Sans-Papiers. Inhalt. Dokumentarfilm DVD 52 min. Sprachen: Deutsch, Französisch ab 16 Jahren Arbeitshilfe von Regine Lüthy



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Sans-Papiers Sans-Papiers Regie: Andreas Hoessli, Schweiz 2006 Produktion: Espaces Film GmbH, Zürich Kamera: Matthias Kälin Ton: Auri Calovi Schnitt: Andreas Hoessli, Loredana Cristelli Musik: Toni Huser Dokumentarfilm DVD 52 min. Sprachen: Deutsch, Französisch ab 16 Jahren Arbeitshilfe von Regine Lüthy Inhalt Mirjam, Gabriela, Elena, Jakub, Alfonso und Lourdes sie zählen zu den schätzungsweise 90 000 Sans-Papiers, die in der Schweiz leben. Sie stammen aus Ländern ausserhalb der EU und haben deshalb keine Möglichkeit, eine Arbeits- und Aufenthaltsbewilligung zu erhalten, es sei denn, als hochqualifizierte Arbeitskräfte oder als Nachtclubtänzerinnen. In besonderen Fällen kann eine Aufenthaltsbewilligung aus humanitären Gründen erteilt werden doch dies sind Ausnahmen. Viele Sans-Papiers leben seit Jahren in der Schweiz, gehen einer geregelten Arbeit nach, ihre Kinder besuchen die obligatorische Schule. Der unsichere Aufenthaltsstatus prägt ihren Alltag konstant, löst Ängste vor Ausweisung und Hilflosigkeit gegenüber dem staatlichen System aus. Im Film werden verschiedene Sans-Papiers über mehrere Monate hinweg begleitet. Nicht nur der Verlauf ihrer Anträge und Rekurse wird verfolgt, sondern auch Einblicke in ihren Alltag gewährt: trotz ständiger Angst vor der Ausschaffung heiraten Lourdes und Alfonso, Jakub muss nach 12 Jahren trotz guter Integration in der Schweiz in seine Heimat zurück kehren ernüchtert und ohne Zukunftsperspektiven. Gabriela darf nach dem 10. Schuljahr keine Lehrstelle antreten und Elena schliesslich setzt alles daran, ihren beiden Töchtern in der Schweiz die Bildung zukommen zu lassen, die ihnen in ihrem Herkunftsland verwehrt bleiben würde. Der Film schafft eindrückliche Begegnungen mit Sans-Papiers. Er thematisiert die Angst vor Verfolgung und die Furcht davor, als illegal in der Schweiz Lebende aufgedeckt und zur Rückkehr gezwungen zu werden. Vermittelt werden ebenfalls die zum Teil prekären Lebensbedingungen von Sans-Papiers, gleichsam wie ihre meist gelungene Integration im Arbeitsmarkt, ihre Vernetzungen zum Heimatland und ihre neuen Freundschaften in der Schweiz meist mit anderen Migrant/innen aus dem selben Herkunftsland.

Sans-Papiers 2 Weiteres Thema ist eine Initiative zur Regularisierung von 5 000 im Haushaltbereich tätigen Sans-Papiers, welche der Kanton Genf beim Bund eingereicht hat. Der Vorschlag liegt seit Monaten beim zuständigen Departement. Das Dossier ist umstritten und heikel. Wie eine Vertreterin der Genfer Initiative sarkastisch bemerkt, gibt es drei Möglichkeiten, das Problem anzugehen: Erstens, es zu ignorieren; zweitens, nach einer integrierenden Lösung zu suchen und drittens, alle auszuschaffen. Mit der filmischen Auseinandersetzung mit dieser Initiative wird eindrücklich auf den Zusammenhang zwischen Schweizer Wirtschaft und Ausländerpolitik der Schweiz eingegangen und die daraus resultierenden Auswirkungen auf die Sans-Papiers aufgezeigt. Personen aus Politik, Gewerkschaften und der Wirtschaft werden befragt und zeichnen ein breites Bild der Initiative. Zum Film Der Filmemacher Andreas Hoessli hat Familien und Einzelpersonen, die als Sans-Papiers in der Schweiz leben, über mehrere Monate hinweg begleitet. Die porträtierten Menschen lassen die Betrachtenden Einblick in ihren Alltag nehmen und klären sie darüber auf, weshalb für sie eine Rückkehr in ihr Herkunftsland nicht vorstellbar ist. Neben den positiven Aspekten, die für die Sans-Papiers aus dem Leben in der Schweiz resultieren, wird auch auf Ängste und Frustrationen im Alltag der Porträtierten eingegangen. Sie erzählen offen über die schmerzliche Seite ihres Status in der Schweiz und zeigen damit implizit ihren Durchhaltewillen, trotz konstanter unterschwelliger Ungewissheit nicht aufzugeben. Der Film bietet ihnen eine Plattform, verleiht ihnen ein Gesicht und eine Stimme. Die ausgewählten Personen stehen stellvertretend für unzählige ähnliche Schicksale, die doch immer wieder als Einzelfälle zu betrachten sind. Hoessli will mit seinem Film nicht politisch polemisieren. Sein Film zeigt vielmehr die Menschen und ihre Lebensumstände hinter den Paragrafen. Die Porträts der Sans-Papiers führen in eine Parallelwelt, die filmisch mit nächtlichen Fahrten und Bildern aus dem «Untergrund» visualisiert wird. Andreas Hoessli realisiert seit 1987 Reportagen und Dokumentarfilme für Fernsehen und Kino. Als Auslandredaktor des Schweizer Fernsehens und Osteuropakorrespondent für Schweizer Zeitungen und Zeitschriften setzt er sich seit langem mit aktuellen politisch und sozial relevanten Themen auseinander.

