Arbeitsbuch fotografiert von Lars Hennings

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New York, 8th Ave & W 17th St / Öl auf Leinwand / 80 x 60 cm / 1999

Transkript:

Arbeitsbuch 2019 fotografiert von Lars Hennings

Arbeitsbuch 2019 fotografiert von Lars Hennings Jede Form der Kopie ist untersagt.

Abstrakt? Mit diesem Arbeitsbuch 2019 fasse ich zusammen, was in den Arbeitsheften nach Nr. 4 dargestellt wurde, die weiterhin greifbar sind. Die ebenfalls 2019 entstandenen Themenhefte zu Skulpturen und zu früheren Zeiträumen, zum Teil noch im Mittelformat, bleiben bestehen. Einige textliche Hinweise finden sich jeweils vor bestimmten Bildgruppen. (S. 5) Überwiegend werden wieder Stillleben gezeigt, also für die Kamera komponierte Objektgruppen (nachdem ich sogar im Tierpark war). Wenn auch Flaschen als Motiv nur wenig benutzt wurden, so folgen die Bilder wie ich anstelle von Fotografien sage doch meinem Morandi-Projekt. Mit dem hatte ich diese Bildform geübt, wenn auch nicht als blosses Kopieren (eines seiner Bilder wurde aber studienhalber als Modell 1:1 nachgebaut). Worin ich Morandi zustimme ist, die abgebildeten Objekte nicht im Sinne ihrer Erscheinung, etwa als Flasche, zu verstehen, sondern eine Ebene zurücktretend nur deren Formen, Farben und das Licht. Für die Arbeit mit der Kamera ist das zwingender als in der Malerei, da alle Linien und Überschneidungen im Sucher geprüft werden müssen. Insofern sehe ich in solchen Bildern eine Art Abstraktion. Nicht abstrahiert von den (noch erkennbaren) realen Objekten, sondern im Sinne abstrakter Kunst: als nichtgegenständlich. Formen, Farben und Licht sollen (meist sehr einfache) Kompositionen ergeben. Mir geht es also nicht um typische gute Fotografien, die massenhaft die Online-Galerien füllen, und auch nicht primär um abstrakte Fotos durch Detailaufnahmen, obwohl meine Versuche mit Details von Skulpturen begannen (Aheft: Plickat); solche Bilder mache auch ich weiterhin. Diese Vorstellung knüpft um es von einer weiteren Sicht zu sagen an der Konkreten Kunst an, soweit die nur ihre Erzeugnisse, etwa ein Bild, so verstanden wissen wollte, wie sie konkret sichtbar sind; keine Geschichte, keine Emotion war mitzuteilen, um zu sehen. Betrachter nnen bestimmen allein für sich. Nun möchte ich nicht als Künstler gelten, auch für meine Bilder beanspruche ich nicht, Kunst zu sein. Mir geht es mehr darum, Bilder zu verstehen. Für mit der Kamera gemachte Aufnahmen sind Motiv-Objekte also zwingend. Sie verbleiben in der Fotografie als Abbild von etwas, und seien es von aussen ins Motiv fallende Schatten. Deshalb ist der Bezug auf Morandi so hilfreich, der oberflächlich gesehen überhaupt nicht versuchte, abstrakt zu malen oder gar zu radieren. Wer Lust zur Beschäftigung mit solchen Bildern hat, braucht entsprechend erst einmal wohlwollende Phantasie, bevor dann vielleicht die Kritik folgt. Glänzende Motive scheinen einen gewissen Reiz zu haben; selbst junge Fotograf!nnen verweisen auf Verkaufs- Kataloge eines New Art Déco Ladens als Vorlagen für Stills. Ich versuche gern das Gegenteil: einfache Objekte, wie rostige Nägel, ungehobeltes Holz... Wie wir sie in Arbeiten der Modernen Kunst auch finden, als es um Suche nach Neuem ging. Es gibt bei mir keine Titel, da liesse sich viel zusammenphantasieren. Bunte Kugeln (oder Flaschen, Geschirr, Pappgitarren) sind also nur so etwas wie ein Medium, so wie Farbflächen und deren Form im abstrakten Bild Träger von Bedeutung als Grafik sind. Und dann muss ich sie noch interessant finden, erinnerswert für diese Arbeit. In einer Reihe von Bildern zitiere ich fremde Kunstwerke. Zu Picassos Guernica und zum Ansatz von De Chirico erläutere ich das in kurzen Anmerkungen; in anderen Fällen verweist nur eine eckige Klammer [ ] auf jene Autoren, bei fotografierten Kunstwerken eine runde ( ). LarsHennings.de 3

