Prävention Prävention und Gesundheitsförderung Prävention umfasst alle Maßnahmen, die Krankheiten verhüten, verlangsamen oder umkehren sollen. Das Wort leitet sich ab aus dem Lateinischen: praevenire = zuvorkommen. Gemeint ist in diesem Zusammenhang, der Krankheit zuvorkommen. Es wird unterteilt in die primäre, sekundäre und tertiäre Prävention Primäre Prävention Die Primärprävention umfasst alle spezifischen Aktivitäten vor Eintritt einer fassbaren biologischen Schädigung. Ziel ist, die Neuerkrankungsrate (Inzidenzrate) einer Erkrankung in einer Population (oder die Eintrittswahrscheinlichkeit bei einem Individuum) zu senken. (Schwartz et al., 2000 152) Die Aktivitäten sollen zur Beseitigung der ursächlichen Faktoren für die Erkrankung dienen; sie können am Individuum ansetzen oder z.b. die Veränderung von Umweltfaktoren. Beispiele für die primäre Prävention: Unspezifisch: Unfallverhütung, Ernährungsberatung, jegliche Art von Aufklärungskampagnen, z.b. Aids oder Rauchen, Spezifisch: Impfungen, Jodzusatz zum Salz, Ergänzungen der Zahnpasta Sekundäre Prävention Die Sekundärprävention umfasst alle Maßnahmen zur Entdeckung symptomloser Krankheitsfrühstadien. Selbstverständlich gehört die wirksame Frühbehandlung entdeckter Fälle zwingend zu diesem Konzept. Ziel ist die Inzidenzabsenkung manifester oder fortgeschrittener Erkrankungen. (Schwartz et al., 2000 152) Hier geht es also nicht mehr um die Verhinderung von Krankheit, sondern um die frühe Erkennung von Krankheiten, bevor Symptome auftreten. Beispiele: Früherkennungsmaßnahmen, Vorsorgeuntersuchungen der Krankenversicherung, Gesundheits- Check-Ups, U- Untersuchungen der Kinder Tertiäre Prävention Tertiärprävention umfasst alle Maßnahmen zur Verhütung von Spätfolgen oder Spätschäden bei bereits eingetretener Erkrankung. (Bucher/Gutzwiller 1993) Das heißt, dass bereits eine Krankheit besteht, deren Folgeschäden durch gezielte Maßnahmen vermieden werden sollen (sowohl körperlicher als auch sozialer Art) Beispiele: Medikamententherapie, um einen erneuten Herzinfarkt zu verhindern; bei bestehendem Diabetes mellitus z.b. Blindheit vermeiden; Wiedereingliederung in den
Beruf, um sozialer Isolation vorzubeugen. Die Übergänge innerhalb der Prävention können fließend sein, ebenso wie von der tertiären Prävention zur Rehabilitation. Verhaltens- und Verhältnisprävention Die Präventionsmaßnahmen können sich sowohl auf das Verhalten von Individuen oder Gruppen (Verhaltensprävention) als auch auf Veränderungen der biologischen, sozialen oder technischen Umwelt (Verhältnisprävention) beziehen. Meist sind die Präventionsmaßnahmen Kombinationen aus beiden Anteilen. Beispiele: Aufklärungskampagnen über die Schädlichkeit von Rauchen und Angebote für Raucherentwöhnungskurse => Verhaltensprävention Rauchverbot in Kinos oder Verbote des Aufhängens von Zigarettenautomaten auf Schulhöfen => Verhältnisprävention Quellen: Schwartz et al., Das Public Health Buch, Urban und Fischer Verlag München, Jena 2000. Bucher / Gutzwiller, Checkliste Gesundheitsberatung und Prävention, Thieme Verlag Stuttgart 1993 Gesundheitsförderung Während Prävention auf die Vorbeugung oder Früherkennung von Krankheit abzielt und dabei z. B. Impfungen, gesunde Ernährung, Früherkennung und ausreichende Bewegung propagiert, ist der Ansatz der Gesundheitsförderung der, die Gesundheit der Menschen zu stärken. Durch die Veränderung der Arbeits-, Umwelt- und Lebensbedingungen sowie des individuellen Verhaltens sollen bessere Vorkehrungen für gesundes Leben geschaffen werden. Ursprünglich wurde das Konzept der Gesundheitsförderung 1986 von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) entwickelt ( Vergleich Gesundheitsdefinition Modul Persönliche Gesundheit) und in der sogenannten Ottawa-Charta zusammengefasst. Das Konzept enthält die wichtigsten Aktionsstrategien und Handlungsfelder der Gesundheitsförderung. Drei grundlegenden Handlungsstrategien und fünf zentralen Handlungsbereichen können unterschieden werden. Handlungsstrategien 1. Anwaltschaftliches Eintreten für Gesundheit / Interessen vertreten Die in der Gesundheitsförderung Tätigen treten aktiv für Gesundheit ein; im Sinne der Beeinflussung politischer, ökonomischer, sozialer, kultureller, biologischer sowie Umweltund Verhaltensfaktoren.
