Finanzieren mit Factoring. Maßgeschneidert für den Mittelstand. Von Claus Wieland, Geschäftsführer der EOS Finance GmbH



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Transkript:

Finanzieren mit Factoring Maßgeschneidert für den Mittelstand Von Claus Wieland, Geschäftsführer der EOS Finance GmbH Die kommenden Eigenkapitalrichtlinien für Banken werfen lange Schatten voraus: Viele Mittelständler bekommen die restriktivere Kreditvergabepolitik der Banken bereits zu spüren. Doch die Unternehmen können Liquiditätslücken mit modernen Finanzierungsinstrumenten schließen. Factoring etwa schafft Liquidität, eine kürzere Bilanz, entlastet die Verwaltung und reduziert Risiken. Immer mehr deutsche Mittelständler erkennen die Vorteile, wie die wachsende Verbreitung belegt. Der Deutsche Factoring-Verband meldet wieder Erfolgszahlen: Die Umsätze seiner 21 Mitgliedsunternehmen sind allein im ersten Halbjahr 2005 um 22,2 Prozent auf 25 Milliarden Euro gestiegen Factoring habe sich als feste Größe im Finanzierungsmarkt etabliert, so Joachim Secker, Sprecher des Verbandsvorstands. Wenn auch die Factoring-Umsätze seit Jahren steigen, so liegt Deutschland im internationalen Vergleich doch noch weit zurück: Factoring ist in Deutschland lange nicht so verbreitet wie im europäischen Ausland. Ein Grund liegt in der traditionell engen Beziehung deutscher Unternehmen zu ihrer Hausbank. Mit den neuen Eigenkapitalrichtlinien für Banken wird diese Bindung jedoch immer mehr gelockert: Über einen Kredit wird zunehmend anhand objektiver Kriterien entschieden. Die persönliche Beziehung der beiden Vertragshändler spielt nur noch eine untergeordnete Rolle. Doch Basel II und die damit verbundene restriktivere Kreditvergabe sind nicht die Ursachen der Finanzierungsmisere. Letztendlich ist eine Steigerung der im internationalen Vergleich geringen Eigenkapitalquote des deutschen Mittelstands vonnöten. Moderne Finanzierungsinstrumente können in Ergänzung zum Bankkredit zu mehr Liquidität und Unabhängigkeit einen entscheidenden Beitrag leisten. Die Einbeziehung von Alternativen zum Bankkredit ist entscheidend, um die Finanzierung des eigenen Unternehmens für die Zukunft zu sichern.

Wie Factoring funktioniert Factoring zählt zu der Gruppe der Fremdfinanzierungsinstrumente. Der so genannte Factor kauft noch nicht fällige oder zukünftige Geldforderungen eines Unternehmens, dem Factoring-Nehmer. Der Factoring-Nehmer tritt die betreffenden Verbindlichkeiten, die auf Warenlieferungen oder Dienstleistungen beruhen, zum Zeitpunkt der Umsatzentstehung ab und erhält sofort sein Geld in Höhe des Kaufpreises. Abgezogen wird ein Sicherheitseinbehalt, der sich in der Regel zwischen zehn und 30 Prozent bewegt. Der Sicherheitseinbehalt wird mit Begleichung der Rechnungen durch die Debitoren an den Factoring-Nehmer ausgezahlt. Es findet damit ein Gläubigerwechsel statt. In einem Rahmenvertrag werden die Volumina festgehalten, die beide Parteien regelmäßig ver- beziehungsweise ankaufen. Vorteile durch Factoring: Sofortige Liquiditätssteigerung Ausschaltung von Ausfallrisiken Keine Kosten durch Zahlungsverzug Optimierung der Finanzplanung Steigerung der Rentabilität Entlastung von Verwaltungsaufgaben Kreditüberwachung entfällt Reduktion der Kosten für Inkasso und Mahnwesen Bilanzverkürzung Bessere Ausgangssituation für ein Rating Infokasten 1: Vorteile für Unternehmen durch Factoring Steigerung der Liquidität und Eigenkapitalquote Das Full-Service-Factoring die meist verbreitete Form des Factoring bringt für Mittelständler entscheidende Vorteile mit sich (siehe Infokasten1). Der frühzeitige Liquiditätszufluss verschafft den Unternehmen finanziellen Spielraum. Die vorfinanzierten und garantierten Umsätze vergrößern die Unabhängigkeit der Unternehmen von ihrer Hausbank. Kreditlinien können entlastet werden, Skonti und Rabatte durch die Barzahlung bei Fremdrechnungen genutzt werden. Ferner entstehen den Unternehmen keine Kosten durch einen möglichen Zahlungsverzug der Debitoren.

