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Kompaktwissen» Inkasso «Inkasso Mahnung Inkasso ahnu Forderungsmanagement Verjährung

Darum geht es: Manche offene Rechnung wird nicht oder nicht vollständig bezahlt. Diese Forderungsverluste sind für ein Unternehmen nur schwer zu verkraften. Nicht einkommende Gelder, verspätete Zahlungen oder der Totalausfall eines erwarteten Betrages kosten nicht nur Zeit und Geld. Der Gläubiger gerät selbst in eine Schieflage, seinem Betrieb fehlt es an Liquidität und er balanciert am Rande der eigenen Zahlungsunfähigkeit. Inkassounternehmen spielen seit über hundert Jahren eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, offene Forderungen zu realisieren. Sie bringen Erfahrung im Umgang mit Schuldnern mit, sie arbeiten mit einer ausgefeilten Mahn- und Überwachungssoftware und sie verfügen über Einblicke in die wirtschaftliche Situation von Unternehmen oder Verbrauchern, die Geld schuldig bleiben. Gerade mittelständische Unternehmen registrieren ein immer schlechteres Zahlungsverhalten bei ihren Kunden. Inkassounternehmen, angesiedelt am Schnittpunkt von Gläubiger und Schuldner, Mahnabteilung, Rechtsanwalt und Gerichtsvollzieher, schaffen einen Ausgleich. Sie vermitteln zwischen den Beteiligten und sorgen für die Einhaltung eines Grundsatzes, der bereits zu den Pfeilern des antiken römischen Rechts zählte: Pacta sunt servanda Verträge sind einzuhalten. Wie arbeiten Inkassounternehmen? Welche rechtlichen Vorschriften sind beim Forderungseinzug zu beachten? Und schließlich: In welchem sozialen Umfeld handeln Schuldner und Gläubiger? Dies sind nur einige der Fragen, die in der vorliegenden Broschüre behandelt werden. Sie soll dazu beitragen,vorurteile abzubauen und sachlich aufzuklären.

Inhalt Kapitel 1 Es geht ums Geld SEITE 4 Kapitel 2 Verzug, Mahnung,Verjährung SEITE 6 Kapitel 3 Wie arbeitet ein Inkassounternehmen? SEITE 10 Kapitel 4 Mehr als nur Geldeinzug SEITE 14

KAPITEL 1 Es geht ums Geld Das Wort Inkasso steht für den Einzug offener Forderungen.Wie so viele so solvent ist, dass er zumindest für nur lohnen, wenn der Schuldner noch W AS IST DAS? Inkassounternehmen: ziehen Worte aus der Sprache des Bankund Finanzwesens ist es italienischen stehen kann. Die weitere wirtschaftliche Teile der offenen Rechnungen gerade Forderungen für Dritte ein. Ihre Aktivitäten im Namen des Ursprungs: incassare bedeutet das Entwicklung im 20. und 21. Jahrhundert, Gläubigers richten sich zunächst Einziehen von Geld. Heute wird der besonders aber in Zeiten der Rezession darauf, unter Vermeidung Begriff enger gefasst.vom Inkasso mit Umsatzrückgängen und Schmälerungen des Ertrages, wurden und werden gerichtlicher Verfahren und wird gesprochen, wenn der Gläubiger Zwangsvollstreckungsmaßnahmen seinen Forderungseinzug nicht selbst immer stärker von Inkassounternehmen einen Zahlungserfolg herbeizuführen (kaufmännisches Mahn- durchführt, sondern ihn an ein Inkassounternehmen überträgt. Diese begleitet. verfahren). Gelingt dies nicht, so arbeiten mit vielen anderen zusammen, Bereits in den 30er Jahren wurde die wird in Abstimmung mit dem die ebenfalls im Forderungseinzug Tätigkeit von Inkassounternehmen unter auftraggebenden Gläubiger die und Inkasso tätig sind: Buchhalter, ja Erlaubniszwang gestellt. Bis heute gilt: Forderung an einen Vertragsanwalt übergeben, der nun zusam- ganze Mahnabteilungen großer Unternehmen, Rechtsanwälte und Gerichts- Rechtsberatungsgesetz vom zuständigen Inkassounternehmen müssen nach dem men mit dem Inkassounternehmen den Rechtsweg beschreitet vollzieher sowie schließlich Gerichte Amts- bzw. Landgericht zugelassen werden. Das ist auch gut so. Schließlich han- und Ämter bemühen sich um die (gerichtliches Mahnverfahren). Im Realisierung fälliger Forderungen. deln sie im Namen fremder Vermögensinteressen. Überwachungsverfahren bemühen sich die Inkassounternehmen um So alt wie offene den Einzug gerichtlich festgestellter Forderungen (Urteile), die 30 Rechnungen Für moderne Inkassounternehmen werden die unterschiedlichen Anforderungen und Dienstleistungen immer Jahre ihre Gültigkeit behalten. Inkassounternehmen haben eine weit über hundertjährige Tradition. Sie entstanden in den vielschichtiger. Das zeigen bereits die verschiedenen Begriffe, die für Inkasso gebräuchlich sind. Heute wird viel- Gründerjahren des 19. Jahrhunderts, als sich durch den wirtschaftlichen Boom eine Steigerung des Kreditbedarfs einstellte. Es waren zunächst Auskunfteien, die Inkasso wird damit zu einem Teil eines umfangreichen fach vom Kredit- und Forderungsmanagement gesprochen. neben der Beurteilung der Kreditwürdigkeit auch den Kundenmanagements. Es stellt gleichsam die Kehrseite Forderungseinzug übernahmen. Die Verknüpfung von von Marketing und Vertrieb dar. Geht es zunächst Auskunftstätigkeit und Inkasso macht auch heute noch darum, neue Kunden zu gewinnen, zu Abschlüssen zu Sinn, gilt es doch zu verhindern, dass gutes Geld kommen, zu liefern und zu leisten, so hat das Inkasso schlechtem Geld hinterhergeworfen wird. Das Einziehen von Forderungen selbst kostet und wird sich Begleichung der Rechnung zu zum Ziel vom Kunden und Abnehmer die pünktliche erreichen. 4 SEITE

