IQM auch das noch? Erfahrungsbericht. Dr. med. Henrike Rohlfing, Fachärztin für Chirurgie und Viszeralchirurgie / Spezielle Viszeralchirurgie



Ähnliche Dokumente
Erfahrungen mit Qualitätsindikatoren und Peer Review an den Universitätsklinika Halle und Dresden

A-IQI Peer-Review-Verfahren. Checkliste Krankenhaus

Einfach, Schnell. Richtig, Analyse des Helios-Indikators Todesfälle bei Beatmung im Rahmen des QKK-Projektes. München, 18.

Datenanalyse. Compliance- Beobachtung. Stand

Leseauszug DGQ-Band 14-26

Patientensicherheit aus Patientensicht

Meine Lernplanung Wie lerne ich?

Fragebogen zur Mitarbeiterzufriedenheit in Rehabilitationskliniken

Integrierte Versorgung vor Ort

Praktische Beispiele für die positiven Auswirkungen des QM in AWO-Wohn- und Pflegeheimen

Ausfüllanleitung. zum indikationsspezifischen Datensatz. für das strukturierte Behandlungsprogramm KHK

Welchen Weg nimmt Ihr Vermögen. Unsere Leistung zu Ihrer Privaten Vermögensplanung. Wir machen aus Zahlen Werte

Projektmanagement. Einleitung. Beginn. Was ist Projektmanagement? In dieser Dokumentation erfahren Sie Folgendes:

Der Schutz von Patientendaten

Diamant- Ganzheitliche Sicht auf den geriatrischen Patienten

1 Einleitung. Lernziele. automatische Antworten bei Abwesenheit senden. Einstellungen für automatische Antworten Lerndauer. 4 Minuten.

Gründe für fehlende Vorsorgemaßnahmen gegen Krankheit

Tipps zum Aktenstudium für interne Fallanalysen

Dienstleistungen Externer Datenschutz. Beschreibung der Leistungen, die von strauss esolutions erbracht werden

DAS GRÜNE REZEPT. Für eine sichere Medikation mit rezeptfreien Arzneimitteln

Träger : Kath. Kirchengemeinde St. Laurentius Bretten

Lebensziel Eigenheim. Die Rolle des Internets. Repräsentative Umfrage Allianz Deutschland 2012

micura Pflegedienste München/Dachau GmbH

Systemisches Arbeiten

Meine Entscheidung zur Wiederaufnahme der Arbeit

Hamburg, den

Evaluation der Verwaltung

Sind Sie grundsätzlich mit der internen Kommunikation/Information an unserer Schule zufrieden?

Datengestützte Optimierung LEP und epa-cc-daten zur Stationssteuerung nutzen

-> Wir können bei Ihnen alle Behandlungen mit aufwendigen Maßnahmen, Spezialgeräten und hochwertigen Materialien, entsprechend den Kriterien

Patientenrechtegesetz. Dr. med. Dietrich Tamm, Medizin-Controlling, Gemeinschaftsklinikum Kemperhof Koblenz St. Elisabeth Mayen

Ablauf einer Bruststraffung. Am Beispiel von Bettie Ballhaus

Herzlich willkommen. Vielen Dank, dass Sie an unserer Studie teilnehmen (hinsetzen lassen etc.)

TYPO3 CMS 6.2 LTS. Die neue TYPO3- Version mit Langzeit- Support

Persönliche Zukunftsplanung mit Menschen, denen nicht zugetraut wird, dass sie für sich selbst sprechen können Von Susanne Göbel und Josef Ströbl

DER SELBST-CHECK FÜR IHR PROJEKT

Checkliste zur qualitativen Nutzenbewertung

Einführung Qualitätsmanagement 2 QM 2

Zusatzmodul Lagerverwaltung

unbürokratisch flexibel kostengünstig...

Zertifizierungskriterien der Regionalen und Überregionalen Stroke Units in Deutschland. Präambel:

Internet Marketing im Handwerk für regional tätige Handwerksunternehmen

Patienten-Informations-Zentrum Mobiles PIZ

impact ordering Info Produktkonfigurator

2 Vortrag oder Präsentation: Wo liegt der Unterschied?

ZUSATZ-WEITERBILDUNG SPEZIELLE S CHMERZTHERAPIE (KONS ERVATIV)

Klinisch-Therapeutisches Institut Hamburg

Vergleichende Untersuchungen der Sarstedt Blutsenkungssysteme. S-Monovette BSG und S-Sedivette und der Messgeräte Sediplus S 200 und S 2000

K INFO QUICK INFO QUICK INFO QUICK INFO QUICK INFO QUICK INFO QUICK INFO. Sprechstundenbedarf!

