegen, um die Kondensation der leichtflüchtigen Alkalidämpfe in den Feuerraum zu verlegen und so eine direkte Kondensation an den Wärmetauscherrohren weitgehend zu verhindern. Eine Absenkung der Rauchgastemperatur kann auch, wie in Abbildung 6 dargestellt, durch die Anordnung von Flammrohren oder parallel zur Strömungsrichtung verlaufenden ebenen Wärmetauscherflächen vor Eintritt der Rauchgase in den eigentlichen Wärmetauscherteil erfolgen. Neben Ganzballen kann auch geschreddertes bzw. vorzerkleinertes Stroh in dem Zigarrenbrenner ähnlich konzipierten Feuerungssystemen eingesetzt werden. In diesem Fall ist nur die Art der Brennstoffaufbereitung und Brennstoffzuführung verschieden. Semi-kontinuierliche Verbrennungssysteme für Stroh und Ganzpflanzen, bei denen die Ballen über ein Schleusensystem einer Vergasungskammer einzeln (im Batch-Betrieb) zugeführt werden, sind nicht zu empfehlen. Jede Zuführung eines neuen Ballens ist mit Instationäritäten verbunden, die Temperatur- und

Realisierung", ISBN 3-18-0913 19-3, VDI Verlag GmbH, Düsseldorf, Deutschland 11 CO-Spitzen verursachen und mit, dem derzeitigen Stand der Technik entsprechenden, Regelungssystemen nicht vermieden werden können. Für Anlagen mit einer Kesselnennleistung über 10 MW th sind auch stationäre Wirbelschichtfeuerungen (siehe Abbildung 7) von Interesse. In diesen Feuerungssystemen wird der Brennstoff in ein heißes Brennstoffbett, das normalerweise aus Silikatsand mit einer Korngröße von rund 1,0 mm besteht, aufgegeben. Das Gemisch aus Bettmaterial (98 bis 99%) und Brennstoff (1 bis 2%) wird durch die über einen Lochboden zugeführte Primärluft in Schwebe gehalten. Die Fluidisierungsgeschwindigkeit, um diesen Schwebezustand zu erreichen, beträgt für stationäre Wirbelschichten zwischen 1,0 bis 2,5 m/s. Die Bett-Temperatur beträgt normalerweise zwischen 800 und 950 C, sie wird durch einen internen Wärmetauscher konstant gehalten. Beim Anfahren der Wirbelschichtfeuerung ist eine interne (über den eingebauten Wärmetauscher) oder externe (über einen Stützbrenner) Vorwärmung des Bettmaterial notwendig, bevor die Brennstoffzufuhr gestartet wird. Die Biomasse sollte, im Gegensatz zu Kohle-Wirbelschichtfeuerungen, aufgrund ihrer hohen Reaktivität nicht auf die Bettoberfläche sondern direkt in das Bett aufgegeben werden (siehe Abbildung 7) [20]. Die Sekundärluft bzw. Tertiärluft (je nach Ausführung der stationären Wirbelschichtfeuerung) wird normalerweise durch, über den kreisförmigen Feuerraumquerschnitt gleichmäßig verteilte, Düsenreihen zu Beginn des bettfreien Teiles der Feuerung, die Freeboard genannt wird, zugeführt. Durch diese Luftstufung in Verbindung mit einer kontrollierten Luftmengenzufuhr in den einzelnen Feuerraumbereichen kann eine effiziente NO x -Emissionsreduktion erreicht werden. Weiters trägt die gute Durchmischung der Rauchgase und der Luft im Wirbelbett dazu bei, daß niedrigere Luftüberschüsse als in konventionellen Rostfeuerungen zur Erreichung einer vollständigen Verbrennung erforderlich sind. Ein großer Vorteil stationärer Wirbelschichtfeuerungen ist deren hohe Flexibilität bezüglich der Korngröße und des Wassergehaltes der eingesetzten Biomasse-Brennstoffes. Weiters ist es auch möglich Mischungen verschiedener Biomassearten zu verwenden oder die Biomasse zu anderen Brennstoffen (z.b. Kohle, Ablauge aus der Papierindustrie) zuzufeuern [21, 22]. Nachteile von stationären Wirbelschichtfeuerungen sind deren im Vergleich zu Rostfeuerungen erhöhten Betriebskosten (es treten größere Druckverluste auf) und insbesondere deren beschränkte Teillastfähgkeit. Beide genannten Nachteile hängen mit der Notwendigkeit zusammen das Wirbelbett aufrecht zu erhalten. In modernen Wirbelschichtfeuerungen kann der Lastbereich durch Trennung oder Stufungen des Bettes vergrößert werden (siehe Abbildung 7). Abbildung 7: Schematische Darstellung einer stationären Wirbelschichtfeuerung Erläuterungen: Datenquelle [20].

