> Aspekte der Ergonomie



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Transkript:

> Aspekte der Ergonomie

Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung... 3 2. Ergonomie: Definition und Ziele... 4 2.1 Definition der Ergonomie der internationalen Ergonomie-Gesellschaft... 4 2.2 Ziele 4 3. Einrichtung des Arbeitsplatzes... 6 3.1 Bildschirmarbeitsplatz... 7 3.1.1 Einrichtung des Bildschirmarbeitsplatzes... 7 3.1.2 Sitzende Tätigkeit und Entspannung... 10 3.2 Produktions-, Industrie-, Gewerbearbeitsplatz... 13 3.2.1 Richtige Körperhaltung bei der Arbeit... 13 3.2.2 Heben und Tragen von Lasten... 13 4. Gestaltung des Arbeitsumfeldes... 16 4.1 Raumklima... 17 4.2 Lärm 20 4.3 Licht und Beleuchtung... 23 4.4 Erschütterungen... 26 5. Organisation und Inhalt der Arbeit... 27 5.1 Schichtarbeit... 27 5.2 Führungsstil... 30 5.3 Mentale und psychosoziale Belastungen während der Arbeit... 31 5.3.1 Stressursachen am Arbeitsplatz... 32 5.3.2 Schutzfaktoren gegen Stress... 33 5.3.3 Auswirkungen der Arbeitsbedingungen... 34 5.4 Instrument zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen... 35 6. Adressen/Kontakte/weiterführende Informationen... 36 7. Anhänge... 44 7.1 Anhang I: Wegleitungen zu den Verordnungen 1, 3 und 4 zum Arbeitsgesetz... 44 7.2 Anhang II: Informationen/Checklisten/Tests... 125 7.3 Anhang III: Das "Chaplin-Spiel"... 151 2

1. Einleitung Die Ergonomie ist ein wesentlicher Bestandteil der betrieblichen Gesundheitsförderung. Sie hat zum Ziel, die Arbeit dem Menschen anzupassen und dabei sein Wohlbefinden und seine Effizienz zu steigern. Als wissenschaftliches Fachgebiet befasst sie sich mit den Zusammenhängen zwischen den Arbeitsbedingungen, der Gesundheit und der Leistung der Erwerbstätigen. Die Ergonomie beschäftigt sich vor allem mit den Werkzeugen und der Einrichtung am Arbeitsplatz (Kapitel 3) dem Arbeitsumfeld (z.b. Licht, Lärm, Raumklima) (Kapitel 4) der Organisation und dem Inhalt der Arbeit (Kapitel 5) Diese haben direkte und indirekte Auswirkungen auf die Gesundheit, Motivation und Leistung der Mitarbeitenden im Betrieb. Dass in Europa mehr als ein Drittel der Erwerbstätigen unter arbeitsbedingten Gesundheitsproblemen leidet, zeigen die Umfragen der Europäischen Stiftung für die Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen. Die Befragung von über 20'000 Personen aus 15 Ländern im Jahr 2000 ergab, dass 33% unter Rückenschmerzen und je ca. 25% unter Stress sowie Muskel-Skelett-Erkrankungen leiden ( Dublin Foundation). 3

2. Ergonomie: Definition und Ziele 2.1 Definition der Ergonomie der internationalen Ergonomie-Gesellschaft www.iea.cc Ergonomie (oder human factors) ist die wissenschaftliche Disziplin, welche sich mit dem Verständnis der Wechselwirkungen zwischen Menschen und anderen Elementen eines Systems beschäftigt. Daraus wird die berufliche Tätigkeit abgeleitet, welche die Theorie, Prinzipien, Daten und Methoden dieser Disziplin zur Gestaltung des menschlichen Wohlbefindens und der Verbesserung der gesamten Systemleistung anwendet. ErgonomInnen tragen zur Konzeption und Evaluierung der Aufgaben, Arbeit, Produkte, Umwelt und Systeme bei. Dies mit dem Ziel, sie auf die Bedürfnisse, Kompetenzen und Grenzen der Menschen abzustimmen. Dazu benötigen sie ein umfassendes Verständnis, da die Ergonomie einen ganzheitlichen Ansatz verfolgt, der physische, kognitive, soziale, organisatorische, umweltrelevante und andere Faktoren berücksichtigt. 2.2 Ziele Untersucht wird, welchen Zwangsbedingungen arbeitende Personen ausgesetzt sind, und wie sich diese auf ihre Gesundheit und Leistung auswirken. Die Zwangsbedingungen (oder Stressfaktoren) können zwar unterschiedlicher Natur sein, beeinflussen sich aber wechselseitig. Das Ziel der ErgonomInnen ist es daher, diese Einschränkungen bei der Arbeit soweit wie möglich zu reduzieren. In der Analyse werden die verschiedenen Zwangsbedingungen und Stressfaktoren ermittelt. Mit der Massnahmenplanung werden Vorschläge erarbeitet, welche zur Risikominderung und Gesundheitsförderung beitragen. 4