Darüber hinaus zählt Factoring zu der Gruppe der Finanzierungsinstrumente, die bilanzverkürzend wirken. Durch das Abtreten der Verbindlichkeiten wird die Eigenkapitalquote gesteigert. Die Forderungen werden aus der Bilanz des Mittelständlers herausgelöst und stattdessen beim Factor bilanziert. Auf der Aktiva- Seite bleibt lediglich ein Sicherheitseinbehalt des Factors stehen. Dagegen können auf der Passiva-Seite Verbindlichkeiten mit der neu gewonnenen frühzeitigen Liquidität beglichen werden. Auf diese Weise erhöht sich die Eigenkapitalquote, die Bilanzstruktur wird optimiert. Der positive Nebeneffekt: Stehen Kreditverhandlungen mit der Hausbank an, hat sich gleichzeitig die Ausgangslage für das Rating verbessert. Auch der Free Cash Flow (s. Abb. 2) wird positiv beeinflusst. Er gilt als wenig durch Bilanzkosmetik manipulierbar und wird deshalb von Rating-Agenturen und Banken für die risikoadjustierte Einschätzung in besonderem Maße herangezogen. Risiken vermeiden Mit Factoring schützt sich das Unternehmen vor Zahlungsverzug und Forderungsausfällen. Das Risiko wird schließlich auf den Factor übertragen. Auf Reserven zur Absicherung der Lieferantenkredite kann damit verzichtet werden. Die Umsätze sind für den Factoring-Nehmer garantiert und dadurch planbar. In Zeiten hoher Insolvenzzahlen und einer allgemein schlechten Zahlungsmoral ist dies nicht nur ein Wettbewerbsfaktor, sondern kann sogar überlebenswichtig werden. Hinzu kommt, dass der Factor die Bonitätsprüfung der Debitoren (und des Factoring-Nehmers) übernimmt. Damit werden bereits frühzeitig Risiken ausgeschlossen. Im Gegensatz zur Warenkreditversicherung, die auch Ausfallrisiken absichern kann, erhält das Unternehmen beim Factoring den Liquiditätszufluss bei Umsatzentstehung. Im Fall der Versicherung dagegen verstreicht bis zum tatsächlichen finanziellen Ausgleich in der Regel einige Zeit.

Beispiel: Cash Flow mit und ohne Factoring Der Free Cash Flow ist im Gegensatz zur Bilanz und zur GuV weniger durch Bilanzkosmetik manipulierbar. Er ist besonders wichtig für das Rating und die Kreditbeurteilung. Der positive Free Cash Flow ist die freie Liquidität, die zur Tilgung von Verbindlichkeiten und zur Ausschüttung an die Gesellschafter herangezogen werden kann. Cash Flow Ohne Factoring Mit Factoring Ergebnis nach Steuern 189 200 -Zunahme Forderungen aus -100-100 L+L (exkl. Fact.) +Abnahme Vorräte 20 20 +Zunahme von 50 300 Verbindlichkeiten aus L+L +Abnahme Working Capital -30 100 220 100 +Abschreibungen und Rückstellungen 1) Cash Flow aus 259 520 Geschäftstätigkeit 2) Cash Flow aus -100-100 Investitionstätigkeit, Auszahlung 1)+2) Free Cash Flow 159 420 +Zunahme durch Factoring -Rückführung von Bankverbindlichkeiten 0 0 20 750-450 0 +Aufnahme von Bankverbindlichkeiten 3) Cash Flow aus 20 300 Finanzierungstätigkeit 1)+2)+3) Liquiditätssaldo 179 720 Abb.1 Free Cash Flow mit und ohne Factoring