Realisierung", ISBN 3-18-0913 19-3, VDI Verlag GmbH, Düsseldorf, Deutschland 12 Durch Erhöhung der Fluidisierungsgeschwindigkeit auf 5 bis 10 m/s und den Einsatz von feinerem Bettmaterial mit Durchmessern zwischen 0,2 und 0,4 mm kann eine zirkulierende Wirbelschicht erreicht werden. In diesem Fall ist das Wirbelbett über den gesamten Feuerraum verteilt und das Bettmaterial wird erst in der Feuerung nachgeschalteten Zyklonen oder Prallplattenabscheidern vom Rauchgas abgetrennt und wieder in den Feuerraum rückgeführt (siehe Abbildung 8). Die Bett-Temperatur wird entweder mittels externen Wärmetauschern, die das rückgeführte Material kühlen oder mittels wassergekühlter Feuerraumwände kontrolliert. Die hohe Turbulenz und damit verbundene gute Durchmischung in zirkulierenden Wirbelschichtfeuerungen verbessert den Wärmeübergang und führt zu einer relativ homogenen Temperaturverteilung in den einzelnen Bettbereichen. Dadurch werden die Verbrennungsbedingungen in den einzelnen Feuerungsabschnitten stabiler und besser kontrollierbar, was von Vorteil bezüglich der Luftstufung, des erforderlichen Luftüberschusses, der Zudosierung von Additiven und dem Einsatz von Wärmetauscherflächen im oberen Teil der Feuerung ist. Hinsichtlich der gestellten Anforderungen an den Biomasse-Brennstoff ist zwar eine hohe Flexibilität bezüglich Wassergehalt und Mischungen verschiedener Brennstoffarten gegeben, die Korngröße ist jedoch limitiert und sollte normalerweise zwischen 0,1 und 40 mm liegen, was in vielen Fällen eine vorgeschaltete Brennstoffaufbereitung erforderlich macht. Weitere Nachteile der zirkulierenden Wirbelschichtfeuerung sind die aufgrund der großen erforderlichen Baugrößen hohen Investitionskosten, die aufgrund der erforderlichen Fluidisierungsgeschwindigkeiten und des Verlustes von Bettmaterial mit der Asche hohen Betriebskosten, die erhöhten Staubgehalte im Rauchgas und die erhöhte Anfälligkeit dieses Systems hinsichtlich der durch Aschenschmelze bedingte Partikelagglomeration, die zum Zusammenbruch des Wirbelbettes führen kann [18, 21, 22, 23, 24]. Ein Teillastbetrieb unter 50% der Feuerungsnennwärmeleistung erfordert außerdem ein zweites Wirbelbett. Der Grund wieso zirkulierende Wirbelschichten für Anlagen größer 30 MW th dennoch von Interesse sind, ist der durch diese Systeme hohe erreichbare rauchgasseitige Wärmeübergang, der die erforderliche Übertragungsfläche verringert.

Realisierung", ISBN 3-18-0913 19-3, VDI Verlag GmbH, Düsseldorf, Deutschland 13 Abbildung 8: Schematische Darstellung einer zirkulierenden Wirbelschichtfeuerung Erläuterungen: Datenquelle [10].

