MACHT SCRUM ZUFRIEDENER? Welche Erklärungen bietet die Motivationspsychologie? Andreas Ebbert-Karroum, Scrum Day, Düsseldorf, 2009-12-02
LERNZIELE Ziel 1 Ziele Grundlagen der Motivation verstehen Eigenes Handeln besser analysieren können Umstände schaffen, in denen andere motiviert sein können Nicht: Andere motivieren können Problemlösungsstrategien 22.12.2009 2
ZUFRIEDENHEIT Innerlich ausgeglichen sein Nach nichts anderem verlangen Mit den gegebenen Verhältnissen, Leistungen einverstanden sein Nichts auszusetzen haben Einklang der Verhältnisse mit den eigenen Ansprüchen 22.12.2009 3
MOTIVATION Motive (Person) Bedürfnisse (Person) Anreize (Situation) Motivation Aktivierende Ausrichtung des momentanen Lebensvollzuges auf einen positiv bewerteten Zielzustand 22.12.2009 4
BEDÜRFNISSE UND MOTIVE
BEDÜRFNISSE UND MOTIVE Anschlussmotiv Leistungsmotiv Machtmotiv Intimitätsmotiv
MOTIVATION Person Motivation p HE Handeln Ergebnis Folge p EF Situation p SE 22.12.2009 7
MOTIVATION Person Folge Motivation p HE Handeln Ergebnis Folge p EF Situation p SE Folge 22.12.2009 8
MOTIVATION Person Handeln Ergebnis Motivation p HE Handeln Ergebnis Folge p EF Situation p SE 22.12.2009 9
1. ASPEKT DER INTRINSISCHEN MOTIVATION Handeln Tätigkeitsintrinsisch: Handlungsanreiz ist die Handlung selbst Genussvolles Essen satt werden? Ski fahren Im Tal ankommen? Musik hören??? 22.12.2009 10
2. ASPEKT DER INTRINSISCHEN MOTIVATION Folge Selbstbestimmung Wahrgenommener Verursachungsortes der Handlung (perceived locus of causibility) ist die Person selbst Personen sehen sich als Quelle des eigenen Verhaltens (Origin) statt als Marionette (Pawn) Zahnarztbesuch Ziel ist die Ergebnisfolge: keine Zahnschmerzen Selbstbestimmt? Ja Tätigkeitsintrinsich (Bohren) eher nicht 22.12.2009 11
IMPLIZITE UND EXPLIZITE MOTIVE Messung der Motive Thematischer Auffassungstest Danach: Fragebogen (effizienter) Aber: Ergebnisse nicht korreliert Implizite Motive: Tatsächliche Motive Explizite Motive: Selbsteinschätzung 22.12.2009 12
3. ASPEKT DER INTRINSISCHEN MOTIVATION Person Motivkongruenz Person strebt nicht nur zufällig ein Ziel an, das zu den impliziten Motiven passt. Bei Konflikt zwischen impliziten und expliziten Motiven Aufnahme einer Handlung Durchführung wird nur unter großen Anstrengungen durchgehalten Flow-Erleben: Zustand, bei dem Personen vollständig im Tätigkeitsvollzug aufgeht, Verlust des Zeitgefühls Eigener Anreiz zum Tätigkeitsvollzug Oft bei Computer- oder Schachspielern, Freeclimbern oder Chirurgen 22.12.2009 13
ZUFRIEDENHEIT UND INTRINSISCHE MOTIVATION Zufriedenheit: Einklang der Verhältnisse mit den eigenen Ansprüchen Intrinsische Motivation Tätigkeit selbst ist Anreiz Selbstbestimmte Aufnahme der Handlung Durchhaltevermögen auch bei Widerständen durch Bedürfniskongruenz Vorteile: Extrarollenverhalten Keine Abkürzungen Nachhaltige Qualität & Lernerfolge Zufriedenheit ohne intrinsisch motiviertes Handeln? 22.12.2009 14