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Mit einer Fotografie der Dinge, sagt Christina Pack, die damit Alltagsgegenstände meint, werde der alte Begriff des Stilllebens aus der Malerei erweitert. Das reizt zur Reflexion. Oben habe ich von für die Kamera komponierten Objektgruppen als Definition für Stillleben gesprochen. Das gilt ebenso für ein einzelnes abgebildetes Objekt, eine Kanne, ein Schatten oder Gemüseabfälle, wenn es arrangiert ist und nicht nur ein Ausschnitt von etwas Unbeweglichem, wie einem Haus, abgebildet wird. Die Konzentration bei der Betrachtung von Bildern auf Form, Farbe und Licht ebnet aber Unterschiede der Komposition, etwa bei Bücherstapeln oder Gebäuden, ein. Fotografische Stillleben sind wohl durch sechs Ebenen bestimmt, durch 1. Arrangieren in einer Umgebung, 2. Wählen des Ausschnitts, 3. Setzen des Lichts, dazu spielt 4. eine Rolle, was arrangiert wird, Edles oder Abfall, Glänzendes oder Stumpfes, und 5. die (technische) Ausfertigung der Fotos, die manchmal für ein Bild überbewertet wird. 6. ist für viele Leute wichtig: wer fotografiert. Eine Beurteilung ist von diversen Standpunkten möglich. Ob ein Bild als New Art Deco Schmuckstück für die gentrifizierte Wohnung das Ziel ist, oder der Tradition sehr schlicht gemachter, vielleicht experimenteller Fotos gefolgt wird, sagt über die Bild-Qualität erstmal nicht viel aus. Wer mag, soll Fotografie primär nach Warenwert einschätzen, weil die bedeutende Galerie für Autor n oder Besitzer n eine Weihe ins Höhere signalisiert. Dabei wird dann nichts akzeptiert, was nicht als richtiges Still in den Hochglanz- Verkaufskatalog passt. Dessen Bilder mit ja oft hoher Qualität werden manchmal verabsolutiert, als wenn es nichts anderes gäbe, geben darf. Die Kunstgeschichte ist voll von solcher Akademisierung als Abgrenzung und deren Überwindung. Ein Motiv-Objekt könnte auch beim Arrangieren figurale Qualität als (temporäre) Kunst gewinnen, weil es abgebildet wird. Kunst als Motiv bewertet das Foto auch dann, wenn mehr als nur dokumentiert wird, und das Kunstwerk sogar eher schlicht und/ oder stumpf ist. (Aheft 4: 31; Plickat: 87) Warum soll nicht ein typisches, also nicht-reales Bild Morandis im chremigen Farbton durch rohes Holz, Schleifpapier und natürlich Flaschen fotografisch ver- bzw. untersucht und diskutiert werden? (s. u.) Meine Stillleben testen oft besonders einfache Darstellungen. Sie zeigen dabei nicht generell Neues; alles wurde schon ähnlich fotografiert, besser oder auch noch geknipster. Ein grundsätzlicher Dünkel kommt mir so vor, als würde z. B. das Foto von William Fox Talbot: Porzellanstücke heute Morandi vorgehalten. Wenn in meiner Morandi-Studie Flaschen fotografiert wurden, die solchen technischen Ansprüchen genügen, oder mit dem doppeltem Streiflicht der Dunkelfeld-Methode die Kontur von polierten Glasformen nachgezeichnet wird, ist das doch nur ein technisches Detail. Früher waren Stillleben symbolisch aufgeladen, nichts darauf war ohne Bedeutung, wie etwa die Vanitas-Symbole als Zeichen der Vergänglichkeit, die Sünde und Völlerei in den Bildern zugleich heuchlerisch relativierten. Darum geht es mir wahrlich nicht, selbst wenn ich mal ironisch Vanitas- Symbole andeute (gekippte Flasche, labiles Gleichgewicht beim Messer). Nein, keine Aussagen, keine Kunst in meinen Bildern, nur ein Lernen, mit was auch immer, wie auch immer (und das mit künstlerischem Anspruch ). Der Begriff: Stillleben erlaubt ein differenziertes Analysieren und kann kaum verfremdet werden. So wie auch diese Bildform nicht auf bestimmte Formen matt oder glänzend reduziert werden kann. Es zählt die Komposition. Weitere Hinweise: De Chirico 35 Simon Galerie 63 Guernica 159 LarsHennings.de 5

