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Transkript:

............................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................ Henrike..... Mohr........................................................................................................................................................................... Alterns-.......... und.............................................................................. altersgerechte........................................................................................ Erwerbsarbeit.................................................................................................................................... Leitfaden...... für.. überbetriebliche......... Akteure..................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................... Öffentlichkeits-............. und... Marketingstrategie........................................................................ demographischer.............. Wandel................................................................................................................................................................

Broschürenreihe: Demographie und Erwerbsarbeit Alterns- und altersgerechte Erwerbsarbeit Leitfaden für überbetriebliche Akteure Henrike Mohr Stuttgart, 2002 ISBN 3-8167-6135-6 Das dieser Veröffentlichung zugrundeliegende Vorhaben Öffentlichkeits- und Marketingstrategie demographischer Wandel wird mit Mitteln der Bundesministerin für Bildung und Forschung unter dem Förderkennzeichen: 01HH9901/0 gefördert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt bei der Autorin. 2

Henrike Mohr Alterns- und altersgerechte Erwerbsarbeit Leitfaden für überbetriebliche Akteure Broschürenreihe: Demographie und Erwerbsarbeit 3

4

Inhaltsverzeichnis Vorbemerkung 7 1. Hintergrund und Ziel des Projekts 9 1.1. Wichtige Ergebnisse des Förderschwerpunkts Demografischer Wandel und die Zukunft der Erwerbsarbeit 9 1.2. Herausforderungen des demografischen Wandels an die überbetrieblichen Akteure Ziel- und Aufgabenstellung des Projekts 13 2. Bisheriger Umgang der Intermediäre mit der Problematik des demografischen Wandels 16 2.1. Problemwahrnehmung auf der überbetrieblichen Ebene 16 2.2. Bisherige Ansätze zur alterns- und altersgerechten Erwerbsarbeit auf der überbetrieblichen Ebene 19 3. Handlungsansätze für überbetriebliche Akteure zur Gestaltung einer alters- und alternsgerechteren Erwerbsarbeit 26 3.1. Handlungsmöglichkeiten und -ansätze für die Bildungswerke der Wirtschaft 26 3.1.1. Die Handlungsmöglichkeiten im Überblick 26 3.1.2. Akquisition und Marketing 29 3.1.3. Entwicklung alters- und alternsgerechter Leistungsangebote 31 3.1.4. Weiterbildungsberatung: Tätigkeits- und Kompetenzprofile 32 3.2. Handlungsmöglichkeiten und -ansätze für Gewerkschaften 34 3.2.1. Die Handlungsmöglichkeiten im Überblick 34 3.2.2. Informations- und Öffentlichkeitsarbeit Intern und extern 36 3.2.3. Alterns- und altersgerechtere Qualifizierung und Weiterbildung 39 3.2.4. Präventiver Arbeits- und Gesundheitsschutz 41 3.3. Handlungsmöglichkeiten und -ansätze für Kammern 42 3.3.1. Die Handlungsmöglichkeiten im Überblick 42 3.3.2. Informations- und Öffentlichkeitsarbeit 45 3.3.3. Entwicklung altersspezifischer Qualifikationsangebote 47 3.4. Handlungsmöglichkeiten und -ansätze für Berufsgenossenschaften 50 3.4.1. Die Handlungsmöglichkeiten im Überblick 50 3.4.2. Anpassung und Entwicklung von Seminarangeboten 53 3.4.3. Betriebsberatung 54 3.4.4. Beratung zu Laufbahngestaltung und Tätigkeitswechsel 57 4. Erfolgreiche Umsetzung von Maßnahmen zur alterns- und altersgerechteren Erwerbsarbeit auf überbetrieblicher Ebene 60 4.1. Implementierung von Umsetzungsmaßnahmen durch intermediäre Akteure Erste praktische Erfahrungen 60 4.2. Implementierungs- und Umsetzungsprozesse am Beispiel einer Gewerkschaft und eines Bildungswerks 64 5

Inhaltsverzeichnis 5. Ansatzpunkte zur Einleitung strategischer Umsetzungsprozesse bei den verschiedenen Intermediärsgruppen 68 5.1. Einleitung strategischer Umsetzungsprozesse bei überbetrieblichen Akteuren 68 5.2. Einleitung strategischer Umsetzungsprozesse bei Bildungswerken der Wirtschaft 70 5.3. Einleitung strategischer Umsetzungsprozesse bei Gewerkschaften 72 5.4. Einleitung strategischer Umsetzungsprozesse bei Kammern 74 5.5. Einleitung strategischer Umsetzungsprozesse bei Berufsgenossenschaften 75 Anhang 78 1. Kooperationspartner und beteiligte Organisationen 78 2. Der Arbeitsbewältigungsindex 80 3. Ausgewählte Literatur 87 6

