Betriebliche Gesundheitsförderung Status quo und Handlungserfordernisse

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Transkript:

Gesundheit Mobilität Bildung Betriebliche Gesundheitsförderung Status quo und Handlungserfordernisse Dr. Karsten Neumann, IGES Institut Zukunft Prävention Berlin, 13. November 2013 Betriebliche Gesundheitsförderung IGES Institut. Ein Unternehmen 13.11.2013 der IGES Gruppe. Seite 1

Inhalt 1 Was ist Betriebliche Gesundheitsförderung 1? 2 Wo steht die Betriebliche Gesundheitsförderung? 3 Was muss geschehen? 1) Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) soll hier jede Form der Gesundheitsvorsorge am Arbeitsplatz erfassen es wird kein Unterschied zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement gemacht. Betriebliche Gesundheitsförderung 13.11.2013 Seite 2

Gesundheit Mobilität Bildung 1. Was ist Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF)? Betriebliche Gesundheitsförderung 13.11.2013 Seite 3

BGF ist ein wichtiges Element in einer Gesamtstrategie der Prävention Elemente einer hypothetischen Gesamtstrategie für Prävention Primärprävention Sekundärprävention Tertiärprävention Bildungssystem Familie / persönliches Umfeld* Kommunen Arbeitsplatz Arztpraxis/Krankenhaus Krankenversicherung Politik / Gesetzgebung Betriebliche Gesundheitsförderung 13.11.2013 Seite 4

Der Arbeitsplatz ist ein wichtiges Setting, um schwierige Zielgruppen zu erreichen Teil der Menschen mit ungesunder Lebensweise nur am Arbeitsplatz erreichbar ZUSTAND 1) KRANK ZIELGRUPPE UMFASST RD. 27% DER BÜRGER Menschen, die sich gesund verhalten, aber an Krankheiten leiden 28,6% Gruppe 2 Gesunde Menschen mit gesundem Verhalten 44,1% Gruppe 1 GESUND GESUND VERHALTEN 2) Menschen, die ungesund handeln und an Krankheiten leiden 14,9% Gruppe 3 Menschen, die gesund sind oder sich so fühlen, aber ungesund leben 12,4% Gruppe 4 UNGESUND Schwerpunkt Tertiärprävention ANPRACHE DURCH DEN ARZT Schwerpunkt Primär- und Sekundärprävention ANSPRACHE AM ARBEITSPLATZ 1) Krank definiert durch: Einschätzung eigener Gesundheitszustand und Niveau der Leistungsinanspruchnahme im Gesundheitswesen Gesund bedeutet "nicht krank" 2) Ungesundes Verhalten liegt vor, wenn eine Kombination von beeinflussbaren Risikofaktoren zutreffend ist Gesundes Verhalten ist "nicht ungesundes Verhalten" Quelle: J. Kartte, K. Neumann, Strukturen der Prävention, Roland Berger-Studie 2011 Betriebliche Gesundheitsförderung 13.11.2013 Seite 5

Gleichzeitig werden große Einsparpotenziale erwartet SCHLAGWORT: Return on Investment (RoI) Versprechen von positiven Effekten für Gesundheit und Betrieb manche Studien gehen von RoI von 1:2 bis 1:6 der eingesetzten Mittel aus selbst das BMG spricht von 1:2* Versprechen der Reduktion von Abwesenheitszeiten um 30 bis 40% und damit eine Verringerung der Krankheitskosten innerhalb von 3-4 Jahren** Versprechen von erhöhter Produktivität für Arbeitnehmer, Arbeitgeber und Volkswirtschaft durch Ausbau der Beteiligung/Rolle von Arbeitgebern und Kostenträgern gesteigerte Therapietreue bei Patienten (Arbeitnehmern) könnte Produktivitätssteigerungen und Einsparungen von bis zu 20 Mrd. Euro erzielen*** Und die Effekte bei Präsentismus kommen noch dazu (?) *IGA-Report 16 (2008): Return in Investment im Kontext der betrieblichen Gesundheitsförderung bzw. BM Daniel Bahr in der Begründung des letztlich nicht verabschiedeten Präventionsgesetzes **Literaturauswertung in: K. Neumann, M. Hauptmann: Betriebliches Gesundheitsmanagement (Roland Berger think:act content 2012) *** Booz&co. und Bertelsmann Stiftung (2012): Effekte einer gesteigerten Therapietreue. Betriebliche Gesundheitsförderung 13.11.2013 Seite 6

