Klausur WS 04/05 Diplom-Vorprüfung - Wirtschaftswissenschaften - Prüfungsfach: Volkswirtschaftslehre (Makro) Prüfer: Prof. Dr. Johann Graf Lambsdorff Matr.-Nr.: Prüfungstag: Platz-Nr.: Blatt 1 Hinweise: Bearbeitungszeit ca. 80 Minuten. Es können insgesamt 100 Punkte erworben werden. Da für eine 1,0 bereits 80 Punkte ausreichen ergibt sich eine automatische Auswahlmöglichkeit. Zugelassene Hilfsmittel: Elektronischer, nicht programmierbarer Taschenrechner. Makroökonomik I Multiple Choice (12 Punkte) Kreuzen Sie die richtigen Antworten an. Mehr als eine Antwort kann richtig sein. Für jedes richtige Kreuz und korrekt fehlende Kreuz wird ein Punkt vergeben. Für jeden Fehler wird ein Punkt abgezogen, sofern ein solcher im multiple choice-teil vorhanden ist. 1. Unter Effizienzlöhnen versteht man Löhne, die höher sind das die markträumenden Löhne. Solche Löhne werden bezahlt sofern Gewerkschaften diese Löhne durchsetzen können, damit Arbeitskräfte besser motiviert sind, damit sich auch gut qualifizierte Arbeitskräfte für eine Anstellung bewerben, sofern diese durch den Staat als Mindestlöhne vorgeschrieben sind. 2. Der Geldschöpfungsmultiplikator und damit die angebotene Geldmenge sind umso größer, je größer der Bargeldkoeffizient, umso größer, je höher der Mindestreservesatz, umso größer, je mehr Kredit die Zentralbank an die Geschäftsbanken vergibt, umso größer, je höher die Zinsen sind, welche die Zentralbank für Kredite an die Geschäftsbanken verlangt. 3. Die Arbeitslosigkeit nach ILO ist zumeist höher als die registrierte Arbeitslosigkeit, weil gemäß ILO 1 Stunde Arbeitszeit pro Woche als Beschäftigung gewertet wird,
Blatt 2 ist zumeist geringer als die registrierte Arbeitslosigkeit, weil gemäß ILO 1 Stunde Arbeitszeit pro Woche als Beschäftigung gewertet wird, könnte theoretisch höher sein als die registrierte Arbeitslosigkeit, weil für die Messung gemäß ILO keine Meldung beim Arbeitsamt notwendig ist, ist zumeist geringer als die registrierte Arbeitslosigkeit, weil die registrierte Arbeitslosenstatistik auch Personen erfasst, welche in den Genuss von Sozialleistungen gelangen wollen, ohne tatsächlich Arbeit zu suchen. Ende Multiple Choice-Teil! 4. (8 Punkte) Gegeben seien die folgenden Daten zur Mengen- und Preisentwicklung: Jahr Preis von Rohöl Menge Preis eines Kleinwagens Menge 2001 10 2000 20000 1 2002 20 1500 15000 2 a. Die Volkswirtschaft produziere nur die beiden angegebenen Güter. Bestimmen Sie den BIP-Deflator! BIP-Deflator im Jahre 2002 55/60 b. Bestimmen Sie den Verbraucherpreisindex unter der Annahme, der Warenkorb sei vollständig durch die Angaben der obigen Tabelle bestimmt! VPI im Jahre 2002 55/40 c. Erläutern Sie kurz, wie der Unterschied der beiden obigen Maßgrößen zu erklären ist! 5. (18 Punkte) Unten dargestellt sehen Sie eine Produktionsfunktion mit sinkendem Grenzertrag sowie die Kurve der notwendigen Investitionen, jeweils in Abhängigkeit des pro- Kopf Kapitalstocks, k. a. Wie ist der Einfluss der Bevölkerungswachstumsrate auf die Kurve der notwendigen Investitionen zu erklären? b. Bestimmen Sie graphisch diejenige Sparquote, mit der sich langfristig der Konsum maximieren lässt (goldene Regel)! c. Erläutern Sie, welche Anpassung sich ergibt, wenn der Kapitalstock pro Kopf größer ist als im steady-state. d. Angenommen, die Sparquote sei anfangs höher als diejenige gemäß der goldenen Regel und werde dann auf das Niveau gemäß der goldenen Regel herabgesenkt. Mit welcher Entwicklung des Konsums ist im Zeitverlauf zu rechnen?
