forum Technische Mitteilungen ThyssenKrupp Juli 2001



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Transkript:

Technische Mitteilungen ThyssenKrupp Juli 2001 TK

02 Impressum Impressum Herausgeber ThyssenKrupp AG Zentralbereich Technik August-Thyssen-Straße 1 40211 Düsseldorf Postfach 10 10 10 40001 Düsseldorf Telefon 0211/8 24-3 62 91 Telefax 0211/8 24-3 62 85 Erscheinungsweise Technische Mitteilungen ThyssenKrupp erscheint ein- bis zweimal jährlich in deutscher und englischer Sprache. Nachdruck nur mit Genehmigung des Herausgebers. Fotomechanische Vervielfältigung einzelner Aufsätze ist erlaubt. Der Versand des Technische Mitteilungen ThyssenKrupp erfolgt über eine Adressdatei, die mit Hilfe der automatisierten Datenverarbeitung geführt wird. ISSN 1438-5635 Titelbild Die elektronische Geschäftsabwicklung und Kundenbetreuung über Internet und Intranet bietet Produktions-und Dienstleistungsunternehmen die Grundlage für eine Revolutionierung von Leistungserstellungsprozessen und Geschäftsbeziehungen. Die Einsatzmöglichkeiten reichen von Firmenpräsentationen im Internet als virtuellem Schaufenster über die Integration des Beschaffungswesens mit den E-Commerce- Anwendungen der Lieferanten, Verkaufsaktivitäten via Internet bis hin zu Dienstleistungen für den Kunden durch spezialisierte Serviceangebote. In der vorliegenden Ausgabe von Technische Mitteilungen ThyssenKrupp stellen wir netzwerkbasierte Problemlösungen und innovative Dienstleistungen unserer Konzernunternehmen vor, die für den diesjährigen ThyssenKrupp Innovationswettbewerb eingereicht wurden. Als besonders anerkennenswerte Leistung wurden folgende Vorschläge ausgezeichnet: E-Commerce als Erfolgsfaktor im Werkstoff-Marketing der Zukunft von Thyssen Schulte mit dem ersten Preis, SerKom die mobile Kommunikationslösung für den Servicetechniker und Die neue, modulare Lenksäule von Krupp Presta mit dem zweiten Preis, Serviceprodukt Schlagleistung Hydraulikhammer mit Fernübertragung der Leistungsdaten durch integrierte Auswerteelektronik mit dem dritten Preis. Einzelheiten hierzu können Sie den Beiträgen dieses Heftes entnehmen.

03 Vorwort Prof. Dr.-Ing. Ekkehard Schulz, Vorsitzender des Vorstands der ThyssenKrupp AG Liebe Leserinnen, liebe Leser, innovative Dienstleistungen, die kundenorientiert effiziente Poblemlösungen bieten, schaffen neue Möglichkeiten zur Wertschöpfung. Über Internet und Intranet können Geschäftsprozesse einfacher, flexibler, effizienter und schneller gestaltet werden. In Anbetracht der Bedeutung dieser Potenziale wurde der diesjährige Innovationswettbewerb des ThyssenKrupp Konzerns unter das Motto Dienstleistungen und E-Business gestellt, dessen Ergebnisse wir Ihnen in der vorliegenden Ausgabe von Technische Mitteilungen ThyssenKrupp vorstellen möchten. Systemgeschäft als Dienstleistung hat sich Krupp Presta mit der Entwicklung einer modularen Lenksäule zur Aufgabe gemacht. Ein Beispiel für völlig neuartige Dienstleistungs-Produkte ist die Bereitstellung von Schlagleistung statt des Verkaufs von Bauhämmern bei Krupp Berco Bautechnik. Online-Verkauf über das Internet bringt Anbietern und Kunden Vorteile: Die Vetriebskosten sinken und der Kunde gewinnt an Flexibilität und Reaktionsfähigkeit beim Einkauf. ThyssenKrupp Stahl hat eine E-Commerce- Plattform im Internet errichtet, über die in Online-Auktionen Stahl aus Lagerbeständen verkauft und freie Walzkapazitäten angeboten werden. Im TS-Online-Shop von Thyssen Schulte können sich die Kunden rund um die Uhr über 120.000 verschiedene Produkte informieren und diese direkt bestellen. Auch in anderen Bereichen werden E-Business-Lösungen eingesetzt: bei Krupp VDM und Hoesch Hohenlimburg zur Produktinformation, bei Krupp Bilstein im Aftermarketgeschäft von Stoßdämpfern, bei Krupp Polysius im Vertrieb von Ersatzteilen für Zementwerke und bei Timtec Telematik für telematikbasierte Systeme in der Transportwirtschaft. Auf der Beschaffungsseite Stichwort: E-Procurement nutzt eine Vielzahl von Unternehmen die Vorteile des Inter- und Intranets, indem z.b. für Verbrauchsmaterialien interne wie externe Bestellungen auf Basis elektronischer Produktkataloge erfolgen und Angebote über Online-Ausschreibungssysteme eingeholt werden. Die genannten Beispiele zeigen, dass New Economy und Old Economy keine Gegensätze sind, sondern im Zusammenspiel Kundennutzen und Geschäftserfolg erheblich steigern. Ekkehard Schulz Prof. Dr.-Ing. Ekkehard Schulz, Vorsitzender des Vorstands der ThyssenKrupp AG

04 Inhalt Daphne Dorighi, MSS/ECC/E-Promotion Services, Dr.-Ing. Stefanie Wippermann, MSS/ECC/E-Promotion Services, Thyssen Krupp Stahl AG, Duisburg Seite 9 Andre-Thorsten Hebel, Abteilungsleiter Materialwirtschaft, Dipl.-Kfm. Ralf Müller-Beckhoff, Abteilungsleiter Informatik-Anwendungen, Thyssen Krupp Stahl AG, Duisburg Seite 13 Ralf Jacke, Abteilungsleiter Materialwirtschaft, Dipl.-Kfm. Ralf Müller-Beckhoff, Abteilungsleiter Informatik-Anwendungen, Thyssen Krupp Stahl AG, Duisburg Seite 17 Online-Verkauf bei ThyssenKrupp Stahl E-Purchasing bei ThyssenKrupp Stahl durch das internetbasierte Online-Ausschreibungssystem W3AS E-Procurement bei ThyssenKrupp Stahl mittels elektronischer Kataloge im Intranet/Internet ThyssenKrupp Stahl bietet seit Anfang des letzten Jahres mit dem TKS Online- Verkauf als erstes Qualitäts-Flachstahlunternehmen in Europa die Möglichkeit, Stahl über das Internet zu kaufen. Die Verkaufsaktionen laufen in Form von Auktionen ab, bei denen der Kaufinteressent für die vom Verkauf TKS eingestellten Materialstücke oder Kapazitäten in einem definierten Zeitraum sein Gebot abgibt. Nach Ablauf der Verkaufsaktion werden die Gebote durch die Verkäufer gesichtet und der Zuschlag in der Regel nach dem Höchstgebot erteilt. Mit dem Online-Verkauf gibt TKS seinen Kunden die Gelegenheit, von jedem Ort der Welt den Stahleinkauf einfacher, flexibler und effizienter zu gestalten. Zurzeit werden Vorratsmaterial aus der gesamten Produktpalette, Warmband aus kurzfristig anstehender Produktion sowie Ia-Grobblech-Walzkapazität online verkauft. Als nächster Schritt steht das Offer-tosell auf dem Plan, mit dem gezielt Kunden mit speziell geschnürten Angeboten über Internet angesprochen werden können. Seit Ende 2000 steht für Ausschreibungen bei TKS das Online-Ausschreibungssystem W3AS zur Verfügung. Das System ist so konfiguriert, dass grundsätzlich alle Bedarfe an Hilfs- und Betriebsstoffen, Reserveteilen, Werksgeräten, Produktionsstoffen, Betriebs- und Geschäftsausstattung, Investitionsgütern und Dienstleistungen hierüber ausgeschrieben werden können. Durch Integration in das SAP-System werden alle Aktionen von W3AS automatisch dort abgebildet. Eine vom Einkäufer im SAP-System angelegte Anfrage wird nach W3AS übertragen und dort als offene, d.h. für alle interessierten Lieferanten zugängliche, oder geschlossene, d.h. nur für vom Einkäufer ausgewählte Lieferanten, Ausschreibung freigeschaltet. Die online eingegebenen Angebote werden automatisch von W3AS in das SAP- System übertragen. Erst nach Ablauf der Angebotsfrist erhält der Einkäufer Zugang zu den eingegangenen Angeboten, wobei das System automatisch ein Ranking aller Angebote erstellt. W3AS führt zu Einsparungen durch Verbesserung der Einkaufskonditionen infolge grenzenlosen Wettbewerbs sowie zu einer Reduzierung der Prozesskosten durch geringeren administrativen Aufwand. Die Beschaffung von C-Artikeln wird bei TKS zukünftig weitestgehend durch direkten Abruf aus elektronischen Produktkatalogen erfolgen, die im Materialwirtschaft e-shop im Intranet zur Verfügung stehen. Abrufe können alle betrieblichen Mitarbeiter auslösen, denen vom Kostenstellenverantwortlichen ein Budget zugewiesen wurde. Umfangreiche Suchfunktionen ermöglichen das schnelle Auffinden der benötigten Artikel. Ausgewählte Artikel werden in einem Warenkorb zwischengespeichert, von dem aus der direkte Abruf beim Lieferanten erfolgt. Jeder berechtigte Nutzer kann sich eigene Warenkörbe anlegen, auf die er jederzeit ohne weitere Katalogsuche zugreifen kann. Die Wareneingänge werden in SAP erfasst und stoßen dort Gutschriften an, Einbuchung und Rechnungsprüfung entfallen. Die Vorteile des Materialwirtschaft e-shop- Konzepts liegen vorrangig in der erheblichen Straffung des Beschaffungsprozesses von Katalogteilen mit einer wesentlichen Verkürzung der Beschaffungszeit für beim Lieferanten gelagerte Artikel und der damit einhergehenden Reduzierung der entsprechenden Prozesskosten.

