Kompetenzfördernde Kinder- und Jugendarbeit



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Transkript:

Kompetenzfördernde Kinder- und Jugendarbeit Für mehr Chancengerechtigkeit Zahlreiche Untersuchungen wie z. B. die OECD-Studie Bildung auf einen Blick belegen: In Deutschland entscheidet häufig die soziale Herkunft über den Bildungserfolg. Zum Beispiel treten zum überwiegenden Teil Kinder aus akademischen Haushalten ein Studium an. Laut einer Erhebung des Deutschen Studentenwerks besuchen von 100 Akademiker-Kindern 83 die Hochschule, während nur 23 Prozent der Kinder aus nicht-akademischen Familien ein Studium beginnen. Das Bundesministerium für Familie, Senioren und Frauen zählt vor allem Kinder und Jugendliche zwischen 12 und 14 Jahren aus sozial benachteiligten Familien sowie solche mit Migrationshintergrund zur besonderen Risikogruppe der Schulabbrecher. Insbesondere fehlende Schul- und Berufsabschlüsse sind nachweislich die Hauptgründe für Jugendarbeitslosigkeit und führen nicht selten zu Langzeitarbeitslosigkeit. Denn in keinem anderen Land ist der berufliche Erfolg von jungen Erwachsenen so stark vom Bildungsstand abhängig wie in Deutschland: Bei den 25- bis 29-Jährigen mit einem Bildungsabschluss unter dem Sekundarbereich II lag der Anteil der Arbeitslosen bei 21 Prozent und damit weit über dem OECD-Durchschnitt von 12,5 Prozent. Deswegen ist es wichtig, Kindern und Jugendlichen, unabhängig von Herkunft und sozialem Hintergrund, einen umfassenden Zugang zu Bildung zu verschaffen und ihre Fähigkeiten für eine selbstbestimmte Lebensführung zu stärken. Das nötige Rüstzeug dazu erhalten sie, wenn sie ihre individuellen Kompetenzen erkennen, diese entfalten und für sich und die eigene Entwicklung nutzen können. Kompetenzen befähigen Menschen dazu, die Anforderungen des Alltags zu bewältigen und miteinander zu kommunizieren. Sie beinhalten kognitive, emotionale, motivationale und soziale Fähigkeiten und Fertigkeiten. Wer über Kompetenzen verfügt, ist in der Lage, komplexe Anforderungen in einem bestimmten Kontext erfolgreich zu erfüllen und nutzt die dafür erforderlichen Problemlösungsstrategien und Handlungskonzepte. Die Kompetenz, erfolgreich kommunizieren zu können, beinhaltet zum Beispiel viele verschiedene Aspekte, wie etwa Sprachkenntnisse, den Umgang mit modernen Kommunikationsmitteln und die Einstellung gegenüber den jeweiligen Kommunikationspartnern. 1/5

OECD-Kriterien für Schlüsselkompetenzen Kompetenzen spielen eine Schlüsselrolle, wenn es darum geht, ein selbstbestimmtes Leben zu führen und Zukunftsperspektiven zu entwickeln. In einer Studie aus dem Jahr 2003 hat die OECD drei Kategorien von Kompetenzen definiert, die zu einem erfolgreichen Leben und gleichzeitig zu einer gut funktionierenden Gesellschaft beitragen: erstens die Kompetenz, selbstständig handeln zu können; zweitens die Fähigkeit, in sozial heterogenen Gruppen erfolgreich zu agieren und drittens das Vermögen, Instrumente der Kommunikation und des Wissens erfolgreich anzuwenden. Selbstständiges Handeln beinhaltet unter anderem, Lebenspläne entwerfen und eigene persönliche Projekte entwickeln zu können, die eigenen Rechte, Interessen, Grenzen und Bedürfnisse zu kennen und dafür einzustehen. Dies sind Elementare Fähigkeiten, um erfolgreich am Arbeitsplatz, in der Familie oder auch im politischen Leben handeln zu können. Sich in sozial heterogenen Gruppen erfolgreich zurechtzufinden, ist vor allem angesichts multikultureller Gesellschaften und fortschreitender Globalisierung eine wichtige Fähigkeit. Erfolgreich handelt hier, wer Toleranz zeigt, mit Unterschieden umgehen, Konflikte lösen und Kooperationen eingehen kann. Die Kompetenz, Hilfsmittel und Instrumente interaktiv nutzen zu können beinhaltet den erfolgreichen Umgang mit Sprache, Text und Symbolen sowie technischen Instrumenten wie Computern. Kinder und Jugendliche handlungsfähig machen Bildungsgerechtigkeit kann nicht alleine mit schulisch geprägten Maßnahmen hergestellt werden. Vielmehr ist es notwendig, einen weiter gefassten Ansatz zu verfolgen. Neben Kooperationen von Schule mit außerschulischen Einrichtungen ist die offene Kinder- und Jugendarbeit ein wichtiges Handlungsfeld. Hier ist es in viel stärkerem Maße als im schulischen Kontext möglich, eine pädagogische Arbeit umzusetzen, die den Jugendlichen einen Erwerb gerade jener Kompetenzen ermöglich, die im schulischen Kontext nicht bewertet werden. In diesem Umfeld können sie in Kreativ-, Tanz-, Medien- und Sportprojekten sowie in Beteiligungsprojekten die Erfahrung von Selbstwirksamkeit machen. Sie erkennen, dass sie etwas können und was sie können. So lernen Kinder und Jugendliche, ihr Vermögen, ihre Talente und Fähigkeiten einzuschätzen und dadurch handlungsfähig zu werden. Denn nur wer handlungsfähig ist, kann sich den vielfältigen Anforderungen des Lebens stellen. 2/5