Dabei sieht das Inkasso immer wieder anders aus, weil auch jeder Schuldner anders ist. Im Fall des Mengeninkasso, bei dem es sich um den Einzug einer Vielzahl gleichartiger Forderungen eines Gläubigers handelt, ist ein anderes Vorgehen als bei einzelnen größeren Fällen Schließlich beschäftigen sich große Inkassounternehmen damit, wie mit der Werthaltigkeit von Forderungen umzugehen ist. So wird die Inkassodienstleistung durch das Factoring ergänzt, bei dem die Forderung nicht mehr im Namen des Gläubigers geltend gemacht, sondern vom Gläubiger verkauft und dann im eigenen Namen eingetrieben wird. Große Forderungsbestände werden gebündelt, bewertet und als Paket auf den Kapitalmarkt gebracht. Anleger können nun verzinsliche Anteile an diesem ursprünglichen Forderungsbestand erwerben. Welches Vorgehen aber auch immer angebracht ist, welchen Namen Inkasso über die Jahrhunderte auch gehabt hat eines ist gleich geblieben: Es geht darum, dass der Gläubiger sein Geld erhält, das ihm aufgrund eines gültigen Rechtsgeschäftes zusteht. Ganz klar ist: Inkassounternehmen ziehen nur Forderungen ein, die rechtlich einwandfrei sind. Einreden und Einwendungen des Schuldners, d.h. strittige Forderungen, sind nicht Sache von Inkassounternehmen. nötig. Handelt es sich beim Schuldner um einen Endverbraucher oder um ein Unternehmen? Ist der Schuldner in Deutschland oder im Ausland ansässig? Wichtig ist auch, in welchem Stadium des Verzuges sich der Schuldner befindet. Handelt es sich noch um ein kaufmännisches Mahnen oder ist bereits ein Gericht eingeschaltet worden? FRAGEN? Welche verschiedenen Arten des Inkasso gibt es? Wo liegen die Ursprünge des Inkasso in der Neuzeit? Welche Forderungen ziehen Inkassounternehmen nicht ein? SEITE 5

KAPITEL 2 Verzug, Mahnung, Verjährung Mit der Begleichung ihrer Rechnung lassen sich Schuldner immer mehr Zeit. Schließlich sah sich der Gesetzgeber zum Handeln gezwungen: Im Mai 2001 trat das Gesetz zur Beschleunigung fälliger Zahlungen in Kraft. Wenig später folgte eine Richtlinie der Europäischen Kommission zur Bekämpfung des Zahlungsverzuges im Handelsverkehr. Mit der Modernisierung des Schuldrechts zum Januar 2002 wurden die neu eingeführten Gesetze auf nationaler und europäischer Ebene ersetzt. Im neuen Schuldrecht geht es darum, die Verzögerung von Zahlungen wirtschaftlich unattraktiv zu machen und die Möglichkeit zu verbessern, fällige Ansprüche zügiger geltend zu machen. Verzug ohne Mahnung Durch eine Mahnung, so bestimmt es das Recht, setzt der Gläubiger seinen Schuldner in den Verzug.Voraussetzung ist natürlich, dass der Schuldner nach Eintritt der Fälligkeit gemahnt wird. Einer besonderen Form bedarf die Mahnung nicht, sie muss jedoch eine eindeutige Aufforderung enthalten, dass die geschuldete Leistung zu erbringen ist. Durch das Setzen einer Frist wird der Schuldner nach Fristablauf in Verzug gesetzt und hat damit die dem Gläubiger entstehenden Schäden zu ersetzen. Nicht immer bedarf es einer Mahnung. Ist der Leistungszeitpunkt nach dem Kalender bestimmt bzw. bestimmbar oder verweigert der Schuldner seine Leistung ernsthaft und endgültig, so lässt das einen sofortigen Eintritt des Verzuges gerechtfertigt erscheinen. Entscheidend aber ist eine Neuregelung, die den Schuldner auch ohne Mahnung in Verzug setzt. Der Schuldner hat 30 Tage nach Fälligkeit und Zugang der Rechnung zu zahlen sonst tritt automatisch und ohne weitere Hinweise der Verzug mit allen Folgen ein. Allerdings gilt diese Regelung gegenüber Verbrauchern nur, wenn diese im Vorfeld darauf hingewiesen wurden. 6 SEITE