05 Inhalt Dipl.-Kfm. Klaus Hedding, Stellvertretender Marketingleiter, Hoesch Hohenlimburg GmbH, Hagen Seite 21 Uriel Batres, CENDI-Promotion Coordinator, Carlos Hernandez, Commercial Director, Mexinox S.A. de C.V., San Luis Potosi, Mexiko Seite 27 Prof. Dr. Heinz Humberg, Dekan des Fachbereiches Informations- und Kommunikationstechnik, Fachhochschule Gelsenkirchen, Abteilung Bocholt Dr.-Ing. habil. Ulrich Brill, Leiter Entwicklung und Qualitätsmanagement, Krupp VDM GmbH, Werk Altena Seite 31 E-Business@Hoesch Hohenlimburg CENDI eine zur Förderung der Marktentwicklung von nichtrostendem Stahl in Mexiko gegründete Organisation WDISweb: Suche nach dem optimalen Werkstoff im Internet Mit drei E-Business-Lösungen hat Hoesch Hohenlimburg eine inhaltliche Verknüpfung zu den Bereichen Beschaffung, Service und Vertrieb über das Internet hergestellt. Das E-Procurement für C-Materialien wurde eingeführt, um bei der großen Anzahl von Bestellungen die Prozesskosten und Durchlaufzeiten zu minimieren. Die Lösung besteht in einem für jeden Mitarbeiter zugänglichen elektronischen Katalog für Büromaterial, Werbemittel und Werkzeuge. Mit der direkten Auslösung der Bestellung wird diese automatisch an den Lieferanten übermittelt; gelieferte Positionen werden automatisch in SAP R/3 erfasst. Zielsetzung des Mittelband-Internetauftritts war die Schaffung einer kommunikativen Plattform für den Informationsaustausch zwischen dem Geschäftsbereich Mittelband und dessen Kunden. Dem Kunden wird ein tiefer Einblick in den Fertigungsprozess mit tagesaktueller Verfolgung des Fertigungsfortschritts seines bestellten Produkts ermöglicht. Mit der Implementierung eines Supply- Chain-Management im Geschäftsbereich Spezialprofile wurde eine Lösung geschaffen, einen ständigen und transparenten Informationsaustausch zwischen dem Endverbraucher, dem Distributor GSP in USA (Joint-Venture-Partner) und Hoesch Hohenlimburg zu gewährleisten. Dem Endverbraucher stehen über die GSP-Datenbank für die unterschiedlichsten Fragestellungen aktuelle Informationen zeitnah zur Verfügung. Mit der Gründung von CENDI ( Centro Nacional para el Desarollo del Acero Inoxidable) hat Mexinox gemeinsam mit weiteren Unternehmen ein nationales Zentrum zur Förderung nichtrostenden Stahls in Mexiko geschaffen. CENDI kanalisiert und koordiniert die Bemühungen von Produzenten, Zwischenhändlern, Verarbeitern und Endverbrauchern in den Bereichen Forschung, Ausbildung und Werbung für nichtrostenden Stahl. CENDI verfügt über eigene Einrichtungen für praktische Schulungen, in denen Mitarbeiter mexikanischer Unternehmen zum Spezialtechniker für nichtrostenden Stahl ausgebildet werden. Außerdem wird ein Spezialprogramm für das Vertriebspersonal der Mitgliedsunternehmen angeboten mit dem Ziel, vorhandenen und potentiellen Kunden die Vorzüge von nichtrostendem Stahl aufzuzeigen. Um das Zusammenwirken der Mitglieder zu verstärken und die Kontakte zum Kunden- und Interessentenkreis zu fördern, hat CENDI eine eigene Website im Internet eingerichtet, auf der regelmäßig über die Aktivitäten von CENDI berichtet wird und aktuelle Informationen zum Thema nichtrostender Stahl veröffentlicht werden. WDISweb ist ein für die Kommunikation mit Kunden entwickeltes über Internet und Intranet zugängliches System, um im Vorfeld des Beratungsgesprächs den Kunden schnell zu den Werkstoffen zu führen, die für die jeweilige Aufgabenstellung am geeignetsten sind. Basis für die in WDISweb abrufbaren Daten sind die in den Werkstofflabors von Krupp VDM ermittelten Versuchsergebnisse, die ständig aktuell gehalten werden. Daneben sind die kompletten Werkstoffdatenblätter hinterlegt und von WDISweb aus zugänglich. Die Werkstoffsuche ist über Werkstoff- Nummer bzw. Werkstoffbezeichnung, mechanische Eigenschaften, Einsatzmedien und Schweißen möglich. Das Teilsystem SISSY (Schweißinformationssystem) enthält Informationen über die Schweißbarkeit von Werkstoffen, Schweißverfahren, Zusatzwerkstoffe und Mengenbedarf, unterstützt von Schweißprotokollen.

