Dr. Thies F. Clausen KÖLN, 04.03.2015



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Zeit lässt sich nicht wie Geld für schlechte Zeiten zur Seite legen. Die Zeit vergeht egal, ob genutzt oder ungenutzt.

Transkript:

Herausforderungen und Perspektiven bei Ausschreibungen von Windenergie Dr. Thies F. Clausen KÖLN, 04.03.2015

Wer wir sind Unabhängige Denkfabrik, 18 Experten Mission: Wie wird die Energiewende zu einer Projektdauer: 2012-2017 Finanziert mit 15 Millionen Erfolgsgeschichte? von Mercator Stiftung und European Climate Foundation (ECF) Methoden: Analysieren, diskutieren, ausarbeiten, vorschlagen 2

1. Auktionen The Energiewende Wind-Onshore a nutshell Hintergrund with a focus on the power sector

Bestimmung der Fördersätze: Von gesetzlich festgelegten Einspeisetarifen zu Auktionen Feed-in-Tariff + low risk / low cost* Power Generation in Germany + community investment - highly regulated - No cap on investment 5% Share of Renewables 25% 40-45% Transition: 2015-2018 55-60% Auctions What about the what of auctioning? + market-based system + cap on investment (2,5 GW net for wind onshore) 1990 2014 2025 2035 * for wind onshore 4

Die Frage des Preisfindungsmechanismus lässt viele zentrale Marktdesignfragen offen Offene Fragen, die nicht tangiert sind: Feed-in characteristic depending on wind turbine design - Gleitende vs. fixe Marktprämie - Förderung von kwh oder von KW - Absenkung der de-minimis-schwelle für die Direktvermarktung - Präqualifikationsbedingungen für Systemdienstleistungen Power Production (share of total output) 0,6 0,5 0,4 0,3 0,2 Starkwind (2013) Schwachwind (2023) Wahrscheinlich Themen für die nächste Legislaturperiode 0,1 Mo Tu We Th Fr Sa Su 5

Hintergrund: Festlegung des EEG 2014 zu Ausschreibungen Vorläufig 2015 2016 2017 2018 Entwurf EEG 2016? EEG 2016? EEG 2014: Die finanzielle Förderung soll für Strom aus erneuerbaren Energien bis spätestens 2017 durch Ausschreibungen ermittelt werden Unklar ist, wie in der Übergangsphase Zubau stattfinden soll: 2018 werden noch keine auktionierten Projekte ans Netz gehen, die bisherige Förderung aber ausgelaufen sein. Für Onshore-Wind-Auktionen werden keine Erfahrungen vorliegen. Insbesondere aufgrund langer Projektrealisierungszeiten bei Wind-Onshore werden die Ergebnisse der PV- Pilotausschreibungen kaum übertragbar sein. 6

Das Jahr 2014 war ein Rekordjahr für den Bruttozubau von Wind-Onshore Quelle: BMWi 2015 7

Der zukünftige Zubaubedarf liegt allerdings in ähnlichen Größenordnungen > Der Zubau ist die Summe aus gesetzlich festgelegtem Netto- Zubau und Altanlagenersatz > Die Windanlagenzahl wird allerdings nicht proportional steigen, da sich die Anlagen- Leistung gesteigert hat: - 2002: 1,4 MW - 2014: 2,7 MW Quelle: BMWi 2015 8

1. Akteursvielfalt The Energiewende und Akzeptanz in a nutshell with a focus on the power sector

Akteursvielfalt Worum geht s? > EEG 2014: Bei der Umstellung auf Ausschreibungen soll die Akteursvielfalt bei der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien erhalten bleiben. > Was ist Akteursvielfalt? BMWi 2015: Bei der Analyse wird deutlich, dass die Akteursstruktu aufgrund der Kleinteiligkeit des Marktes und fehlender belastbarerer Quellen vornehmlich qualitatitativ beschrieben werden kann. > Kleinere Akteure befürchten, dass durch Auktionen Risiken steigen: - Zuschlagsrisiko - Förderhöhenrisiko 10