Verspätung kostet Der Schuldner hat dem Gläubiger alle Schäden, die aus dem Verzug entstehen, zu ersetzen. Dazu gehören die Kosten für die gerichtliche Geltendmachung, für einen Rechtsanwalt oder eben auch für die Einschaltung eines Inkassounternehmens. Der Verzugsschaden umfasst auch die Zinsen. Hier hat der Gesetzgeber dem Gläubiger eine weitere Erleichterung geschaffen: Der Verzugszins liegt um acht Prozentpunkte über dem Basiszinssatz der Europäischen Zentralbank.Wenn ein W AS IST DAS? Verzugsschaden: Mit Beginn des Zahlungsverzuges, der eintritt, wenn der Schuldner nicht fristgerecht leistet, können gegenüber dem Schuldner alle Kosten geltend gemacht werden, die bei der Beitreibung der Forderung entstehen. Zu diesen Kosten gehören u. a. Portokosten, Verzugszinsen und jene Gelder, die für einen Rechtsanwalt oder ein Inkassounternehmen aufgewendet werden müssen. dem Ansetzen dieses Mindestschadens erleichtert das Recht die Beweispflicht und Geltendmachung für den Gläubiger. Mit dem Verzug nach Fälligkeit verbindet sich für den Gläubiger eine Gefahr: Nun beginnt die Verjährung. Mit der Verjährung geht ein Anspruch hier auf Begleichung der Rechnung nach einer festgelegten Zeit verloren. Die Verjährung dient zum einem dem Schuldnerschutz, zum anderen dem Rechtsfrieden. Ein tatsächlicher Zustand, der über einen langen Zeitraum hin unangefochten bleibt, ist als rech- Verbraucher am Verzug beteiligt ist, liegt er immer noch tens anzuerkennen. Dies liegt letztlich auch im Interesse bei fünf Prozentpunkten über dem Basiszinssatz. Mit des Gläubigers, der alles Erforderliche zu tun hat, damit die Verjährung nicht eintritt und er keinen endgültigen Rechtsverlust beklagen muss. Die Modernisierung des Schuldrechts hat auch das Verjährungsrecht grundlegend verändert. Die meisten Ansprüche unterliegen einer Verjährungsfrist von drei Jahren. Diese regelmäßige Verjährungsfrist beginnt mit dem Schluss des Jahres, in dem der Anspruch entstanden ist und der Gläubiger von den anspruchbegründeten Umständen und der Person des Schuldners Kenntnis erlangt hat. Damit dieses subjektive Element aber nicht wieder zu einer Unsicherheit führt, ist im Gesetz bestimmt, dass grundsätzlich zehn Jahre nach Entstehung des Anspruchs die Forderung verjährt. SEITE 7

KAPITEL 2 Verzug, Mahnung, Verjährung Auf unterschiedliche Regelungen, die sich etwa aus der Leihe oder aus Ansprüchen auf Schadensersatz ergeben, soll hier nicht eingegangen werden.wichtig ist, dass der Ablauf des Verjährungszeitraumes gehemmt oder unterbrochen werden kann.tritt eine Hemmung der Verjährungsfrist ein, wird der Zeitraum dieser Hemmung nicht in die Verjährungsfrist eingerechnet. Ein wichtiger Fall der Hemmung in der Praxis ist die Stundung, etwa So geht es vielleicht schneller Verzug und Verjährung stellen die negative Entwicklung einer Forderung dar. Es muss für den Gläubiger darum gehen, gleich bei Eingehen eines Rechtsverhältnisses Anreize zu schaffen, die den Schuldner anregen, die an ihn gerichtete Forderung zeitnah und ohne Verzögerung zu begleichen. wenn Verhandlungen über einen Anspruch geführt werden. Insgesamt sind viele Sachverhalte, die früher zu einer Unterbrechung der Verjährung führten, jetzt als Hemmungstatbestände umgestaltet worden. In der täglichen Praxis ist das Einräumen von Skonti wohl die gebräuchlichste Form, Rechnungen möglicherweise sogar noch vor Fälligkeit bezahlt zu bekommen. Skonto ist ein prozentualer Preisnachlass bei Barzahlung oder Zahlung innerhalb einer bestimmten kurzen Frist. Die Ziehung von Skonto ist für den Schuldner lohnenswert.wer nach Fälligkeit zahlt, hat auf jeden Fall die hohen Verzugszinsen zu zahlen, die der Gesetzgeber mit der Modernisierung des Schuldrechts eingeführt hat.verfügt der Schuldner über flüssige Mittel, so sollte er vor Fälligkeit zahlen, um die durch die Skontoziehung mögliche Ersparnis zu 8 SEITE

