NORKUN Nordostdeutsches Ausbildungsnetzwerk Kunststoff- Automatisierungs- und Werkzeugtechnik 21JO01034 Projektdurchführung: Schweriner Ausbildungszentrum e.v. Mecklenburg-Vorpommern, Schwerin
1. Eingehende Beschreibung der Ziele und Teilziele sowie der Projektausführung. Das Projekt dient der Verbesserung der Ausbildungsstrukturen in der Kunststoff-, Automatisierungs- und Werkzeugtechnikbranche im Nordosten der Bundesrepublik Deutschland (Handlungsfeld 2). Die Übertragung der Ergebnisse zur Nutzung im Handlungsfeld 1 ist im Erfolgsfall eine sinnvolle und wichtige Option. Durch den Aufbau eines branchenorientierten Kompetenzverbundes unter Einschluss eines Bildungsdienstleisters sollen neue Ausbildungskooperationen entwickelt werden. Durch die Schaffung neuer betrieblicher Ausbildungsplätze insbesondere in den Berufen Verfahrensmechaniker/in für Kunststoff- und Kautschuktechnik, Mechatroniker und kunststoffnahe Metallberufe, Maschinen- und Anlagenführer als Beruf, der insbesondere auch für Jugendliche mit Lernbeeinträchtigungen geeignet ist und die Integration des dualen Studiengangs Kunststofftechnik in den Verbund und den Ausbau des dualen Studiengang wird die betriebliche Ausbildung gestärkt. Die neuen Spezialisierungsrichtungen im Beruf Verfahrensmechaniker und der neue Beruf Maschinen- und Anlagenführer werden eingeführt. Das Nordostdeutsche Ausbildungsnetzwerk Kunststoff-, Automatisierungs- und Werkzeugtechnik (NORKUN) übernimmt unter Projektleitung des Schweriner Ausbildungszentrums die administrative und pädagogische Unterstützung der Betriebe im Ausbildungsprozess und erschließt dadurch 50 neue Ausbildungsplätze. Die besondere Wirksamkeit und der hohe Innovationscharakter des Projektes werden durch das Zusammenwirken und die Synergieeffekte der Instrumente Ausbildungsnetzwerk (FB7) und Verbundausbildung (FB5) auf der Basis der Arbeitsplatzpotentialanalyse (FB1) erzielt. 2. Beschreibung der erzielten Ergebnisse. 2.1 Ausbildungspotential in der Kunststoffbranche Nordostdeutschlands Zusammenfassung der Ausbildungsplatzpotentialanalyse im Rahmen des Jobstarter- Projektes "Nordostdeutsches Ausbildungsnetzwerk Kunststoff-, Automatisierungs- und Werkzeugtechnik" (NORKUN) Die Kunststoffbranche als industrieller Wachstumspol hat für die wirtschaftliche Entwicklung der industrieschwachen und Dünnbesiedelten Region Nordostdeutschland (Mecklenburg- Vorpommern und Nordbrandenburg) eine wichtige Bedeutung. Kunststoffnahe Unternehmen, zu denen neben rein Kunststoffherstellenden oder bearbeitenden Betrieben (z.b. im Bereich Luftfahrt- oder Automobilzulieferung) auch Firmen gehören, die in der Automatisierungs- und Werkzeugtechnik mit Kunststoffen arbeiten, sind meist hoch innovativ, exportorientiert und dynamisch. Für diese modernen Unternehmen gewinnt die Ausbildung immer mehr an Bedeutung. Speziell die Besonderheiten der Region spielen dabei eine Rolle. Auf der einen Seite ist derzeit eine positive Wirtschaftsentwicklung mit entsprechendem Fachkräftemangel festzustellen. Auf der anderen