Blatt 3 y f(k) (n+δ)k 6. (12 Punkte) Ein Zinsanstieg erhöht typischerweise die Ersparnisbildung des privaten Sektors und verringert die Investitionen. a. Eine empirische Untersuchung für eine geschlossene Volkswirtschaft zeigt nun, dass der Einfluss des Zinssatzes auf die Investitionen zu vernachlässigen ist. Stellen Sie die resultierende Kreditnachfragekurve in dem unten angegeben Diagramm dar. k (reales) Zinsniveau Angebot 0 Kredite (in Mill. ) b. Der Staat kann wählen zwischen steuerlichen Anreizen, welche die Ersparnisbildung stimulieren, und solchen, welche die Investitionstätigkeit, also die Kreditnachfrage, stimulieren. Von welcher Maßnahme gehen stärkere Effekte auf die Investitionstätigkeit aus?
Blatt 4 Makroökonomik II 1. (12 Punkte) Betrachten Sie das folgende Flussdiagramm einer Volkswirtschaft: Einkommenskonto F I C T i -Z 905 925 100 Produktionskonto I b 220 D 160 Vermögensänderungskonto F AI 20 Tr IA (netto) 20 F IA 30 Auslandskonto (aus Sicht des Inlands) J 200 X 250 KE (netto) 20 a. Ein Pfeil in dem Flussdiagramm ist nicht markiert. Um welche Buchung handelt es sich und auf welche Größenordnung beläuft sie sich? b. Wie groß ist das Nettoinlandsprodukt zu Marktpreisen? c. Wie groß ist das Volkseinkommen? d. Auf welchen Betrag beläuft sich der Saldo der Leistungsbilanz?
Blatt 5 2. (15 Punkte) Das private Nettovermögen, V, setze sich zusammen aus Geld, M, und Wertpapieren, B. Gegeben Sei Markt für Geld und ein Markt für Wertpapiere. a. Wie lässt sich die positive Zinsabhängigkeit der Nachfrage nach Wertpapieren in dem unten angegebenen Diagramm ökonomisch erklären? b. Stellen Sie in dem unten angegebenen Diagramm dar, welche Anpassungen sich bei Durchführung einer expansiven Offenmarktpolitik ergeben. Bedenken Sie dabei, dass an den Achsen jeweils Geld und Wertpapiere im Besitz des privaten Sektors abgetragen sind. Erläutern Sie die durchgeführten Kurvenverschiebungen! i M a 0 i B a 0 B n 0 i 0 L 0 L, M s, M B n, B a, B
Blatt 6 3. (6 Punkte) Gegeben ist das folgende Hicks-Diagramm mit dem Ausgangspunkt P. a) Liegt auf dem Geldmarkt ein Angebots- oder ein Nachfrageüberschuss vor? Begründen Sie Ihre Antwort! i IS LM P Y
Blatt 7 4. (17 Punkte) Aufgrund eines Bürgerkrieges wird in einem Land ein Großteil des Sachkapitals vernichtet. Dies induziert, dass bei jedem Beschäftigungsniveau ein niedrigeres Produktionsniveau erzielt werden kann. Dies hat Auswirkungen auf die Produktionsfunktion und die Arbeitsnachfrage. Von anderen Auswirkungen soll hier abgesehen werden. Verschieben Sie die entsprechenden Kurven in untenstehendem Fünf-Quadranten-Schema. Erläutern Sie die langfristige Auswirkung auf Beschäftigung, Inlandsprodukt, Preisniveau und Zinsniveau an Hand des Schemas. Eine Kennzeichnung des Zwischengleichgewichts (bei konstantem Preisniveau) ist nicht erforderlich. Kurvenverläufe sind dabei nicht zu erläutern; für Kurvenverschiebungen ist eine kurze Begründung notwendig. i IS i 0 LM 0 (p 0 ) p Y d 0(p) Y 0 Y p 0 w 0 w 0 w/p (w/p) 0 Y 0 Y N d N 0 N s N Y(N,K)