AWARENESS Festival für eine Internationale in Bewegung. 12. 15.09.2019 Zeche Zollverein, Essen www.feministfutures.de
AWARENESS Inhalt Wie könnt ihr uns erreichen? Was ist Awareness? Informationen für Teilnehmende des Festivals Warum Awareness auf dem Festival? Was heißt hier (Un)Wissen? Einweisung von Teilnemenden, die Teil der Awareness-Ansprechgruppe werden möchten. Was sollte unsere Unterstützung beinhalten, was nicht? Namensschilder, Pronomen und gegenderte Sprache Oberkörper & Nackheit Toiletten & Duschen Rauchen & Alkohol Foto & Film Definitions- & Sanktionsmacht
Wie könnt ihr uns erreichen? Auf dem Camp sind wir rund um die Uhr telefonisch unter der Nummer: 0049-(0)157 87 37 51 32 erreichbar. Ihr findet uns im Awarenessraum in der Halle 12 (1. Stock). Der Raum ist ausgeschildert. Wir sind da von: Donnerstag Freitag Samstag Sonntag 16 Uhr 22 Uhr 9 Uhr 22 Uhr 9 Uhr 21 Uhr 9 Uhr 15 Uhr Ihr könnt auch jederzeit am Infopunkt nach uns fragen. Während der Party sind wir von 21 Uhr bis Ende vor Ort. Ihr erkennt uns an den rosa Mützen. Feminist Futures Festival
AWARENESS Was ist Awareness? Awareness lässt sich nicht gut auf Deutsch übersetzen, am ehesten noch durch den Begriff der Achtsamkeit. Hierbei geht es ganz allgemein um einen achtsamen und respektvollen Umgang miteinander. Als emanzipatorisches Konzept bezeichnet Awareness einen achtsamen und bewussten Umgang mit Diskriminierungs- und Herrschaftsverhältnissen und vor allem mit Betroffenen dieser Verhältnisse. Wir leben in einer Gesellschaft, in der z.b. rassistische, sexistische, homophobe, transfeindliche und viele weitere herrschaftsförmige und diskriminierende Verhaltensweisen leider nach wie vor alltäglich sind. Damit verknüpft sind Diskriminierungs- und Herrschaftsformen vielerorts institutionalisiert, beispielsweise in Form kapitalistischer Wirtschaft und rassistischer Gesetze. Das bedeutet für Awareness als politische Praxis, dass sie nicht nur zwischenmenschliche Beziehungen in den Blick nehmen muss, sondern auch Strukturen und Institutionen, die Diskriminierung und Gewalt begünstigen und/oder durchsetzen. Awareness- Arbeit umfasst also zum einen Prävention die Schaffung von (zwischenmenschlichen, gesellschaftlichen und institutionellen) Bedingungen, die die Möglichkeit von Diskriminierung und Gewalt minimieren zum anderen konkrete Unterstützungsangebote für Personen, denen Diskriminierung oder Gewalt widerfahren ist bzw. widerfährt.
Informationen für Teilnehmende des Festivals: Kurz vorweg: Das Festival findet auf dem Gelände des Zeche Zollverein statt. Dieses Gelände ist ein öffentlicher Ort und außer den Festivalbesucher*innen sind auch Tourist*innen und andere Personen auf dem Gelände bzw. eventuell auch in den Festival Räumen. Das Awarenesskonzept findet ihr am Infopunkt, dem Awarenessraum und in der Leseecke. Hier sind alle wichtigen Informationen über Awareness auf dem Festival und die Ansprechgruppe zu finden. In der Leseecke liegt außerdem weiteres Infomaterial rund um das Thema aus. Darüber hinaus gibt es auf dem Gelände an gut sichtbaren Orten Plakate, die zusätzlich auf Awareness und unsere Arbeit aufmerksam machen. Zusätzlich habt ihr die Möglichkeit selbst Teil des Awareness-Teams zu werden, wenn ihr selbst aktiv werden wollt. Sprecht uns dafür gerne an! Das nachfolgende Awarenesskonzept schlägt Methoden für einen kritischen Umgang mit Herrschaftsformen und Privilegien für das Feminist Futures Festival vor. Wir fordern euch dazu auf, euch auf diese Methoden einzulassen, sie ernsthaft zu erproben und zu reflektieren. Das Gendersternchen auch Asterisk genannt (*) hinter einem Wort verweist auf den Konstruktionscharakter von Geschlecht. Feminist Futures Festival
AWARENESS Warum Awareness auf dem Festival? Wir möchten dabei unterstützen, gemeinsam ein feministisches Festival zu gestalten, auf dem sich alle möglichst wohlfühlen können. Dafür ist es wichtig zu betonen, dass wir uns nicht frei von gesellschaftlichen Herrschafts- und Machtverhältnissen bewegen. Weil wir in einer Gesellschaft leben, die Ungleichheiten hervorbringt, Unterdrückung erzeugt, Verhältnisse stetig reproduziert und aufrechterhält. Damit haben wir uns alle auseinanderzusetzen, wenn wir unser Ziel einer befreite(re)n Gesellschaft ernst meinen. Für diese (kollektiven) Auseinandersetzungen sind wir alle verantwortlich. Awareness fängt bei uns persönlich an der erste Schritt ist, unsere gesellschaftlichen Positionen und die damit einhergehende An- oder Abwesenheit verschiedenster Privilegien zu reflektieren.
