Datenschutz in der Jugendhilfe



Ähnliche Dokumente
Vernetzung und Datenschutz im Rahmen von Case Management in der Sozialen Arbeit (z.b. Kinderschutz)

Übersicht über die Übermittlungstatbestände des SGB X

Datenschutz und Kinderschutz - Einheit oder Gegensatz?

Schutz der Sozialdaten

Jahrestagung Schulsozialarbeit Baden-Württemberg

Datenschutz (Info-Veranstaltung f. Administratoren) H. Löbner Der Datenschutzbeauftragte. Was heißt denn hier Datenschutz?

Kinderschutz und Datenschutz

Datenschutz und Schule

Aufbewahrung von erweiterten Führungszeugnissen. Von Antje Steinbüchel, LVR-Landesjugendamt Rheinland

Übersicht über den Sozialdatenschutz nach seiner Neuregelung (Stand: )

4. Qualitätssicherungskonferenz des Gemeinsamen Bundesausschusses am 27. September 2012 in Berlin

Datenschutz versus Kinderschutz (Aus-) Wege aus dem Dilemma

vom 15. Januar 1991 (ABl S. 36), geändert durch Verordnung vom 17. Januar 1995 (ABl. S. 41) Inhaltsverzeichnis

Löschung oder Archivierung? Rechtliche Aspekte bei der Übernahme personenbezogener Daten

IMMANUEL DIAKONIE. Datenschutz Grundsätzlich ist verboten, was nicht ausdrücklich erlaubt ist.

Jörg Datenschutz in der BRD. Jörg. Einführung. Datenschutz. heute. Zusammenfassung. Praxis. Denitionen Verarbeitungsphasen

Verpflichtung auf das Datengeheimnis

Mustervorlage Verpflichtung auf das Datengeheimnis - Stand: 1. März

Nutzung dieser Internetseite

Checkliste zur Erfüllung der Informationspflichten bei Datenerhebung

Gesetzliche Grundlagen des Datenschutzes

Verband Bildung und Erziehung Landesbezirk Südbanden. Datenschutz, Sorgerecht und Schulanmeldung

Guter Datenschutz schafft Vertrauen

II 1 Verantwortung der Leitung II 1.13 Datenschutzkonzept. Gültigkeitsbereich Verantwortlich Team

Betriebliche Sicherheitsvorschriften für Dienstleister isd DSG 2000

Nutzung von Kundendaten

Datenschutz und Schweigepflicht - ein Thema in der Drogenberatung - Auch Suchtkranke wollen gute Eltern sein 7. März 2013 Unna

Anmeldung für ein Ehrenamt in der Flüchtlingsbetreuung

für gutes Programm. Datenschutz für Rundfunkteilnehmer/innen-Daten

Datenschutz im Jobcenter. Ihre Rechte als Antragsteller

Einführung in die Datenerfassung und in den Datenschutz

Quelle: Kirchliches Amtsblatt 2005 / Stück 10

Datenschutz der große Bruder der IT-Sicherheit

Seite 1 von 7. Anlage 1. Erstes Anschreiben an den/die Beschäftigte/ -n. Frau/Herrn Vorname Name Straße PLZ Ort

Verordnung zum Schutz von Patientendaten in kirchlichen Krankenhäusern, Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen (DSVO-KH)

Netzwerk Kinderschutz. Workshop zum Datenschutz HERZLICH WILLKOMMEN!!

LVR-Landesjugendamt. 3.3 Sozialdatenschutz in Institutionen

13 Verpflichtungsklage Prüfungsschema

Merkblatt zur Verpflichtung auf das Datengeheimnis nach 6 Abs. 2 Sächsisches Datenschutzgesetz

Übermittlungsbefugnisse im Sozialdatenschutz (k)ein Problem für die Praxis?

Promotionsprotokoll. Name, Vorname. Betreuer. Thema der Promotion. Beginn der Promotion. Voraussichtliches Ende der Promotion

Datenschutz ist Persönlichkeitsschutz

Sozialdatenschutz in der freien Jugendhilfe in der katholischen Kirche

Bestandskauf und Datenschutz?

Datenschutz und Geheimhaltungsvereinbarung (NDA) der FLUXS GmbH

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Datenschutz in der Arztpraxis

Weil der Informationsbedarf in Staat und Gesellschaft enorm gewachsen ist, hat sich die automatisierte Datenverarbeitung längst zu einer Art

Bayerisches Landesamt für Datenschutzaufsicht in der Regierung von Mittelfranken

Vereinbarung zur Sicherstellung des Schutzauftrages bei Kindeswohlgefährdung gem. 8a SGB VIII

Datenschutz im Kinderschutz

- durch die Pax-Familienfürsorge Krankenversicherung AG im Raum der Kirchen selbst (unter 2.1.),

Einführung in die Datenerfassung und in den Datenschutz

X. Datenvermeidung und Datensparsamkeit nach 3a BDSG

Rösler-Goy: Datenschutz für das Liegenschaftskataster 1

Inhalt. Einführung in das Gesellschaftsrecht

IHR PATIENTENDOSSIER IHRE RECHTE

Die beiden Seiten der Medaille beim -Marketing

Stammtisch Recklinghausen. Datenschutz gestern heute - morgen. Mark Spangenberg mark.spangenberg@googl .com

Datenschutz in der Jugendhilfe

Meine Daten. Mein Recht

Literatur. Richter/Lenders, PA-Recht 2013, S. 17 ff.

Datenschutzrecht. Informations- und Kommunikationsrecht HS PD Dr. Simon Schlauri, Rechtsanwalt. Datenschutzrecht

Datenschutzgerechtes E-Learning

Datenschutz im Projekt- und Qualitätsmanagement Umfeld

Datenschutz in der öffentlichen Jugendgerichtshilfe

Welche Vorteile bietet die Anmeldung eines Kindes mit dem kita finder+?

Datenschutz an der Schnittstelle zwischen Schule und Jugendhilfe

Risikoabschätzung bei Kindeswohlgefährdung anhand des Falls von Kevin K. unter Berücksichtigung von 8a und 42 SGB VIII

-Seminar: Datenschutz an Schulen

Prof. Peter-Christian Kunkel Fachhochschule Kehl Hochschule für öffentliche Verwaltung

Drei Fragen zum Datenschutz im. Nico Reiners

REGATTA.yellow8.com OESV-Edition

Befragung zum Migrationshintergrund

Grundlagen des Datenschutzes und der IT-Sicherheit

Datenschutz - Ein Grundrecht

Datenschutz-Unterweisung

Einführung in den Datenschutz Mitarbeiterschulung nach 4g BDSG (MA4g)

Nutzungsbedingungen und Datenschutzrichtlinie der Website

Cloud Computing - und Datenschutz

Datenschutz bei Rechtsanwälten

Informationen zum Begleiteten Fahren ab 17

Datenschutz eine Einführung. Malte Schunke

Videoüberwachung öffentlicher Plätze

Datendienste und IT-Sicherheit am Cloud Computing und der Datenschutz (k)ein Widerspruch?

Einwilligungserklärung

Datenschutz. Praktische Datenschutz-Maßnahmen in der WfbM. Werkstätten:Messe 2015

Bachelor of Laws Lösungshinweise zur Klausur Kurs SS

Datenschutz kompakt online

Bürgerliches Recht I Prof. Dr. Dr. Burkhard Boemke Boemke. Übung im Bürgerlichen Recht für Fortgeschrittene Sommersemester

Inhalt. Datenschutz ist Grundrechtsschutz 4. Wessen Daten werden geschützt? 5. Wer muss den Datenschutz beachten? 6

Datenschutz und Datensicherung (BDSG) Inhaltsübersicht

Datenschutzordnung (DSO) der Freien evangelischen Gemeinden

Wir gründen eine Jugendhilfeeinrichtung

Ansätze für datenschutzkonformes Retina-Scanning

Bewerbung. Datum/Unterschrift Oranienburg. Hiermit bewerbe ich mich bei Ihnen für eine Einstellung in den Vorbereitungsdienst zum

Mitgliederdaten schützen

DIGITALE PRIVATSPHAERE

Erstellen von Verfahrensbeschreibungen nach 8 des Niedersächsischen Datenschutzgesetz. Seminar am

Antrag auf Gewährung von Beschädigtenversorgung nach dem Gesetz über den Zivildienst der Kriegsdienstverweigerer (Zivildienstgesetz -ZDG-)

Transkript:

Datenschutz in der Jugendhilfe Prof. em. Peter-Christian Kunkel (Stand: 01.01.2016)

1 Inhalt Chronologie 2 Schweigepflicht nach 203 StGB 4 Rechtsquellen 8 Sonderregelung für Amtsvormundschaft 10 Nomenklatur und Normenklaviatur 11 Sozialgeheimnis 12 Datensicherung 13 Datenklassen 15 Normadressaten 16 Normwirkung/Zeugnisverweigerungsrecht 19 Datenerhebung 20 Datenspeicherung 23 Prüfschema (grob) 24 Gesetzliche Übermittlungsbefugnisse 25 Übermittlung an Ausländerbehörde 27 Übermittlung an Gericht 29 Prüfschema (fein) 30 Prüfschema bei Kindeswohlgefährdung 37 Prüfschema bei Hilfeplanung 38 Rechte des Betroffenen 39 Akteneinsichtsrecht 41 Auskunftsrecht 42 Berichtigung, Löschung, Sperrung/Aktenaufbewahrung 43 Sanktionen 45