06 Inhalt Dr.-Ing. Kurt Orthmann, Leiter E-Business, Krupp Bilstein GmbH, Ennepetal Seite 36 Dr.-Ing. Dipl.-Wirt.-Ing. Arndt Birkert, Leiter Sparte Umformtechnik, Dipl.-Ing. Sven Leonhardt, Teamleiter Methode IHU, Klaus Truetsch, Projektleiter, Krupp Drauz GmbH, Heilbronn Dipl.-Ing. Ralf Sünkel, Koordination Technologie Blechumformung, Thyssen Krupp Automotive AG, Bochum Seite 41 Edith Ludescher, Einkauf, Armin Baumann, Materialwirtschaft, Hans Giger, Einkauf, Peter Laukas, Einkauf, Ivo Solèr, SAP-Applikation, Dieter Thelen, Leiter Einkauf, Krupp Presta AG, Eschen, Liechtenstein Seite 46 Bilstein-Dämpfer über www.bilstein.de Wissensspeicher Hydroforming Organisiertes dezentrales Einkaufen via Internet bei Krupp Presta Das Aftermarketgeschäft von Stoßdämpfern für den Verschleißersatz und Fahrwerkverbesserung ist eine wichtige Stütze in der Strategie von Krupp Bilstein. Um die Ansprache der verschiedenen Zielgruppen in diesem Geschäft zu verbessern, wird hierfür eine E-Business-Lösung entwickelt, die sowohl die Präsenz bei den Handelsstufen und Endverbrauchern als auch die Qualität der Anfragen und der Auftragsbearbeitung deutlich steigern soll. Der Internetauftritt von Krupp Bilstein ist sehr genau auf die unterschiedlichen Anforderungen der einzelnen Zielgruppen ausgerichtet. Jeder Kunde kann auf eine speziell für seine Bedürfnisse zugeschnittene Plattform zugreifen. Das Werkstatt- Portal stellt den Werkstätten einen schnellen und professionellen Service bereit. Ziel des Bilstein-Clubs ist es, motorsportnahe Kunden anzuziehen, ihnen die gewünschte Information optimal aufbereitet zu liefern und zum Kauf zu animieren. Der werkseigene Bilstein-Shop in Ennepetal ist das Testzentrum für den Internetauftritt. Hier werden die neuen Abläufe und Werkzeuge getestet, bevor sie für die Kunden freigeschaltet werden. Die von Krupp Bilstein gewählte Internet- Lösung ist höchst innovativ, da sie Werkstattkunden, Einzelhändler und Endverbraucher direkt anspricht, ohne dabei die Zwischenhändler zu verlieren. Das Innenhochdruck-Umformen ist eine wirtschaftliche Alternative zu konventionellen Fertigungsverfahren der Blechumformung. Für eine breite Anwendung fehlen z.zt. noch qualifiziertes Personal und Erfahrungswissen. Mit dem Wissensspeicher Hydroforming wird von Krupp Drauz ein System geschaffen, mit dem die in unterschiedlichsten Projekten gesammelten Erfahrungen in Datenbanken Prozessdatenbank, Materialdatenbank, Vertriebsdatenbank und Literaturdatenbank erfasst werden, die miteinander verknüpft sind. Bei der Programmierung der System-Software wurde großer Wert auf Benutzerfreundlichkeit gelegt, um neue Daten und Erfahrungen problemlos in das System einpflegen zu können. Nach Fertigstellung soll das System über Intranet allen Konzernunternehmen, die Hydroforming praktizieren, zur Verfügung gestellt werden, sodass alle im System gespeicherten Daten von allen Teilnehmern bei der Entwicklung neuer Bauteile genutzt werden können. Zur Gewährleistung eines kostenoptimalen Einkaufs wurde bei Krupp Presta eine Trennung des Bestellwesens in einen vom aktuellen Bedarfsfall losgelösten strategischen Einkaufsteil mit Ausschreibungen, Vergabeverhandlungen und Konditionsfestlegungen und einen operativen Einkaufsteil, bei dem die Verantwortung auf den Bedarfsträger übertragen wird, eingeführt. Dieser operative Teil umfasst Artikel und Material, welche nicht systemtechnisch innerhalb der bestehenden SAP-Lösung dispositiv bewirtschaftet werden müssen (C-Teile). Für jede Warengruppe wurde ein passender Lieferant festgelegt und das Sortiment dieser Lieferanten in einem Katalog zusammengefasst. Online-Bestellungen seitens der Bedarfsträger gehen an einen Provider, der den entsprechenden Lieferanten mit der direkten Lieferung an KPR beauftragt. Die Abrechnung der einzelnen Lieferanten erfolgt mit dem Provider, der wiederum monatlich per Sammelfaktura, sortiert nach Kostenstellen, mit KPR abrechnet. Hierdurch wird eine wesentliche Senkung der Abwicklungskosten erzielt. Der gewählte Ablauf führt zu erheblichen Reduzierungen der Lagerbestände bei gleichzeitiger Beschleunigung der Bestellund Lieferabwicklung.

07 Inhalt Dipl.-Ing. HTL Siegfried Dejaco, Projektmanager Lenkungen, Krupp Presta AG, Eschen, Liechtenstein Seite 51 Dipl.-Wirt.-Ing. Jörg Schulz, Vertriebs- und Serviceleitung, Thyssen Aufzüge GmbH, Neuhausen Seite 54 Dipl.-Ing. Lothar Jungemann, Fachbereichsleiter Service/Ersatzteile, Dipl.-Ing. Kurt Lemm, Leiter Ersatzteiltechnik, Dipl.-Ing. Bernd Kripzak, Ersatzteiltechnik, Krupp Polysius AG, Beckum Seite 58 Die neue, modulare Lenksäule von Krupp Presta SerKom die mobile Kommunikationslösung für den Servicetechniker B2B im Großanlagenbau Vertrieb von Ersatzteilen für Zementwerke Die Aufgabenstellung lautete, ein modulares Lenksystem zu entwickeln, das sich gleichzeitig für Fahrzeuge von drei unterschiedlichen Automobilherstellern eignet. Dabei sollte ein höchstmöglicher Anteil an Gleichteilen erzielt werden. Die Problemlösung besteht in einem gemeinsamen Lenkstrang für alle Fahrzeuge und zwei unterschiedlichen Anbindungen an das Cockpit. Für das leistungsoptimierte Fahrzeugsegment wird eine Aluminium- Anbindung, für die übrigen Fahrzeuge eine kostenoptimierte Stahlblech-Anbindung eingesetzt. Die Weiterentwicklung der modularen Idee für den Einsatz bei weiteren Fahrzeugplattformen von Ford führte zu einer im Design an die Montageabläufe bei Ford angepassten Lenksäule, die dort in house gefertigt werden kann und somit zu einem Erhalt gewerkschaftlich abgesicherter Arbeitsplätze führt. In der Aufzugsbranche ist die Effizienz des Kundenservice ein wettbewerbsbestimmender Faktor. Um den Einsatz beim Kunden zu konzentrieren und kurze Aktivierungs- und Reaktionszeiten des Servicepersonals zu realisieren, wurde bei Thyssen Aufzüge mit SerKom eine mobile E-Commerce- Lösung für die Service-Abwicklung entwickelt. Diese Lösung besteht aus einem mit Notebook, Drucker und Handy ausgestatteten SerKom-Koffer und einer mit dem firmeneigenen SAP-System kommunizierenden Software. Der Servicetechniker hat damit die Möglichkeit, sich am Einsatzort in das SAP-System einzuklinken und tagesaktuelle Auftragsdaten zu laden und nach Bearbeitung an das System zur Auswertung zurückzusenden. Mit einer installierten Diagnosesoftware können vor Ort Abfragen des Systemzustandes einer Aufzugsanlage durchgeführt und Störungen schnell und zielsicher lokalisiert und behoben werden. Ersatzteilbestellungen bzw. die Erteilung von Reparaturaufträgen können direkt beim Servicetechniker erfolgen. Mit SerKom wird eine wesentliche Beschleunigung des Informations- und Datenflusses bei gleichzeitiger Minimierung des administrativen Aufwandes erzielt. Hierdurch werden höhere Kundenzufriedenheit und engere Kundenbindung erzeugt. B2B (Business-to-Business) über Online-Shops ist mittlerweile ein gängiges Medium im Vertrieb. Die eigentliche Herausforderung ist dabei jedoch der zugrunde liegende Katalog. Für Händler und Serienhersteller bedeutet die Erstellung von Katalogen nur die Umstellung von Papier auf elektronische Medien. Für Anlagenbauer sind Kataloge jedoch in der Regel wie ihre Produkte erstellte Einzelanfertigungen, die direkt auf einen Kunden zugeschnitten werden. Man unterscheidet hier zwischen General E-Catalogues und Tailor-made E-Catalogues. Ziel eines Online-Shops für Händler und Serienhersteller ist die möglichst breite Streuung ihrer Produktinformationen, um viele Kunden zu erreichen. Gleichzeitig soll den Kunden die Barriere zum Kauf der Produkte gesenkt werden. Im Anlagenbau ist die Kundenbindung in der Regel schon vorhanden. Ersatzteile braucht nur, wer bereits eine Anlage betreibt. Ziel des Online-Shops ist daher vor allem die Reduzierung der Prozesskosten, da sowohl auf Hersteller- wie auch auf Betreiberseite oftmals erheblicher Aufwand für die Beschaffung von Ersatzteilen betrieben wird. Das kann nur durch eine möglichst enge Verzahnung der Vertriebs- und Beschaffungsprozesse der beiden Handelspartner geschehen, wobei das heutige Medium für die Kommunikation der Tailormade E-Catalogue ist.