Was heißt hier (Un)Wissen? Wir alle haben verschiedene Themen, in denen wir uns mehr oder weniger gut auskennen und mit denen wir bisher mehr oder weniger konfrontiert wurden. Dies ist von gesellschaftlichen Strukturen bedingt und führt zu einer ungleichen Verteilung von (Un)wissen und damit zu Privilegien. Es kann ein Privileg sein, mit bestimmen Themen noch nicht konfrontiert worden zu sein, ebenso wie es ein Privileg sein kann, über ein bestimmtes Thema mehr zu wissen als andere. Verschiedene (Un)Wissensstände werden also auf dem Feminist Futures Festival zusammentreffen! Das kann als bereichernd, aber auch in Gesprächen mitunter als ausschließend wahrgenommen werden. Deshalb möchten wir euch dazu aufrufen, euren eigenen (Un)Wissensstand zu reflektieren und in Gesprächen miteinander sensibel damit umzugehen. Vielleicht gibt es Wörter, die ihr als selbstverständlich versteht und benutzt, mit denen andere aber nicht so viel anfangen können oder die sie verletzen. Diese Wörter (Fachbegriffe, Umgangssprache, Szene-Begriffe, Namen, Witze, usw.) könnt ihr einander rücksichtsvoll erklären und euch erklären lassen, damit sich niemand ausgeschlossen oder bloßgestellt fühlt und wir alle unser (Un)wissen miteinander austauschen und erweitern können. Ein paar der oft verwendete Begriffe in Bezug auf Gender, Identität und (Anti-) Diskriminierung könnt ihr auch im Glossar im Programmheft nachlesen. Feminist Futures Festival
AWARENESS Einweisung von Teilnehmenden, die Teil der Awareness-Ansprechgruppe werden möchten: Festival Teilnehmer*innen, die Teil der Awareness-Ansprechgruppe werden möchten, können zum Awarenessraum kommen und uns ansprechen. Dort könnt ihr das Konzept und den Leitfaden der Awareness AG lesen und euch bei Fragen mit uns austauschen. Anschließend können wir gemeinsam überlegen, ob du Schichten übernehmen möchtest. Was sollte unsere Unterstützung beinhalten, was nicht? Wir bieten keine psychologische Beratung und keine therapeutische Arbeit an. Es ist wichtig, dass wir uns stets dieser und anderer Grenzen bewusst sind und diese auch nach außen kommunizieren. Unsere Unterstützung ist auf den Zeitraum des Festivals begrenzt. Bei Bedürfnissen nach längerfristiger oder intensiverer Unterstützung weisen wir auf weiterführende externe Strukturen hin. Dafür haben wir (ohne Anspruch auf Umfänglichkeit) ein Kontaktblatt erstellt, das sich im Awarenessraum befindet. Als Awareness- AG möchten wir für euch ansprechbar sein, wenn es euch nicht gut geht und ihr Unterstützung braucht. Ihr seid nicht allein.