2. Befähigen und Ermöglichen Mit Konzepten wie zum Beispiel Empowerment und Kompetenzförderung sollen bestehende Unterschiede im Gesundheitszustand zu verringert und autonom das größtmögliche Gesundheitspotenzial der Menschen verwirklicht werden. Den Menschen soll der Zugang zu allen relevanten Informationen möglich gemacht werden. 3. Vermitteln und Vernetzen Unter Vermittlung und Vernetzung versteht man die aktive und permanente Kooperation mit allen Akteuren innerhalb und außerhalb des Gesundheitswesens. Alle Bereiche wie Politik, Gesellschaft, Arbeitgeber etc. sollen vernetzt zusammenarbeiten und somit eine Kontinuität im gesundheitsförderlichen Verhalten des Einzelnen gewährleisten können. Handlungsfelder 1. Entwicklung einer gesundheitsfördernden Gesamtpolitik. Das primäre Ziel einer gesundheitsfördernden Gesamtpolitik ist es, dass Gesundheit in allen Politikbereichen und allen Ebenen auf die politische Tagesordnung gesetzt wird bzw. dort steht. Politiker müssen sich der gesundheitlichen Konsequenzen ihrer Entscheidungen und ihrer Verantwortung für Gesundheit bewusst sein. Eine solche Politik bedient sich verschiedener, sich gegenseitig ergänzender Ansätze, wie zum Beispiel steuerliche Maßnahmen, Gesetzesinitiativen, organisatorisch-strukturelle Veränderungen. 2. Gesundheitsfördernde Lebenswelten schaffen. Durch Gesundheitsförderung sollen Lebenswelten geschaffen werden, die Menschen Schutz vor Gesundheitsgefahren bieten und sie dazu befähigen ihre Fähigkeiten auszuweiten und Selbstvertrauen in Bezug auf gesundheitliche Belange zu entwickeln. Gesundheitsfördernde Lebenswelten umfassen Orte, an denen Menschen leben, die Gemeinde, ihr Zuhause, Orte, an denen sie arbeiten, spielen und ihre Freizeit verbringen, einschließlich des Zugangs von Menschen zu Ressourcen für Gesundheit und von Möglichkeiten der Befähigung zu selbstbestimmtem Handeln. 3. Gesundheitsbezogene Gemeinschaftsaktionen unterstützen. Ein wesentliches Bestreben der Gesundheitsförderung ist die Unterstützung von Nachbarschaften, Gemeinschaftsaktivitäten von Bürgern, Selbsthilfeaktivitäten und Gemeinden im Sinne einer erhöhten Selbstbestimmung, Autonomie und Kontrolle über die eigenen Gesundheitsbelange. 4. Persönliche Kompetenzen entwickeln. Durch Gesundheitsförderung sollen die Entwicklung von Persönlichkeit und sozialen Fähigkeiten mit Hilfe von Informationen, gesundheitsbezogener Bildung sowie die Verbesserung sozialer Kompetenz und lebenspraktischer Fertigkeiten unterstützt bzw. gefördert werden. Darüber hinaus sollen die Menschen zu lebenslangem Lernen befähigt werden, um mit den sich verändernden Bedingungen in den verschiedenen Lebensphasen umgehen zu können. 5. Gesundheitsdienste neu orientieren. Die Gesundheitsdienste sollen ein Versorgungssystem aufbauen, das sich auf die stärkere Förderung von Gesundheit konzentriert und nicht wie bisher auf medizinisch-kurative Betreuung. Vor allem soll es sich an den Be-