Sans-Papiers 3 Hintergrundinformationen Glossar Das folgende Glossar geht auf einige Begriffe ein, die im Zusammenhang mit der Thematik der Sans-Papiers oft unklar verwendet werden und sich zum Teil überschneiden. Sans-Papiers: Der Begriff Sans-Papiers bezeichnet Menschen, die ohne Aufenthaltserlaubnis in der Schweiz leben, unabhängig von ihrer Aufenthaltsdauer. Man spricht also nicht von einer sozialen Gruppe, sondern von einem rechtlichen Status. Die Begriffe Sans-Papiers, Papierlose, Personen ohne Anwesenheitsrecht, Illegale und (vom Gesetz) illegalisierte Personen können grundsätzlich als Synonyme verwendet werden. Illegal eingereiste Asylsuchende: Unklarheiten ergeben sich mit den Begriffen Sans-Papiers und illegal eingereisten Asylsuchenden. Letztere sind, wie die Bezeichnung sagt, illegal in die Schweiz eingereist, haben einen Asylantrag gestellt und ihr Asylverfahren ist noch hängig. Ihr rechtlicher Status wird auf Bundesebene geklärt und erst mit einer Antwort des Bundes fällt die Entscheidung, ob sie in der Schweiz eine Aufenthaltsbewilligung erhalten oder nicht. Es erfolgt der sogenannte Nichteintretensentscheid, wenn ihr Antrag auf Bundesebene abgelehnt wird. Entscheiden sich die Personen in diesem Fall, trotzdem in der Schweiz zu bleiben, d.h. ohne Bewilligung in der Schweiz zu leben, werden sie zu Sans-Papiers. Nichteintretensentscheid (NEE): Von einem Nichteintretensentscheid wird gesprochen, wenn auf ein Asylgesuch aus formellen Gründen nicht eingegangen wird. Dies kann z.b. dann der Fall sein, wenn der/die Gesuchsteller/ in keine gültigen Identitätspapiere vorlegen kann oder nicht glaubhaft darstellen kann, weshalb er/sie keine Papiere besitzt. Personen mit einem rechtskräftigen NEE werden aus der Sozialhilfe ausgeschlossen, gelten ab diesem Zeitpunkt als illegal anwesende Ausländer/innen und haben lediglich noch Anrecht auf Nothilfe, falls sie sich bis zu ihrer Ausreise in einer materiellen Notlage befinden. Die Betroffenen müssen die Schweiz umgehend verlassen. In gewissen Fällen können Asylsuchende sofort nach Erhalt des Entscheids in Ausschaffungshaft genommen werden. Asylbewerber und Asylbewerberinnen: Personen, die in der Schweiz ein Asylgesuch gestellt haben und noch keine Antwort von Bundesebene hinsichtlich ihres Gesuchs erhalten haben. Gesuch für eine Aufenthaltsbewilligung aus humanitären Gründen/Härtefall: Sans-Papiers haben die Möglichkeit, ein Gesuch für eine Aufenthaltsbewilligung aus humanitären Gründen zu stellen und dadurch ihren Status in der Schweiz zu legalisieren. Eine positive Antwort erhalten nur die Sans-Papiers, deren Situation einem sogenannten schwerwiegenden persönlichen Härtefall entspricht. Der Gesuchsteller oder die Gesuchstellerin muss nachweisen können, dass eine Rückkehr in das Herkunftsland nicht zumutbar ist. Die Aussicht auf ein Leben in Armut und sozialem Elend ist kein gültiges Argument. Werden Beziehungen zur Familie im Herkunftsland aufrechterhalten oder Reisen dorthin unternommen, wird die Chance auf eine Aufenthaltsbewilligung aus humanitären Gründen noch kleiner. Zusätzlich erschwert die aktuelle, sehr restriktive Ausländerpolitik der offiziellen Schweiz, eine positive Antwort auf ein Gesuch zu erhalten. Die sogenannten Härtefallkriterien werden je nach Kanton unterschiedlich gehandhabt (vgl. Weg zur Legalisierung).

