Elektronische Seekarten



Ähnliche Dokumente
Elektronische Seekarten

Die Elektronische Seekarte

SEEHANDBÜCHER SEEHANDBÜCHER NATURVERHÄLTNISSE

Hydrographische Informationen im Kontext mariner Geoinformationssysteme. Dr. Mathias Jonas Nautischer Informationsdienst BSH Rostock

Seekartographie beim BSH AgA /

Aktion Neue Version Alte Version Geoportal - Startseite AppMenü. Was: Start ausgewählter Kartenviewer- Integrationen

Anleitung MSK 125 Software Update

Externe Geräte. Benutzerhandbuch

Farbkopierer Plotter Großformatdrucker Scanner Laserdrucker Faltmaschinen Software

Integrierte Navigationssysteme (Radar, Inland ECDIS, Inland AIS)

Externe Geräte. Teilenummer des Dokuments: In diesem Handbuch wird die Verwendung optionaler externer Geräte erläutert.

Externe Geräte. Benutzerhandbuch

Externe Speicher- und Erweiterungskarten Benutzerhandbuch

Suche und Rettung SICHERHEIT UND SERVICE

Kartographische Visualisierung

Externe Geräte. Benutzerhandbuch

Benutzerhandbuch 10/2011 MN Z-DE. Kommunikation System

Garmin POI-Sammlungen Download und Installationsanleitung

Navigation-Professionell.de

Externe Geräte. Benutzerhandbuch

Externe Speicherund. Erweiterungskarten. Teilenummer des Dokuments: Dieses Handbuch erläutert die Verwendung externer Speicherund

Port-ECDIS: mit Port-ENCs in Häfen unterwegs. 3.Symposium Geoinformationen für die Küstenzone, 6.Okt Roland Hoffmann, HPA / H13-1

Lichterführung und Schallsignalanlagen. auf Fahrzeugen unter 20 Meter Länge in der Seeschifffahrt

Smrender Ein flexibler Seekarten-Renderer

GPS Navigation für PPC

Herstellung von Inland-ENC (Electronic Navigational Chart) in der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes

Merkblatt zur elektronischen Angebotsabgabe

Benutzerhandbuch. USB 2.0 zu IDE und SATA Adapterkabel. Modell: DA-70202

Externe Geräte Benutzerhandbuch

Smart Meter. Mit dem intelligenten Stromzähler den Stromverbrauch im Blick.

Konzept zum Datentransfer und zur Datenspeicherung

Folie 1 NABK. Niedersächsische Akademie. Lehrgang Digitalfunk. Kartenkunde. Kartenkunde für den Sprechfunk

Gute Karten für Mountainbiker. und Rennradfahrer

Bitte lesen Sie dieses Dokument erst komplett durch, bevor Sie mit dem Installieren anfangen.

Themen. Wetter Seemannschaft Sicherheit auf See Berufsschifffahrt Manövrieren Umweltschutz Seenotsignale und -mittel Knoten Gezeiten

PICO Plug Benutzeranleitung

Benutzerhandbuch DMD Configurator

3. Seeschifffahrts-Sicherheits- Konferenz 2017 Hat die Seeschifffahrt von morgen schon begonnen? November 2017 Berlin

KeptSecret User Guide

Beispiel HOCHBAU Umkehrdach

Datenaustausch mit SFirm

DMX-LED-DIMMER X9 X9

DMX-Relais-Interface

Bachelorseminar. zur. Bachelorarbeit. Verwendung eines 2D/3D-Geoinformationssystems zur Visualisierung und Analyse einer archäologischen Ausgrabung

DMX-RELAIS 2. Bedienungsanleitung

Die Zentrale Stelle Geotopographie stellt sich vor

rechenstarker Prozessor berührungsempfindliches Farbdisplay mit hoher Auflösung, der Touchscreen

Geodateninfrastruktur des BSH

Die Zentrale Stelle Geotopographie stellt sich vor. Julia Rehfeld

Eine Handschrift vektorisieren

Erstellen eines Referates in Word

Nutzen von AIS und ECDIS für die Binnenschifffahrt

Individuelles Öffnungselement

MPC Treiberinstallation

ECDIS UPDATE NEUE IEC 61174

Schwerer Maschinenschaden mit anschließendem Brand an Bord des Frachters THETIS D am 26. Oktober 2015 in der Kieler Bucht

BSH Im Dienst für Schifffahrt und Meer Landshut

USB 2.0 Docking Station für 2.5 /3.5 SATA und IDE Festplatten QP0007

Unterstützung der standardisierten DATEV-Schnittstellenformate. Diamant /3 DATEV Integration