Analyse Physische Zwangsbedingungen betreffen beispielsweise die Körperhaltung und Körperbewegungen beim Heben und Tragen von schweren Lasten. Die durch das Arbeitsumfeld bedingten Zwänge betreffen Lärm, Licht, Raumklima usw. Mentale Zwangsbedingungen betreffen beispielsweise das Mass an Arbeitskonzentration, der Arbeitsrhythmus, die Selbständigkeit, Komplexität und Vielfalt der Arbeit sowie die persönliche Verantwortung. Psychosoziale Zwangsbedingungen betreffen Situationen, die auf emotionaler Ebene schmerzhaft sind oder schwierige zwischenmenschliche Beziehungen, die berufsbedingt eingegangen werden müssen. Beispiele sind die Konfrontation mit dem Leid anderer Menschen, mit dem Tod oder die schwierigen Beziehungen zwischen ArbeitskollegInnen. Die Arbeitssituation muss immer ganzheitlich betrachtet werden: Eine Ergonomiefachperson wird beim Ermitteln der Ursachen von Stress, Rückenschmerzen oder häufigen Absenzen auch physische, mentale und psychosoziale Zwangsbedingungen berücksichtigen. Es wurde z.b. wissenschaftlich nachgewiesen, dass Rückenschmerzen nicht nur durch eine falsche Körperhaltung oder durch das Heben und Tragen von Lasten verursacht werden, sondern auch durch Stress oder zwischenmenschliche Konflikte. In der Analyse werden auch motivierende Elemente oder Schutzfaktoren berücksichtigt, denn sie stehen in Zusammenhang mit der Gesundheit, dem Wohlbefinden und der Leistung. Massnahmeplanung Technische Einrichtungen und Material Verbesserung der Werkzeuge, Maschinen, Software, Räumlichkeiten und Arbeitsräume sowie des physischen Arbeitsumfelds. Organisation Bessere Organisation der Abläufe, Strukturierung der Arbeitszeiten, gerechte Verteilung der Arbeit; klare Aufgabenstellungen, Führung mit Unterstützung und Hilfe durch die Vorgesetzten usw. Personal Der Arbeitssituation entsprechende Fortbildungsangebote, Kompetenzentwicklung, effiziente Kooperations- und Kommunikationssysteme, Motivation, Kreativitätsanreize, Gesundheitsförderung usw. 5

3. Einrichtung des Arbeitsplatzes Die Einrichtung eines Arbeitsplatzes umfasst das Mobiliar und seine Anordnung im Raum sowie das Werkzeug und die Instrumente, die für eine Arbeit zur Verfügung stehen. Da die Einrichtung weitgehend die Körperhaltung und Bewegungen bei der Arbeit bestimmt, muss sie im Hinblick auf die Tätigkeit und die Gesundheit entsprechend an die Person angepasst werden. Aus diesem Grund ist z.b. die Tischhöhe für eine manuelle Präzisionsarbeit eine andere als für Bildschirmarbeit. Dabei müssen Körpermerkmale wie Körpergrösse, Arm- und Beinlänge, Alter, Sehfähigkeit, Behinderung etc. bei der Einrichtung des Arbeitsplatzes berücksichtigt werden. Individuelle Wünsche und Vorlieben sollen soweit wie möglich berücksichtigt werden. Tipps Bildschirmarbeitsplatz (Kapitel 3.1) Arbeiten im Sitzen und für die Entspannung (Kapitel 3.1.2) Produktions- (Industrie-, Gewerbe-)arbeitsplatz (Kapitel 3.2) Heben und Tragen von Lasten (Gewichte) (Kapitel 3.2.2) Bei komplexen Situationen wird der Beizug von ErgonomInnen empfohlen. Vorschriften zur Einrichtung des Arbeitsplatzes Die Wegleitung zu den Verordnungen 3 und 4 zum Arbeitsgesetz sind für die ArbeitgeberInnen verpflichtend, wenn sie nicht beweisen können, dass die von ihnen eingeleiteten Massnahmen mindestens ebenso gut sind. Das heisst, sie haben die Möglichkeit, sich entweder an die Wegleitung zu halten oder andere Lösungen zu suchen, die mindestens ebenbürtig sind. Allgemeine Anforderungen Anhang I: Verordnung 3, Artikel 23 Besondere Anforderungen Anhang I: Verordnung 3, Artikel 24 Lasten Anhang I: Verordnung 3, Artikel 25 Raumhöhe Anhang I: Verordnung 4, Artikel 5 Unterirdische sowie fensterlose Arbeitsräume Anhang I: Verordnung 4, Artikel 4 6