Sans-Papiers 4 Sans-papiers in der Schweiz Die Anzahl der in der Schweiz lebenden Sans-Papiers wird unterschiedlich hoch geschätzt. Im Film ist von 90 000 Sans-Papiers die Rede, andere Quellen sprechen von 80 000 bis zu 300 000 Sans-Papiers, die in der Schweiz leben. Die Auftragsstudie des Bundesamtes für Migration (BFM) aus dem Jahre 2005 präsentiert eine Schätzung von 80 000 bis 100 000 Personen. Es liegt in der Natur des Phänomens, dass sich die Anzahl Sans-Papiers in der Schweiz nur auf Schätzungen beziehen kann. Zudem nimmt man an, dass die Anzahl der Sans-Papiers saisonalen Schwankungen unterliegt. Je nach Wirtschaftslage besteht eine veränderte Nachfrage nach Arbeitskräften, beispielsweise im Gastgewerbe in Tourismusgebieten oder in der Baubranche. In wirtschaftlichen Spitzenzeiten dürften also mehr Sans-Papiers in der Schweiz beschäftigt sein. Die Mehrheit der Papierlosen in der Schweiz sind Frauen. Sans-Papiers sind weder einer homogenen sozialen Schicht zuordenbar, noch gibt es einen «Typus» von Sans-Papiers. Unter den Begriff fallen ungleiche, sehr heterogene Lebenswelten; unterschiedlichste Menschen mit ihren individuellen Handlungsstrategien und Ressourcen werden damit zusammengefasst. Sie leiden unter spezifischen Problemen und entwickeln eigene Überlebensstrategien. Sans-Papiers sind nicht primär Opfer von struktureller Ungleichheit, sondern auch selbständig handelnde Persönlichkeiten. Ihre Gemeinsamkeit ist einzig ihr ungeklärter rechtlicher Status, der an sich wiederum eine ganze Reihe von Schwierigkeiten im Alltag zur Folge hat. Gründe für die Migration und den illegalen Aufenthalt in der Schweiz Es gibt unzählige Gründe für eine Migration in die Schweiz. Wie auch der Film aufzeigt, können die besseren sozialen Bedingungen und der Zugang zu Bildung oder der Weg aus Armut, sozialem Elend und wirtschaftlicher Not Gründe dafür sein, dass jemand das Leben als Sans-Papiers in der Schweiz dem Alltag im Herkunftsland vorzieht. Zum Teil sind politische Schwierigkeiten Anlass für das Verlassen oder die Flucht aus dem Herkunftsland. Auch frauenspezifische Migrationsgründe sind anzufügen, wie beispielsweise das Verschwinden des Partners, Verwitwung oder häusliche Gewalt. Ein weiterer Migrationsgrund von Frauen kann ihr Ausbruch aus patriarchalen Strukturen des Herkunftslandes sein. Nicht alle Migrationsgründe gelten gemäss Schweizer Recht als genügende Ursache, eine Aufenthalts- und Arbeitsbewilligung in der Schweiz zu erhalten. Menschen aus Ländern ausserhalb der EU haben grundsätzlich keine Möglichkeit, eine solche zu erhalten, es sei denn, als hoch qualifizierte Arbeitskraft oder als Nachtclubtänzerin. In besonderen Fällen kann eine Aufenthaltsbewilligung aus humanitären Gründen erteilt werden. Viele Sans-Papiers haben sich nie legal im Land aufgehalten, andere hingegen lebten jahrelang mit einer Aufenthaltserlaubnis und verloren diese mit der Änderung des Gesetzes oder der persönlichen Lebensumstände. Dennoch blieben sie anschliessend in der Schweiz. Ehemalige Saisonniers aus Drittstaaten, insbesondere dem Balkan, sind ein Beispiel dafür. Mit der Abschaffung des Saisonnierstatus Mitte der 1990er Jahre erhielten sie keine Arbeitsbewilligung mehr, weil sie bestimmte Kriterien zur Erteilung einer B-Bewilligung nicht erfüllten: für die Umwandlung von einer Saison- zu einer Jahresaufenthaltsbewilligung wurde verlangt, dass die gesuchstellende Person in den letzten vier aufeinanderfolgenden Jahren während 36 Monaten in der Schweiz gearbeitet hatte. Ein weiteres Beispiel sind ausländische Frauen und Männer, die sich mit einem Schweizer / einer Schweizerin verheiratet und sich vor vollendetem fünften Ehejahr scheiden liessen. Der ausländische Partner oder die ausländische Partnerin muss die Schweiz verlassen, falls er oder sie keinen EU-Pass besitzt und aus Sicht der Behörden nicht genügend integriert ist.