Realisierung", ISBN 3-18-0913 19-3, VDI Verlag GmbH, Düsseldorf, Deutschland 14 Tabelle 3: Überblick über die Vorteile, Nachteile und Einsatzbereiche von Rostfeuerungen, stationären und zirkulierenden Wirbelschichtsystemen zur thermischen Biomassenutzung Verwendete Abkürzungen: WS...Wirbelschicht. Vorteile Niedrige Investitionskosten für Anlagen < 10 MW th Niedrige Betriebskosten Niedrige Staubbeladung im Rauchgas Guter Ausbrand der Flugasche Gutes Betriebsverhalten bei Teillast möglich Weniger anfällig bezüglich Verschlackung als WS- Feuerungen Vorteile Rostfeuerungen Nachteile Keine Mischung von holz- und halmgutartigen Brennstoffen möglich Effiziente NO x Reduktion erfordert spezielle Technologie Höherer O 2 -Überschuß verringert den Wirkungsgrad Nicht so gleichmäßige Verbrennungsbedingungen als in WS-Feuerungen erreichbar Stationäre Wirbelschicht-Feuerungen Nachteile Moderate Investitionskosten für Anlagen > 10 MW th Keine bewegten Teile im heißen Feuerraum Effiziente NO x Reduktion durch Luftstufung Hohe Flexibilität bezüglich Korngröße, Wassergehalt und Art der Biomasse-Brennstoffe Niedriger O 2 -Überschuß erhöht den Wirkungsgrad Hohe Betriebskosten Höhere Staubbeladung im Rauchgas Teillastbetrieb erfordert spezielle Technologie Mittlere Anfälligkeit bezüglich Aschenschmelze Mittlere Anfälligkeit bezüglich Erosion der Wärmetauscherrohre im Wirbelbett Vorteile Keine bewegten Teile im heißen Feuerraum Verlust von Bettmaterial mit der Asche Zirkulierende Wirbelschicht-Feuerungen Nachteile Hohe Investitionskosten (erst ab Anlagen > 30 MW th interessant) Effiziente NO x Reduktion durch Luftstufung Hohe Flexibilität bezüglich Wassergehalt und Art der Biomasse-Brennstoffe Hohe Betriebskosten Niedrige Flexibilität bezüglich der Brennstoff-Korngröße Homogene Verbrenungsbedingungen im Feuerraum Hohe Staubbeladung im Rauchgas Hohe Wärmeübertragungsleistung durch die hohe Turbulenz Zugabe von Additiven einfach Effiziente S-Einbindung in die Asche, wenn genug Ca vorhanden Teillastbetrieb erfordert ein zweites Wirbelbett Verlust von Bettmaterial mit der Asche Hohe Anfälligkeit bezüglich Aschenschmelze Mittlere Anfälligkeit bezüglich Erosion der Wärmetauscherrohre Tabelle 3 stellt die Vorteile, Nachteile und Einsatzbereiche von Rostfeuerungen, stationären und zirkulierenden Wirbelschichtfeuerungen im Überblick dar. Hinsichtlich der zu erwartenden gasförmigen Emissionen dieser Systeme kann festgehalten werden, daß, nach derzeitigem Stand der Technik, Wirbelschichtfeuerungen niedrigere CO- und NO x -Emissionen verursachen und Rostfeuerungen niedrigere Staubemissionen und eine besser ausgebrannte Flugasche aufweisen [22, 25, 26].