erzielen. Für den Gläubiger ist es wichtig, diesen Betrag genau zu benennen. Manche Schuldner ziehen Skonto auch ab, wenn sie nur fällig zahlen, oder sie nehmen einen kleinen Betrag aus der Rechnungssumme, auch wenn ihnen der Gläubiger nicht ausdrücklich mit der Einräumung von Skonto entgegengekommen ist. Eine weitere Möglichkeit, den Schuldner zu einer pünktlichen Zahlung zu bringen, liegt in vorbereiteten Überweisungsträgern. Der Schuldner braucht nun keinen weiteren Aufwand für die Überweisung zu tätigen, außerdem lassen sich eingegangene Beträge sehr viel zeitgenauer zuordnen und buchen, sodass die Überwachung der Forderungen leichter fällt. Noch komfor-tabler ist das Lastschriftverfahren, bei dem der Gläubiger den fälligen Betrag selbst vom Konto des Schuldners abbucht. Vereinbarungen von Teilzahlungen sind ein Entgegenkommen des Gläubigers.Von sich aus darf der Schuldner den zu zahlenden Betrag nicht auf einzelne A-conto- Zahlungen aufteilen. Allerdings liegt in der Teilzahlung einiger Aufwand für den Gläubiger. Er muss für jeden einzelnen Zahlungstermin den Zahlungseingang verifizieren. Entsprechend sollte er sich dies honorieren lassen. Das kann durch einen höheren Gesamtbetrag, W AS IST DAS? Lastschriftverfahren: Bei einer Lastschrift gibt der Zahlungsempfänger seiner Bank den Auftrag, vom Konto des Zahlungspflichtigen bei dessen Bank einen bestimmten Betrag abzubuchen. Dies geschieht meist auf dem Weg der Einzugsermächtigung. Dabei ist Grundlage die Ermächtigung des Zahlungspflichtigen an den Zahlungsempfänger von seinem Konto den fälligen Betrag einzuziehen. Lastschriften sind vom Zahlenden jederzeit widerruflich. FRAGEN aber auch durch das Einräumen von Sicherheiten geschehen. Alle Möglichkeiten, dem Schuldner die Zahlung zu erleichtern, wie Verhandlungen über Stundungen oder Ratenzahlungen erfordern höhere Aufmerksamkeit vom Gläubiger.? Wie kommt es zum Verzug des Schuldners? Wie lange dauert die regelmäßige Verjährungsfrist? Welche Zahlungsanreize können für Schuldner geschaffen werden? SEITE 9

KAPITEL 3 Wie arbeitet ein Inkassounternehmen? Der Unternehmer, der offene Forderungen im Verzug besitzt, wird sich fragen, wie er mit diesen umzugehen hat. Entwicklung neuer Produkte von einer Forschungsstelle gestellter Ware von einer Spedition ausgeführt oder die Die Bewertung seiner Forderungen spielt für die Bilanz einer Hochschule betrieben. Der Grund für das Outsourcing liegt auf der Hand: Die ausgegliederte eine große Rolle. Forderungen zählen zum Umlaufver- Leistung mögen und müssen, falls sie ganz oder teilweise nicht einbringlich sind, möglicherweise abgewertet werden. Die Bilanzposition offene Posten muss so genau wie möglich dem tatsächlich zu erwartenden Geldeingang entsprechen. Wie hoch die Chancen der Realisierung der offenen Rechnungsbeträge aber sind, hängt nicht zuletzt vom weiteren Vorgehen gegen den Schuldner ab. Geht der Gläubiger davon aus, dass der Schuldner tatsächlich nicht leisten kann und wird, so muss er die Forderung ausbuchen. Sieht er allerdings noch Chancen einer Realisierung, so bieten sich verschiedene Möglichkeiten. Er kann sich im eigenen Hause, etwa über seine Debitorenbuchhaltung oder über Inkasso den Fachleuten überlassen Das Stichwort für die Abgabe der Forderung an ein Inkassounternehmen lautet Outsourcing. Outsourcing ist die Ausgliederung einer betrieblichen Aufgabe oder Funktion auf ein anderes Unternehmen. So wird das Marketing einer Werbeagentur übertragen, der Transport fertig W AS IST DAS? Factoring: Beim Factoring verkauft der Gläubiger seine Geldforderung gegen einen Dritten an ein Factoringunternehmen. Das Factoringunternehmen übernimmt das Risiko des Zahlungsausfalles des Dritten und verpflichtet sich, einen vereinbarten Kaufpreis zu zahlen, der zunächst einen Großteil der Forderungen begleicht, um schließlich den Restbetrag abzüglich der Kosten zu überweisen. Neben der Vorfinanzierung übernimmt das Factoringinstitut das Debitorenmanagement und sichert einen Forderungsausfall ab. wird den Experten überlassen, Fortschritte und Entwicklungen sind besser zu überprüfen und die Kosten sind leichter zu kontrollieren und im Rahmen zu halten. Diese Gründe sprechen auch für die Einschaltung eines Inkassounternehmens, wenn Forderungen beigetrieben werden. Die Mitarbeiter von Inkassounternehmen sind ausgewählte Spezialisten für den Forderungseinzug und den Umgang mit Schuldnern. Sie wissen damit umzugehen, dass der Schuldner gleichzeitig auch Kunde ist. Es gilt also, eine sachliche und emotionsfreie Bearbeitung der Fälle in die Wege zu leiten, welche die Vertragsbeziehungen die Rechtsabteilung, um den Einzug der Forderung kümmern.will er nicht eigenes Personal mit diesen Aufgaben mittleren Unternehmen die besonders von Forderungs- grundsätzlich nicht gefährdet. Gerade bei kleinen und betrauen, so wird er einen Rechtsanwalt oder ein Inkassounternehmen beauftragen. heikle und schwierige Aufgabe. Für kleine verlusten betroffen sind gilt der Mahnbereich als eine Unternehmen heißt es immer, sich mit geringen Kapazitäten auf das eigentliche Kerngeschäft zu konzentrieren. Die Schwierigkeiten im Umgang mit Schuldnern rühren einerseits aus der sehr komplexen und sich ständig verändernden juristischen Materie her, zum anderen aus dem psychologischen Spannungsfeld zwischen Schuldner und Gläubiger. All dies sorgt dafür, dass Forderungen im eigenen Haus oft nur schleppend bearbeitet werden. 10 SEITE

