Führungsrollen und Führungsinstrumente auf Fakultätsebene Dr. Christian Berthold Hochschulkurs Fakultätsmanagement Vertiefung 27. Juni 2008 www.che-consult.de
Teil 1: Führungsrollen und Führungsverhalten HSK Fakultätsmanagement Vertiefung Dr.Christian Berthold 27. Juni 2008 2
Unterschied Management und Führung Was ist Management? Managementhandeln stellt Dinge (Organisationsprozesse, Ergebnisse) in den Mittelpunkt. Management lenkt über Strukturen, Techniken, Institutionen, Systeme etc. Management ist verantwortlich für Einrichtung von und Steuerung von Planungssystemen, Projektorganisation, Controlling etc. HSK Fakultätsmanagement Vertiefung Dr.Christian Berthold 27. Juni 2008 3
Unterschied Management und Führung Was ist Führung? Führungshandeln stellt Personen und soziale Prozesse (Entscheidungen, Kommunikation, Handeln etc.) in den Mittelpunkt. Führung organisiert sich und andere. Kooperative Führung erreicht gemeinsam mit anderen Ziele. Autoritäre Führung erreicht Ziele durch andere. HSK Fakultätsmanagement Vertiefung Dr.Christian Berthold 27. Juni 2008 4
Kontinuum des Führungsverhaltens autoritärer Führungsstil kooperativer Führungsstil Vorgesetzte treffen Entscheidungen und verkünden sie treffen Entscheidung und verkaufen sie treffen Entscheidung und lassen Fragen zu schlagen Entscheidung vor, welche geändert werden kann diskutieren vor der Entscheidung und schlagen dann eine vor nennen das Problem, erhalten Lösungsvorschlag und entscheiden geben Ziele vor und lassen Gruppe über den Weg dorthin entscheiden HSK Fakultätsmanagement Vertiefung Dr.Christian Berthold 27. Juni 2008 5
Formale Kriterien Führungskraft ist wer dafür legitimiert ist Entscheidungen für eine Gruppe/ Organisation treffen darf im Namen einer Gruppe/ Organisation sprechen darf Letztverantwortung für Prozesse und Ergebnisse trägt Hierarchie HSK Fakultätsmanagement Vertiefung Dr.Christian Berthold 27. Juni 2008 6
Führungsrollen in Hochschulen/ Wissenschaft Leiter/in einer Organisation(seinheit) Rekor/in/ Präsident/in Dekan/in Institutsleiter/in Kanzler/in Leiter/in von Verwaltungs- und Serviceeinheiten sowie deren Stellvertreter/innen Leiter/in wissenschaftlicher Teams/ Arbeitsbereiche Leiter/in von Forschungsprojekten/ Forschergruppen Leiter/in von Graduiertenkollegs/ Graduate Schools Leiter/in von Sonderforschungsbereichen Leiter/in von Forschungsclustern (z.b. Exzellenzcluster) Professur/ Lehrstuhl Vorsitzende von Selbstverwaltungs-/ Aufsichtsgremien Senatsvorsitzende Vorsitzende von Hochschulräten? HSK Fakultätsmanagement Vertiefung Dr.Christian Berthold 27. Juni 2008 7
Besondere Herausforderungen in Wissenschaft/ Hochschule Kollegialität als Arbeits-, Leitungs- und Entscheidungsprinzip Führen in Teams Führen von Teams und Arbeitsgruppen HSK Fakultätsmanagement Vertiefung Dr.Christian Berthold 27. Juni 2008 8
Unterschied Arbeitsgruppe/ Team Arbeitsgruppe lockerer, zeitlich befristeter Zusammenschluss von Individuen, die sich zusammenfinden, um einen gemeinsamen Zweck zu verfolgen HSK Fakultätsmanagement Vertiefung Dr.Christian Berthold 27. Juni 2008 9
Unterschied Arbeitsgruppe/ Team Team kooperative Arbeit mehrerer Personen an einer oder mehreren zielorientierten Aufgaben, bei der unterschiedliches Fachwissen und sich ergänzende Fähigkeiten nach festgelegten Regeln zusammengebracht werden HSK Fakultätsmanagement Vertiefung Dr.Christian Berthold 27. Juni 2008 10
Führen von Arbeitsgruppen Aufgaben Ziele festlegen Zielverfolgung sicherstellen Zielerreichung prüfen Verantwortung für das Gesamtergebnis HSK Fakultätsmanagement Vertiefung Dr.Christian Berthold 27. Juni 2008 11
Führen von Teams Ziele festlegen Zielverfolgung sicherstellen Zielerreichung prüfen Verantwortung für das Gesamtergebnis Spielregeln für Zusammenarbeit festlegen und für Einhaltung sorgen Organisation von arbeitsteiligen Teamprozessen Umgang mit unterschiedlichen Teamrollen HSK Fakultätsmanagement Vertiefung Dr.Christian Berthold 27. Juni 2008 12
Führen in Teams Teamstrukturen im Leitungs- und Entscheidungssystem von Hochschulen HSK Fakultätsmanagement Vertiefung Dr.Christian Berthold 27. Juni 2008 13
Erfolgsfaktoren für Führungsteams im Hochschulbereich klare Rollen- und Verantwortungsteilung Dienst- und Fachaufsicht über zuarbeitendes Personal unterschiedliche persönliche Kompetenzen und Fähigkeiten (Teamrollen) Eine Person organisiert den Teamprozess und verantwortet das Gesamtergebnis (Teamleader). (Quelle: Nickel, Sigrun 2007: Partizipatives Management von Universitäten. Hampp Verlag.) HSK Fakultätsmanagement Vertiefung Dr.Christian Berthold 27. Juni 2008 14