3.1 Bildschirmarbeitsplatz 3.1.1 Einrichtung des Bildschirmarbeitsplatzes Nachstehend finden Sie einige Grundlagen für die ergonomische Einrichtung eines Bildschirmarbeitsplatzes. Dabei sind die Art der Arbeit (Korrespondenz, Datenerfassung, Programmierung etc.), ihre Ausführungsgeschwindigkeit und die Selbständigkeit bei der Arbeit wesentliche Faktoren, die sich auf die Leistung und Gesundheit der Arbeitnehmenden auswirken. Die Mensch-Computer-Schnittstellen (Bildschirm, Tastatur, Maus) günstig zu platzieren und den Stuhl und Schreibtisch auf die richtige Höhe einzustellen ist der erste Schritt, um den Arbeitsplatz ergonomisch zu gestalten. Es sind jedoch noch zahlreiche weitere Faktoren zu berücksichtigen, wie z.b. die Arbeitsinhalte, Pausen und Bewegung etc. ( Kapitel 3.2 / www.kmu-vital.ch unter Module/Arbeitsgestaltung)! 7

Quelle: "Ergonomie am Bildschirmarbeitsplatz" Mit freundlicher Genehmigung der F. Hoffmann - La Roche AG und des seco Die Art und Weise, wie Informationen am Bildschirm dargestellt werden, beeinflusst die visuelle und mentale Ermüdung. Am Bildschirm arbeitende Personen leiden sehr oft unter übermüdeten Augen, und die Klagen sind unterschiedlich: Anpassungsmüdigkeit Bei sehr häufigem Wechsel der Sehdistanz, wie er z.b. beim regelmässigen Abtippen von Schriftstücken und einem etwas weit entfernt stehenden Bildschirm auftritt. Die Folge davon können Rötungen, Schmerzen, Augenbrennen oder Tränenfluss sein. 8

Funktionelle Beeinträchtigung Sehstörungen, wie z.b. Doppeltsehen oder Schärfeverlust Eine ungünstige Stellung des Bildschirmes und der Tastatur führt oft zu Steifheit und Schmerzen im Nacken und Rücken oder in den Schultern und Armen. Dabei trägt auch ein hohes Mass an Konzentration zu Muskelverspannungen bei, sowie das sitzende Arbeiten, ohne regelmässig den ganzen Körper zu bewegen. Ein gesundes Arbeiten am Bildschirm erfordert daher, dass der Bildschirmarbeitsplatz optimal eingerichtet ist, dass der Bürostuhl und die Pausen ausreichend Bewegung ermöglichen. Informationen und Beratung zum Thema Kantonale Arbeitsinspektorate (KAI) Kantonale Verwaltungen CREE-zertifizierte Ergonominnen und Ergonomen der Schweizerischen Gesellschaft für Ergonomie (SwissErgo) Liste der Mitglieder und Veranstaltungskalender www.swissergo.ch ETH Zürich Zentrum für Organisations- und Arbeitswissenschaften www.zoa.ethz.ch Institut universitaire romand de santé au travail (IURST) www.i-s-t.ch Staatssekretariats für Wirtschaft (seco) Verhalten am Bildschirm o.k.? Bestellbare Informationsbroschüren und Schulungsmaterial www.secoklick.ch Schweizerische Unfallversicherungsanstalt (SUVA) WBT-Programm "Ergonomie am Bildschirmarbeitsplatz" www.suva.ch/online-lernen SUVA-Broschüren und Checklisten (auch als pdf) "Die Arbeit am Bildschirm" (Nr. 44022) "Bildschirmarbeit. Wichtige Informationen für Ihr Wohlbefinden" (Nr. 44034) "Arbeiten am Bildschirm 10 Tipps für Ihre Gesundheit und Ihr Wohlbefinden" (Nr. 84021) www.suva.ch/waswo 9

3.1.2 Sitzende Tätigkeit und Entspannung Sitzend arbeiten (statische Belastung) Das Sitzen kann Schmerzen verursachen, wenn der Arbeitsplatz nicht richtig an die Person angepasst ist und vor allem dann, wenn über längere Zeit in einer Zwangshaltung verharrt wird. Bei der Arbeitsplanung sollte berücksichtigt werden, dass langes Sitzen genauso ermüdet wie langes Stehen und die Bandscheiben nur bei Bewegung ernährt und damit fit gehalten werden. Tipps Nachfolgend einige Tipps aus dem Informationsblatt Sitzend arbeiten des Staatssekretariats für Wirtschaft (seco) Stuhlhöhe der Arbeitsfläche anpassen Die Stuhlhöhe ist dann richtig, wenn sich die Knie im rechten Winkel zum Körper befinden, die Oberschenkel gleichmässig auf dem Stuhl ruhen und die Füsse ganz auf den Boden oder auf eine Fussstütze gestellt sind. Die Höhe der Arbeitsfläche ist richtig eingestellt, wenn die Ellbogen fast auf der gleichen Höhe sind und die Arme frei hängen können. Die Höhe der Arbeitsfläche kann je nach der auszuführenden Aufgabe von dieser Regel abweichen, so z.b. bei manueller Präzisionsarbeit. zu tief angepasst zu hoch Abbildung 1: Stuhlhöhe Die Sitzfläche neigen können Die Sitzfläche sollte grundsätzlich horizontal sein und im besten Fall auch je nach den persönlichen Bedürfnissen nach hinten oder nach vorne geneigt werden können. 10

