Volkswirtschaftliche Potenziale am Übergang von der Schule in die Arbeitswelt



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Volkswirtschaftliche Potenziale am Übergang von der Schule in die Arbeitswelt Eine Studie zu den direkten und indirekten Kosten des Übergangsgeschehens sowie Einspar- und Wertschöpfungspotenzialen bildungspolitischer Reformen Länderbericht Hamburg

Volkswirtschaftliche Potenziale am Übergang von der Schule in die Arbeitswelt Eine Studie zu den direkten und indirekten Kosten des Übergangsgeschehens sowie Einspar- und Wertschöpfungspotenzialen bildungspolitischer Reformen Im Auftrag der Bertelsmann Stiftung erstellt durch das Institut der deutschen Wirtschaft Köln Kontakt: Clemens Wieland Project Manager Programm Zukunft der Beschäftigung Bertelsmann Stiftung Telefon 05241 81-81352 Fax 05241 81-681352 E-Mail clemens.wieland@bertelsmann.de www.bertelsmann-stiftung.de

Volkswirtschaftliche Potenziale am Übergang von der Schule in die Arbeitswelt Seite 108 3.7 Hamburg 3.7.1. Die zentralen Ergebnisse im Überblick Hamburg ist als Ballungszentrum eine der produktivsten Regionen Europas und besitzt die höchste Wirtschaftskraft unter Deutschlands Stadtstaaten. Die Stadt muss aber dennoch besonderes Augenmerk auf die Integration leistungsschwacher Schulabgänger legen. - Schulabgänger: Auffällig ist eine Polarisierung bei den Absolventen allgemeinbildender Schulen. Einem hohen Abiturientenanteil steht ein vergleichsweise hoher Anteil an Schulabgängern ohne Abschluss (11,5 Prozent) gegenüber. Knapp 23 Prozent von Hamburgs Schulabgängern verlassen die Schule mit einem Hauptschulabschluss. Damit liegt der Anteil der Abgänger mit maximal einem Hauptschulabschluss (34 Prozent) leicht oberhalb des Bundesdurchschnittes (32,2 Prozent). - Altbewerber: Mit einem Wert von fast 70 Prozent weist Hamburg den höchsten Altbewerberanteil unter allen deutschen Bundesländern auf. - Jugendarbeitslosigkeit: Hamburg hat mit 10,1 Prozent im Jahr 2006 verglichen zum Bundesdurchschnitt eine Jugendarbeitslosigkeit im mittleren Bereich. Für einen Stadtstaat fällt sie jedoch vergleichsweise niedrig aus. 1 Hamburgs Fördermaßnahmen zur Verbesserung der Integration Jugendlicher in Ausbildung und Beschäftigung weisen folgendes Profil auf: - Teilnehmer an Berufsvorbereitung: Im Jahr 2006 nehmen 13.369 Jugendliche an Maßnahmen der Berufsvorbereitung teil. Im Relation zur Zahl der Schulabgänger mit maximal Hauptschulabschluss (5.343) fällt diese Zahl zweieinhalb Mal und damit sehr hoch aus. - Ausgaben des Landes: Insgesamt gibt Hamburg im Jahr 2006 etwas weniger als 100 Mio. Euro für die Integration Jugendlicher aus. Damit entfallen auf jeden Absolventen mit maximal einem Hauptschulabschluss umgerechnet 18.100 Euro aus öffentlichen Geldern. Dies ist der höchste Pro-Kopf- Wert aller Bundesländer. - Förderstruktur: Knapp 84 Prozent von Hamburgs Fördermitteln entfallen auf die Berufsvorbereitung an beruflichen Schulen. Die Förderprogramme zur Berufsvorbereitung sowie die Ausbildungsförderung werden mit jeweils rund 8 Prozent der Gesamtausgaben zur Integration Jugendlicher in das Erwerbsleben finanziert. Die Ausgaben für die Bereiche Berufsorientierung und Integration in Beschäftigung sind mit jeweils gerade einmal 0,2 Prozent kaum von Bedeutung (vgl. Abbildung 3.7.1). Hamburg versucht seinen Jugendlichen mit einer Vielzahl von Förderprogrammen den Einstieg in Ausbildung und Beruf zu erleichtern. Positiv zu erwähnen ist der Hamburger Berufsbildungsatlas, welcher sowohl den Jugendlichen als auch den Unternehmen einen ausführlichen Überblick über aktuelle Förderangebote verschafft. Verschiedene Qualifizierungsprogramme werden so strukturiert und miteinander verzahnt. Auffällig ist die sehr hohe Teilnehmerquote anmaßnahmen der Berufsvorbereitung. Dies geht mit einer vergleichsweise angespannten Situation auf dem Ausbildungsmarkt einher. Angesichts des hohen Anteils an Abgängern ohne Schulabschluss ist hier besonders in den allgemeinbildenden Schulen mit Reformen anzusetzen. 1 Im Jahr 2007 ist die Jugendarbeitslosigkeit auf 8,0 Prozent gesunken.