2 Chronologie des Datenschutzes 07.10.1970: Erstes Datenschutzgesetz der Welt in Hessen (GVBl. I S. 625) 11.12.1975: Das Sozialgeheimnis wird normiert ( 35 SGB I) (BGBl. I S. 3015). 27.01.1977: Gesetz zum Schutz vor Missbrauch personenbezogener Daten bei der Datenverarbeitung (Bundesdatenschutzgesetz-BDSG) (BGBl. I S. 201). Es folgen Landesdatenschutzgesetze (LDSG) in den einzelnen Bundesländern. 18.08.1980: Das Sozialgesetzbuch Verwaltungsverfahren - (SGB X) (BGBl. I S. 1469) regelt in seinem Zweiten Kapitel den Schutz der Sozialdaten mit zwei Abschnitten: Geheimhaltung ( 67-78) und Schutz der Sozialdaten bei der Datenverarbeitung ( 79-85). 15.12.1983: Urteil des Bundesverfassungsgerichts (E 65, 1) zum Volkszählungsgesetz. Das Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung wird aus Art. 2 Abs. 1 i.v.m. Art. 1 Abs. 1 GG abgeleitet; das Grundrecht umfasst Erhebung, Speicherung, Verwendung und Weitergabe personenbezogener Daten; Einschränkungen dieses Rechts bedürfen einer gesetzlichen Grundlage, die dem Gebot der Normenklarheit entsprechen muss; die Erhebung von Daten setzt voraus, dass der Gesetzgeber den Verwendungszweck bereichsspezifisch und präzise bestimmt und dass die Angaben für diesen Zweck geeignet und erforderlich sind; die Verwendung der Daten ist auf den gesetzlich bestimmten Zweck begrenzt, ein Schutz gegen Zweckentfremdung durch Weitergabeund Verwertungsverbote ist erforderlich; weitere verfahrensrechtliche Schutzvorkehrungen sind Aufklärungs-, Auskunfts- und Löschungspflichten sowie die Beteiligung eines Datenschutzbeauftragten; die Daten dürfen grundsätzlich nur zu dem Zweck verwendet werden, zu dem sie erhoben worden sind (Zweckbindungsgrundsatz). 18.12.1989: Änderung des 35 SGB I (BGBl. I S. 2261) 26.06.1990: Das Gesetz zur Neuordnung des Kinder- und Jugendhilferechts (Kinder- und Jugendhilfegesetz - KJHG) (BGBl. I S. 1163) regelt in seinem Art. 1 die Kinder- und Jugendhilfe als Achtes Buch Sozialgesetzbuch (SGB VIII). Das Vierte Kapitel enthält Regelungen zum Schutz personenbezogener Daten ( 61-68 SGB VIII): Erhebung, Verarbeitung und Verwendung personenbezogener Daten werden geregelt; Einschränkungen der allgemeinen gesetzlichen Offenbarungstatbestände werden eingeführt ( 64 Abs. 2, 65); der Datenschutz im Vormundschaftswesen erhält eine Sonderregelung ( 68). 09.07.1990: Das Gesetz zur Neuregelung des Ausländerrechts (BGBl. I S. 1354) ändert 71 Abs. 2 SGB X. Danach ist eine Übermittlung personenbezogener Daten eines Ausländers an die Ausländerbehörde zulässig, soweit sie erforderlich ist für die Erfüllung der in 76 AuslG bezeichneten Mitteilungspflichten. 20.12.1990: Das Gesetz zur Fortentwicklung der Datenverarbeitung und des Datenschutzes (BGBl. I S. 2954) regelt in seinem Art. 1 das Bundesdatenschutzgesetz (BDSG) neu: Auch die

3 Datenerhebung wird geregelt; der Datenschutz erstreckt sich auch auf die Daten in Akten. Die - vorrangig geltenden - Landesdatenschutzgesetze werden (wurden) entsprechend novelliert. 27.05.1992: Als erstes Bundesland verankert Sachsen ein Grundrecht auf Datenschutz in seiner Verfassung (Art. 33). 16.02.1993: Erstes Gesetz zur Änderung des Achten Buches Sozialgesetzbuch (SGB VIII) (BGBl. I S. 39): 1 Abs. lagert den Datenschutz in der Jugendgerichtshilfe aus dem SGB III aus und verweist ihn in das Jugendgerichtsgesetz. 13.06.1994: Das Zweite(s) Gesetz zur Änderung des Sozialgesetzbuches - 2. SGBÄndG regelt den Schutz der Sozialdaten neu (BGBl. S. 229). 24.10.1995: EU-Richtlinie zum Datenschutz (ABl. Nr. L 281/31 vom 23.11.1995) 07.08.1996: Änderung des 71 SGB X (BGBl. I S. 1254) 1996/97: Novellierungen von 71 SGB X (BGBl. 1997 I S. 1132), 77 SGB X (BGBl. 1997 I S. 970), 78 SGB 10 (BGBl. 1997 I S. 1441). 02.10.1997 Recht auf Datenschutz in Art. 286 des Vertrages zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft (EGV) 06.08.1998: Ergänzung des 68 SGB X (BGBl. I S. 2005) 12.10.2000: Änderung des 68 SGB VIII (BGBl. I S. 1426) 07.12.2000: Grundrecht auf Datenschutz in Art. 8 der EU-Charta 16.05.2001: Umsetzung der EU-Richtlinie zum Datenschutz (BGBl. I S. 904) 05.11.2001: 35 SGB I und 67-85a SGB X werden durch das Gesetz zur Weiterentwicklung des Adoptionsvermittlungsrechts geändert (BGBl. I S. 2950) 09.01.2002: Das Gesetz zur Bekämpfung des Terrorismus ergänzt 68 SGB X (BGBl. I S. 361) 14.01.2003: Neufassung des Bundesdatenschutzgesetzes (BGBl. I S. 66) 23.12.2003 Das Gesetz zur Förderung der Steuerehrlichkeit (BGBl. I S. 2928) ergänzt 93 AO mit Wirkung zum 01.04.2005; nach 93 Abs. 8 AO soll die Finanzbehörde auf Ersuchen von Sozial- oder Jugendamt Daten bei Kreditinstituten abrufen und mitteilen. 16.12.2004: EU-Verfassung (in Kraft seit 1. Dezember 2009) garantiert Schutz personenbezogener Daten in Art. I-51 und Art. II-68. 26.01.2005: Das Internationale Familienrechtsverfahrensgesetz (BGBl. I S. 162) erweitert 68 SGB X. 05.09.2005: Das Informationsfreiheitsgesetz IFG erweitert das Akteneinsichtsrecht (bei Bundesbehörden). 08.09.2005: Das Kinder- und Jugendhilfeweiterentwicklungsgesetz KICK (BGBl. I S. 2729) erweitert Datenerhebung und übermittlung zum Kinderschutz. Für die Jugendgerichtshilfe gilt der allgemeine Sozialdatenschutz. 22.12.2011: Das Bundeskinderschutzgesetz erweitert die Datenübermittlung zum Kinderschutz. Kunkel 2016

4 Verklammerung von Schweigepflicht und Datenschutz Schweigepflicht ( 203 StGB) Sozialdatenschutz (SGB I u. X i.v.m. VIII) Abs. 1 (Berufsgruppen) Abs. 2 (Amtsträger) Satz 2 HS. 2 65 SGB VIII 76 SGB X Kunkel 2016

5 203 StGB ein G e h e i m n i s * wird jemand anvertraut (gerade) als Abs. 1: Angehörigem einer Berufsgruppe: Abs. 2: öffentlichem Funktionsträger: Nr. 1: Arzt usw. Nr. 2: Berufspsychologe Nr. 4: Berater in öff. anerk. Beratungsstelle Nr. 4a: Berater in Beratungsstelle nach 3 u. 8 SchwkonfliktG Nr. 5: Staatl. anerk. SA/SP oder deren Gehilfen/Auszubildenden (Abs. 3) Nr. 1: Nr. 2: Amtsträger ( 11 Abs. 1 Nr. 2 StGB) Für den öffentl. Dienst besonders Verpflichteter ( 11 Abs. 1 Nr. 4 StGB i.v.m. Verpflichtungsgesetz) O f f e n b a r u n g s b e f u g n i s bei Abs. 1 Abs. 2 (1) Einwilligung - ausdrückliche - stillschweigende (konkludente) - mutmaßliche (nur, wenn ausdrückliche oder stillschweigende nicht möglich) (2) Bundesgesetzliche (höherrangige) Mitteilungspflicht (z.b. 138 StGB) oder - befugnis ( 4 KKG); (3) Rechtfertigender Notstand ( 34 StGB) - gegenwärtige Gefahr für ein Rechtsgut - nicht anders abwendbar** - Abwägung der Güter - Rechtsgut muss wesentlich höherwertig sein gg.über Berufsgeheimnis (4) Elternrecht (Art.6 Abs.2 S.1 GG) (5) Recht auf Kenntnis d.abstammung(art.1) - wie bei Absatz 1 - zusätzlich: bei Aufgabenerfüllung der öffentlichen Verwaltung + datenschutzrechtlicher Zulässigkeit (hier: nach 68-75 SGB X i.v.m. 64, 65 SGB VIII) * (1) Tatsache, die sich auf (2) bestimmte Person bezieht und (3) nur Einzelnen oder beschränktem Personenkreis bekannt ist und (4) an deren Geheimhaltung der Betroffene ein schutzwürdiges Interesse hat auch (5) über den Tod hinaus. ** Vgl. hierzu 12 LKindSchuG RP und 1 Abs. 5 KiSchutzG BW sowie 4 KKG. Kunkel 2016

6 Schweigepflichtentbindung Ich/Wir versichere(n) hiermit, dass ich/wir derzeit für das Kind /den/die Jugendliche(n) -------------------------------------------------------------- in vollem Umfang sorgeberechtigt bin/sind. Ich/wir ermächtige(n) die Mitarbeiter der Institution/Einrichtung. Auskünfte zum Zwecke von bei den/der folgenden Institution(en)/Person(en) einzuholen. Nicht Zutreffendes bitte deutlich streichen! Kindergarten: Schule: Hausarzt: Kinderarzt: Erziehung- und Familienberatungsstelle: Jugendamt: Bank: Sonstige: Gleichermaßen entbinde(n) ich/wir den.. von seiner Schweigepflicht gegenüber den o.g. Instituten bzw. Personen. Diese Schweigepflichtentbindung kann jederzeit in einzelnen Bereichen oder insgesamt widerrufen werden. Ort, Datum Unterschrift Unterschrift