Die Sichtweisen auf BGF unterscheiden sich jedoch deutlich voneinander (1) Betriebliche Gesundheitsförderung 13.11.2013 Seite 7

Die Sichtweisen auf BGF unterscheiden sich jedoch deutlich voneinander (2) Arbeitgeber Krankenstand/ Produktivität Personalmarketing Arbeitgebervertrieb Reduzierung AU-Kosten Allgemeinprävention (Volkskrankheiten) Politik Allgemeinprävention (Volkskrankheiten) Schwerpunkt Primärprävention BGF Neues Geschäftsfeld Dienstleister Markt zum Vertrieb von BGM-Programmen Vermeidung von Frühverrentung Betriebliche Gesundheitsförderung 13.11.2013 Seite 8

Gesundheit Mobilität Bildung 2. Wo steht die Betriebliche Gesundheitsförderung? Betriebliche Gesundheitsförderung 13.11.2013 Seite 9

Wo muss überhaupt angesetzt werden? 10 wichtigste Krankheitsarten an AU-Fällen Muskel-Skelett- System Psychische Erkrankungen Atmungssystem Verletzungen Symptome Infektionen Nervensystem, Augen, Ohren Neubildungen Sonstige 2,9% 5,5% 6,2% 4,8% 1,5% 8,2% 7,0% 11,3% 9,7% 15,5% 27,4% 0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% AU-Tagen Verdauungssystem Kreislaufsystem Muskel-Skelett- System Psychische Erkrankungen Atmungssystem Verletzungen Symptome Verdauungssystem Kreislaufsystem Infektionen Nervensystem, Augen, Ohren Neubildungen Sonstige 5,6% 4,9% 4,7% 4,4% 4,2% 4,2% 7,5% 12,5% 14,5% 14,5% 23,2% Relativ geringe Bedeutung einiger Volkskrankheiten im betrieblichen Umfeld! 0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% Muskel-Skelett-System, Atmungssystem, Psychische Erkrankungen stellen den größten Anteil der AU-Fälle und AU-Tage dar. Quelle: DAK-Gesundheitsreport 2013 Betriebliche Gesundheitsförderung 13.11.2013 Seite 10

Die Art der Erkrankungen ändert sich im Verlauf des Erwerbslebens Anteile der wichtigsten Krankheitsarten an den AU-Tagen untere Altersgruppen 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 8,6% 5,8% 26,4% 22,3% 12,1% 14,6% 16,8% 10,0% 21,7% 20,4% 13,3% 20,0% 16,8% 15,8% 18,6% 20,5% 16,3% 17,1% 13,8% 12,5% 9,6% 8,5% 6,9% 6,1% 5,6% 6,1% 5,5% 5,3% 4,9% 5,0% 1,1% 1,3% 1,6% 2,0% 2,7% 15-19 20-24 25-29 30-34 35-39 Muskel-Skelett- System Psychische Erkrankungen Verletzungen Symptome Atmungssystem Verdauungssystem Kreislaufsystem obere Altersgruppen 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 23,4% 25,2% 27,1% 27,8% 30,1% 16,9% 15,9% 14,5% 13,7% 12,0% 14,8% 12,7% 11,6% 11,1% 9,6% 12,2% 11,7% 10,7% 10,2% 9,4% 5,4% 5,3% 5,2% 4,9% 4,4% 4,6% 4,7% 4,6% 5,0% 4,8% 3,3% 4,6% 6,0% 7,5% 9,5% 40-44 45-49 50-54 55-59 60 + Verschiebung der Anteile von Atemwegs- zu Muskel-Skelett-Erkrankungen Psychische Erkrankungen trotz Steigerung in keiner Altersgruppe auf Platz 1 Cave: Gesamtzahl der Krankheitstage nimmt mit dem Alter zu vor allem wegen längerer Krankheitsdauer je Fall Quelle: DAK-Gesundheitsreport 2013 Betriebliche Gesundheitsförderung 13.11.2013 Seite 11