Teil 2: Führungsinstrumente HSK Fakultätsmanagement Vertiefung Dr.Christian Berthold 27. Juni 2008 15
Organisationsgestaltung Traditionelle Organisationsstrukturen: geringe Eigenverantwortung zentrale Entscheidungsmacht hochgradige Arbeitsteilung Befehlsketten Funktionalität von Einzelpersonen hierarchische Leitung negativ: pessimistisches Menschenbild (Kontrolle) fördert reaktiv-passive Verhaltensweisen positiv: schnell und effizient Motivationsfördernde Organisationsstrukturen: hoher Grad an Selbstverantwortung Dezentralisierung Vielfalt in den Tätigkeiten Gestaltungsmöglichkeiten im eigenen Arbeitsfeld Teamarbeit kooperative Leitung negativ: hoher Kommunikationsaufwand Schwerfälligkeit positiv gesteigerte Innovations- und Leistungsfähigkeit durch motivierte MitarbeiterInnen HSK Fakultätsmanagement Vertiefung Dr.Christian Berthold 27. Juni 2008 16
Motivierende Führungsmethoden: arbeitsorganisatorische Tools zur Ausdehnung des Handlungsspielraums Erweiterung der Arbeitsvarietät (horizontal) Arbeitsanreicherung (horizontal und vertikal) job enlargement Arbeitsvergrößerung systematischer Arbeitsplatzwechsel job rotation auf Individualebene job enrichment auf Gruppen- Ebene HSK Fakultätsmanagement Vertiefung Dr.Christian Berthold 27. Juni 2008 17
Personalgespräch 1. Einstieg und Gesprächseröffnung 2. Themensammlung und Auswahl 3. Analyse des Ist- Zustands Übergehen zum nächsten Gesprächspunkt 4. Veränderungen für die Zukunft 5. Ziele und Vereinbarungen 6. Gesprächsabschluss und Nachbereitung nach Besprechung des letzten Punkts HSK Fakultätsmanagement Vertiefung Dr.Christian Berthold 27. Juni 2008 18
Personenbezogene Ziel- und Leistungsvereinbarungen HSK Fakultätsmanagement Vertiefung Dr.Christian Berthold 27. Juni 2008 19
Anreize setzen Über das tarifliche Gehalt hinaus werden zusätzliche Leistungszulagen bei Zielerreichung gewährt Ausstattung des Arbeitsplatzes Preise für besondere Leistungen Freizeit HSK Fakultätsmanagement Vertiefung Dr.Christian Berthold 27. Juni 2008 20
Führungsfeedback Führungsfeedback ist eine besondere Form der MitarbeiterInnen Befragung (5 20 Personen), die freiwillig schriftlich anonym zu einer subjektiven Beschreibung des Führungsverhaltens eines gemeinsamen Vorgesetzten führt. HSK Fakultätsmanagement Vertiefung Dr.Christian Berthold 27. Juni 2008 21
Beispiel Datenaufbereitung: Führungskräfte im Vergleich Quelle: Leitfaden Führungsfeedback, Innenministerium NRW HSK Fakultätsmanagement Vertiefung Dr.Christian Berthold 27. Juni 2008 22
Feedback dient der Verwirklichung partnerschaftlicher Führung der Artikulation von Wünschen und Erwartungen, die der Feedback-Nehmer zur gezielten Reflektion des eigenen Führungsverhaltens nutzen kann der Verbesserung der Kommunikation im Team und damit des Arbeitsklimas zukünftigen Maßnahmen universitärer Organisations- und Kulturentwicklung HSK Fakultätsmanagement Vertiefung Dr.Christian Berthold 27. Juni 2008 23
Feedbackgespräch Alle Beteiligten sprechen zur Vermeidung von Missverständnissen und persönlichen Angriffen in der Ich -Formulierung: - konkret - beschreibend - angemessen - klar - positiv HSK Fakultätsmanagement Vertiefung Dr.Christian Berthold 27. Juni 2008 24
Feedbackgespräch Feedbackregeln: - hören Sie zu - verteidigen Sie sich nicht - fragen Sie nach - erläutern Sie ihre eigene Wahrnehmungen - bitten Sie um Konkretisierungen/Beispiele - machen Sie Verbesserungsvorschläge - bedanken Sie sich für die Rückmeldung - schließen Sie konkrete Vereinbarungen mit den Mitarbeiter/innen HSK Fakultätsmanagement Vertiefung Dr.Christian Berthold 27. Juni 2008 25
Fazit: Führungsdilemma an Hochschulen Moderne Führungsinstrumente wirken im universitären Kontext vergleichsweise autoritär und einschränkend, weil sie Grenzen setzen, die es vorher in dieser Form nicht gab. Führung als Vertretung des Organisationsinteresses steht in Kontrast zur individuellen Autonomie der wissenschaftlich Tätigen (Wissenschaftler/innen verstehen sich nicht als Personal ). Dennoch müssen die an Hochschulen tätige Personen systematischer als bisher geführt und in ihren Fähigkeiten weiterentwickelt werden. HSK Fakultätsmanagement Vertiefung Dr.Christian Berthold 27. Juni 2008 26