Bewegung! Wenn Sie sich während Ihrer Arbeit oftmals während längerer Perioden nicht bewegen, können Beschwerden auftreten, auch wenn Ihr Arbeitsplatz optimal eingerichtet ist. Sie sollten den Oberkörper, die Arme und die Beine frei bewegen können. Ein schlecht eingestellter Stuhl oder herumstehende Gegenstände können Ihre Bewegungsfreiheit einschränken. Tipps Nutzen Sie alle Gelegenheiten, aufzustehen und sich zu bewegen (gehen Sie Ihre Post oder ein Getränk holen). Verwenden Sie einen Stuhl mit einer sog. Synchromechanik und nutzen sie häufig die Beweglichkeit der Rückenlehne. Ändern Sie auch regelmässig Ihre Sitzhaltung. Reagieren Sie frühzeitig auf Schmerzen und versuchen Sie, diese durch eine Änderung der Konfiguration Ihres Arbeitsplatzes sowie Ihres Verhaltens zu lösen. Machen Sie Entspannungsübungen Wenn Sie lange sitzen, ohne sich zu bewegen, können kurze Entspannungsübungen hilfreich sein. Auf- und Abwärtsbewegungen (20 Sek.) Nehmen Sie die gezeigte Haltung zwischen 20 Sek. und 1 Min. ein Entspannung nach Mass Sie finden nachstehend einige einfache Entspannungsübungen (Gesundheitsförderung Schweiz). Sie können sie jederzeit und überall ausführen. Versuchen Sie es, Sie werden von ihren positiven Wirkungen überrascht sein. Eine tägliche Entspannungspause von 20 Minuten bringt Ihrer Gesundheit einen erwiesenen Nutzen. 11

Atmung Atmen Sie langsam ein und zählen Sie auf fünf. Atem kurz anhalten und ausatmen, dabei auf acht zählen. Dies fünf Mal wiederholen. Muskulatur Legen Sie Ihre Hände auf die Oberschenkel. Schliessen Sie eine Hand 15 Sekunden lang zur Faust. Öffnen Sie die Hand während 45 bis 60 Sekunden und spüren Sie, wie sie sich im Vergleich zur anderen Hand anfühlt. Augen Reiben Sie Ihre Hände, um sie zu erwärmen. Legen Sie sie 3 Minuten lang auf Ihre Augen, so dass Sie kein Licht mehr sehen. Spüren Sie die Wärme Ihrer Hände. Füsse Bewegen Sie die Zehen in Ihren Schuhen: Ziehen Sie sie an, strecken Sie sie aus, drehen Sie sie mehrmals in Folge. Schultern Atmen Sie ein und heben Sie dabei die Schultern. Atem anhalten, dann lösen und ausatmen. Bewegung Spazieren Sie vor und nach einer Sitzung während mindestens 10 Minuten, um den Kopf zu leeren. Siesta (falls möglich!) Geniessen Sie einen kurzen Mittagsschlaf nach dem Essen. Lachen Lachen entspannt! Zufriedenheit spüren Schliessen Sie die Augen und denken Sie an einen Ort, wo Sie Wohlbefinden und Ruhe gespürt haben 12