7 4 KKG: Offenbarungsbefugnis von Geheimnisträgern in 3-stufigem Verfahren -Hinweis auf Einschalten des JA - Offenbaren Erörterung m. Kind u. PSB/ Hinwirk.Hilfe A.aufHHH - 1 (Abs.1) (Abs.1) (Abs.1)( Abs.1) Gefährdungseinschätzung mit Einholen von Fachberatung* (Abs.2) *Anspruch auf Fachberatung durch i.e.f. (auch beim ASD, aber pseudonymisiert) 2 (Abs.2) 3 ( Abs. 3) (Abs.3)) (Abs.3 ) Kunkel 2016

8 Rangordnung der Datenschutznormen Verfassung: Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung (Art. 1 Abs. 1 i.v.m. Art. 2 Abs. 1 GG) EU-Recht: EU-RL (95/46) EU-Verfassung (Art. I-51, II-68) Einfach gesetzliche Regelung: Bundesdatenschutzgesetz Landesdatenschutzgesetz Bereichsspezifische Regelung: Sozialgesetzbuch I und X SGB II SGB VIII SGB IX SGB XII Kunkel 2016 Jugendhilfe allgemein Amtsbeistandschaft/ -pflegschaft/ -vormundschaft

9 Rechtsquellen des Sozialdatenschutzes in der Jugendhilfe * I. Es gelten für alle personenbezogenen Daten im Sozialleistungsbereich: (1) Art. 1 Abs. 1 i.v.m. Art. 2 Abs. 1 GG (Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung) (2) 35 SGB I (3) 67-85a SGB X (ohne die Anlage zu 78a, 79, 81 Abs. 2 S. 1 u. Abs. 4 S. 1-2 SGB X **, 82 S. 2, 84a Abs. 2) (4) Landesdatenschutzgesetz (Kontrolle durch den Landesdatenschutzbeauftragten; Verzeichnis der Datenverarbeitungsanlagen; evtl. behördliche Datenschutzbeauftragte (z.b. 11 LDSG Rheinland-Pfalz und 25 LDSG Bayern: ja; 10 LDSG Baden-Württemberg: freigestellt). (5) Bundesdatenschutzgesetz: 7 BDSG (i.v.m. 82 SGB X); 15 Abs. 2 S. 2 u. 3 BDSG (i.v.m. 68 Abs. 3 S.2 SGB X); 20 Abs. 5 BDSG (i.v.m. 84 Abs. 1a SGBX) jeweils entsprechend und 38 BDSG (i.v.m. 75 Abs. 4 SGB X) direkt Nur für Daten in Dateien ( 67 Abs. 3 SGB X) gelten: (1) 84a Abs. 2 SGB X. (2) Nur für automatisierte ( 67 Abs. 3 S. 1 SGB X) Dateien: Anlage zu 78a SGB X, 78b ***, 79 SGB X; 8 BDSG entsprechend. II. Hinzutreten in der Jugendhilfe: 61-68 SGB VIII. Ausnahmen: (1) Für Beistandschaft/Amtsvormundschaft/Amtspflegschaft gilt nur 68 SGB VIII. (2) Im Adoptionswesen gilt für die Tätigkeit nach dem AdVermiG 9d AdVermiG i.v.m. SGB I u. X, für die Tätigkeit nach dem SGB VIII ( 50, 51, 36) das SGB VIII. (3) Für die Eingliederungshilfe gilt außerdem das SGB IX ( 10 Abs. 4, 21 Abs. 1, 23 Abs. 4). III. Als strafrechtliche Sanktionsnormen gelten außerdem: (1) für alle Beschäftigten im Sozial- oder Jugendamt: 203 Abs. 2 StGB. (2) für Sozialarbeiter/Sozialpädagogen, Psychologen und Berater in bestimmten Beratungsstellen: 203 Abs. 1 StGB. IV. Für das Adoptionsgeheimnis gilt außerdem 1758 BGB. * ** *** Die Sozialdatenschutzbestimmungen des SGB gelten nur für die in 35 SGB I genannten öffentlichen Stellen, also nicht für die freien Träger der Jugend- und Sozialhilfe. Für diese gelten die Sozialdatenschutzregelungen aber dann, wenn sie vom öffentlichen Träger Sozialdaten übermittelt bekommen haben ( 78 SGB X); in der Jugendhilfe darüber hinaus, wenn der Träger der öffentlichen Jugendhilfe sich des Trägers der freien Jugendhilfe als Erfüllungsgehilfe bedient ( 61 Abs. 3 SGB VIII). 81 Abs. 4 S. 1-2 ist für die Jugend- und Sozialhilfe ohne Bedeutung, da keine Geltung für Länderbehörden ( 81 Abs. 4 S.3). 78c gilt nicht für Länderbehörden ( 78c S. 3). Kunkel 2016

10 Datenschutzregelungen für die Tätigkeit als AB/AP/AV Für: 1) Datengeheimnis, Geheimhaltungspflicht 2) Eingriff durch a) Erhebung -- -- b) Verarbeitung aa) Speicherung bb) Übermittlung SGB I SGB X SGB VIII BDSG LDSG StGB 35 -- -- gilt nicht wg. 1 Abs. 4 BDSG i.v.m. 61 Abs. 2 SGB VIII -- -- 68 Abs. 1 S. 1 -- -- 68 Abs. 1 S. 1 u. 2 c) Nutzung -- -- 68 Abs. 1 S. 1 und 2 203 Abs. 2 68 Abs. 1 S. 1 -- -- -- -- -- -- -- -- Offenbarungsbefugnis bei Übermittlungsbefugnis nach 68 Abs. 1 SGB VIII -- -- -- 3) Datenempfänger -- -- 68 Abs. 4 -- -- -- 4) Kontrolle durch den Landesdatenschutzbeauftragten und kommunalen Datenschutzbeauftragten 5) Löschung/Sperrung -- -- -- -- 81 SGB X -- -- 84 Abs. 2, 3 und 6 68 Abs. 2 -- -- -- 6) Auskunft -- 83 68 Abs. 3 -- -- -- 7) Schadensersatz -- 82 -- -- -- -- 8) Strafbarkeit/ Ordnungswidrigkeit -- 85, 85a -- -- -- 203 Abs. 2 Aus: Kunkel, Jugendhilferecht, 8. Aufl. 2015

11 Schaubild: Nomenklatur und Normenklaviatur des Sozialdatenschutzes in der Jugendhilfe Sozialgeheimnis 35 SGB I i.v.m. 67 SGB X 61 SGB VIII Erheben von Daten 67 Abs. 5 i.v.m. 67a SGB X Verwenden von Daten Verarbeiten Speichern Verändern Übermitteln Sperren Löschen 67 Abs. 6 67 Abs. 6 67 Abs. 6 67 Abs. 6 67 Abs. 6 Nr. 1 i.v.m. Nr. 2 i.v.m. Nr. 3 i.v.m. Nr. 4 i.v.m. Nr. 5 i.v.m. 67b und c 67b und c 67b und d 67b Abs. 1 67b Abs. 1 SGB X i.v.m. 84 i.v.m. i.v.m. 84 i.v.m. 84 Abs. 1 (Berichtigung), 68-78 SGB X Abs. 3-6 Abs. 2, 5, 6 67 SGB X SGB X Abs. 8 (Anonymisieren) und Abs. 8a SGB X (Pseudonymisieren) Für die J u g e n d h i l f e gelten zusätzlich bzw. abweichend ( 37 S. 2 SGB I): 62 SGB VIII 63, 64 Abs. 3 SGB VIII 64 Abs. 3 SGB VIII (Anonymisieren) 64 Abs. 2 und 2a, 65 SGB VIII Nutzen 67 Abs. 7 i.v.m. 67b und c SGB X --- --- 64 Abs. 3, 65 SGB VIII Sichern von Daten 35 Abs. 1 S. 2 SGB I 78a (mit Anlage), b und c SGB X Ausnahmen: 1. Für die Tätigkeit als Beistand/Amtspfleger/Amtsvormund gilt nur 68 SGB VIII ( 61 Abs. 2 SGB VIII). 2. Für die Adoptionsvermittlung und begleitung nach dem AdVermiG gilt 9d AdVermiG i.v.m. SGB I und X für die Hilfe nach 51 SGB VIII gilt das SGB VIII. 3. Für die Unterhaltsvorschusskasse gelten SGB I, SGB X und 6 UVG. 4. Für den gesetzlichen Jugendschutz gilt das LDSG. 5. Für die Eingliederungshilfe nach 35a SGB VIII gelten zusätzlich 10, 13, 21, 23 SGB IX. --- Aus: Kunkel, Jugendhilferecht, 8. Aufl. 2015

12 Begriff des Sozialgeheimnisses nach 35 SGB I i.v.m. 61 SGB VIII Wahren des Sozialgeheimnisses Schutz vor Eingriffen in Daten durch Sichern von Daten Erheben Verwenden beim Be- bei Verarbeiten Nutzen troffenen Dritten Spei- Verän- Über- Sperren* Löschen* chern dern mitteln Weitergabe an Dritte Kenntnisgabe (durch Bereithalten) Berichtigen* Anonymisieren* Pseudonymisieren* * Zwar Verarbeitungsvorgänge, aber keine Eingriffe, sondern Schutzinstrumente Kunkel 2016

13 Übersicht über die Datensicherungsmaßnahmen nach 35 Abs. 1 SGB I i.v.m. 78a SGB X: Datensicherungsmaßnahmen Zugangskontrolle (= kein unbefugter Zugang zu Daten) Datenträgerkontrolle (= kein unbefugtes Lesen der Daten) Speicherkontrolle (= kein unbefugtes Eingeben und Ändern von Daten) Benutzerkontrolle (= keine unbefugte Nutzung von Daten) Zugriffskontrolle (= keine Nutzung von Daten außerhalb der Nutzungszuständigkeit) Übermittlungskontrolle (= keine unbefugte Weitergabe von Daten) Eingabekontrolle (= Kontrolle der Aufnahme von Daten) Auftragskontrolle (= keine Verarbeitung von Daten entgegen Weisungen) Transportkontrolle (= keine unbefugte Kenntnisnahme von Daten beim Transport) Organisationskontrolle (= Behördenorganisation muss datenschutzgerecht sein) Grenze: Verhältnismäßigkeit ( 78a S. 2 SGB X) Kunkel 2016

14 Textvorschlag zur Sicherung des Sozialgeheimnisses bei Fax und E-Mail Die Information in dieser E-Mail/diesem Fax ist vertraulich und unterliegt dem Sozialdatenschutz nach 35 SGB I. Sie ist ausschließlich für den Adressaten bestimmt. Jeglicher Zugriff auf diese E-Mail/dieses Fax durch andere Personen als den Adressaten ist untersagt. Sollten Sie nicht der für diese E-Mail/dieses Fax bestimmte Adressat sein, ist Ihnen jede Verwendung der Information untersagt.

