Das Erdbeben-Risiko Nicolas Deichmann, Donat Fäh, Domenico Giardini Schweizerischer Erdbebendienst, ETH-Zürich Markus Weidmann, Büro für Erdwissenschaftliche Öffentlichkeitsarbeit, Chur 1 Faktenblatt zum Thema «Erdbeben im Kanton Zürich» der Gebäudeversicherung Kanton Zürich (GVZ) Zweite überarbeitete Ausgabe / November 2003
Das Erdbebenrisiko: Übersicht Risiko = Gefährdung Werte. Das heisst: Das Erdbebenrisiko setzt sich zusammen aus der, dem Umfang der betroffenen «Werte» sowie deren. Erdbebenrisiko Das Erdbebenrisiko setzt sich aus drei Faktoren zusammen:, betroffene Werte und. Beim Erdbebenrisiko geht es also nicht nur darum, wie häufig schadenverursachende Erdbeben auftreten, sondern auch um die Frage, welche Werte von diesen Beben betroffen werden und wie erdbebenverletzbar bzw. erdbebensicher diese Werte sind. Angaben zum Erdbebenrisiko beziehen sich immer auf ein gewisses Gebiet G (Stadt, Region, Kanton, Land, usw.) Erdbebenrisiko mit welcher Wahrscheinlichkeit tritt im Gebiet G ein schadenverursachendes Beben B auf? Wie umfangreich, wie «wertvoll» sind die Werte, welche im Gebiet G vom Beben B betroffen bzw. erfasst werden können (Anzahl Einwohner, Anzahl Bauwerke, usw.)? Wie anfällig, wie erdbebenverletzbar bzw. erdbebensicher sind die betroffenen Werte im Gebiet G auf die direkten und indirekten Auswirkungen von Erdbeben? 2 Beispiele für Erdbebenverletzbarkeit: Verletzbare Bauwerke wurden nicht oder nur nach veralteten Erdbeben-Baunormen erstellt, bestehen aus ungünstigen Baumaterialien und/ oder stehen auf Untergrund mit schlechtem Erdbebenverhalten. Eine verletzbare Wirtschaft wird bereits von einem schwä- cheren Erdbeben beeinträchtigt oder sogar lahmgelegt und braucht relativ lange, um sich von den Folgen (Betriebsausfälle, Schäden an der Infrastruktur) zu erholen. Eine verletzbare Gesellschaft ist nicht darauf vorbereitet, während und nach einem Erdbeben rasch und richtig zu reagieren.
das zu erwartende Schadenausmass zu erwartendes Schadenausmass Die Kombination der beiden Faktoren «Umfang der betroffenen Werte und «Erdbebenverletzbarkeit dieser Werte» bezeichnet man als «zu erwartendes Schadenausmass». zu erwartendes Schadenausmass In welchem Ausmass kann das Beben B im Gebiet G zu direkten und indirekten Schäden führen? mit welcher Wahrscheinlichkeit tritt im Gebiet G ein schadenverursachendes Beben B auf? Wie umfangreich, wie «wertvoll» sind die Werte, welche im Gebiet G vom Beben B betroffen bzw. erfasst werden können (Anzahl Einwohner, Anzahl Bauwerke, usw.)? Wie anfällig, wie erdbebenverletzbar bzw. erdbebensicher sind die betroffenen Werte im Gebiet G auf die direkten und indirekten Auswirkungen von Erdbeben? 3
Grosses Erdbebenrisiko Grundsätzlich gilt: Je höher der Industrialisierungsgrad einer Gesellschaft, desto grösser ihr Erdbebenrisiko. Das Erdbebenrisiko ist in einem Gebiet G dann gross, wenn gleichzeitig folgende drei Faktoren zutreffen: die im Gebiet G ist gross die Werte, welche von einem Beben be- troffen werden können, sind umfangreich die Werte sind erdbebenverletzbar. Beispiele für solche Gebiete: Los Angeles, San Francisco, Istanbul, Tokio grosses Erdbebenrisiko Grosse Stärkere Erdbeben, welche Schäden verursachen können, ereignen sich im fraglichen Gebiet G relativ häufig oder anders gesagt: die Wahrscheinlichkeit, dass ein starkes, schadenverursachendes Beben eintritt, ist gross viele Grosse Wertkonzentration, grosse Bevölkerungsdichte (zb Grossstadt) grosse (bzw. geringe Erdbebensicherheit) dieser Werte. Beispiele: in Los Angeles mittel bis gross; in Istanbul gross bis sehr gross 4
Geringes Erdbebenrisiko Das Erdbebenrisiko einer Gesellschaft ist zu einem wesentlichen Teil von der Erdbebenverletzbarkeit beziehungsweise Erdbebensicherheit ihrer Bauwerke abhängig. Beispiel für ein Gebiet mit geringem Erdbebenrisiko: Zentral-Grönland geringes Erdbebenrisiko geringe Stärkere Erdbeben, welche Schäden verursachen können, ereignen sich selten wenige Geringe Wertkonzentration, geringe Bevölkerungsdichte geringe bis mittlere die betroffenen Werte sind kaum erdbebenverletzbar 5
Das Erdbebenrisiko verringern Es gibt nur eine realistische Möglichkeit zur Verringerung des Erdbebenrisikos: mit angemessenen und finanzierbaren Massnahmen die Erdbeben- reduzieren. Erdbebenrisiko die lässt sich nicht verringern denn wir können die Entstehung von Erdbeben und damit auch ihre Auftretenswahrscheinlichkeit nicht beeinflussen. können nur theoretisch verringert werden - indem man beispielsweise Menschen und Industrie in ein anderes Gebiet umsiedelt Die kann verringert werden: neue Bauwerke erdbebensicher erstellen bestehende Bauwerke auf ihre Erdbebensicherheit untersuchen, falls nötig verbessern die Funktionstüchtigkeit und Effizienz der Katastrophenhilfe sicherstellen wissen, wie man sich während und nach einem Erdbeben verhalten soll. 6
Kontakte weiterführende Literatur Impressum Gebäudeversicherung Kanton Zürich (GVZ) Thurgauerstrasse 56 Zürich-Seebach Briefadresse: Postfach, 8050 Zürich Telefon: 01 308 21 11 Fa: 01 303 11 20 email: info@gvz.ch Internet: www.gvz.ch Markus Weidmann: Erdbeben in der Schweiz. In Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Erdbebendienst. Verlag Desertina, Chur, Schweiz, 2002. ISBN 3-85637-271-7 Die WebSite zum Buch: www.bebende.ch Deichmann, N. 1), Fäh, D. 1), Giardini, D. 1), Weidmann, M. 2) : Das Erdbebenrisiko. Faktenblatt zum Thema «Erdbeben im Kanton Zürich» der Gebäudeversicherung Kanton Zürich. 2. überarbeitete Ausgabe. GVA Graubünden / GVZ, 2003. 1) Schweizerischer Erdbebendienst, ETH-Zürich 2) Büro für Erdwissenschaftliche Öffentlichkeitsarbeit, Chur Schweizerischer Erdbebendienst (SED) ETH Hönggerberg 8093 Zürich Tel. 01 633 44 55 Fa 01 633 10 65 Internet: www.seismo.ethz.ch PDF-download von der WebSite der GVZ (www.gvz.ch) Markus Weidmann Dipl. Natw. ETH (Geologe) Büro für Erdwissenschaftliche Öffentlichkeitsarbeit Goldgasse 3, 7000 Chur 078 719 67 39 email: markus.weidmann@bluewin.ch 7