Seite sinkt die Schulabsolventenquote der Region in drastischen Umfang. Die passgenaue Gestaltung der Ausbildung wird damit zum zentralen Instrument einer kontinuierlichen Personalentwicklung und spielt für die Entwicklung und die Wettbewerbsfähigkeit der Branche eine existenzielle Rolle. Im Rahmen des Projektes NORKUN des Schweriner Ausbildungszentrum (SAZ) wurde deshalb eine Ausbildungsplatzpotentialanalyse durchgeführt, in der die Situation der Ausbildung und Weiterbildung in der Branche untersucht und beschrieben wird. Die Analyse dient als
Informations-, Argumentations- und Entscheidungshilfe für eine mittelfristige Gestaltung der Nachwuchssicherung und als Grundlage für die Netzwerkarbeit und die Verbundausbildung im Projekt. Die direkte Ansprache und Akquise der Unternehmen und die Vermittlung und Information unterschiedlichster Facetten der Personalentwicklung von der Aus- bis zur Weiterbildung ist ein zentraler Erfolgsfaktor für das Projekt. Im Mittelpunkt der Evaluation stand der speziell und ausschließlich für die Kunststoffindustrie entwickelte Ausbildungsberuf Verfahrensmechaniker/in für Kunststoff- und Kautschuktechnik. Es wurden aber auch andere Ausbildungsberufe in anderen Bereichen (z.b. Mechatroniker/in) oder mit anderem Qualifikationsniveau (z.b. Duales Studium) analysiert, um das breite Spektrum der Kunststoffbranche abzubilden. Für die Studie wurden 240 Unternehmen quantitativ bzw. qualitativ befragt. Durch die langjährigen und engen Betriebskontakte des SAZ konnten 41 Firmen mit Leitfadeninterviews befragt werden. Aus den guten Beziehungen resultierte auch eine relativ hohe Rückmeldequote (240 von 267). Schwerpunkte der Befragung waren die statistischen Daten zum Unternehmen (z.b. Betriebsgröße) und zur Ausbildung, sowie Angaben zur Situation und Perspektive (z.b. bisherige und perspektivische Entwicklung der Mitarbeiterzahl). Außerdem wurde die Einstellung zur Ausbildung erfragt.. Die Unternehmen waren überwiegend (85%) kleine bzw. Kleinstunternehmen. 57 Prozent der befragten Unternehmen - vor allem kleine bzw. Kleinstunternehmen - bilden nicht aus. 51 Unternehmen davon haben keine Ausbildungsberechtigung. Die Gründe, warum die Unternehmen nicht (mehr) ausbilden, wurden in der Befragung in die komplementären Bereiche: o organisatorische Fragen o wirtschaftliche Rahmenbedingungen o individuelle Faktoren o betriebswirtschaftliche Überlegungen geclustert (vgl. Tabelle 1). Tabelle 1: Einschätzung der Gründe gegen (mehr) Ausbildung Bereiche Gründe gegen (mehr) Ausbildung Bewertung als (sehr) wichtig (%) wirtschaftliche Rahmenbedingungen individuelle Faktoren organisatorische Fragen betriebswirtschaftliche Überlegungen wirtschaftliche Perspektive 58 Azubis können nicht übernommen werden keine geeigneten Bewerber 46 bürokratischer und organisatorischer Aufwand keine geeigneten Berufe 24 Unternehmen zu klein bzw. zu spezialisiert Ausbildungsvergütung 33 geringer Nutzen 37 Abwesenheit der Azubis 32 es werden bevorzugt Fachkräfte mit Berufserfahrung eingestellt 40 34 36 29