Namensschilder, Pronomen und gegenderte Sprache Wir wünschen uns, dass das Festival ein Ort ist, an dem wir mit unseren Unterschieden respektvoll umgehen. Dazu gehört auch, die geschlechtliche Selbstbestimmung der Teilnehmer*innen anzuerkennen. Viele Menschen identifizieren sich mit dem Geschlecht, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde, fühlen sich ganz selbstverständlich als Männer oder Frauen und entsprechend mit den Pronomen sie oder er richtig angesprochen. Für andere sind solche Zuordnungen weniger bis gar nicht selbstverständlich. Sie identifizieren sich nicht oder nur zum Teil mit dem Geschlecht, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde, stattdessen vielleicht mit einem anderen, dazwischen oder gar nicht als Mann oder Frau. Wie wir uns jeweils verstehen, ist uns nicht ohne weiteres anzusehen. Daher haben wir auf den Namensschildern, die ihr bei der Anmeldung erhalten habt, auch Platz für das Pronomen gelassen, das ihr benutzt. Dies soll uns allen erleichtern, so angesprochen zu werden, wie wir es uns von anderen wünschen. Falls ihr mit Leuten ins Gespräch kommt, die gerade kein Schild tragen, könntet ihr fragen: Welches Pronomen benutzt Du? Bitte respektiert auch, wenn Leute gar kein Pronomen verwenden. In dem Fall könntet ihr einfach ihren Namen sagen: Rosa hat im Workshop erzählt, dass Rosa an der Schule, an der Rosa arbeitet, Streiks organisiert. Lasst uns gemeinsam darauf achten, dass wir das Festival so inklusiv wie möglich machen, und lasst uns zugleich eine fehlerfreundliche Atmosphäre schaffen. Manche Teilnehmer*innen sind in geschlechtersensibler Sprache Feminist Futures Festival
AWARENESS schon geübt, andere noch nicht, setzen sich vielleicht zum ersten Mal damit auseinander. Auch dafür soll Verständnis sein. Die Bereitschaft zum Lernen und zu gegenseitiger Anerkennung zählen. Beispiele für Pronomen und deren Benutzung können sein: (Name, Personalpronomen, Possesivpronomen) Jojo, sie, ihr Das ist Jojo. Sie heißt Jojo. Jojo ist ihr Name. Ibrahim, mensch, menschs Das ist Ibrahim. Mensch heißt Ibrahim. Ibrahim ist menschs Name. Ana,?,? Das ist Ana. Ana heißt Ana. Ana ist Anas Name. Xuan Anh, er, sein Das ist Xuan Anh. Er heißt Xuan Anh. Xuan Anh ist sein Name. Wenn ihr euch mehr Informationen (z.b. zu Heteronormativität, non-binärität etc.) wünscht oder mit Menschen zu dem Thema in einen Dialog treten wollt, dann könnt ihr euch in der Leseecke einlesen und selbstständig Diskussionen anregen oder auf Awareness-Ansprechpersonen zugehen.
Oberkörper & Nacktheit Wir wünschen uns, dass das Festival ein Ort wird, an dem wir uns mit Privilegien und Herrschaftsmechanismen auseinandersetzen und gleichzeitig Möglichkeiten des Umgangs mit Nacktheit ausprobieren und reflektieren. Wir möchten zunächst an dem Kompromiss festhalten, dass alle Menschen während des Festivals ihre Oberkörper bekleiden. Wir wünschen uns, dass die Oben-mit-Debatte Lernprozesse bei uns allen besonders bei Cis*-Männern anstößt und ein reger Austausch über Privilegien und wie damit umgegangen werden könnte, stattfindet. Kinder sind hier ausgeklammert und sollen selbst entscheiden, wie sie herumlaufen möchten. Weitere Gedanken zu dem Thema gibt es in der Leseecke. * Cis bezeichnet Personen, die sich mit dem Geschlecht identifizieren, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde. Feminist Futures Festival
AWARENESS Toiletten & Duschen Wir bitten besonders im Bereich der sanitären Anlagen um einen umsichtigen und respektvollen Umgang miteinander. Gebt Acht aufeinander! Bei erfahrenen oder beobachteten Grenzüberschreitungen könnt ihr die Awareness-Ansprechgruppe kontaktieren. Falls ihr Bedürfnisse an die sanitären Anlagen habt, die (noch) nicht erfüllt sind, könnt ihr auch gern auf die Awareness-Ansprechgruppe zukommen. Rauchen & Alkohol Wir bitten darum, eure Kippenstummel in die Aschenbecher und in den Müll zu werfen. Bitte haltet das Gelände sauber und nehmt Rücksicht auf eure nicht rauchende Umwelt. (E-)Zigaretten sind hier keine Ausnahme. Wir bitten euch, überall darauf zu achten, ob der Konsum von Alkohol für andere Teilnehmer*innen in eurer direkten Umgebung in Ordnung ist bzw. dass er nicht überhand nimmt.