Volkswirtschaftliche Potenziale am Übergang von der Schule in die Arbeitswelt Seite 109 Tabelle 3.7.1: Daten, Fakten und Ergebnisse im Überblick Hamburg 2006 Allgemeine Informationen Bevölkerung zwischen 15 und 24 Jahren 192.148 Absolventen/Abgänger von allgemeinbildenden Schulen 15.690 darunter: Absolventen/Abgänger mit maximal Hauptschulabschluss 5.343 Jugendarbeitslosenquote (in Prozent) 10,1 Schüler an beruflichen Schulen Berufliche Schulen insgesamt 59.574 darunter: Berufsschulen im dualen System 35.540 Teilnehmer an Maßnahmen im Bereich Integration Teilnehmer an Maßnahmen der Berufsvorbereitung insgesamt 13.369 darunter: BvB-Maßnahmen (Jahresdurchschnitt) 1.244 darunter: EQJ (Jahresdurchschnitt) 231 Berufsausbildung benachteiligter Jugendlicher 1.343 Ausgaben zur Integration Jugendlicher (in Tausend Euro) Gesamtausgaben für die Integration 99.271 darunter: Berufsorientierung 187 darunter: Berufsvorbereitung (Förderprogramme) 7.742 darunter: Berufsvorbereitung (Berufliche Schulen) 83.210 darunter: Ausbildungsförderung 7.945 darunter: Integration an der zweiten Schwelle 187 Quellen: KMK; BA; StBA; Hamburger Institut für Berufliche Bildung; eigene Berechnungen BertelsmannStiftung

Volkswirtschaftliche Potenziale am Übergang von der Schule in die Arbeitswelt Seite 110 3.7.2 Besonderheiten des Ausbildungssystems Von den üblichen schulischen Integrationsinstrumenten kennt man in Hamburg das Berufsvorbereitungsjahr, das im Rahmen der Berufsvorbereitungsschule angeboten wird, sowie bestimmte Klassen an der Berufsfachschule, die eine berufliche Grundbildung vermitteln. - Berufsvorbereitungsschule: Das übliche Berufsvorbereitungsjahr findet in Hamburg im Rahmen einer Berufsvorbereitungsschule (BVS) statt. Dies ist eine Schulform für Jugendliche, die nach neun Schuljahren (in Ausnahmefällen auch bereits nach acht) keinen schulischen Abschluss erreicht haben und ohne zusätzliche berufspädagogische Förderung den Anschluss an die Arbeitswelt nicht schaffen. Die BVS dauert ein Jahr in Vollzeit. Sie vermittelt grundlegende berufsbezogene und berufsübergreifende Kompetenzen. An der BVS werden folgende Kurse angeboten: Berufsvorbereitungsjahr (BVJ) Ausbildungsvorbereitungsjahr (AVJ) (seit 2006) Berufsvorbereitungsjahr für Migrant/innen (BVJ-M) und Vorbereitungsjahr für Migrant/innen (VJ-M). Schülern, deren Kenntnisse der deutschen Sprache nicht ausreichen, um mit Aussicht auf Erfolg am Unterricht teilzunehmen (im BVJ-M und VJ-M), vermittelt die BVS die für einen weiteren Schulbesuch notwendigen Sprachkompetenzen. Die BVS kann in diesem Fall in zwei Jahren absolviert werden. - Berufsfachschule: Die Schulformen, die an der Berufsfachschule eine berufliche Grundbildung vermitteln, sind ebenfalls unterteilt. Hier findet man in Hamburg: Höhere Handelsschule Berufsfachschule Handel und Industrie Nachqualifizierung für Migranten