Realisierung", ISBN 3-18-0913 19-3, VDI Verlag GmbH, Düsseldorf, Deutschland 15 4. Wirkungsgrade und Möglichkeiten der energetischen Optimierung von Biomasseheizwerken Tabelle 4 gibt einen Überblick über Möglichkeiten zur Verbesserung des Wirkungsgrades von Biomassefeuerungen und deren Potentiale [1, 27, 28]. Dabei wurde von feuchtem Brennstoff mit einem durchschnittlichen Brennstoff-Wassergehalt von 50 Gew% d. FS ausgegangen, wie er üblicherweise bei Sägenebenprodukten bzw. Industriehackgut auftritt. Die gewählten feuerungstechnischen Basisparameter entsprechen einer Biomasse-Rostfeuerung bzw. einer Biomasse-Unterschubfeuerung nach Stand der Technik mit nachgeschaltetem Heißwasserkessel. Eine kurze Diskussion der angeführten Maßnahmen erfolgt in den nachfolgenden Abschnitten. Tabelle 4: Einfluß verschiedener Maßnahmen auf den Wirkungsgrad von Biomassefeuerungen Erläuterungen: Zur Berechnung der Wirkungsgradänderungen wurde jeweils von Hackgut als Brennstoff und folgenden Randbedingungen ausgegangen: H o =20,0 MJ/kg TS; Lufttemperatur: 5,0 C, Wassergehalt: 50 Gew% d. FS, O 2 -Gehalt im Rauchgas: 10,0 Vol% (bezogen auf trockenes Rauchgas), Temperatur des Rauchgases bei Kamineintritt: 180 C; Wirkungsgrad = vom Kessel abgegebene Wärmeenergie / zugeführte Energie durch Brennstoff und Luft. Verwendete Abkürzungen: H u...unterer Heizwert; H o...brennwert; C org....organischer Kohlenstoff; RG...Rauchgas. Maßnahme Trocknung von 1,0 t FS an holzartiger Biomasse von 50 auf 30 Gew% d. FS Wassergehalt Reduktion des Sauerstoffgehaltes im Rauchgas um 1,0 Vol% (bezogen auf trockenes RG) Absenkung der Rauchgastemperatur um 10 C (bezogen auf die Kamineintrittstemperatur) Rauchgaskondensation (im Vergleich zu konventionellen Biomassefeuerungen) Potential 8,7% (Erhöhung des Energieinhaltes in % bezogen auf H u von 1,0 t FS mit 50 Gew% Wassergehalt) ca. 0,9% (Erhöhung des Wirkungsgrades in % bezogen auf H u) ca. 0,8% (Erhöhung des Wirkungsgrades in % bezogen auf H u) rund 17% im Durchschnitt bis maximal 30% (Erhöhung des Wirkungsgrades in % bezogen auf H u) Die in modernen, dem derzeitigen Stand der Technik entsprechenden, Biomassefeuerungen hervorgerufenen Wirkungsgradverluste durch unvollständige Verbrennung bzw. schlechten Ausbrand der Aschen sind vernachläßigbar klein. Der Gehalt an unverbranntem organischen Kohlenstoff in der anfallenden Asche liegt normalerweise unter 5,0 Gew% d. TS und der CO-Gehalt im Rauchgas unter 250 mg/nm 3 (bezogen auf trockenes Rauchgas und 13,0 Vol% O 2 ) [1, 26].

Realisierung", ISBN 3-18-0913 19-3, VDI Verlag GmbH, Düsseldorf, Deutschland 16 4.1. Innovative Möglichkeiten der Biomassetrocknung Durch Brennstofftrocknung besteht die Möglichkeit den unteren Heizwert anzuheben und damit den Wirkungsgrad der Feuerung zu verbessern. Dies ist insbesondere für sehr feuchte Biomasse-Brennstoffe von Interesse. Neben dem energetischen Aspekt kann die Trocknung von Biomasse-Brennstoffen im Heizwerk auch noch andere Vorteile mit sich bringen. Dazu gehören die Verhinderung von Selbstentzündungen von großen Rindenlagern sowie die Reduktion des Substanzverlustes durch mikrobiellen Biomasseabbau bei längeren Lagerzeiten, da die mikrobielle Aktivität mit sinkendem Wassergehalt abnimmt. Als weitere positive Aspekte sind eine Verringerung des benötigen Lagervolumens und eine Reduktion der entstehenden Rauchgasmengen pro kwh erzeugter Energie zu nennen. Trotz dieser für eine Biomassetrocknung sprechenden Argumente muß beachtet werden, daß der durch Trocknung erzielbare energetische bzw. sich daraus ableitende wirtschaftliche Vorteil (durch den geringeren Brennstoffverbrauch) nicht allzu groß ist und daher eine Brennstofftrocknung aufgrund der damit verbundenen zusätzlichen Investitionen und Betriebskosten (Stromkosten, Personal- und Maschinenkosten) oft insgesamt ein negatives wirtschaftliches Resultat für ein Biomasseheizwerk bringen kann und daher vor einer Realisierung genau durchkalkuliert werden muß [29, 30]. Durch das Lagern von großen Biomassehaufen im Freien oder in Lagerhallen über