Um im Auftrag des Gläubigers tätig zu werden, braucht das Inkassounternehmen den Namen des Schuldners und seine Adresse, ferner die Höhe der Forderung und deren Grund sowie die Daten der Rechnung. Die Forderung muss fällig sein, was bedeutet, dass der vereinbarte Zahlungstermin bereits überschritten ist und sie darf außerdem nicht ernsthaft bestritten werden, etwa durch Mängelrügen. Flexibel reagieren Nach Übermittlung dieser Angaben werden alle Informationen in eine Datenverarbeitung aufgenommen, die durch eine moderne, ständig weiterentwickelte Inkassosoftware unterstützt wird. Gleichzeitig werden Informationen über die wirtschaftlichen Verhältnisse des Schuldners eingeholt. Der Vorteil einer Bonitätsprüfung liegt auf der Hand: Die Realisierungsaussichten der Forderungen werden überprüft, damit bei einem zahlungsunfähigen Schuldner dem Gläubiger nicht noch zusätzliche Kosten entstehen. Anschließend können die ersten Mahnungen an den Schuldner versandt werden. Der Gläubiger bestimmt das Vorgehen gegenüber dem Schuldner. Bei guten Kunden sollten offene Forderungen in jedem Fall vorsichtig angemahnt werden. Ist eine Fortsetzung der Kundenbeziehung aufgrund des schlechten Zahlungsverhaltens wenig wünschenswert, so sollte der Schuldner deutlicher angesprochen werden. Eine wichtige Unterstützung für das Inkassoverfahren bietet der persönliche Kontakt. Dieser ist bereits mit dem Telefoninkasso herzustellen, bei dem im Gespräch mit dem Schuldner die finanziellen Verhältnisse zu klären und ein Weg zur Begleichung der Schulden festzulegen sind. Alle diese Maßnahmen werden ständig mit dem Gläubiger abgestimmt. Der Gläubiger erhält fortlaufend Informationen über den Sachstand des Inkassoverfahrens. Dabei werden die Auftraggeber entweder individuell über jedes Verfahren unterrichtet oder dieses Vorgehen bietet sich insbesondere für das Mengeninkasso mit einer Vielzahl kleinerer Fälle an periodisch über den Stand sämtlicher Aufträge. Auch die im Gespräch mit dem Schuldner beschlossenen Ratenzahlungen, Zahlungsaufschübe oder Vergleiche werden nicht nur abgestimmt, sondern auch terminiert und vom Inkassounternehmen bis zur endgültigen Bezahlung überwacht. Eingegangene Gelder werden unverzüglich an den Gläubiger weitergeleitet. Die Kosten, die vom Inkassounternehmen für den Forderungseinzug in Rechnung gestellt werden, sind höchst unterschiedlich. In Deutschland arbeiten mehr als 600 Inkassounternehmen, ihre Konditionen und Tarife sind vom Gläubiger im Vorfeld zu vergleichen. Meist sind ein Bearbeitungsentgelt und eine Erfolgsprovision zu zahlen. Dabei gehört das Bearbeitungsentgelt zu den Kosten, die der Schuldner aufgrund des Verzuges dem Gläubiger zu ersetzen hat. Die anteilige Vergütung im Sinne einer Erfolgsprovision richtet sich nach der Höhe der Forderung. Sie nimmt aber relativ mit höheren Forderungen ab. SEITE 11