Entlasten von Verwaltungsaufgaben Mit dem Full-Service-Factoring befreit sich das Unternehmen von aufwendigen Inkassotätigkeiten und entlastet seine Buchhaltung und das Mahnwesen. Positiver Nebeneffekt: Das professionelle Debitoren- und Forderungsmanagement durch den Factor meist große Inkassounternehmen beeinflusst das Zahlungsverhalten der Debitoren positiv. Denn die Dienstleister beherrschen den Umgang mit Schuldnern, vom Mahnschreiben mit psychologisch geprüften Formulierungen bis zum Einsatz des Außendiensts, professionell. In vielen Fällen führt schon das Inkasso per Telefon, bei dem viel rhetorisches Geschick gefragt ist, zum Erfolg. Unterm Strich können Unternehmen ihre Kosten durch die Auslagerung von Verwaltungsaufgaben an den Factor erheblich reduzieren. Lediglich die Rechnungsstellung selbst bleibt weiterhin Aufgabe des Unternehmens. Üblicherweise wird das Factoring gegenüber den Debitoren offen gelegt. Auf die Abtretung der Verbindlichkeiten an den Factor wird dann in der Rechnung hingewiesen. Eine verdeckte Form des Factoring, bei der der Factor gegenüber den Debitoren nicht in Erscheinung tritt, ist ab einer gewissen Umsatzgröße ebenso möglich. Alles in allem ergeben sich die Vorteile des Full-Service-Factoring, aus seinen drei großen Funktionsbereichen Finanzierung, Delcredere-Übernahme und Dienstleistungen (siehe Infokasten 2). Finanzierungsfunktionen! Sofortige Liquidität bei Umsatzentstehung! Keine Kosten durch Zahlungsverzug! Weniger Forderungen! Bilanzverkürzung! Bessere Ausgangssituation beim Rating! Automatische Volumenanpassung! Ausnutzung von Skonti und Rabatten Delcrederefunktionen! Ausschalten des Ausfallrisikos! Reduktion von Reserven da kein Kreditrisiko! Bonitätsprüfungen der Debitoren übernimmt der Factor Dienst-leistungen! Kosteneinsparungen bei Personal- und Sachressourcen! Das Debitorenmanagement (Buchhaltung, Inkasso und Mahnwesen) ü- bernimmt der Factor! Reduktion von Verwaltungskosten! Bonitätsprüfung der Debitoren übernimmt der Factor Infokasten 2: Vorteile des Full-Service-Factoring nach Funktionsbereichen

Kosten und Nutzen abwägen Finanzentscheider sollten anhand einer Kosten-Nutzen-Analyse abwägen, inwiefern das Factoring für ihr Unternehmen geeignet ist. Dabei sollten auch die verschiedenen Varianten des Factoring in Betracht gezogen werden. Neben dem Full-Service-Factoring stehen eine Reihe weiterer, wenn auch nicht so verbreiteter Formen zur Auswahl, die im Großen und Ganzen zwar dieselben Ziele verfolgen deren Gewichtung aber unterschiedlich ausfällt. Zum Teil werden die Varianten erst ab einer gewissen Umsatzgröße angeboten. Beim Fälligkeits-Factoring tritt der Finanzierungsaspekt in den Hintergrund, der Delcredere-Schutz und die Auslagerung des Debitorenmanagements dagegen in den Vordergrund: Denn bei dieser Form des Factoring zahlt der Factor den Kaufpreis erst zu einem Stichtag aus, nicht bereits bei Umsatzentstehung. Für exportierende Unternehmen bietet sich das Export-Factoring an: Bei dieser Lösung werden Forderungen eines deutschen Unternehmens gegen einen ausländischen Abnehmer verkauft. Das Import-Factoring ist eine analoge Lösung für importierende Unternehmen. Das Inhouse- oder Bulk-Factoring ist für Unternehmen ab einer Umsatzgröße von etwa acht bis zehn Millionen Euro geeignet, die das Debitorenmanagement im Gegensatz zum Full-Service-Factoring im eigenen Hause bearbeiten wollen. Lediglich die Finanzierung und den Delkrede-Schutz übernimmt dann der Factor. Beim unechten Factoring wird anders als beim üblichen echten Factoring das Delcredere-Risiko nicht vom Factor übernommen. Ausfallrisiken trägt in diesem speziellen Fall damit weiterhin das Unternehmen. Allerdings prüft der Factor vor Ankauf der Forderungen die Bonität der Debitoren. Die Kosten des Factoring setzen sich aus den Factoring-Zinsen und der Verwaltungs-/Prüfgebühr zusammen. Die Gesamtkosten bewegen sich in der Regel zwischen 2,0 und 4,5 Prozent des Umsatzes. Mit der Nutzung von Skonti und Rabatten sowie Einsparungen für Bonitätsprüfungen können Unternehmen die Kosten für das Factoring sogar ausgleichen.