Mit Abstand am häufigsten genannt (Rang 1 mit 58%) wurde die wirtschaftliche Perspektive. Der Zusammenhang zwischen der mittlerweile bei den Firmen moderat positiv eingeschätzten wirtschaftlichen Lage und Ausbildungssituation ist evident. Als zweiter zentraler Punkt (46%) gegen (mehr) Ausbildung wurde der Mangel an geeigneten Bewerbern, vor allem bedingt durch die unzureichende Ausbildungsreife, aber auch durch den demographischen Wandel und das fehlende de Interesse der Jugendlichen, thematisiert. Ebenfalls von großer Bedeutung sind der geringe Nutzen, der in einer Ausbildung generell gesehen wird (Rang 3 mit 37%) und die Größe und Spezialisierung des Unternehmens, die dazu führt, dass nicht alle Ausbildungsinhalte angeboten werden können (Rang 4 mit 36%). Ein anderer wichtiger Punkt, der gegen (mehr) Ausbildung spricht und ebenfalls auf die Notwendigkeit einer stärkeren Implementierung der Verbundausbildung hinweist, ist der hohe bürokratische und organisatorische Aufwand (Rang 5 mit 43%). Die allgemeinen Gründe gegen Ausbildung sind nur bedingt handlungsrelevant für die Entscheidung pro bzw. kontra Ausbildung. Um das Ausbildungsplatzpotential genauer zu qualifizieren und Handlungsansätze zu finden, mit denen das Potential ausgeschöpft werden kann, wurde deshalb zudem gefragt, unter welchen Bedingungen die Unternehmen (mehr) ausbilden würden (vgl. Tabelle 2). Tabelle 2: Einschätzung der Bedingungen für (mehr) Ausbildung Bereiche Bedingungen für (mehr) Ausbildung Bewertung als (sehr) wichtig (%) wirtschaftliche bessere 44 Rahmenbedingungen Beschäftigungsperspektiven individuelle Faktoren höhere Ausbildungsreife der 34 Bewerber organisatorische Fragen bessere Organisation der 26 betriebswirtschaftliche Überlegungen größere Freiheit bei der 24 neue/andere Ausbildungsberufe 17 geringere bürokratische und org. 24 Kooperation mit anderen Unternehmen bzw. mit Bildungsträgern geringere Ausbildungsvergütung 25 31 finanzielle Förderung 34 Von zentraler Bedeutung (Rang 1 mit 44%) ist die bessere Beschäftigungsperspektive. Der Einfluss auf die ökonomischen Faktoren ist durch das Projekt unmöglich. Ein weiterer wichtiger Anreiz wäre eine höhere finanzielle Förderung der Ausbildung (Rang 2 mit 34%). Von den kleinen und mittleren ausbildenden Betrieben wird dabei besonders die Notwendigkeit der Förderung der Verbundausbildung betont, die weiter fortgesetzt werden sollte. Um das Potential an Ausbildungsplätzen bei den Betrieben zu erschließen, die erst durch eine finanzielle Förderung einen Nutzen in der Ausbildung sehen, muss der Bewusstseins- und Einstellungswandel in den Unternehmen gegenüber Ausbildung weiter verstärkt werden. Das bedeutet, dass die Argumentation pro Ausbildung durch die Projektmitarbeiter/innen in den Betrieben immer mit Blick auf eine längerfristige Nutzenbetrachtung und nicht auf die kurzfristige Kostenbetrachtung erfolgt. Die Betriebe müssen überzeugt werden, dass eine eigene Ausbildung ein unverzichtbares Mittel für ihre dauerhafte Wettbewerbsfähigkeit ist.