Sans-Papiers 5 Der Weg zur Legalisierung Viele Personen, die über keinen regulären Aufenthaltsstatus verfügen, wenden sich aus Angst, weggewiesen zu werden, nicht an die Behörden. Tun sie es doch, dann stehen zwei Wege zur Legalisierung ihres Status offen: Entweder sie erreichen eine Legalisierung durch Heirat mit einem Schweizer / einer Schweizerin oder sie stellen ein Gesuch für eine Aufenthaltsbewilligung aus humanitären Gründen, in der Folge auch als Gesuch im Härtefall bezeichnet. Bei letzteren stellt sich ein weiteres Problem: mehrere Kantone verfügen weder über ein Empfangsoder Beratungszentrum noch über eine Kommission, um Härtefälle zu überprüfen. Auf Initiative der eidgenössischen Ausländerkommission und der Arbeitsgruppe Sans-Papiers startete im Herbst 2006 ein Pilotprojekt, dem sich zehn Kantone 1 anschlossen. Angestrebt wird eine Harmonisierung bei der Behandlung von Gesuchen für eine Aufenthaltsbewilligung aus humanitären Gründen, insbesondere hinsichtlich der einheitlichen Anwendung der bestehenden Härtefallkriterien. Die Härtefallgesuche werden als erstes der Arbeitsgruppe Sans-Papiers unterbreitet. Diese Arbeitsgruppe kann keine Entscheide fällen und ist auch keine Rekursinstanz, nimmt jedoch die Dossiers von betroffenen Personen entgegen und macht positive resp. negative Empfehlungen. Bei einer positiven Empfehlung des Gesuchs verpflichten sich die Kantone, die Härtefallgesuche zu prüfen. Nach der Überprüfung der Sachlage durch die kantonalen Behörden wird sofern erneut ein positives Ergebnis erzielt wird das Gesuch dem Bund weitergereicht. Der definitive Entscheid liegt schliesslich beim Bund. Kollektive Regularisierung von Sans-Papiers in Europa Erste Regularisierungsaktionen für Sans-Papiers fanden in Europa und anderen Kontinenten bereits in den 1970er Jahren statt. Das öffentliche Bewusstsein für Migration im illegalen Bereich nahm jedoch erst in den 1990er Jahren stark zu und das Thema fand Raum in den politischen Agenden europäischer Staaten. Zeitlich verschoben bildeten sich in verschiedenen europäischen Ländern Sans-Papier-Bewegungen und Kampagnen für kollektive Regularisierungen mit jeweils unterschiedlichen Vorgehensweisen, Vorstellungen und realpolitischen Erfolgen. In Spanien beispielsweise wurden im Jahre 2004 alle Papierlosen legalisiert, die durch ein Schreiben ihrer Arbeitgeber nachweisen konnten, dass sie sich vor dem 1. März 2004 in Spanien aufhielten und einer Arbeit nachgingen. Legalisiert wurden 800 000 Personen. In der Schweiz wurde in den vergangenen Jahren nur einmal eine kollektive Regularisierung durchgeführt, jedoch von Asyl Suchenden und nicht von Sans-Papiers: Mit der Humanitären Aktion 2000 (HUMAK) wurden insgesamt 15 000 vorwiegend aus Sri Lanka stammende Asyl Suchende, deren Gesuch über längere Zeit hängig gewesen waren, vorläufig aufgenommen. Kampagnen für die Legalisierung von Sans-Papiers in der Schweiz In der Schweiz wurde 1997 im Nationalrat ein erster Vorstoss für eine kollektive Regularisierung der Sans-Papiers eingereicht. Engagierte aus Kirchen und Gewerkschaften standen dahinter, doch in das breite öffentliche Bewusstsein der Schweiz trat die Sans-Papiers Bewegung erst im Frühjahr 2001 mit Kirchenbesetzungen in der Westschweiz und nachfolgend auch in der Deutschschweiz. Die zentrale Forderung kollektive Regularisierung aller Papierlosen wurde nicht erreicht, doch die Medienpräsenz trug wesentlich zu einer Humanisierung des Alltags von Sans- Papiers bei. Im Verlaufe der letzten Jahre lassen sich in der Schweiz zwei politische Bewegungen zu Personen mit ungeklärtem Aufenthalt in der Schweiz ausmachen: 1 BE, BL, BS, GE, GL, NE, TI, VD, ZG, ZH und Stadt Bern

