Marktorientierte Unternehmensführung in der Schweiz:

Ähnliche Dokumente
Marktorientierte Unternehmensführung

Kommission Digitale Medien der Deutschen Fachpresse. Blitz-Umfrage Thema: Social Media in Fachverlagen

Was sind Jahres- und Zielvereinbarungsgespräche?

Wahrnehmung der Internetnutzung in Deutschland

INNOVATIONEN UND QUALIFIZIERUNG WAS SAGEN BETRIEBSRÄTE?

Ergebnisse: Online- Fundraising Studie 2011 von Thomas Seidl & Altruja GmbH

Die wichtigsten Werkzeuge, um UNTERNEHMENSKULTUR BEWUSST zu gestalten.

Kundenorientierung ist wichtigster Wachstumstreiber in Europa

PRÜFBERICHT ERSTELLT FÜR:

Management Summary. Was macht Führung zukunftsfähig? Stuttgart, den 21. April 2016

Ergebnisse des 1. Väter-Barometers

Umfrage Aktuell Neukundengewinnung und Lead Management in mittelständischen Unternehmen: Status quo, Chancen und Potentiale.

Erfolgsfaktor Work-Life Balance? Ein Vergleich verschiedener Personengruppen

AGROPLUS Buchhaltung. Daten-Server und Sicherheitskopie. Version vom b

SWOT Analyse zur Unterstützung des Projektmonitorings

WERKZEUG KUNDENGRUPPEN BILDEN

Input zur Diskussion Alumnimanagement Strategientwicklung, Vernetzung und Dauerhaftigkeit

Befragt wurden Personen zwischen 14 und 75 Jahren von August bis September Einstellung zur Organ- und Gewebespende (Passive Akzeptanz)

Würfelt man dabei je genau 10 - mal eine 1, 2, 3, 4, 5 und 6, so beträgt die Anzahl. der verschiedenen Reihenfolgen, in denen man dies tun kann, 60!.

Kommunikations- und Servicetrends im GKV-Markt Eine qualitative Entscheider-Befragung

SPECTRA ist ein Full Service Institut, das das gesamte Spektrum der klassischen Markt- und Meinungsforschung anbietet.

Sei dabei und schau nicht nur zu! -Freiwillige an die Schulen

Word 2010 Schnellbausteine

Branchenkultur Assekuranz: Der unsichtbare Motor des Erfolges?

GUARDEAN CM Trend Monitor Die Ergebnisse im Überblick

Bilder bearbeiten. 1 Einleitung. Lernziele. Bilder positionieren und anpassen. Bilder bearbeiten Lerndauer. 4 Minuten.

Benchmarkbericht zum Wettbewerb Deutschlands Kundenchampions 2011

Anleitung über den Umgang mit Schildern

Welches sind die wichtigsten Aufgaben des Strategischen Projektmanagements? Die Aufgaben des Strategischen Projektmanagements sind wie folgt:

Resultate GfS-Umfrage November Wie bekannt ist das Phänomen Illettrismus bei der Schweizer Bevölkerung?

Key Findings der Studie zur Nachfolgeregelung bei Schweizer Grossunternehmen

Erfahrungen mit Hartz IV- Empfängern

Andersen & Partners Finanzplanung. Vernetzte Beratung für langjährigen Erfolg. A N D E R S E N & P A R T N E R S. value beyond financial advice

Großbeerener Spielplatzpaten

Gehen Sie Ihren Weg zielgenau! Existenzgründung Unternehmenskauf Nachfolge - Expansion Neuausrichtung

ONLINE-AKADEMIE. "Diplomierter NLP Anwender für Schule und Unterricht" Ziele

Betriebs-Check Gesundheit

PR OFESSIONELL VERKAUFEN. Mit dem St. Galler Verkaufs-Prozess Vertriebserfolge steigern

EMPLOYER BRANDING IM MITTELSTAND EINE BESTANDSAUFNAHME IN OBERFRANKEN. Forschungsergebnisse der Masterarbeit Lena Kniebaum

Bernadette Büsgen HR-Consulting

Personalentwicklung. Umfrage zur Personalentwicklung. Februar Cisar - consulting and solutions GmbH. In Zusammenarbeit mit

Lehrer: Einschreibemethoden

Anleitung Scharbefragung

Das Unternehmens- Cockpit Die zehn wichtigsten Kennzahlen zum Strategie-Controlling

DAS TEAM MANAGEMENT PROFIL IM ÜBERBLICK. Sie arbeiten im Team und wollen besser werden. Das erreichen Sie nur gemeinsam.