KAPITEL 3 Wie arbeitet ein Inkassounternehmen? Der Gläubiger profitiert vom Know-how des Inkassounternehmens, und nicht nur, weil er tagesaktuell und detailliert über den Stand der Verfahren informiert wird. Guten Inkassounternehmen ist es möglich, individuelle Auswertungen und Statistiken zu erstellen, um Verfahren weiter zu optimieren. So sind Erhebungen zum Zahlungsverhalten einzelner Branchen abrufbar, zur Frage, welche Mahnung die wirkungsvollste ist und welche Kunden nach welchen Terminen und in welcher Höhe zahlen. Mittlerweile ist es auch möglich, das Inkasso für den Gläubiger über das Internet abzuwickeln. Hier kann er sich per Mausklick über Verfahrensstände und einkommende Gelder informieren. Wiedersehen vor Gericht Alle diese Maßnahmen, den Schuldner zur Zahlung zu bewegen, befinden sich noch im außergerichtlichen Bereich. Gelingt es nicht, den Schuldner zur Zahlung zu bewegen, so wird das Inkassounternehmen einen spezialisierten Vertragsanwalt einschalten, der im Namen des Inkassounternehmens und des Gläubigers gegen den Schuldner vorgeht. Um in das Vermögen des Schuldners vollstrecken zu können, wird ein Titel benötigt. Dieser Titel wird entweder MAHNVERFAHREN Auftragserfassung Ermittlung des Schuldners Zahlungsaufforderung Aktuelle Auskunft Mehrfache Mahnung Schuldner ist vorübergehend zahlungsunfähig Gerichtliches Mahnverfahren Titulierung (Verjährungsschutz) Übernahme in die langfristige Überwachung Schuldner ist zahlungsfähig Ratenzahlung Aufschub Vergleich Überwachung Terminierung ZAHLUNG Schuldner ist dauerhaft zahlungsunfähig Einstellung des Verfahrens 12 SEITE

im Mahn- oder im Klageverfahren erlangt. Das Mahnverfahren ist ein abgekürztes Verfahren, das auf das schnelle und kostengünstige Erlangen eines vollstreckbaren Titels ausgerichtet ist. Das Gericht erlässt einen Mahnbescheid gegen den Schuldner. Zahlt dieser darauf nicht, so wird vom Gericht ein Vollstreckungsbescheid erlassen. Der Gerichtsvollzieher kann nun mit der Zwangsdurchsetzung der Forderung beginnen. Er pfändet entweder das bewegliche Vermögen des Schuldners oder aber Forderungen, die diesem gegen Dritte zustehen (etwa Lohnforderungen gegen den Arbeitgeber). Bleiben die Pfändungsversuche erfolglos, wird das Verfahren zur Abgabe einer eidesstattlichen Versicherung eingeleitet. Der Schuldner muss eidesstattlich versichern, dass er kein pfändbares Vermögen besitzt. Legt der Schuldner Widerspruch gegen den Mahnbescheid ein, wird die Sache an das zuständige Gericht abgegeben und das Klageverfahren eröffnet. Den Titel, den Gläubiger und Inkassounternehmen zusammen mit dem Rechtsanwalt und Gericht erlangt haben, gilt es weiter im Auge zu behalten.titel bewahren 30 Jahre ihre Gültigkeit so lange kann aus ihnen vollstreckt werden. Eine solche Überwachung fällt Inkassounternehmen sehr viel leichter als einer unternehmerischen Buchhaltung, weil die Datenbank des Inkassounternehmens Daten zur Bonitätsentwicklung und auch zum Wohnsitz des Schuldners zur Verfügung stellt. So lassen sich später erneute Vollstreckungsversuche unternehmen, die oftmals nach Jahren noch Erfolg versprechen. Über Grenzen hinweg Inkassounternehmen arbeiten international. Halten sich Schuldner im Ausland auf, so wird sich auch dort, meist zusammen mit einem im jeweiligen Land ansässigen Unternehmen oder Rechtsanwalt, um den Einzug gekümmert. Auf der anderen Seite vertrauen große ausländische Unternehmen ihre Forderungen gegenüber Schuldnern in Deutschland den hier ansässigen Inkassounternehmen an. Gerade im Zuge der Globalisierung der Wirtschaft, aber auch durch das Zusammenwachsen der europäischen Länder wird das Auslandsinkasso immer wichtiger. In vielen Fällen sind die Rechtssysteme, gerade im Hinblick auf Mahnungen, Sicherheiten und den Verzug, in den einzelnen Ländern noch höchst unterschiedlich. Hinzu kommen Barrieren, die sich durch unterschiedliche Sprachen, aber auch andere Mentalitäten aufbauen. Ein international arbeitendes Inkassounternehmen wird diesen Unterschieden im Namen des Schuldners? Rechnung tragen. Was ist unter Outsourcing zu verstehen? Was sollte zu Beginn eines Inkassoverfahrens stehen? Wozu dient ein Vollstreckungsbescheid? FRAGEN SEITE 13