Sans-Papiers 6 «Sans-Papiers Bewegung» Im Zentrum dieser Bewegung steht die Grundforderung nach Legalisierung und Aufenthalt in der Schweiz. Engagierte setzen sich insbesondere für seit längerem in der Schweiz lebende Menschen ohne Aufenthaltserlaubnis ein. «NEE-Bewegung» (NEE steht für Nichteintretensentscheid, s. Glossar) Die Bewegung kämpft für die Unterstützung für Personen mit Nichteintretensentscheid, für menschenwürdige Behandlung der Betroffenen in Notsituationen und für eine gerechte Ausrichtung überlebenswichtiger Hilfestellungen. Engagierte setzten sich für Personen ein, die erst seit kurzem Papierlose sind. Wesentliches Unterscheidungsmerkmal der beiden Bewegungen ist also, den Unterschied zwischen Personen mit einem NEE und Sans-Papiers zu erkennen: Personen mit einem NEE haben aufgrund ihrer meist erst kurzen Aufenthaltsdauer in der Schweiz kein soziales Netzwerk und sind nur in wenigen gesellschaftlichen Bereichen integriert. Sie sind oft auf unmittelbare, umfassende Hilfe angewiesen (Obdach, Nahrung, Hygiene, medizinische Versorgung). Der qualitative und quantitative Aufwand für Hilfeleistungen ist also sehr viel grösser als bei Sans-Papiers, die schon länger in der Schweiz leben. Sans-Papiers weisen im Gegensatz zu Personen mit NEE bezüglich ihrer individuellen Ressourcen oft Vorteile auf. Da sie bereits länger in der Schweiz leben, haben sie sich meist ein tragendes Umfeld aufgebaut und wissen ihren Alltag zu organisieren. Hilfeleistungen werden oft nur punktuell in Anspruch genommen aus Angst vor Aufdeckung und Ausschaffung. Seit Mitte der 90er Jahre organisieren sich Sans-Papiers zunehmend in Eigeninitiative, um für ihre Rechte zu kämpfen. Kinder und Jugendliche ohne legalen Aufenthalt in der Schweiz Sans-Papiers aller Altersgruppen befinden sich aufgrund ihrer ungewissen Aufenthaltssituation und den damit verbundenen Einschränkungen in einer ökonomisch und sozial prekären Lage. Jugendliche Sans-Papiers und Kinder von Sans-Papiers sind jedoch mit ganz spezifischen Problemen konfrontiert: Für Jugendliche Sans-Papiers ist dies vor allem die fehlende berufliche Perspektive nach einer meist gelungenen Integration während der Schulzeit. Die Jugendlichen haben sehr wohl konkrete Vorstellungen über ihren beruflichen Werdegang nach der obligatorischen Schulpflicht. Der Zugang zum weiterführenden Ausbildungssystem sei dies eine höhere Schulbildung oder eine Berufslehre bleibt unabhängig von den erbrachten Leistungen aufgrund der fehlenden Aufenthaltsbewilligung jedoch verschlossen. Es bleibt ihnen nur die Möglichkeit, wie ihre Eltern ohne Bewilligung und somit illegal zu arbeiten, oder in ihr Herkunftsland zurückzukehren, das sie kaum mehr kennen. Um doch noch eine Ausbildung antreten zu können, bleibt die Hoffnung, dass ein alleinerziehender Elternteil irgendwann einen Schweizer / eine Schweizerin heiraten wird, oder dass die Behörden ihnen eines Tages eine Bewilligung aus humanitären Gründen erteilen werden. Für Kinder von Sans-Papiers hat sich die Situation hinsichtlich der obligatorischen Schulbildung in den letzen Jahren massiv verbessert. Im Gegensatz zu den 50er bis 80er Jahren dürfen und sollen Kinder von Sans-Papiers heute zu Schule gehen. Schulen sind zudem nicht verpflichtet, die Daten der Kinder von Sans-Papiers weiter zu geben. In der Praxis bestehen diesbezüglich jedoch kantonal unterschiedliche Handhabungen.