Vorbemerkung Vorliegender Leitfaden entstand im Rahmen des Projekts Sensibilisierung und Aktivierung intermediärer Institutionen für die Probleme des Alterns in der Erwerbsarbeit. Ziel des Projekts war, überbetriebliche Organisationen für die Auswirkungen des demografischen Wandels auf die Erwerbsarbeit zu sensibilisieren und sie bei der Integration von Maßnahmen zur Förderung einer alternsgerechten Erwerbsarbeit in ihr Tätigkeitsspektrum zu unterstützen. Mit dieser Zielsetzung richtete es sich an Gewerkschaften, Berufsgenossenschaften, Bildungswerke der Wirtschaft, Industrie- und Handelskammern sowie Handwerkskammern in Deutschland. Mit Vertretern 1 dieser überbetrieblichen Organisationen wurden zunächst Fachgespräche geführt, um bisherige Erfahrungen sowie neue Möglichkeiten in Bezug auf die Gestaltung einer alterns- und altersgerechteren Erwerbsarbeit zu erfassen. Daraufhin wurden in gruppenspezifischen Workshops mit den überbetrieblichen Akteuren konkrete Schritte und Strategien für entsprechende Umsetzungsmaßnahmen entwickelt. Einzelne Akteure, eine Gewerkschaft und ein Bildungswerk, wurden dann über einen längeren Zeitraum hinweg bei der Einleitung von Umsetzungsmaßnahmen intensiv beraten und begleitet. Auch mit den anderen Vertretern überbetrieblicher Einrichtungen, die an den Workshops teilgenommen hatten, fand ein Erfahrungsaustausch statt. Im Folgenden werden die Erfahrungen und Ergebnisse aus dieser Zusammenarbeit mit verschiedenen Akteuren auf der überbetrieblichen Ebene wiedergegeben und in Form verallgemeinerter Handlungsanleitungen und -hinweise für die Einleitung und Umsetzung von Maßnahmen zur Gestaltung einer alterns- und altersgerechteren Beschäftigung zusammengefasst. In Kapitel 1 wird zunächst die grundsätzliche Problematik des demografischen Wandels mit seinen Auswirkungen auf die Erwerbsarbeit dargestellt sowie die Ziel- und Aufgabenstellung des Projekts erläutert. In Kapitel 2 wird ein kurzer Überblick über den bisherigen Umgang mit der Thematik auf der überbetrieblichen Ebene gegeben, d.h. darüber, inwieweit die Problematik bisher überhaupt wahrgenommen wurde und inwiefern entsprechende Maßnahmen ergriffen wurden. Kapitel 3 zeigt für jede Intermediärsgruppe konkrete Handlungsansätze und -strategien für die Umsetzung einer alternsgerechteren Erwerbsarbeit auf, die zusammen mit den überbetrieblichen Akteuren entwickelt wurden. Bei den Bildungswerken der Wirtschaft handelt es sich dabei um Ansätze zu verstärkten Akquisitions- und Marketingaktivitäten, zur Entwicklung alterns- und altersgerechter Bildungsangebote sowie zum Ausbau des Weiterbildungsberatungsangebots. Bei den Gewerkschaften geht es um Maßnahmen der internen und externen Informations- und Öffentlichkeitsarbeit, der alterns- und altersgerechten Qualifizierung und Weiterbildung sowie des präventiven Arbeits- und Gesundheitsschutzes. Auch für die Kammern werden Ansätze zur verstärkten Informations- und Öffentlichkeitsarbeit sowie zur Entwicklung von Qualifikationsangeboten speziell für ältere Arbeitskräfte aufgezeigt. Für die Berufs- 1 Für eine bessere Lesbarkeit wird im Folgenden auf die explizite Ausformulierung weiblicher Bezeichnungen verzichtet. Gemeint sind prinzipiell falls nicht explizit erwähnt Vertreter und Vertreterinnen beider Geschlechter. 7

Vorbemerkung genossenschaften schließlich stehen Handlungsansätze zur Anpassung und Entwicklung von Seminarangeboten, zum Ausbau der Betriebsberatung sowie zur Entwicklung von Beratungsangeboten speziell zur Laufbahngestaltung und zum Tätigkeitswechsel im Vordergrund. In Kapitel 4 werden in zusammenfassender Form die Erfahrungen wiedergegeben, die die überbetrieblichen Akteure bei der Einleitung und Umsetzung dieser Maßnahmen gemacht haben. Die Erfolgsfaktoren sowie auch die Schwierigkeiten werden exemplarisch anhand der Implementierung- und Umsetzungsprozesse einer Gewerkschaft und eines Bildungswerks der Wirtschaft, die im Laufe des Projekts intensiv betreut wurden, dargestellt. Schließlich wird in Kapitel 5 auf der Grundlage dieser Erfahrungen für jede Intermediärsgruppe eine strategische Vorgehensweise zur erfolgreichen Umsetzung einer alterns- und altersgerechteren Erwerbsarbeit vorgestellt. 8

1. Hintergrund und Ziel des Projekts 1.1. Wichtige Ergebnisse des Förderschwerpunkts Demografischer Wandel und die Zukunft der Erwerbsarbeit Im Jahr 2000 wurden die Forschungsarbeiten im Förderschwerpunkt Demografischer Wandel und die Zukunft der Erwerbsarbeit abgeschlossen. Die Ergebnisse zeigten einen dringenden Handlungsbedarf, um die Innovationskraft und das Wachstum für die deutsche Wirtschaft auch für die Zukunft sicherzustellen. Gleichzeitig bildeten die Ergebnisse die Basis für dieses Vorhaben, das der Umsetzung der Erkenntnisse in die praktische Arbeit der überbetrieblichen Einrichtungen in Deutschland gewidmet war. Vor diesem Hintergrund ist es notwendig, die wichtigsten Ergebnisse dieser Forschungsarbeiten voran zu stellen. 2 Alterung der Erwerbsbevölkerung Der demografische Wandel bringt zukünftig eine deutliche Alterung der Erwerbsbevölkerung sowie eine kontinuierliche Abnahme jüngerer Erwerbstätiger mit sich. In Zukunft werden die Erwerbstätigen über 45 Jahren einen immer größeren Anteil der Belegschaften ausmachen (vgl. Abbildung 1). So sind heute schon Unternehmen verschiedener Branchen trotz hoher Arbeitslosigkeit mit dem Problem des Nachwuchskräftemangels konfrontiert. Zukünftig wird es für die Unternehmen immer schwieriger, junge, gut qualifizierte Arbeitskräfte zu finden. Auch durch die Zuwanderung von Arbeitskräften aus dem Ausland wird dieser Mangel langfristig nicht zu beheben sein. Gleichzeitig wird mit dem demografischen Wandel und der steigenden Lebenserwartung auch die Finanzierung der Renten immer schwieriger. Es ist davon auszugehen, dass sich in Zukunft das gesetzliche Renteneintrittsalter erhöhen und damit die Lebensarbeitszeit der Erwerbstätigen verlängern wird. Somit müssen sich die Unternehmen stärker als bisher auf ältere Arbeitskräfte einstellen und deren Kompetenzen und Erfahrungswissen nutzen, um der Gefahr zunehmender Innovationsdefizite zu entgehen. Hierzu ist ein Umdenken und eine Abkehr von der jugendzentrierten Personal- und Einstellungspolitik notwendig. Ein solches Umdenken betrifft allerdings nicht nur die Unternehmen, sondern die verschiedensten Akteure des Arbeitsmarktes. Mangelnde Integration älterer Arbeitskräfte durch frühzeitige Ausgliederung Wirtschaft, Politik sowie die Erwerbstätigen selbst sind überwiegend noch auf das vorzeitige Ausscheiden Älterer aus dem Erwerbsleben ausgerichtet. Argumente dafür sind die Entlastung des Arbeitsmarktes, der sozialverträgliche Personalabbau in Unternehmen, die Bereit- 2 Für eine ausführlichere Darstellung der Ergebnisse sei auf den integrierenden Abschlussbericht des Vorhabens verwiesen: Mohr, H.; Spieß, K.; Wolff, H. (2001): Arbeit, Altern, Innovation. Wiesbaden. 9