Foto & Film Uns ist ein sensibler Umgang mit Video und Fotografie wichtig für eine vertrauensvolle Atmosphäre auf dem Festival. Es gibt ganz unterschiedliche Gründe, warum Menschen weder gefilmt noch fotografiert werden wollen. Das bedeutet konkret: Wann immer ihr eure Video- oder Fotokamera zückt, müsst ihr alle Menschen, die auf den Bildern erkennbar sein werden, im Vorhinein informieren und um Erlaubnis bitten. Dies gilt ausdrücklich auch für die Presse. Wir bitten euch andere Menschen freundlich auf den sensiblen Umgang mit Bildern hinzuweisen. Fühlt ihr euch durch andere Teilnehmer*innen, Pressevertreter*innen oder Tourist*innen in euren (Bild-)Rechten verletzt,sprecht die Person selbst direkt an oder holt eine Person der Awareness AG zur Unterstützung dazu. Wir können nicht alle Eventualitäten absehen, wollen aber dafür Sorge tragen, dass sich keine Person mit einem Unwohlsein alleine gelassen fühlt und versuchen, gemeinsam eine Lösung zu finden. Pressevertreter*innen werden als solche ausgewiesen sein. Solltet ihr Pressevertreter*innen ein Interview geben wollen, dann antwortet bitte als Privatperson. In dem Kinderbereich, den Sanitäranlagen und dem Campingplatz ist Filmen und Knipsen weiterhin untersagt. Diese Ausnahmen gelten für alle gleichermaßen für Teilnehmer*innen, für Film- und Kamerateams und auch für die Presse. Feminist Futures Festival
AWARENESS Definitions- & Sanktionsmacht Jede Person hat bestimmte persönliche Grenzen und diese sind immer okay! Durch verschiedene persönliche Erfahrungen und Hintergründe nehmen wir alle Unterschiedliches als Verletzung unserer persönlichen Grenzen wahr. Seid euch bewusst, dass andere Personen Grenzverletzungen und Diskriminierungen wahrnehmen können, auch wenn ihr diese nicht seht! Hat eine Person Gewalt, Übergriff(e) und/oder Diskriminierung erlebt, gilt die Sichtweise der betroffenen Person, d.h. sie schildert, als was sie das Erlebte wahrgenommen hat und daran orientieren wir uns als Awarenessgruppe. Die betroffene Person hat also die Definitionsmacht und wir sind und handeln dabei solidarisch parteilich mit ihr, auch wenn wir das Erlebte nicht immer genau so nachvollziehen können (solidarische Parteilichkeit). Der Vorfall soll weder objektiv bewertbar sein müssen, noch soll eine Sanktionierung nach vorgegebenen Regeln erfolgen, wie es beispielsweise im Justizsystem üblich ist. Wir werden solidarisch nach Lösungen suchen, wie es der betroffenen Person besser gehen kann, bzw. diese trotzdem noch an der Veranstaltung teilnehmen kann. Als Awarenessgruppe behalten wir uns dabei die Sanktionsmacht gegenüber der Person vor, deren Verhalten oder Handeln als diskriminierend/gewaltausübend/übergriffig empfunden wurde. Dazu kann eine begleitete Konfrontation oder auch ein Ausschluss von Personen von Bereichen oder vom gesamten Festivals gehören.
Wir orientieren uns in unseren Sanktionen/Reaktionen an den Wünschen und Vorstellungen der betroffenen Person. Das Ziel bleibt dabei gemeinsam eine Lösung zu finden und deeskalierend zu wirken. Vielen Dank an die Awareness-AG des KlimaCamps Leipziger Land 2019 für die Vorarbeit und Weitergabe ihres Konzeptes. Feminist Futures Festival
www.feministfutures.de