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Veritas [> Morandi] LarsHennings.de 11

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[Nikolai Suetin] LarsHennings.de 23

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[Wassily Kandinsky] LarsHennings.de 25

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[Kasimir Malewitsch] LarsHennings.de 29

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De Chirico Manchmal lasse ich mich also von Kunstwerken vage inspirieren, etwa von Kandinsky: Im Blau (s. o., Kugel mit Linie), oder durch eine Gitarre von Picasso. (s. u.). Besonders gilt das für Morandi, den ich recht genau und umfassend fotografisch untersuchte. Die Kunst der Moderne zeigt ein erstes Höchstmass an abstraktem Denken, das in der (digitalen) Nach-Moderne nun noch komplexer wird; um nur dies anzudeuten. Etwas direkt Sichtbares dennoch als nicht-gegenständlich zu sehen macht wie nun deutlich wird bereits Morandis Stillleben zu einer nach-modernen Malerei. Es ist eine noch weitergehende kognitive Abstraktion, die da abverlangt wird, als in derjenigen modernen Kunst um das beginnende 20. Jahrhundert, die das Abstrakte im Bild selbst zeigt; Morandis Motive sind dagegen nicht abstrahiert gemalt, sondern nur gedacht. Gelegentlich wurde Kunst auch früher so verstanden, etwa in der Fotografie die Kloschüssel von Weston (im Grenzbereich: Baselitz, seit der mit dem kopfüber Malen das Reale ausblenden, und sich an ihm dennoch orientieren will). Generell gab es das sonst jedenfalls aus heutiger Beurteilung so konsequent wie bei Morandi wohl nicht; es gäbe sagt der ja nichts Abstrakteres als die Realität. Giorgio De Chirico ist Begründer der Pittura metafisica, einer Gruppe, der neben Carlo Carrà auch der junge Giorgio Morandi eine kurze Zeit (halbherzig) angehörte. Er wurde für jene Kunst, die im weitesten Sinn Anfang letzten Jahrhunderts als Futurismus, Surrealismus oder eben Metaphysisches gefasst wurde, einer der Urheber, der viele wichtige Künstler nnen tief beeindruckte. Mein gleich gezeigtes Bild mit dem Gummihandschuh bezieht sich auf seine Arbeit: Das Lied der Liebe. An deren rechtem Rand malte er eine seiner immer wieder benutzten Arkaden, die geheimnisvolle, traumhafte italienische Plätze umgrenzen. Solche Rundbögen verwendete ich in einer freien Installation, die in anderer Weise eine leere, verrätselte Umwelt andeutet. Eine ähnliche Abgrenzung, nun aber mit groben Pfeilern, prägt mein nächstes Bild. Der folgende Kopf mit den Bananen verweist auf sein Gemälde: Die Unsicherheit des Dichters; die Arkaden darin verfremdete ich durch zwei Dreieck-Formen. Solche Bilder mit ihrer Verrätselung bieten sich für meine Versuche an, keinen Sinn ausdrücken zu wollen. Gelegentlich Bezug auf Metaphysisches zu nehmen ist Ironie. Bei Darstellungen realer Dinge, wie Bananen oder Flaschen, werden in manchen Kunstwerken also dennoch Abstraktionen sichtbar, beziehungsweise nähern sie sich denen an. Das sei noch einmal betont, weil meine Bilder nicht bestimmten Konzeptionen der abstrakten oder gegenstandslosen Kunst folgen, wie surrealistischen oder etwa fotorealistischen Formen; es geht mir um eine Metaebene im Rahmen der Möglichkeiten der Foto-Kamera. LarsHennings.de 35