Hintergrund und Ziel des Projekts 20 15 10 5 Abb. 1: 30-44 Jahre 45-65 Jahre 15-29 Jahre 2000 2005 2010 2020 2030 2040 Entwicklung der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter in Deutschland, 2000 2040 (in Mio. Pers.) Quelle: Prognos 2001 stellung der Arbeitsplätze für Jüngere oder schlicht das Bedürfnis der älteren Arbeitskräfte selbst nach der Beendigung eines anstrengenden Erwerbslebens. Zu wenig berücksichtigt wird dabei, dass die Unternehmen mit der Ausgliederung der Älteren oft wertvolles Erfahrungswissen und betriebliches Know-how verlieren. Gegenwärtig scheidet noch ein Großteil der älteren Arbeitskräfte vorzeitig, d. h. vor Eintritt ins gesetzliche Rentenalter, aus dem Erwerbsleben aus sei es in Frührente oder in Arbeitslosigkeit. Von den 54- bis 65-Jährigen in Deutschland sind nur ca. 39 % (2001) in Beschäftigung. Die Arbeitslosenquote in dieser Altersgruppe betrug im Jahr 2001 ca. 21 % wobei die Anzahl der Frühverrenteten nicht enthalten ist. Die Mehrheit dieser älteren Arbeitslosen wiederum ist langzeitarbeitslos. Mit zunehmender Dauer der Arbeitslosigkeit sowie mit zunehmendem Alter sinken die Chancen, einen neuen Arbeitsplatz zu finden. Umdenken aller Arbeitsmarktakteure notwendig In der Öffentlichkeit wird der demografische Wandel mit seinen Auswirkungen auf Wirtschaft und Politik zunehmend diskutiert. Auslöser dafür war insbesondere der akute Fachkräftemangel in verschiedenen Branchen. So wird besonders im Zusammenhang mit der Green-Card- Regelung von verschiedenen Seiten gefordert, mehr ältere (einheimische) Arbeitskräfte zu qualifizieren und einzustellen. Die Bundesanstalt für Arbeit hat die Initiative 50 plus die können es gestartet, mit der die Eingliederung älterer Arbeitnehmer in den Arbeitsmarkt gefördert werden soll. Und das Bündnis für Arbeit hat eine Qualifizierungsoffensive beschlossen, mit der dem zunehmenden Arbeitskräftemangel entgegengewirkt und ein Paradigmenwechsel in der Frage der Beschäftigung älterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer eingeleitet werden soll. 10

Hintergrund und Ziel des Projekts Ein solcher Paradigmenwechsel kann nur gelingen, wenn alle Akteure des Arbeitsmarktes die immer noch stark verbreitete pauschale Vorstellung vom Defizitmodell überwinden, das älteren Arbeitnehmern generell Schwächen und Defizite in der Leistungs- und Innovationsfähigkeit und -bereitschaft zuschreibt. Oberflächlich begründet wird es meist mit dem Hinweis auf bestimmte Gruppen von Erwerbstätigen, die z.b. gesundheitlich beeinträchtigt sind oder den qualifikatorischen Anforderungen nicht mehr gerecht werden. Dabei wird aber übersehen, dass Defizite in der Beschäftigungsfähigkeit älterer Arbeitnehmer nicht unmittelbar vom kalendarischen Alter, sondern viel mehr von den Arbeits- und Lernbedingungen sowie von der Art und Dauer ihrer bisherigen Tätigkeit abhängen. Denn nachlassende Leistungsfähigkeit im Alter wird insbesondere durch eine jahrzehntelange einseitige Konzentration der Arbeitstätigkeit auf bestimmte Verfahren, Arbeitsbereiche und Arbeitsvorgänge verursacht. Genauso lässt die Lernfähigkeit und -bereitschaft mit zunehmendem Alter nach, wenn mit der Tätigkeit keine neuen Anforderungen mehr verbunden sind bzw. keine Anreize zum Lernen gegeben sind. Erwerbsarbeit alters- und alternsgerechter gestalten Um diese Vorurteile zu überwinden und die Beschäftigungsfähigkeit der Erwerbstätigen und damit auch ihre Leistungs- und Innovationsfähigkeit möglichst über das ganze Erwerbsleben hinweg bis ins Alter aufrecht zu erhalten, sind Maßnahmen zur Gestaltung einer alters- und alternsgerechteren Erwerbsarbeit notwendig. Solche Maßnahmen betreffen nicht nur die Gruppe der älteren, evtl. schon leistungsgeminderten Arbeitskräfte (altersgerecht), sondern vor allem auch die Gruppe der jüngeren Erwerbstätigen, bei der im präventiven Sinne einem Verlust der Beschäftigungsfähigkeit vorzubeugen ist (alternsgerecht). Ansatzpunkte dafür können sein: Eine kontinuierliche Qualifizierung und Weiterbildung: Für eine kontinuierliche Qualifizierung am Arbeitsplatz müssen Arbeitsumfeld und Arbeitsorganisation lernförderlich gestaltet sein. Um eine zu einseitige Spezialisierung zu vermeiden, dürfen sich Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen nicht nur auf die unmittelbaren Anforderungen am Arbeitsplatz beschränken. Sie müssen auch praxisbezogene, überfachliche Kompetenzen vermitteln, ältere Mitarbeiter integrieren und deren spezifische Anforderungen hinsichtlich der Lehr- und Lernmethoden berücksichtigen (z. B. selbstgesteuertes und erfahrungsbasiertes Lernen). Eine alterns- und altersgerechte Personalpolitik: Der Innovations- und Know-how-Transfer in Unternehmen funktioniert am besten mit altersgemischten Belegschaften, in denen sich die unterschiedlichen Kenntnisse und Erfahrungen der Mitarbeiter verschiedener Altersgruppen optimal verbinden lassen. Voraussetzung für das Funktionieren solcher altersgemischten Belegschaften ist eine alters- und alternsorientierte Personalpolitik, die die Entwicklung und Rekrutierung auch älterer Arbeitskräfte mit einschließt sowie eine konsequente Nachwuchspolitik betreibt. Eine alterns- und altersgerechte Personalentwicklung und Laufbahngestaltung, die bei den individuellen Voraussetzungen und Qualifikationen der Beschäftigten sowie deren Veränderungen im Zeitverlauf ansetzen muss, um ein möglichst optimales Verhältnis zwischen den betrieblichen Arbeitsanforderungen und dem Qualifikationsprofil der Mitarbeiter her- 11