Kundenbefragung Informationen Resultate Analysen Massnahmen

Social Communities Nürnberg, den 27. April 2009

Umfrage: Mediation im Profifußball

KRISE. Auch ein schwerer Weg beginnt immer mit dem ersten Schritt. Besser mit einem starken Partner. argenus

nexum strategy ag Stampfenbachstrasse 117 CH-8006 Zürich SMC

Unternehmensleitbild. Vision Mission Werte Spielregeln

Seminar für Führungskräfte

Von zufriedenen zu treuen Kunden

Microsoft (Dynamics) CRM 2020: Wie verändern sich Markt, Eco-System und Anwendungsszenarien nach Cloud & Co?

Horizonterweiterung des Beraters zum Nutzen für Gründer und Nachfolger

Mobile Intranet in Unternehmen

Manager. von Peter Pfeifer, Waltraud Pfeifer, Burkhard Münchhagen. Spielanleitung

Wie mobil ist Deutschland wirklich? Unterföhring, Mai 2016 SevenOne Media

Forderungsausfälle - Ergebnisse einer repräsentativen Studie von Forsa - September 2009

Politikverständnis und Wahlalter. Ergebnisse einer Studie mit Schülern und Studienanfängern

Fit & Sexy für erfolgreiche Kundenakquisition?

Insiderwissen Hintergrund

Deutliche Mehrheit der Bevölkerung für aktive Sterbehilfe

Prof. Dr. Förderreuther. Donnerstag, 21. März 2002

Ergebnisse der AIKA Trendumfrage. Januar 2015

Unternehmensführung in der Krise

Repräsentative Umfrage zur Beratungsqualität im deutschen Einzelhandel (Auszug)

Lineargleichungssysteme: Additions-/ Subtraktionsverfahren

Umfrage Bedeutung von Innovationen und gesellschaftliche Relevanz

STLB-Bau Kundenmanager

PRODUKTE DER STRATEGIEENTWICKLUNG ERFOLGREICHE POSITIONIERUNG IM WETTBEWERB ENTWICKELN

Business Model Canvas

90% 10% Empowering Digital Banks STATUS DIGITALER BANKENSTRATEGIEN WETTBEWERBSVORTEILE SIND WEITER MÖGLICH. Expertenbefragung Digital Banking 2015

HR-Herausforderungen meistern

Glaube an die Existenz von Regeln für Vergleiche und Kenntnis der Regeln

Wichtiges Thema: Ihre private Rente und der viel zu wenig beachtete - Rentenfaktor

Erfolgsfaktoren in der Pensionspferdehaltung. Praxisorientierte Kundenzufriedenheitsanalysen für Pferdepensionsbetriebe

ERGEBNISBAND CRM QUICK CHECK

STRATEGISCHE PERSONALPLANUNG FÜR KLEINE UND MITTLERE UNTERNEHMEN. Fachtagung CHANGE Papenburg Kathrin Großheim

Statement. Dr. Jens Sträter zeb/rolfes.schierenbeck.associates

Auswertung KundInnenbefragung

FlexWork-Phasenmodell: Befragung von Schweizer Unternehmen und Verwaltungen zur örtlichen und zeitlichen Arbeitsflexibilität

Social Media 2011: Top-Entscheider im Experteninterview

ZART KEIMT DIE HOFFNUNG FÜR 2005

Übersicht Beratungsleistungen

BEVÖLKERUNGS- UND UNTERNEHMERBEFRAGUNG»VERMÖGENSTEUER UND EIGENTUM«

Wirtschaftsstruktur Allschwil 2003

Potenzielle Kunden: Wer könnte Interesse an meiner Leistung haben? Ich konzentriere mich auf:

Bundesversicherungsamt

Kundenzufriedenheit in der Wasserwirtschaft

Was meinen die Leute eigentlich mit: Grexit?

Umfrage Mitarbeiterkapazitäten für das BCM 2010 der bcm news Mai 2010 Ergebnisse der bcm news Umfrage Mitarbeiterkapazitäten für das BCM 2010

Vertriebsmitarbeiter (m/w) für einen IT-Dienstleister im Raum Düsseldorf

Leisten Sie sich Das Gute Gefühl!

Was ist Journalismus? Basis-Stilform: Die Nachricht. Metall. Macht. Medien. Eine Plattform der IG Metall Jugend

Entrepreneur. Der Aufbruch in eine neue Unternehmenskultur

SMS/ MMS Multimedia Center

Erläuterungen zur Untervergabe von Instandhaltungsfunktionen

FAMILIENSTAND ALLEINERZIEHENDE MÜTTER

Transkript:

unterstützt Forschung Marktorientierte Unternehmensführung in der Schweiz: Mythos und Realität Resultate der ersten Schweizer Studie zur Marktorientierung von mittleren und grossen Unternehmen