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[Picasso] LarsHennings.de 47

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Demoisellesv [Picasso] LarsHennings.de 49

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Simon Galerie Die Bilder der Simon-Galerie zeigen gut, warum ich von Arbeitsheften spreche. Das Titelbild ist so eins, das nur so sein kann wie es ist; abgesehen von geringen Verbesserungen, die Probleme der weich eingestellten Kamera ausgleichen. Sonst müsste einfach ein neues gemacht werden. Die anderen Bilder bieten mehr Möglichkeiten der Bearbeitung, sie loten auch bei gegebener Kamera und Objektiven die Perspektiven aus, die ebenso bei anderem Wetter/ Licht zu nutzen wären. Beim Titelbild ergab es sich zur richtigen Zeit, einen sonst abgesperrten Standplatz einnehmen zu können, um den Verlauf der langen Wand durch den Schattenwurf erkennbar werden zu lassen (übrigens wurde die das Dach überragende Domspitze per Bildbearbeitung entfernt, wie bei anderen Bildern Kräne, obwohl ich Retusche generell nur sehr sparsam einsetze und bei wesentlichen Eingriffen durch [M] für Manipulation kennzeichne). Arbeitsheft bedeutet also, ein Hilfsmittel einzusetzen wie einen Skizzenblock bei anderen Aufgaben. Es geht nicht um das Präsentieren, womöglich als die Besten!, sondern um Übung, Sammlung und Reflektion für mich; selbstverständlich anhand schon interessanter Bilder. Es ist nicht so, dass ich die Bilder der Galerie im meist grauen Morgen für keine interessante Darstellung der architektonischen Bearbeitung des antiken Pergamon- Altars halte, die Treppe und einseitig den Vorsprung daneben zitiert; zuviel Glorifizierung solcher Zeiten schadet vielleicht (im Ehrenhof fehlt mir eine farbige, sehr abstrakte Skulptur; etwa aus rotem Travertin). Generell zeigen die Bilder den Versuch, an die anderen Säulen des neoklassischen Eklektizismus anzubinden, um zugleich mit ihnen zu brechen. Meine Bilder zeigen die perspektivischen Übergänge vom Alten wie vom Neuen Museum her. Ebenso die Verbindung mit dem neuen Gebäude, das hin zum Neubau am Deutschen Museum weist. Durch sehr schlanke Pfeiler und schnörkellose Flächen ist die Simon Galerie, die einem jüdischen Grossspender der Kaiserzeit gewidmet ist, auch ein Kontrapunkt zum tapezierten Kaiser-Schloss. LarsHennings.de 63

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(Micha Ullmann) LarsHennings.de 133

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(Georg Seibert) LarsHennings.de 135

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[André Kertész] LarsHennings.de 145