Hintergrund und Ziel des Projekts zustellen. Dazu gehören neben der Qualifizierung auch der lernorientierte Arbeitseinsatz und der rechtzeitige Tätigkeitswechsel, da sich mit fortschreitendem Alter die Qualifikationen und Kompetenzen der Erwerbstätigen ändern. Tätigkeitswechsel können als betriebsinterne Tätigkeitswechsel sowohl auf vertikaler als auch auf horizontaler Ebene, als Betriebs- oder Berufswechsel, als Wechsel in die Selbständigkeit oder auch als Erwerbsunterbrechung für Familienarbeit, Sabbatical, Weiterbildung u. ä. vorgenommen werden. Möglichkeiten für einen sinnvollen Tätigkeitswechsel älterer Mitarbeiter, die gleichzeitig die Nutzung ihres Erfahrungswissens für den Betrieb erlauben, sind z.b. der Einsatz als Berater, Mentoren oder Trainer. Eine alternsgerechte Gestaltung von Arbeitsorganisation, Arbeitsplatz und Arbeitszeit, die an der Erhaltung der Beschäftigungs- und Lernfähigkeit der Mitarbeiter ausgerichtet sein muss, beispielsweise durch wechselnde Aufgaben, Formen der Gruppenarbeit oder andere Kooperationsmöglichkeiten mit Kollegen. Die Arbeitszeit sollte möglichst flexibel und individuell die lebenslagenspezifischen Bedürfnisse und Interessen der Beschäftigten berücksichtigen. Damit wird die Integration unterschiedlicher und wechselnder Beschäftigungsformen wie Vollzeit- oder Teilzeitbeschäftigung oder auch von Erwerbsunterbrechungen für Qualifizierungsphasen, Familienpausen etc. in die Erwerbslaufbahnen ermöglicht, was wiederum zur langfristigen Erhaltung der Beschäftigungsfähigkeit und -bereitschaft beiträgt. Ein präventiver Arbeits- und Gesundheitsschutz, der für eine langfristige Erhaltung der Beschäftigungsfähigkeit über rein arbeitsplatzbezogene Maßnahmen des Gesundheitsschutzes hinausgehen und im präventiven und umfassenden Sinne auch den Menschen mit seiner Erwerbsbiografie und seinem Arbeitsumfeld berücksichtigen muss. Insbesondere der alternsgerechten Laufbahnplanung und dem Tätigkeitswechsel kommt eine wesentliche Bedeutung zu, um dem altersspezifischen Leistungswandel der Arbeitskräfte durch einen adäquaten Einsatz gerecht zu werden und damit einer Leistungsminderung im Alter vorzubeugen. Eine bedarfsorientierte Arbeitsmarktpolitik und Arbeitsvermittlung, die auch die Belange älterer Arbeitskräfte berücksichtigt: Arbeitsvermittlung muss dabei aktiv stattfinden, durch gezielte Suche nach Arbeitsmöglichkeiten und intensive Beratungen von Arbeitgebern und -nehmern. Dies gilt besonders für die Vermittlung älterer Arbeitskräfte, die im Allgemeinen als schwer vermittelbar gelten. Weiterbildungs- und Umschulungsmaßnahmen müssen didaktisch und inhaltlich auf die alters- und berufsspezifischen Bedürfnisse der Teilnehmer zugeschnitten sein. Ein Beispiel für die Vermittlung von Arbeitskräften, das insbesondere auch für Ältere geeignet erscheint und darüber hinaus die Weiterbildung von Beschäftigten fördert, stellt das Modell der Jobrotation dar. Eine geeignete Beschäftigungsalternative insbesondere für ältere Arbeitskräfte bietet die selbständige Tätigkeit, da hier die im Laufe des Erwerbslebens erworbenen Kenntnisse eingebracht, weiterentwickelt und umgesetzt werden können, während gleichzeitig die mit einem langjährigen Arbeitsplatz im Betrieb verbundenen Gefahren der begrenzten Tätigkeitsdauer vermieden werden können. 12

Hintergrund und Ziel des Projekts 1.2. Herausforderungen des demografischen Wandels an die überbetrieblichen Akteure Ziel- und Aufgabenstellung des Projekts Unterstützung des Paradigmenwechsels durch überbetriebliche Akteure Ein Paradigmenwechsel in Bezug auf eine alterns- und altersgerechtere Erwerbsarbeit muss durch entsprechende Rahmenbedingungen, Anreize und Angebote unterstützt werden. Hier liegt die Aufgabe der überbetrieblichen bzw. intermediären Akteure, die z. B. als Tarifpartner, Bildungsträger, Kammern oder Berufsgenossenschaften an der Gestaltung der Rahmenbedingungen der Erwerbsarbeit beteiligt sind, sei es durch Meinungsbildung, Informations-, Beratungs- und andere Dienstleistungen oder durch die Mitwirkung an gesetzlichen und tariflichen Regelungen. Zwar sind die Arbeitnehmer in erster Linie selbst für die alternsgerechte Gestaltung ihrer eigenen Erwerbsbiografie verantwortlich, genauso wie die Arbeitgeber zuständig sind dafür, alternsgerechte Arbeitsbedingungen in ihren Betrieben zu schaffen. Jedoch sind die Unternehmen unter dem stets akuten Erfolgsdruck in ihren Arbeitsabläufe, Planungen und Interessen meist kurzfristig ausgerichtet bzw. mit anderen betrieblichen Problemen befasst, so dass ihnen die langfristig wirkende Problematik der alternden Erwerbsbevölkerung kaum präsent ist. Und die einzelnen Arbeitskräfte haben meist nur sehr begrenzte Möglichkeiten zur Gestaltung ihrer eigenen Erwerbsbiografie. So brauchen beide Seiten konstruktive Hinweise, Dienstleistungsangebote, vertrauenswürdige Rahmenbedingungen sowie Anreize zu einer alternsund altersgerechten Gestaltung der Erwerbsarbeit, für die die überbetrieblichen Einrichtungen verantwortlich sind. Gestaltungsmöglichkeiten für überbetriebliche Akteure Bisher haben sich allerdings nur wenige Institutionen in Deutschland der Problematik des demografischen Wandels zugewandt. Auch auf der überbetrieblichen Ebene haben in aller Regel aktuellere Probleme höhere Priorität. Die wenigen, bislang ergriffenen Initiativen zeigen aber zugleich die möglichen Handlungsspielräume für überbetriebliche Akteure auf: Aufbereitung und Weitergabe von Informationen zur alterns- und altersgerechten Beschäftigung, z. B. Hinweise auf Best-Practice-Beispiele, themenspezifische Broschüren oder Veranstaltungen für Unternehmen, Personalverantwortliche und Arbeitnehmer, Entwicklung und Durchführung von altersgerechten und altersspezifischen Qualifizierungsmaßnahmen, die die Anforderungen der langfristigen Erhaltung der Lern- und Beschäftigungsfähigkeit, eine altersgerechte Didaktik und altersspezifische Lernformen berücksichtigen, Entwicklung umfassender Informations- und Beratungsdienstleistungen zur individuellen und alternsgerechten Qualifizierungs- und Laufbahnplanung für Arbeitnehmer sowie zu den 13