Bestand und Zubau von Wind-Onshore-Kapazität sind kleinteilig Verteilung der Anlagenzahl von Windparks Quelle: BMWi 2015 Bestand Zubau 2012-14 11

Risiken entstehen durch Auktionen in Verbindung mit aufwändiger Projektentwicklung Auch bei Einzelanlagen könnten Kosten im sechsstelligen Bereich anfallen, bevor ein Zuschlag erteilt wird. Dies könnte die Bereitschaft dämpfen, Einzelprojekte zu realisieren. Quelle: BMWi 2015 Kosten bis hierher: 100k /MW 12

Wie groß die Risiken sind, ist stark ausgestaltungsabhängig Je früher die Zuschlagserteilung, desto geringer die Risiken Problem: Realisierungsquoten können sinken, Mengensteuerung problematisch. Gibt es eine De-Minimis-Regelung? - Die Beihilfeleitlinien lassen das zu (bis zu 36 MW?) (126) From 1 January 2017, Aid is granted in a competitive bidding process (127) Aid may be granted without a competitive bidding process to installations with an installed electricity capacity of less than 1 MW, for electricity from wind energy an installed electricity capacity of up to 6 MW or 6 generation units. - Entscheidungskriterium aus ökonomischer Perspektive: Haben wir es mit problematischen Markteintrittsbarrieren zu tun oder mit der erwünschten Herausbildung effizienter Unternehmensgrößen (effizientere Verarbeitung fundamentaler Risiken durch Portfolioeffekte)? - Eine de-minimis-regelung birgt Risiken (Abgrenzung, Umgehungsmöglichkeiten) 13

Flächenverfügbarkeit ist ein kritischer und teils akzeptangetriebener Faktor des Wind-Zubaus > Auktionen sind nur dann sinnvoll, wenn ausreichend Angebot in Relation zur Nachfrage besteht. > Treiber des Angebots von Wind-Onshore-Projekten sind - Akzeptanz vor Ort - Entscheidungen von Planungsträgern in Ländern und Regionen (z.t. akzeptanzgetrieben) > Daraus erwachsen Risiken, die sich schlimmstenfalls ähnlich auswirken könnten wie im Bereich des Übertragungsnetzausbaus heute: - Protest gegen Windenergieanlagen - Politischer Widerstand (z.b. über pauschale Abstandsregelungen wie die 10 x Anlagenhöhe-Regelun 14

Pauschale Abstandsregelungen können Flächenpotentiale erheblich verringern > Insbesondere in dichter besiedelten Regionen können Abstandsregelungen einen faktischen Ausbaustop bedeuten. Quelle: BMWi 2015 15

Akzeptanz Worum geht s? > Die Internalisierung der Externalität Klimawandel induziert neue Externalitäten im Bereich Infrastruktur (Wind-Onshore, Netze) > Diese treffen die Bürger sehr asymmetrisch: Hier liegt ein weder zu bagatellisierendes, noch abzuwertendes (-> NIMBY) Gerechtigkeitsproblem. > Gerechter Interessensausgleich muss zielgerichtet erfolgen. Die Privilegierung einzelner, auch kleiner Akteure adressiert das Gerechtigkeitsproblem nicht zielgerichtet. > Interessen kleinerer Investoren sind nicht mit dem Interesse an gerechtem Ausgleich zu verwechseln. > Wettbewerb um die Ressource Akzeptanz (Stakeholder-Management) sollte erhalten bleiben > Möglicherweise ist eine Stärkung staatlich organisierten Ausgleichs erforderlich. 16

ora Energiewende senstraße 2 178 Berlin T +49 (0)30 284 49 01-00 F +49 (0)30 284 49 01-29 www.agora-energiewende.de Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Questions or Comments? Feel free to contact me thies.clausen@agora-energiewende.d Agora Energiewende is a joint initiativ of the Mercator Foundation an the European Climate Foundation