15 Die verschiedenen Datenklassen 1. 2. 3. 4. 5. - Vor- und Familienname - Geburtsdatum - frühere Namen, - Geburtsort - derzeitige Anschrift - derzeitiger Datenklassen Übermittlungs-/Eingriffsbefugnis nach Standarddaten Aufenthaltsort - Name und Anschrift des derzeitigen Arbeitgebers erweiterte Standarddaten Regeldaten spezifische Daten - wie 1., zusätzlich: - frühere Anschriften, - Namen und Anschriften früherer Arbeitgeber - Geldleistungen - Staats- und Religionsangehörigkeit 68 SGB X 68 Abs. 3, 72 Abs. 1 S. 2 und 73 Abs. 2 SGB X alle Angaben 69,70, 71, 73 Abs. 1, 74, 75 SGB X Angaben über die rassische und ethnische Herkunft, politische Meinungen, religiöse oder sensitive Daten philosophische Überzeu- persönlicher gungen, Ge- werkschafts- zugehörigkeit, nach 65 Gesundheit 67a Abs. 1 anvertraute Daten (im Hinblick auf od. Sexualleben Berufszugehörigkeit nach 203 Abs. 1 StGB oder im Rahmen von oder erzieherischer Hilfe SGB VIII) S. 2-4 u. 67b und 65 Abs. 1 S. 2 SGB X 76 SGB X SGB VIII Kunkel 2016

16 Schaubild: Normadressaten des 35 SGB I Sozialgeheimnis öffentlicher Träger Gewährleistungsakt Datenempfang ( 61 Abs. 3 SGB VIII) ( 78 Abs. 1 S.2 SGB X) freier Träger Kunkel 2016

17 Prüfschema für den (gesetzlichen) Datenschutz bei Trägern der freien Jugendhilfe 1. Ist der freie Träger abgeleiteter Normadressat des 35 SGB I? Nur dann, wenn er a) Daten vom öffentlichen Träger erhalten hat ( 78 Abs. 1 S. 2 SGB X) oder b) für den öffentlichen Träger JH-Aufgaben erfüllt und der Datenschutz durch einen Rechtsakt (VA oder Vertrag) sichergestellt ist ( 61 Abs. 3 SGB VIII). Wenn ja, gilt für seine Übermittlungen: bei nach 78 SGB X erhaltenen Daten: weitere Übermittlung ist nur gem. 69 Abs. 1 Nr. 1 SGB X möglich; bei Aufgabenerfüllung nach 61 Abs. 3 SGB VIII: weitere Übermittlungen sind gem. 69, 71 Abs. 1 Nr. 1, 73, 74, 75 SGB X möglich. In beiden Fällen gilt: Bei Übermittlungen nach 69 SGB X ist zusätzlich 64 Abs. 2, 2a SGB VIII zu beachten. Bei anvertrauten Daten sind 76 SGB X und 65 SGB VIII zu beachten. In jedem Fall gilt für den Umfang des Datenschutzes 35 Abs. 3 SGB I, für die Datensicherung 35 Abs. 1 SGB I, für die Rechte des Betroffenen auf Auskunft, Löschung, Sperrung und Schadenersatz 81-84a SGB X, für Sanktionen gelten 85, 85a SGB X. 2. Falls Datenschutz nicht abgeleitet, gilt er aufgrund vertraglicher Nebenpflichten ( 241 Abs. 2, 242 BGB i.v.m. Dienst- oder Werkvertrag oder bei kirchlichen Trägern aufgrund kirchlichen Datenschutzes). 3. Gehört ein Mitarbeiter einer der in 203 Abs. 1 und Abs. 3 StGB genannten Berufsgruppen an, gilt zusätzlich die strafrechtliche Schweigepflicht. Kunkel 2016

18 Normadressaten von Datenschutzvorschriften in der Jugendhilfe Normen Adressaten Öffentliche Träger und Gemeinden mit JH-Aufgaben Freie Träger (außer Kirchen) 35 SGB I i.v.m. 67-85a SGB X ja nein; nur abgeleitete Normadressaten, wenn sie Daten vom öffentlichen Träger empfangen haben ( 78 SGB X) oder der öffentliche Träger sich ihrer als Erfüllungsgehilfe bedient ( 61 Abs. 3 SGB VIII). 203 StGB Abs. 1 u. 3 Abs. 2 ja, auch wenn Angehöriger der Berufsgruppe bei öffentlichem Träger beschäftigt ist ja, für alle Beschäftigten BDSG nein ( 1 Abs. 2 Nr. 2 BDSG). Aber Verweisungen im SGB X ( 82, 84 Abs. 1a) auf 7, 8, 20 Abs.5 entsprechend ja nein nur eingeschränkt, soweit sie Daten in oder aus Dateien verarbeiten oder nutzen ( 1 Abs. 2 Nr. 3 i.v.m. 27 BDSG) und soweit sie nicht abgeleiteter Normadressat des 35 SGB I sind Kirchen nein (wie freie Träger) ja nein wie freie Träger, da sie als nicht-öffentliche Stellen gelten (arg. 15 Abs. 4) LDSG (z.b. Baden- Württemberg) nein ( 2 Abs. 5 LDSG). Nur über die Verweisung in 81 Abs. 2 S. 2 SGB X gelten 26-32 LDSG, über 81 Abs. 4 S. 4 SGB X gilt 10 LDSG nein ( 2 Abs. 1 LDSG) wie freie Träger, da sie nicht als öffentliche Stellen gelten (arg. 17) Kunkel 2016

19 Schaubild: Normwirkung des 35 SGB I 35 Abs. 2 SGB I: Keine Übermittlung ohne Gesetz (SGB X i.v.m. SGB VIII) 35 Abs. 3 SGB I: Ohne Übermittlungsbefugnis keine Aussage Aktenvorlage Zeugnis vor Gericht Beschlagnahme Kunkel 2016

20 Schaubild: Datenerhebung nach 62 SGB VIII Betroffenenerhebung beim Betroffenen selbst mit seiner Einwilligung bei Dritten wenn: Daten erforderlich sind für die Erfüllung einer konkreten Aufgabe (z.b....) nach dem SGB VIII Dritterhebung (ohne Einwilligung) gesetzlich vorgeschrieben oder zugelassen Betroffenenerhebung unmöglich oder Dritterhebung aufgabenspezifisch + erforderlich für Betroffenenerhebung zu aufwändig + keine Beeinträchtigung seiner schutzwürdigen Interessen Betroffenenerhebung würde Zugang zu Hilfe gefährden Leistungsgewährung Leistungserstattung Schutzauftrag nach 8a SGB VIII oder für familiengerichtliche Entscheidung nach 1666 BGB als Türöffner zu Leistungsgewährung Aufgabe nach 42 bis 48a, 52 SGB VIII Kunkel 2016

21 Prüfschema zur Datenerhebung im Jugendamt nach 62 SGB VIII In jedem Fall vorweg zu prüfen: (1) Ist 62 anwendbar? (nicht für Tätigkeit als AB/AP/AV, Adoptionsvermittlung) (2) Dient die Datenerhebung der Erfüllung einer Aufgabe nach dem SGB VIII im konkreten Falle? (3) Ist das Jugendamt für die Erfüllung dieser Aufgabe sachlich und örtlich zuständig? (4) Ist das Jugendamt zur rechtmäßigen Erfüllung dieser Aufgabe auf das zu erhebende Datum angewiesen? Falls ja, sind Regelfall und Ausnahmefälle zu unterscheiden. Regelfall (Betroffenenerhebung): (1) Die Erhebung des Datums muss beim Betroffenen erfolgen, also - durch Befragung seiner selbst - durch Befragung Dritter mit seiner Einwilligung. (2) Dabei sind Aufklärungspflichten zu beachten über - die Rechtsgrundlage der Erhebung, also 62 i.v.m. der Aufgabennorm nach SGB VIII - den Zweck der Erhebung, also die Erfüllung einer konkreten Aufgabe nach dem SGB VIII - den Zweck der weiteren Verwendung (Verarbeitung oder Nutzung) des Datums. Ausnahmefälle (Fremderhebung): 1. Fall ( Gesetzesvorbehalt ): Es gibt eine gesetzliche Ermächtigung zur Erhebung von Daten über den Betroffenen bei Dritten. 2. Fall ( Unmöglichkeit ): (1) Datenerhebung ist beim Betroffenen (also durch Befragung seiner selbst oder Dritter mit seiner Zustimmung) nicht möglich und (2) das Jugendamt ist auf das Datum angewiesen für a) Leistungsgewährung (auch nach familiengerichtlicher Entscheidung nach 1666 BGB) nach SGB VIII oder b) Leistungserstattung nach 50 SGB X oder c) Aufgabenwahrnehmung nach 42 48a, 52 SGB VIII oder d) Schutzauftrag nach 8a SGB VIII. 3. Fall ( Spezifische Aufgabe ): (1) Das Jugendamt nimmt eine (spezifische) Aufgabe wahr, die ihrer Art nach eine Erhebung von Daten bei Dritten erforderlich macht und (2) das Jugendamt ist auf die Kenntnis des Datums angewiesen für a) - d) wie oben.