Hintergrund und Ziel des Projekts verschiedenen Aspekten der alterns- und altersgerechten Arbeitsgestaltung für Unternehmen, die die Personalentwicklung, die Arbeitsorganisation sowie den Arbeits- und Gesundheitsschutz berücksichtigen, Entwicklung von intensiven und individuell ausgerichteten Vermittlungsformen und -hilfen für auch ältere Arbeitskräfte, wie z. B. Arbeitskräfte- bzw. Stellenpools, Zeitarbeit, Arbeitnehmerverleih, Jobrotation etc., die sich sowohl an die arbeitslosen Arbeitskräfte als auch an die Mitarbeiter in den Betrieben richten, Organisation der Zusammenarbeit mit anderen überbetrieblichen und betrieblichen Akteuren, etwa im Rahmen von Regionalinitiativen, Bildungsverbünden oder Beschäftigungsinitiativen, sowie Überprüfung und Anpassung von überbetrieblichen Regelungen zur alternsgerechten Beschäftigung, z. B. in Gesetzen, Tarifverträgen oder Betriebsvereinbarungen, die sämtliche Bereiche der Arbeitsgestaltung betreffen und die Belange Älterer stärker berücksichtigen, gleichzeitig aber auch möglichst flexible Regelungen zur Absicherung und zum Schutz der Beschäftigten beinhalten. Einige dieser Möglichkeiten werden von überbetrieblichen Akteuren bereits erfolgreich umgesetzt. So wurden z. B. Qualifizierungskonzepte für ältere Arbeitnehmer oder Konzepte für eine altersgemischte Gruppenarbeit von einzelnen Bildungsträgern oder Gewerkschaftsvertretern entwickelt. Doch insgesamt sind solche Initiativen bislang noch selten und heterogen. Sie sind meist an dezentrale Organisationseinheiten, z.b. einzelne Kammern, Bildungsträger oder Arbeitsgruppen, gebunden und hängen dort oft von dem besonderen Engagement einzelner Personen ab. Damit bleiben solche Initiativen meist Einzelerscheinungen und drohen mit dem persönlichen Engagement ihres jeweiligen Initiators wieder zu verschwinden. Gleichzeitig verdeutlichen aber diese Beispiele, dass Initiativen und Dienstleistungsangebote auf überbetrieblicher Ebene nicht nur wichtig, sondern auch möglich sind. Notwendig ist daher die Weiterentwicklung und breite Diffusion von bereits erfolgreich erprobten Ansätzen auch auf der überbetrieblichen Ebene. Sensibilisierung und Aktivierung überbetrieblicher Akteure für die Probleme des Alterns in der Erwerbsarbeit Zielstellung und Vorgehensweise Hier setzte das Vorhaben Sensibilisierung und Aktivierung überbetrieblicher Akteure für die Probleme des Alterns in der Erwerbsarbeit an. Aufgabe war, die Diffusion und Umsetzung der Erkenntnisse aus dem Förderschwerpunkt Demografischer Wandel und Zukunft der Erwerbsarbeit auf der überbetrieblichen Ebene zu unterstützen. Hierzu sollten gemeinsam mit Vertretern überbetrieblicher Organisationen geeignete Maßnahmen zur Gestaltung einer alternsgerechten Erwerbsarbeit im Rahmen ihrer eigenen Zuständigkeiten und Handlungsmöglichkeiten entwickelt und möglichst auch umgesetzt werden. Das Vorhaben konzentrierte sich dementsprechend auf die Zielgruppe der intermediären Organisationen, die durch ihr jeweiliges Aufgaben- und Tätigkeitsfeld die Rahmenbedingungen der Erwerbsarbeit mit gestalten, sei es durch die Interessensvertretung von Unternehmen, von Erwerbstätigen oder durch die Vermittlung zwischen beiden Seiten. Insbesondere 14