Sans-Papiers 7 Dennoch: Kinder und Jugendliche ohne geregelten Aufenthaltsstatus werden nach wie vor marginalisiert, ihre Rechte werden verletzt. Mit der Wegweisung von Kindern, der Trennung von Kindern von den Eltern als Folge von wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen und der Ausschaffungshaft von Jugendlichen werden grundlegende Elemente der Kinderrechtskonvention missachtet. Sans-Papiers als Wirtschaftsphänomen Sans-Papiers sind in der Schweiz ein wichtiger Bestandteil des primären Wirtschaftssektors und somit wesentlich für einen funktionierenden Arbeitsmarkt. Die Nachfrage nach günstigen, hoch flexiblen Arbeitskräften für unqualifizierte Arbeit ist gross, und billige Arbeitskräfte ermöglichen oft das Bestehen von Betrieben gegenüber ihrer Konkurrenz. In der gegenseitigen Abhängigkeit zwischen Sans-Papiers und Arbeitgebenden befinden sich die Arbeitgebenden in der stärkeren Position, denn im Falle von strafrechtlicher Verfolgung werden sie zwar sanktioniert, aber nicht ausgeschafft. Papierlose arbeiten oft in der Reinigungsbranche in Betrieben und in privaten Haushalten, als Hausangestellte, im Baugewerbe, in der Landwirtschaft oder in der Tourismus- oder Gastronomiebranche sowie im Sexgewerbe. Arbeiten werden verrichtet, welche nur von wenigen Schweizer/innen ausgeführt werden. Lange Arbeitszeiten, unterdurchschnittliche Löhne, ausgeprägte Abhängigkeit von den Arbeitgebenden sowie Angst bei der Einforderung ihrer Rechte sind typische Merkmale der Arbeitsverhältnisse von Sans-Papiers. Wie auch im Film verdeutlicht wird, machen sich Gewerkschaften für die klare Regelung der Arbeitsverhältnisse von Sans-Papiers stark. Problematisch ist hier jedoch ihre zweifache Aufgabe: einerseits haben sie zum Ziel, ausbeuterische Arbeitsverhältnisse aufzudecken und Arbeitgebende zur Rechenschaft zu ziehen, andererseits wollen sie verhindern, dass Sans-Papiers aufgegriffen und ausgeschafft werden. Im Hinblick auf die globale Arbeitsmigration betrachtet darf die Rolle von Sans-Papiers als «EntwicklungshelferInnen» nicht vergessen werden. Wie andere Migrant/innen auch sind Sans- Papiers und ihre Familienangehörigen im Herkunftsland Teil eines transnationalen Beziehungsnetzes. Mit regelmässigen Geld- oder Lohnüberweisungen an die Familien in ihren Herkunftsländern leisten Sans-Papiers einen wesentlichen Beitrag für deren wirtschaftliche und soziale Entwicklung. Mit der finanziellen Unterstützung erhöhen sie die Kaufkraft und den sozialen Status der begünstigten Angehörigen, ermöglichen wirtschaftliche Projekte an Ort und dienen als Alters- und Gesundheitsvorsorge. Trotz räumlicher Trennung werden damit auch familiäre Beziehungen aufrecht erhalten. Lernziele Lebensumstände und rechtliche Situation/Status von Sans-Papiers in der Schweiz kennenlernen Zusammenhang verstehen zwischen Sans-Papiers, Arbeitsmarkt/Wirtschaft und Schweizer Ausländerpolitik Sich mit der aktuellen Situation von Sans-Papiers auseinander setzen und sich dazu eine eigene Meinung bilden

Sans-Papiers 8 Didaktische Impulse Für alle Impulse sollten mehrere Lektionen eingeplant werden. Impuls 1 Porträts von Sans-Papiers (Gruppenarbeit) Unmittelbar nach dem Film werden die im Film porträtierten Sans-Papiers Familien oder Einzelpersonen auf Kleingruppen verteilt. Jede Gruppe stellt in der Erinnerung ein Porträt des «zugeteilten» Sans-Papiers her und visualisiert die Ergebnisse auf einem Plakat. Im Porträt enthalten sein sollen Fragen zur Person, der Grund für das Verlassen des Heimatlandes und für das Leben in der Schweiz sowie der persönliche Umgang mit der Situation als Sans-Papier in der Schweiz. Als Erweiterung können soweit möglich verschiedene Aspekte aus dem Alltag im Herkunftsland resp. in der Schweiz festgehalten werden, wie zum Beispiel zu den Lebensumständen, zur Familiensituation, zum Wohnort, der Arbeit oder zu den Zukunftsperspektiven. Die Gruppen stellen ihre Porträts im Plenum vor. In einer moderierten Diskussion werden die Schicksale der Sans-Papiers verglichen. Je nach Lernziel kann ein Aspekt zum Herkunftsland und der Schweiz herausgegriffen und intensiver bearbeitet werden. Beispielsweise könnten Lebensumstände im Herkunftsland und die Beziehungen zwischen dem Herkunftsland und der Schweiz recherchiert oder aber mögliche Zukunftsperspektiven vertieft diskutiert werden. Impuls 2 Genfer Initiative (Rollenspiel) Der Kanton Genf hat 2003 beim Bund eine Initiative zur Regularisierung von 5 000 San-Papiers eingereicht, wie dies im Film ausführlich dargelegt wird. Bei der Fertigstellung des Films