KOGNITIVE BEWERTUNGSTHEORIE Fokus auf interessante Aufgaben (potentiell intrinsisch motiviert) Identifikation von drei basalen Bedürfnissen, die intrinsische Motivation begünstigen oder gefährden Unabhängig von Kultur, Alter oder Geschlecht 22.12.2009 15
SELBSTÄNDIGKEIT (AUTONOMY) Das Bedürfnis sich selbst als Quelle des eigenen Verhaltens wahrzunehmen
KOMPETENZERLEBEN (COMPETENCE) Das Bedürfnis Gelegenheiten wahrzunehmen, um die eigene Kompetenz und Leistungsfähigkeit zu trainieren und anzuwenden
GEMEINSCHAFT (SOCIAL RELATEDNESS) Bedürfnis sich mit anderen verbunden zu fühlen, sich um andere zu sorgen und von ihnen umsorgt zu werden Bedürfnis nach einem Dazugehörigkeitsgefühl
GEFÄHRDUNG UND UNTERSTÜTZUNG DER INTRINSISCHEN MOTIVATION Welche Situationen beeinträchtigen intrinsisch motiviertes Handeln? Wie kann intrinsisch motiviertes Handeln unterstützt werden? 22.12.2009 19
BELOHNUNG Behaviourismus Belohnung verstärkt gewünschte Verhalten Verhalten resultiert aus Reizen und der Verstärkungshistorie Was passiert Wenn gewünschtes Verhalten nicht mehr belohnt wird? Wenn Tätigkeiten die intrinsisch motiviert durchgeführt würden belohnt werden? 22.12.2009 20
KORRUMPIERUNG / VERDRÄNGUNG 22.12.2009 21
KORRUMPIERUNG / VERDRÄNGUNG 22.12.2009 22
KORRUMPIERUNG / VERDRÄNGUNG 22.12.2009 23
KONTROLLE ODER INFORMATION? Wahrnehmung der Belohnung und Art der Darbietung als kontrollierend oder informierend Belohnung sind Materiell oder verbal Erwartet oder unerwartet Bedingt oder uneingeschränkt Weitere extrinsische Einflüsse: Zielsetzungen Fristen Wettbewerb 22.12.2009 24
SELBSTÄNDIGKEIT Unterstützung durch Scrum Selbstorganisierende Teams Product Owner: Nur Inhalte Pull Aus dem Product Backlog Aus To Do Retrospektive 22.12.2009 25
SELBSTÄNDIGKEIT Antipattern Technische Details vom PO / Fachbereich Aufgaben werden Personen zugewiesen 22.12.2009 26
KOMPETENZERLEBEN Unterstützung durch Scrum Taskboard Definition of Done Sprints (Realistische Zielsetzung) Scrum Master als Schutzschild Burndown/-up Charts Sprint Review XP: TDD Craftsmenship 22.12.2009 27
KOMPETENZERLEBEN Antipattern Team kann DoD nicht erreichen Keine Impediments Scrum Master Keine Aktionen aus der Reflektion 22.12.2009 28
GEMEINSCHAFT Unterstützung durch Scrum Produkt Vision Team / Teamraum Release Planning (ganzes Team) Retrospektive XP: Pair Programming 22.12.2009 29
GEMEINSCHAFT Antipattern Verteilte Teams Spezialisten / Wissensinseln Jedem die eigene Story Tester vs. Programmierer Chemie stimmt nicht 22.12.2009 30
FAZIT Zufriedenheit (auch) durch intrinsisch motiviertes Handeln Grundlegende Bedürfnisse für intrinsische Motivation Selbständigkeit Kompetenzerleben Gemeinschaft Vielfältige Befriedigung der Bedürfnisse in Scrum Möglichkeit zur Korrumpierung in der Organisation und Führung immer noch möglich 22.12.2009 31
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ZWEI-FAKTOREN-THEORIE (HERZBERG) Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/zwei-faktoren-theorie_%28herzberg%29 22.12.2009 35