teilqualifizierende Berufsfachschule. Besonders die teilqualifizierende Berufsfachschule ist für die Integration der Jugendlichen in Hamburg von größerer quantitativer Bedeutung. Es gibt sieben Fachrichtungen. Zugelassen wird, wer die Hauptschule abgeschlossen oder eine von der zuständigen Behörde als gleichwertig anerkannte Vorbildung mit einer Durchschnittsnote von mindestens 3,3 in den Fächern Deutsch, Mathematik und Englisch erworben und das 20. Lebensjahr zum Beginn des Schuljahres noch nicht vollendet hat. Es existiert ein Probehalbjahr, das nicht wiederholt werden kann. Die Dauer der teilqualifizierenden Berufsfachschule beträgt zwei Jahre. - Qualifizierung und Arbeit: Mit Qualifizierung und Arbeit für Schulabgänger (QuAS) existiert zudem eine betriebsnahe Form der Berufsvorbereitung für Jugendliche. Sie hat das Ziel, die Jugendlichen in eine Ausbildung oder an einen festen Arbeitsplatz zu vermitteln. In Form eines sechsmonatigen Betriebspraktikums bereiten sich die Jugendlichen in einem Betrieb ihrer Berufswahl auf eine Ausbildung vor. Dieses Praktikum wird begleitet durch berufsvorbereitenden Unterricht an einer Berufsschule (Teilzeitunterricht). Jugendliche ohne Schulabschluss können an einem Zusatzunterricht teilnehmen. Die Jugendlichen erhalten für ihr Praktikum eine Vergütung von 192 Euro im Monat. Vergütung sowie Lohnnebenkosten werden dem Betrieb von der Stadt Hamburg erstattet. Während der Maßnahme ist zusätzlich eine sozialpädagogische Be-treuung vorgesehen. QuAS-A wurde früher von der Bundesagentur für Arbeit durchgeführt, existiert aber nicht mehr. QuAS-B wird von der Hamburger Behörde für Schule und Berufsbildung getragen. - Berufsorientierte Ausbildungsvorbereitung für gewerblich-technische Berufe: Die Berufsorientierte Ausbildungsvorbereitung für gewerblich-technische Berufe (BeoA) für Hamburger

Volkswirtschaftliche Potenziale am Übergang von der Schule in die Arbeitswelt Seite 111 Schulabgänger mit Hauptschulabschluss, die keinen Ausbildungsplatz gefunden haben, bereitet seit dem Jahr 2002 in Zusammenarbeit mit regionalen Unternehmen Jugendliche in zehn Monaten auf eine betriebliche Ausbildung vor. Ziel ist, dass nach Abschluss des Projekts alle Teilnehmer eine ungeförderte Berufsausbildung in einem Betrieb beginnen. BeoA besteht aus 300 Stunden Berufsschulunterricht in den Fächern Mathematik, Deutsch und Englisch sowie einem dreimonatigen Praktikum bei einem der Kooperationsunternehmen. Die Teilnehmer lernen hier die Anforderungen der Arbeitswelt kennen. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Vermittlung von Schlüsselqualifikationen. Hamburg hat in den letzten Jahren jeweils etwa 80 Mio. Euro in seine schulische Berufsvorbereitung investiert. Der größte Teil dieser Ausgaben entfällt auf die teilqualifizierende Berufsfachschule und das Berufsvorbereitungsjahr (vgl. Tabelle 3.7.2).