KAPITEL 4 Mehr als nur Geldeinzug Inkasso, eine moderne Dienstleistung, die jede unternehmerische Tätigkeit begleitet, ist aber nicht nur im wirtschaftlichen und rechtlichen Zusammenhang zu sehen. Letztlich spielen gesellschaftliche und soziale Gründe eine Rolle, wenn Inkasso betrieben wird. Gläubiger und Schuldner, die sich angesichts überfälliger Forderungen gegenüberstehen, sind in ihrem Verhalten und Denken nur im Umfeld ihrer wirtschaftlichen und sozialen Lage zu verstehen. Der Gläubiger muss für ein schnelles Einkommen der Gelder aus offenen Rechnungen sorgen, damit er selbst liquide bleibt.verzögerungen oder sogar Ausfälle bei den offenen Rechnungsbeträgen schaffen bei Gläubigerunternehmen schnell Engpässe, die dazu führen, dass ein Betrieb, der ja immer selbst auch Schuldner anderer ist, sich nicht mehr in der Lage sieht, die Forderungen seiner Gläubiger zu befriedigen. Er verliert die Liquidität, die Fähigkeit, jederzeit fristgerecht und der W AS IST DAS? Forderungsverlust: Von einem Forderungsverlust spricht man, wenn der Gläubiger für seine ausgelieferten Waren oder geleisteten Dienste nicht oder nur teilweise entlohnt wird. Forderungsverluste werden auf den Umsatz bezogen, sind aber tatsächlich direkt beim Gewinn eines Unternehmens spürbar. Um den Verlust beim Ertrag auszugleichen bedarf es eines vielfachen Umsatzuwachses. Höhe nach die Zahlungsverpflichtungen aus den flüssigen Mitteln erfüllen zu können.wie ein unsichtbares Band verbinden Forderung und Leistung nicht nur den einzelnen Gläubiger und Schuldner. Dieses Band, der Zahlungsfluss, zieht sich vielmehr weil jeder Gläubiger auch Schuldner, jeder Schuldner auch Gläubiger ist durch die gesamte Wirtschaft. Fallen wie Dominosteine Bestimmend für diese Verbindungen unter den Unternehmen im Businessto-Business-Bereich ist die Tatsache, dass Bilanzen deutscher Unternehmen einen immer höheren Anteil von Forderungen aus Lieferung und Leistung auf der Aktivseite verzeichnen. Rund ein Drittel der gesamten Bilanzsumme ist dieser Position zu zuordnen. Sicher gehören Forderungsverluste zum unternehmerischen Alltag lediglich 13 Prozent der mittelständischen Unternehmen haben keinerlei Forderungsverluste hinzunehmen. Auf der anderen Seite registriert jeder fünfte Betrieb Forderungsverluste von mehr als einem Prozent seines Umsatzes. Diese Forderungsverluste sind direkt auf den Ertrag zu beziehen, nicht auf den Umsatz. Und die Ertragssituation gerade mittelständischer Unternehmen in Deutschland ist schwierig. Bei Gewinnen zwischen eins und fünf Prozent des Umsatzes kommt es also zu einem Aufzehren der Erträge alleine durch die Forderungsverluste, also durch Kunden, die Rechnungen nicht bezahlen. 14 SEITE

Rund zwei Drittel aller Unternehmen berichten, dass sie bereits wegen Kundeninsolvenzen Forderungsverluste hinzunehmen hatten. So kann die Insolvenz nichts anderes als ein alternativer Begriff für die Zahlungsunfähigkeit Private Insolvenz Wer private Kunden hat, wer also an Endverbraucher verkauft, dem geht es oft nicht viel besser. Seit Ende der 90er ZAHLUNGSVERHALTEN DER KUNDEN DES MITTELSTANDES 34,6 % 30 25 20 22,8 15 10 5 0 15,8 8,2 6,6 4,2 3,1 bis 5 Tage bis 10 Tage bis 20 Tage bis 30 Tage bis 60 Tage bis 90 Tage über 90 Tage Angaben in % der Befragten, Rest o.a. wie bei fallenden Dominosteinen sich von einem zum anderen Betroffenen fortsetzen. Bei Großinsolvenzen kommt es manchmal zu hunderten von Folgekonkursen bei Zulieferern und Subunternehmen. Achtzig Prozent der befragten Pleiteunternehmer geben an, dass es die Zahlungsunfähigkeit ihrer Kunden war, die zum Zusammenbruch ihres Unternehmens geführt hat. Jahre können sich in Deutschland auch Privatpersonen im Zuge eines förmlichen Insolvenzverfahrens und einer Restschuldbefreiung entschulden. Diese Privatinsolvenz findet immer mehr Anklang. Bereits jetzt melden mehr Privatpersonen als Unternehmen Insolvenz an. Es wird nur wenige Jahre dauern, dann werden es pro Jahr hunderttausend Verbraucher sein, die sich um einen Insolvenzantrag und ein Restschuldbefreiungsverfahren bemühen. SEITE 15