dürfnissen der Menschen anpassen. Durch die Neuorientierung soll auch die Möglichkeit der Koordination zwischen dem Gesundheitssektor und den anderen gesundheitsrelevanten sozialen, politischen und ökonomischen Kräften verbessert werden. Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) Die betriebliche Gesundheitsförderung wird wesentlich durch die Krankenkassen getragen mit Schnittstellen zu den gesetzlichen Arbeitsschutzregelungen und zu den Berufsgenossenschaften (Unfallkassen). Die Aufgaben der Krankenkassen in der betrieblichen Gesundheitsförderung und Primärprävention werden vom 20 SGB V zusammen mit dem dazu gehörigen Handlungsleitfaden für die Krankenkassen sowie einem Katalog von Qualitätssicherungsmaßnahmen geregelt. Rechtsgrundlagen 20 SGB V - Drittes Kapitel: Betriebliche Gesundheitsförderung, Primärprävention und Selbsthilfe durch die gesetzlichen Krankenkassen 1 und 14 SGB VII - Prävention arbeitsbedingter Gesundheitsgefahren durch die gesetzliche Unfallversicherung; Zusammenarbeit mit der gesetzlichen Krankenversicherung Mit Schnittstellen zu: Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) - Gesetz über die Durchführung von Maßnahmen des Arbeitsschutzes zur Verbesserung der Sicherheit und des Gesundheitsschutzes der Beschäftigten bei der Arbeit - regelt die Pflichten der Arbeitgeber sowie Pflichten und Rechte der Arbeitnehmer Arbeitssicherheitsgesetz (ASiG) - Gesetz über Betriebsärzte, Sicherheitsingenieure und andere Fachkräfte für Arbeitssicherheit Arbeitszeitgesetz (ArbZG) - regelt Arbeits-, Pausen- und Erholungszeiten zum Schutz der Gesundheit und zur Flexibilisierung der Arbeitszeit Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV) - sicherheitstechnische, arbeitsmedizinische und Hygiene-Regeln für die Einrichtung und den Betrieb von Arbeitsstätten, auch Nichtraucherschutz am Arbeitsplatz. Bildschirmarbeitsverordnung (BildscharbV) Beschäftigtenschutzgesetz - Gesetz zum Schutz der Beschäftigten vor sexueller Belästigung am Arbeitsplatz Handlungsfelder der betrieblichen Gesundheitsförderung Ernährung und Bewegung, z.b. gesunde Verpflegung im Betrieb.
Suchtmittelkonsum, z.b. Nichtraucherschutz, Tabakentwöhnung und Alkohol bei der Arbeit Psychosoziale Belastungen, z.b. Stress am Arbeitsplatz und Mobbing Zielgruppenspezifische betriebliche Gesundheitsförderung, Z.B. für Führungskräfte, ältere Beschäftigte, Schichtarbeiter oder die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Betriebliche Instrumente Was passiert im Betrieb? Eine ideale Grundlage im Sinne einer Bestandsaufnahme der betrieblichen Situation und für die Festlegung von Zielen und die Entscheidung über geeignete Interventionen im Betrieb ist die Gesundheitsberichterstattung, die aus den Arbeitsunfähigkeitsdaten der Beschäftigten gewonnenen wird und bei Bedarf durch eine Mitarbeiterbefragung ergänzt werden kann. Mit Gesundheitszirkeln als betrieblichen Problemlösegruppen unter Beteiligung der Beschäftigten können bisher unbeachtete oder verdeckte Arbeitsbelastungen, insbesondere auch psychosozialer Art, ermittelt und mit Lösungsvorschlägen verknüpft werden. In einer Arbeitssituationsanalyse werden Ursachen für eine nicht zufriedenstellende und damit krankheitsfördernde Arbeitssituation herausgearbeitet, werden konkrete Vorschläge zur Verbesserung der Arbeitsverhältnisse entwickelt, Die Ergebnisse dieser grundsätzlichen Instrumente zur Bestandsaufnahme der betrieblichen Situation, werden idealerweise in einem Handlungsplan schriftlich zusammengefasst und nach einem festgelegten Zeitplan umgesetzt.