Für ebenfalls 34% der befragten Unternehmen wäre eine höhere Ausbildungsreife der Bewerber eine Bedingung für (mehr) Ausbildung. Die vorhandenen Ausbildungsplätze adäquat zu besetzen, wird durch den demographischen Wandel mit einem dramatischen Rückgang der Schulabsolventenzahlen in der Region immer schwieriger. Dazu kommt, dass die Berufe der Kunststoffbranche weitgehend unbekannt sind bzw. einen schlechten Ruf bei den Jugendlichen haben. Hier müssen im Projekt NORKUN weitere Anstrengungen unternommen werden, um verstärkt Jugendliche über die Kunststoffbranche und ihre Berufe zu informieren. Das hier vorhandene Ausbildungsplatzpotential muss im Netzwerk durch eine konzentrierte Kooperation von Unternehmen und Schulen erschlossen werden. NORKUN wird daher eine noch wichtigere Rolle bei der Vermittlung der Interessen der Unternehmen in den Schulen und einer unternehmensorientierten Berufsfrühorientierung wahrnehmen. Ein anderes wichtiges Tätigkeitsfeld ist die Verbundausbildung, mit der die gewünschte Kooperation mit Bildungsträgern (Rang 4 mit 31%) realisiert werden kann. Durch die Tätigkeit der beiden Verbundmanager im Projekt NORKUN konnten die Hindernisse im organisatorischen und bürokratischen Bereich der Ausbildung (Rang 7 mit 24%) gemeinsam mit den Unternehmen verringert werden. Damit wurde speziell für die kleinen und Kleinstunternehmen, die neu ausbilden wollen, der Einstieg erleichtert und ein beträchtliches Ausbildungsplatzpotential erschlossen. Hier besteht weiterhin das zentrale Arbeitsfeld des Projektes. Ein ebenfalls großes Potential ist durch die neuen Berufsbilder vorhanden. Dabei geht es weniger um die Entwicklung neuer/anderer Berufe (Rang 9 mit 17%), sondern um die Aufklärung über die vorhandenen Möglichkeiten. Das Potential manifestiert sich vor allem in den neuen Spezialisierungsrichtungen des/der Verfahrensmechaniker/in für Kunststoff- und Kautschuktechnik (VKK), der theoriegeminderten Ausbildung zum/zur Maschinen- und Anlagenführer/in und im Dualen Studium. Für eine weitere Entwicklung und Ausschöpfung des Ausbildungsplatzpotentials ist die noch stärkere Information der Betriebe notwendig. Den meisten ist die Attraktivität der jeweiligen Ausbildungsberufe bzw. Spezialisierungsrichtungen oftmals nicht hinreichend bekannt. Im Projektrahmen muss die zielgerichtete Kommunikation mit diesen Unternehmen gesucht werden und es müssen speziell die Spezifika und die damit verbundenen Möglichkeiten der einzelnen Berufsbilder für die Betriebe vermittelt werden. Dazu sollten die Möglichkeiten im Projekt in Zusammenarbeit mit Verbänden und Kammern stärker genutzt werden. Um Barrieren zu verringern, kann auch die Kontaktvermittlung zwischen ausbildenden und (noch) nicht ausbildenden Unternehmen für einen Erfahrungsaustausch erfolgen. Wichtig sind außerdem die Weiterführung des Transfers von erfolgreichen Ausbildungsansätzen (good practice) und die weitere Stärkung der Nachfrage durch gezielte Ansprache der Betriebe. Insgesamt bieten sich viele Möglichkeiten für das Projekt NORKUN. Es wird nicht gelingen, jeden Betrieb zur Ausbildung zu bringen. Immerhin 41 Prozent der befragten Unternehmen sahen keine Bedingung als (sehr) wichtig für (mehr) Ausbildung an und werden damit auch in Zukunft nicht (mehr) ausbilden. In der Studie wurde allerdings ebenfalls deutlich, dass durch ein vielfältiges Angebot von Unterstützungsmaßnahmen auf unterschiedlichen Ebenen (z.b. auch Weiterbildungsangebote, da für eine unternehmensorientierte und ganzheitliche Personalentwicklung die Trennung der Aus- von der Weiterbildung kontraproduktiv ist), das in der Kunststoffbranche in Nordostdeutschland vorhandene Ausbildungsplatzpotential in konkrete Ausbildung überführt werden kann.