mehrere Monate erfolgt, bedingt durch Selbsterwärmung und natürliche Konvektion, eine Abtrocknung des Materials, die in Österreich bei Lagerung über die Sommermonate zu Reduktionen des Wassergehaltes von 50 Gew% d. FS auf 30 bis 35 Gew% d. FS führen kann. Gleichzeitig kommt es aber auch in Folge der mikrobiellen Aktivität zu einem Substanzabbau der durchschnittlich zwischen 1,0 und 2,0 Gew% d. TS pro Monat beträgt. Die niedrigeren Werte gelten dabei für Holz, die höheren für die leichter abbaubare Rinde [29, 30]. Dadurch ist diese Art der Biomassetrocknung als nicht wirtschaftlich zu betrachten. Das Einlagern des Brennstoffs kann jedoch sinnvoll sein, wenn in den Sommermonaten der Brennstoff zu deutlich günstigeren Preisen eingekauft werden kann. In fast allen Fällen ist eine Biomassetrocknung im Heizwerk nur wirtschaftlich wenn vorgewärmte Luft günstig oder kostenlos zur Verfügung steht. Beispiele dafür sind die Solartrocknung [1] und die Trocknung mit vorgewärmter Luft aus Rauchgaskondensationsanlagen [1, 12]. 4.2 Verbrennungs- und regelungstechnische Möglichkeiten der Minimierung des erforderlichen Luftüberschusses und dessen energetische Bewertung Wie in Tabelle 4 und Abbildung 9 dargestellt, ist durch die Reduktion des Sauerstoffgehaltes im Rauchgas eine effiziente Möglichkeit zur Erhöhung des Anlagenwirkungsgrad gegeben. Eine feuerungstechnische Möglichkeit zur Reduktion des erforderlichen Luftüberschusses besteht in einer entsprechenden Optimierung der Feuerraumgeometrie und der Luftzufuhr. Regelungstechnisch ist eine Minimierung des Sauerstoffgehaltes unter gleichzeitiger Kontrolle der Verbrennungsqualität durch eine kombinierte O 2 - CO-Regelung möglich [1, 31]. In modernen Rostfeuerungen kann bei Beachtung dieser Randbedingun-

Realisierung", ISBN 3-18-0913 19-3, VDI Verlag GmbH, Düsseldorf, Deutschland 17 gen der O 2 -Gehalt auf 8,0 bis 9,0 Vol% (bezogen auf trockenes Rauchgas) abgesenkt werden, in Rostfeuerungen mit nachgeschaltetem Heißzyklon auf 6,0 bis 7,0 Vol%, in stationären Wirbelschichtfeuerungen auf 5,0 bis 6,0 Vol% und in zirkulierenden Wirbelschichtfeuerungen auf 2,5 bis 3,5 Vol% [1, 22, 23]. Die Wirtschaftlichkeit einer O 2 -Regelung hängt in erster Linie von den Kosten, der Lebensdauer und der Zuverläßigkeit der Sensoren ab. Sauerstoffsonden für Biomassefeuerungen sind bereits sehr günstig erhältlich, während CO-Sonden noch relativ teuer sind. Abbildung 9: Der Einfluß des Sauerstoffgehaltes im Rauchgas auf den Wirkungsgrad der Feuerungsanlage Erläuterungen: Datenquelle [1]; zur Berechnung wurde von Hackgut als Brennstoff und folgenden Randbedingungen ausgegangen: H o =20,0 MJ/kg TS; Lufttemperatur: 5,0 C, Wassergehalt: 50 Gew% d. FS, Temperatur des Rauchgases bei Kamineintritt: 165 C; Wirkungsgrad η = vom Kessel abgegebene Wärmeenergie / zugeführte Energie durch Brennstoff (auf H u bezogen) und Luft. Verwendete Abkürzungen: H o...brennwert. 90 88 Wirkungsgrad h [%] 86 84 82 80 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 O2- Gehalt [Vol%] Beachtet muß in diesem Zusammenhang auch werden, daß mit abnehmendem Sauerstoffgehalt die adiabate Feuerraumtemperatur ansteigt, wodurch deren Regelung erforderlich wird. Diese erfolgt normalerweise durch Rückführung eines Teilstromes des gebildeten Rauchgases (Rauchgasrezirkulation) und wird aus Sicherheitsgründen gegen Temperaturüberschreitungen im Feuerraum und der damit verbundenen Gefahr einer Aschenschmelze in fast allen modernen Biomassefeuerungen, unabhängig davon ab eine O 2 -Regelung erfolgt oder nicht, vorgesehen [1]. Eine noch wesentlich größere Wirkungsgradverbesserung durch eine Minimierung des O 2 -Gehaltes im Rauchgas läßt sich erzielen, wenn die Biomassefeuerung mit einer nachgeschalteten Rauchgaskondensationsanlage ausgestattet ist (siehe Abschnitt 4.3), da durch die Reduktion des Luftüberschusses der Taupunkt des Rauchgases ansteigt. Bei einer bestimmten Rücklauftemperatur des Fernwärmenetzes kann somit eine deutlich größere Menge an Kondensationswärme des Rauchgases energetisch genutzt werden.