Volkswirtschaftliche Potenziale am Übergang von der Schule in die Arbeitswelt Seite 112 Tabelle 3.7.2: Ausgaben für berufliche Schulen zur Integration Jugendlicher, Hamburg, 2001 bis 2006 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Berufliche Schüler im Zielbereich Integration BVJ 1.708 1.796 2.009 2.128 2.411 2.144 Ausbildungsvorbereitungsjahr (AVJ) 0 0 0 0 0 810 Berufsvorbereitungsjahr für Migranten (BVJ-M) 665 484 421 382 373 255 Vorbereitungsjahr für Migranten (VJ-M) 1.105 941 599 383 207 109 Höhere Handelsschule (HHS) 1.214 837 878 1.021 1.279 1.409 Berufsfachschule Handel und Industrie (BFSHuI) 116 47 54 73 106 123 Nachqualifizierung für Migranten 132 209 187 107 93 61 Teilqualifizierende Berufsfachschule (BFStq) 5.304 5.864 6.506 7.472 7.732 6.561 Qualifizierung und Arbeit (QuAS-B) 330 231 119 160 394 386 Berufsorientierte Ausbildungsvorbereitung (BeoA) 0 21 24 18 48 36 Kosten an beruflichen Schulen (in Tausend Euro) BVJ 19.130 19.217 17.478 18.726 21.458 19.510 Ausbildungsvorbereitungsjahr (AVJ) 0 0 0 0 0 7.371 Berufsvorbereitungsjahr für Migranten (BVJ-M) 7.448 5.179 3.663 3.362 3.320 2.321 Vorbereitungsjahr für Migranten (VJ-M) 12.376 10.069 5.211 3.370 1.842 992 Höhere Handelsschule (HHS) 8.984 5.692 5.444 6.432 7.674 8.877 Berufsfachschule Handel und Industrie (BFSHuI) 858 320 335 460 636 775 Nachqualifizierung für Migranten 977 1.421 1.159 674 558 384 Teilqualifizierende Berufsfachschule (BFStq) 39.250 39.875 40.337 47.074 46.392 41.334 Qualifizierung und Arbeit (QuAS-B) 1.518 993 476 608 1.418 1.505 Berufsorientierte Ausbildungsvorbereitung (BeoA) 0 90 96 68 173 140 Summe 90.540 82.856 74.199 80.775 83.471 83.210 Quellen: KMK; StBA; Hamburger Institut für Berufliche Bildung; eigene Berechnungen BertelsmannStiftung 3.7.3 Landesprogramme Über die Möglichkeiten einer Förderung auf dem Weg in Ausbildung und Beschäftigung kann sich der angehende Hamburger Auszubildende sehr gut informieren, da mit dem Hamburger Berufsbildungsatlas eine sehr übersichtliche Zusammenschau der Hamburger Förderinstrumente besteht. - Sofortprogramm Ausbildung: Mit dem Sofortprogramm Ausbildung unterstützt der Senat die Anstrengungen der Wirtschaft, die Lücke zwischen Ausbildungsangebot und nachfragenden Hamburger Jugendlichen zu schließen. Kern des Sofortprogramms war für das Jahr 2006 die Schaffung von 784 zusätzlichen sozialpädagogisch begleiteten betrieblichen oder betriebsnahen Ausbildungsplätzen, 85 Praktikumsplätzen (mit Erwerb zertifizierter Teilqualifikationen und anschließender Vermittlung in Ausbildung oder Arbeit), 100 zusätzlichen Plätzen im Programm QuAS (Qualifizierung und Arbeit für Schulabgänger) sowie 140 Ausbildungsplätzen, die durch drei Ausbildungsagenturen akquiriert und besetzt wurden. Die Ausbildungsangebote im Sofortprogramm Ausbildung richten sich an Jugendliche mit und ohne Hauptschulabschluss, die entweder eine Berufsvorbereitungsmaßnahme durchlaufen haben oder bei denen Betriebsreife festgestellt wurde. Begonnen wurde das Sofortprogramm im September 2006. Die Maßnahme fördert die Bereitstel-