3.2 Produktions-, Industrie-, Gewerbearbeitsplatz 3.2.1 Richtige Körperhaltung bei der Arbeit Die nachfolgende Checkliste gibt wichtige Hinweise zur Einrichtung von industriellen und gewerblichen Arbeitsplätzen. Ungünstige Körperhaltungen bei der Arbeit führen zu Überbelastungen und zu rascher Ermüdung. Die Hauptgefahren sind Fehlreaktionen, Verletzungen infolge von Konzentrationsmängeln und Schäden am Bewegungsapparat. Anhang II: Checkliste "Richtige Körperhaltung bei der Arbeit" 3.2.2 Heben und Tragen von Lasten Mit dem richtigen Bewegen von Lasten können gravierende Gesundheitsbeschwerden vermieden werden, vor allem solche der Muskeln und Bandscheiben. Besonders das Heben und Tragen von schweren Lasten soll möglichst vermieden werden, wozu angemessene bauliche, technische und organisatorische Massnahmen zur Verfügung gestellt werden müssen. ( Hinweis auf die ArGV 3) Untersuchungen zeigten, dass in erster Linie Personen mit einer schwachen Konstitution Jugendliche ( Jugendschutzverordnung) schwangere Frauen ( Mutterschutzverordnung) ältere Personen und unausgebildete oder unerfahrene Personen das grösste Risiko aufweisen, Rückenschmerzen oder Beschwerden des Muskel-Skelett-Systems zu entwickeln. Druckverteilung auf die Bandscheiben unter schneller Belastung Falsch Der runde Rücken löst einen starken Druck auf die Ränder der Bandscheiben aus: Gefahr von Diskushernien. Richtig Gleichmässige Verteilung des Drucks auf die Bandscheiben, indem die Last mit einem geraden Rücken gehoben wird. Quelle: Broschüre Ergonomie des seco 13

Kann bei Heben einer Last ein runder Rücken nicht vermieden werden, so ist dringend darauf zu achten, dass die Last langsam und keinesfalls ruckartig gehoben wird! Beispiele für richtige und falsche Körperhaltungen (Quelle: Plein le dos et plein les bras, une démarche préventive pour prévenir les maux de dos et les lésions attribuables au travail répétitif, Commission de la santé et de la sécurité au travail, 1995) Falsch Richtig Lastentransport ohne Drehung des ganzen Körpers. Lastentransport mit Drehung des ganzen Körpers. Falsch Richtig Für das Ergreifen der Flaschen ist die Distanz zum Förderband zu gross. Der Rücken wird übermässig gebeugt und gestreckt. Näher zum Förderband, um die Flaschen besser ergreifen zu können. 14

Gewichte, die gelegentlich und ohne besondere Hebetechnik von Hand bewegt werden können: Tabelle 1: Heben von Gewichten Alter Männer Frauen 16-18 Jahre 19 kg 12 kg 18-20 Jahre 23 kg 14 kg 20-35 Jahre 25 kg 15 kg 35-50 Jahre 21 kg 13 kg Ab 50 Jahren 16 kg 10 kg Quelle: Wegleitung zur ArGV 3 Anhang I: Verordnung 3, Artikel 25 Diese Angaben setzen voraus, dass die Last möglichst nahe beim Körper getragen wird. Sie gelten für Personen in guter Gesundheit ohne Spezialausbildung und mit einer normalen Beweglichkeit. In der Praxis müssen die Werte je nach Distanz zur hebenden Last, Haltung, Oberkörperdrehung und Häufigkeit des Bewegens von Lasten reduziert werden. "Die Leitmerkmalmethode": Ermittlung der körperlichen Belastung beim Heben und Tragen von Lasten Anhang II: Ermittlung der körperlichen Belastung beim Heben und Tragen von Lasten Die Wegleitung zu den Verordnungen 3 und 4 zum Arbeitsgesetz sind für die ArbeitgeberInnen verpflichtend, wenn sie nicht beweisen können, dass die von ihnen eingeleiteten Massnahmen mindestens ebenso gut sind. Das heisst, sie haben die Möglichkeit, sich entweder an die Wegleitung zu halten oder andere Lösungen zu suchen, die mindestens ebenbürtig sind. Anhang I: Verordnung 3, Artikel 25 Weitere Informationen zum Thema Heben und Tragen Broschüre (SUVA) mit Grundregeln für den richtigen Lastentransport und alles, was man ungedingt vermeiden muss: Anhang II: "Hebe richtig trage richtig" 15

4. Gestaltung des Arbeitsumfeldes Licht, Lärm und Raumklima am Arbeitsplatz beeinflussen die Leistung und Gesundheit der Erwerbstätigen. Wer in einem feuchtwarmen Raumklima arbeitet, kann sich nicht mehr gut konzentrieren, ermüdet schneller und reagiert langsamer. In einem Arbeitsumfeld mit starkem Lärm treten hingegen typische Stresssymptome auf, und die sprachliche Verständigung wird behindert. Hohe Lärmpegel stellen zudem ein Risiko für bleibende Gehörschädigungen dar. Eine Ergonomiefachperson wird solche Gesundheitsrisiken überprüfen. Es existieren diesbezüglich Vorschriften mit verbindlich einzuhaltenden Werten. Es existieren aber Bereiche, in denen die geltenden Vorschriften durchaus eingehalten werden können, und trotzdem fühlen sich die Beschäftigten in ihrer Tätigkeit gestört. Der Geräuschpegel in einem Büro stellt keine unmittelbare Gesundheitsgefährdung dar, behindert aber wesentlich, wenn es sich um Arbeiten handelt, die Konzentration und Präzision erfordern. Allfällige dauernde Stressreaktionen schädigen die Gesundheit nachhaltig und in jedem Fall. Tipps Günstige raumklimatische Bedingungen (Kapitel 4.1) Arbeit und Lärm (Kapitel 4.2) Gute visuelle Bedingungen (Kapitel 4.3) Erschütterungen (Kapitel 4.4) 16