Realisierung", ISBN 3-18-0913 19-3, VDI Verlag GmbH, Düsseldorf, Deutschland 18 Ein zusätzlicher Vorteil einer Minimierung des erforderlichen Luftüberschusses ist die damit verbundene Verringerung der Rauchgasmenge, die zu einer Reduktion der Druckverluste im Kessel und den nachgeschalteten Anlagenteilen beitragen kann. 4.3 Rückgewinnung von fühlbarer und latenter Wärme im Rauchgas Abbildung 10: Erreichbare Wirkungsgrade von Biomassefeuerungen mit Rauchgaskondensationsanlagen in Abhängigkeit von der Rauchgasaustrittstemperatur aus dem Kondensator Erläuterungen: Datenquelle [1]; zur Berechnung wurde von Hackgut als Brennstoff und folgenden Randbedingungen ausgegangen: H o =20,0 MJ/kg TS; Lufttemperatur: 5,0 C, O 2 -Gehalt (bezogen auf trockenes Rauchgas): 9,4 Vol%, H-Gehalt des Brennstoffes: 6,0 Gew% d. TS; der Taupunkt bezieht sich auf den im Rauchgas enthaltenen Wasserdampf; Wirkungsgrad η = Summe der vom Kessel, dem Economiser und dem Kondensator abgegebene Wärmeenergie / zugeführte Energie durch Brennstoff (auf H u bezogen) und Luft; Wassergehaltsangaben in Gew% d. FS. 115 55 Gew% H2O im Brennstoff 110 Wirkungsgrad der Anlage h [%] 105 100 95 90 Taupunkt 35 Gew% H2O 85 80 35 55 75 95 115 135 155 175 195 Rauchgastemperatur [ C] Die effektivste Methode der Wärmerückgewinnung aus Biomassefeuerungen besteht in der Installation einer Rauchgaskondensationsanlage. In der Praxis ist die erreichbare Energierückgewinnung aus dieser Kondensationsstufe von der Menge und Temperatur der benötigten Niedertemperatur-Wärme im Fernwärmenetz abhängig. Je tiefer das Rauchgas durch den Netzrücklauf gekühlt werden kann, desto höher das Potential an rückgewinnbarer fühlbarer und bei Unterschreitung des Taupunktes insbesondere auch an latenter Wärme (siehe Abbildung 10). Bereits vorliegende Betriebsdaten aus in österreichischen Biomasseheizwerken installierten Rauchgaskondensationsanlagen zeigen, daß durchschnittlich Anlagenwirkungsgrade von rund 102% (bezogen auf den unteren Heizwert des Brennstoffes) bzw. von rund 82,5% (bezogen auf den Brennwert des Brennstoffes) erreichbar sind [1, 32]. Das Wärmerückgewinnungspotential durch Rauchgaskondensation ist somit sehr hoch. Falls aufgrund zu hoher Temperaturen des Netzrücklaufes keine Kondensationswärme des Rauchgases genutzt werden kann, ist auf jeden Fall die Rückgewinnung eines beträchtlichen Teils der fühlbaren Wärme im Rauchgas durch Verwendung eines Economisers möglich. Der Anlagenwirkungsgrad kann nur durch eine Economiserstufe laut Abbildung