08 Inhalt Dr.-Ing. Heinz-Jürgen Prokop, Geschäftsführer Technik, Dipl.-Ing. Thomas Deimel, Leiter Entwicklung/Konstruktion, Krupp Berco Bautechnik GmbH, Essen Seite 62 Dr. rer. pol. Claus Algenstaedt, Abteilungsdirektor Zentrales Marketing, Thyssen Schulte GmbH, Düsseldorf Seite 67 Dr.-Ing. Andreas Bastin, Geschäftsführer, Axel Cebulla, Salesmanager, Timtec Telematik GmbH, Lünen Seite 73 Serviceprodukt Schlagleistung Hydraulikhammer mit Fernübertragung der Leistungsdaten durch integrierte Auswerteelektronik E-Commerce als Erfolgsfaktor im Werkstoff-Marketing der Zukunft von Thyssen Schulte E-Business-Lösung für die Transportwirtschaft: Telematikgestütztes Flottenmanagement via Internet und Online-Disposition Schwere Hydraulikhämmer werden zunehmend zur sprengstofflosen Gesteinsgewinnung in Steinbrüchen eingesetzt. In derartigen Einsätzen sind die Betriebskosten von verschiedenen Einflussgrößen abhängig und schwer abschätzbar. Es besteht daher der Kundenwunsch, nicht den Hydraulikhammer zu erwerben, sondern für die tatsächlich abgeforderte Leistung zu bezahlen. Für ein derartiges Geschäft fehlte bisher ein geeignetes Abrechnungssystem. Ein neu entwickelter elektronischer Schlagzähler ermittelt Betriebsdaten, die u.a. eine Aussage über Einsatzdauer, Schlagzahl und Einsatzart des Hydraulikhammers sowie über die Arbeitsweise des Bedieners machen. Die über eine Infrarotschnittstelle auslesbaren Daten sind die Grundlage für eine in diesem Markt vollkommen neue Produktidee, den Vertrieb von Schlagleistung im Rahmen eines Full-Service-Angebotes. In onlinebasierten Geschäftskonzepten greifen traditionelle Ansätze von Kundenkommunikation und Marketingstrategien nur unzureichend. Deshalb ist die konsequente Ausrichtung der Online-Kundenpflege nach den Prinzipien des One-to- One-Marketing erforderlich. Hierfür sind vielfältige personalisierte Informationen der Kunden ebenso notwendig wie die Absicherung, dass alle Kundenkontakte im Unternehmen in einem geschlossenen Regelkreis genutzt werden. Bei der Entwicklung derartiger Online- Strukturen kommt dem Einsatz von digitalen Agenten nach der CyberSmart-Technologie zentrale Bedeutung zu. Diese Software-Tools arbeiten system- und plattformunabhängig in neuronalen Netzen und verbundenen statistischen Strukturen. Digitale Software-Agenten sammeln, speichern und verwalten Daten selbstständig oder nach vorstrukturierten Regeln der Verkaufsabteilungen. Sie sind in der Lage, durch Mechanismen der Wiedererkennung in Echtzeit kundenindividuelle Informationstransfers für das Unternehmen zu steuern und durchzuführen, z.b. in Echtzeit die Angebotssteuerung, die Vorlage von Alternativprodukten sowie Feedback-Operationen. Parallel entstehen auf diese Weise dynamisch-gepflegte Kundendatenbanken ohne manuelle Bearbeitung und Datenpflege. Die CyberSmart-Technologie dürfte inzwischen einen Entwicklungsstand erreicht haben, der ihre Berücksichtigung bei der Weiterentwicklung von TS Online als erfolgversprechend erscheinen läßt. Es ist eine mehrjährige Vorlaufphase einzuplanen. Um dem zunehmenden Kostendruck entgegenzuwirken, müssen Transportunternehmen die Einsparmöglichkeiten in Fuhrpark und ihrer Organisation durch optimalen Einsatz von Personal, Fahrzeugen und Gerät konsequent nutzen. Mit dem System ATIS MT II hat Timtec Telematik das erste intelligente Telematiksystem für den intermodalen Verkehr entwickelt. Mit diesem System ist ein automatischer Soll-Ist-Vergleich zwischen den Plandaten der Disposition und den Ist- Daten des Transportverlaufes möglich. Hieraus ergeben sich erhebliche Einsparpotenziale. ATIS-Trailer ist ein telematikbasiertes Flottenmanagementsystem für den Betrieb und die Überwachung von Sattelaufliegern. Es besteht aus der Trailer-Box, dem Telematiksystem am Fahrzeug und dem Internetportal CargoView, über das alle für den Nutzer erforderlichen Informationen zur Verfügung gestellt werden. Neben logistischen Optimierungseffekten wie Auslastung, Umlaufoptimierung, Just-in-time- Kontrolle und Kundenservice liegt ein wesentlicher Nutzen in der technischen Überwachung des Fahrzeugs durch die Datenübernahme aus der Fahrwerkselektronik.

09 Daphne Dorighi, Dr.-Ing. Stefanie Wippermann Online-Verkauf bei ThyssenKrupp Stahl Präsentation der E-Commerce-Aktivitäten von ThyssenKrupp Stahl im Internet-Café auf der Hannover Messe 2001 (Bild 1)