4.1 Raumklima Der Mensch benötigt im Ruhezustand ein gewisses Mindestmass an Energie, um eine konstante Körpertemperatur zu wahren. Jede Handlung verbraucht zusätzliche Energie, wobei mindestens 80 % in Wärme umgewandelt wird. Um die innere Temperatur konstant zu halten, gibt die Haut Wärme ab, wenn die Aussentemperatur niedriger als die Hauttemperatur ist. Ist die Umgebungstemperatur hingegen höher, setzt die Haut mit dem Schwitzen ihr Abkühlungssystem ein. Es müssen zahlreiche Elemente berücksichtigt werden, wenn man das Klima in einem Raum bewerten will. Diese sind die Lufttemperatur Sie entspricht der mittleren Bewegungsenergie der Gasmoleküle, die mit einem handelsüblichen Thermometer gemessen wird. Strahlungstemperatur Wärme kann auch mittels Licht, der sog. Infrarot-Strahlung transportiert werden. Sie wird vom Körper aufgenommen und auch der Körper selbst gibt sie ab. Das Instrument, das meistens verwendet wird, um diese Strahlen zu messen, ist der Globethermometer resp. Bolometer. Luftfeuchtigkeit (Trockentemperatur und Feuchttemperatur) Feuchte Hitze ertragen wir schlechter als trockene Hitze, weil der Schweiss zur Körperkühlung in einem feuchten Klima schlechter verdunsten kann. Dem Körper fällt damit die Wärmeregulation viel schwerer. Man kann die relative Luftfeuchte mit einem Hygrometer bestimmen, oder die Differenz zwischen der Trockentemperatur und Feuchttemperatur mit Hilfe eines Psychrometers messen. Luftgeschwindigkeit Sie beeinflusst das Mass des Wärmeaustausches durch Verdunstung und Luftumwälzung. Bei steigender Temperatur kann durch eine stärkere Luftzirkulation eine höhere Verdunstung und damit Abkühlung der Körpertemperatur erreicht werden. Man kann die Luftgeschwindigkeit mit Hilfe eines Anemometers messen. 17

Klimatisches Wohlbefinden Es hängt wesentlich von den oben aufgeführten Parametern des Raumklimas ab sowie mit dem arbeitsbedingten Energieumsatz. Dabei spielen aber auch individuelle Kriterien und die Bekleidung eine bedeutende Rolle. Tabelle 2: Lufttemperatur je nach Arbeitstätigkeit (Quelle: Tafel 316-1, Wegleitung zu den Verordnungen 3 und 4 zum Arbeitsgesetz, Art.16, S. 316-2) Art der ausgeführten Tätigkeit Raumtemperatur ( C) Sitzende Haltung, hauptsächlich intellektuelle Tätigkeit 21-23 Leichte manuelle Arbeit, im Sitzen 20-22 Leichte körperliche Tätigkeit, im Stehen und 18-21 eingeschränkte Bewegungsfreiheit Mittlere körperliche Tätigkeit 16-19 Schwere körperliche Tätigkeit 12-17 Bei erhöhter Aussentemperatur müssen diese Werte um ungefähr 2 bis 4º C nach oben korrigiert werden. In den meisten Räumen besteht eine Differenz zwischen der am Boden und an der Decke gemessenen Lufttemperatur. Die Differenz zwischen der Temperatur an den Füssen und jener auf Kopfhöhe sollte nicht mehr als 3º C betragen. Tabelle 3: Luftfeuchtigkeit je nach geleisteter Arbeit (Quelle: Guélaud F, Beauchesne M.N., Gautrat J., Roustang G., «Pour une analyse du travail ouvrier dans l entreprise», Armand Colin, 1980, p.31) Art der ausgeführten Tätigkeit rel. Luftfeuchtigkeit (%) Intellektuelle Arbeit oder 40-70 leichte körperliche Arbeit im Sitzen Mittlere körperliche Arbeit im Stehen 40-70 Schwere körperliche Arbeit 30-65 Sehr schwere körperliche Arbeit 20-60 Auswirkungen auf die Gesundheit und auf die Sicherheit Das Raumklima kann Auswirkungen auf die Gesundheit haben (Hypothermie oder Hyperthermie) aber auch auf die Sicherheit am Arbeitsplatz (Veränderung der mentalen und physischen Leistung). Kaltes Klima Abgesehen von den üblichen Erkältungen mit Schnupfen, Katarrh etc. birgt ein kaltes Klima noch weitere Gesundheitsrisiken. Eine Abkühlung der Muskeln hat langsamere Reaktionen zur Folge und kalte Hände haben eine reduzierte Fingerfertigkeit. Zu den akuten Erkrankungen zählen die Abkühlung der Körperkerntemperatur unter 37 C oder exzessive lokale Erkältungen, wie Frostbeulen und Erfrierungen. Ständiges Arbeiten in der Kälte ist ein Risikofaktor, der einige Erkrankungen der Luftwege und Blutgefässe begünstigt. Heisses Klima Die zwei bedeutendsten Erkrankungen, die durch eine zu lange oder zu starke Aussetzung an hohen Temperaturen bedingt sind, sind die Erhöhung der Körperkerntemperatur über 37 C und die Austrocknung durch exzessives Schwitzen. Die ständige Arbeit in heissen Räumen erhöht das Risiko für einen Herzinfarkt, für Magen-Darm-Beschwerden und einige Hautkrankheiten. 18