SAGis web Schnelleinstieg

Technische Rahmenbedingungen der

Aktuelle Anwendungen des Peil- & Vermessungsdienstes der Hamburg Port Authority im Hamburger Hafen

MedienManager Automatisierte Inhalte

GPS Praxisbuch Sport-/ Outdoorgeräte

Hans-Christoph Reitz 1. Ausgabe, Oktober Dateien, Ordner und Programme Ordnung schaffen mit Windows 7 PE-ORDW7

Orderman Columbus VERTRAUEN SIE IHRER INTUITION 300 & 700

Anleitung zum Rücksicherung einer manuell erstellten Datensicherung

Hinweise zur Erlangung einer Zustimmung im Einzelfall

500 Jahre Reinheitsgebot. Leitfaden für das Jubiläumslogo

Vielfältiges Vokabeltraining mit einem Memoryspiel zum Thema Adjektive

Installation Hardware. Erweiterung Installationshandbuch Einspeisemanagement

GPS Navigation auf See

DVB-T EuroMini200 Seite 1 von 10

Mobile Power Bank mit LCD / 6000mAh PA0050B

Externe Speicher- und

Externe Speicher- und Erweiterungskarten

Bedienungsanleitung Autoschlüssel Spy Kamera HD

Neu: Toshiba LifeSpace

Die 10 Gebote der BARRIERE-FREIHEIT Barrieren sind Hindernisse. Barriere-Freiheit heißt: Ohne Hindernisse Gebot heißt: Du sollst etwas genau beachten

Lifecycle- und Rolloutmanagement von Digital Signage Netzwerken mit kompas

Modul 11: Geographische Analyse und Darstellungsmethoden. OpenStreetMap // Beatrice Balu

Eine DVD-9 zu DVD-5 enkodieren

Anzeigen des Monitor-Bildes auf einen externen Bildschirm M.Kuhlmann

ACTOR². Twin Kamera Recorder. Bedienungsanleitung V2.1. Allgemeiner Hinweis:

BMC 19. Die grafische Darstellung einer Messserie wird von der Software ebenso angeboten,

DFBnet Verein. Vereinsverwaltung. - Neuen Benutzer anlegen - Schnellhilfe BEVOR SIE STARTEN!... 2 BENUTZERPROFIL ERSTELLEN/BEARBEITEN...

LCD-Verwaltungssoftware LCD-VSW

GIS Einführungsschulung

Fragen und Antworten zum Verzögerungsgeld nach 146 Abs. 2b AO

Digitales Geländemodell für die Nord- und Ostsee

Rehabilitation heißt: Wieder in der Gesellschaft mit machen. Zum Beispiel: Durch Hilfe für behinderte oder kranke Menschen.

IDE zu USB2.0 Externes Festplatten - Gehäuse 2,5 (DA ) BEDIENUNGSANLEITUNG

Änderungen SRC zum 1. Oktober 2018 Vergleich der Änderungen im Fragenkatalog

Fachstelle der WSV für Verkehrstechniken

JOANNEUM RESEARCH. Institut für Informationssysteme & Informationsmanagement. IMDAS-Pro Anwendertreffen. Werner Preininger 17.3.

himberry / photocase.com IBIS MARKETING TOOLKIT

Wie man die Installation für den GT 782/GT 541 für Windows 7 wiederherstellt.

Benutzerhandbuch Beispielapplikation Finanzsituation

Transkript:

Der Begriff Elektronische Seekarte ist eine ungeschützte, generelle Bezeichnung für elektronische Systeme, die digitale Seekartendaten auf einem Bildschirm darstellen. Der Begriff als solcher sagt weder etwas über Herkunft oder Qualität des digitalen Kartenmaterials noch über die damit möglichen Navigationsfunktionen und Bedienmöglichkeiten aus. Grundsätzlich bieten alle Elektronischen Seekarten eine Zusammenschaltung mit GPS als Positionssensor und ermöglichen damit eine mit dem Schiff mitfahrende Anzeige des Kartenbildes. Rasterkarten Rasterkarten sind durch Scannen gewonnene digitale Seekartendaten, die eine Kopie der Papierseekarte auf einem Bildschirm liefern. Allerdings ist die Darstellung der großen, mit zahlreichen filigranen Symbolen versehenen Papierseekarte auf der relativ kleinen Anzeigefläche eines Monitors problematisch. Zudem sind die Karteninhalte wegen der weit schlechteren Auflösung auf dem Bildschirm nur im Originalmaßstab hinreichend gut zu erkennen. Die Folge: Zoomt man hinein, wird das Bild körnig; zoomt man hinaus, rücken viele Details ununterscheidbar dicht zusammen. Wegen dieser und anderer Nachteile wurde aus Sicherheitsgründen international festgelegt, dass ein elektronisches Seekartensystem, das ausschließlich Rasterkarten verwendet, nicht von der Ausrüstungspflicht mit Papierseekarten befreit. Vektorkarten Der Begriff Vektorkarte beschreibt eine völlig andere Kategorie digitaler Karten. Alle in der Karte enthaltenen graphischen und geometrischen Elemente wie z. B. Linien, Flächen oder Seezeichen werden mit ihren Eigenschaften und ihrer geographischen Position in einer Datenbank gespeichert. Vektordaten sind also keine Bildpunkte, sondern intelligente Informationseinheiten sogenannte Kartenobjekte. Das Kartenbild wird dadurch erzeugt, dass ausgewählte Kartenobjekte aus der Datenbank gelesen und gemäß ihren Eigenschaften entsprechenden Farben und Symbolen zugeordnet werden, die einer umfangreichen Darstellungsbibliothek angehören. Durch diese Trennung von Inhalt und Darstellung ist die Vektorkarte wesentlich flexibler und kann den Eigenheiten einer Bildschirm-Wiedergabe viel besser angepasst werden. Zudem können die Informationen, die zu jedem Kartenobjekt in der Datenbank enthalten sind, durch den Com- Eingescannte Karte der Eckernförder Bucht (Ausschnitt) ENC-Darstellung der Eckernförder Bucht

bands. Zellen, die demselben usage band angehören, überlappen sich inhaltlich nicht. Trotzdem kann es für ein und dasselbe Seegebiet mehrere Zellen geben allerdings in unterschiedlichen usage bands ähnlich den von den Papierseekarten bekannten Maßstabsstufen. Zoomt man in die ENC-Daten eines Seegebietes hinein, lädt die Software automatisch die Zelle, die am besten zum gewählten Bildschirmausschnitt passt. Auf der Grundlage eigener Vermessungen sowie vieler anderer behördlicher Quellen erstellt das BSH ENCs für die deutschen Seegebiete in der Nord- und Ostsee. ENC-Herstellung im BSH puter abgefragt und untersucht werden. Darum weiß das System z.b. wo es in Vektorkarten tief oder flach ist und somit eine potentielle Gefahr droht. Durch diese Zusatzfunktionen können Vektorkarten die Nachteile der kleinen Darstellungsfläche von Bildschirmen und deren geringer Auflösung ausgleichen. Um jedoch eine Papierseekarte vollständig zu ersetzen, muss ein elektronisches Seekartensystem mit international standardisierten Vektorkarten arbeiten und ganz bestimmte Navigationsfunktionen bieten. ENC ENC steht für Electronic Navigational Chart, was übersetzt zwar Elektronische Navigationskarte heißt, aber eigentlich die offizielle Bezeichnung für amtliche hydrographische Vektorkartendaten ist. ENCs werden von den hydrographischen Diensten der Welt in dem von ihrer Dachorganisation IHO (International Hydrographic Organisation) festgelegten, einheitlichen Datenformat S-57 hergestellt. ENCs sind in sogenannten Zellen organisiert. Diese sind rechteckig und bedecken ein durch geographische Koordinaten festgelegtes Seegebiet. Die Zellen werden jeweils definierten Maßstabsbereichen mit unterschiedlichem Detaillierungsgrad zugeordnet, den sogenannten usage ECDIS Für die Berufsschifffahrt hat die IMO (International Maritime Organisation) die Mindestanforderungen an das Bordgerät genormt, das die Darstellung der Seekartendaten realisiert und die darauf aufbauenden Navigationsfunktionen unterstützt. Dieses Navigationsgerät hat den Namen Electronic Chart Display and Information System, kurz ECDIS, erhalten. ECDIS arbeiten wahlweise mit Raster- und Vektorkarten aus amtlichen und nichtamtlichen Quellen. Die Fähigkeiten eines ECDIS gehen dabei weit über die Seekartendarstellung auf einem Bildschirm hinaus. Eine vom BSH amtlich zugelassene ECDIS wird weltweit anerkannt; in der Berufsschifffahrt befreit ihr Einsatz an Bord unter bestimmten Voraussetzungen von der Pflicht, amtliche Papierseekarten mitzuführen. Der Einsatz von ECDIS findet in der Berufsschifffahrt rasch wachsende Verbreitung. ECS Der Begriff Electronic Chart Systems (ECS) bezeichnet solche Elektronischen Seekarten, die die Mindestanforderungen der IMO an ECDIS nicht erfüllen bzw. für die keine behördliche Zulassung als ECDIS existiert. In diese Kategorie fällt z.b. auch die in der Sportschifffahrt beliebte Seekartensoftware für PC s. Zu den IMO-Mindestanforderungen für ECDIS zählt auch zwingend die Verwendung amtlicher ENCs. Jede Art Elektronischer Seekarte, also auch eine baumustergeprüfte ECDIS, fällt daher bei Verwendung privat hergestellter, nichtamtlicher Seekartendaten in den ECS-Status. ECS können amtliche Papierseekarten nicht gleichwertig ersetzen. Die ausrüstungspflichtige Schifffahrt, soweit sie mit einem ECS fährt, muss also stets auch aktuelle amtliche Papierseekarten für die Navigation einsetzen.