10 Online-Verkauf bei ThyssenKrupp Stahl 1 Einleitung Stahleinkauf via Internet mit dem TKS Online-Verkauf (Bild 2) Old Economy unter dieser Rubrik werden Stahlproduzenten immer noch allzu häufig eingestuft. Dass es sich bei diesen Unternehmen heute um High-Tech-Firmen handelt, muss verstärkt in die Öffentlichkeit getragen werden. ThyssenKrupp Stahl (TKS) geht hier unkonventionelle Wege und hat den frischen Wind der New Economies eingefangen. Seit Februar 2000 bietet TKS als erstes Qualitäts-Flachstahlunternehmen in Europa die Möglichkeit, Stahl via Internet zu kaufen. E-Commerce mit dem TKS Online-Verkauf (Bild 2). Mit dem TKS Online-Verkauf ist die Thyssen Krupp Stahl AG Vorreiter in der Stahlindustrie. Das Unternehmen konnte sich hierdurch in kürzester Zeit eine herausragende Position mit Alleinstellungsmerkmal erarbeiten. Denn seit längerem ist absehbar, dass E-Commerce keine Eintagsfliege ist und die Geschäftsbeziehungen in Zukunft maßgeblich beeinflussen, wenn nicht sogar revolutionieren wird. Wer da nicht am Ball bleibt, wird überrollt. Die Zahlen sprechen für sich: Gemäß einer Studie der Deutschen Bank werden im Jahre 2006 mehr als 50 Prozent der prognostizierten weltweiten Stahlproduktion von über 800 Mio Tonnen über E-Commerce-Marktplätze verkauft. Oberstes Ziel der E-Sales&Service Funktionalitäten von ThyssenKrupp Stahl ist der erweiterte Service für die Kunden: Mit dem Stahleinkauf via Internet wird dem Kunden ein Wettbewerbsvorteil durch direkten und schnellen Zugriff auf attraktives Material verbunden mit kurzen Lieferzeiten verschafft. Für TKS steht vor allem die Prozessoptimierung im Vordergrund. Durch den hohen Anteil automatisierter Vorgänge bei der E-Commerce-Anwendung kann eine deutliche Effizienzsteigerung des Vertriebsprozesses erzielt werden. 2 Stahleinkauf per Mausklick weltweit Nach der Registrierung durch die Abteilung E-Commerce Services können interessierte Kunden mit ihrer User-ID und ihrem Kennwort an den Verkaufsaktionen bei TKS teilnehmen. Es handelt sich hierbei um so genannte Sealed Bid Auctions, das heißt die Kunden geben für die eingestellten Materialstücke oder Kapazitäten in einer definierten Zeit Gebote ab, die nur für TKS intern sichtbar sind. Nach Ablauf der jeweiligen Verkaufsaktion werden die Gebote durch die verantwortlichen Verkäufer gesichtet und der Zuschlag in der Regel an das Höchstgebot erteilt. Die Materialstücke werden von der Redaktion des TKS Online-Verkaufs im E-Competence Center über ein Redaktions -Programm zusammen- und ins Internet gestellt. Im Vorfeld jeder Verkaufsaktion können sich die Kunden im Internet über den genauen Ablauf jeder Verkaufsaktion informieren. Pro Gebotsseite stehen zwischen vier und sieben Materialstücke zum Verkauf an. Die Zeit, in der die Kunden für bestimmte oder auch für alle Stücke Gebote abgeben können, variiert je nach Aktion zwischen vier und sechs Minuten. Um optimale Sicherheit zu gewährleisten, werden die Gebote erst durch die Bestätigung mit einer individuellen Transaktions-ID durch den Kunden verbindlich. Unter der Rubrik Gebote/Zuschläge können die Kunden jederzeit verfolgen, für welche Materialstücke bzw. Kapazitäten sie bereits Gebote abgegeben haben. Nach Ablauf der jeweiligen Aktion erfolgt bei TKS die Zuschlagsvergabe (Bild 5). Das Redaktionsprogramm bereitet die eingegangenen Gebote pro Materialstück in absteigender Reihenfolge auf, sodass das Höchstgebot immer an erster Stelle erscheint. Zeitnah nach der Verkaufsaktion können die Kunden im Internet unter der Lasche

11 Online-Verkauf bei ThyssenKrupp Stahl Gebotsseite für Material aus kurzfristig anstehender Produktion (Bild 3) Gebote/Zuschläge einsehen, ob und für welches Materialstück/Kapazität sie den Zuschlag erhalten haben. Alle Kunden werden außerdem gesondert per E-Mail über den Ausgang ihrer Gebote informiert. Eine Auftragsbestätigung zu den bezuschlagten Stücken erhalten die Kunden wie gewohnt per Post. Die Anwendung TKS Online-Verkauf ging im Februar 2000 mit dem Verkauf von Vorratsmaterial jeden Mittwoch online. Durch permanente Weiterentwicklung besteht seit Juni 2000 die Möglichkeit, montags auch Ia-Walzkapazitäten für Warmband zu ersteigern (Bild 3). Im November letzten Jahres startete der Verkauf von Ia-Grobblech-Walzkapazität. Der Veranstaltungskalender gestaltet sich zurzeit wie folgt: Montags: Mittwochs: 09.00 10.00 Uhr Ia-Grobblech-Walzkapazität 10.00 10.30 Uhr Warmband aus kurzfristig anstehender Produktion 10.00 12.30 Uhr Vorratsmaterial aus gesamter Produktpalette 3 Kundennutzen ThyssenKrupp Stahl bietet seinen Kunden mit dem TKS Online-Verkauf die Möglichkeit, von jedem Ort der Welt den Stahleinkauf einfacher, flexibler und effizienter zu gestalten. Verbunden hiermit ist der Zugriff auf eine attraktive Angebotspalette aus Warm- und Kaltwalzerzeugnissen, die zielgruppen- und produktgruppenorientiert kontinuierlich erweitert wird. Zum Service des TKS Online-Verkaufes gehört die einfache Handhabung der Internet-Anwendung genauso wie die zügige Auf- Gebotsseite für la-grobblech-walzkapazität (Bild 4)

12 Online-Verkauf bei ThyssenKrupp Stahl tragsabwicklung und die kurzen Lieferzeiten. Die Verkaufsseiten sind übersichtlich aufbereitet und einfach zu bedienen. Die schnelle Zuschlagsvergabe seitens TKS ermöglicht den Kunden eine frühzeitige Disposition. Attraktive, kurze Lieferzeiten verschaffen einen eindeutigen Wettbewerbsvorteil denn Zeit ist Geld. Flexibilität im Einkauf ist für die Kunden gegeben: Bei Bezug von ungebeiztem und gebeiztem Warmband haben die Kunden nach Zuschlagserhalt einen kompletten Tag Zeit, ihre gewünschten Walzabmessungen anzugeben. Bei Geboten für Ia-Grobblech- Walzkapazität haben Abnehmer die Möglichkeit, zwischen Abmessungen, Menge, Zeugnis/Abnahmeart sowie der gewünschten Transportart auszuwählen (Bild 4). 4 Prozessoptimierung Deutliche Vorteile des elektronischen Verkaufs sind Kosteneinsparungen im Vertriebsprozess, die zurzeit jedoch noch nicht quantifizierbar sind. So ist der Wegfall manueller Tätigkeiten durch diverse automatisierte Vorgänge ein wesentlicher Bestandteil der Prozessoptimierung. Am Anfang steht die automatische Übergabe der E-Commerce-fähigen Vorratsmaterialien bzw. Walzkapazitäten aus einem zentralen komissionslosen Bestand an die Redaktionsanwendung. Nach Zusammenstellung der Aktion erfolgt die automatische Übergabe der jeweiligen Aktion aus der Redaktionsanwendung an die Internet-Applikation TKS Online-Verkauf. Die Datenrückführung der eingegangenen Gebote an das Redaktionssystem nach Aktionsende erfolgt ebenso automatisch wie die Rückführung der Zuschlagsergebnisse an personifizierte Kunden-Webseiten einschließlich der E-Mail-Benachrichtigung der Kunden. Wei- Zuschlagsvergabe beim TKS Online-Verkauf (Bild 5) terhin ist die automatische Übergabe der online veräußerten Materialien an das kaufmännische Auftragsabwicklungssystem (IAB) geplant. Weiteres Potenzial liegt in der Einsparung von Vertriebsprovisionen sowie in der Erlösmaximierung durch das Prinzip des gesteigerten Wettbewerbs. Die Reduktion von Lagerkosten durch schnelleren und höheren Warenumschlag ist ebenfalls gegeben. 5 Fazit In dem stark anwachsenden Online- Markt besteht die Notwendigkeit, aktiv die E-Entwicklung mitzugestalten, Know-how aufzubauen und auszuweiten. Das TKS Online-Verkaufssystem ist ein weiteres Instrument zur Sicherung und Stärkung der TKS-Wettbewerbsfähigkeit und zur Untermauerung der Wachstumsstrategie für die Zukunft. Insgesamt konnte bisher über den TKS Online-Verkauf eine signifikante sechsstellige Tonnage mit gutem Erfolg verkauft werden. Der Online-Absatzanteil an Warmbandvorratsmaterial beträgt heute bereits 30 %. Als nächster Entwicklungsschritt steht das so genannte Offer-to-sell (OTS) auf dem Plan. Mithilfe diese Verfahrens kann der Verkauf gezielt Kunden mit speziell geschnürten Angeboten via Internet ansprechen. Dadurch lassen sich die Bedürfnisse jedes einzelnen Kunden noch besser abdecken.