Hintergrund und Ziel des Projekts die Gewerkschaften, Arbeitgeberverbände, Bildungswerke, Industrie- und Handelskammern, Handwerkskammern und Berufsgenossenschaften standen dabei als Organisationen mit einer Multiplikator- und Mittlerfunktion auf dem Arbeitsmarkt und entsprechendem Zugang zu Unternehmen und Erwerbstätigen im Blickfeld des Interesses. Als überbetriebliche Akteure wurden dabei sowohl Organisationseinheiten auf dezentraler, regionaler Ebene als auch fachlich gegliederte Einheiten auf übergeordneter Ebene betrachtet. Wichtig war vor allem, dass bei den dort zuständigen Verantwortlichen bereits ein ausreichend großes Problembewusstsein und Interesse vorhanden war, um aktiv mitzuarbeiten. Die Vorgehensweise gliederte sich in folgende Arbeitsschritte: Ausgewählte Vertreter von Bildungswerken der Wirtschaft, Gewerkschaften, Kammern und Berufsgenossenschaften wurden gezielt angesprochen, um sie für die Förderung und Unterstützung einer alternsgerechteren Erwerbstätigkeit in ihrem jeweiligen Aufgabenspektrum zu sensibilisieren und zu aktivieren. Dies erfolgte zum einen in Form von über 50 Fachgesprächen mit Entscheidungsträgern und fachlichen Vertretern aus den verschiedenen überbetrieblichen Organisationen (vgl. dazu Anhang 1). Zum anderen wurden mit jeder der vier Intermediärsgruppen gruppenspezifische Workshops durchgeführt, in denen konkrete Handlungsansätze gemeinsam erarbeitet wurden. Die Workshops wurden durch gruppenund themenspezifische Unterlagen vorbereitet und nachgearbeitet. Nach etwa einem Jahr wurden sämtliche Teilnehmer der Workshops und Fachgespräche nach ihren in der Zwischenzeit stattgefundenen Umsetzungsaktivitäten und den damit verbundenen Problemen und Erfolgen befragt. Mit zwei ausgewählten überbetrieblichen Akteuren, einer Gewerkschaft und einem Bildungswerk der Wirtschaft, wurden innerorganisatorisch konkrete Umsetzungsmaßnahmen entwickelt, geplant und eingeleitet. Dabei wurde durch regelmäßige und intensive Beratungsgespräche und Erfahrungsaustauschtreffen das Thema der alterns- und altersgerechten Erwerbsarbeit organisationsintern implementiert und in verschiedene Aufgabenbereiche und Leistungsangebote integriert. Diese Umsetzungsarbeiten sind nicht abgeschlossen; es konnte im Laufe des Projekts vielmehr nur um erste Einleitungsprozesse gehen, die unterschiedlich weit vorangeschritten sind. Die Ergebnisse und Erfahrungen aus diesen verschiedenen Umsetzungsschritten wurden in Bezug auf erfolgreiche Wege, Hindernisse und Probleme bei der Gestaltung einer alters- und alternsgerechteren Erwerbsarbeit ausgewertet. Auf dieser Grundlage wurde der vorliegende Leitfaden erstellt, der sich im Sinne einer methodischen Anleitung und Orientierungshilfe an überbetriebliche Akteure richtet zur Umsetzung entsprechender Initiativen auf einer breiteren Ebene. 15

2. Bisheriger Umgang der Intermediäre mit der Problematik des demografischen Wandels Im Folgenden soll die Problematik des demografischen Wandels aus der Perspektive der überbetrieblichen Akteure dargestellt werden. Damit wird die Ausgangssituation des Projektvorhabens abgebildet: Inwieweit wird die Problematik auf der überbetrieblichen Ebene überhaupt wahrgenommen, und welche Maßnahmen wurden dazu bisher eingeleitet? Hierzu werden die Ergebnisse aus den Gesprächen herangezogen, die im Vorfeld der Workshops mit 50 verschiedenen Vertretern von Bildungswerken der Wirtschaft, Gewerkschaften, Kammern und Berufsgenossenschaften durchgeführt wurden. 2.1. Problemwahrnehmung auf der überbetrieblichen Ebene Fachkräftemangel Die Gespräche zeigten, dass bei den überbetrieblichen Akteuren ein Problembewusstsein für die Auswirkungen des demografischen Wandels durchaus vorhanden ist. Dieses stützt sich vor allem auf den zunehmenden Fachkräftemangel, der sich mit dem demografischen Wandel verschärft. In bestimmten Branchen und Regionen wird die Problematik besonders stark wahrgenommen. So leiden insbesondere das Handwerk sowie das Baugewerbe unter dem Mangel an jungen Fachkräften, für den unter anderem die unattraktiven Arbeitsbedingungen, die hohe körperliche und gesundheitsgefährdende Arbeitsbelastung sowie die fehlenden Berufsperspektiven und Aufstiegsmöglichkeiten als Ursachen genannt werden. Des Weiteren sind vor allem die neuen Bundesländer, aber auch die ländlichen und Grenzregionen von einer hohen Abwanderung junger qualifizierter Arbeitskräfte betroffen. Überalterte Belegschaften Der Mangel an jungen Fachkräften wirkt sich in überalterten Belegschaften aus, wie insbesondere in den neuen Bundesländern, wo trotz der massiven Frühverrentungswellen in den 90er Jahren in den Unternehmen der Altersdurchschnitt schon deutlich gestiegen ist. Beispielsweise ist im Bereich des öffentlichen Dienstes ein deutlicher Anstieg der Altersstruktur der Beschäftigten zu beobachten, der vor allem darauf zurückzuführen ist, dass aufgrund von Personalabbaumaßnahmen in den letzten Jahren kaum junge Arbeitnehmer eingestellt wurden. Das Problem der Überalterung wird zukünftig durch die demografisch bedingte Alterung der Erwerbsbevölkerung und die zu erwartende Erhöhung des Renteneintrittsalters verstärkt und damit auch diejenigen Unternehmen betreffen, die heute noch durch den Personalabbau der oberen Altersgruppen über relativ junge Belegschaften verfügen. Speziell für die Handwerkskammern kommt das Problem der Nachfolge für Betriebsinhaber hinzu: Ca. ein Fünftel der Betriebsinhaber ist heute bereits über 55 Jahre. Angesichts rückläufiger Meisterschülerzahlen wird es immer schwieriger, geeignete Nachfolger zu finden. Zwar wird heute durch die Nutzung der Altersteilzeit als Vorruhestandsregelung in manchen Branchen und Betrieben das Durchschnittsalter wieder gesenkt, wie beispielsweise in der 16