Leistung und thermisches Umfeld Eine hohe Raumtemperatur beeinflusst einige Qualitätskriterien der Arbeit, so z.b. die Regelmässigkeit und Präzision. Verglichen mit den erzielten Ergebnissen in einem behaglichen Klima erhöht sich in heissem Klima bereits nach einer Viertelstunde systematisch die Anzahl von Fehlern und Auslassungen. Auch die Anzahl Unfälle scheint mit der Temperatur zusammenzuhängen: Hohe oder tiefe Temperaturen können die Ursache für vermehrte Unfälle sein. Schutzmassnahmen Für das klimatische Wohlbefinden der Arbeitnehmenden können verschiedene Massnahmen eingeleitet werden: Klimaanlage in Büros Technische und natürliche Lüftung Isolierung der Hitze- oder Kältequellen oder der Arbeitsplätze Schutzbekleidung Flexible und kürzere Arbeitsdauer Regelmässige Flüssigkeitsaufnahme Wegleitung zu den Verordnungen 3 und 4 zum Arbeitsgesetz Verordnung 3 / 2. Kapitel: Besondere Anforderungen der Gesundheitsvorsorge 2. Abschnitt: Licht, Raumklima, Lärm und Erschütterungen Raumklima Anhang I: Verordnung 3, Artikel 16 Lüftung Anhang I: Verordnung 3, Artikel 17 Sonneneinwirkung und Wärmestrahlung Anhang I: Verordnung 3, Artikel 20 Arbeit in ungeheizten Räumen oder im Freien Anhang I: Verordnung 3, Artikel 21 19

4.2 Lärm Lärm kann Stress verursachen und im Extremfall zu irreversiblen Gehörschädigungen führen. Neben den negativen gesundheitlichen Konsequenzen beeinträchtigt Lärm die verbale Verständigung und reduziert die Aufnahme- und Deutungsfähigkeit von akustischen Signalen, woraus ein erhöhtes Unfallrisiko resultieren kann. Lärm beeinflusst auch das Wohlbefinden und kann negative Konsequenzen auf die Psyche und auf das vegetative Nervensystem haben. Eine Messung dieser Störfaktoren drängt sich oft aus verschiedenen Gründen auf, um das Ausmass akustischer Belastungen am Arbeitsplatz zu bestimmen und notwendige Schutzmassnahmen zu realisieren. Lärmempfinden Das menschliche Gehör kann einen Schalldruck von 20 µpa bis über die Schmerzgrenze bei ca. 100'000 000 µpa wahrnehmen, wobei dieser Wahrnehmungsbereich nicht dem Lautstärkeempfinden entspricht: µpa 100'000'000 db(a) 140 Schmerzgrenze 130 Start eines Militärjets 10'000'000 1'000'000 100'000 10'000 1'000 100 120 Linienflugzeug 110 Presslufthammer 100 Wechselstromgenerator 90 Discothek 80 Strassenfahrzeug 70 Städtische Strasse 60 Grossraumbüro 50 Gespräch 40 Einzelbüro 30 Schlafzimmer 20 Aufnahmestudio 10 20 0 Hörschwelle Abbildung 2: Art des Lärms, Drucks und der Intensität 20