Gesunde Unternehmen profitieren Für Mittelständler gibt es bereits einige Angebote für Unternehmen mit einem Umsatz ab einer MIllion Euro im Jahr. Doch nicht nur die Umsatzgröße ist entscheidend. Unternehmen müssen verschiedene Kriterien erfüllen, damit sie von Factoring-Gesellschaften akzeptiert werden. In der Regel ähneln sich die Bedingungen der verschiedenen Anbieter: Die Forderungen müssen aus dem Business-to-Business-Bereich stammen, es muss sich also um gewerbliche Debitoren handeln. Das Unternehmen muss mindestens zwei Jahre am Markt sein. Über das Unternehmen dürfen keine Negativinformationen wie Eidesstattliche Versicherungen, Mahnbescheide oder Insolvenzfälle vorliegen. Die Forderungen müssen noch Eigentum des Unternehmens sein, dürfen also noch nicht abgetreten sein. Die Rechnungen, die an einen Factor übergeben werden sollen, müssen voll erbrachte Leistungen sein. Die Forderungen dürfen keine Klumpenrisiken aufweisen, das heißt eine Risikostreuung (bzgl. Forderungsgröße und Anzahl der Debitoren) muss vorliegen. Die teilweise noch vorhandene Skepsis gegenüber Factoring, es sei ein Instrument für finanziell angeschlagene Unternehmen, ist damit völlig unbegründet. Ganz im Gegenteil: Factoring ist kein Mittel, um ein Unternehmen vor der Insolvenz zu retten, sondern kann die Finanzsituation gesunder Unternehmen optimieren. Auf den Partner kommt es an Alles in allem sollte sich ein Unternehmen, das Factoring nutzen möchte, bewusst sein, dass es sich längerfristig an den Factor bindet. Schließlich wird per Rahmenvertrag ein regelmäßiger An- und Verkauf von Forderungen vereinbart. Umso wichtiger ist es, einen kompetenten und zuverlässigen Finanzpartner ins Boot zu holen, der sich auf die Belange der Mittelständler spezialisiert hat. Gut informiert sollten Unternehmen in die Gespräche mit Factoring- Gesellschaften gehen denn auf gleicher Augenhöhe führen sich Verhandlungen besser. Über ihre Zielsetzungen und Prioritäten sollten sie sich dabei be-

reits im Vorfeld von Verhandlungsgesprächen klar sein: Ist etwa die Übertragung des Ausfallrisikos entscheidend? Oder spielt der Liquiditätszufluss die wichtigste Rolle? Letztendlich sollten verschiedene Anbieter unter die Lupe genommen werden. Vergleichen macht Sinn, denn nicht nur das Leistungsangebot, sondern auch die Preise unterscheiden sich. Autor Claus Wieland, Geschäftsführer der EOS Finance GmbH, Telefon: 040/28501573, c.wieland@eos-solutions.com