2

Einführung Marktorientierung wird von vielen Experten als einer der zentralen Erfolgsfaktoren betrachtet. Trotzdem fehlten in der Schweiz im Vergleich zum anglo-amerikanischen Sprachraum oder zu Deutschland bisher umfassende Studien, die den Erfolg marktorientierter Unternehmungen untersuchten. Diese erste Schweizer Studie hatte folgende Fragen zu beantworten: Welche Faktoren bestimmen das Ausmass der Marktorientierung einer Unternehmung? elcher Zusammenhang besteht zwischen der Marktorientierung einer Unternehmung W und des Unternehmenserfolgs? Wo liegen die Verbesserungspotenziale für Schweizer Unternehmen? Steckbrief der Studie: chriftliche Befragung von Unternehmungen der deutschsprachigen Schweiz, S mit mindestens 10 Mitarbeitern Stichprobe: 2500 Unternehmungen, Rücklauf: 303 Unternehmen (12,3%) Gesprächspartner: Geschäftsführer, Marketingleiter Konzeptualisierung von Gray (1998) als Basis des Strukturgleichungsmodells* urchführung zusammen mit Prof. Dr. R. Kühn, Beirat der Input UnternehmensD und Marketingberatung AG * Chi-square (11) = 19.857; p =.05; GFI = 0.98; RMSEA p = 0,05; wobei Grenzwerte GFI > 0.95, RMSEA p < 0.05 3

Management Summary Die Resultate der Schweizer Studie zur Marktorientierung sind erstaunlich: 4 In der Praxis existiert kein klares Verständnis, was Marktorientierung bedeutet. Schweizer Unternehmen überschätzen ihre eigene Marktorientierung deutlich. Marktorientierte Unternehmen sind erfolgreicher als nicht-marktorientierte. Marktorientierte Unternehmen sind erfolgreicher, weil sie konsequent den Markterfolg anstreben. Schweizer Unternehmen sind nicht ausreichend marktorientiert. Unternehmen weisen bei wichtigen Faktoren Verbesserungspotenziale auf.

In der Praxis existiert kein klares Verständnis, wodurch sich marktorientierte Firmen auszeichnen Ausrichtung Eine aktuelle Meta-Analyse zur Marktorientierung, welche 56 Studien in 28 Ländern umfasst, zeigte, dass sich besonders marktorientierte Firmen durch 6 Grundfähigkeiten auszeichnen, die sich in der Schweizer Studie durchwegs bestätigen liessen. Kundenorientierung Inhalte Kundenservice als Bestandteil der Strategie betrachten Sich dem Kunden verpflichtet fühlen Ständig Lösungen anstreben, die den Kunden Nutzen stiften Kundenzufriedenheit als oberstes Prinzip Konkurrenzorientierung Funktionenübergreifende Koordination Regelmässige Verfolgung der Konkurrenzaktivitäten Konkurrenzinformationen in die Marktforschung integrieren Hoher Stellenwert der Wettbewerbsstrategie in der Ausrichtung des Unternehmens Marketinginformationen mit allen Funktionsbereichen teilen bereichsübergreifend diskutieren Kundenbedürfnisse als Leitidee in allen Funktionsbereichen Alle Funktionsbereiche arbeiten bei der Strategieentwicklung mit Marktentwicklungen Reaktionsfähigkeit Strategische Gewinnorientierung Marketingintegration und preispolitische Aktivitäten der Konkurrenz schnell wahrnehmen und darauf reagieren Veränderte Kundenbedürfnisse schnell aufspüren und sich danach richten I n der Lage sein, die Profitabilität der Produkte, Kunden und Kanäle bestimmen zu können und sich danach auszurichten Marktbearbeitung unter Profitabilitätsaspekten bestimmen Management verfolgt ehrgeizige Ziele (auch in einem harten Umfeld) Der Leiter Marketing ist in der Geschäftsleitung vertreten strategischen Entscheiden fliessen Überlegungen aus der Marketingabteilung ein Bei 5

Marktorientierte Unternehmen sind erfolgreicher tief 1 hoch 2 3 4 5 Kundenorientierung Konkurrenzorientierung Funkt. Koordination Reaktionsfähigkeit Gewinnorientierung Marketingintegration Unternehmenserfolg Marktorientierte Unternehme (Top Drittel) Nicht-marktorientierte Unternehmen (Flop Drittel) Signifikanzniveau: höchst signifikant (< 0.001) 6 Marktorientierte Unternehmen unterscheiden sich höchst signifikant bezüglich aller Faktoren der Marktorientierung des Unternehmenserfolges unterscheiden sich nicht signifikant bezüglich Wirtschaftssektoren Unternehmensgrössen Marktorientierung erklärt 35 % der Varianz des Unternehmenserfolg. Sie gehört damit zu den zwei bis drei wichtigsten Erklärungsgründen erfolgreicher Unternehmen, unabhängig von Wirtschaftssektor, Unternehmensgrösse und wirtschaftlichem Umfeld.