Ansatzpunkte u.a.: Langzeiterkrankungen bei älteren Arbeitnehmern 2012: Ø 14,1 AU-Tage/Beschäftigter Dunkelziffer 19% höher ( keine Meldung/fehlende ärztliche Bescheinigung) Kontinuierlich höherer Krankenstand bei Frauen ( Fallhäufigkeit/Beruf u. Branchen mit Krankenstand) Langzeiterkrankungen: 4% der AU-Fälle sind für 44% der AU-Tage verantwortlich Kurzzeiterkrankungen: 37% der AU-Fälle sind für 6% der AU-Tage Die höchste Zahl von AU-Fällen ist bei den jüngeren Altersgruppen zu finden 7% 6% 5% Frauen Männer 4,4% 5,3% 6,1% 6,0% 5,5% 5,8% 100% 90% 80% 70% 44,4% 4,0% 3,2% 9,3% 17,1% 43 Tage und mehr 29-42 Tage 4% 3% 2% 1% 0% 2,4% 3,9% 4,6% 3,4% 2,9% 2,8% 2,7% 3,0% 3,4% 3,8% 2,8% 2,7% 2,9% 2,5% 15-19 20-24 25-29 30-34 35-39 40-44 45-49 50-54 55-59 60 + 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 8,9% 14,7% 14,1% 12,0% 5,9% Anteil an den AU-Tagen 29,9% 36,5% Anteil an den AU-Fällen 15-28 Tage 8-14 Tage 4-7 Tage 1-3 Tage Quelle: DAK-Gesundheitsreport 2013 Betriebliche Gesundheitsförderung 13.11.2013 Seite 12

Psychische Erkrankungen sind wichtig, aber nicht jeder Mythos dazu ist korrekt Starker Anstieg, aber nicht alleine durch die Arbeitswelt Anmerkungen: Steigende Anzahl der Diagnosen bei weitem nicht nur durch Arbeitswelt, sondern auch durch Sensibilisierung und Entstigmatisierung bei Ärzten und Patienten Hauptdiagnosen: Depression und Anpassungsstörungen Burn-out nur mit kleinem Anteil von 5% der Fehltage (Ursachen zudem tlw. außerhalb des Arbeitsplatzes) Ständige Erreichbarkeit ist ein Krankheitsrisiko, aber nur für eine Minderheit der Arbeitnehmer problematisch 1) 1) <10% hoch erreichbar Quelle: DAK-Gesundheitsreport 2013 Betriebliche Gesundheitsförderung 13.11.2013 Seite 13

In der Umsetzung von BGF großer Abstand von Anspruch und Wirklichkeit (1) Zwar nehmen die Maßnahmen zur BGF zu Anzahl der Betriebe mit BGM verdoppelt Mehr Arbeitgeber stufen BGM als wichtig ein 53% 73% GKV-Ausgaben steigen leicht an [Mio. Euro] 36 42 25% 50% 2007 2012 Förderung seit dem 01.01.2009 500 EUR Lohnsteuerbefreiung 2007 2012 2008 2011 Quelle: IGA-Barometer, Präventionsbericht, eigene Auswertungen Betriebliche Gesundheitsförderung 13.11.2013 Seite 14

In der Umsetzung von BGF großer Abstand von Anspruch und Wirklichkeit (2) aber es kommt noch viel zu wenig davon an Die GKV-Maßnahmen zur BGF erreichen bislang nur etwa 3 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten Insbesondere bei vielen KMU steht betriebliche Gesundheitsförderung noch immer nicht auf der Agenda Und nur 20 Prozent der Beschäftigten nehmen ein Engagement ihres Betriebes für die Gesundheit der Mitarbeiter wahr 25 20 15 10 5 0 Sehen ein Engagement für die Gesundheit durch den Betrieb (in Prozent) 2004 2007 2010 Quelle: IGA-Barometer, Präventionsbericht Betriebliche Gesundheitsförderung 13.11.2013 Seite 15