2.2 Verbundausbildung Das Schweriner Modell eines dynamischen und flexiblen Aus- und Weiterbildungsverbundes ist der Zusammenschluss des SAZ als Kompetenzzentrum mit kleinen und mittleren Unternehmen mit dem Ziel einer berufspädagogisch und wirtschaftlich effektiven Aus- und Weiterbildung in enger Lernortkooperation. Das SAZ verfügt über mehrere Fachkräfteverbünde, in die die akquirierten Ausbildungsstellen je nach Beruf integriert wurden. Für alle Ausbildungsstellen wurden Dienstleistungen (z.b. Veröffentlichung der freien Stelle über Bewerberauswahl, Eignungstests, Einstellung und Anmeldung in den Schulen) durchgeführt. Es wurden sachlich und zeitliche Eingliederung der Auszubildenden in die Verbundausbildung des SAZ organisiert. Die Verbundausbildung in den Bereichen des Projektes ist im Berichtszeitraum planmäßig gelaufen. Die Betriebe (besonders die neuen Betriebe) bekommen von den Verbundmanagern jede organisatorische und pädagogische Unterstützung. Auf mehreren Veranstaltungen, wie z.b. Ausbilderstammtisch wurde seitens der Verbundbetriebe der überaus positive Verlauf der Verbundausbildung hervorgehoben. Im Jobstarter Projekt Nordostdeutsches Ausbildungsnetzwerk Kunststoff-, Automatisierungsund Werkzeugtechnik wird eine flexible und arbeitsplatzorientierte Ausbildung im Verbund initiiert und gefördert. Viele Unternehmen würden ausbilden, aber die Investition für die Ausbildung ist zu hoch das Untenehmen kann nicht alle Ausbildungsbereiche abdecken der organisatorische und bürokratische Aufwand erscheint zu groß. Die Verbundausbildung bietet dafür die Lösung. Die Unternehmen werden im Verbund durch das Schweriner Ausbildungszentrum entlastet. Die Vorteile der Verbunddausbildung für die Unternehmen liegen auf der Hand: - Kostenentlastung durch Förderung - Chance auch für kleine Unternehmen eigenen Nachwuchs auszubilden - Qualifizierung der Nachwuchskräfte durch gute, breite Ausbildung im eigenen Betrieb und zusätzliche Erfahrungen - die Last einer Ausbildungsverantwortung zumal bei erstausbildenden Betrieben verteilt sich - vorhandene Ausbildungskapazitäten können besser genutzt werden - Möglichkeit, auch in neuen Berufsfeldern auszubilden - Entlastung von organisatorischen Aufgaben und formalen Anforderungen (Bewerberauswahl, Verwaltungsaufgaben, etc.) Das SAZ hilft im Verbund auf verschiedenen Ebenen: - Information über aktuelle Berufsbilder, die den Anforderungen des Betriebes entsprechen professionelle Beratung und Begleitung in allen Fragen der Ausbildung - Unterstützung bei der Umsetzung des Rahmenplans auch bei neuen und neugeordneten Ausbildungsberufen - Hilfe beim Anforderungs- und Bewerberprofil - Vorauswahl geeigneter Bewerberinnen und Bewerber - Koordination der Zusammenarbeit mit Kammern, Berufsschulen, Berufsberatung und ausbildungsbegleitenden Hilfen - Übernahme von Organisation und Verwaltungsaufgaben - individuelle Lösungskonzepte bei Problemen in der Ausbildung - Unterstützung bei der praktischen Durchführung der Ausbildung 2.3 Ausbildungsnetzwerk Mit Projektbeginn startete der Aufbau des nordostdeutschen Ausbildungs-Kompetenznetzwerks Kunststoff-, Automatisierungs- und Werkzeugtechnikzentrum (NORKUN).