Patienteneinschreibung sowie DMP DM2-Betreuung inklusive Zielvereinbarung und Dokumentation

SF-RB. Modul Provisionsabrechnung & Planung Reiseagentenprovisionsabrechnung & Planung. SF-Software Touristiksoftware

Moderne Zahnheilkunde in Perfektion: Implantologie Mikroskopgestützte Wurzelkanalbehandlung Ästhetische Zahnheilkunde Kinderzahnheilkunde

Meet the Germans. Lerntipp zur Schulung der Fertigkeit des Sprechens. Lerntipp und Redemittel zur Präsentation oder einen Vortrag halten

Internes Audit. Medizinische Universität Wien

Lineargleichungssysteme: Additions-/ Subtraktionsverfahren

Wirksamkeit und Nutzen von einrichtungsinternem Qualitätsmanagement (IQM)

Personalentwicklung im Berliner Mittelstand. Darstellung der Studienergebnisse Berlin,

Lean Six Sigma im Health-Care - Ist Gesundheit ein Produkt? Ist der Patient ein Kunde? -

Ihr Weg in die Suchmaschinen

Unsere Produkte. Wir automatisieren Ihren Waren- und Informationsfluss. Wir unterstützen Ihren Verkaufsaußendienst.

Beratung im Kontext klinischer Sozialer Arbeit in Organkrebszentren Analyse von Auditdaten ausgewählter Brust- und Darmkrebszentren

von unserem Zolli präsentiert

sicher ist sicher Unser Konzept für Beratung, Betreuung, Service & Sicherheit für unsere Privatkunden

Die wesentlichen Eckpfeiler in der Bezugspflege im interdisziplinären Kontext

Verordnungsmanagement

Aktion oder Reaktion Qualität versus Sicherheit? Qualität ein PatientInnenrecht?

Kundenbefragung als Vehikel zur Optimierung des Customer Service Feedback des Kunden nutzen zur Verbesserung der eigenen Prozesse

Betriebliche Gestaltungsfelder

Die integrierte Zeiterfassung. Das innovative Softwarekonzept

Mehr Transparenz für optimalen Durchblick. Mit dem TÜV Rheinland Prüfzeichen.

Vorgestellt von Hans-Dieter Stubben

Updatehinweise für die Version forma 5.5.5

Die Post hat eine Umfrage gemacht

Beschwerdemanagement. was aus Patientensicht wichtig ist

Ziele und Vorhaben für die Schuljahre 2014/15 bis 2016/17. Gemeinsam leben Stärkung der Persönlichkeit und Förderung der sozialen Kompetenzen

Wie kann man Kreativität und Innovation fördern? Psychologische Ansätze zum Ideenmanagement

Online-Dokumentation von Tumorkonferenzen ener Tumordokumentationssystem (GTDS)

Implantate Anwendung in unserer Praxis

Summer Workshop Mehr Innovationskraft mit Change Management

GeFüGe Instrument I07 Mitarbeiterbefragung Arbeitsfähigkeit Stand:

Karl-Jaspers. Jaspers-Klinik. ggmbh. Ergebnisse (Zusammenfassung) Befragung der Niedergelassenen Ärzte 2009

Erwartungen der Kostenträger an die externe Qualitätssicherung

Volksbank BraWo Führungsgrundsätze

Pro Jahr werden rund 38 Millionen Patienten ambulant und stationär in unseren Krankenhäusern behandelt, statistisch also fast jeder zweite Deutsche.

BU-Optimierung: Mehr Schutz für ALLE! Berufsunfähigkeit.

Planung und Durchführung einer Präsentation

micura Pflegedienste Köln

Was könnte sein? (Zielvorstellungen und Indikatoren)

Pflegende Angehörige Online Ihre Plattform im Internet

Qualitätsmanagement-Handbuch Das QM-System Struktur des QM-Systems

TARIF. Sitzungspauschale (Ziffern 7821, 7822, 7823, 7824 SVDE-Fachpersonal) verrechnet werden.

Vergütung. Grundsätzliche Regelungen zur Vergütung

Zahlen gemeinsam zum Sprechen bringen: Qualitätsanalyse in Teamarbeit als Erfolgsfaktor für Qualitätsverbesserung

Social Media Einsatz in saarländischen Unternehmen. Ergebnisse einer Umfrage im Mai 2014

Prozessmanagement im OP. Prof. Dr. rer. oec. Dipl. Soz.-Päd. Michel Greiling

Warum sich das Management nicht für agile Softwareentwicklung interessieren sollte - aber für Agilität

Mitarbeitergespräche erfolgreich führen

BRUNIE ERP.kur. 2 medizinischer Arbeitsplatz. Ganzheitliches System für Mutter-Vater-Kind-Rehaeinrichtungen. Gina Sanders - Fotolia.