22 4. Fall ( Unverhältnismäßigkeit ): (1) Die Erhebung des Datums beim Betroffenen (Befragung seiner selbst oder Dritter mit seiner Zustimmung) würde einen Aufwand erfordern, der außer Verhältnis steht zur Bedeutung des zu erhebenden Datums - gemessen an der leichteren Beschaffungsmöglichkeit bei Dritten und (2) schutzwürdige Interessen des Betroffenen werden durch die Fremderhebung nicht beeinträchtigt. 5. Fall ( Keine Leistungsblockade durch Dritte ): (1) Leistungsbeteiligter und Betroffener i.s.v. 67 Abs. 1 S. 1 SGB X sind verschiedene Personen. Das Jugendamt kann dann Daten über den Betroffenen beim Leistungsbeteiligten erfragen, wenn (2) ohne Kenntnis dieser Daten eine Leistungsgewährung nach SGB VIII nicht möglich ist. 6. Fall ( Keine Aufgabenblockade durch Dritte ): Das Jugendamt benötigt die Daten über einen Dritten nicht zur Gewährung einer Leistung, sondern zur Erfüllung einer anderen Aufgabe nach den 42 bis 60 SGB VIII. Aus: Kunkel, Jugendhilferecht, 8. Aufl. 2015

23 Datenspeicherung in der Jugendhilfe 1. Befugnisnorm 67b Abs. 1 i.v.m. 67c SGB X i.v.m. 63 Abs. 1 SGB VIII 2. Zulässigkeitsvoraussetzungen 3. Verbot der Aktenverbindung (1) SGB-Aufgaben (2) Erfüllung dieser Aufgabe im konkreten Fall (3) Zuständigkeit (sachlich und örtlich) der verantwortlichen Stelle im Sinn des 67 Abs. 9 SGB X (4) Erforderlichkeit für die Erfüllung der Aufgabe (5) rechtmäßige Erhebung des zu speichernden Datums (6) Kongruenz von Speicher- und Erhebungszweck (einschl. Kontroll-, Organisations-, Prüfungszwecken). Falls Zweckinkongruenz: a) Stellenidentität b) für neue Aufgaben müssen die Voraussetzungen unter (1) bis (5) vorliegen oder c) Einwilligung im konkreten Fall oder d) Planungs- oder Forschungszweck, wenn (aa) bestimmtes Vorhaben (bb) im SGB-Bereich (cc) Datum hierfür erforderlich (dd) keine Beeinträchtigung schutzwürdiger Interessen des Betroffenen oder Überwiegen des öff. Interesses (ee) Einholung der Einwilligung unzumutbar 63 Abs. 2 SGB VIII. Zusammenführung zweck-inkongruenter Daten ist verboten. Ausnahme: Unmittelbarer Sachzusammenhang. Daten aus Leistungsgewährung nach 11 bis 41 SGB VIII dürfen mit Daten aus Aufgabenerfüllung nach 42 bis 60 SGB VIII aber nur verbunden werden, wenn die jeweilige Aufgabe sonst nicht erfüllt werden kann.

61 SGB VIII i.v.m. 24 Schaubild: Sozialdatenschutz in der Jugendhilfe - Prüfstruktur - 35 Abs. 1 SGB I i.v.m. 67 SGB X Sozialleistungs träger Schutzbereich personenbez. Datum 67 Abs. 5-7 SGB X Eingriff 35 Abs. 2 SGB I i.v.m. 67a, b SGB X Eingriffsbefugnis ( Schranke ) Einwilligung 67b Abs. 2 SGB X 62 Abs. 2 SGB VIII Befugnisnorm 62 SGB VIII Datenerhebung Datenübermittlung 67d SGB X i.v.m. 68 69 71 73 74 74a 75 SGB X Schranken-Schranke 76 SGB X 65 SGB VIII (für anvertraute Daten) 64 Abs. 2, 2a SGB VIII (nur für 69 SGB X) Kunkel 2016

25 Schaubild: Gesetzliche Übermittlungsbefugnisse 68 SGB X 69 SGB X 71 SGB X 73 SGB X Polizei/Gericht andere Stellen zu: Polizei (Abs. 1) Strafgericht zur: zur: Beachte: nur Adresse... Ersuchen schutzwürdige Interessen beachten besondere Zuständigkeit für Geldansprüche ab 500.- gilt seit 1.1.2013 74a SGB X (1) eigener Aufgabenerfüllung nach SGB ( eigennützig ) (2) Erfüllung einer Aufgabe nach dem SGB durch andere Stelle ( fremdnützig ) (3) Justiz zu: Verfahren im Zusammenhang mit Aufgabenerfüllung nach SGB VIII Anzeige einer geplanten Straftat nach 138 StGB Ausländerbehörde (Abs. 2) zur: Mitteilung nach 87 AufenthG: a) Ausweisungsgrund (Jugendhilfeleistung) b) Voraussetzungen für behördliches Anfechtungsrecht der Vaterschaft Durchführung eines Strafverfahrens Beachte: schwere Straftat + Anordnung des Richters Kunkel 2016

26 Übersicht über die Übermittlungsbefugnis nach 69 SGB X Abs. 1: Nr. 1: Jugendamt 1. Alternative: Erfüllung eigener SGB-Aufgabe ( eigennützig ) 1. Variante: Zweckidentität mit Erhebungs zweck; 2. Variante: Zweckdisparität; 3. Variante: Fiktion der Aufgabenerfüllung nach Abs. 5 2. Alternative: Erfüllung einer SGB-Aufgabe durch einen anderen Sozialleistungsträger ( fremdnützig ) Nr. 2: Fortsetzung eines Verwaltungsverfahrens (z.b. Klage gegen Bescheid) Jugendamt Justiz Flankierende Maßnahme bei Aufgabenerfüllung (z.b. Anzeige wegen Kindesmisshandlung) Nr. 3: Jugendamt Presse Abwehr falscher Behauptungen des Betroffenen ( Notwehrübermittlung ) Abs. 5: Aufsichts-, Kontroll-, Disziplinarstellen Jugendamt Rechnungsprüfungsstellen Stellen für Organisationsuntersuchungen Kunkel 2016

27 Prüfschema für Mitteilungen des JA an die Ausländerbehörde A. Besteht eine Mitteilungspflicht nach dem Aufenthaltsgesetz? I. Nach 87 Abs. 1 AufenthG? 1. Liegt ein Ersuchen der Ausländerbehörde vor? 2. Liegen die Voraussetzungen des 86 AufenthG für ein Ersuchen vor? II. Nach 87 Abs. 2 AufenthG? 1. Nr. 1: Illegaler Aufenthalt? a) Ist Aufenthalt illegal, weil Aufenthaltstitel ( 4 AufenthG) fehlt? b) Besteht positive Kenntnis von illegalem Aufenthalt? c) Gehört die Aufenthaltsfeststellung zum Dienstgeschäft? 2. Nr. 3: Liegt ein gesetzlicher Ausweisungsgrund ( 53 55 AufenthG) vor? 3. Liegt ein Ausschluss des Ausweisungsgrundes vor? a) bei Minderjährigen: Eltern halten sich hier rechtmäßig auf ( 56 Abs. 2 S. 2, 55 Abs. 2 Nr. 7 AufenthG) b) privilegierte Personen ( 56 AufenthG) 4. Liegt ein Ausschluss der Ausweisung vor? a) Nach EG-Gemeinschaftsrecht (In 6 FreizügG/EU als Transformation in innerstaatliches Recht). b) Nach multilateralen zwischenstaatlichen Abkommen aa) Europäisches Fürsorgeabkommen (Art. 6) bb) Europäisches Niederlassungsabkommen (Art. 3) c) Zwischenstaatliche bilaterale Abkommen aa) mit Österreich (Art. 8) bb) mit der Schweiz (Art. 5; gekündigt zum 31.3.2006) 5. Ist die Ausweisung ausgeschlossen, weil das Ermessen der Ausländerbehörde auf Null reduziert ist? Mitteilung ist dann nicht erforderlich. 6. Nr. 4: Behördliches Anfechtungsrecht der Vaterschaft B. Ist die Mitteilungspflicht begrenzt durch die Pflicht zur Geheimhaltung nach 35 SGB I? Es besteht keine Mitteilungspflicht, wenn keine Übermittlungsbefugnis nach dem SGB besteht ( 88 Abs. 1 AufenthG i.v.m. 35 Abs. 3 SGB I): Eine Übermittlungsbefugnis kann sich nur aus 71 Abs. 2 SGB X ergeben: Kunkel 2016