Ziel war die Implementierung eines Ausbildungsnetzwerkes (FB7), in dem bereits existierende Aktivitäten im Bereich der Ausbildungsförderung zusammengefasst und koordiniert und neue Ideen entwickelt und umgesetzt wurden. Das Netzwerk sollte so entwickelt und in der Projektlaufzeit konsolidiert werden, dass es eine nachhaltige Funktion bei der passgenauen und bedarfsorientierten Ausbildungsförderung und bei der Entwicklung einer adäquaten Ausbildungskultur in den beteiligten Unternehmen einnehmen kann. Das Netzwerk sollte alle relevanten Akteure der Region beinhalten (u.a. Unternehmen, Kammern; Agenturen für Arbeit, Schulen; Wirtschaftsförderungsgesellschaften; Arbeitgeberverbände; Gewerkschaften; Bildungsträger; engagierte Bürgerinnen und Bürger). Die Initiierung und Steuerung des Netzwerkes erfolgte durch einen Lenkungskreis, der aus den Vertretern der zentralen arbeitsmarktnahen Institutionen und Verbände bestand. Der Lenkungskreis organisierte und koordinierte die Aktivitäten im Netzwerk. Er wurde mit Projektbeginn konstituiert. Es ergibt sich folgende Netzwerkstruktur: Abb.1: Aufbau des Netzwerkes Dabei wurde auf teilweise vorhandenen Strukturen, wie sie bereits in der Kooperation im Rahmen des Kunststoffkompetenzzentrums Westmecklenburg entstanden sind, zurückgegriffen. Das konzipierte Netzwerk wurde auf die gesamte Region Nordostdeutschland ausgedehnt, so dass es zu einer erheblichen Ausweitung der Zahl der teilnehmenden Kunststoffverarbeitenden Betriebe kommen ist. Abb. 2: Regionale Erweiterung des Netzwerkes Zudem wurde der Fokus verändert. Speziell für die Erschließung neuer Ausbildungsplätze griff eine Berücksichtigung nur der typischen Kunststoffunternehmen und nur des Berufes Verfahrensmechaniker/in für Kunststoff- und Kautschuktechnik zu kurz. Viele typische Kunststoffverarbeiter gehören rein formal der Metall- (Zulieferer für den Automobilbau), der Elektro- (Kabelhersteller, Schaltanlagenteile), der Medien- (CD-Produzenten) und der Umwelt-
Industrie (Kunststoffrecycling) an. Auch eine Reihe von Metallbetrieben liefert Zubehör und Ersatzteile für kunststoffverarbeitende Maschinen. Das Netzwerk bezieht damit ein breiteres Spektrum an Betrieben ein. Elektrotechnik Mechatroniker Kunststoff Verfahrenstechniketechnik Werkzeug technik Automatisierungs- Abb.3: Inhaltliche Ausrichtung des Netzwerkes All diese Betriebe wurden als potentielle Ausbilder für Kunststoff- und kunststoffnahe Berufe in einem Spektrum vom Maschinen- und Anlagenführer als theoriegeminderten Beruf über die Berufe Verfahrensmechaniker/in, Werkzeugmechaniker/in, Mechatroniker/in bis hin zum dualen Studiengang Kunststofftechnik, die Ausbildung in den Berufen Werkzeugmechaniker und Verfahrensmechaniker mit einem Bachelorstudium an der Hochschule Wismar verbindet, angesehen. Qualifikations niveau Dualer Student Facharbeiter Maschinenbediener Abb. 4: Spektrum der Ausbildungsberufe Aufbauend auf den Ergebnissen der regionalen Ausbildungsplatzpotentialanalyse wurden die Aktivitäten im Netzwerk realisiert. Dazu zählte vor allem die Ausbildungsplatzakquisition. Das dezidierte Zugehen und die intensive Beratung der Unternehmen bereits in der Studienphase ermöglichte den Unternehmen, die bisher nicht ausgebildet haben oder die nicht mehr ausbilden, den (Wieder-) Einstieg in die betriebliche Ausbildung. Die Darstellung des Ausbildungsspektrums und Unterstützungsmöglichkeiten im Rahmen des Ausbildungsverbundes erschloss damit neue Potentiale. Durch die Initiierung und Durchführung von Ausbildungskampagnen wurden zusätzliche Ausbildungsplätze in der Kunststoff-, Automatisierungs- und Werkzeugtechnik geschaffen. Wichtig war dabei vor allem eine gezielte und koordinierte Informationspolitik. Die Unternehmen, die regionalen Partner und die Jugendlichen erhielten detaillierte Informationen über neue und