Suchmaschinenoptimierung (SEO) und Suchmaschinenmarketing (SEM)

Transkript:

IQM auch das noch? Erfahrungsbericht Dr. med. Henrike Rohlfing, Fachärztin für Chirurgie und Viszeralchirurgie / Spezielle Viszeralchirurgie IQM auch das noch? Henrike Rohlfing, UKB 04.05.2015 Seite 1

Gliederung des Vortrags Vor Tag X: Vorbereitung des externen Peer Review Tag X: Externes Peer Review Nach Tag X: Umsetzung der Lösungsvorschläge IQM auch das noch? Henrike Rohlfing Seite 2

Vor Tag X Mai 2014: Unsere Klinik wurde für externes Peer Review ausgewählt Liste mit 20 ausgewählten Fallnummern Ausdruck der elektronischen Patientenakte in eine Papierform Aufteilung der Fälle unter 5 Ober- / Fachärzte Information über Peer Review an beteiligte Fachrichtungen Individuelle Analyse der Akten / Fälle 3 Wochen vor Tag X interne Besprechung und Festlegung der Analysebögen (internes Peer Review Verfahren) Seite 3

Tag X morgendliches gemeinsames Treffen / Vorstellung der Anwesenden Nach ca. 3 h gemeinsame Besprechung / Diskussion der Ergebnisse: - Analysen / Selbstanalysen werden verglichen - Kritik und Optimierungspotentiale besprochen - Lösungsvorschläge erarbeitet Seite 4

Nach Tag X Nach Erhalt des Protokolls klinikinterne Teamsitzung: - Besprechung der Lösungsvorschläge - Planung der Umsetzung Seite 5

Wo nach werden die Fälle bewertet? 7 Kriterien: 1. Diagnostik und Behandlung adäquat und zeitgerecht? 2. Behandlungsprozesse zielführend und zeitnah kritisch hinterfragt? 3. Indikationen zur OP/Intervention/ITS angemessen und rechtszeitig? 4. Wurden Behandlungsleitlinien/Standards berücksichtigt? 5. Kontrollen der Behandlungsabläufe? 6. Interdisziplinäre Zusammenarbeit reibungslos? 7. War die Dokumentation umfassend und schlüssig? Seite 6

1. Diagnostik und Behandlung adäquat und zeitgerecht? Sespisdiagnostik therapie teilweise verzögert/unvollständig Konsequente Bestimmung und Dokumentation der SIRS-Kriterien Initialtherapie sofort einleiten Beispiel: Bei Patient nach Apolex der auf peripherer Station ein Colongangrän entwickelte fiel erst verspätet die Sepsis auf, Initialtherapie verzögert. Seite 7

2. Behandlungsprozesse zielführend und zeitnah kritisch hinterfragt? Therapieziele lassen sich nicht immer klar aus Dokumentation ableiten tägliche schriftliche Verlaufsdokumentation und regelmäßige Formulierung der Therapieziele In unserer elektronischen Patientenakte soll zeitnah dokumentiert werden. Seite 8

3. Indikationen zur OP / Intervention / ITS angemessen und rechtszeitig? Verlegungskriterien zw. ITS und Normalstation nicht immer erkennbar Festlegung und Dokumentation von Verlegungskriterien Die bestehenden Verlegungskriterien müssen dokumentiert werden. Es erfolgt nur eine Verlegung nach mündlicher Arzt Arzt Übergabe (Jeden Morgen werden die Patienten telefonisch an die Stationsärzte übergeben) Seite 9

4. Wurden Behandlungsleitlinien / Standards berücksichtigt? Standardisierte Beatmung und Sedierung teilweise nicht nachvollziehbar Antibiotikawechsel teilweise nicht nachvollziehbar Spezielle Weaningprotokolle Tägliche Aufwachversuche Beispiel: Patient war im Multiorganversagen. Aufgrund der Gesamtsituation Aufwachversuche nicht sinnvoll. Festgelegte Antibiotikastandards Wechsel dokumentieren Beispiel: Wir haben einmal wöchentlich eine Visite durch den Mikrobiologen. Zeitnahe Informationen über Antibiogramme. Dokumentation der Visiten sind nur unzureichend gemacht. Seite 10

5. Kontrollen der Behandlungsabläufe? Behandlungsabläufe teilweise schwer nachvollziehbar Verbesserung Visitendokumentation auf Normalstation Behandlungsabläufe, Differentialdiagnosen und therapeutische Überlegungen erkennbar dokumentieren Dokumentation während der Visite verbessern, standardisierte Visitenabläufe Seite 11

6. Interdisziplinäre Zusammenarbeit...die interdisziplinäre Zusammenarbeit erscheint im vorliegenden Fällen als reibungslos... Seite 12

7. Dokumentation...in der untersuchten Klinik existiert eine komplette elektronische Patientenakte...eine fast unüberschaubare Papiermenge macht die Überprüfung fast unmöglich... Seite 13

Ergebnis des externen PRV Insgesamt war in den Akten nachvollziehbar, dass es sich um außerordentlich multimorbide schwerstkranke Patienten handelte, deren Krankheitsverlauf schicksalhaft war. Zusammenfassend war für uns aber auch erkennbar, dass die Dokumentation ein zentrales Thema war und oftmals als verbesserungswürdig bezeichnet wurde. Seite 14

IQM auch das noch? JA Ein externes Peer Review Verfahren bedeutet erhebliches zusätzliches Engagement NEIN Chance zur Reflektion Kritische Selbstanalyse Optimierung von Abläufen Behebung von systematischen Fehlern Sammlung der Routinedaten erfolgt ohne zusätzliche Arbeit Seite 15