28 I. 71 Abs. 2 Nr. 1 SGB X bezüglich der Mitteilungspflicht nach 87 Abs. 1 AufenthG? Für das Jugendamt gilt nur 71 Abs. 2 S. 1 Nr. 1d SGB X: Sozialprognose für Aufenthaltsentscheidung erforderlich? II. 71 Abs. 2 Nr. 2 SGB X bezüglich der Mitteilungspflicht nach 87 Abs. 2 AufenthG? 1. Ausweisungsgrund; für das Jugendamt nur ( 55 Abs. 2 Nr. 7 AufenthG) bei stationärer Hilfe im Rahmen von - Hilfe zur Erziehung im Heim ( 34 SGB VIII) - Hilfe für junge Volljährige ( 41 SGB VIII) - Eingliederungshilfe ( 35a SGB VIII). 2. Voraussetzungen für behördliches Anfechtungsrecht der Vaterschaft ( 87 Abs. 2 Nr. 4 AufenthG; BVerfG v. 28.2.14: nichtig). Aber: Übermittlung nur, wenn dadurch keine Aufgabengefährdung im JA III. Beachte: Ausschluss des Ausweisungsgrundes oder der Ausweisung? (siehe oben A II. 3-5) C. Schranken-Schranken der Übermittlungsbefugnis? I. 76 SGB X? - Berufsgeheimnis nach 203 Abs. 1 StGB? Falls ja: - strafrechtliche Offenbarungsbefugnis? Beachte 88 Abs. 2 AufenthG II. 65 SGB VIII? - Datum anvertraut zum Zweck erzieherischer Hilfe? Falls ja: - quasi-strafrechtliche Offenbarungsbefugnis? III. Grundsatz der Verhältnismäßigkeit (Art. 20, 28 GG)? D. Besondere Zuständigkeit gem. 68 Abs. 2 SGB X analog beachten Kunkel 2016

Übersicht über die Übermittlungsbefugnisse an ein Gericht 29 I. Gemäß 68 SGB X Vgl. hierzu das Gesamt-Prüfungsschema S. 30. II. Gem. 69 SGB X 1. 69 Abs. 1 Nr. 1 (Gerichtshilfe als SGB-Aufgabe) a) 1. Alternative (Gerichtshilfe als eigene Aufgabe) aa) 1. Variante (Datenerhebung erfolgte zu Gerichtshilfe): - Familiengerichtshilfe gem. 50, 8a Abs.2 SGB VIII - Jugendgerichtshilfe nach 52 SGB VIII bb) 2. Variante (Datenerhebung erfolgte zu anderem Zweck) b) 2. Alternative (Gerichtshilfe als Aufgabe eines anderen Jugendhilfeträgers) 2. 69 Abs. 1 Nr. 2 (gerichtliches Verfahren im Zusammenhang mit SGB-Aufgabe), z.b. - Klage aus übergeleitetem Anspruch ( 95 SGB VIII) - Anfechtungs-/Verpflichtungsklage gegen bzw. auf Bescheid - Strafverfahren wegen Leistungsbetrugs ( 263 StGB) Unterhaltspflichtverletzung ( 170 StGB) Kindesmisshandlung ( 176 StGB) - Straftaten und Ordnungswidrigkeiten nach 104, 105 SGB VIII - Disziplinarverfahren gegen Mitarbeiter III. Gem. 71 Abs. 3 SGB X In Betreuungssachen gegenüber dem Betreuungsgericht IV. Gem. 73 SGB X nach richterlicher Anordnung Vgl. hierzu das Gesamt-Prüfungsschema S. 30. V. Gem. 74 S. 1 Nr. 1 SGB X Vgl. hierzu das Gesamt-Prüfungsschema S. 30. Kunkel 2016

30 Prüfschema für eine Übermittlung von Daten im Jugendamt I. Schutzbereich des Sozialgeheimnisses ( 61 SGB VIII i.v.m. 35 SGB I i.v.m. 67 SGB X) 1. Normadressat? a) Leistungsträger Für die Jugendhilfe sind Leistungsträger gem. 12 SGB I i.v.m. 27 Abs. 2 SGB I die Gebietskörperschaften Landkreis oder Stadtkreis sowie die überörtlichen Träger. Zur Wahrung des Sozialgeheimnisses verpflichtet sind deren Stellen, die Aufgaben nach dem SGB VIII wahrnehmen. Nicht Normadressat sind Wohlfahrtsverbände (außer im Fall des 78 SGB X als abgeleitete Normadressaten und im Fall des 61 Abs. 3 SGB VIII). b) Hilfsstellen Normadressaten sind auch die Stellen, die im Bereich der Jugendhilfe Aufsichts-, Kontroll-, Disziplinar-, Prüfungs-, Organisations-, Ausbildungsaufgaben wahrnehmen. c) Mitwirkungspflichtige Gemeinden Normadressaten sind ferner kreisangehörige Gemeinden, die Aufgaben nach dem SGB VIII wahrnehmen. 2. Sozialdatum? Jede Einzelangabe über persönliche oder sachliche Verhältnisse einer bestimmten oder bestimmbaren natürlichen Person (auch nach ihrem Tode). Gleichgestellt sind Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse. 3. Schutzinhalt? Sozialdaten sind geschützt a) gegen Eingriffe durch das Erheben von Daten und ihre Verwendung (Verarbeiten und Nutzen) b) beim Umgang durch Datensicherung 4. Schutzumfang? Soweit eine Übermittlung unzulässig ist (siehe hierzu unter II und III), besteht keine Auskunfts-, Zeugnis- und Aktenvorlagepflicht und auch kein solches Recht.

31 II. Übermittlungsbefugnis ( 61 Abs. 1 SGB VIII i.v.m. 35 Abs. 2 SGB I i.v.m. 67b, d SGB X) Jede Verwendung von Sozialdaten (zur Erhebung vgl. Extra-Schema; S. 20) unterliegt dem Gesetzesvorbehalt ( 35 Abs. 2 SGB I i.v.m. 67b Abs. 1 SGB X). Verwendung ist das Verarbeiten und das Nutzen von Daten (s. Übersicht zum Begriff des Sozialgeheimnisses: S. 12). Häufigster Verarbeitungsvorgang ist das Übermitteln von Daten. Übermitteln ist die Bekanntgabe der Daten an einen Dritten, also an eine Person/Stelle außerhalb der Stelle im Jugendamt, die das Datum erhoben oder verwendet hat ( Verantwortliche Stelle ). Kein Übermitteln, sondern Nutzen ist die Weitergabe von Daten an einen Empfänger innerhalb der verantwortlichen Stelle; die Zulässigkeit der Datennutzung richtet sich nach 67c SGB X. Das Übermitteln eines Sozialdatums ist nur zulässig, wenn der Betroffene eingewilligt hat oder wenn eine gesetzliche Übermittlungsbefugnis nach den 68-75 SGB X vorliegt oder wenn andere Bestimmungen des SGB eine Übermittlung erlauben ( 67b und d SGB X). Die spezifischen Daten nach 67 Abs. 12 SGB X dürfen nur mit Einwilligung weitergegeben werden (Ausnahme: Daten über die Gesundheit oder das Sexualleben). 1. Einwilligung ( 67b Abs. 2 SGB X)? a) Nur für den Einzelfall b) Nur aufgrund freier Entscheidung c) Hinweis auf aa) Zweck der Übermittlung bb) Folgen der Verweigerung einer Einwilligung d) Grundsätzlich Schriftform für Einwilligung und den Hinweis, außer bei Vorliegen besonderer Umstände e) Bei Verbindung mit anderen Erklärungen visuelle Hervorhebung der Einwilligung 2. Gesetzliche Übermittlungsbefugnisse nach 67d Abs. 1 i.v.m. 68-75 SGB X? a) 68 SGB X? aa) Nur an bestimmte Empfänger - Polizei, Justiz, Verfassungsschutz - Vollstreckungsstellen (seit 1.1.2013 in 74a SGB X) bb) Nur Standarddaten (s. Übersicht über Datenklassen; S. 15) cc) Erweiterte Standarddaten nach Abs. 3 nur zur Rasterfahndung dd) Nur bei Erforderlichkeit für Aufgabenerfüllung der empfangenden Stelle

32 ee) Durch Übermittlung dürfen schutzwürdige Interessen des Betroffenen nicht beeinträchtigt werden ff) Nur auf Ersuchen gg) Ersuchende Stelle hat keine andere Beschaffungsmöglichkeit hh) Besondere Entscheidungskompetenz (Sozialdezernent) b) 69 SGB X? aa) Zur Erfüllung einer eigenen Aufgabe nach dem SGB ( eigennützig ) - Erfüllung des Erhebungszweckes (einschließlich so Abs. 5 - Aufsicht, Kontrolle, Rechnungsprüfung, Organisationsuntersuchung) oder - Zweckänderung zur Erfüllung eines anderen Zwecks, der sich aus einer SGB-Norm ergibt bb) Zur Erfüllung einer SGB-Aufgabe der Empfängerstelle ( fremdnützig ) cc) Zur Durchführung eines gerichtlichen Verfahrens, das mit einer SGB- Aufgabe zusammenhängt dd) Zur Abwehr falscher Behauptungen des Betroffenen c) 71 SGB X? aa) Erfüllung besonderer gesetzlicher Mitteilungspflichten, insbesondere nach - 138 StGB - 8 InfektionsschutzG - AO - ArchivG - StatistikG bb) Bei Ausländern zusätzlich (1) auf Ersuchen der Ausländerbehörde nach 87 Abs. 1 AufenthG (2) auch ohne Ersuchen gem. 87 Abs. 2 AufenthG Vgl. hierzu das Extra-Schema; S. 27 (3) zur Durchführung des AsylbLG cc) In Betreuungssachen gegenüber dem Betreuungsgericht nach Ermessen d) 72 SGB X? aa) An Verfassungsschutz/BND/MAD/BKA bb) Erweiterte Standarddaten (s. Übersicht über Datenklassen; S. 16) cc) Besondere Entscheidungskompetenz (Landrat, Bürgermeister oder Stellvertreter)