Bereits ein geringer Lärm hat Konzentrationsschwierigkeiten, Ermüdung und Stress mit seinen typischen Symptomen, wie Bluthochdruck, erhöhter Puls etc. zur Folge, welche über längere Zeit die Gesundheit nachhaltig beeinträchtigen. Starker Lärm führt gar zu irreversiblen Gehörschäden, und der lärmbedingte Gehörverlust ist eine der häufigsten Berufskrankheiten. Die Taubheit entwickelt sich ohne Schmerzen und betrifft zuerst die hohen Frequenzen von ca. 4 khz. Diese gehören nicht in den typischen Frequenzbereich der menschlichen Stimme, weshalb die schleichende Taubheit oft nicht rasch bemerkt wird. Eine beginnende Gehörschädigung kann nur mit einem Audiogramm frühzeitig erkannt werden. Da diese irreversibel ist, muss die Lärmexposition am Arbeitsplatz zwingend verringert werden. Tabelle 4: Wegleitung zur Verordnung 3 zum Arbeitsgesetz, nach Tätigkeit Tätigkeiten Normale Anforderung Erhöhte Anforderung Leq [db(a)] Leq [db(a)] Arbeit in Industrie und Gewerbe < 85 75 Büroarbeit und vergleichbare Tätigkeiten 65 55 Intellektuelle Tätigkeiten, die eine hohe Konzentration 50 40 oder Kreativität erfordern Tätigkeiten Normale Anforderung Leq [db(a)] Erhöhte Anforderung Leq [db(a)] Raum Normale Anforderung Erhöhte Anforderung Leq [db(a)] Leq [db(a)] Kleines Büro bis zu 3 Personen 40 35 Grossraumbüro 45 40 Atelier 50 45 Ruheraum 40 35 Stellwerk oder Betriebszentrale 70 65 Normale Anforderung : einzuhaltende Referenzwerte Erhöhte Anforderung: zu verfolgende Referenzwerte, um das Ziel der Lärmreduktion zu erreichen 21

Tipps Lärm an der Quelle mindern oder eliminieren Minderung der Lärmentstehung (ruhige Maschinen) Minderung der Lärmabstrahlung (Schutz vor Erschütterungen, Schalldämpfung) Isolation der Lärmquelle Minderung der Schallabstrahlung (Verkleidung) Unterteilung der Räumlichkeiten (Quellen-Konzentration) Schalldämmung im Gebäude und in den Räumen (Decken, Wände) Personenschutz Arbeitsorganisation (Arbeitszeitbeschränkung, Arbeitsplatzrotation) Individueller Gehörschutz Medizinische Vorsorgeuntersuchung Gesetzesvorschriften Wegleitung zu den Verordnungen 3 und 4 zum Arbeitsgesetz Verordnung 3 / 2. Kapitel: Besondere Anforderungen der Gesundheitsvorsorge 2. Abschnitt: Licht, Raumklima, Lärm und Erschütterungen Lärm und Erschütterungen Anhang I: Verordnung 3, Artikel 22 Weitere Informationen Checkliste "Lärm am Arbeitsplatz" für die Risikoerkennung und für die Planung von Lärmschutzmassnahmen Anhang II: Checkliste "Lärm am Arbeitsplatz" Video Gehör in Gefahr: Schutz gegen den Lärm am Arbeitsplatz http://www.suva.ch/waswo 22

4.3 Licht und Beleuchtung Es ist die Grösse der wahrzunehmenden Details, welche die Beleuchtungsstärke im Arbeitsbereich bestimmt. Licht Anhang I: Verordnung 3, Artikel 15 Gute Lichtbedingungen am Arbeitsplatz sind wichtig für das Wohlbefinden und die Leistung der Arbeitenden. Unbefriedigende visuelle Bedingungen können Müdigkeit Depressionen und Sehstörungen hervorrufen, sowie Kopfschmerzen und andere Beschwerden auslösen. In einem Raum gibt es oft verschiedene Lichtquellen: Natürliches Tageslicht Durch das maximale Ausschöpfen des Tageslichts durch Fenster kann am Arbeitsplatz ein optimaler Sehkomfort erreicht und Strom gespart werden. Ein Problem können die tageszeitlichen Schwankungen und wetterbedingten Wechsel der Lichtverhältnisse oder direkte Blendung bilden. Leuchtstoffröhren ( Neonröhren ) Sie haben den Vorteil, das Licht gleichmässig zu verteilen, wenn sie hoch genug platziert sind und über Lichtverteiler (Diffusoren) verfügen. Empfehlenswert sind Röhren, die mit einer hochfrequenten Wechselspannung gespiesen werden und deshalb nicht mehr flimmern. Glühbirnen Im Verhältnis zum Energieverbrauch ist ihre Lichtleistung schwach und sie geben viel Wärme ab. Daher werden sie an Arbeitsplätzen heute kaum mehr eingesetzt. Mit dem zunehmenden Einsatz von Computer-Bildschirmen ist darauf zu achten, dass die Arbeitenden nicht durch einen ungünstigen Lichteinfall geblendet werden (Fenster oder Lampen). Fenster Anhang I: Verordnung 4, Artikel 17 23