Wichtige Hürden hemmen den weiteren Ausbau von BGF Unternehmen und Krankenkassen sollten ein natürliches Interesse an BGF haben, aber 1. Unklarheit über das Kosten-Nutzen-Verhältnis von Maßnahmen (für Arbeitgeber und auch Arbeitnehmer) 2. Gefährdetste Gruppen werden bisher durch Maßnahmen gar nicht oder nur in sehr geringem Umfang erreicht 3. Vor allem in KMUs gibt es Einführungs- und Umsetzungsschwierigkeiten 4. Beteiligten Akteure verfolgen z.t. unterschiedliche Ziele Zielkonflikte: Um BGF flächendeckend zu etablieren, müssen Partikularinteressen transparent gemacht. Betriebliche Gesundheitsförderung 13.11.2013 Seite 16

Auch aus Sicht der einzelnen Akteure zahlreiche Hindernisse (Beispiele) Betriebliche Gesundheitsförderung Information Umsetzung SV-Träger Arbeitgeber Kein Austausch über erfolgreiche Maßnahmen (Wettbewerbsfeld) Kosten-Nutzen-Verhältnis unklar Wenig Information über funktionierende Maßnahmen RoI zweifelhaft GKV: Anreiz für Marketingaktivitäten Investitionen fließen anderen zugute RV: Koppelung BGM-Budgets an Reha-Fälle Keine Koordination GKV, UV, RV Bei KMU fehlende kritische Masse zum Aufbau BGM, Unternehmensnetzwerke noch zu selten Zielgruppen schwer erreichbar Qualitätssicherung und Evaluation kaum verfügbar Arbeitnehmer Fehlende Motivation Missverständnisse zu Zielen Fehlende Individualisierung, Wahrnehmung von BGM als Fremdbestimmung, Ängste bzgl. Datenschutz Interessenkonflikte (Arbeit/Familie) Betriebsklima entscheidet Politik Informationslücken bei AG/AN Reibungsverluste zwischen SV-Trägern Verteilte Zuständigkeiten Begrenzter Einfluss auf Tertiärprävention Quelle: BMC-Positionspapier Betriebliches Gesundheitsmanagement- Erfolgsfaktor in einer sich wandelnden Arbeitswelt (in Vorbereitung) Betriebliche Gesundheitsförderung 13.11.2013 Seite 17

Gesundheit Mobilität Bildung 3. Was muss geschehen? Betriebliche Gesundheitsförderung 13.11.2013 Seite 18

Zur weiteren Verbreitung des BGF sehen wir sechs wesentliche Handlungsfelder Wissen schaffen Ziele festlegen Zielgruppen erreichen Maßnahmen weiterentwickeln Kosten und Nutzen transparent machen Bewährte Programme verbreiten Zielparameter klar definieren Strategien entwickeln (inkl. Partner, Ressourcen) Risikogruppen identifizieren Motivation schaffen Streuverluste vermeiden Skaleneffekte schaffen Netzwerke bilden KMU einbinden Sozialversicherungen einbinden Mit externen Leistungserbringern kooperieren Schnittstellen überwinden Führungskräfte einbinden Externe Partner gewinnen Controlling etablieren Umsetzung ermöglichen Betriebliche Gesundheitsförderung 13.11.2013 Seite 19

Dabei sollten einige Prinzipien für die weitere Entwicklung leitend sein Nüchterner Blick Nicht jede Präventionsmaßnahme ist sinnvoll oft ist eine enge Fokussierung erforderlich Prävention nicht nur finanziell bewerten Bei positivem Gesundheitsnutzen sollte Prävention wie Therapie betrachtet und finanziert werden (oder statt Therapie?) Subsidiarität und Eigeninitiative der Akteure Wenn bzw. wo sich BGF für Arbeitgeber tatsächlich lohnt, ist keine Förderung durch Staat oder SV erforderlich Betriebliche Gesundheitsförderung 13.11.2013 Seite 20

Im Gesamtmodell zunächst auf die Eigenverantwortung der Akteure setzen Finanziell attraktiv Gesundheitlich attraktiv Arbeitgeber 1 Subsidiäre unternehmerische Finanzierung SV 2 Arbeitnehmer Arbeitnehmer 3 Solidarische Finanzierung, sofern ausreichender Nutzen Gesellschaft Betriebliche Gesundheitsförderung 13.11.2013 Seite 21

Gesundheit Mobilität Bildung IGES Institut Dr. Karsten Neumann www.iges.de Betriebliche Gesundheitsförderung IGES Institut. Ein Unternehmen 13.11.2013 der IGES Seite Gruppe. 22