lag der Entscheid des Bundes noch nicht vor. Ziel dieses Impulses ist es, dass die Lernenden über ein Rollenspiel verschiedene Standpunkte einnehmen und mögliche Lösungen zur Initiative ausarbeiten. Anschliessend wird in Kleingruppen der aktuelle Stand der Initiative recherchiert die Initiative wurde abgelehnt und kantonal nach individuellen Lösungen gesucht und im Plenum gesammelt. Rollenspiel (in Anlehnung an die Sendung Arena des Schweizer Fernsehens): Je 2 3 Personen formieren sich zu Kleingruppen. Jede der Gruppen erhält eine Rolle und sammelt für die zu spielende Person Argumente zur Annahme/Ablehnung der Initiative. Eine Person der Gruppe wird als Sprecher/in bestimmt. Insgesamt treffen so sechs Personen/Rollen zu einem Gespräch zusammen, das von einer weiteren Person moderiert wird. Die anderen Personen der Kleingruppen werden zu Zuhörer/innen, die nach der ersten Diskussion von der Moderation die Gelegenheit erhalten, Fragen zu stellen oder ihre eigene Meinung einzubringen. Rollen: Politiker/in der SVP, Politiker/in der SP, Arbeitgeber/in eines Sans-Papiers (Baubranche), Arbeitgeber/in eines Sans-Papiers (Privathaushalt), Gewerkschafter/in, ein/e Sans-Papiers Moderation: Eine Kleingruppe erhält die Aufgabe, Fragen für die Moderation des Gesprächs vorzubereiten. Aus der Moderationsgruppe übernimmt eine Person die Moderation, allenfalls kann die Moderation auch von der Lehrperson übernommen werden. Es ist darauf zu achten, dass alle Gesprächsteilnehmende zu Wort kommen und ihren Standpunkt einbringen können. Nach Beendigung des Gesprächs wird der Verlauf des Rollenspiels im Plenum reflektiert, z. B. mit einer kurzen Runde, bei der alle Personen im Plenum ihren Eindruck zum Gespräch und den für sie wichtigsten Lerninhalt formulieren.

Sans-Papiers 9 Impuls 3 Lösungen für Sans-Papiers? Einstieg vor dem Film Jede Person führt individuell ein Brainstorming durch zum Begriff «Sans-Papiers». Was wird mit dieser Bezeichnung assoziiert? Die Ergebnisse werden im Plenum mündlich gesammelt, schriftlich festgehalten und im Raum sichtbar gemacht. Im Verlaufe der Behandlung des Thema Sans- Papiers kann man auf diese Sammlung zurückgreifen und je nachdem neue Erkenntnisse ergänzen. Nach dem Film a. Problemanalyse zu Sans-Papiers in der Schweiz Was bedeuten Sans-Papiers für Schweizer Wirtschaft, Politik, Gesellschaft und Individuum? Wie wird die «Problematik Sans-Papiers» aus diesen verschiedenen Blickwinkeln betrachtet? In Paararbeit das Arbeitsblatt «Sans Papiers in der Schweiz» ausfüllen (s. Arbeitsblatt). Die Ergebnisse im Plenum sammeln. Diskutieren, wo sich Meinungen aus unterschiedlichen Blickwinkeln (gesellschaftlich, politisch, wirtschaftlich und individuell) überschneiden und wo sie zu Konflikten werden. b. Diskussion darüber, wie das «Problem Sans-Papiers» angegangen werden kann Welche Möglichkeiten gibt es im Umgang mit Sans-Papiers? Im Plenum Ideen sammeln und die Personen an die Aussage von Nationalrätin Martine Brunschwieg Graf erinnern: «Es gibt drei Möglichkeiten, das Problem anzugehen: Erstens, es zu ignorieren; zweitens, nach einer integrierenden Lösung zu suchen und drittens, alle auszuschaffen.» Eventuell Filmausschnitt erneut anschauen. Diskussion in Kleingruppen führen: Was halten die Lernenden von diesen drei Lösungen? Was sind die Konsequenzen dieser Lösungen (für Wirtschaft, Politik, Gesellschaft und Individuum, vgl. dazu Ergebnisse des Arbeitsblattes)? Welche Lösung favorisieren sie persönlich; wird ein Gruppenkonsens erreicht? Wie könnte eine integrierende Lösung aussehen? Die Gruppen präsentieren ihre Ergebnisse im Plenum. Mögliche Ergänzung: Lernende schreiben in Form eines Leserbriefes, wie ihrer Meinung nach eine integrierende Lösung aussehen und erreicht werden könnte. Weiterführende Anregungen Wie gestaltet sich die Situation von Sans-Papiers in der Schweiz heute? Wie für Kinder von Sans- Papiers und jugendlichen Sans-Papiers? Recherchieren in verschiedenen Bereichen (Bundesebene, Kantonale Ebene, aktuelle Bewegungen und Kampagnen, Engagement von Sans- Papiers). Recherchen durchführen zur Situation von Sans-Papiers in Europa. Wie wird europaweit mit Sans-Papiers umgegangen? Wo liegen Unterschiede zum politischen Umgang mit Sans-Papiers in Europa und in der Schweiz? Eventuell historische Komponente miteinbeziehen und Sans- Papiers Bewegungen einzelner Länder verfolgen. Begriffe wie Asyl, Flüchtlingsstatus, Aufenthaltsbewilligung, Sans-Papiers, Nichteintretensent- scheid, Härtefall usw. sammeln, in Kleingruppen Recherche betreiben und Glossar erstellen.