Bisheriger Umgang der Intermediäre mit der Problematik des demografischen Wandels Metallverarbeitung. Dadurch entsteht aber wiederum eine unausgewogene Altersstruktur, die die Betriebe vor umso größere Probleme stellt, wenn Belegschaftsteile blockweise altern. Es wird somit deutlich, dass das Problem der Alterung der Belegschaften durch die Ausmusterung der Älteren nicht umgangen wird. Nicht altersgerechte Arbeitsbedingungen Von den Gewerkschafts- und Berufsgenossenschaftsvertretern wird eine zunehmende Verschlechterung der Arbeitsbedingungen konstatiert, von der insbesondere Ältere betroffen seien. Mit den technischen Neuerungen, organisatorischen Umstrukturierungen und dem zunehmenden Wettbewerbsdruck steigen die Leistungsanforderungen an die Arbeitnehmer, wodurch sich der Alterungs- und Verschleißprozess beschleunigt, so dass die Tätigkeiten immer schlechter ein ganzes Erwerbsleben lang ausgeübt werden könnten. Insbesondere für ältere Arbeitskräfte ist es somit immer schwieriger, den Anforderungen nachzukommen, insbesondere, wenn es sich um Tätigkeiten mit hohen körperlichen Belastungen, um Schicht-, Bandoder Akkordarbeit handelt. Hinzu kommt, dass aufgrund der Rationalisierungs- und Auslagerungsprozesse immer weniger altersgerechte Schonarbeitsplätze zur Verfügung stehen. Betont wird von den Gesprächspartnern der Berufsgenossenschaften, dass neben den physischen Arbeitsbelastungen auch eine dauerhafte psychische Belastung der Erwerbstätigen zu einem vorzeitigen Berufsausstieg führen kann. Besonders betroffen ist hier z. B. der Bereich der Alten- und Krankenpflege. Frühzeitige Ausgliederung älterer Arbeitskräfte Vor diesem Hintergrund erscheint die frühzeitige Ausgliederung der älteren Arbeitskräfte als attraktive und oft auch als die einzige Alternative, sowohl für die Unternehmen als auch für die Arbeitnehmer selbst. Dementsprechend wird die Frühverrentung auch heute noch häufig praktiziert, obwohl sie durch renten- und arbeitsmarktpolitische Regelungen in der jüngsten Zeit erschwert bzw. finanziell unattraktiver wurde. So ist insbesondere in Großunternehmen sowie in Branchen mit Strukturproblemen die Ausgliederung der Älteren, teilweise schon ab 52 Jahren, als Instrument des Personalabbaus verbreitet. Problematisch daran ist neben den genannten, teilweise schon spürbaren Auswirkungen des demografischen Wandels vor allem auch der Verlust des Erfahrungswissens der Älteren. Hohe Arbeitslosigkeit älterer Arbeitskräfte Gleichzeitig wird von den überbetrieblichen Akteuren das Problem der hohen Arbeitslosigkeit von älteren Arbeitskräften thematisiert. Arbeitskräfte ab ca. 45 Jahren werden von den Unternehmen kaum noch eingestellt und gelten als schwer vermittelbar. Dies wird im wesentlichen auf die jugendzentrierte Beschäftigungs- und Einstellungspolitik der Unternehmen zurückgeführt. Dementsprechend lohnt sich angesichts des hohen Aufwands und der geringen Erfolgs- 17

Bisheriger Umgang der Intermediäre mit der Problematik des demografischen Wandels aussichten eine Umschulung über 45-jähriger Arbeitskräfte kaum noch; auch von den Arbeitsämtern werden längere Umschulungsmaßnahmen für ältere Arbeitskräfte nicht mehr genehmigt. In Bezug auf die schwierige Vermittlung älterer Arbeitskräfte wird auf Defizite hingewiesen, die bei bestimmten Gruppen von älteren Arbeitskräften tatsächlich oft zu beobachten sind. So sind viele ältere Arbeitskräfte, insbesondere in Berufen mit schweren körperlichen Arbeiten, in ihrer physischen Leistungsfähigkeit bzw. Gesundheit beeinträchtigt. Zudem ist insbesondere bei Älteren, die durch die jahrzehntelange Ausübung derselben Tätigkeit in ihren Qualifikationen sehr einseitig bzw. speziell ausgerichtet sind, eine berufliche Umorientierung kaum noch möglich. Schließlich wird die Beschäftigung bzw. Einstellung Älterer auch durch Rahmenbedingungen wie die tariflichen Lohn- und Kündigungsschutzregelungen erschwert, wie insbesondere von den Kammern betont wird. Ältere Arbeitnehmer sind den Unternehmen oft zu teuer; die Neueinstellung arbeitsloser älterer Arbeitnehmer ist daher meist nur unterhalb der tariflichen Lohnstruktur möglich. Mangelndes Problembewusstsein bei Unternehmen Trotz des heute schon bemerkbaren Fachkräftemangels ist das Problembewusstsein auf Seite der Unternehmen bezüglich der Auswirkungen des demografischen Wandels bislang noch kaum bzw. gar nicht vorhanden. Die Unternehmen sind nicht auf langfristige Auswirkungen ausgerichtet und nehmen daher die Notwendigkeit der Beschäftigung bzw. Einstellung Älterer kaum wahr. In diesem Zusammenhang ist auch die allgemein geringe Bereitschaft der Unternehmen zur Qualifizierung ihrer Mitarbeiter zu sehen. Die Weiterbildung wird weitgehend den Arbeitnehmern selbst bzw. den Arbeitsämtern überlassen. Insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen ist der Kostenaufwand für die Qualifizierung der Mitarbeiter oft zu hoch. Auch findet kaum eine strategische oder langfristige Personalplanung bzw. -politik statt. So werden Schulungen im Wesentlichen bei der Einführung neuer Maschinen und weniger zur langfristigen Erhaltung bzw. Weiterentwicklung der Qualifikationen der Mitarbeiter durchgeführt. Allgemein werden ältere Mitarbeiter ab ca. 45 Jahren kaum an betrieblichen Weiterbildungsmaßnahmen beteiligt; die Aufstiegsfortbildung endet in der Regel mit ca. 35 Jahren. Dabei wird jedoch auch zu Bedenken gegeben, dass oft die Motivation der Arbeitnehmer selbst zur Weiterbildung mit zunehmendem Alter sinkt. Zwar wird von den Handwerkskammern betont, dass insbesondere in den handwerklichen Betrieben die Beziehungen zwischen Meister und Gesellen sehr persönlich und loyal und auch die älteren Arbeitskräfte integriert sind. Im Allgemeinen wird versucht, die Mitarbeiter entsprechend ihrer Fähigkeiten einzusetzen. Aufgrund der kleinen Betriebsgrößen und mangelnder altersgerechter Arbeitsplätze stößt man dabei aber an Grenzen. So sind vor allem im Handwerk kaum Schonarbeitsplätze vorhanden. Allgemein fehlt die Akzeptanz für Tätigkeitswechsel 18