neugeordnete Berufsbilder und Unterstützungsmöglichkeiten im Bereich Ausbildung. Realisiert wurde dies unter anderem über die im Projekt zu entwickelnden vierteljährlichen INFO-Maps mit Tipps für eine erfolgreiche wirtschaftsfördernde Ausbildung. Um tragfähige Kommunikationsund Informationswege im Netzwerk zu implementieren wurden außerdem Ausbildungsstammtische durchgeführt, in denen der Erfahrungsaustausch realisiert wurde. Ziel des Netzwerkes war nicht nur eine kurzfristige Information, sondern durch die Arbeit im Netzwerk eine nachhaltige Veränderung der Ausbildungskultur in den Unternehmen, die bisher nicht bzw. wenig ausbilden. Zentraler Schwerpunkt des Netzwerkes war die Koordination der Verbundaktivitäten. Die Struktur des Nordostdeutschen Ausbildungsnetzwerkes hat sich im Verlaufe der Projektarbeit ständig weiterentwickelt. Waren am Anfang Vertreter von politischen Gremien und Institutionen die Hauptakteure der Entwicklung des Netzwerkes, so wurden mehr und mehr Geschäftsführer und leitende Mitarbeiter der KMU der Kunststoffbranche der Region. Diese positive Entwicklung führt maßgeblich zu einer Nachhaltigkeit des Projektes mit sehr erfreulichen Ergebnissen. Die Kunststoffbranche spielt im traditionell industriell relativ strukturschwachen Mecklenburg- Vorpommern eine wichtige Rolle. Die Kunststoffverarbeitung trägt mit einem Umsatzwachstum von 13,8% (2006) wesentlich zu den hohen Wachstumsraten im Verarbeitenden Gewerbe bei. Kunststoffe und Kunststoffwaren stellen 2,9% der Ausfuhren aus Mecklenburg-Vorpommern. Die Kunststoffindustrie zählt zu den innovativen und zukunftsträchtigen Branchen und wird als Wachstumspol gesehen. Die 45 Unternehmen des Netzwerkes NORKUN beschäftigen über 5.000 Arbeitnehmer und erwirtschaften einen Umsatz von ca. 1,4 Mrd.. Die überwiegende Zahl der Unternehmen ist in der Kunststoffverarbeitung tätig. Hergestellt werden durch Spritzguss- oder Extrusionsverfahren oder die Verarbeitung von Faserverbundwerkstoffen Formteile für die Automobil-, die Elektround Hausgeräteindustrie, für den Bereich der erneuerbaren Energien, für den Konsumerbereich, für den Lager- und Transportbereich. Dazu kommen Unternehmen, die mit spanender Bearbeitung, Laminieren oder Bedrucken für unterschiedliche Branchen bis hin zum Boots- und Yachtbau arbeiten. Von den Dienstleistern werden Aufgaben in Bereichen wie Werkzeugkonstruktion, Marketing/Handel, Labor- und Prüftechnik, Rapid Prototyping oder Verfahrens- und Formteilentwicklung wahrgenommen. Zum Netzwerk gehören relativ große Unternehmen wie die Nordex AG. Als einer der technologisch führenden Anbieter von Megawatt-Turbinen ist das Unternehmen in 18 Ländern vertreten. Nordex erhöhte seinen Umsatz im Geschäftsjahr 2007 um 45% auf rund 747 Mio. Euro. 2008 will Nordex zusätzlich zu den vorhandenen 700 Stellen mindestens 300 neue Stellen am Standort Rostock schaffen. Neben anderen großen Unternehmen wie Schoeller Arca Systems, dem weltweiten Marktführer für Mehrweg-Kunststoffverpackungslösungen sind im Netzwerk aber auch kleine Firmen, die mit 10 Mitarbeitern in Kleinserie einfache Formteile produzieren. Im Netzwerk NORKUN, dass im Rahmen des JOBSTARTER-Programmes entwickelt wurde, sind außerdem wichtige Partner wie die Hochschule Wismar, die Universität Rostock sowie Kammern, Wirtschaftsverbände und Sozialpartner vertreten. Enge Beziehungen bestehen zu anderen Netzwerken im Kunststoffbereich etwa in Thüringen.