Schweizer Unternehmen sind durchschnittlich marktorientiert, überschätzen sich aber systematisch 6 Die eigene Überschätzung birgt die Gefahr einer gewissen Selbstzufriedenheit. Besonders erfolgreiche Unternehmen unterscheiden sich von den durchschnittlichen gerade weil sie exzellent marktorientiert geführt werden. 5 5 4.5 4 3 Selbsteinschätzung Modellberechnung Differenz Marktorientierung auf einer Schulnotenskala (6 beste, 1 schlechteste Note) 7

Marktorientierte Unternehmen sind in vielerlei Hinsicht erfolgreicher Besonders marktorientiert geführte Firmen weisen einen hohen Unternehmenserfolg auf, weil sie in vielerlei Hinsicht Markterfolg anstreben. Marktorientierte Unternehmensführung 8 Markterfolg Unternehmenserfolg, hier: Hohe Wettbewerbsvorteile Erfolgreiche Innovationen Gewinnziel tiftung überlegenen S Kundennutzens Umsatzwachstumziel Marktanteilziel ohe Qualität von Produkten H und Dienstleistungen L angfristige Wettbewerbsfähigkeit Starke Kundenbindung Risikostreuung

Unternehmen weisen bei wichtigen Faktoren Verbesserungspotenziale auf 0.8 Auswirkung auf Marktorientierung (Kovarianz) Gewinnorientierung (3.5, 0.65) Funktionen übergreifende Koordination (3.5, 0.49) Kundenorientierung (4.2, 0.64) Steuerung des Unternehmenswirkens mittels überdurchschnittlich guter Daten über sämtliche Absatzaktivitäten und Verfolgung ehrgeiziger Gesamtperformanceziele Reaktionfähigkeit (3.8, 0.58) Ausbau der Agilität: Fähigkeit, rasch auf Marktveränderungen zu reagieren und die eigene Organisation (ständig) neu auszurichten 0.5 Etablierung der Marktorientierung als Denkhaltung und Ausrichtung aller Funktionen auf den Markt Konkurrenzorientierung (3.2, 0.46) Marktetingintegration (4.4, 0.2) 0.2 3 4 Durchschnittliche Ausprägung (5er Skala) 5 Insbesondere bei Faktoren, die einen hohen Einfluss auf die Marktorientierung haben und die schlecht ausgeprägt sind (Quadrant oben links), existieren Felder mit unausgeschöpftem Potenzial, das es auszubauen gilt. Hingegen scheinen sich weitere Investitonen in die bisher verfolgte Marketingintegration kaum zu lohnen. 9

Fazit Studie und Modell erlauben es uns, die Eigenschaften von erfolgreich marktorientiert handelnden Unternehmen zu benennen: Sie verfügen über ein überdurchschnittliches Verständnis ihrer Kunden: Sie kennen deren aktuellen und zukünftigen Bedürfnisse genau und besitzen die Fähigkeit, diese Bedürfnisse besser zu befriedigen als die Konkurrenz. Marktorientierte Firmen zeichnen sich durch eine besondere Agilität aus: Sie verfügen über die Fähigkeit, rasch auf Marktveränderungen zu reagieren. Eine Kompetenz, die in zunehmend dynamischen Märkten wichtiger werden wird. Darüber hinaus hat die Funktion des Marketings eine hohe Bedeutung in diesen Firmen: Der Marketingleiter ist ein «echter» Chief Marketing Officer mit entsprechender Geschäftsleitungsfunktion sowie Businessverantwortung und stellt ständig sicher, dass Marktorientierung auch in allen anderen Abteilungen die zentrale Philosophie ist. Und letztlich wissen marktorientiert geführte Firmen genau was sie tun: Ihr Tun steuern sie mit qualitativ überdurchschnittlich guten Daten über sämtliche ihrer Absatzaktivitäten und verfolgen dabei ehrgeizige Gesamtperformanceziele. Schweizer Unternehmen haben hierbei noch deutliches Verbesserungspotenzial, das sie nicht voll ausschöpfen, weil sie Anzeichen einer gewissen Selbstzufriedenheit aufweisen. 10

11

Ihre Ansprechpartner bei Input für das Thema Marktorientierung Weidweg 58 CH-3032 Hinterkappelen/Bern Telefon +41 31 901 24 44 Fax +41 31 901 05 66 be@input-ag.ch www.input-ag.ch Cäcilienstrasse 3 CH-8032 Zürich Telefon +41 44 253 67 17 Fax +41 44 253 67 18 zh@input-ag.ch www.input-ag.ch Patrick Pfäffli CEO und Partner p.pfaeffli@input-ag.ch 044 253 67 17 Dr. Micha Trachsel Senior Berater m.trachsel@input-ag.ch 031 901 24 44