Selbstwirksamkeit erfahren Handlungsfähig ist, wer daran glaubt, mit seinem Handeln auch etwas bewirken zu können. Psychologen sprechen von Selbstwirksamkeitserwartung. Selbstwirksamkeit (engl. self-efficacy) bezeichnet nach der Theorie des kanadischen Psychologen Albert Bandura die subjektive Überzeugung in bestimmten Situationen die angemessene Leistung erbringen zu können. Verschiedene Untersuchungen haben gezeigt, dass die Ausprägung der Selbstwirksamkeit eines Menschen einen großen Einfluss auf seine Wahrnehmung, Motivation und Leistung hat. Sind Menschen beispielsweise davon überzeugt, aufgrund eigener Kompetenzen Handlungen erfolgreich durchführen zu können, besitzen sie eine hohe Selbstwirksamkeitserwartung. Sie glauben daran, Einfluss nehmen und auch in schwierigen Situationen selbständig handeln zu können. Dementsprechend trauen sie sich schwierigere Aufgaben zu, strengen sich stärker an, investieren mehr Zeit und haben meist mehr Erfolg als Menschen mit geringerer Selbstwirksamkeitserwartung. Laut Bandura wird die Selbstwirksamkeitserwartung durch verschiedene Faktoren beeinflusst. So kann große emotionale Erregung die Selbstwirksamkeitserwartung schwächen, während gutes Zureden oder Überreden sie hingegen stärken kann. Ebenso verändert sich das Vertrauen in die eigene Selbstwirksamkeit, je nachdem, ob jemand, mit dem man sich stark identifiziert, in einer ähnlichen Situation Erfolg hat oder nicht. Doch am stärksten wirkt die Erfahrung, selbst erfolgreich gehandelt zu haben oder aber gescheitert zu sein, auf die Wirksamkeitserwartung. Menschen, die erfahren, dass ihre Handlungen die gewünschte Wirkung erzielen, vertrauen in ihre Handlungsfähigkeit und stellen sich auch schwierigen Aufgaben. Warum schulergänzende Jugendarbeit? Schule allein kann die Kompetenzförderung bei Kindern und Jugendlichen nicht leisten. Aber die in Schulen geleistete Bildungsarbeit kann in Jugendeinrichtungen sinnvoll ergänzt und vertieft werden. Jugendhäuser und -einrichtungen besitzen zudem oft den Vorteil, viel näher an der Lebenswelt von Jugendlichen zu sein. Im Rahmen von Projekten, die an ihre spezifischen Alltags- oder Erlebniswelten anknüpfen, können die Kinder und Jugendlichen leichter ihrem Handeln einen positiven Sinn zuordnen oder Erfolgserlebnisse feiern. Gruppenarbeit fördert ihr Wir-Gefühl, die Übernahme von verantwortungsvollen Aufgaben stärkt ihr Selbstwertgefühl und ihre Selbständigkeit. In Theater- oder Medienworkshops, Koch- oder Sportkursen lernen 3/5