Sans-Papiers 10 Weg der Legalisierung eines Sans-Papiers nachzeichnen: Welche Möglichkeiten hat ein Sans- Papiers, seine/n Status zu legalisieren? Welche Stationen muss er/sie durchlaufen, welche Hürden überwinden? Welche Konsequenzen hat eine Annahmen resp. eine Ablehnung seines Gesuchs? Was bedeutet dies für seine/ihre Familie, insbesondere für die Kinder? Argumentarium (pro/contra) erstellen für die kollektive Regularisierung von Sans-Papiers in der Schweiz. Welche Bedeutung haben Sans-Papiers (und MigrantInnen allgemein) für die Schweizer Wirt- schaft? Wie und auf wen ist Arbeit in der Schweiz verteilt? Analyse von Arbeits-, Branchen- und Ausländerstatistiken, Grauzonen thematisieren, auf globale Netzwerke aufmerksam machen. Aussage von Mirjam Mayo: «Sans-Papiers zu sein ist für mich, als hätte ich keine Identität, wie wenn man für die anderen nichts wäre.» Was bedeuten Papiere für Sans-Papiers? Gefühlswelt von Sans-Papiers und den persönliche Umgang mit Sans-Papiers im eigenen Umfeld thematisieren. Film als Einstieg nutzen für die Behandlung von Themen wie Menschen- und Kinderrechte, Migration und Integration, Asyl-/Ausländerpolitik der Schweiz. Quellen Sans-Papiers in der Schweiz. Unsichtbar unverzichtbar. Herausgegeben vom Departement Migration, Schweizerisches Rotes Kreuz (SRK) in der Reihe «Migration Beiträge aus Theorie und Praxis», Zürich 2006 Zukunft Schwarzarbeit? Jugendliche Sans-Papiers in der Schweiz. Pierre-Alain Niklaus/Hans Schäppi (Hrsg.) edition 8, Zürich April 2007 Sans-Papiers in der Schweiz: Arbeitsmarkt, nicht Asylpolitik ist entscheidend. Schlussbericht im Auftrag des Bundesamtes für Migration, verfasst von gfs.bern, Bern April 2005. Als pdf downloaden unter http://www.bfm.admin.ch > Themen > Illegale Migration Leben und arbeiten im Schatten. Detaillierte Umfrage zu den Lebens- und Arbeitsbedingungen von Sans-Papiers. Anlaufstelle für Sans-Papiers, Gewerkschaf Bau & Industrie GBI, Basel April 2004. Als pdf downloaden unter http://www.sosf.ch > Sans-Papiers > Kampagnen im Bereich Sans- Papiers Links www.eka.cfa.ch/d/sapa.asp Eidgenössische Ausländerkommission, Thema Sans-Papiers www.sosf.ch Informationen zu Sans-Papiers in der Schweiz www.sans-papiers.ch Kollektives Engagement für Sans-Papiers in der Schweiz www.bfm.admin.ch/ Bundesamt für Migration www.osar.ch Website der Schweizerischen Flüchtlingshilfe, u. a mit Asyllexikon und Definitionen Adressen Stiftung Bildung und Entwicklung, Monbijoustrasse 31, 3001 Bern Tel. 031 389 20 21 verkauf@globaleducation.ch www.globaleducation.ch Unterrichtsmaterialien, Beratung und Kurse zu Globalem Lernen Dokumentation Alliance Sud, Monbijoustrasse 31, 3001 Bern Tel. 031 390 93 37 dokumentation@alliancesud.ch www.alliancesud.ch Dokumentation, Ausleihe und Recherchen zu Nord-Süd Themen

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