Volkswirtschaftliche Potenziale am Übergang von der Schule in die Arbeitswelt Seite 113 lung von Ausbildungsplätzen. Die Finanzierung erfolgt teilweise über Bundesmittel. 2006 wurden fast 1,7 Mio. Euro an Landesmitteln verausgabt. - Hamburger Ausbildungsplatzprogramm: Im Hamburger Ausbildungsplatzprogramm (HAP) können Jugendliche mit schlechten Startchancen eine sozialpädagogisch begleitete betriebliche Ausbildung absolvieren. Das HAP richtet sich an Hamburger Jugendliche mit Förderbedarf, mit oder ohne Hauptschulabschluss, die zu Ausbildungsbeginn noch 24 Jahre alt sind, die eine Berufsvorbereitungsmaßnahme durchlaufen haben und bei denen Betriebsreife festgestellt wurde. Die Ausgaben liegen bei etwa 4,8 Mio. Euro pro Jahr. Auch hier wird direkt die Ausbildung gefördert. - Förderung betrieblicher Ausbildungsplätze für benachteiligte Jugendliche: Mit der Förderung betrieblicher Ausbildungsplätze für benachteiligte Jugendliche existiert auch in Hamburg eine Maßnahme im Bereich der Berufsvorbereitung. Hier können unter bestimmten Voraussetzungen Ausbildungsbetriebe, die einem benachteiligten Jugendlichen einen Ausbildungsplatz zur Verfügung stellen, finanziell gefördert werden. Hier werden auch Absolventen von berufsvorbereitenden Fördermaßnahmen wie z. B. QuAS gefördert, sofern sie einen geringeren Abschluss als den Realschulabschluss erworben haben. Für jedes abgeschlossene Berufsausbildungsverhältnis kann ein Ausbildungsbetrieb mit 150 Euro Zuschuss monatlich gefördert werden. Bei erfolgreichem Abschluss der Ausbildung in der vereinbarten Ausbildungszeit wird zudem eine Prämie in Höhe von 750 Euro fällig. Hier fielen 2006 ca. 1,3 Mio. Euro an Kosten an, wobei darunter auch noch Mittel im Bereich der Verbundausbildung sind. Die Liste der Hamburger Fördermaßnahmen ist damit jedoch keineswegs erschöpft: Im Bereich der Berufsorientierung existieren ebenfalls mehrere Maßnahmen. Als Beispiel sei hier INA (Innovative Ausbildungsvorbereitung für Jugendliche mit besonderem Förderbedarf in Stadtteilen mit überdurchschnittlich hohem Migrantenanteil) genannt. Zielgruppe dieser Initiative sind Jugendliche, die nur mit zusätzlicher Unterstützung den Übergang von der Schule in Ausbildung und Arbeit schaffen, insbesondere Jugendliche mit Migrationshintergrund. Das von Senat, Kammern, Gewerkschaften und Wirtschaft entwickelte Konzept bietet individuelle und bedarfsorientierte Unterstützung von außerschulischen Anbietern durch Zusatzangebote zur Berufsorientierung während der Sekundarstufe I, Ausbildungsvorbereitung mit flexiblem Ein- und Ausstieg für Jugendliche, die nach Beendigung der Schule noch keine Perspektive haben, ein Case-Management, d. h. eine am Bedarf orientierte kontinuierliche Einzelberatung und -begleitung nach Schulabschluss sowie Sprachfördergutscheine für Jugendliche, die aus der Ausbildungsvorbereitung in eine Ausbildung wechseln. Im Bereich der Berufsvorbereitung finden sich genau wie bei der Förderung von Ausbildungsplätzen zudem noch ergänzende Angebote der Hamburger Jugendberufshilfe. Auch hier können Jugendliche eine sozialpädagogisch begleitete außerbetriebliche Ausbildung mit dem Ziel absolvieren, sich für einen Wechsel in eine betriebliche Ausbildung vorzubereiten. Zahlen für entsprechende Ausgaben liegen allerdings nicht vor. ESF-Förderung: Auch im Rahmen der ESF-Förderung ist Hamburg tätig. Hier standen in den Jahren 2000 bis 2006 rund 144 Mio. Euro aus dem ESF zur Verfügung, die von der Behörde für Wirtschaft und Arbeit verwaltet werden. Dadurch erhielten insgesamt 282 arbeitsmarktpolitisch orientierte Projekte, die zum Teil noch bis Ende 2007 durchgeführt werden, sowie 109 Kleinstprojekte eine Förderung. Auch hier gibt es diverse Maßnahmen der Berufsorientierung, Berufsvorbereitung, der Förderung von Ausbildungsplätzen sowie Maßnahmen an der zweiten Schwelle. Von 2001 bis 2007 sind an ESF-Mitteln insgesamt 5,228 Mio. Euro für geförderte Ausbildungsmaßnahmen bewilligt worden. Die Zahlen für entsprechende Ausgaben liegen nicht weiter aufgeschlüsselt vor, sie sind daher anteilig auf die sieben Jahre und die vier Zielbereiche aufgeteilt worden.