KAPITEL 4 Mehr als nur Geldeinzug Schätzungen gehen davon aus, dass in Deutschland rund drei Millionen Haushalte überschuldet sind. Das bedeutet, dass diese Personen nicht mehr in der Lage sind, ihre Rechnungen zu begleichen. Rund eine Million eidesstattliche Versicherungen werden in jedem Jahr abgegeben: Schuldner sind gezwungen, zu offenbaren, dass sie über keine Mittel verfügen, ihre Gläubiger zu befriedigen. In Zeiten hoher Arbeitslosigkeit, vieler Ehescheidungen, aber eben auch mangelnder Fähigkeit, mit Geld umzugehen und das Einkommen und den Konsum ins rechte Verhältnis zu setzen, ist ein Ende der Verschuldung privater Haushalte nicht abzusehen. Der Gesetzgeber versucht, die unterschiedlichen Positionen und die Probleme, die Schuldner und Gläubiger betreffen, in den Griff zu bekommen. Das leichtere Geltendmachen von Verzugsschäden und der Versuch, das Zahlungsverhalten zu beschleunigen, sollen dem Schutz des Gläubigers dienen. Aber auch der Schuldner erhält Schutz. So werden die Sicherungsrechte etwa durch Bürgschaften beschnitten. Die Anhebung der Pfändungsfreigrenzen, die es dem verschuldeten Bürger erleichtern sollen, auch in schwierigen Situationen ein angemessenes Leben zu führen, geht den gleichen Weg wie die angesprochene Insolvenz und Restschuldbefreiung für Privatpersonen. W AS IST DAS? Restschuldbefreiung: Natürliche Personen können von ihren nicht erfüllten Verbindlichkeiten gegenüber den Gläubigern befreit werden. Voraussetzung für die Restschuldbefreiung ist zunächst das Durchlaufen eines Insolvenzverfahrens, bei dem eine vollständige Befriedigung der Gläubiger nicht erreicht wurde. Außerdem muss der Schuldner während einer sechsjährigen Wohlverhaltensperiode alle pfändbaren Einkünfte an einen Treuhänder abgeben. Mit dem Fresh Start am Ende der Wohlverhaltensperiode soll dem Schuldner eine Brücke zurück in das Wirtschaftsleben gebaut werden. Ausweg durch Restschuldbefreiung Überschuldete Verbraucher, aber auch ehemals Selbstständige oder kleine Gewerbetreibende können beim Insolvenzgericht einen Antrag auf Restschuldbefreiung stellen.voraussetzung ist, dass sie sich bereits ernsthaft um einen Schuldenausgleich mit ihren Gläubigern bemüht haben. Nach einer sechsjährigen Wohlverhaltenperiode, in der der Schuldner seiner wirtschaftlichen Situation entsprechend versucht, die Schulden abzutragen, kommt es am Schluss zu einer gerichtlichen Restschuldbefreiung. Damit steht der Schuldner nun ohne Schulden da. Es geht darum, überschuldete Personen in das Arbeits- und Gesellschaftsleben zurückzuführen. Ein lebenslanger Aufenthalt im Schuldturm hat für den einzelnen Betroffenen und seine Familie, aber auch für die Sozialgemeinschaft im Ganzen negative Auswirkungen, denen entgegenzuwirken ist. Inkassounternehmen bemühen sich auch hier noch, einen Ausgleich zwischen Schuldner und Gläubiger zu finden, der den Ansprüchen beider Seiten gerecht wird. Wenig ausrichten können sie in einem Bereich, in dem es entweder auf Gläubiger- oder auf Schuldnerseite zu kriminellen Aktivitäten kommt. Das beginnt auf Gläu- 16 SEITE

Januar Mo Di Mi 2001 Januar 2002 Mo Di Mi Do 1 Fr 2 Sa 3 Januar 2003 Mo Di Mi Do 1 2004 Januar Mo Di Januar 2005 Mo Di 2007 Januar 2006 Januar Mo Di Mi Mo Di DURCHSCHNITTLICHE FORDERUNGS- AUSFÄLLE DES MITTELSTANDES IN PROZENT ZUM UMSATZ % 20 15 10 5 22,2 20,6 19,7 24,5 11,1 gestellt, nachdem das Unternehmen bereits so ausgeblutet ist, dass kein Gläubiger mehr seine Forderungen erhält. Für Inkassounternehmen sind derartige Verhaltensmuster inakzeptabel. Sie gehen vom redlichen Gläubiger bzw. Schuldner aus und versuchen, vor dem Hintergrund unterschiedlicher Interessenlagen sowie sozialer und wirtschaftlicher Situationen eine Einigung und eine bestmögliche Befriedigung des Gläubigers zu erreichen. 0 bis bis bis über keine 0,1% 0,5% 1,0% 1,0% Verluste Angaben in % der Befragten, Rest o.a. bigerseite bei wucherischen Kreditangeboten, geht über das Ausnutzen der Ahnungslosigkeit von Abnehmern und übermäßigen Sicherungen bis schließlich zur gewaltsamen Eintreibung ausstehender Gelder. Und beim privaten Schuldner reicht dies von der Täuschung bzgl. Adresse oder der Zahlungsfähigkeit über die Übertragung von Gegenständen an andere, um eine Pfändung zu verhindern, bis zu geheimen Konten und Schwarzarbeit. Die Bankrottdelikte im Strafgesetzbuch beinhalten auch das Verschieben von Vermögenswerten, um diese dem Zugriff der Gläubiger zu entziehen. Insolvenzanträge werden erst FRAGEN? Welche Gründe führen häufig zur Überschuldung von Privatpersonen? Wer kann einen Antrag auf ein privates Insolvenzverfahren stellen? Welche Probleme schaffen hohe Forderungsverluste bei Unternehmen? SEITE 17

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