Realisierung", ISBN 3-18-0913 19-3, VDI Verlag GmbH, Düsseldorf, Deutschland 19 10 auf rund 96% (bezogen auf den unteren Heizwert des Brennstoffes) angehoben werden, was einer Wirkungsgradverbesserung von rund 10% im Vergleich zu konventionellen Feuerungsanlagen ohne Wärmerückgewinnung entspricht. Ein weiterer großer Vorteil neben der Wärmerückgewinnung aus dem Rauchgas ist, daß durch die Kondensation auch eine durchaus effiziente Entstaubung des Rauchgases von 60 bis 85% (bezogen auf die Staubbeladung des Rauchgases am Eintritt zur Kondensationsanlage) erfolgt [1]. 4.4 Die Optimierung des Stromeinsatzes in Biomasseheizwerken Nach Berechnungen aus Betriebsdaten von österreichischen Biomasseheizwerken betrug der durchschnittliche spezifische Energieverbrauch im Jahre 1992 zwischen 13 und 28 kwh gesamt verbrauchter elektrischer Energie pro erzeugter MWh thermischer Energie durch die Heizanlage [1]. Der Einsatz elektrischer Energie setzt sich zusammen aus dem Stromverbrauch für Betrieb und Regelung der Feuerungsanlage (insbesondere für den Ventilatorenbetrieb und die Brennstofförderung), dem Stromverbrauch des Fernwärmenetzes (der Netzpumpen), dem Stromverbrauch der Kondensationsanlage (Entschwadungsluftventilator) und dem sonstigen Stromverbrauch (für Beleuchtung, EDV, Reparaturen). Nachdem frequenzgeregelte Netzpumpenregelungen bereits Stand der Technik sind, liegt das Haupteinsparungspotential bei der Optimierung der Ventilatorendimensionierung und Ventilatorenregelung. Eine deutliche Stromverbrauchsreduktion erscheint hier realisierbar, wenn man bedenkt, daß in einer Biomassefeuerung normalerweise 2 bis 3 Primärluftventilatoren, 2 Sekundärluftventilatoren, ein Rauchgasrezirkulationsventilator, ein Saugzugventilator und bei Betrieb einer Rauchgaskondensationsanlage auch noch 1 bis 2 Entschwadungsluftventilatoren arbeiten und diese Ventilatoren häufig noch klappen- bzw. Drallgeregelt sind. Abbildung 11 zeigt qualitativ die benötigte Antriebsleistung bei verschiedenen Ventilatorenregelsystemen in Abhängigkeit vom Volumensstrom. Hieraus ist der eindeutige Vorteil der Drehzahlregelung im gesamten Arbeitsbereich gegenüber der Drall- bzw. Drosselklappenregelung ersichtlich. Vor allem im Bereich zwischen 30 und 70% des Nennvolumenstromes ergibt sich bei Drehzahlregelung eine beträchtliche Reduzierung der Antriebsenergie insbesonders gegenüber der Drosselklappenregelung. Dies ist besonders im Hinblick auf den in Biomasseheizwerken häufig dominierenden Teillastbetrieb interessant, da sich hier durch umrüsten bestehender, konventioneller Regelsysteme auf drehzahlgesteuerte Regelungen beträchtliche Einsparungen bei den Betriebskosten erzielen lassen. Der spezifische Stromverbrauch österreichischer Biomassefernheizwerke betrug 1994 durchschnittlich 15 kwh pro MWh erzeugte Wärmeenergie. Dieser Wert kann durch Optimierung der Ventilatorenauswahl und Ventilatorenregelung auf weniger als 10 kwh/mwh reduziert werden [1, 32, 33]. Abbildung 11: Vergleich der benötigten Antriebsleistung verschiedener Systeme zur Volumenstromregelung von Ventilatoren Erläuterungen: Datenquelle: [33].