33 e) 73 SGB X? aa) Richterliche Anordnung bb) Zur Durchführung eines Strafverfahrens wegen eines Verbrechens (Strafandrohung von mindestens 1 Jahr Freiheitsstrafe) oder wegen eines Vergehens von erheblicher Bedeutung cc) Bei einfachen Vergehen ist nur die Übermittlung von erweiterten Standarddaten (s. Übersicht über Datenklassen; S. 16) zulässig f) 74 SGB X? aa) Durchführung eines gerichtlichen oder Vollstreckungsverfahrens wegen eines Unterhaltsanspruchs/Versorgungsausgleich bb) Geltendmachung eines Unterhaltsanspruchs/Ausgleichsanspruchs außerhalb eines Verfahrens, wenn - der Betroffene zur Auskunft verpflichtet ist - diese Pflicht nach Mahnung und Fristsetzung nicht erfüllt hat g) 74a SGB X? aa) Wie 68 Abs.1 SGB X zur Durchsetzung öffent.-rechtlicher Geldansprüche ab 500.- (Abs.1) bb) Spezielle Regelung für die Übermittlung von Daten durch Rentenversicherungsträger im Vollstreckungsverfahren (Abs.2) h) 75 SGB X? aa) Bestimmtes Vorhaben - der Wissenschaft und Forschung - der Planung durch eine öffentliche Stelle bb) im Bereich der 18-29 SGB I cc) Schutzwürdige Interessen des Betroffenen werden nicht beeinträchtigt oder erheblich überwogen durch öffentliche Interessen dd) Vorrangig ist Einwilligung einzuholen oder Zweckerreichung auf andere Weise ee) Genehmigungsvorbehalt ff) Für Forschung des Bundes ist 119 SGB XII lex specialis. III. Einschränkungen der Übermittlungsbefugnis 1. Grundsatz der Verhältnismäßigkeit (Art. 20, 28 GG) a) Übermittlung muss geeignet sein, ihren Zweck zu erfüllen b) Übermittlung muss im Einzelfall in Form und Umfang erforderlich sein zur Zweckerreichung c) Übermittlung muss angemessen sein, d.h. ihre Vorteile für die Allgemeinheit dürfen nicht außer Verhältnis stehen zu den Nachteilen für den Betroffenen. Vgl. den Sonderfall nach 64 Abs. 2 SGB VIII für Übermittlung nach 69 SGB X.

34 2. 76 SGB X bzw. 65 SGB VIII (Anvertraute Daten) a) Jugendamt hat das zur Übermittlung vorgesehene Datum - vom Träger eines Berufsgeheimnisses nach 203 Abs. 1 StGB erhalten (außer bei Gutachtendaten, wenn der Betroffene nicht widerspricht oder bei Kontrolldaten) - im Rahmen erzieherischer/persönlicher Hilfe anvertraut bekommen b) Besteht (fiktive) strafrechtliche Offenbarungsbefugnis? aa) Einwilligung? bb) Höherrangige gesetzliche Mitteilungspflicht(z.B. nach 76 Abs. 2 SGB X) oder befugnis (z.b. nach Art.1 4 BKiSchG )? cc) Rechtfertigender Notstand ( 34 StGB)? c) Zusätzliche Weitergabebefugnisse nach 65 Abs. 1 S. 1 Nr. 3 und 4 SGB VIII? aa) bei Zuständigkeitswechsel bb) zur Risikoeinschätzung. 3. Übermittlung ins Ausland ( 77 SGB X)? a) In Europa, wenn aa) zur Erfüllung einer (eigenen) SGB-Aufgabe oder einer entsprechenden Aufgabe des Empfängers oder bb) zur Abwehr falscher Behauptungen des Betroffenen oder cc) zum Arbeitsschutz oder dd) bei Verletzung der Unterhaltspflicht. b) In außereuropäischen Staat (oder über- oder zwischenstaatliche Stelle) (1) mit angemessenem Datenschutzniveau: wie bei a) (2) ohne angemessenes Datenschutzniveau: aa) zur Erfüllung einer SGB-Aufgabe oder für ein damit zusammenhängendes gerichtliches Verfahren und bb) keine Beeinträchtigung schutzwürdiger Belange. c) In jedem Fall ist Übermittlung nur zulässig, wenn aa) keine Beeinträchtigung schutzwürdiger Belange und bb) Einwilligung oder cc) aufgrund von Abkommen oder dd) für gerichtliches Verfahren, wenn - Voraussetzungen des 69 Abs. 2 oder des 73 SGB X vorliegen - angemessenes Datenschutzniveau gewährleistet ist. ee) Immer Hinweis auf Zweck der Übermittlung notwendig.

35 Prüfschema zum Datenschutz bei Kindeswohlgefährdung I. Übermittlungsbefugnis 1. Eingriff in Sozialgeheimnis? 35 Abs. 1 SGB I i.v.m. 61 Abs. 1 SGB VIII - Sozialleistungsträger ( 18-29 SGB I) - Sozialdatum ( 67 Abs. 1 SGB X) - Übermittlung ( 67 Abs. 6 Nr. 3 SGB X) 2. Zulässigkeit des Eingriffs? 35 Abs. 2 SGB I i.v.m. 67b, d SGB X i.v.m. a) 68 SGB X - (gültiges) Ersuchen der Polizei - übermittlungsfähiges Datum (Adresse...) b) 69 SGB X i.v.m. 64 Abs. 2, 2a SGB VIII - Erfüllung einer Aufgabe nach dem SGB (Abs. 1 Nr. 1) oder damit im Zusammenhang stehendes gerichtliches Verfahren (Abs. 1 Nr. 2) - Erforderlichkeit für diese Aufgabenerfüllung - die Übermittlung darf den Erfolg einer Leistung gem. 2 Abs. 2 SGB VIII nicht gefährden - Anonymisierung oder Pseudonymisierung der Sozialdaten c) 73 SGB X - Anordnung durch den Richter - Verbrechen (gem. 12 StGB) oder Vergehen von erheblicher Bedeutung, insbesondere 176 StGB (sexueller Missbrauch von Kindern) 225 StGB (Misshandlung von Schutzbefohlenen) bei anvertrauten Daten zusätzlich: II. Weitergabebefugnis 1. Eingriff gem. 65 SGB VIII? a) anvertrautes Datum b) bei persönlicher oder erzieherischer Hilfe 2. Zulässigkeit des Eingriffs? a) Nr. 1: Einwilligung des Anvertrauenden b) Nr. 2: Gefährdungsschwelle des 1666 BGB + Entscheidung des Familiengerichts + Leistung des Jugendamts gem. 2 Abs. 2 SGB VIII c) Nr. 3: bei Zuständigkeitswechsel d) Nr. 4: zur Einschätzung des Gefährdungsrisikos - Anonymisierung oder Pseudonymisierung e) Nr. 5: Rechtfertigender Notstand ( 34 StGB) oder Mitteilungsbefugnis (an JA) nach 4 KKG Beachte: (1) Für Tätigkeit des AB/AP/AV gilt nur 68 SGB VIII. (2) Für Angehörige einer Berufsgruppe nach 203 Abs. 1 StGB gilt zusätzlich die strafrechtliche Schweigepflicht aus 203 Abs. 1 StGB. Kunkel 2016

36 Schaubild: Weitergabe von Daten durch das Jugendamt im Rahmen des Schutzauftrages Beteiligung weiterer (externer) Fachkraft zur Einschätzung des Gefährdungsrisikos Arzt Einrichtung eines freien Trägers andere Fachkraft im Jugendamt Fachkraft anderes Jugendamt Familiengericht = Nutzen Polizei Verwandte des Kindes Schule = Übermitteln bzw. Erheben Weitergabe bzw. Erheben ist zulässig, wenn zur Erfüllung des Schutzauftrages erforderlich. Kunkel 2016

37 Schaubild : Weitergabe von Daten durch freien Träger im Rahmen des Schutzauftrages externe Fachkraft andere Einrichtung andere Fachkraft innerhalb der Einrichtung Jugendamt Arzt Fachkraft = Nutzen Polizei Verwandte des Kindes Schule = Übermitteln bzw. Erheben Weitergabe bzw. Erheben ist zulässig, wenn zur Erfüllung des Schutzauftrages erforderlich. Kunkel 2016

38 Datenschutz im Jugendamt (hier im Hilfeplanungsverfahren) Verwaltungshandlung Schutzbereich Eingriff Befugnis 1. Diagnose/Anamnese bei a) Kind 61 SGB VIII i.v.m. 35 Abs. 1 SGB I i.v.m. 67 Abs. 1 SGB X Erhebung ( 67 Abs. 5 SGB X) 62 SGB VIII: - Abs. 1: erforderlich ( 27 SGB VIII) - Abs. 2: Betroffener ( 67 Abs. 1 SGB X) b) Eltern wie oben wie oben wie oben (eigene Daten) Kindesdaten: 62 Abs. 2 Nr. 1 SGB VIII oder 62 Abs. 3 Nr. 1 und 2a SGB VIII c) Umfeld (Schule...) wie oben wie oben wie oben (bei Eltern) 2. Beratung im Team wie oben (wenn personenbezogen) Nutzung ( 67 Abs. 7 SGB X) 3. Mitteilung an WJH wie oben und (bei anvertrauten Daten) 65 SGB VIII 4. Mitteilung an Erfüllungsgehilfen (Pflegeperson/ Heim...) Nutzung; bei anvertrauten Daten auch Weitergabe i.s.v. 65 SGB VIII wie oben - Übermittlung ( 67 Abs. 6 Nr. 3 SGB X) 5. Dokumentation wie oben Speicherung ( 67 Abs. 6 Nr. 1 SGB X) Kunkel 2014 67c Abs. 1 SGB X 67c Abs. 2 Nr. 1 SGB X; bei anvertrauten Daten 65 Nr. 1 SGB VIII 69 Abs. 1 Nr. 1 SGB X i.v.m. 27 SGB VIII, 64 Abs. 1 u. 2 SGB VIII - Weitergabe 65 Abs. 1 Nr. 1 SGB VIII ( 65 Abs. 1 SGB VIII) 76 SGB X, 203 Abs. 1 StGB (Arzt...) 63 SGB VIII

39 Rechte des Betroffenen I. Datenschutzbeauftragter 1. des Landes: 81 Abs. 1 Nr. 2, Abs. 2 S. 2 u. 3 SGB X i.v.m. LDSG (z.b. 27 LDSG BW) 2. kommunaler: 81 Abs. 4 S. 3 u. 4 SGB X i.v.m. LDSG (z.b. 32a DSG NRW und 11 LDSG Rheinland-Pfalz: ja; 10 LDSG Baden-Württemberg und 11 Sächs. DSG: nach Ermessen der Behörde) 3. bei freiem Träger: BDSG gilt für freie Träger ( 1 Abs. 2 Nr. 3); 4f verpflichtet sie zur Bestellung. Aber nach 1 Abs. 3 BDSG hat das SGB X Vorrang, wenn sie abgeleiteter Normadressat des 35 SGB I sind. Nach 81 Abs. 4 S. 1 SGB X ist dann aber 4f BDSG entsprechend anwendbar. II. Auskunftsrecht 83 SGB X Beachte: Daneben besteht ein Akteneinsichtsrecht nach 25 SGB X (vgl. S. 41) Vgl. die Extra-Übersicht S. 41. III. Sperrung/Löschung 84 SGB X Vgl. die Extra-Übersicht S. 44.