ECDIS-Darstellung Tag ECDIS-Darstellung Nacht

Einsatzbedingungen und Checkliste für Elektronische Seekarten in der Sport- und Kleinschifffahrt Für die Sport- und Kleinschifffahrt hat das zuständige Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Ausnahmen von der für die Berufsschifffahrt uneingeschränkt geltenden Ausrüstungspflicht mit amtlichen Seekarten erlassen. So können sich Freizeitskipper unter deutscher Flagge auch mit nichtamtlichen Papierseekarten oder eben Elektronischen Seekarten ausrüsten. Vertrieben werden Chartplotter, PC-basierte Systeme und Komplettangebote, z.t. sehr funktionelle, von professionellen Entwicklungen abgeleitete Geräte, wie sie vorab für den Einsatz in der Berufsschifffahrt beschrieben worden sind. Ein großer Teil der Angebote orientiert sich an der Nachfrage für reine Softwareprodukte, die der Skipper auf seinem ohnehin schon vorhandenen Notebook einsetzen kann. Die nachstehende Checkliste soll die Orientierung in der wachsenden Zahl der Angebote erleichtern: Neubeschaffung eines Systems Ist das Gerät für den vorgesehenen Einbauort geeignet? Es ist zu beachten, dass Bildschirm und Zentraleinheit oft getrennt voneinander aufgestellt werden können, aber Laufwerke für Speichermedien zugänglich sein müssen. Ist ein Spritzwasserschutz notwendig? Kann der Bildschirm unter den herrschenden Beleuchtungsverhältnissen (Sonnenlicht!) einwandfrei abgelesen werden? Ist eine für die vorgesehene Installation ausreichende Anzahl von Schnittstellen bereits im Lieferumfang enthalten (je ein Dateneingang für GPS, Kompass, Echolot)? Steht eine geeignete Stromversorgung zur Verfügung? Hat das Gerät eine CE-Kennzeichnung? ECDIS-Einsatz an Bord Nutzung eines bereits vorhandenen Computers Ist das Gerät für den Bordeinsatz robust genug? Verfügt das Gerät über einen leistungsfähigen Prozessor? Verfügt das Gerät über ausreichend Hauptspeicher- und Festplattenkapazität? Sind geeignete Laufwerke für die notwendigen Speichermedien vorhanden? Verfügt das Gerät über eine ausreichende Anzahl von Schnittstellen (je ein Dateneingang für GPS, Kompass, Echolot)? Kann der Bildschirm auch unter Tageslichtbedingungen und unter seitlichem Blickwinkel hinreichend gut abgelesen werden? Eine Maus-Bedienung ist für den Bordbetrieb ungeeignet. Ist ein Mouse-Pad integriert oder ein Rollball anschließbar? Welches Betriebssystem benötigt die in Aussicht genommene Software der Elektronischen Seekarten? Bitte bedenken Sie in jedem Fall: Mängel in der Seekartenausstattung ob papiergebunden oder elektronisch die ursächlich oder mitursächlich für einen Seeunfall sind, können von einem Seeamt als grobe Fahrlässigkeit und Verstoß gegen die Regeln der guten Seemannschaft gewertet werden und den Verlust des Bootsführerscheins sowie versicherungsrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Aktuelle Übersicht der ENC-Karten unter www.bsh.de/produkte/karten/elektronische Seekarten

Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) Hamburg und Rostock 2006 www.bsh.de Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieses Werkes darf ohne ausdrückliche schriftliche Genehmigung des BSH reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.