13 Andre-Thorsten Hebel, Dipl.-Kfm. Ralf Müller-Beckhoff E-Purchasing bei ThyssenKrupp Stahl durch das internetbasierte Online-Ausschreibungssystem W3AS E-Business-Portal der Thyssen Krupp Stahl AG (Bild 1)

14 E-Purchasing bei ThyssenKrupp Stahl durch das internetbasierte Online-Ausschreibungssystem W3AS 1 Generelle Entwicklung Angesichts der verstärkten Globalisierung der Märkte und des verschärften internationalen Wettbewerbs ist ein internetbasiertes Ausschreibungssystem im weltweiten B2B-Netz für den industriellen Einkauf von herausragender Bedeutung, ja unerlässlich. Je nach erreichtem Organisationsgrad bzw. Preis-Leistungs-Niveau können die Unternehmen hierüber zum Teil signifikante Einsparpotenziale bei Prozesskosten, mehr aber noch bei den Beschaffungskosten (Einkaufskonditionen) erzielen. Auch für den interessierten potenziellen Lieferanten lohnt es sich, seine Produkte und Leistungen über das Internet anzubieten. Das von den Zentralbereichen Materialwirtschaft und Informatik-Anwendungen der Thyssen Krupp Stahl AG (TKS) konzipierte und inzwischen in Betrieb genommene internetbasierte Online-Ausschreibungssystem W3AS ermöglicht grundsätzlich allen interessierten Lieferanten weltweit (internetweit), Angebote zu den darin plat- Systemarchitektur von W3AS (Bild 2) zierten Ausschreibungen direkt über eine vorgegebene Eingabemaske online abzugeben. Die Angebote stehen dem Einkäufer nach Ablauf der Angebotsabgabefrist mit einem im System erstellten Angebotsvergleich zur weiteren Bearbeitung inklusive einer ggf. möglichen bzw. sinnvollen Auktion (Reverse Auction) zur Verfügung. 2 Ausgangssituation bei ThyssenKrupp Stahl Bisher ist für Ausschreibungen je Lieferant, der zur Abgabe eines Angebotes aufgefordert werden soll, eine Anfrage im SAP-System zu generieren. Die Anfragen werden einzeln ausgedruckt, unterschrieben und ohne oder ggf. mit Spezifikationen bzw. Dokumentationen auf dem normalen Postweg an die zur Angebotsabgabe aufgeforderten Lieferanten gesendet. Die ebenfalls auf Papier eingehenden Angebote der Lieferanten werden vom Einkäufer im SAP-System manuell erfasst. Nach Ablauf der Angebotsfrist ist ein Angebotsvergleich zu erstellen, auf dessen Grundlage verhandelt wird. Im Anschluss an Vergabeverhandlungen erfolgt die Bestellung über das SAP-System. Die konventionelle Vorgehensweise bedeutet einen eingeschränkten, häufig regional begrenzten Wettbewerb, lange Postwege für Anfragen und Angebote sowie lange Vorgangsbearbeitungszeiten im Einkauf und beim Lieferanten. 3 Das internetbasierte Ausschreibungssystem W3AS der Thyssen Krupp Stahl AG (TKS) 3.1 Konzeption Seit September/Oktober 2000 erfolgen Ausschreibungen mit steigender Tendenz über das in 5 Monaten entwickelte Online- Ausschreibungssystem W3AS. Das System ist so konzipiert, dass grundsätzlich alle Bedarfe an Hilfs- und Betriebsstoffen, Reserveteilen, Werksgeräten, Produktionsstoffen, Betriebs- und Geschäftsausstattung, Investitionsgütern (Anlagen) und Dienstleistungen hierüber ausgeschrieben werden können. Für Dienstleistungen ist eine Ausbaustufe für umfangreiche Leistungsverzeichnisse/-kataloge und Aufmaßblätter auf dem Weg der Realisierung (Fertigstellung Ende Juni 01). Bei der Entwicklung von W3AS wurde Wert auf die Verwendung zukunftsweisender Technologien und die Anbindung an das ERP-System SAP gelegt, wie die Systemarchitektur (Bild 2) zeigt. Durch Integration in das operative SAP- System werden alle Aktionen und Aktivitäten von W3AS automatisch dort abgebil-

15 E-Purchasing bei ThyssenKrupp Stahl durch das internetbasierte Online-Ausschreibungssystem W3AS Login-Seite des Online-Ausschreibungssystems W3AS (Bild 3) det, so auch die online eingegebenen Angebote. Das zusätzliche Speichern der Beleghistorie gewährleistet Revisionssicherheit. Funktionalität und Benutzeroberfläche sind auf skalierbarer und internettypischer Umgebung (SUN/Bea/JAVA/ HTML) realisiert. Über das TKS-Portal http://www.thyssen-krupp-stahl.de (Bild 1) bzw. direkt über http://w3as.thyssenkrupp-stahl.com (Bild 3) steht das System im Internet zur Verfügung. 3.2 Funktionalitäten Der Einkäufer legt im SAP-System eine Anfrage an, die per Mausklick nach W3AS übertragen wird. Dort erfolgt die Freischaltung für alle Interessenten internetweit als offene oder geschlossene Ausschreibung. Offene Ausschreibungen sind für jeden interessierten Lieferanten zugänglich, geschlossene können nur die vom Einkäufer aus bestimmten Gründen ausgewählten Lieferanten einsehen. Grundsätzlich werden offene Ausschreibungen platziert, geschlossene nur in begründeten Ausnahmefällen, z.b. wegen des Vorhandenseins eines besonderen Know-hows auf Seiten der Lieferanten oder bei TKS selbst. Der Einkäufer kann auch bei offenen Ausschreibungen bestimmte Lieferanten vorgeben, von denen er ein Angebot erwartet. Das System verfügt über Tracking-Funktionen, wodurch alle vorgewählten Lieferanten ob in einer offenen oder in einer geschlossenen Ausschreibung automatisch per E-Mail über die sie betreffenden Ausschreibungen informiert werden. Interessierte Lieferanten können sich auf der Login-Seite des Systems (Bild 3) als registrierte User oder als Gäste einloggen. Beide haben Einblick in die offenen Ausschreibungen, nur registrierte User auch in die geschlossenen, sofern sie vom Einkäufer fallweise für diese ausgewählt worden sind. Möchte ein bisher unbekannter Lieferant ( Gast ) zu einem offen ausgeschriebenen Bedarf ein Angebot abgeben, muss er sich vorher registrieren lassen. Dazu ist ein Online-Fragebogen auszufüllen, in dem Angaben zum Unternehmensprofil abgefragt werden. Die Angaben werden dem Einkäufer per Mausklick übermittelt. Dieser prüft, ob es sich um einen geeigneten Geschäftspartner handeln könnte und veranlasst im positiven Fall das Anlegen eines Anbieterstammsatzes durch den Systemadministrator sowie die User-Freigabe per E-Mail unter Angabe einer Identnummer und eines Passwords. Die Online-Eingabe von Angeboten ist nur registrierten Usern/Lieferanten möglich! Anbieter können online eingegebene Angebote auch zwischenspeichern, um sie bei Bedarf zu einem späteren Zeitpunkt jedoch vor Ablauf der Angebotsfrist weiter zu bearbeiten und freizugeben. Zu jeder Ausschreibungsposition sind Anmerkungen in einem besonderen Feld möglich, etwa der Hinweis auf technische Abweichungen oder auf qualitativ vergleichbare aber preiswertere Alternativen. Die online eingegebenen Angebote werden automatisch aus W3AS in das SAP- System übertragen, wodurch der gesamte Vorgang im führenden ERP-System transparent und nachvollziehbar ist. Für die Auftragsvergabe kommen nur online eingegebene Angebote infrage, es sei denn, es handelt sich bei der Ausschreibung um eine Informationsanfrage, was in der Ausschreibung kenntlich gemacht werden kann. Der Einkäufer erhält erst nach Ablauf der Angebotsfrist mittels Mausklick Zugang zu