Realisierung", ISBN 3-18-0913 19-3, VDI Verlag GmbH, Düsseldorf, Deutschland 20 Antriebsleistung [% der Motornennleistung] 110 Drosselklappe 100 Drallregler 1-Stufenmotor Drallregler 2-Stufenmotor (niedrige Drehzahl) 90 Variable Drehzahl 80 70 60 50 40 30 20 10 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Volumenstrom [% des Nennvolumenstromes] Die Drehzahlregelung mit Frequenzumrichtern hat sich aus energetischen Gründen in den letzten Jahren zum Industriestandard entwickelt. Deshalb bietet sich diese Regelungsmethode für den Einsatz in neu zu errichtenden Biomassefeuerungen und auch für die Umrüstung bestehender, konventioneller Regelungen an (die Amortisationszeiten für derartige Maßnahmen liegen zwischen ein und zwei Jahren). 4.5. Optimierte Auslegung und Regelung von Fernwärmenetzen Die größten Wärmeverluste der derzeit in Österreich in Betrieb befindlichen Biomassefernheizwerke treten während des Wärmetransportes im Leitungsnetz auf. Sie lagen 1994 bei durchschnittlich 28% der vom Heizwerk ausgelieferten Wärme. Weiters beträgt der Investitionskostenanteil der Fernwärmenetze im Durchschnitt fast 50% der Gesamtinvestitionskosten der Anlage, was die Bedeutung dieser Thematik noch unterstreicht [1]. Eine korrekte Rohrdimensionierung verringert die Investitionskosten und stellt für eine Minimierung der Betriebskosten (Wärmeverlust- und Pumpkosten) eine wesentliche Grundlage dar. Durch korrekte und genaue Wärmebedarfserhebungen sowie eine EDV-gestütze Netzauslegung und Netzregelung, die auf dem derzeitigen Stand der Technik basiert, erscheint eine Reduktion der durchschnittlich auftretenden Wärmeverluste auf rund 20% (bezogen auf die vom Heizwerk ausgelieferte Wärme) realistisch.

Realisierung", ISBN 3-18-0913 19-3, VDI Verlag GmbH, Düsseldorf, Deutschland 21 4.6. Die bei der thermischen Nutzung fester Biomasse auftretenden Wirkungsgrade - Istzustand und zukünftiges Verbesserungspotential Abbildung 12 stellt die im Zuge der thermischen Biomassenutzung zu berücksichtigenden Energieeinsätze, Energieverluste und die daraus resultierenden Wirkungsgrade für die Bereiche Brennstoffaufbereitung, Konversion (Verbrennung) und Wärmetransport dar. Weiters wird, als Schlußfolgerung aus den in den Abschnitten 4.1 bis 4.5 besprochenen Möglichkeiten der energetischen Optimierung von Biomassefeuerungen das realistisch erscheinende Verbesserungspotential, das bei der Errichtung von Neuanlagen genutzt werden kann, aufgezeigt. Abbildung 12: Energieflüsse und daraus resultierende Wirkungsgrade im Zuge der thermischen Biomassenutzung - Istzustand und kurzfristig realisierbares Verbesserungspotential Erläuterungen: Datenquellen [1, 34]; Bezugsperiode 1994; der Wirkungsgrad der Brennstoffbereitstellung und der Verbrennung beziehen sich jeweils auf den durchschnittlichen unteren Heizwert von Sägenebenprodukten (Rinde, Industriehackgut, Späne mit ca. 50 Gew% d. FS Wassergehalt); Wirkungsgrad der Wärmeverteilung = an die Kunden gelieferte Wärme ab Übergabestation (=Endenergie) / produzierte Wärme im Heizwerk; der Einsatz von Fremdenergien ist ebenfalls auf den unteren Heizwert des Biomasse-Brennstoffes bezogen. Verwendete Abkürzungen: H u...unterer Heizwert; eta...wirkungsgrad. Istzustand (Basis 1994): Kurzfristig realisierbares Verbesserungspotential (Basis 1997): Die durchschnittlichen Energieverluste für Biomasseernte und Biomasseaufbereitung (Durchforstung, Fällung, Rückung, Entrindung, Hackschnitzelerzeugung), den Transport und die Lagerung (Lagerverluste) belaufen sich für österreichische Biomassefernheizwerke auf durchschnittlich 8% des