die Kinder und Jugendlichen eher als im Schulkontext ihre eigenen Stärken und Möglichkeiten kennen, können diese ausbauen und erfahren, was sie alles können. Sie lernen beispielsweise, sich in der Gruppe zu verständigen, die eigenen Wünsche, Gedanken und Gefühle auszudrücken und eigene kleine Vorhaben umzusetzen. Die pädagogischen Fachkräfte stehen ihnen dabei unterstützend zur Seite, sie stärken die Kinder- und Jugendlichen dabei, das gewünschte Ziel zu erreichen. Auf diese Weise eignen sich die Kinder- und Jugendlichen nach und nach wichtige Schlüsselkompetenzen an. Erfolgsbeispiele kompetenzfördernder Kinder- und Jugendarbeit Eines der populärsten Projekte zur Kompetenzförderung bei Kindern und Jugendlichen ist das von Sir Simon Rattle und den Berliner Philharmonikern initiierte Education- Projekt festgehalten in dem Dokumentarfilm Rhythm Is It! : Choreograph Royston Maldoom hat 250 Berliner Kindern und Jugendlichen aus 25 Nationen beigebracht, Strawinskys Le Sacre du Printemps zu tanzen. Innerhalb von drei Monaten haben die Kinder aus sogenannten Berliner Problemschulen, die nie vorher Ballettunterricht genommen haben, das komplette Stück eingeübt und in der Arena im Berliner Stadtteil Treptow vor Publikum aufgeführt. Der Dokumentarfilm gibt wieder, welche Fortschritte die Jugendlichen im Laufe der anstrengenden Proben machen, wie ihr Selbstbewusstsein steigt und sie sich mehr und mehr zutrauen. Die Kinder entdecken, was in ihnen steckt und zu welchen Leistungen sie fähig sind. Seit 1994 können Berliner Kinder und Jugendliche kostenlos bei dem Kinder- und Jugendzirkus Cabuwazi etwa 30 artistische Disziplinen einüben. Teilnehmen können alle Kinder, ganz gleich, welchen sozialen oder kulturellen Hintergrund sie haben. Bei Cabuwazi können sie sich und ihre Talente ausprobieren, eigene Ideen in der Manege verwirklichen, Selbstbewusstsein und Verständnis für andere entwickeln so lautet der Eigenanspruch des größten Kinder- und Jugendzirkusses in Europa. Cabuwazi bietet Schulprojektwochen, Festivals, Shows und Gastspiele. Mittlerweile betreibt der Verein, der sich zum großen Teil über öffentliche Gelder und private Spenden finanziert, vier Zelte in verschiedenen Bezirken von Berlin. Für sein innovatives Konzept wurde Cabuwazi 1998 mit dem Kulturpreis des deutschen Kinderhilfswerks ausgezeichnet. Ebenfalls im Jahr 1994 hat der Boxring Eintracht Berlin das Projekt Boxen statt Gewalt gestartet. Mittlerweile trainieren jede Woche 180 Kinder, Jugendliche und 4/5

junge Erwachsene im Alter von acht bis 28 Jahren in Berlin-Hellersdorf den Boxkampf. Die meisten von ihnen haben keine deutschen Wurzeln. Jugendliche aus rund 17 Nationen werden hier von professionellen Boxtrainern ausgebildet. Sie lernen nicht nur die Techniken und Regeln des Boxsports, sondern auch Fairness, Toleranz, Disziplin, Respekt und Rücksichtnahme vor ihren Trainingspartnern. Beim Boxen können die Kinder und Jugendlichen zudem überschüssige Energie loswerden, in Turnieren und bei Meisterschaften Erfolge feiern und Selbstbewusstsein aufbauen. Die Trainer sind hierbei verlässliche Ansprechpartner und Vertrauenspersonen für die Kinder und Jugendlichen. Sie stehen in Kontakt mit Eltern, Lehrern und Sozialarbeitern. Der Boxring Eintracht Berlin feiert große Erfolge mit seinem Konzept der Nachwuchsarbeit: Viele der Boxer aus dem Hellersdorfer Verein schafften es in die Bundesliga, manch einer brachte es zum Berliner oder sogar Deutschen Meister. 5/5