16 E-Purchasing bei ThyssenKrupp Stahl durch das internetbasierte Online-Ausschreibungssystem W3AS den Online-Angeboten und dem vom System gleichzeitig automatisch generierten Preis-Angebots-Vergleich. Der Preis- Angebots-Vergleich berücksichtigt ein Ranking, sodass die günstigsten Angebote immer an erster Stelle erscheinen (Bild 4). Sofern bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind hierzu gehören im Wesentlichen die Eindeutigkeit der Bedarfsdefinition sowie die für alle Anbieter gleichen preislichen, terminlichen und gewährleistungsmäßigen Rahmenbedingungen für einen eventuellen Auftrag kann der Preis- Angebots-Vergleich auch Basis für eine im W3AS ebenfalls konzipierte Vergabeauktion (Reverse Auction) sein, beispielsweise mit den drei günstigsten Anbietern. 4 Einführung Der Erfolg eines internetbasierten Ausschreibungssystems wie das der Thyssen Krupp Stahl AG hängt wesentlich von dessen Bekanntheitsgrad ab. Bei der Informa- Entwicklung der Lieferantenzugriffe (Bild 5) tionsfülle im World Wide Web ist nicht ohne weiteres zu erwarten, dass mögliche neue Geschäftspartner selbst bei intensiver Suche unmittelbar auf die gewünschten Webseiten stoßen. Vor diesem Hintergrund hat die Materialwirtschaft von TKS parallel zur Installation von W3AS eine gezielte Informationskampagne geführt, und zwar im Internet selbst, in Suchmaschinen, in Fachzeitschriften sowie in allen Bestellschreiben seit Oktober 2000. Im Februar 2000 wurden alle aktuellen Lieferanten mit einem wesentlichen Einkaufsvolumen nochmals gezielt angeschrieben mit der Aufforderung, sich als User im W3AS registrieren zu lassen, da Ausschreibungen in Zukunft in der Regel nur noch hierüber erfolgen werden. Im März 2001 wurden 235, im April 361 Ausschreibungen im W3AS platziert, im April sind 1.300 Angebote online abgegeben worden. Die Entwicklung der Lieferantenzugriffe zeigt Bild 5. 5 Auswirkungen Die Auswirkungen des internetbasierten Online-Ausschreibungssystems W3AS bestehen vorrangig darin, signifikante Einsparungen durch Verbesserung der Einaufskonditionen infolge grenzenlosen Wettbewerbs erzielen zu können und nachrangig in der Reduzierung der Prozesskosten infolge des voll elektronischen Ausschreibungsverfahrens statt der bisherigen, größtenteils manuellen Papierorganisation. Preis-Angebots-Vergleich (Bild 4) Quantitative Prognosen sind schwierig. Promoter, Provider, Profiteure aber auch Praktiker nennen durchschnittliche Einsparpotenziale bis in hohe zweistellige Prozentsätze. Dies ist von Ausnahmen abgesehen unseriös, zumal es abhängig ist von dem jeweils erreichten Preisniveau einerseits und dem Organisationsgrad andererseits. Unstrittig sind jedoch durchschnittliche Einsparpotenziale im unteren einstelligen Prozentbereich auch für die Unternehmen, die bereits ein jeweils gutes Niveau erreicht haben. Das heißt: Das internetbasierte Online-Ausschreibungssystem W3AS ist eine höchst lohnenswerte Investition!

17 Ralf Jacke, Dipl.-Kfm. Ralf Müller-Beckhoff E-Procurement bei ThyssenKrupp Stahl mittels elektronischer Kataloge im Intranet/Internet Elemente und Funktionen des E-Procurement im Materialwirtschaft e-shop von ThyssenKrupp Stahl (Bild 1)

18 E-Procurement bei ThyssenKrupp Stahl mittels elektronischer Kataloge im Intranet/Internet 1 Generelle Entwicklung Beschaffungsprozesse sind seit Jahren Gegenstand betrieblicher Reorganisationsmaßnahmen mit hohem Stellenwert. Dabei gilt die elektronisch gestützte Beschaffung von Waren und Dienstleistungen als ein wesentlicher Schlüssel zum Erfolg. Neben internetbasierten Ausschreibungssystemen zur verstärkten Nutzung des globalen Wettbewerbs kommt dem Einsatz elektronischer Produktkataloge und deren Bereitstellung über das jeweilige Intranet oder auf internetbasierten Marktplätzen besondere Bedeutung zu. Der von den Strategen und Promotern des E-Business hierfür besetzte Begriff heißt E-Procurement. Durch E-Procurement entfällt eine Reihe von Schritten des konventionellen Beschaffungsprozesses. So können Genehmigungsabläufe erheblich verkürzt werden. Die Suche nach geeigneten Artikeln und deren schnelle Beschaffung direkt durch den Bedarfsträger im Betrieb beseitigt die oft aufwendige Papierorganisation über den Einkauf. Unternehmen, die E-Procurement-Lösungen einsetzen, profitieren somit vor allem von beschleunigten rationelleren Beschaffungsprozessen. Durch die Hinterlegung einer Vielzahl von Produktkatalogen im Intranet bzw. Internet ergibt sich zudem ein besserer Produkt- und Preisüberblick. Der Einstieg in E-Procurement im Sinne der Nutzung elektronischer Produktkataloge erfolgt zunächst und vorrangig für den Bedarf an so genannten C-Artikeln, so auch bei der Thyssen Krupp Stahl AG (TKS). 2 Ausgangssituation bei ThyssenKrupp Stahl Die herkömmliche Beschaffung von C-Artikeln ist bei TKS wie folgt organisiert: Hilfs- und Betriebstoffläger Gelagerte bzw. vom Lieferanten in Form der Direktversorgung* anzuliefernde Artikel werden von den Betrieben über SAP reserviert (= abgerufen). Sammelverrechnungsabkommen Nicht gelagerte Artikel mit einem Einzelwert < 100 können mittels Materialanforderungsbeleg über den Einkauf bei lokalen Vertragslieferanten abgerufen werden. Bestellanforderung Alle anderen Artikel werden über eine SAP-Bestellanforderung (BANF) beim Einkauf zur Beschaffung angefordert. Die Prozesszeiten für die Beschaffung von C-Artikeln von der Bedarfsentstehung bzw. -ermittlung über Anforderung, Genehmigung, interne Postwege, Bestellung und Lieferung bis hin zur Wareneingangsbuchung liegen in dieser Form ausgenommen bei der Direktversorgung* im Durchschnitt bei 7 Tagen. Hinzu kommen Rechnungsprüfung und Bezahlung. * Direktversorgung: Ehemals bei TKS gelagerte Artikel wurden bereits in großem Umfang auf Lieferantenläger übertragen. Der TKS-Bedarfsträger im Betrieb reserviert seinen Bedarf wie gehabt in SAP. Die Reservierung wird elektronisch dem Lieferanten übermittelt, der die angeforderte Ware arbeitstäglich anliefert und anschließend eine Gutschrift erhält. 3 E-Procurement im Materialwirtschaft e-shop der Thyssen Krupp Stahl AG (TKS) Bildschirmmaske der Suchfunktionen (Bild 2) In Zukunft erfolgt die Beschaffung von C-Artikeln bei TKS mehr und mehr durch den direkten elektronischen Abruf seitens der betrieblichen Bedarfsträger aus den vom Einkauf bepreisten elektronischen Produktkatalogen. Materialwirtschaft schließt hierzu Rahmenverträge bzw. Konditionsabkommen über Katalogartikel ab (bzw. benutzt die bereits in großem Umfang vorhandenen Verträge) und stellt die entsprechenden Kataloge den Bedarfsträgern im so genannten Materialwirtschaft e-shop im Intranet und/ oder ggf. auch auf internetbasierten Marktplätzen zum Abruf zur Verfügung (Bild 1).