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Guernica Picassos Guernica entstand als Protest gegen die Bombardierung der baskischen Stadt mit Hilfe der deutschen Luftwaffe 1937. Mir geht es um das Verständnis der Struktur dieser 3,5 x 7,8 m grossen Arbeit, dessen äussere Proportion beibehalten ist. Eine der Grundaussagen, das mörderische Chaos des Krieges, wird in eine recht straffe Ordnung gebracht, denn sagt Garaudy, (Hg. Cassou) das Gemälde könne als Triptychon gesehen werden es ist von rechts nach links zu lesen, der Mittelteil sei ein gleichschenkliges Dreieck. Rechts stürzt aus einem brennenden Haus eine Frau herab, in der Mitte sehen wir das leidende Pferd mit zwei weiteren Frauen, von denen eine die Fackel der Hoffnung trägt, die dem Stier im linken Teil gereicht wird. Der symbolisiere in stoischer Haltung die Hoffnung der spanischen Republik. Unter ihm klagt eine Mutter mit ihrem toten Kind im Arm. Der linke Teil ist am unteren Bildrand durch die Figur eines toten Kriegers mit dem Mittelteil verbunden, ähnlich streckt eine der Frauen der Mitte ihre Beine nach hinten weit in den rechten Teil hinein. Ihr Fuss ähnelt in der Fortsetzung des hingestreckten Sterbenden mit der markanten knochigen Form dessen Hände; sie bilden als Reihe den unteren Abschluss. Im Original ragt der rechte Arm des Kriegers mit einem zerbrochenen Schwert flach liegend in die Mitte des Bildes; sein Körper ist unter dem sterbenden Pferd nicht eindeutig auszumachen. In meinen Bildern würde die Zerstörung der (zu kurzen) Holzfigur, um sie entsprechend länger werden zu lassen, zu weit ins Detail führen. So wurde sie allein zum dominanten verbindenden Bildelement. Deren skelettartige Herstellung, die ein wenig die konstruktivistische Malerei des Originals aufgreift, konterkariert die klaren Formen der anderen drei Stücke meiner Installation. Die nachvollziehbare, wenn auch nicht offensichtliche Aufteilung ist in meinen Bildern zufällig in ihre spezielle Form gebracht worden, da die drei aufgestellten Stücke vorhanden waren (zwei davon, das linke Stück war ein Rest, das dem Stierkopf entsprechen konnte der Nagel und dessen Schatten ergeben ein Gehörn). Im ersten Versuch meiner Interpretation deuten die hellgrau aufgemalten Strukturen nur vage die nach links gerichtete Bewegung des Originals an. Der rechte Teil mit der nach unten spitz zulaufenden Form kann der fallenden Frau im Original entsprechen. Die Haltung der Gliederpuppe, die eine Kriegerin darstellt, soll mit dem hochragenden linken Arm die Wirkung des zum Stier sich reckenden Pferdes aufgreifen, ebenso wirkt bei Picasso jene schmale weisse Fläche, die den sterbenden Vogel zwischen beiden überdeckt. Meine Bemalung ist ebenfalls nur angedeutete Struktur, nicht erzählende Form, wie im Original. Deren Sinn wurde mit der zweiten Fotografie überprüft, für die lediglich der weisse Nagel belassen wurde. Stattdessen sind die das Bild prägende drei Stücke des Hintergrundes mehr aus der Fläche gedreht. Dabei entstand die Vorstellung, mit der Installation weiterhin in dreidimensionaler Sicht zu operieren; die ergänzenden Fotos prüfen, ob dadurch nicht die Ruinen der Stadt Guernica zum Vorschein kommen. Aus dem Horn/ Nagel wird ein leerer Flaggenmast der geschlagenen spanischen Republik. Der erhobene Arm wird zur vergeblichen Abwehr der deutschen und spanischen Mord-Gewalt an Frauen und Kindern. Diese Szene nun in ganz Weiss zu transformieren, eine bunte Farbe wäre dem Original nicht gerecht, scheint allenfalls in der rückwärts beleuchteten Version möglich zu sein. Die folgenden Detailaufnahmen führen dann wohl zu weit von der strukturellen Untersuchung weg. Der Bezug auf die Verletzung des Völkerrechts: USA > Irak oder: Türkei > Syrien ist augenfällig. LarsHennings.de 159

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[Alexander Calder] LarsHennings.de 179

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[Beuys] LarsHennings.de 181

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[Christo und Jeanne-Claude] LarsHennings.de 183

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[Günther Uecker] LarsHennings.de 191

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[Warhol] LarsHennings.de 195

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[Yves Klein] LarsHennings.de 201

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