Bisheriger Umgang der Intermediäre mit der Problematik des demografischen Wandels in Form von Betriebs- oder Berufswechseln sowohl auf Seite der Unternehmen als auch auf Seite der Arbeitnehmer, wie von den Handwerks- und Industrie- und Handelskammern betont wird. 2.2. Bisherige Ansätze zur alterns- und altersgerechten Erwerbsarbeit auf der überbetrieblichen Ebene Bei den meisten überbetrieblichen Organisationen waren auch bereits erste Ansätze zur Verbesserung der Bedingungen für eine alterns- und altersgerechte Erwerbsarbeit innerhalb der jeweiligen Aufgaben- und Leistungsspektren zu erkennen, auch wenn eine explizite, altersspezifische Ausrichtung die Ausnahme blieb. Derartige Anknüpfungspunkte gab es vor allem im Zusammenhang mit den folgenden Maßnahmen: Maßnahmen zur beruflichen Weiterbildung Die Bildungswerke der Wirtschaft, die Handwerkskammern und Industrie- und Handelskammern bieten im Bereich der beruflichen Weiterbildung fachspezifische Aufstiegs- und Anpassungsfortbildungsmaßnahmen sowie auch überfachliche Weiterbildungsmaßnahmen an. Die Qualifikationsangebote richten sich in der Regel zum einen in Form berufsbegleitender Seminare und Lehrgänge an Beschäftigte in Unternehmen und zum anderen in Form von Fort-, Weiterbildungs- und Umschulungsmaßnahmen an arbeitslose Erwerbstätige, die im Auftrag der Arbeitsverwaltung (SGB III-Maßnahmen für Arbeitslose) durchgeführt werden. Somit bestehen für die Fach- und Führungskräfte in den Unternehmen verschiedene Möglichkeiten, sich aufbauend auf der Erstausbildung im Laufe ihres Erwerbslebens weiterzuqualifizieren. Bei den Qualifizierungsmaßnahmen steht in der Regel der konkrete Anwendungsbezug im Vordergrund; die Maßnahmen werden verstärkt in Form von In-House-Schulungen durchgeführt. Zunehmend werden auch Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen in Form von Telelearning angeboten. Die Handwerkskammer Bayreuth bietet beispielsweise Lehrgänge für Berufsrückkehrerinnen, Meistervorbereitungskurse sowie die Lehrgänge Betriebswirt des Handwerks und Technisches Gebäudemanagement (Facility Management) als Kombination aus Präsenzunterricht und Fernlernphasen an. Mit den Fort- und Weiterbildungsangeboten wird allgemein auch die Vermittlung von überfachlichen Kompetenzen berücksichtigt. So werden z. B. Seminare zur Unternehmensführung, zu betriebswirtschaftlichen und arbeitsrechtlichen Themen sowie EDV-, Internet- und Sprachkurse angeboten. Spezielle Seminare zur Vermittlung von Soft Skills wie methodische, soziale und kommunikative Kompetenzen werden allerdings mangels Nachfrage seitens der Unternehmen kaum angeboten, und wenn, nur für Führungskräfte. Auch bei den Gewerkschaften liegt ein Schwerpunkt der Tätigkeit in der Bildungsarbeit. So werden durch die gewerkschaftlichen Bildungseinrichtungen verschiedene Weiterbildungsmög- 19

Bisheriger Umgang der Intermediäre mit der Problematik des demografischen Wandels lichkeiten sowohl für die Mitglieder der Gewerkschaften als auch für die Funktionäre, Betriebsund Personalräte und Vertrauensleute angeboten. Neben der politischen Grundlagenbildung geht es dabei um die berufliche Weiterqualifizierung, die Vermittlung methodischer und sozialer Kompetenzen sowie um Aspekte der betrieblichen Arbeitsgestaltung wie z.b. Gesundheits- und Umweltschutz, flexible Arbeitszeiten oder betriebliche Reorganisationsprozesse. Die Weiterbildungsangebote der überbetrieblichen Akteure werden im Wesentlichen von jüngeren Erwerbstätigen in Anspruch genommen, die sich damit im Anschluss an ihre berufliche Ausbildung weiterqualifizieren. Die Altersgrenze liegt in der Regel bei 35 bis 45 Jahren. Ältere Erwerbstätige über 45 Jahren sind dagegen nur selten an beruflichen Weiterbildungsmaßnahmen beteiligt. Dementsprechend gibt es kaum Bildungsangebote, die sich speziell an die Gruppe der älteren Beschäftigten richten. Eine Ausnahme stellen EDV-Kurse da, die von verschiedenen Bildungswerken und Kammern speziell für Ältere angeboten werden und laut Aussage der Gesprächspartner auch auf Interesse stoßen. Lediglich von einzelnen Bildungswerken werden Qualifizierungsmaßnahmen durchgeführt, die sich speziell an die Gruppe der älteren Arbeitslosen richten: Im Rahmen verschiedener Modellversuche wurden Qualifizierungskonzepte für die Zielgruppe der älteren Arbeitnehmer entwickelt, unter anderem von den Beruflichen Fortbildungszentren der Bayerischen Wirtschaft. Ziel dieser Modellversuche war die Entwicklung von Qualifizierungskonzepten für ältere Arbeitnehmer und Arbeitslose, die die besonderen altersgemäßen Lernbedingungen dieser Altersgruppe berücksichtigen. Diese Qualifizierungskonzepte bauen auf den Methoden des erfahrungsgestützten, selbstorganisierten und arbeitsplatzbezogenen Lernens auf und berücksichtigen eine altersgerechte Didaktik sowie spezielle Motivationskonzepte. Das Bildungswerk der Thüringer Wirtschaft ist mit der Durchführung des Landesprogramms 50-plus beauftragt, mit dem die Integration älterer Langzeitarbeitsloser in den ersten Arbeitsmarkt gefördert wird. Die Teilnehmer werden durch das Bildungswerk auf den beruflichen Wiedereinstieg vorbereitet und anschließend in Unternehmen vermittelt. Die Vermittlungsrate ist mit 75 % relativ hoch. Das Bildungswerk der Sächsischen Wirtschaft hat Maßnahmen entwickelt, um die Qualifikationen älterer Arbeitsloser an die Anforderungen seitens der Unternehmen anzupassen. Dazu werden Assessments, Beratungs- und Bildungsprogramme angeboten. Die Erfahrungen zeigen, dass solche altersspezifisch ausgerichteten Qualifizierungsmaßnahmen durchaus auf Interesse bei älteren Erwerbstätigen stoßen und auch zu einer Verbesserung ihrer Arbeitsmarktchancen führen. Entscheidend für den Erfolg solcher Maßnahmen scheint neben der altersspezifisch ausgerichteten Didaktik und Methodik vor allem auch die individuelle und intensive Betreuung der Teilnehmer zu sein. 20