19 E-Procurement bei ThyssenKrupp Stahl mittels elektronischer Kataloge im Intranet/Internet Abruf beim Lieferanten (Bild 3) Benutzerspezifischer Warenkorb (Bild 4) Der von den Zentralbereichen Materialwirtschaft und Informatik-Anwendungen der TKS konzipierte Materialwirtschaft e-shop ist so gestaltet, dass sich berechtigte User (= betriebliche Bedarfsträger) über einen Standard-Internet-Browser in das System einloggen und benötigte Artikel per Mausklick abrufen können. Die Menüführung des Systems ist für die User grundsätzlich selbsterklärend, sodass umfassende Schulungsmaßnahmen nicht unbedingt erforderlich sind. Umfangreiche Suchfunktionen (Bild 2) ermöglichen den betrieblichen Bedarfsträgern das schnelle Auffinden von Artikeln. Neben der Artikelsuche über die Kataloghierachie, die sich am Klassifizierungsschema ecl@ss ausrichtet, kann auch innerhalb eines Katalogs oder über mehrere Kataloge mittels komplexer Suchmaschinen nach Artikeln gesucht werden. Außer über die klassische Suchfunktion nach Text (Volltextsuche), besteht die Möglichkeit, nach Lieferanten-, Hersteller- und/oder TKS-Artikelnummer sowie über Synonyme zu suchen. Das Suchergebnis (den Artikel) kann sich der User auf Wunsch mit Bildansichten anzeigen lassen. Darüber hinaus ist für jeden Artikel eine ausführliche technische Beschreibung hinterlegt. Alle ausgewählten Artikel werden in einem Warenkorb zwischengespeichert. Von diesem Warenkorb aus gelangt der User in den direkten Abruf beim Lieferanten (Bild 3). Der Abruf ist mit einer gültigen Kostenstelle oder einer Auftragskontierung und der entsprechenden Anlieferstelle zu ergänzen. Das SAP-Sachkonto hängt für den Nutzer unsichtbar an der Warengruppe und wird automatisch mitgeführt. Im Abruf werden der Gesamtbestellwert und das aktuell noch verfügbare Budget des betrieblichen Bedarfsträgers angezeigt. Jeder berechtigte Nutzer kann individuelle Standardartikel definieren und sich eigene ( favorisierte ) Warenkörbe (Bild 4) anlegen, auf die er jederzeit ohne weitere Katalogsuche direkt zugreifen und einen Abruf generieren kann. Abrufe über den Materialwirtschaft e-shop können nur solche betrieblichen Mitarbeiter (User/Nutzer) auslösen, für die der jeweilige Kostenstellenverantwortliche ein Budget eingerichtet hat und solange dieses Budget nicht überschritten ist. Jeder berechtigte Nutzer (Bedarfsträger) kann sich die von ihm generierten externen Abrufe und internen Reservierungen ausgewertet nach Zeitraum, Katalog, Artikel, Kontierung und Budget zur Selbstkontrolle am Bildschirm anzeigen lassen. Der Kostenstellenverantwortliche ist ebenfalls in der Lage, sich jederzeit auf Knopfdruck anzeigen zu lassen, wofür und von wem die von ihm vergebenen Budgets genutzt werden bzw. bis dahin genutzt worden sind. Hierdurch wird ihm ein Controllinginstrument an die Hand gegeben, das das bisherige, zeitaufwendige Genehmigungsverfahren (Unterschreiben jeder einzelnen Anforderung für extern zu beziehende Güter bzw. jedes einzelnen Materialentnahmescheins für die Artikel im TKSeigenen Lager oder die über Sammelverrechnungsabkommen zu beziehenden Artikel) auf rationelle Weise ersetzt. Außerdem ist sichergestellt, dass das von ihm vorgegebene Budget ohne seine Erlaubnis nicht überschritten werden kann. Alle Wareneingänge, die aufgrund der Abrufe aus dem Materialwirtschaft e-shop erfolgen, werden wie üblich in SAP erfasst. Die Wareneingangsbuchung stößt eine Gutschrift an. Einbuchung und Prüfung von Rechnungen entfallen. Die Materialwirtschaft kann über alle getätigten Abrufe und Reservierungen per

20 E-Procurement bei ThyssenKrupp Stahl mittels elektronischer Kataloge im Intranet/Internet Knopfdruck für jeden Katalog oder jede Warengruppe eine ABC-Analyse erstellen (Bild 5). Dies räumt ihr u. a. die Möglichkeit ein, mit den Lieferanten eine differenzierte (z.b. umschlagabhängige) günstigere Preisgestaltung zu vereinbaren. Da jede E-Procurement-Lösung nur so gut ist wie ihre Integration in das bestehende ERP-System, ist ein wichtiger Bestandteil des Materialwirtschaft e-shop von TKS die Schnittstelle zum bestehenden SAP-System. Jeder Abruf erzeugt automatisch eine Bestellung oder alternativ, wenn der benötigte Artikel in der Materialwirtschaft von TKS noch gelagert ist, eine Reservierung im SAP-System. Hierdurch entfällt das Springen zwischen zwei Systemen. Der betriebliche Bedarfsträger kann vielmehr neben externen Abrufen gleichzeitig auf die Artikel der unternehmenseigenen Materialwirtschaftsläger zugreifen. Per Klick wird der Abruf vom Materialwirtschaft e-shop -System an SAP übertragen und verbucht. Dort erfolgt die obligatorische Prüfung auf Kontierung, Warenempfänger und ggf. TKS-Artikelnummer. Bei positiver Prüfung meldet SAP eine entsprechende Abrufnummer oder bei Waren mit TKS-Artikelnummer eine Reservierungsnummer an den Materialwirtschaft e-shop zurück. Unmittelbar danach wird der Abruf an den jeweiligen Lieferanten wahlweise per E-Mail im Format EDI, HTML, XML (z.b. opentrans, idoc etc.), als Text mit oder ohne Satzstruktur oder über einen internetbasierten Marktplatz übertragen. Das System ist so konzipiert, dass neben den im Materialwirtschaft e-shop von TKS liegenden Katalogen auch auf allgemeinen oder branchenspezifischen Internetmarktplätzen liegende Kataloge zugegriffen werden kann. Techniken, die dieses ermöglichen, werden von den marktführen- ABC-Analyse (Bild 5) den Software-Herstellern Punch out oder Round Trip genannt und verfolgen die Vision, dass alle Materialien und Produktbeschreibungen in Zukunft über das Internet aufzufinden sein werden. 4 Einführung und Nutzung Das System ist seit langem ausgetestet und betriebsbereit. Die Nutzung ist jedoch abhängig von der Verfügbarkeit von Katalogen. Die Erstellung von Katalogen durch die Lieferanten ist trotz Orientierung an Standards gemessen an der Entwicklungszeit des Systems selbst sehr zeitaufwendig. Selbst weltweit operierende Unternehmen haben Schwierigkeiten, ihre Kataloge kurzfristig in der geforderten Datenstruktur zur Verfügung zu stellen. Die Wahrnehmung dieser Aufgabe durch spezielle Provider (Catalogue-Factories) ist wiederum gemessen an dem Entwicklungsaufwand für das System selbst extrem teuer und daher möglichst zu vermeiden. TKS geht davon aus, etwa 15 Kataloge (von ca. 30) bis Ende Juli 2001 eingestellt zu haben. 5 Auswirkungen Durch die vollelektronische Abwicklung wird die Beschaffungszeit für beim Lieferanten gelagerte Artikel von der Bedarfsfeststellung bis zum Wareneingang und zur Gutschrift auf 2 Tage (statt bisher ca. 7 Tage + Rechnungsprüfung) verkürzt. Im Notfall kann die Anlieferung sogar am Tage des Abrufs erfolgen. Darüber hinaus wird es möglich sein, die Mittelbindung durch die weitere Verlagerung bisher noch eigener Bestände auf Lieferanten zu reduzieren. Von großem Wert für den Einkauf ist zudem die Artikel-, Preis- und Kostentransparenz, die für Katalogartikel in dieser Form erstmalig zur Verfügung stehen wird. Die Vorteile des Materialwirtschaft e-shop - Konzepts der Thyssen Krupp Stahl AG liegen somit vorrangig in der erheblichen Straffung des Beschaffungsprozesses für Katalogartikel/C-Artikel bis hin zur Gutschrift und der damit einhergehenden Reduzierung der entsprechenden Prozesskosten. Alles in allem handelt es sich wie im Falle des Online-Ausschreibungssystems W3AS um eine höchst wirtschaftliche Investition!