40 Prüfschema: Akteneinsichtsrecht in der Jugendhilfe ( 25 SGB X) 1. Verwaltungsverfahren? ( 8 SGB X). Verwaltungsverfahren endet mit Erlass des VA. Das Widerspruchsverfahren ist ein neues Verwaltungsverfahren ( 62 SGB X); ebenso das Aufhebungsverfahren nach 44-48 SGB X nach Bestandskraft des VA. Im gerichtlichen Verfahren gilt 100 VwGO. Außerhalb eines Verwaltungsverfahrens steht Akteneinsicht im Ermessen; ebenso bei freien Trägern. 2. Einsichtsberechtigter? Beteiligter ( 12 SGB X). Der Beteiligte kann entweder selbst die Akteneinsicht begehren oder sich dabei vertreten lassen ( 13 SGB X). Die Akteneinsicht ist eine Verfahrenshandlung und setzt daher Handlungsfähigkeit ( 11 SGB X) voraus; Minderjährige haben diese mit 15 Jahren. 3. Gegenstand? Alle Akten, die das Verfahren betreffen (auch Nebenakten, nicht aber Vorarbeiten). 4. Erforderlichkeit? Weit auszulegen: alles, was der Interessenvertretung förderlich sein könnte; bloß wirtschaftliches Interesse genügt nicht. 5. Grenze? Sozialgeheimnis eines Dritten bei berechtigten Interessen ( 25 Abs. 3 SGB X). 6. Rechtsfolge? Rechtsanspruch. Unmittelbare Akteneinsicht bei der Behörde ( 25 Abs. 4 S. 1 SGB X); nur mittelbare Akteneinsicht (vermittelt über einfühlsame Personen) bei Schockdaten ( 25 Abs. 2 SGB X). Ausnahmsweise (wenn Anreise unzumutbar) ist die Akteneinsicht auch bei anderen Behörden möglich oder kann durch Zusendung an ein Anwaltsbüro erfolgen. 7. Kopien? Ja, aber auf eigene Kosten ( 25 Abs. 5 S. 1 SGB X). 8. Rechtsbehelfe? Widerspruch gegen ablehnende Entscheidung, aber nur gleichzeitig mit Rechtsbehelf gegen die Entscheidung in der Sache selbst ( 44a VwGO). Einstweilige Anordnung daneben ist nicht möglich. 9. Unterscheide: a. Auskunft über Daten nach 83 SGB X b. Akteneinsicht nach InformationsfreiheitsG (nur bei Bundesbehörden, aber auch in den meisten Ländern nach Landesgesetz). c. Akteneinsichtsrecht des Gemeinderats, das sich nach der Gemeindeordnung und der Hauptsatzung richtet. d. Dateninformation im Vormundschaftswesen nach 68 Abs. 3 SGB VIII. e. Akteneinsicht in Vermittlungsakten nach 9b AdVermiG. 5 Aus: Kunkel, Jugendhilferecht, 8. Aufl. 2015

41 Das Auskunftsrecht gem. 83 SGB X Auskunftsberechtigter Betroffener i.s.v. 67 Abs. 1 83 Abs. 1 S. 1 SGB X S. 1 SGB X Auskunftsverpflichteter Verantwortliche Stelle i.s.d. 83 Abs. 1 S. 4 SGB X 67 Abs. 9 SGB X (auch bei verlängertem Sozialdatenschutz gem. 78 SGB X oder 61 Abs. 3 SGB VIII) Gegenstand Information über 83 Abs. 1 S. 1 SGB X der Auskunft - die eigenen Daten des Betroffenen, soweit sie Sozialdaten i.s.d. 67 Abs. 1 S. 1 SGB X und gespeichert i.s.v. 67 Abs. 6 S. 2 Nr. 1 SGB X sind - ihre Herkunft - ihren Empfänger - den Zweck der Speicherung Mitwirkung - Antrag 83 Abs. 1 S. 1 SGB X des Berechtigten - Bezeichnung der Art der 83 Abs. 1 S. 2 SGB X Daten ( soll ) - Suchhinweise bei Aktendaten 83 Abs. 1 S. 3 SGB X ( muss ) Anspruchsvor bei Aktendaten muss Suchaufwand 83 Abs. 1 S. 3 SGB X aussetzungen verhältnismäßig sein Form des - Ermessen (beachte 39 83 Abs. 1 S. 4 SGB X Auskunftsverfahrens SGB I) - bei Schockdaten Auskunft durch geeigneten 83 Abs. 1 S. 5 SGB X i.v.m. 25 Abs. 2 SGB X Vermittler Kosten keine 83 Abs. 7 SGB X Anspruchsausschluss (Ermessensauskunft) bei Archivdaten und Daten zur Datensicherung und Datenkontrolle, wenn Aufwand unverhältnismäßig 83 Abs. 2 SGB X

Verbot der Auskunft bei - Gefährdung der Aufgabenerfüllung - Gefährdung der öffentlichen Sicherheit - Nachteilen für das öffentliche Wohl - Geheimhaltungspflicht, insbesondere wegen überwiegender Interessen Dritter nach Abwägung gegen Informationsinteresse Zustimmungsbedürftigkeit - an Justiz wegen Strafver- bei Übermittlung der Auskunft folgung - an Polizeibehörden wegen Gefahrenabwehr - an Geheimdienste wegen Sicherheitsgefährdung Begründungspflicht bei Abnahme: Begründung würde Grundsätzlich immer, Auslehnung der den mit der Ablehnung verfolgten Zweck Auskunft gefährden. Anrufung des Landesbeauftragten für Datenschutz Förmliche Rechtsbehelfe 83 Abs. 4 Nr. 1 SGB X 83 Abs. 4 Nr. 2 SGB X 83 Abs. 4 Nr. 2 SGB X 83 Abs. 4 Nr. 3 SGB X 83 Abs. 3 SGB X 83 Abs. 5 S. 3 SGB X, 35 SGB X - wegen fehlender Begründung der Ablehnung (Hin- 83 Abs. 5 S. 2 SGB X weis in Rechtsbehelfsbelehrung) - wegen Ablehnung der Auskunft (zur Überprüfung der 83 Abs. 6 SGB X Rechtmäßigkeit) bei Untätigkeit oder Verweigerung der Auskunft Wider- 68 bzw. 42 VwGO spruch und Verpflichtungsklage Kunkel 2015

43 Berichtigung, Löschung und Sperrung gem. 84 SGB X Berichti gung Löschung Sperrung gesetzliche Regelung Voraussetzungen Folgen Definition 84 SGB X --- Datum ist unrichtig - Löschung des unrichtigen und Abs. 1 S. 1 Speicherung des richtigen Datums - bei Unaufklärbarkeit der Richtigkeit: Abs. 1 S. 2 Vermerk über Unaufklärbarkeit Abs. 1 S. 3 Hinweis auf Strittigkeit des Datums bei weiteren Nutzungen oder Übermittlungen - Informationsgebot über Strittigkeit Abs. 5 des Datums und über Be- richtigung an regelmäßige Datenabnehmer 67 Abs. 6 Unzulässigkeit der - Schwärzen oder Vernichten des Abs. 2 S. 2 Nr. 5 Speicherung Datums SGB X - von vornherein - Information regelmäßiger Abnehmer Abs. 5 - nachträglich durch über Löschung nicht mehr benötigte Daten u. keine Beeinträchtigung schutzwürdiger Interessen des Betroffenen 67 Abs. 6 S. 2 Nr. 4 SGB X Voraussetzungen für Löschung liegen vor, aber - normative Aufbewahrungsfrist verbietet Löschung - Löschung würde schutzwürdige Interessen beeinträchtigen - Löschung ist nur mit unangemessenem Aufwand möglich - Verbot der Verarbeitung und Abs. 4 Nutzung, außer für Wissenschaft Nr. 1 für Beweiszwecke Nr. 1 unerlässlich für einen sonstigen Nr. 1 Zweck, wenn freies Datum auch für diese Zwecke einsetzbar gewesen wäre; Nr. 2 - Information an regelmäßige Abs. 5 Abnehmer über Sperrung

44 Sanktionen bei Verletzung von Sozialdatenschutzbestimmungen (1) Ordnungswidrigkeit 85 SGB X (2) Straftat (a) 203 Abs. 1 und 2 StGB (b) 85a SGB X Vgl. die Extra-Übersicht S. 45 (3) Disziplinarvergehen 37 BeamtStG 61 LBG/ 3 TVöD (4) Schadensersatz 839 BGB i.v.m. Art. 34 GG oder 823 BGB jeweils i.v.m. 253 BGB 82 SGB X i.v.m. 7 BDSG (5) Rechtswidrigkeit des VA (a) der Sachentscheidung (b) der Übermittlungshandlung (6) Folgenbeseitigungsanspruch 40 VwGO (Rechtsweg) 113 Abs. 1 S. 2 VwGO analog (Klagart) (7) Unterlassungsanspruch 40 VwGO (Rechtsweg) 1004 BGB analog (Klagart) (8) Verwertungsverbot 78 Abs. 1 S. 1 SGB X