Volkswirtschaftliche Potenziale am Übergang von der Schule in die Arbeitswelt Seite 114 Tabelle 3.7.3: Ausgaben der Landesprogramme, Hamburg, von 2001 bis 2007 Förderprogramme des Landes 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 Landesmittel Sofortprogramm Ausbildung 1.653 9.000 Hamburger Ausbildungsplatzprogramm 7.490 7.161 7.379 6.343 5.500 4.845 4.600 Förderung betrieblicher Ausbildungsplätze für benachteiligte Jugendliche 1.843 1.623 1.644 1.539 1.260 Jugendberufshilfe 10.444 10.542 9.679 8.541 6.872 5.543 6.300 QuAS 2.013 2.013 2.013 2.013 2.013 2.013 2.013 Summe Landesmittel (1): 19.948 21.558 20.694 18.541 15.923 15.314 21.913 ESF-Mittel ESF-Förderung 747 747 747 747 747 747 747 Summe ESF-Mittel (2): 747 747 747 747 747 747 747 Gesamter Mitteleinsatz (1) + (2): 20.695 22.305 21.441 19.288 16.670 16.061 22.660 Alle Angaben in Tausend Euro Quelle: Hamburger Institut für Berufliche Bildung BertelsmannStiftung Tabelle 3.7.4: Zuordnung der Mittel zu den Zielbereichen, Hamburg Zielbereiche der Maßnahmen (Jahr: 2006) Berufsorientierung Berufsvorbereitung Ausbildungsförderung Zweite Schwelle Landesmittel Sofortprogramm Ausbildung 1.653 Hamburger Ausbildungsplatzprogramm 4.845 Förderung betrieblicher Ausbildungsplätze für benachteiligte Jugendliche Jugendberufshilfe 5.543 QuAS 2.013 ESF-Mittel ESF-Förderung 187 187 187 187 Summe: 187 7.742 7.945 187 Alle Angaben in Tausend Euro 1.260 Quelle: Hamburger Institut für Berufliche Bildung BertelsmannStiftung

Volkswirtschaftliche Potenziale am Übergang von der Schule in die Arbeitswelt Seite 115 3.7.4 Literaturverzeichnis Freie und Hansestadt Hamburg 2008a, Der Europäische Sozialfonds (ESF), URL: http://www.esf-hamburg.de/20002006/index.html [Stand: 2008-06-03] Freie und Hansestadt Hamburg, 2008b, Europäischer Sozialfonds (ESF) im Ziel Regionale Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung Förderperiode 2007 2013 in Hamburg, URL: http://www.esf-hamburg.de [Stand: 2008-06-03] Freie und Hansestadt Hamburg, 2008c, Landesbetrieb Erziehung und Berufsbildung Berufliche Bildung, URL: http://fhh.hamburg.de/stadt/aktuell/weitere-einrichtungen/landesbetrieb-erziehung-undberufsbildung/jugendberufshilfe/unsere-angebote/start.html [Stand: 2008-06-03] Freie und Hansestadt Hamburg, 2008d, Richtlinie zur Förderung betrieblicher Ausbildungsplätze für benachteiligte Jugendliche, URL: http://www.mfi-hamburg.de/downloads/benachteiligte2004.pdf [Stand: 2008-06-03] Freie und Hansestadt Hamburg, 2006, Pressemeldungen 18.08.2006, Senat legt Sofortprogramm Ausbildung 2006 mit 1.000 Plätzen auf, URL: http://fhh.hamburg.de/stadt/aktuell/pressemeldungen/2006/august/18/2006-08-18-bwa-sofortprogrammausbildung.html [Stand: 2008-06-03] Hamburger Abendblatt, 2005, Jugendarbeitslosigkeit stieg dramatisch an, URL: http://www.abendblatt.de/daten/2005/08/23/474029.html [Stand: 2008-06-03] Hamburger Institut für Berufliche Bildung (HIBB), 2008, Berufsvorbereitung, URL: http://www.hibb.hamburg.de/index.php/article/detail/1117 [Stand: 2008-06-03] Handwerkskammer Hamburg, 2008 Förderung betrieblicher Ausbildungsplätze für benachteiligte Jugendliche, URL: http://www.hwk-hamburg.de/ausbildung/foerderprogramme/index.php [Stand: 2008-06- 04] Sekretariat für Kooperation, 2007, Hamburger Berufsbildungsatlas Förderangebote, Wege in Ausbildung und Beruf, URL: http://www.ichblickdurch.de/ycms_site/objects/ download/123_graphikfrderstruktur19.11.2007.pdf [Stand: 2008-06-14]